Schreiben über das Schreiben

Schreiben übers Schreiben

Stefanie Müller hat zu einer Blogparade eingeladen, an der ich mich gern beteilige:

https://stephaniemueller.net/2019/06/schreibenueberdasschreiben-eine-blogparade/

Was schreibst du?
Romane und Novellen, seit 5 Jahren. Bzw. eigentlich schon, seit ich 17 bin, aber zwischendurch hatte ich eine langjährige Pause und damals auch noch nichts veröffentlicht. Ich würde auch gern Kurzgeschichten schreiben, aber das liegt mir nicht so und auf Anthologie-Ausschreibungen hin zu schreiben, erzeugt mir zu viel Druck.

Wie sieht für dich der perfekte Schreibtag oder die perfekte Schreibsession aus? Wenn es fließt. Wenn ich nicht nach drei Sätzen erst überlegen muss, wie ich den nächsten formuliere. Bzw. ansonsten, wenn ich mindestens 1000 Worte schaffe, egal wie die Umstände drum herum sind. Sind es mehr als 1000 Worte, freue ich mich sehr.

Was motiviert dich zum Schreiben?
Das kommt ganz von selbst, ich hatte immer schon diesen Drang, Geschichten zu erzählen. Schreiben ist für mich außerdem wie Meditation, oder vielleicht wie Traumreisen, denn ich kann damit in andere Welten abtauchen. Ansonsten motivieren mich all die Plotbunnys, die bei mir oft auftauchen.

Was ist die größte Herausforderung beim Schreiben?
Ich würde sagen, das Durchhaltevermögen. Schreiben ist so ungeheuer zeitaufwändig, man braucht einen langen Atem dafür. Außerdem schreibe ich teilweise eher distanziert und gehe nicht immer genug auf Gefühle und Empfindungen meiner Protagonist*innen ein. Daran muss ich mich immer wieder erinnern. Ansonsten empfinde ich zwei Arten von Szenen immer als Herausforderung: Sexszenen und Action-/Kampfszenen. Bei den Sexszenen denke ich oft, wie kann ich da Wiederholungen vermeiden, und bei Actionszenen ist vieles eine Frage der Koordination von Bewegungen oder auch mehreren Personen, die alle gleichzeitig agieren. Das ist gar nicht so einfach. Manchmal stelle ich dann eine Szene mit kleinen Figuren nach, um nicht den Überblick zu verlieren, wer sich gerade wo befindet.

Beim Schreiben muss ich unbedingt dabei haben:
Instrumentale Musik, z.B. von Erdenstern, oder Soundlandschaften, die atmosphärisch zu dem passen, was ich schreibe. Zum Beispiel etwas Düsteres für unheimliche Szenen, oder etwas Romantisches bei entsprechenden Stellen. Oder Geräusche aus einem Wald, wenn meine High Fantasy Helden gerade durch die Wildnis ziehen.

Bist du Mitglied in einer Schreibgruppe?
Nein. Hört sich vielleicht komisch an, aber ich bin ein ungeduldiger Kontrollfreak und lasse mir nicht gern in meinen Schreibprozess hineinreden. Was das angeht, arbeite ich lieber allein als im Team. Entsprechend wäre es für mich auch ausgeschlossen, zusammen mit einem anderen Autor einen Roman zu schreiben. Wenn es mal im Plot hakt und ich nicht weiter komme, ist mein erster Ansprechpartner meine bessere Hälfte – er ist sehr kritisch und redet mir halbgare, nicht durchdachte Plotideen immer ganz schnell aus – und natürlich weiß ich die Anmerkungen meiner BetaleserInnen sehr zu schätzen. Trotzdem tausche ich mich gern mit anderen AutorInnen aus, bei einem Autorenstammtisch, der einmal monatlich in meiner Stadt stattfindet. Ich schätze den Austausch und die gegenseitige Unterstützung dort sehr. Wir haben auch schon zusammen eine Lesung organisiert, die sehr gut besucht war.

Wie meine Manuskripte entstehen

Ich arbeite fast nie handschriftlich, aus zwei Gründen: Zum einen kann ich schneller tippen als handschriftlich schreiben (kein Witz!). Zum anderen wäre es doppelte Arbeit, erst handschriftlich zu schreiben und es dann abzutippen. Entsprechend verbringe ich viel Zeit am Rechner.
Nur gelegentlich mache ich mir handschriftliche Notizen, z.B. wenn mir abends vorm Einschlafen noch eine Idee kommt, die ich unbedingt festhalten möchte. Das sind manchmal auch Plotbunnys, also Ideen für neue Geschichten.

Ich arbeite mit dem Autorenprogramm Scrivener. Da ich die Handlung erst durchplane, bevor ich anfange zu schreiben, ist dieses Programm sehr praktisch, denn damit kann ich schon vorab Kapitel anlegen und diese in Szenen unterteilen. Zu jeder Szene erstelle ich eine kurze Stichwortbeschreibung, z.B. „Eliott trifft den Archäologen im Britischen Museum” so dass ich einen groben Überblick über alle Szenen habe.
Diese Vorab-Struktur ändert sich allerdings dann meistens ein bisschen, weil ich die Längen der Szenen und Kapitel nicht schon zu Beginn einschätzen kann. Ich verschiebe also manchmal eine Szene ins vorherige oder ins nächste Kapitel.
Weil ich ja wie gesagt die Handlung durchplane, weiß ich zumindest im Groben und Ganzen, was wann und wo passiert. Deshalb schreibe ich gelegentlich Szenen nicht in chronologischer Reihenfolge, also zum Beispiel das Ende vor dem Mittelteil. Oder ich schreibe den Übergang zwischen zwei Kapiteln erst später. Das führt manchmal dazu, dass ich mein Manuskript am Ende wie ein Puzzle zusammensetze.
Und wenn es mal in der Geschichte hakt und ich damit nicht weiterkomme, ist mein erster Ansprechpartner mein Mann, der mich immer mit konstruktiver Kritik unterstützt. Gemeinsam überlegen wir dann, wie sich die Geschichte verbessern lässt.

Mein durchschnittliches Tagesziel sind 1000 Worte. Das entspricht ca. 4 Buchseiten (je nach Formatierung). Für einen 300-Seiten Roman brauche ich also durchschnittlich 75 Tage. Oft dauert es aber auch länger, zum Beispiel, weil Recherchen hinzukommen. Gelegentlich schreibe ich weniger am Tag, manchmal auch deutlich mehr. Mein persönlicher Rekord war „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray: Mörderische Ostern”, hier habe ich die Rohfassung mit 31900 Worten innerhalb von 14 Tagen geschrieben, also durchschnittlich pro Tag mehr als 2200 Worte.

Vor allem bei historischen Themen, aber auch für Gegenwarts-Geschichten muss ich oft viel recherchieren – was mir übrigens viel Spaß macht, weil ich dabei viel Neues lernen kann. In manchen Fälle lese ich dann vor dem Schreiben ein, zwei Sachbücher zu einem bestimmten Thema. Die Recherchen mache ich aber nicht alle vorher, sondern oft auch während des Schreibprozesses, weil mir viele Einzelheiten erst beim Schreiben auffallen.

Mein Schreibtisch