Typisch Urban Fantasy

Typisches in der Urban Fantasy … und einige Klischees

Urban Fantasy ist sehr vielseitig. Im Laufe der Jahre habe ich einiges gelesen und gesehen aus diesem Bereich. Hier sind einige Plotmuster und Klischees, die ich beobachtet habe, nicht nur in Büchern, sondern auch in Serien. Das soll übrigens keine Wertung darstellen. Klischees beispielsweise sind keineswegs automatisch schlecht. Mit ihnen kann man als Autor sehr schnell bestimmte Bilder erzeugen und den Leser schnell Charaktere und Handlungen in Zusammenhänge einordnen lassen, welche dieser bereits ähnlich aus anderen Geschichten kennt. Besonders schön sind Klischees m.M.n. dann, wenn damit gespielt wird, oder wenn sie quasi auf den Kopf gestellt werden.

Abbildung: Javier Rodriguez, Pixabay

Abbildung: Javier Rodriguez, Pixabay

1. Sind die Protagonisten im Buch Jugendliche oder junge Erwachsene, so ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einer dieser Jugendlichen etwas ganz Besonderes oder sogar ein „Auserwählter“. Meistens ahnt er davon nichts, bis er plötzlich auf dieses Geheimnis stößt, oder von anderen darauf gebracht wird.

2. Die düstere Bar für besondere Wesen, z.B. Dämonen oder Vampire sieht meistens aus wie ein Gothic- oder ein BDSM-Club und die entsprechenden düsteren Wesen sehen ebenso aus wie Leute, die sich in diesen Subkulturen zuhause fühlen.

3. Alternativ gibt es eher rustikalere Varianten für rustikalere Wesen, z.B verrauchte Kneipen, in denen gern Rockmusik gespielt wird und z.B. Werwölfe ganz viel Whiskey trinken – oder aber ungewöhnliche Fantasy-Getränke.

4. Es gibt eine Schule für besondere Wesen oder besonders begabte Menschen (z.B. Hogwarts bei Harry Potter). Oder allgemein: Magier lernen Magie meistens auf einer speziellen Akademie.

5. Wenn es um Hexen und Magie geht, gibt es in der Regel ein Geschäft, welches sich nach außen hin tarnt als Tee-/Gewürzladen oder ähnliches. Tatsächlich gibt es dort aber alle möglichen abgefahrenen Zutaten für Zaubertränke etc. zu kaufen. Beispiele hierfür findet man unter anderem in den TV-Serien „Grimm“ und „Buffy im Bann der Dämonen“

6. Geheimbünde oder andere Unterweltgruppen mischen die Stadt auf und bringen entweder andere Wesen, Menschen oder auch beide Bevölkerungsgruppen in Gefahr.

Abbildung: Soupysquirrel, Pixabay

7. Die übernatürlichen Wesen sind praktisch immer in Rudeln (z.B. Werwölfe) oder aristokratisch geprägten Höfen mit mehr oder weniger starker Hierarchie (Feenwesen, Vampire) organisiert. Oft gibt es in diesen Gruppierungen interne Konflikte, Rangstreitigkeiten oder Intrigen, die entweder innerhalb der Gruppe bleiben oder aber auch mit anderen Gruppen ausgetragen werden. Einzelgänger gibt es gelegentlich auch, aber die wurden dann vermutlich aus der Gemeinschaft ausgestoßen.

8. Vampire sind, sofern sie in der Handlung auftauchen, fast immer ausgesprochen verführerisch, egal ob Mann oder Frau. Gleiches gilt häufig für Feenwesen.

9. Feenwesen können aber auch drollig, garstig, nervig, hinterlistig oder ganz besonders gefährlich sein, oder auch noch anders.

 

10. Werwölfe oder andere Gestaltwandler, die in der Handlung auftauchen, sind meistens ebenfalls verführerisch, aber auch eine animalisch-männliche Weise. Weibliche Werwölfe tauchen seltener auf.

11. In originelleren Varianten des Genres gibt es statt Werwölfen und Vampiren oder zusätzlich zu diesen noch ganz viele andere ungewöhnliche Wesen oder Gestaltwandler. Oder erstaunliche Artefakte. Oder ganz und gar abgefahrene Mischwesen. Oder Fabeltiere, wie Drachen, Einhörner, Phönixe oder noch andere. Oder noch ganz andere Dinge.

12. Übernatürliche Wesen haben natürlich übernatürliche Fähigkeiten. Mehr oder weniger, je nach Setting…

Jetzt schlägt‘s 13. Hexen, Hexer oder Magier sind entweder weiß (gut) oder schwarz (böse). Etwas dazwischen ist selten. Es kann auch vorkommen, dass z.B. eine weiße Hexe aufgrund von schweren Schicksalschläge böse wird.

14. Übernatürliche Wesen leben meistens isoliert von den Menschen oder getarnt. Sie haben eine lange Geschichte und sehr viel Hintergrund, welches der Autor gern häppchenweise einstreut – zumindest in Andeutungen. Die gewöhnlichen Menschen wissen in der Regel nicht, dass mitten unter ihnen übernatürliche Wesen leben.

15. Oder aber die Wesen leben schon seit längerem enttarnt Seite an Seite mit Menschen, haben aber mit diversen sozialen Problemen zu kämpfen, die teilweise an (realen) Rassismus oder Intoleranz gegenüber Minderheiten angelehnt sind.

16. Vorsicht Klischee: In der Urban Romantasy fühlt sich die meistens menschliche Protagonistin zu mindestens einem übernatürlichen Wesen hingezogen, ohne dafür eine Erklärung zu haben. Seltener ist es ein menschlicher Protagonist, der einer übernatürlichen weiblichen Person verfällt, die dann meistens eine verführerische Femme Fatale ist. Bei Wesen, die Menschen zu ihresgleichen verwandeln, taucht früher oder später das Klischee auf, dass ein spezieller Konflikt zwischen den beiden Liebenden ensteht (z.B. sie möchte zum Vampir werden, doch ihr Vampirfreund möchte ihr ein solches Schicksal ersparen).

17. Noch ein Klischee: Die menschliche Protagonistin oder der Protagonist hat mindestens einen „funny sidekick“, in der Regel einen guten Freund, der aber überhaupt nicht in sie verliebt ist oder war. Zumindest behauptet er/sie das. Dieser Sidekick sorgt für dann meistens für lustige Sprüche.

18. Es gibt eine Bibliothek oder etwas in der Art mit allerlei alten, okkulten Büchern, anhand derer die Charaktere dann allerhand nachlesen und Rätsel lösen können.

19. Wenn in der Handlung Geister auftauchen, sind sie meistens entweder nervtötend, stehen den Charakteren hilfreich zur Seite oder aber bedrohen deren Leben oder das ihrer Freunde auf die eine oder andere Weise.

20. Auch in der Urban Fantasy gilt – meistens ist es kein gutes Zeichen, wenn sich ein Charakter nachts allein in den finsteren Keller (oder auf den alten Dachboden) wagt, weil er dort ein Geräusch gehört hat… Auch verlassene baufällige Häuser sind besser mit Vorsicht zu genießen.

Ich bekenne mich übrigens schuldig, selbst manche dieser Dinge schon mit voller Absicht verwendet zu haben, z.B. arbeiten in meiner Buchreihe Berlingtons Geisterjäger zwei Hexen – Großmutter und Enkelin – in einem Teeladen und meine Charaktere können auch auf verschiedene private Bibliotheken zurückgreifen, in denen es Bücher zu diversen übernatürlichen Themen gibt.