Interview mit Anna Zabini und Eleanor Bardilac

Anna und Eleanor, am 11.10. 2024 erscheint euer gemeinsamer Roman „Love Education – Wo gehobelt wird, fallen Spä(h)ne“, unter dem Pseudonym Elana Bardini.

Was hat euch zu diesem Roman inspiriert?

Anna: Horny, sexy, messy Ü30-Menschen … da will ich nicht lügen.

Elli: Und ein Fandom, das wir nicht verraten. Lesende sind aber herzlich eingeladen, ihr Rateglück während des Lesens zu versuchen!

Wie habt ihr euch das Schreiben aufgeteilt? Im Roman wechselt die Perspektive zwischen den Protagonisten Adam und Leo. Hat jede von euch jeweils eine dieser Perspektiven geschrieben, oder habt ihr anders gearbeitet?

Anna: Wir haben die Perspektive nicht aufgeteilt, sondern beide alles und jede*n geschrieben, wie es sich ergeben hat (bzw. haben Elli oder ich manche Szenen für uns reserviert). Damit wir auf verschiedenen Endgeräten sowohl live bei der anderen mitlesen und kommentieren als auch gleichzeitig Text schreiben konnten, haben wir zum Schreiben Google Docs verwendet. Das war eine sehr dynamische Sache, die darauf hinausgelaufen ist, dass wir praktisch 24/7 im Austausch waren – und der Roman nach einem guten Monat in der Erstfassung fertig war. Figuren, Plotpoints und den ungefähren Ablauf haben wir auf Telegram gebrainstormt, im jeweiligen Google Doc – wir hatten wegen der Wortmenge insgesamt drei verschiedene – haben wir am Ende immer die Punkte, die wir noch inkludieren wollen, aufgelistet. Durch Elli und die Love Edu bin ich zum chronologischen Schreiben bekehrt worden; anders hätte das in diesem Fall wahrscheinlich auch nicht funktioniert.

Elli: Es hat gut gepasst, dass meine und Annas Herangehensweisen sowie Stärken und Schwächen gerade unterschiedlich genug sind, dass sie sich in diesem Fall zu einem guten Gesamtpaket ergänzt haben.

Welche Figur im Roman, abgesehen von Adam und Leo, ist eure persönliche Lieblingsfigur und warum?

Anna: Ich liebe leider alle Figuren, aber wenn ich mich entscheiden müsste, sind es Judith und Wolfgang. Judith ist – meiner Meinung nach – eine Frauenfigur, die es eher selten als positive Figur gibt, dabei braucht die Welt mehr grantige, kantige Jüdinnen Mitte Vierzig mit Butch Energy und geringer Bullshit-Toleranz. Wolfgang hingegen könnte mit seiner Extravaganz eine Witzfigur sein, ist es aber nicht, und das ist uns – meiner Meinung nach – gut gelungen. Beide verkörpern in gewisser Weise gelebte „Klischees“ des queeren Spektrums, und das ist auch richtig und wichtig so. (Selbstverständlich stehen die Schülis außer Konkurrenz.)

Elli: Definitiv Judith, die so viele Layer hat, die wir (noch) gar nicht alle zeigen konnten. Und dann noch Kamala, die autistisch ist und auf eine Weise von den Lehrkräften abgeholt wird, die ich mir auch gewünscht hätte – obwohl ich im Gegensatz zu vielen anderen neurodivergenten Kids eine ziemlich gute Schulzeit hatte.

Eine Person auf Instagram bezeichnete den Roman als (Unter-)Haltungsliteratur. Wie seht ihr das, bzw. was können wir uns darunter vorstellen?

Anna: Danke an dieser Stelle erstmal an die begriffsstiftende Person! Ich denke, dass (Unter-)Haltungsliteratur das beschreibt, was auf einen hohen Prozentsatz der sogenannten Unterhaltungsliteratur zutrifft: nicht nur der Anspruch zu unterhalten, sondern das Bewusstsein, dass Unterhaltung eine politische Dimension hat. Die Love Education ist eine alberne kleine RomCom – und die Love Education ist ein Roman mit behinderten Leads und „schwierigen“ Themen.

Elli: Genau deshalb ist die Unterscheidung in U-Literatur und E-Literatur („ernste“ Literatur) einfach nur albern.

Ihr seid Mitglied im Schreibkollektiv Wiener Schrei(b)salon, gemeinsam mit anderen Autor*innen. Warum ist das „b“ darin stumm?

Anna: Weil wir oft mehr (metaphorisch) schreien als schreiben. Gemeinsames Schreien ist halbes Schreien, oder so.

Wenn ihr mögt, erzählt gern mal von euren Erfahrungen mit dem Buchmarkt, oder vielleicht auch, was sich aus eurer Sicht in den letzten Jahren verändert hat.

Anna: Der Buchmarkt ist tot, lang lebe der Buchmarkt!! Nein, im Ernst, auch der Buchmarkt ist selbstverständlich kein Monolith, aber er funktioniert entlang von Verwertungsstrukturen, die zu Ein/Kauftendenzen führen; es hat einen Grund, warum die Love Edu im SP erscheint und nicht in einem Verlag.

Elli: Nicht, dass wir es nicht versucht hätten, da möchte ich ganz offen sein. Meine Agentur war leider nicht interessiert, weil die Protagonisten über 30 marktschwierig sind, und bei diversen Ausschreibungen hat es auch nie geklappt. Weil wir diese Geschichte aber so lieben und überzeugt davon sind, dass sie ihre Fans finden wird, haben wir uns fürs SP entschieden. Im Genderswapped-Podcast in der Folge zu progressiver Phantastik sprechen Judith Vogt und Lena Richter davon, dass der ursprüngliche Aufschwung progressiverer Phantastik-Bearbeitungen vor ein paar Jahren fast komplett abgeflaut ist, und den Eindruck würde ich unterschreiben, auch wenn es in allen Bereichen unheimlich engagierte Menschen gibt, die sich für diese Texte einsetzen. Grundsätzlich ist die Marktlage momentan schwierig, in vielen Genres wartet man auf den nächsten Trendsetter-Roman, ohne aber Risiken zu Neuem einzugehen. Das ist natürlich eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Und eine, die es für gewagtere Texte (sowohl formal als inhaltlich) schwieriger macht. Da bleibt einem fast nur der Rückzug in die sogenannte E-Literatur, aber die wiederum hat öfter mal Antipathie für alles, was Spaß macht.

Ihr habt beide einiges an Phantastik veröffentlicht. Habt ihr weitere Pläne in dieser Hinsicht, bzw. könnt ihr darüber schon etwas verraten?

Anna: Ja. Ich schreibe momentan #AlexTheGreatWarlock (ein Dark Fantasy Reimagining der Figur und Biografie Alexanders des Großen), und im Hintergrund schwirren weitere phantastische Projekte herum, von denen mindestens eines wieder eine Kollaboration ist.

Elli: Jein. Ich möchte Anfang 2025 in konkretere Planungen für ein Projekt gehen, über das der Verlag ohneohren und ich schon seit einer ganzen Weile reden. Ansonsten hoffe ich, vielleicht bald wieder ein Großverlagsprojekt zu haben und bin dafür in der Konzeptphase für zwei Ideen (eins davon die #Sonnendrache Story …). Und in der bald anstehenden Planung für 2025 werde ich festlegen, welche der laufenden Projekte ich da wirklich zu Ende schreiben werde – neben einem eher (familien)historischen, nichtfiktionalen Projekt wird das vermutlich mein arthurianisches Cyberpunk-Projekt #RoterGeist sein. Falls da ein schöner neuer Vertrag dazwischenkommt, kann sich das natürlich ändern.

Habt ihr weitere Ideen, gemeinsam als Elana Bardini zu schreiben?

Anna: SO. VIELE. IDEEN.

Elli: Konkret: Eines der Projekte erwähnen wir schon im Abspann der Love Education, das andere hat den liebevollen Arbeitstitel „Brokeback Weitra“. Wann die jedoch fertig sein werden, ist noch unklar. Wir lassen uns da auch bewusst Zeit: die bardinischen Romane sind in erster Linie Leidenschaftsprojekte, für die wir so wenig wie möglich leiden wollen.

Habt ihr Lesungen für „Love Education“ geplant, vielleicht als Live-Lesung auf Instagram oder live vor Ort?

Anna: Zum Release wird es am 11. Oktober 2024 eine Lesung auf Instagram geben, die Infos folgen!

Elli: Vielleicht machen wir vor Weihnachten auch nochmal was. Und natürlich dürfen sich Leute gerne noch mehr wünschen, wir schauen dann, was möglich ist.

Gibt es noch etwas, was ihr gern ansprechen möchtet?

Anna: Von meiner Seite aus nicht, aber ich möchte mich an dieser Stelle für deine Zeit und die Fragen bedanken!

Elli: Was Anna sagt: Und es missfällt mir, darum zu bitten, aber leider leben wir in wirtschaftlich orientierten kapitalistischen Strukturen, daher: Wenn ihr möchtet, dass Leute weiterhin die Kunst machen, die ihr gut findet – wenn ihr möchtet, dass wir weiterhin diese Kunst machen, überlegt euch doch, ob ihr uns supporten möchtet. Bei mir kann man das über Ko-Fi machen, das fast genauso wie Patreon funktioniert, aber auch einmalige Spenden zulässt. Oder ihr kauft einfach unsere Bücher und empfehlt sie weiter, das ist uns sogar am liebsten und ihr habt am meisten davon. <3

Amalia: Vielen Dank für das Interview.

Link zu „Love Education“: https://www.amazon.de/dp/B0DCP4MDKG

Phantastik von Anna und Eleanor

Verlagsseite: https://www.ohneohren.com/sanguen-daemonis

Verlagsseite: https://www.droemer-knaur.de/buch/eleanor-bardilac-knochenblumen-welken-nicht-9783426527160

Verlagsseite: https://www.ohneohren.com/knochenasche-rottet-nicht

Verlagsseite: https://www.droemer-knaur.de/buch/eleanor-bardilac-die-magie-goldgewebter-herzen-9783426530344


Onlinepräsenzen der Autorinnen:
Eleanor Bardilac: https://linktr.ee/EleanorBardilac
Auf Instagram: https://www.instagram.com/eleanor.bardilac/

Anna Zabini: https://annazabini.carrd.co/
Auf Instagram: https://www.instagram.com/anna_zabini/