Druckkostenzuschussverlage und andere Methoden, Autor*innen zur Kasse zu bitten

Druckkostenzuschussverlage arbeiten grob gesagt nach dem Motto: »Wir bringen dein Buch heraus – aber du musst in Vorkasse gehen.« Je nach Verlag, der dies anbietet, muss man als Autor*in für eine einzige Veröffentlichung mehrere hundert oder tausende Euro bezahlen.

Das ist ein Missstand. Seriöse Verlage verlangen kein Geld von ihren Autor*innen – sie bezahlen Buchcover, Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Marketing/Werbung und die Druckauflage. Das gilt sowohl für Romane als auch Anthologien.

Joshua Hoehne, Unsplash

Mehr über Druckkostenzuschussverlage könnt ihr hier nachlesen und dort gibt es auch eine Liste mit entsprechenden Verlagen, um die man besser einen großen Bogen machen sollte:

https://neinzudruckkostenzuschussverlagen.blogspot.com/

Aber das ist noch nicht alles, worüber ich heute schreiben möchte. Kürzlich las ich eine Ausschreibung für eine Anthologie. Diese, so hieß es, würde von einer Autorin herausgegeben, ein Selfpublishing-Projekt ohne einen Verlag. In der Ausschreibung war zu lesen, jede Autor*in würde ein E-Book als Belegexemplar erhalten. Das Lektorat für die angenommenen Geschichten würde den Autor*innen in Rechnung gestellt werden, nach Seitenanzahl berechnet. Wie sich diese Kosten genau berechnen würden, also der Preis pro Seite, wurde nicht erwähnt. Später erfuhr ich, dass eine Gewinnbeteiligung der Autor*innen geplant sei – davon stand allerdings nichts im Ausschreibungstext.

Liebe angehende Autor*innen, oder auch schon erfahrene, bitte lasst euch nicht auf solche Angebote ein, das wäre in den meisten Fällen ein Verlustgeschäft, bei dem ihr nur draufzahlt. Und wie gesagt: Seriöse Verlage verlangen kein Geld von Autor*innen – und es gibt tolle Verlage da draußen mit interessanten Ausschreibungen für Anthologien. (Hier übrigens eine Liste mit deutschsprachigen Kleinverlagen: https://bit.ly/listedeutschsprachigerkleinverlage) Das ist übrigens keine Einzelmeinung von mir, und auch keine „unpopular opinion“; andere erfahrene Autor*innen sehen das auch so.
Die Autorin Annette Juretzki hat darüber übrigens diesen Blogbeitrag geschrieben:
„Auch Kurzgeschichten verdienen Bezahlung“

Und diese Ausschreibung ist kein Einzelfall: Mir sind in den letzten Monaten immer mal wieder Ausschreibungen begegnet, in denen von keinerlei Gewinnbeteiligung die Rede war. Es handelte sich dabei um Selfpublishing-Projekte von verschiedenen Autor*innen.

Nun ist es ja so: Wer unbezahlt veröffentlichen möchte, der braucht dafür keine Anthologien. Es gibt zig online Plattformen, wo das möglich ist, für Fanfictions und auch Originalfiktion, u.a. Wattpad, fanfiktion.de, archiveofourown.org und noch andere. Vor allem aber muss man dort nicht auch noch draufzahlen, eine Veröffentlichung ist kostenlos. Überlegt euch also bitte gut, ob ihr etwas bezahlen wollt, nur um eine Kurzgeschichte in einer Anthologie veröffentlichen zu können. Ich wiederhole noch einmal meinen Rat: Lasst das lieber sein.

Es geht aber auch anders, was (Selfpublishing-)Anthologien angeht – hier drei Beispiele:

Benefizanthologien
Ich kenne mehrere Anthologien, die ausschließlich für Benefizzwecke veröffentlicht wurden – die beteiligten Autor*innen und auch das Lektorat, Korrektorat und Buchcoverdesigner*innen verzichten hier für den guten Zweck auf ein Honorar. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Ausschreibung der Autor*innengruppe „Münchner Schreiberlinge“:
Das Thema: „Weihnachten und Rauhnächte in München und im Alpenvorland“. Es handelt sich um eine Selfpublishing-Veröffentlichung, die Erlöse werden für einen Charityzweck gespendet. Der Einsendeschluss: 28.02.2021. Weitere Infos dazu gibt es hier: http://muenchner-schreiberlinge.de/ausschreibungen

Gemeinschaftsprojekte mit Kostenteilung
Eine andere Autorin auf Twitter schrieb, sie hätte zusammen mit ihrer Autor*innengruppe ein Gemeinschaftsprojekt gestaltet, eine Anthologie, bei der sich alle die anfallenden Kosten geteilt hätten. Mit den Einnahmen hätten sie später eine weitere Anthologie finanziert. Solche Gemeinschaftsprojekte sind eine feine Sache und vermutlich können die einzelnen Beteiligten sich auch mehr in den kreativen Prozess einbringen als bei einer fragwürdigen Ausschreibung.

Crowdfunding-Kampagne
Das ist etwas, das viele Künstler*innen und auch Selfpublishing-Autor*innen nutzen: Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne, z.B. auf Startnext oder Kickstarter, wird ein bestimmter Betrag an Geld von einer Crowd gesammelt: eine Menge Leute, jede Person gibt eine kleine oder größere Summe. Dies dient dann der Finanzierung eines künstlerischen Projektes, also z.B. ein Buch. So wurde beispielsweise die Anthologie „Aeronautica – Logbuch der Lüfte“ aus dem Art Skript Phantastik Verlag finanziert. Als Dankeschön gibt es für die Crowd verschiedene Produkte, z.B. das fertige Buch als E-Book oder Taschenbuch. Crowdfunding ist also nicht mit Spendenkampagnen vergleichbar, stattdessen wird hier gewissermaßen etwas vorfinanziert, so dass es realisiert werden kann.