Ein Protagonisten-Interview mit Cilana aus „Der Orden der Geweihten: Die Veräterin“ von Jan Gießmann

Hallo Cilana, erzähle uns doch bitte ein bisschen von dem Land, aus dem du kommst. Wie lebt es sich dort, was sind seine Besonderheiten? Oder was würdest du Fremden raten, die dort zum ersten Mal hinkommen?

Hallo. Also so viel kann ich über Silam gar nicht sagen. Ich habe einen Großteil meines Lebens in Legas Des, der Festung meines Ordens verbracht. Silam ist ein Königreich, wobei die Macht des Hofes nicht bis in die Dörfer dringt. In den Städten kämpfen Kirche, König und Militär um Macht und Einfluss. Die kleinen Dörfer hingegen bleiben davon verschont und sind zumeist autark. Die Obrichtkeit bleibt meist unter sich, hat im Moment genug damit zu tun die Grenzen zu sichern und ihre kleinen Spiele zu spielen. Silam ist eher länglich, es regnet viel und eigentlich geht es den Menschen nicht schlecht. Die Abwesenheit der Königstruppen auf dem Land macht das Reisen aber nicht gerade sicher. Der beste Rat, den ich einem Fremden geben kann, ist ,nicht unbewaffnet zu kommen, die Umgebung im Auge zu behalten und entweder über einen schnellen Schwertarm oder noch schnellere Beine zu verfügen.

Und wie kann man sich den Orden der Geweihten vorstellen? Darfst du mir darüber etwas verraten, oder ist das ein Geheimorden?
Unsere Macht kommt daher, dass man zu wenig weiß, um uns einschätzen zu können, aber genug um uns zu fürchten. Wir wurden während des letzten großen Krieges gegründet, als sich der ganze Kontinent bekämpfte und Silam vor dem Untergang stand. Wir sind autark und keiner Macht unterstellt. Es ist unsere Aufgabe ein Gleichgewicht der Mächte herzustellen und Silam vor Feinden von innen und außen zu schützen. Wir sind ein Kriegerorden, der seit drei Jahrhunderten den Frieden wahrt. Weiter möchte ich mich nicht dazu äußern.

Was würdest du jemandem als erstes raten, der Schwertkampf erlernen möchte? Worauf sollte man besonders achten?
Schwertkampf lebt von Distanz und der Aktion und Reaktion im richtigen Augenblick. Sei nah an deinem Gegner dran oder weit von ihm weg, aber lass ihn das niemals bestimmen. Anfangen sollte man aber wahrscheinlich damit die Grundtechniken zu lernen. Ich weiß, das klingt nicht nach einem eindrucksvollen Rat, aber es ist die Grundlage für alles Weitere. Jeder kann mit einem Schwert herumfuchten, es wirklich zu meistern ist da schon etwas anderes.

Hast du Freunde oder Begleiter? Und falls ja, was magst du an ihnen?
Ich habe Tyrgarn. Er hat mir das Leben gerettet und ich war kurz davor ihn zu töten. Aber er war bei mir und er ist mir ein guter Freund, fast ein Bruder geworden. Ich schätze an ihm seine Offenheit, seinen Humor und durchaus seine Fähigkeiten mit dem Bogen. Er gehört zu den wenigen Menschen, denen ich mein Leben anvertrauen würde. Genauso die Drigorn, der uns begleitet. Er hat mir damals meine Geweihte Klinge geschmiedet. Er hat mich viel gelehrt und ist eine Art Vaterfigur für mich, denke ich. Er hat mich zum Nachdenken gebracht. Er mag nach außen grob und hart wirken, aber er ist der loyalste und tugendreichste Mann, dem ich je begegnet bin.

Und wie würden sie dich jemandem beschreiben, der dich nicht kennt?
Ich glaube sie würden mich unterschiedlich beschreiben. Tyrgarn würde mich wohl als etwas abweisend und vorsichtig charakterisieren. Als jemanden, der seine Gedenken nur teilt, wenn es nicht anders geht. Drigorn kennt mich schon länger. Er kennt meinen Tatendrang, meinen Willen das Richtige zu tun und auch die nachdenkliche, hinterfragende Art, die beim Orden nicht immer gut ankommt.

In „Der Orden der Geweihten – die Verräterin“ kann man ja einiges über dich lesen. Wird deine Geschichte danach noch weitergehen?
Ähm … nun, das … will ich ehrlich hoffen. Ich weiß, dass der Orden jemanden geschickt hat, der mich jagt, aber ich werde mich nicht ergeben oder töten lassen. Es gibt noch Schlachten zu schlagen und ob der Orden mich nun als Verräterin sieht, oder nicht – sie werden mich brauchen.

Mehr über das Buch erfahrt ihr hier: http://www.geweiht-roman.de/

Interview mit der Autorin Marie Gräff

Welches war dein erstes veröffentlichtes Buch? Erzähl uns gern ein bisschen darüber.

Mein erstes veröffentlichtes Buch ist tatsächlich das ‚Amulett des Trebeta‘. Ich schreibe zwar schon seit einer Ewigkeit, hatte aber lange Zeit massive Selbstzweifel und habe mich so sabotiert, dass ich nichts bis zur Veröffentlichung gebracht habe. Als ich aber den Trebeta entworfen habe, wusste ich irgendwie, das wird etwas Besonderes. Das gab mir den Mut, endlich eine meiner Geschichten zu veröffentlichen.

Der Trebeta, oder korrekt: ‚Das Amulett des Trebeta – oder wie Gott dem Schicksal ein Schnippchen schlägt‘ ist ein Buch, das in jeder Hinsicht ungewöhnlich ist und schwer einem bestimmten Genre zuzuordnen. Am ehsten gehört es zur Urban Fantasy / Historischen Fantasy oder in den Magischen Realismus. Die Geschichte dreht sich um den freien Willen und eine Wette mit Gott und wird von niemand anderem erzählt als Gott selbst. Elfen. Orks und andere klassische Vertreter der Fantasy gibt es bei mir nicht, dafür aber lebendige lokale Sagengestalten, Geister und einen verrückten Statuengeist, der sich ins Herz der Leser geschlichen hat.

Und woran arbeitest du aktuell?

Aktuell arbeite ich an einem richtigen Großprojekt, das mich schon seit einer Weile auf Trab hält: Ich überarbeite und veröffentliche das Buch, das ich mit ca. 12-14 Jahren geschrieben habe, das aber nie veröffentlicht wurde. Es handelt sich um eine sehr komplexe Trilogie im Bereich klassische Fantasy. Ich bin jetzt fast 20 Jahre lang um dieses Projekt herumgeschlichen, habe es beäugt, wieder verworfen und konnte dann doch nicht die Finger davon lassen. Es scheint irgendwie wichtig zu sein. 😉

Details kann ich zu dem Projekt noch nicht geben, aber auf meiner Facebook-Seite gibt es regelmäßig Einblicke in den Entstehungsprozess und auch Textschnipsel.

Was interessiert oder begeistert dich besonders am Phantastik-Genre?

Phantastik und Fantasy haben mich einfach schon immer begeistert. Ich liebe es, in andere Welten zu reisen oder mir vorzustellen, wie phantastische Elemente in unsere Welt einbrechen und sie zu einem magischen Ort werden lassen. Ich mag es, in jeder Hinsicht über die Grenzen des Möglichen hinauszudenken.

In „Das Amulett des Trebeta” lässt du Gott persönlich erzählen. Wie war es für dich, eine so ungewöhnliche Erzählperspektive zu schreiben?

Ehrlich gesagt hat sich das einfach so ergeben. 🙂 Das Ganze ist so entstanden: Eines Abends saß ich mit meinem Partner da und wir haben einen ziemlich schlechten Film mit Totenbeschwörung/Nekromantie oder so etwas geschaut. Ich erinnere mich nicht mehr daran, welcher Film es war, wohl aber, dass ich erbost darüber war, dass jemand einen so guten Stoff so schlecht umgesetzt hatte. Ich hatte das Gefühl, dringend etwas schreiben zu müssen, das besser ist. Also setzte ich mich hin und plötzlich war da diese Erzählstimme, die aufgeschrieben werden wollte. Dass da eine Art Gott spricht, hab ich erst viel später gemerkt.

Sorgen hat mir die Möglichkeit gemacht, damit in irgendeine religiöse Ecke gesteckt zu werden oder irgendjemandem gewaltig auf die Füße zu treten. Aber der Trebeta ist tatsächlich reine Fiktion und versteht sich nicht als eine tatsächlich von Gott erzählte Geschichte. Jedenfalls nicht mehr als jede andere Geschichte auch. 😉

Gibt es etwas, auf das du beim Schreiben nicht verzichten kannst? Und zu welcher Tageszeit schreibst du am Liebsten oder am Besten?

Ich bin ein überzeugter Morgenmuffel. 😉
Ansonsten habe ich keine festen Schreibzeiten, sondern ich baue das Schreiben in meinen Alltag ein, wo immer es passt. Das Allerwichtigste für mich ist, mich nicht unter Druck zu setzen und dem Kritiker in meinem Kopf keine Stimme zu geben. Ich schreibe, wenn ich mich danach fühle. Mein Schreibrythmus ist sehr unkonventionell. Mal schreibe ich 20 Seiten an einem Tag, dann wiederum passiert wochenlang kaum etwas. Früher hat mich das schrecklich nervös gemacht, mittlerweile habe ich aber einfach verstanden, dass ich eben so ticke und das Buch genau so am schnellsten geschrieben wird.

Wenn du eine berühmte Persönlichkeit (lebend oder tot) treffen könntest, wer wäre es und was würdest du sie/ihn gern fragen?

Verdammt, jetzt sitze ich hier mit dieser Frage und mir fällt niemand ein. 😉
Es gibt sehr viele Menschen, die ich gerne treffen würde. Mit J. K. Rowling würde ich gerne mal übers Schreiben quatschen und sehr gerne würde ich die bereits verstorbene Maya Angelou treffen und an ihrer Lebensweisheit teilhaben.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich schreibe gefühlt schon mein ganzes Leben. Schon als kleines Kind war ich verrückt nach Geschichten und meine Eltern mussten mir ständig vorlesen. Sobald ich lesen konnte, verschlang ich den Inhalt der örtlichen Bibliothek in beängstigendem Tempo und sobald ich schreiben konnte, begann ich auch damit, selbst Geschichten zu entwerfen. Sie wurden selten fertig und waren meist sehr kurz, weil ich schon damals starke Zweifel an meinen Fähigkeiten hatte, aber ich habe nie wirklich aufgegeben. Ich konnte einfach nicht. Denn wenn ich über längere Zeit hinweg nicht schreibe, ist das sehr unangenehm für meine Mitmenschen. 😉

Kann man dich in diesem Jahr auf Veranstaltungen antreffen?

Ich werde auf der Buchregio Trier am 3. und 4. Mai 2019 einen Stand haben und auch mit einer Lesung aus dem Trebeta vertreten sein. Details dazu gibt es auf meiner Facebook-Seite.

Vielen Dank für das Interview!

Maries Webseite und Facebookseite:
https://schwellentroll.de/
https://www.facebook.com/MarieGraeff.Autorin/

Ein Interview bei den Nordlichtphantasten

Bei den Nordlichtphantasten hatte ich heute die Gelegenheit, mich als Autorin vorzustellen.

1.) Welche/s Subgenre/s der Phantastik schreibst du? Und was interessiert oder begeistert dich daran besonders?

Urban Fantasy, Steampunk und High Fantasy. Ich hatte schon als Jugendliche eine Schwäche für alle möglichen phantastischen Genres und für Geschichte. Die viktorianische Ära hat es mir besonders angetan, und so bin ich auch zum Steampunk gekommen.
Bei der Urban Fantasy gefällt mir besonders, dass hier ganz Reales mit frei Erfundenem gemischt werden kann, also z.B. bestimmte Städte als Schauplätze dann mit übernatürlichen Wesen bevölkert werden.
Und bei der High Fantasy kann man ja alles erfinden, auch die Welt, in der die Handlung spielt. Das finde ich stark, weil die Möglichkeit fast unbegrenzt sind. Ich habe für meinen neuen High Fantasy Roman auch eine eigene Landkarte gezeichnet, das hat mir viel Spaß gemacht.

2.) Hast du literarische Vorbilder?

Nein. Es gibt eine ganze Reihe an SchriftstellerInnen, die ich sehr mag oder bewundere, aber ein direktes Vorbild habe ich nicht.

3.) Was machst du gern in deiner Freizeit?

Ich war eine Zeitlang sehr in der Steampunk-Szene aktiv, z.B. habe ich in Hamburg häufiger Treffen organisiert und auch ein jährliches Steampunkpicknick, ebenfalls in Hamburg, das es auch 2019 wieder geben wird. Ich spiele sehr gern Fantasy-LARP (Liverollenspiel) und früher hab ich auch viel Pen & Paper Rollenspiel gespielt. Beides hat auch mein Schreiben teilweise inspiriert. Gelegentlich zeichne und male ich gern.

4.) Gibt es etwas auf das du beim Schreiben nicht verzichten kannst? Und zu welcher Tageszeit schreibst du am Liebsten oder am Besten?

Ich höre sehr gern instrumentale Musik beim Schreiben, am besten solche, die von der Atmosphäre her zu dem passt, was ich schreibe. Sehr oft werde ich z.B. bei Erdenstern fündig, denn sie befassen sich mit ganz verschiedenen Phantastik-Genres.
Ich bin auf keine bestimmte Tageszeit festgelegt beim Schreiben, mal vormittags, mal nachmittags oder auch abends. Nur mitten in der Nacht, das funktioniert für mich eher nicht, weil ich keine „Nachteule“ bin.

5.) Hast du dich mal auf lustige Weise verschrieben? Oder andere kuriose Fehler in einem Manuskript gehabt?

Ich verschreibe mich öfter und dabei kommen manchmal seltsame Dinge heraus. Neulich hatte ich Magier, die etwas reklamieren wollten (statt zu deklamieren). Einer meiner Protagonisten hatte keine Lust, einem Versprecher nachzujagen (eigentlich ging es um einen Verbrecher).
Und zwei Charaktere hatten neulich diese Unterhaltung:
„Beziehungsweise, was hältst du davon, wenn wir eine Runde jobben?”
„Dir fehlt dein tägliches Kaufen, oder?“
(eigentlich ging es um Joggen und Laufen)

6.) Welche Phantastik-Bücher hast du bisher veröffentlicht?

Den Steampunk Abenteuer Roman „Der Stern des Seth“
Die viktorianischen Urban Fantasy Trilogie „Berlingtons Geisterjäger“
Teil 1: „Anderswelt“
Teil 2: „Mördernächte“
Teil 3: „Die Türme von London“
Und vor kurzem den High Fantasy Roman „Vanfarin – von Untoten und Totems“, der in sich abgeschlossen ist, sowie weitere Romane und Novellen aus anderen Genres

7.) Woran arbeitest du aktuell?

Am vierten Band zur Reihe „Berlingtons Geisterjäger“, der in sich abgeschlossen sein wird.

8.) Auf welchen Veranstaltungen kann man dich in diesem Jahr antreffen?

Wenn alles klappt, auf diesen:
Unicon (Kiel)
Nordcon (Hamburg)
Buchmesse BuchBerlin (Berlin)
und eventuell noch auf ein, zwei Lesungen in Hamburg

Ich trage auf Veranstaltungen übrigens immer eine schwarze Baskenmütze mit Buttons (die auch auf dem Foto zu sehen ist), das ist mein Erkennungszeichen als Autorin. 😉

Amalias Facebookseite:
https://www.facebook.com/amaliazeichnerin/

Interview mit dem amerikanischen Künstler und Fotografen Tyson Vick

Vor wenigen Tagen hatte ich die Ehre, Tyson Vick zu interviewen*. Wir sprachen über seine künstlerischen und photographischen Arbeiten, über seine multikulturelle Vision vom Steampunk-Genre und noch einiges mehr…

Amalia: Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst für dieses Interview. Ich finde deine Arbeiten außergewöhnlich. Dein jüngsten Fotobuch re-imaginiert Mozart und seine berühmten Werke. Als ich mir einige der Fotos ansah, war mein erster Gedanke, selbst wenn man Mozarts Opern oder andere Musik von ihm nicht kennt, kann man diese farbenfrohen und hoch ästhetischen Fotos sehr genießen. Und sie mögen manch einen neugierig auf Mozart machen.

Tyson Vick: Danke!

Amalia: Bitte erzähle uns ein wenig über deinen Arbeitsprozess. Wie gehst du dabei vor – findet die Planung in deinem Kopf statt, oder machst du Skizzen, Moodboards oder andere Dinge vorab? Und mit wem hast du für dieses Fotobuch zusammengearbeitet?

Tyson Vick: Es sind viele Dinge in “Mozart Reimagined” eingeflossen. Ursprünglich habe ich eine Ausbildung fürs Filmemachen, daher gehe ich an diese Fotoprojekte so heran, als ob ich einen Film machen würde. Zuerst habe ich die Opern gelesen und gehört, dann über die historischen Aufführungen recherchiert, und, was noch wichtiger ist, die Epoche, in der die Stücke spielen. Danach habe ich Ideen skizziert oder auch Filme gesehen, um Inspirationen zu erhalten. Das hat dann auch die Kostüme und Requisiten beeinflusst, die ich kreiert habe. Nachdem alle Kostüme und Requisiten fertig waren, fing die nächste Phase an: Die Planung des Foto-Shootings. Dazu gehörte es auch, Modelle, Schauspieler und Musiker zu casten, Terminabsprachen und die Produktion.

Bei “Mozart Reimagined” habe ich vor allem mit den Modellen gearbeitet, die die Charaktere darstellten, aber es gab auch zwei Make-Up-Ladies, Jadi Stuart in Kalifornien und Lizzie Web in Montana, wo die meisten der Fotos aufgenommen wurden.

Amalia: Die Beleuchtung und die Kompositionen deiner Fotos erinnern tatsächlich an Standbilder aus Filmen und deine ganzheitliche Vorgehensweise hat wirklich viel Ähnlichkeit mit der Arbeitsweise von Filmregisseuren und -Fotografen.

Schauen wir uns einmal Steampunk an – ein Großteil der Szene lebt ja von der Ästhetik. Die Community an Fotografen und Steampunk ist ja teilweise entstanden, weil sie alle ein starkes Interesse an den Outfits, den Accessoires, den gemoddeten oder speziell gebauten Geräten, Erfindungen etc. haben. Die Szene ist auch recht vielseitig – da gibt es die edle “High Society”, den eher düsteren Dreadpunk, oder auch Ansätze, die Horror und Komik kombinieren, wie dein “A Steampunk Guide to Hunting Monsters”. Dann gibt es dystopische Konzepte, einen “Arbeiter-Look” und natürlich auch Folklore und andere Einflüsse aus aller Welt, von denen sich ebenfalls vieles in dem Steampunk Guide finden lässt. Wie siehst du Steampunk und was gefällt dir am besten daran?

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Tyson Vick: Mir gefällt die Vision eines multikulturellen Steampunks. Es gefällt mir, diese Ästhetik aus verschiedenen kulturellen Perspektiven zu imaginieren. Beispielsweise trägt Philomena [Anmerkung: ein Hauptcharakter aus “A Steampunk Guide to Hunting Monsters”] in dem japanischen Kapitel ein traditionelles koreanisches Hochzeitskleid, ein Hanbok, aber sie trägt es auf eine Weise, die es in einen Britischen Imperialistischen Stil überführt, in Kombination mit einem Korsett, was natürlich sehr steampunkmäßig ist.

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Das Beste am Steampunk ist für mich, dass es so vielseitig anwendbar ist, von der Arbeiterklasse bis zur Oberschicht, von Kultur zu Kultur und von eher realistisch bis hin zu Sci-Fi.

Amalia: Ich finde, dass ist eine wunderbare Vision vom Steampunk, der ja tatsächlich ein weltweites Phänomen ist.

2012, nach einer Kollaboration mit Alisa Kester, hattet ihr beide die Idee zu „A Steampunk Guide to Hunting Monsters“. Seid ihr beide Teil der Steampunk Community? Oder seid ihr einfach – du als Künstler und Fotograf, Alisa als Kostümdesignerin – interessiert an der retrofuturistischen Steampunk-Ästhetik?

Tyson Vick - A steampunk Guide to Hunting Monsters 1 © Tyson Vick – A Steampunk Guide to Hunting Monsters – Model: Brin Merkley

Tyson Vick: Alisa Kester und ich haben einen Fotoshoot für Dark Beauty Magazine in Seattle gemacht. Sie stellte ihre Kostüme zur Verfügung und ich machte die Fotos. Anschließend fragte ich sie, ob sie Interesse hätte an einem Projekt über Monster. Um genau zu sein, hat ihr Interesse an Steampunk meine Entscheidung vorangetrieben, ein auf Steampunk basierendes Fotoprojekt zu gestalten.

Amalia: Es gab sieben Leute in deiner Crew für dieses Projekt – Fotografie, Schreiben, Design, Kostüme, Garderobe, Requisiten, Locations etc. Wo kamen die anderen aus der Crew her und wie habt ihr euch getroffen –  wie habt ihr an diesem Projekt zusammengearbeitet?

Tyson Vick: Durch meinen Hintergrund aus dem Filmbereich tendiere ich dazu, wie ein Filmregisseur an die Dinge heranzugehen. Also suche ich nach Menschen, die passend sind für bestimmte Rollen und die diese auch ernst nehmen. Lizzie Web, die fast die Hälfte der Makeup-Arbeit bei Mozart Reimagined gemacht, hat auch an diesem Buch mitgearbeitet. Ich hatte zwischendurch eine Auszubildende aus dem Bereich Kostüm als Unterstützung, Catey Lockhart, die mir half, meinen Teil der Kostüme für das Buch herzustellen. Ich weiß die genauen Zahlen nicht mehr, aber ich denke Alisa Kester stellte 34 Kostüme bereit und Catey und ich kreiierten ca. 80. Unter den Modellen gab es einige Profis, z.B. Brin Merkley, die ich auch ganz traditionell gecastet habe, aber alle kleineren Rollen wurden durch Freunde und Freunde von Freunden dargestellt.

Amalia: Das ist wirklich beeindruckend. Im Grunde ist das etwas, was viele Steampunks machen. Sie nähen ihre eigenen Kostüme (manche nennen sich Stitchpunks, vom englischen “to stitch something together” = „etwas zusammennähen“). Und da draußen gibt es viele Steampunk Projekte in denen Freunde – oder Freunde von Freunden – involviert werden. Zum Beispiel begann so das Amt für Ætherangelegenheiten mehr oder weniger, eine Erfindung der deutschen Steampunk-Autorin Anja Bagus.

A Steampunk Guide to Hunting Monsters“ soll mithilfe einer Crowdfunding Kampagne des Lysandra Books Verlag ins Deutsche übersetzt werden. Wie begann diese Kooperation? Und sind auch Übersetzungen in andere Sprachen geplant?

Tyson Vick: Der Lysandra Books Verlag sprach mich nach dem Lesen des Buches an. Sie haben den Eindruck, dass es auch einen deutschen Markt finden wird. Ich hoffe, dass das Buch den deutschen LeserInnen gefallen wird, denn wir haben viel Arbeit investiert und ich finde es sehr aufregend, es einem neuen Publikum zu präsentieren. Aktuell bestehen keine Pläne, das Projekt in andere Sprachen zu übersetzen.

Amalia: Wenn du es uns verraten darfst, an welchem Projekt oder welchen Projekten arbeitest du zur Zeit?

Tyson Vick: Ich bin dabei, ein Mode-Projekt rund um Märchen zu entwickeln, mit Kostümen und Fotos von mir. Es geht ein bisschen langsamer als die letzten Projekte, und ich versuche eine passende Größenordnung dafür gestalten. A Steampunk Guide to Hunting Monsters ist ein sehr großes Projekt und war schwer als Print zu realisieren ohne einen Verlag. Deshalb versuche ich nun, das Ganze etwas kleiner zu gestalten und eine gute Möglichkeit zu finden, es unabhängig selbst zu veröffentlichen. Das Projekt ist stark beeinflusst vom Rokoko und von dem Videospiel “Dark Souls”. Es ist ein bisschen, als würde man Süßigkeiten mit einem Eimer rostiger Messer mischen. Es spricht mich aber sehr an auf kreativer Ebene, dieses Flair einzufangen – schöne Prinzessin und dunkle Monster.

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© Tyson Vick – A Steampunk Guide to Hunting Monsters

Amalia: Das klingt sehr spannend. Viel Erfolg mit diesem neuen Projekt. Was machst du außerdem?

Tyson Vick: Davon einmal abgesehen, fotografiere ich weiter Männermode und Fitness-Motive für Magazine und Blogs, außerdem arbeite ich an einigen Romanen (ohne Illustrationen) und hoffe, dass ich diese in den kommenden Jahren veröffentlichen kann. Ich bewege mich immer weiter und probiere neue Dinge aus. Künstler müssen immer am Ball bleiben und ich hoffe meine Arbeit findet ein Publikum, welches es wertschätzen kann, auch die Arbeit, die meine Kollegen und ich hinein investiert haben.

Das hoffe ich auch. Man sieht wirklich, wieviel Zeit und Mühe ihr in diese künstlerischen Arbeiten gesteckt habt. Viel Erfolg für deine Projekte und vielen Dank für dieses Interview!

Die englischsprachige Version von „A Steampunk Guide to Hunting Monsters“ kann als PDF oder in vier Print-Bänden erworben werden:

https://steampunkmonsters.com/2016/10/03/featured-content-2/

http://www.blurb.com/user/tyson_vick

http://tysonvick.com/

Die Seite zum Crowdfunding-Projekt des Lysandra Books Verlag für die deutschsprachige Übersetzung:
http://www.lysandrabooks.de/a-steampunk-guide-to-hunting-monsters/

Die
Facebookseite zu diesem Projekt

*Das Interview habe ich aus dem Amerikanischen selbst ins Deutsche übersetzt.

 

Interview mit Fantasy-Autorin Nadja Losbohm

Auf der Buchmesse Buch Berlin habe ich die Fantasyautorin Nadja Losbohm kennengelernt. In meinem Buchblog verlose ich am Jahresende ihren Roman „Die Tagebücher des Michael Iain Ryan“. Im Interview erzählt Nadja unter anderem, wie es zu diesem Spinoff  zu ihrer Buchreihe „Die Jägerin“ kam.

Nadja Losbohm

© Nadja Losbohm

Hallo Nadja, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Seit wann schreibst du und wie bist du zum Schreiben gekommen?

Meine erste Fantasy-Geschichte habe ich mit neunzehn Jahren angefangen zu schreiben. Ich habe schon von Kindesbeinen an sehr gern gemalt und gezeichnet. Allerdings habe ich das alles nur mit halbem Herzen gemacht. Eines Tages habe ich dann die Arbeiten eines Künstlers/ Schauspielers kennengelernt, der sich so wahnsinnig vielen verschiedenen Dingen widmete, u.a. auch dem Schreiben. Das hat mich dazu inspiriert, etwas Neues auszuprobieren, sprich das Schreiben anzufangen. Das Malen und Zeichnen, und auch alles andere wie die Fotografie und das Musizieren, was ich zwischenzeitlich auch angefangen hatte, habe ich an den Nagel gehängt. Geblieben ist das Schreiben, doch genau das ist es, was ich bin.

Schreibst du denn mittlerweile haupt- oder nebenberuflich?

Ich habe einen ganz normalen Brot-Job, wie viele andere Autoren vermutlich auch. Es wäre schön, wenn ich es hauptberuflich machen könnte. Leider ist dem (noch) nicht so. Ich träume also weiterhin davon.

Buch 2

© Nadja Losbohm, Coverdesign: Tom Jay

Bitte erzähl einmal ein wenig über deine fünfteilige Reihe „Die Jägerin“, für diejenigen, die sie noch nicht kennen. Kann man sich deine Heldin Ada Pearce als eine Art Monsterjägerin vorstellen? Mir fiel da spontan die Serie „Buffy the Vampire Slayer“ („Buffy im Bann der Dämonen“) ein, aber ich nehme an, bei dir gibt es keine Vampire? Wenn du soviel verraten magst?

Es ist interessant, dass du „Buffy“ erwähnst. Lustigerweise hatte ich diese Serie beim Schreiben so gar nicht im Kopf. Manch einer mag sich vielleicht an sie erinnert fühlen, aber beim Lesen wird man merken, dass „Die Jägerin“ anders ist. Ada ist eine ganz normale, durchschnittliche, unsportliche Frau, die eines Tages erfährt, dass sie auserwählt ist, die Menschen vor den Kreaturen der Nacht zu beschützen. Diese sind übelriechende, langarmige Monster und auch Vampire, die nicht im Tageslicht glitzern und auch nicht in Liebesgeschichten zur Jägerin verwickelt sind. Ihr zur Seite gestellt ist Pater Michael, ihr Lehrer und Ausbilder. „Die Jägerin“ ist keine reine Fantasy-Geschichte. Es geht vielmehr um die zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gibt jede Menge Herzschmerz, aber auch Lacher, denn Ada ist nicht auf den Mund gefallen und bringt ihren Mentor nicht selten zum Erröten mit ihren kessen Aussagen.

Buch 1

© Nadja Losbohm, Coverdesign: Tom Jay

Ich persönlich bin ja immer froh, wenn Vampire nicht glitzern. Und wie kam es zu dem Spinoff, “Die Tagebücher des Michael Iain Ryan“?

Auf diese Idee brachte mich eine Leserin von „Die Jägerin“. Michael Iain Ryan ist niemand Geringeres als Pater Michael aus „Die Jägerin“. Meine weibliche Leserschaft hat einen kleinen Narren an ihm gefressen, und die besagte Leserin meinte, es wäre schön, wenn es eine eigenständige Reihe mit ihm geben würde, da er in „Die Jägerin“ zu kurz kommt. Damit war der Grundstein für sein erstes Tagebuch gelegt. Wer nun überlegt, er müsse zuerst die fünf Bände von „Die Jägerin“ gelesen haben, um Michaels Geschichte zu verstehen – von verschiedenen Leserinnen habe ich gehört, dass dem nicht so ist. Es ist eher so, dass man durch „Die Tagebücher des Michael Iain Ryan“ Lust bekommt, auch „Die Jägerin“ zu lesen.

Ah, also hat dich ein Fan darauf gebracht, wie schön! Das ist natürlich klasse, wenn ein Charakter solche Begeisterung hervorruft, dass LeserInnen ein Spinoff haben möchten. Magst du verraten, woran du aktuell arbeitest? Wird es noch mehr über Pater Michael geben?

Ich arbeite an verschiedenen Projekten. Zum einen arbeite ich am zweiten Tagebuch von Michael, zum anderen auch am sechsten Band von „Die Jägerin“. Ein Abenteuer für sie gibt es noch zu bestreiten. Außerdem trage ich noch ein paar Kurzgeschichten zusammen für meine Anthologie „Die Magie der Bücher“, die ich gern erweitern möchte. Sie ist derzeit nur als Ebook erhältlich, aber einige Leser haben den Wunsch nach einem Taschenbuch geäußert. Dafür braucht die Anthologie allerdings noch ein paar mehr Seiten. ?

Bist du 2018 auf Veranstaltungen oder eigenen Lesungen anzutreffen? Falls ja, wo?

Ich hoffe, es klappt, dass ich bei der Leipziger Buchmesse im März und der BuchBerlin dabei sein kann. Lesungen sind bisher (noch) nicht geplant.

Dann drücke ich dir die Daumen, dass du auf den beiden Buchmessen sein kannst. Wie schreibst du – brauchst du etwas bestimmtes zum Schreiben (z.B. Musik, Kaffee, fest eingeplante Schreibzeiten…)?

Feste Schreibzeiten habe ich nicht. Immer wenn ich Zeit und Ideen habe, greife ich zum Stift. Am liebsten trinke ich dabei eine Tasse Stracciatella-Cappuccino. Das Radio oder der Fernseher sind dabei meistens aus bzw. leise gestellt. Ich habe auch eher eine sehr unkonventionelle Arbeitsweise, die ein bisschen an Chaos erinnert, bei der manch ein anderer die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Aber so bin ich eben: ein bisschen spontan – wenigstens beim Schreiben. ?

Was war bisher dein schönstes Erlebnis im Zusammenhang mit deiner Autorinnentätigkeit?

Ein einziges kann ich gar nicht nennen. Ich hatte besonders in den letzten Wochen des Jahres einige schöne Erlebnisse, Nachrichten, die mich von Lesern erreicht haben. Eine Leserin schrieb mir zum Beispiel: „Du hast mehr Leser verdient.“ Das fand ich wirklich süß. Ich habe auch wunderbare Komplimente von meinem offiziell ersten männlichen Leser erhalten zu „Die Jägerin“, die eher im analogen oder digitalen Buchregal der Frauen zu finden ist. Und ich habe mich riesig gefreut über die Nominierung für den Deutschen Phantastik Preis 2017 in der Kategorie „Beste deutschsprachige Anthologie“ für „Die Magie der Bücher“. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet dieses Buch die Menschen so begeistert. Es war eine echte Überraschung für mich.

Das freut mich sehr für dich. Vielen Dank für das Interview und weiterhin ganz viel Erfolg und gutes Gelingen für deine Projekte!

Nadja Losbohms Autorinnenseite auf Facebook:
https://www.facebook.com/AdaMonsterschreck/

Interview mit Jona Dreyer

Anlässlich der Veranstaltung „Celtica Literaturwochenende“ hat mir die Autorin Jona Dreyer freundlicherweise einige Fragen beantwortet.

© Jona Dreyer

Jona, seit wann schreibst du und was sind deine Lieblingsthemen beim Schreiben? Bitte erzähl uns ein bisschen über deine Romane und Kurzgeschichten.

Im Prinzip schreibe ich schon, seit ich einen Stift halten kann, aber ich veröffentliche erst seit Mitte 2015.

Meine Romane und Kurzgeschichten haben eine große Gemeinsamkeit: Männer lieben Männer. Ansonsten sind sie thematisch sehr unterschiedlich. Die Auswahl reicht von romantischen Komödien mit satirischen Anteilen, über klassische Romances, Dramen, bis hin zu umfangreichen Fantasy-Romanen.

Will hier jemand Haggis?“ erzählt von einem Schottland-Urlaub, bei dem sich der Amerikaner Adrien in den Reiseleiter Lachlan verknallt. Im Nachwort schreibst du, dass ebenfalls bereits in Schottland warst, und dir einiges, was im Roman vorkommt, direkt vor Ort ansehen konntest. Was gefällt dir an diesem Land besonders?

Ernstgemeinte Antwort: das Essen! Es ist manchmal wirklich ein wenig gewöhnungsbedürftig, und vor allem ist es auch schwer und gehaltvoll. Ich liebe es. Leider. Ganz faszinierend ist dort selbstverständlich auch die vielfältige Natur. Die Lowlands mit ihren grünen Gebirgslandschaften haben mich an meine Heimat, das Erzgebirge, erinnert. Nur mit mehr Ginster. Weiter nördlich in den Highlands weicht das bizarren, mächtigen Landschaften mit karger Vegetation. Felsenklüfte, durchbrochen von Wasserfällen, beschneite Gipfel, rauer Wind. Ich liebe sowas. Und dann wieder sanfte Strände wie der Portobello Beach in Edinburgh. In Nordschottland haben wir sogar große Delfine gesehen. Nicht zu vergessen die vielen geschichtsträchtigen Orte. Alte Schlösser, Burgruinen. Es ist für jeden etwas dabei, der gern eine anspruchsvolle Reise abseits von Touristenstränden und AI-Buffets unternimmt.

In einer Szene wird in einem Touristenhotel Haggis zum Frühstück angeboten, also gewürzte Schafsinnereien – das schottische Nationalgericht. Weißt du ob das in in Schottland tatsächlich manchmal morgens gegessen wird oder ist das eher ein Gag für Touristen?

Das ist definitiv kein Touristengag. Das full scottish breakfast besteht aus Eiern, Speck, gebackenen Bohnen, Würstchen, tattie scones (Kartoffelecken), Black Pudding und oft auch Haggis und fruit pudding. Natürlich darf man sich das nicht so vorstellen, dass die Schotten jeden Morgen am Frühstückstisch sitzen und sowas essen. Man kann sich das wohl eher wie unser Sonntagsfrühstück vorstellen.

Um den Haggis existiert in Schottland ein regelrechter Kult. In der sogenannten Burns Night, die jedes Jahr am 25. Januar stattfindet, wird dem Haggis mit einem festlichen Abendessen gehuldigt. Dabei werden Gedichte und Lieder des Dichters Robert Burns vorgetragen, zum Beispiel die Ode an den Haggis.

Warum nennst du das Buch eigentlich im Untertitel „eine lauwarme Schottenromanze“? Teilweise geht es da doch ziemlich heiß zu…

Das „lauwarm“ bezieht sich scherzhaft darauf, dass es sich um eine Gay Romance handelt und manche Leute Schwule ja als „(lau-)warme Brüder“ bezeichnen. Ich habe zwischen lauwarm und rosarot geschwankt. Definitiv mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Will hier jemand Haggis?“ war kurz nach dem Erscheinen bei Amazon auf Platz 1 in der Kategorie „Gay Romance“ und auf Platz 5 im Bereich „Romantische Komödie“. Wie war deine Reaktion darauf? Hattest du etwas derartiges erwartet?

Im Gesamtranking aller verfügbaren Kindle-Bücher hat das Buch es sogar bis auf Rang 13 geschafft. Das ist enorm, gemessen an der Tatsache, dass die vorderen Plätze in der Regel mit Thrillern und Milliardärsromanzen belegt sind. Ich bin schon ein wenig stolz darauf, dass die Gay-Literatur immer mehr Aufmerksamkeit erhält. Sie verdient sie, es gibt so tolle Geschichten.

Ich hatte durchaus damit gerechnet, dass „Will hier jemand Haggis?“ gut angenommen wird, denn witzige Stories kommen bei den meisten Lesern sehr gut an. Mit so einem Einschlag hatte ich allerdings nicht gerechnet. Meine Schotten halten sich immer noch wacker in ihrem Ranking. Ich freue mich sehr darüber.

Magst du verraten, woran du aktuell arbeitest?

Aktuell arbeite ich an zwei Projekten zur gleichen Zeit. Das eine ist ein kleines Sequel zu meiner Romance „Polarnächte“, das andere ist ein äußerst spannendes Projekt, das wieder ganz andere Pfade betritt. Es handelt sich dabei um ein Drama mit Thriller-Elementen. Ich schreibe gerne mal eine witzige Story, aber Dramen sind meine eigentliche Leidenschaft.

Kann man dich in diesem Jahr auch live erleben, z.B. auf einer Lesung oder Buchmesse?

Sogar mehrmals! Am 10. und 11. Juni bin ich bei der Buchmesse Hofheim, in der Nähe von Wiesbaden. Das ist eine ganz neue Buchmesse, die unbedingt einen Besuch wert ist. Dann bin ich selbstverständlich auch bei der Buch Berlin vom 25.-26. November. Und, wenn sie stattfindet, bei der Gay Book Fair in Frankfurt im Oktober. In der Regel halte ich auf allen Messen, bei denen ich zugegen bin (immer mit eigenem Stand) auch Lesungen. Es lohnt sich also, mal bei mir vorbeizuschauen, ich halte auch gerne mal einen ausgedehnten Plausch mit meinen Leser_Innen.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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© Jona Dreyer

Meine Rezension zum Buch

„Will hier jemand Haggis – eine lauwarme Schottenromanze“ von Jona Dreyer
(Gay Romance bzw. Gay Romantic Comedy)

Klappentext und Buchbeschreibung
Zieh dich warm an, haben sie gesagt. In Schottland ist es arschkalt, haben sie gesagt.
Ausgerüstet wie für eine Expedition an den Nordpol stehe ich bei sonnigen 24°C am Flughafen von Glasgow und frage mich, was ich hier eigentlich mache.

Wieso behauptet meine Wetter-App steif und fest, es würde regnen? Weshalb finden scheinbar alle Schotten meinen Nachnamen komisch?
Was meinen diese deutschen Touristinnen mit tits of nature?
Und warum sieht mein heißer, schottischer Reiseleiter wie der einzig wahre Highlander aus, nur ohne die alberne Föhnwelle?

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Urlaub ganz anders wird, als von mir geplant …

Enthält: Kitsch, Kilts, Karos, ausgiebige Schmuddelszenen mit ein bisschen Kink, deutsche Touristinnen mit grottigem Englisch, Innereien zum Frühstück, eine Lektion in schottischer Geschichte, schwärmerische Landschaftsbeschreibungen, Flachwitze, noch flachere Witze, die exorbitant gehäufte Erwähnung von Jesus, waghalsige Verkostungen verschiedenster Art und verwegene Mädchenfantasien.

Mein Eindruck:
Der Roman wird als „lauwarme Schottenromanze“ betitelt, allerdings geht es hier teilweise auch recht heiß zu. Auch warnt die Autorin in ihrer Vorbemerkung davor, dass man nicht allzu Tiefgründiges erwarten sollte. Und so ist es dann auch, hier entfaltet sich einfach eine lockere romantische Komödie, in der sich ein amerikanischer Tourist in einen schottischen Reiseleiter verliebt. Für Lacher sorgen u.a. Highlander-Witze, von denen es reichlich gibt, und die spezielle Aussprache von zwei deutschen Touristinnen, die des Englischen nicht so mächtig sind. Also genau richtig als leichte Unterhaltung für zwischendurch, ob nun im Schottland-Urlaub oder anderswo.

Über die beiden Hauptfiguren erfährt man nicht allzu viel aus ihrem bisherigen Leben, aber das ist auch weder für das Verständnis der Geschichte noch den Genuss an derselben notwendig. Adrien, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, ist aus meiner Sicht immer wieder schön selbstironisch und zieht sich auch gelegentlich selbst durch den Kakao (oder den Whiskey 😉

Lachlan wirkt zunächst ziemlich undurchsichtig und ein bisschen geheimnisvoll, aber nach und nach findet Adrien so einiges über den „Highlander“, wie er ihn gern nennt, heraus. Und erlebt dabei mehr als eine Überraschung… Das Ende werde ich natürlich nicht verraten, aber es passt bestens zum restlichen Buch, finde ich.

Im Nachwort schreibt die Autorin, dass sie ebenfalls in Schottland gewesen ist und sich einiges direkt vor Ort hat ansehen können. Das merkt man auch den Beschreibungen der Landschaft und Orte an, allerdings stehen diese nie im Vordergrund und werden entsprechend auch nicht allzu sehr in die Länge gezogen, was ich für diese Geschichte auch passend fand.

Mein Fazit: Wer auf tiefgründige Charakterentwicklungen und/oder seitenlange Landschaftsbeschreibungen hofft, der sollte lieber anderswo suchen. Wer leichte romantische Komödien mit schwuler Liebesgeschichten mag und ein Faible für Schottland hat, dem kann ich es nur weiterempfehlen.

Link zum Buch – eine Leseprobe erscheint, wenn man dort auf das Buchcover klickt:
https://www.jonadreyer.de/meine-romane/

Interview mit Autorin Alexandra Krebs

Alexandra schreibt über sich selbst: Ich bin Alexandra Krebs und komme aus dem schönen Hamburg. Dies ist das Erste, was mich mit Amalia verbindet. Hamburg ist die Stadt, in der auch meine beiden Bücher spielen: „Rache Lieferung frei Haus“ und „Organ auf Bestellung“. Beides Bücher mit dem Ermittler Thomas Eickhoff. Nun aber zu deinen Fragen.

Was oder vielleicht auch wer inspiriert dich?

Alexandra Krebs: Bei „Rache Lieferung frei Haus“ war es im letzten Jahr. Es war Spargelsaison und ich habe in einem dieser Häuser, wo man den leckeren Spargel kaufen konnte, gesessen und habe ihn verkauft. Na Ja noch nichts Weltbewegendes. Aber es wurde auch Schinken verkauft. Leckerer Heideschinken. Einer dieser Blöckchen hatte die Form eines Fußes. Damit war die Idee geboren, dass es um Körperteile im Buch gehen musste. So kam eins zum anderen. Und wieso im Paket werde ich immer wieder gefragt, dann ist meine Antwort: „Du kennst doch die Post, da kann man sich doch alles weitere erklären.“

Bei „Organ auf Bestellung“ war es ein wenig anders. Ich hatte zum Buch „Rache Lieferung frei Haus“ recherchiert und bin dabei, wie auch immer, auf die Organmafia in der Türkei gestoßen. Also habe ich einen Organhandelring nach Deutschland kommen lassen. Es ist also eine kleine Mischung aus dem Organhandel in Deutschland und der Organmafia geworden.

Aber kurz gesagt, das ganz normale Leben ist meine Inspiration. Dazu kommt natürlich wie bei jedem Autor eine dicke Portion Fantasie dazu.

Hast du einen Lieblingskrimiautoren oder ein Vorbild?

Alexandra Krebs: Ich glaube das haben wir alle. Ganz klar vorne ist bei mir Stephen King. Nicht wegen seinem Inhalt, denn ich kann nur etwa die Hälfte seiner Bücher lesen, weil er schon ziemlich gruselig schreibt, sondern aufgrund seiner Geschichte.

Stephen King leidet bekanntlich an der Leserechtschreibschwäche und ohne ein Lektorat und Korrektorat käme er keine zehn Zeilen weit bei den Lesern.

Er wurde bestimmt an die hundert Mal abgelehnt bis eine Freundin einmal sagte: „Komm wir setzen uns gemeinsam ran und überarbeiten es mal. Was daraus geworden ist.“ Ich habe ihn mir aus zwei Gründen als Vorbild genommen.

Erstens ich leide auch an der Leserechtschreibschwäche und zweitens, man muss immer nur weiter machen und an sich arbeiten, dann kann man es schaffen.

Meine Hoffnung ist also, dass ich in einigen Jahren genauso bekannt bin.

Veranstaltest du auch Lesungen? Wenn ja, wo?

Alexandra Krebs: Auch, wenn mir das nie einer abnimmt, ich bin unheimlich schüchtern und unsicher. Ich kann das meistens ganz gut mit Hilfe meiner großen Klappe verheimlichen. Aber noch habe ich es mir nicht getraut.

Dann darf man auch nicht vergessen. Mein Debüt „Rache Lieferung frei Haus“ ist wirklich mein Debüt gewesen und es kam im November heraus. Ich möchte es zum Herbst hin in Angriff nehmen. Aber dafür werde ich dann auch die Werbetrommel schlagen.

Woran arbeitest du aktuell? Magst du uns schon etwas darüber verraten?

Alexandra Krebs: Aktuell arbeite ich an zwei Projekten. Das eine ist ein Fantasybuch über verschiedene Geisterarten und ein Mädchen, welches immer dachte, es sei ein normales Menschenkind. Aber es entsteht ein Kampf zwischen den Erd-Wasser-Luftgeistern und den Feuergeistern um sie. Denn sie könnte die Geisterwelt retten.

Das andere ist wieder ein Krimi. Aber dieses Mal kein Thomas Eickhoff Fall, sondern ein „einfacher“ Hamburg-Krimi. Ein junger Mann gesteht den Mord an seiner Mutter, doch es fehlt jede Spur von der Leiche. Was wohl die Sekte damit zu tun hat, in der er war? Ihm fehlen im Gedächtnis zwei Jahre. Können Martin Phillips und Paula Rhode den Fall lösen?

Hier soll übrigens das erste Mal ein Mann in meinen Büchern sterben. Irgendwie lasse ich gerne Frauen sterben, ich weiß nur noch nicht wieso.

Inwieweit ist die Stadt Hamburg wichtig für deinen Krimi?

Alexandra Krebs: Hamburg ist einfach eine tolle Stadt, sie pulsiert. Es ist egal ob du Tags oder nachts hier lang gehst, es ist immer etwas los. Aber es gibt auch die abgelegenen Ecken von Hamburg. Besonders genannt sei da die Vier und Marschlanden. Dort wohne ich zum Beispiel. Du kannst glaube ich jede Woche eine Geschichte von Hamburg schreiben und du wirst mehr als ein Leben brauchen, um alle Plätze zu beschreiben.

Ich nehme es aber auch gerne, weil ich Hamburg so gut kenne. Wenn ich am Schreibtisch sitze und überlege, dass in Ochsenzoll ein Fundort einer Leiche sein soll, dann sehe ich es vor meinem inneren Auge und es fließt nur. Außerdem mag ich die knurrige Art der Hamburger Polizisten, die ist wirklich einzigartig, und ich kenne viele Polizisten aus anderen Städten Deutschlands.

Außerdem liebe ich meine Stadt und möchte sie durch meine Bücher dem Leser näherbringen.

Wie hast du für dein Buch recherchiert in Sachen Polizei-/Ermittlungsarbeit?

Alexandra Krebs: Für mich ist die wichtigste Adresse die Pressestelle der Polizei Hamburg. Ich vermute die haben meine Telefonnummer schon im Kurzwahlspeicher. Denn ich rufe mit Sicherheit ein bis zwei Mal in der Woche dort an. Ich durfte mir einige Polizeiwachen ansehen und auch das Polizeipräsidium in Alsterdorf. Hier auf dem Land (ja Hamburg hat Land) ist es auch noch ein wenig anders. Hier duzt man sogar den „Dorfsheriff“ und bei einem netten Kaffee erzählt er auch die ein oder andere Sache. Wenn es wiederum um Rechtsmedizin geht oder wie Fallanalytiker arbeiten, dann ist die allerbeste Adresse Dr. Manfred Lukaschewski. Er ist ein Diplomkriminalist und hat sein Doktor zum Thema Fingerabdrücke an Leichen gemacht. Das alles macht ihn zu einem brillanten Kopf in der Kripo und rechtsmedizinischen Arbeit. Ich kann wirklich jedem Krimiautoren nur raten, seine Kompendien zu kaufen. Aber Obacht, man braucht einen starken Magen oder sollte nicht da drinnen lesen, wenn man gegessen hat. Ansonsten ist natürlich eins der besten Dinge, die man haben kann, ein gut funktionierendes Internet und die Schlagworte, die man braucht um Google zu füllen. Aber Achtung, gerade im Bereich Rechtsmedizin ranken sich viele Mythen, hinterfragt alles. Ansonsten ist die Gerichtsmedizin im UKE auch eine sehr gute Adresse. Die brauchen nur Ewigkeiten bis die mal antworten. Aber auf gute Antworten wartet man ja doch gerne.

Kannst du etwas aus deinem Roman oder aus deinem aktuellen Projekt zitieren, ohne zu spoilern?

(c) Alexandra Krebs

Alexandra Krebs: Gerne, das erste ist aus „Rache Lieferung frei Haus.“

„Mit Handschuhen bewaffnet öffne ich das Paket. Mir kommt ein ekeliger süßlicher Geruch entgegen. Sofort steigen Bilder von Tatorten auf. Der typische Leichengeruch. Ich scheine schon zu lange diesen Beruf auszuüben, da ich gleich daran denken muss. Derjenige, der mir das Paket geschickt hat, hat es mit der Verpackung anscheinend besonders gut gemeint. Es besteht aus mehreren Kartons. Die ineinandergesteckt wurden. Als ich die letzte Pappe freilege, sehe ich Eis, welches helle rote Spuren aufweist, Sorgsam teile ich die Eisschicht und erschrecke mich. Mitten im Eis liegt ein weißlich-bläulicher Finger mit rosa Lack auf dem Nagel.“

(c) Alexandra Krebs

Und aus dem Buch „Organ auf Bestellung“:

„Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich habe immer wieder nachgedacht, wie man den Fall noch aufarbeiten kann.Gegen fünf Uhr ist mir eine Idee gekommen. Sofort will ich meine These überprüfen und radle ohne zu frühstücken los, unterwegs kaufe ich mir bei einem Bäcker etwas zu Essen, denn der Tag kann wieder lang werden. Gegen halb sieben ist es noch sehr ruhig im Präsidium. Sofort nehme ich mir die Berichte der Rechtsmedizin vor. Ich beginne zu grinsen.“

In deinem Roman „Rache Lieferung frei Haus“ geht es um einen Mord, der mit einer Paketlieferung zusammenhängt. Hast du schon mal ein seltsames Erlebnis im Zusammenhang mit Post gehabt?

Alexandra Krebs: Haben wir das nicht alle schon mal? Aber nein ich habe noch nie Körperteile oder ähnliches bekommen. Post von anderen, wo BARF Essen für Tiere drin waren, das schon, aber das habe ich nur im Gespräch mitbekommen.

Wo ich aber nachgedacht habe, wie die Pakete zu Thomas Eickhoff kommen können, muss ich gestehen war mein erster Gedanke. Mit allem nur nicht mit der Post. Denn wenn die über ein Jahr brauchen unsere Urlaubskarte aus Wismar nach Hamburg zu transportieren, dann verliere ich an Glaubwürdigkeit, würde dann jeden Tag ein Paket bei Thomas Eickhoff ankommen kann. Also eins kann ich dir versichern, niemals werde ich Leichenteile mit der Post verschicken lassen.

Das beruhigt mich doch sehr 😉 Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

Alexandra Krebs‘ Autorenseite: https://www.facebook.com/AlexandraKrebsAutorin