Aufruf für ein unkommerzielles Buchprojekt: Interviews mit Goths

Aktuelle Sachbücher über die deutschsprachige Goth Community gibt es nur wenige. Deshalb möchte ich gern Interviews machen und diese in einem kostenlosen Buch zusammenfassen.

Folgende Bedingung, wenn du teilnehmen möchtest:
Du zählst dich zur Goth Community. Es ist egal, ob du erst seit kurzem dabei bist, seit ein paar Jahren oder schon Jahrzehnte.
Willkommen sind natürlich auch Goths, die Teil marginalisierter Gruppen sind (z.B. Person of Color, behindert, queer, neurodivergent, von Armut betroffen oder anderes)

Du kannst selbst entscheiden, ob du manche der Fragen nicht beantworten kannst oder möchtest.

Du kannst dich auch entscheiden, ob du mit einem Vornamen oder Nickname und deinen Pronomen genannt werden möchtest, oder ob du ganz anonym teilnehmen möchtest.

Die Interviews werden von mir nicht verändert, ich prüfe lediglich Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Ich selbst werde die Interviewfragen auch beantworten. Sollte ich sehr viele beantwortete Interviews erhalten, werde ich eine Auswahl treffen. Dafür bitte ich um Verständnis.

Rund um das Buch:

Ich habe langjährige Erfahrung mit Selfpublishing und werde ein E-Book erstellen in den Formaten epub, mobi und PDF. Nach der Fertigstellung kann es kostenlos aus meiner Dropbox heruntergeladen werden, was ohne Anmeldung/Registrierung möglich ist. Sollte eine größere Nachfrage nach einem Taschenbuch bestehen, werde ich eines veröffentlichen. Dabei werde ich den Preis so gering wie möglich halten, aber natürlich müssen Vertriebs- und Druckkosten gedeckt sein.

Bitte beachten: Da ich mit diesem Buch entsprechend kein Geld verdiene (oder eventuell nur wenige Cents bei der Taschenbuchausgabe) kann ich den Teilnehmenden kein Honorar zahlen.

Du möchtest mitmachen?
Die Interviewfragen kannst du in den Formaten .docx (für MS Word) und .odt (Libre Office, auch kompatibel mit Word) herunterladen. In den Dateien findest du auch meine Kontakt-E-Mail-Adresse. Sende das beantwortete Interview bitte an diese Adresse.

Die Infos aus diesem Beitrag und die Interviewfragen stehen auch in den Dateien unten auf der Seite, die zum Download bereitstehen.

Länge des Interviews?
Bitte beschränke dich auf maximal 3000 Worte, inklusive der Interviewfragen (diese bitte nicht löschen). Das entspricht ungefähr 12 Buchseiten.

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, sich über die Veröffentlichung des Buches zu informieren: Du kannst eine Nachricht von mir per E-Mail erhalten oder mir in Social Media folgen, wo ich die Veröffentlichung ankündige.

Die Interviewfragen

Name oder Nickname:
Pronomen: (optional)
Ich möchte lieber anonym bleiben.
(Nicht zutreffendes bitte streichen)

1. Wie lange oder seit wann bist du schon in der Goth Subkultur?

2. Die Community ist seit ihren Anfängen eng verbunden mit Musik. Welche Bands und Interpret*innen magst du besonders? Bitte beschränke dich auf maximal zehn, oder schreibe die Subgenres, die du besonders magst (z.B. Dark Wave, Postpunk, Goth Rock …)

3. Arbeitest du in irgendeiner Form in der Community, z.B. als Musiker*in, im Bereich Kunsthandwerk, organisierst du Community-Treffen in deiner Region oder engagierst du dich auf andere Weise?

4. Wie lebst du dein Goth-Sein vor allem aus? (z.B. Musik hören zu Hause und unterwegs, Clubbesuche, Festivals, Konzerte, Medien wie Kunst, Literatur, Film, Podcasts etc., Kunsthandwerk, Schneidern, DIY, Mode, Ästhetik, oder etwas anderes)

5. Wenn du schon länger in der Szene bist, was hat sich aus deiner Sicht verändert, seit du dabei bist?

6. Was gefällt dir besonders an der Goth Szene? Wie bist du darauf gestoßen? (Die Frage richtet sich an Newbies/Baby Bats ebenso wie an langjährige Goths.)

7. Wie reagiert dein Umfeld darauf, dass du Goth bist (Familie, Nachbar*innen, Kolleg*innen, Freundeskreis …)? Und wie gehst du damit um?

8. Wenn du einen Wunsch oder auch zwei an die Community frei hättest, welche wären das? Oder anders gefragt, was würdest du ändern, wenn du es könntest? Oder bist du wunschlos glücklich mit der Szene?

9. Was war für dich bisher das schönste Erlebnis im Zusammenhang mit dem Goth-Sein?

10. Gibt es noch etwas, das du gern ansprechen möchtest in Bezug auf die Goth Subkultur/Community?

Download:

Die Infos zum Projekt und die Interviewfragen, als PDF:
https://amalia-zeichnerin.net/wp-content/uploads/2025/04/Goths-Interviews-Infos-zum-Projekt-und-Interviewfragen.pdf

Die Infos zum Projekt und die Interviewfragen, im Format odt (Libre Office):
https://amalia-zeichnerin.net/wp-content/uploads/2025/04/Goths-Interviews-Infos-zum-Projekt-und-Interviewfragen.odt

Die Infos zum Projekt und die Interviewfragen, im Format docx (MS Word):
https://amalia-zeichnerin.net/wp-content/uploads/2025/04/Goths-Interviews-Infos-zum-Projekt-und-Interviewfragen.docx

Was macht uns Hoffnung?

Foto: Marc-Olivier Jodoin, Unsplash

Lesezeit: 5 Minuten
Wir leben in einer Real Life Dystopie, aber ich möchte gern ein bisschen Hoffnung verbreiten. Zunächst ein paar eigene Gedanken. Hoffnung ist aus meiner Sicht nicht einfach eine Empfindung, die kommt und geht, sondern kann eine Haltung sein, etwas, zu dem man sich aktiv entschließt, um sich nicht der Angst und Verzweiflung zu überlassen.

Ich habe mich gefragt, was anderen Menschen Hoffnung macht in diesen Zeiten, also habe ich im Fediverse/auf Mastodon um Hilfe gebeten. Dort habe ich geschrieben: „Schildert mir doch mal bitte, was euch trotz allem (Weltlage, Kriege, Krisen, Klimakrise …) Hoffnung macht. Das kann etwas kleines Persönliches sein, etwas Größeres aus eurer Community, oder was euch sonst so einfällt.“

Hier einige der Antworten, die ich erhalten habe und zitieren darf:

„Danke für die Initiative. Habs schon mal hier gepostet, aber die 2 Dinge, die mir gelegentlich Hoffnung machen, sind 1. der Gedanke an mein eigenes Kind, & seine gesamte Generation & dass ich uns in der Pflicht sehe, ihnen eine gute Welt zu hinterlassen & ein gutes Leben zu ermöglichen & 2. das Wissen, dass Hoffnung Widerstand ist gegen die Feinde der offenen Gesellschaft, welche uns verzweifelt sehen wollen. Also ein Plädoyer für Hoffnung als Pflicht & Waffe gegen Hass & Verzweiflung.“


„Bei mir geht leider zurzeit nicht viel Hoffnung, durfte aber letztes Jahr bei https://42.ccc.de/mitmachen, da sind sehr viele tolle Dinge entstanden.“


„Philosophie, Theologie, meine Freund*innen, das Kultivieren und einstehen für Philanthropie … Musik, Kunst, das Singen der Vögel“


So kitschig es klingen mag: Kunst. Und zwar vor allem kleine, nischige, eigensinnige Projekte, die ohne große Gewinnabsicht entstehen. Menschen müssten diese Zeit und Mühe nicht aufwenden, aber es ist ein Grundbedürfnis, Begeisterung zu teilen und andere zu erreichen. Zweitens: Zirkel, Gruppen, Vereine, Netzwerke. Ob Sport, Rollenspiel, Schule oder Baugruppe: viele Leute machen gemeinsam was, oft ohne politischen Anspruch. Ich sehe dort Offenheit und Vielfalt gelebt.“


„Es gibt tatsächlich noch kleine, zwischenmenschliche Momente, in denen Gutes passiert, die mich hoffen lassen, dass die Menschheit nicht gänzlich verloren ist.
– Die Angehörige eines Patienten, die mitbekommt, dass der andere Mann im Zimmer niemanden hat und ihm ein Stück Kuchen oder eine Flasche Apfelsaft mitbringt, damit er eine Freude hat.
– Die Vorsorgebevollmächtigte eines Patienten mit angeborener Intelligenzminderung, mit der man gemeinsam Gespräche führt, wie es danach wirklich am besten für alle Beteiligten weitergehen könnte und ernsthaftes Interesse daran hat, dass er dann auch sicher UND zufrieden ist.
– „Die ältere Generation“ die offen sagt „Wir hatten das schon mal und es war Scheiße und es tut mir leid, dass ihr Jungen jetzt da auch wieder durchmüsst“, weil sie es eben doch wahrnimmt und die Empathie mitbringt und darauf schaut, was man besser machen könnte.“


„Mir gibt das Wissen Hoffnung, dass positive Änderungen immer möglich sind und dass jeder Krieg, jede Krise irgendwann endet. Kein Diktator lebt ewig. Und die meisten Menschen haben das Potenzial gut zu sein und sozial zu handeln, wenn man ihnen nur die Chance dazu gibt.“


„Immer wenn ich momentan, sei es im Netz oder auf Vernissagen oder in Ausstellungen oder per Mail, mit anderen Künstler*innen kommuniziere, sagen die von sich aus, dass die AfD eine große Gefahr ist und dass sie gerade, weil Kunst und Kultur bedroht sind, jetzt gar kein Verständnis für das Gatekeeping großer Häuser oder Verlage haben und noch so vielen unbekannten Leuten Sichtbarkeit wie möglich geben wollen.
Die Omas [gegen Rechts]. Es ist gerade in Brennpunkten mutig sich auf den Marktplatz zu stellen und mit Leuten zu reden: „Was sind die Probleme hier im Stadtteil? Warum glauben Sie sind Nazis die Lösung?“ Die machen das nicht verkleidet, die sind identifizierbar. Ich glaube, gerade weil die Generation aus der die kommen oft als politisch passiv oder rückwärtsgewandt wahrgenommen wird, kann das einen großen Impact haben. Dann sieht Brigitte (Stellvertretername), die sich nie was getraut hat, „Boah, ich KANN was machen“.
In dem Sinne auch: Mein Tantken. Zeit ihres Lebens: „Politik interessiert mich nicht“. Dann als die Correctiv-Recherche kam und die Demos losgingen: „Ich demonstriere auch. Ich lass mir meine Familie nicht weg deportieren!“ und die hat jede erreichbare Demo mitgenommen. Zwar aus Verzweiflung, aber sie „wehrt“ sich mit ihren Mitteln und diese „Ich kann was tun“-Attitüde bei vorher passiven Menschen gibt Hoffnung.“


„Mir gibt Hoffnung, dass es selbstverständlicher geworden ist, über Krisen zu sprechen. Ich meine nicht die mediengemachten Aufregerthemen, sondern im direkten Kontakt mit Menschen. Wo geredet wird, kann man auch zusammen denken und zusammen Dinge bewegen. Mir machen alle Projekte Hoffnung, die Solidarität leben und erlebbar machen.“


„Hoffnung machen mir im Alltag Gesten der Solidarität und Liebe: Personen, die anderen selbstverständlich und ohne Eigennutz ihre Hilfe anbieten, ob online oder offline; Rücksichtnahme; politisches Engagement für jene, die weniger privilegiert sind; Zuneigungsbekundungen. Diese Momente zeigen immer wieder, greifbar, dass es auch gute Menschen gibt, die ihr Umfeld prägen und formen.“


„Mir macht Hoffnung, Empathie zu pflegen und zu fördern. In einer Gemeinschaft (z.B. einem Chor) meinen Teil dazu beizutragen, einen Raum zu schaffen, in dem alle mit ihren Eigenheiten akzeptiert werden, aber verletzendes Verhalten nicht toleriert wird.
Mir macht Hoffnung, Menschen zu sehen, die bereit sind, sich verletzlich zu zeigen, und die sich miteinander freuen.“


„Neben meinen Kindern ist es das Open Mic, das ich seit 9 Jahren veranstalte. Dort kommen so tolle Menschen mit wunderbaren Texten und Liedern. Das Publikum ist aufmerksam und genießt den bunten Abend. Es ist eine Gemeinschaft für diese paar Stunden, die sich jedes Mal wieder neu zusammensetzt. Es ist jedes Mal ein bisschen Seelestreicheln für mich.“


„Was mir Hoffnung macht: Die Überzeugung, dass das alles Rückzugsgefechte sind, auch wenn sie gerade Geländegewinne machen. Der Gedanke, dass Frauen, LGBTQA+ und Flüchtlinge Menschen mit Rechten sind, wird sich nie wieder ganz in Pandoras Box stopfen lassen, wie Rebecca Solnit in ihrem heute gelesenen Buch „Wenn Männer mir die Welt erklären“ so schön darlegt. Dass ich als Trans*Frau selbstverständlich die zweite Frau im Bass eines Gospelchors sein darf neben einer CisFrau. Einst undenkbar.“


„Was mir Hoffnung macht: Dass die meisten Menschen nicht so dumm und verbohrt sind, wie man uns gerne glauben machen lässt. Habe in den letzten Tage tolle Dokus über grünes Gold ohne Ausbeutung der Einheimischen, Palmblätter statt Plastik auf Sansibar und andere coole Initiativen gesehen. Es sind halt nur die gierigen Schreihälse, die von den Nachrichten zuerst bedient werden.“


Danke an alle, die ich zitieren durfte.

Was mir selbst Hoffnung macht?

Da fallen mir mehrere Dinge ein, aber ich beschränke mich auf drei.
1. Der Blick in die Geschichte zeigt wieder und wieder, dass selbst höchst zerstörerische Regimes (wie das des Nationalsozialismus und mehrere Diktaturen) sich nicht ewig halten. Wir befinden uns zwar gerade fast weltweit in einem Rechtsruck, aber auch das wird nicht ewig so bleiben, zumal viele Menschen dagegen aufbegehren, mit Demos, Petitionen, Initiativen, Politik und noch mehr. Alles ist ständig im Wandel.

2. Kürzlich las ich ein Interview mit Hannah Ritchie, Autorin des Sachbuchs „Hoffnung für Verzweifelte: Wie wir als erste Generation die Erde zu einem besseren Ort machen | Faktenbasierte und optimistische Lösungsansätze für den Klimawandel“. Im Interview ging sie darauf ein, dass es in den vergangenen Jahrzehnten auf der ganzen Welt viele Verbesserungen gegeben hat, z.B. in Sachen Social Justice und Umweltschutz. Auch wenn es teilweise leider wieder Rückschritte gibt, besteht auf der anderen Seite vielfach Anlass zu Hoffnung. Das geht aber angesichts der multiplen Krisen, die die Nachrichten (und unser Doomscrolling) beherrschen, häufig unter.

3. Was mir außerdem Hoffnung macht, ist die Kunst. Kunst kann vielleicht nicht die Welt retten, aber sie ist immer auch politisch, sie kann Menschen Kraft geben, Zerstreuung und Entspannung bieten und die menschliche Existenz erforschen. Aber das ist noch nicht alles: Sie kann Themen, Motive, ganze Gesellschaften und/oder Welten erdenken und einen Vorbildcharakter haben, also inspirieren, bis hin zu Utopien. Denn was nicht in irgendeiner Form zunächst erdacht, erforscht, erprobt wurde, das kann nicht umgesetzt werden.
In diesem Sinne zitiere ich gern die Phantastik-Autorin Ursula K. Le Guin. Ihr Zitat bezieht sich auf den Kapitalismus, lässt sich aber auch auf andere Systeme, Gesellschaften und Politisches übertragen:
„“We live in capitalism. Its power seems inescapable. So did the divine right of kings. Any human power can be resisted and changed by human beings. Resistance and change often begin in art, and very often in our art, the art of words.”

(„Wir leben im Kapitalismus. Seine Macht scheint unausweichlich. So war es einst auch mit dem göttlichen Recht von Königen. Jeglicher menschlicher Macht kann widerstanden werden, sie kann durch Menschen verändert werden. Widerstand und Veränderung beginnen oft in der Kunst – und sehr oft in unserer Kunst, der des geschriebenen Wortes.“)

Zum Abschluss noch einige Zitate über Hoffnung, die ich inspirierend finde.

„When you do nothing you feel overwhelmed and powerless. But when you get involved you feel the sense of hope and accomplishment that comes from knowing you are working to make things better.“
(„Wenn du nichts unternimmst, fühlst du dich überwältigt und machtlos. Aber wenn du dich engagierst, fühlst du Hoffnung und dass du etwas erreicht hast – weil du weißt, dass du daran arbeitest, etwas zu verbessern.“)
– Maya Angelou

„Hope is being able to see that there is light despite all of the darkness.“
(„Hoffnung bedeutet, zu sehen, dass da Licht ist, trotz aller Dunkelheit.“)
– Desmond Tutu

„Hope has two beautiful daughters; their names are Anger and Courage. Anger at the way things are, and Courage to see that they do not remain as they are.“
(Die Hoffnung hat zwei wunderbare Töchter: Ihre Namen sind Wut und Mut. Die Wut darüber, wie die Dinge sind und der Mut, etwas zu unternehmen, sodass sie nicht so bleiben, wie sie sind.“)
– Saint Augustine

„Hope sees the invisible, feels the intangible, and achieves the impossible.“
(„Die Hoffnung sieht das Unsichtbare, fühlt das nicht Greifbare und erreicht das Unmögliche.“)
– Helen Keller

„May your choices reflect your hopes, not your fears.“
(„Mögen deine Entscheidungen deine Hoffnung reflektieren, nicht deine Ängste.“)
– Nelson Mandela

„Most of the important things in the world have been accomplished by people who have kept on trying when there seemed to be no hope at all.“
(„Die meisten wichtigen Dinge in der Welt wurden von Menschen erreicht, die es immer weiter versucht haben, selbst als es schien, als ob es absolut keine Hoffnung gäbe.“)
– Dale Carnegie

No to AI: Warum KI in der Kunst nichts verloren haben sollte

NO AI: Warum KI nichts in der Kunst verloren haben sollte

Heute, am 15. April, ist der internationale Tag der Kunst. In der Buchbubble, aber auch in anderen kreativen Branchen, wird schon seit Monaten viel über den Einsatz von KI diskutiert. Ich bin gegen KI-generierte Inhalte in der Kunst, seien es Bilder, Texte, Musik oder Stimmen. Es gab bereits mehrere KI-Trends, die ich in meinen Social Media mehrfach gesehen haben, zuletzt die „Starter Packs“ bzw. „Actionfiguren“. Das haben einige Künstler*innen zum Anlass genommen, ihre eigene Motive ganz ohne KI zu gestalten, z.B. mit dem Hashtag #StarterPackNoAI. Auch ich habe mitgemacht. Ich gehe davon aus, dass weitere solche Trends folgen werden.

Hier sind einige Argumente, die gegen KI-generierte Inhalte sprechen.


Diebstahl geistigen Eigentums und Ausbeutung

Ein Beispiel dafür, wie Meta geistiges Eigentum gestohlen hat, um die eigenen KI-Systeme zu trainieren, ist hier zu finden. (Fußnote 1) Aber das ist nicht das einzige Problem: Das Training von KI-Systeme geht nicht von allein, hierfür werden menschliche Mitarbeiter ausgebeutet, unter schädlichen Arbeitsbedingungen. (2)

Übrigens: Sämtliche frei zugängliche Inhalte im Internet können im Grunde dazu verwendet werden, KI-Systeme zu trainieren, es sei denn, man nutzt spezielle Funktionen, um seine Inhalte zu schützen – was aber ohne entsprechende Kenntnisse oft nicht einfach umsetzbar ist. Das gilt übrigens auch für euren Social-Media-Content in den Meta-Unternehmen Facebook, Instagram und Threads, und vermutlich auch noch in anderen Social Media.

Und der Diebstahl hört dort nicht auf. Wie das Beispiel der Autorin Jane Friedman zeigt, werden mitunter ganze Bücher gestohlen und illegalerweise neu herausgebracht. (3) Mehrere Kunstschaffende setzen sich dagegen zur Wehr, aber auch gegen Verträge, die KI-Nutzung von Werken beinhalten. (4)

KI-Systeme sind nicht nachhaltig, sondern umweltschädlich

KI-Systeme wie ChatGPT verbrauchen Unmengen an Strom und Wasser, auch im Vergleich zu einfachen Anfragen im Internet bei Suchmaschinen. Genauere Informationen dazu unten in den Artikeln in den Fußnoten (5), (6), (7) und (8).

Wilder Westen

Mittlerweile gibt es zwar einige Ansätze zur Regulierung von KI, auch einige Unternehmen haben in dieser Hinsicht etwas unternommen, z.B. dass KI-generierte Inhalte mittlerweile als solche gekennzeichnet werden müssen. Es gibt beispielsweise auch Petitionen wie diese: „Deepfakes von echten Menschen verbieten“ (9). Aber noch immer wird geistiges Eigentum gestohlen und auch andere Regulierungen fehlen.

Und last but not least: Ist das Kunst, oder kann das weg?

Es gibt einige gute Einsatzgebiete für KI, z.B. teilweise in der Wirtschaft und Wissenschaft, aber die verschiedenen Kunstgattungen gehören aus meiner Sicht nicht dazu. Es lässt sich sicherlich lange darüber streiten, ob KI-generierte „Kunst“ tatsächlich Kunst ist oder nicht. Aus meiner Sicht fehlt dieser Art von Kunst die Seele, ein menschlicher Ausdruck – und dazu zähle ich auch das Unperfekte, z.B. kleine Fehler in einem Kunstwerk, die aber letztendlich zeigen, hier war ein Mensch am Werk und keine Maschine. In diesem Zusammenhang bin ich auf das Logo „Human Made“ gestoßen, habe das Nutzungsrecht gekauft und das Logo ist nun auf meiner Startseite.
https://hinokodo.itch.io/human-made

Ich bin nicht allein mit dieser Ansicht, beispielsweise hat sich der Regisseur Guillermo del Toro auch kritisch gegenüber KI-“Kunst“ geäußert, ebenso wie der Science-Fiction Autor Ted Chiang: „Chiang focuses on the lack of intent behind generative AI, arguing that the creation of art is a result of a series of meaningful choices made by the artist; a handful of prompts are not enough to claim ownership of whatever the machine spits out.“ (10)

Fußnoten

(1) https://www.theatlantic.com/technology/archive/2025/03/search-libgen-data-set/682094/

(2) „‘It’s destroyed me completely’: Kenyan moderators decry toll of training of AI models
Employees describe the psychological trauma of reading and viewing graphic content, low pay and abrupt dismissals“

Content Warnings for this article:

Mentioning of descriptions of rape, sexual assault, child sexual abuse other sexual content, trauma hate speech, violence and suicide attempts in the article

https://www.theguardian.com/technology/2023/aug/02/ai-chatbot-training-human-toll-content-moderator-meta-openai

(3) “I Would Rather See My Books Get Pirated Than This (Or: Why Goodreads and Amazon Are Becoming Dumpster Fires)” by Jane Friedman

https://janefriedman.com/i-would-rather-see-my-books-pirated

(4) „Contras about Artificial Intelligence in Texts and Pictures.
Authors Band Together To Address AI Concerns in Publishing Contracts
„Money today could simply speed up the absence of any work at all in the future,“ the Society of Authors said in a statement.“

https://www.themarysue.com/authors-band-together-to-address-ai-concerns-in-publishing-contracts

(5) „Wie umweltschädlich ist KI? Ein Blick auf Wasserverbrauch und Nachhaltigkeit“

https://vegan.ch/wie-umweltschaedlich-ist-ki-ein-blick-auf-wasserverbrauch-und-nachhaltigkeit

(6) „KI verdoppelt Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2030“
https://www.netzwoche.ch/news/2025-04-14/ki-verdoppelt-stromverbrauch-von-rechenzentren-bis-2030

(7) „Is generative AI bad for the environment? A computer scientist explains the carbon footprint of ChatGPT and its cousins“

https://theconversation.com/is-generative-ai-bad-for-the-environment-a-computer-scientist-explains-the-carbon-footprint-of-chatgpt-and-its-cousins-204096

(8) „The Environmental Impact of ChatGPT: A Call for Sustainable Practices In AI Development“

(9) https://weact.campact.de/petitions/deepfakes-verbieten

(10) „Guillermo Del Toro Strikes Back Against AI-Generated Art“

https://www.forbes.com/sites/danidiplacido/2024/09/24/guillermo-del-toro-strikes-back-against-ai-generated-art

Weiterführende Literatur

„Everyone wants the viral AI doll – but it’s a privacy nightmare waiting to happen“

https://www.techradar.com/computing/cyber-security/everyone-wants-the-viral-ai-doll-but-its-a-privacy-nightmare-waiting-to-happen

Wie künstliche Intelligenz den Kinderbuchmarkt überrollt
https://www.swr.de/swrkultur/literatur/wie-der-kinderbuchmarkt-von-ki-ueberrollt-wird-100.html

„ChatGPT Needs SPADE (Sustainability, PrivAcy, Digital divide, and Ethics) Evaluation: A Review“
https://arxiv.org/abs/2305.03123
As a PDF: https://arxiv.org/pdf/2305.03123.pdf

„Gartner Identifies Six ChatGPT Risks Legal and Compliance Leaders Must Evaluate.
Legal and Compliance Leaders Should Assess Their Organizations’ Exposure to These Risks and Build Appropriate Measures to Steer Responsible Use of ChatGPT“

https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2023-05-18-gartner-identifies-six-chatgpt-risks-legal-and-compliance-must-evaluate

„Lensa AI, the app making ‘magic avatars,’ raises red flags for artists“
https://techcrunch.com/2022/12/05/lensa-ai-app-store-magic-avatars-artists/

„The viral AI avatar app Lensa undressed me—without my consent
My avatars were cartoonishly pornified, while my male colleagues got to be astronauts, explorers, and inventors.“

https://www.technologyreview.com/2022/12/12/1064751/the-viral-ai-avatar-app-lensa-undressed-me-without-my-consent

„AI image generation tech can now create life-wrecking deepfakes with ease –
AI tech makes it trivial to generate harmful fake photos from a few social media pictures“

https://arstechnica.com/information-technology/2022/12/thanks-to-ai-its-probably-time-to-take-your-photos-off-the-internet

Eine Facebook- und Instagram-Pause … und was das mit mir macht.


Geralt, Pixabay

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ich bin immer noch auf Facebook und Instagram, zum Teil aus beruflichen Gründen, wegen einiger Kontakte, Informationen und spezieller Interessengruppen, für die ich (noch) keinen Ersatz finden konnte.
Aber auf meinen Autorenprofilen auf Facebook und Instagram steht die Content-Mühle seit dem 20. Januar komplett still. Keine Posts, keine Stories, keine Reels, nichts. Und das tut mir richtig gut. Ich habe nicht mehr den Drang, mich da mitzuteilen.
Ich habe mich am 26. Januar außerdem bei Facebook und Instagram ausgeloggt und die Websites auch vorübergehend mit einem Browser-Add-on blockiert. (Beides habe ich nur auf meinem PC, nicht mit Apps auf meinem Handy.)
Ich habe vorher geschrieben, wer dringend mit mir Kontakt aufnehmen will oder muss, soll mir bitte eine E-Mail schreiben.

Ich wette mit mir selbst, dass ich es schaffe, diese Pause bis Sonntag, den 2. Februar, durchzuhalten. Wenn ich es schaffe, werde ich mir einen Film gönnen, den ich unbedingt sehen möchte. Hört sich nicht nach einer großen Sache an? Für mich schon, denn ich bin seit 2015 sehr viel und fast täglich auf Facebook und seit etwa 2018 auch auf Instagram. Social-Media-Sucht ist ein Ding, zumindest in meinem Fall. Gestern habe ich mich zum Beispiel dabei ertappt, dass ich mich gefragt habe, ob mir jemand eine Nachricht auf Instagram oder Facebook geschickt hat. Oder dass ich einem Bekannten im Instagram-Messenger etwas schreiben möchte … aber es ist nicht wichtig und kann warten.

Solche Pausen möchte ich öfter machen. Und am liebsten ganz von Facebook und Instagram wegkommen. Aber das kann ich (noch) nicht, auch wegen einer beruflicher Kontakte.

Aber ich habe mir einige Gedanken gemacht, wie Facebook und Instagram mich im Laufe der Jahre beeinflusst haben.

Einige Sätze aus Janet Vertesis Blog gehen mir nicht aus dem Kopf:
Because these systems have hijacked our friendships, our social relationships, our professional networks. And they’ve hijacked our attention and addictive centers of our brains.“ (1)

übersetzt: „Denn diese Systeme haben unsere Freundschaften entführt, unsere sozialen Beziehungen, unsere berufliche Netzwerke. Und sie haben unsere Aufmerksamkeit und die Suchtzentren unserer Gehirne entführt.“

You feel connected to your friends but you only hang out together in someone else’s living room, who records everything you say.“ (2)

übersetzt: „Du fühlst dich deinen Freund*innen verbunden, aber ihr hängt nur zusammen in dem Wohnzimmer einer anderen Person ab, die alles aufzeichnet, was du sagst.“

Das ist ganz schön gruselig, wenn ich so darüber nachdenke. Ich kenne einige Leute, die quasi auf Facebook leben. Sie pflastern die Plattform mit ihren Fotos. Sie teilen im Minuten- oder Stundentakt lustige Bildchen oder Witze, oder kommentieren Beiträge von Nachrichtenmedien und streiten sich dann mit anderen Nutzer*innen, z.B. über Politik. Oder sie schreiben immer wieder ellenlange Beiträge über private, gesundheitliche oder sonstige Probleme, die sie vor Facebook wohl nur einem (nicht öffentlichen) Tagebuch oder ihrem engsten offline Umfeld anvertraut hätten. Sehr viele Autor*innen und andere Kreative machen Content und Werbung für ihre kreativen Werke. Andere schreiben stündlich oder mehrmals stündlich kurze Ansichten aus ihrem Alltag, oder nutzen Facebook auf andere Weise sehr häufig.

Ich muss gestehen, ich habe auch eine Weile auf Facebook gelebt. Ich war u.a. Admin in mehreren Gruppen, habe sehr viel zu meiner Autorentätigkeit geschrieben, mit Bildern und Buchwerbung und allem drum und dran … und noch mehr. Seit einer ganzen Weile mache ich das nicht mehr. Ich habe alle Admin-Posten dort aufgegeben. Ich habe fast alle Fotos gelöscht, auf denen ich zu sehen bin, bis auf einige Autorenfotos. Ich habe zwar gelegentlich in den vergangenen Monaten mit meinem Privatprofil Beiträge geschrieben, aber eher nur dann, wenn ich Rat suchte. Ich habe kaum noch durch meine Timeline gescrollt, nur nachgesehen, ob es Benachrichtigungen für mich gab.

Ich möchte nicht mehr in Zuckerbergs Wohnzimmer mit meinen Facebook-Freund*innen abhängen, von denen ein Großteil keine Freund*innen sind, sondern Bekannte, mit denen ich nicht so viel zu tun habe.

Und ich stelle fest, dass mir die aktuelle Facebook/Instagram-Pause guttut. Da ist nicht mehr dieses Gefühl, in einen Club zu gehen, in dem überall Leute an mir zerren und laut rufen:
Schau dir mein Fotoalbum an!
Lies meinen lustigen/traurigen/ratlosen Beitrag!
Rege dich mit mir über die aktuelle Politik, die Weltlage, die Klimakrise auf!
Schau dir meine Werbung an!
Guck mal hier, wie schrecklich!
Wie traurig!
Wie witzig, hihihi!
Hach, wie wunderbar!
Das macht mich so wütend, dich nicht auch?!

Außerdem schreibt Janet Vertesi:
„The entire purpose of their websites is to keep you distracted while they steal your data and sell access to your eyeballs to advertisers.“ (3)

übersetzt: „Der einzige Sinn und Zweck dieser Webseiten ist es, dich abzulenken, während sie deine Daten stehlen und Werbetreibenden den Zugang zu deinen Augen verkaufen.“

Das wissen, denke ich, mittlerweile die meisten Facebook- und Instagram-Nutzer*innen (hoffentlich). Aber ich vermute, dass sie es verdrängen. Ich habe das auch lange Zeit verdrängt, aber das möchte ich nun nicht mehr. Ich weiß noch nicht, wie es mit mir und Facebook/Instagram in den kommenden Monaten weitergeht. Ich hoffe, dass ich es schaffe, weitere längere Pausen dort zu machen. Allein schon, um mir die betreffende Sucht abzugewöhnen. Und wer weiß, vielleicht kann ich dort irgendwann ganz die Zelte abbrechen.

Fußnoten:
(1 bis 3) Quelle: https://www.optoutproject.net/social-media-1/

Weiterer Blogbeitrag von mir:
Alternativen zu den Meta-Unternehmen: Über den Aufbau von Communitys und Reichweite

Goth Community Repräsentation

Julia Kadel, Unsplash

Lesezeit: ca. 2 Minuten
Seit Juli 2023 bin ich wieder ein bisschen in der Gothic Community unterwegs. Ich hatte schon in den frühen 2000ern eine kurze Gothic-Phase und nun bin ich zurückgekommen, um zu bleiben. Oder passend ausgedrückt: Ich bin eine Wiedergängerin! Seitdem habe ich viel Goth Musik gehört, mich mit Leuten auf einem Communitytreffen (dem „Grufti-Treff“ im Hamburger Goth Shop Nyctophilia) ausgetauscht, Sachbücher gelesen, den Goth Community Podcast Schwarzgesagt gehört, recherchiert …

Dabei ist mir aufgefallen, dass es kaum deutschsprachige Belletristik mit Goths als Hauptfiguren gibt. Hier die wenigen, die ich kenne:

„Besser als nix“ von Nina Pourlak (von 2009). Ich kenne bisher nur die Verfilmung. Im Film ist ein bisschen unklar, ob die Hauptfigur Tom ein Goth oder ein Emo ist oder für sich gar kein Label in dieser Richtung beansprucht, sondern einfach lookmäßig in diese Richtung tendiert.

Never Dull Studio, Unsplash

Die „Thor und Dylan“-Reihe von Justin C. Skylark – Dylan ist grob gesagt Goth, Thor ein Metaller, beide sind in Bands.

Und das wars. Mehr kenne ich nicht. Falls ihr weitere deutschsprachige Belletristik mit Goths als Hauptfiguren kennt, lasst es mich gern wissen.

Ich möchte ein bisschen Goth Repräsentation in der Belletristik schaffen, für eine oft von Außenstehenden unverstandene Community. Und so sieht das in meinen Büchern aus:

Jannis aus „Hexen in Hamburg“ ist Gothic, seine Freundin ebenfalls. Im letzten Band der Reihe, so mein Plan, wird er zur Hauptfigur werden (bisher ist er eine Nebenfigur). Seine Freundin, ebenfalls eine Goth, wird ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem Band spielen. Jannis klärt andere Figuren über typische Vorurteile gegenüber Goths auf (z.B. „Ich bin kein Satanist, ich verwüste auch keine Friedhöfe …“)

In „Francis und das Gasthaus der Geister“ ist der Protagonist Francis ein Goth. Für die Handlung spielt das allerdings keine zentrale Rolle.

Gavin aus der Novelle „Ein Konzert für einen guten Zweck mit den Demonettes“ ist ein Post-Punk-Star und fühlt sich ebenfalls in der Gothic-Community zu Hause.

Nox und seine Bandmitglieder aus „Nox and the Shadows“ sind alle Goths. In dieser Novelle spreche ich unter anderem ein Problem an, das einige Gothics erleben: Sie werden von manchen Leuten fetischisiert, die auf diesen dunklen Look stehen, sich aber nicht für den Menschen dahinter interessieren.
Hier ein Blogbeitrag rund um diese Novelle, darin gibt es auch einige Informationen rund um die Goth Subkultur.

Alternativen zu den Meta-Unternehmen: Über den Aufbau von Communitys und Reichweite

Ich schätze, ich habe gerade eine Hyperfixierung auf dieses Thema. Also schreibe ich noch mal was darüber.

In einem Gespräch auf Instagram mit einer Autorin kamen wir heute auf folgendes Thema: Instagram hat, z.B. für Bookstagram, eine hohe Reichweite, das Netzwerk hat gewissermaßen eine Monopolstellung. Ich erinnere mich noch an Diskussionen auf X (damals noch Twitter), als es von M*sk gekauft wurde. Da sagten viele Nutzer*innen: „Ich kann hier nicht weg, ich habe mir hier eine Community aufgebaut, ich bin vernetzt, ich habe hier Reichweite.“

Es ist allerdings so: Communitys kann man sich auch woanders aufbauen. Ja, so etwas dauert und es ist nicht bequem, aber es kann sich lohnen. Ein Beispiel: Im Fediverse/auf Mastodon geht das relativ einfach: Die Bio/Profilbeschreibung darf länger sein als auf Instagram. Am besten ist es, dort auch Hashtags hinzufügen. Da man im Fediverse Hashtags folgen kann, können Leute einen über diese Hashtags und die gemeinsamen Interessen leichter finden als auf Instagram.

Man kann auch einen Vorstellungsbeitrag anpinnen und es ist gern gesehen, wenn Newbies sich in einem Beitrag mit dem Hashtag #neuhier vorstellen und über ihre Interessen schreiben oder wer sie sind etc. Solche Beiträge werden dann auch gern geteilt, so dass sie mehr Reichweite bekommen.

Ich bin nun seit knapp 3 Jahren dort, habe rund 700 Follower und da es dort keine Algorithmen gibt, ist meine Reichweite um einiges höher als auf Instagram und Facebook. Ich sehe das auch daran, dass ich deutlich mehr Interaktionen habe.

Und die andere Frage ist prinzipieller Natur: Möchte ich als queere, mehrfach marginalisierte Person wirklich dauerhaft auf Facebook und Instagram bleiben, wenn es dort nun bald kein Factchecking mehr und nicht mal ansatzweise Schutz vor Hate-Speech und Diskriminierung gibt? Instagram und Facebook waren bisher schon schlecht, was das betrifft, aber ich fürchte, nun wird das alles noch viel schlimmer.

EDIT: Auf Instagram habe ich mehrere Beiträge von queeren Autor*innen und anderen Queers gelesen, die sich „nicht vertreiben lassen wollen“, die weiterhin Queerness behandeln möchten und die ihr Profil als Safe Space für andere Queers und Allys verstehen.
Ich habe ähnliches vor wenigen Jahren auch in Diskussionen rund um X/Twitter erlebt. Leider hat sich gezeigt, dass die Entwicklung auf X mittlerweile völlig untragbar geworden ist, nicht nur für Queers und andere marginalisierte Leute. Ich gehe deshalb davon aus, dass es sich auf Instagram über kurz oder lang ähnlich entwickeln wird.

Wenn ihr Social Media sucht, die eher Safer Spaces sind, schaut euch das Fediverse an. Lest euch beispielsweise mal die Nutzungregeln auf der Startseite von https://pixelfed.de/ durch. Da wird schon klar, dass Diskriminierung, Hate-Speech und ähnliches dort nicht geduldet werden.
Das Fediverse wird, im Gegensatz zu Facebook und Instagram, wirklich vergleichsweise gut moderiert und man kann Hate-Speech, Trolle, Spam und Scams and die Admins und Moderator*innen melden. Die dann in der Regel auch tatsächlich reagieren.

Weiteres zu diesem Themenbereich aus meinem Blog:
Das Fediverse – ein alternatives Social Network
Ein weiteres alternatives Social Network: Tumblr

kurzer Instagrambeitrag über Pixelfed, eine Alternative zu Instagram:
https://www.instagram.com/p/DEzKcOXsPXM

Bzw. hier mein Text aus dem Beitrag, leicht gekürzt:

Ich habe mich bei Pixelfed.de angemeldet, ich möchte es für meine Illustrationen nutzen.
Die Plattform hat aktuell ca. 53.000 Nutzer*innen und 4600 davon sind viel aktiv.

Die Nutzungsregeln:
Keine Belästigung, kein Stalking, kein Doxxing.
Kein Rassismus oder Relativierung von Rassismus.
Kein Sexismus und keine Relativierung von Sexismus.
Keine Fremdenfeindlichkeit oder Relativierung von Fremdenfeindlichkeit.
Keine Diskriminierung von geschlechtlichen Identitäten oder sexuellen Orientierungen oder deren Relativierung.
Keine Werbung (Ausnahmen: Künstler*innen und Fotograf*innen dürfen Eigenwerbung machen)
Keine absichtlich irreführenden Inhalte (einschließlich neuer/rechtsextremer Verschwörungstheorien oder Betrug wie Kryptowährungen).
Keine Inhalte, die gegen die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland verstoßen.

Hier einige Details:
Es gibt verschiedene Timelines, denen man folgen kann.
Nutzer*innen können sich gegenseitig oder einseitig folgen.
Die Beiträge können einfach geteilt werden. Bilder können aber nicht aus Beiträgen herauskopiert werden.
Es gibt auch Storys auf der Plattform.
Man kann Bildersammlungen (Collections) anlegen.
Captions können bis zu 5000 Zeichen lang sein und klickbare Hyperlinks enthalten, außerdem Hashtags.
Man kann nach Hashtags suchen und bekommt dann entsprechende Bilder angezeigt.
Pro Post kann man bis zu 12 Bilder hochladen.
ALT-Texte (Bildbeschreibungen für sehbehinderte Menschen) können leicht integriert werden.
Es gibt eine Funktion für NSFW-Bilder: Diese werden ausgeblendet und man kann auch hineinschreiben, warum das Bild NSFW ist (z.B. Nacktheit)
Es gibt auch noch weitere Funktionen für Posts.

Bisher gefällt es mir dort sehr gut. Ich nutze es am PC, wie es über Apps am Handy läuft, weiß ich nicht.

Übrigens: Instagram-Content lässt sich auch relativ einfach nach Pixelfed importieren.
Wie das geht steht hier (auf Englisch): https://pixelfed.social/site/kb/import

Sehr lesenswerter Beitrag von Klaudia aka Vienna Writer über das Thema Reichweite
„Social-Media Grundsätze: Mythos Reichweite“
https://www.viennawriter.net/blog/social-media-grundsaetze-mythos-reichweite/


Für Buchmenschen und Lesefans ist eventuell die unkommerzielle Buchplattform Bookwyrm von Interesse, die auch mit dem Fediverse/Mastodon verknüpft ist.
Hier ein Screenshot von der Webseite mit einigen Infos, was einen dort erwartet.

Für Leute, die auf der Suche nach einer Alternative zu Facebook sind, ist eventuell
Friendica von Interesse, das ebenfalls mit dem Fediverse/Mastodon verbunden ist.

ich zitiere Chris Trottier auf Englisch:
„Since PixelFed is gaining traction as an Instagram alternative, it’s a good time to highlight that there’s also a federated alternative to Facebook: Friendica.

It features a Facebook-like user interface but is ActivityPub-enabled. This means anyone with a Friendica account can communicate with users on Mastodon, PixelFed, Peer Tube, or any other fully ActivityPub-compatible platform.

Friendica offers the familiarity of Facebook with the added benefit of federation. So, if your mom or cousin-who’ve spent the last 20 years on Facebook-are finally ready to leave because they’ve had enough of Mark Zuckerberg, introduce them to Friendica.“

Ein weiteres alternatives Social Network: Tumblr

Ich bin seit mehreren Jahren auf Tumblr, das vor allem im englischsprachigen Raum viel genutzt wird, unter anderem von Fandom-Communities aller Art und von Künstler*innen/Illustrator*innen.
Wer über Alternativen zu Facebook und Instagram nachdenkt … vielleicht ist Tumblr einen Blick wert. Hier die Vorteile dieses Mikro-Blogging-Portals:

Der Dienst ist kostenlos. Man kann für bestimmte Services zahlen, das ist aber völlig optional.

Auf Tumblr gibt es Werbung, aber ich kann diese problemlos mit einem Adblocker ausblenden und habe bisher keine Probleme dadurch bekommen.

Beiträge im eigenen Mikroblog können beliebig lang sein. Man kann dort ohne Probleme auch Fotos, Illustrationen, Links, Audiodateien und Videos einbinden, oder Audiodateien und Videos im Internet verlinken (siehe Bild).

Es empfiehlt sich sehr, einen Post an seinem Profil anzupinnen, in dem man sich kurz vorstellt (oder die Profilbeschreibung dafür nutzen).

Es gibt verschiedene Designs für den eigenen Blog.

Hashtags
Unbedingt Hashtags verwenden: Man kann auf Tumblr Hashtags folgen und sich auch die neuesten Beiträge mit den jeweiligen Hashtags anzeigen lassen. Es ist möglich, Inhalte anhand von Hashtags zu filtern, so dass sie einem gar nicht angezeigt werden.

Messenger
Tumblr hat auch einen Messenger-Dienst. Man kann dort einstellen, ob Leute einem Nachrichten schreiben können oder nicht.
Man kann auf seinem Blog eine Funktion einstellen, dass einem andere Leute Fragen stellen können. Das ist aber optional.

Communitys
Tumblr verfügt seit einiger Zeit über Communitys, das ist vergleichbar mit Interessensgruppen auf Facebook. Man kann dort auch neue Communities gründen und für diese Gruppenregeln erstellen. Beiträge in diesen Gruppen können auf öffentlich oder geschlossen (nur für die Gruppenmitglieder sichtbar) eingestellt werden.
Ich habe dort eine deutschsprachige buchige Community gegründet, für Genreliteratur (Phantastik, Krimis/Thriller, Romance, historische Romane). Autor_innen, Leser_innen und Buchblogger_innen sind willkommen.

Hier der Einladungslink zur Community Buchig!
https://www.tumblr.com/join/OfRsYNZc

Nachteile?
Wie bei jedem Social Network muss man sich erst mal ein bisschen in die Benutzeroberfläche einarbeiten und gewissermaßen eingewöhnen. Das kann zu Beginn
etwas unübersichtlich wirken, weil es ungewohnt ist.

Auf Tumblr sind vor allem englischsprachige Leute unterwegs, die deutschsprachige buchige Community eher weniger. Aber vielleicht ändert sich das in Zukunft, wenn Leute
Facebook und Instagram verlassen und auf Alternativen umsteigen. Und: jedes Social Network und jede online Community hat mal klein angefangen.

Ein deutschsprachiger Guide für den Einstieg:
https://help.tumblr.com/de/auf-tumblr-loslegen/

Ich bin hier auf Tumblr zu finden: https://www.tumblr.com/amaliazeichnerin

Weiteres rund um Alternativen zu den Meta-Unternehmen findet ihr
in diesem Blogbeitrag gesammelt, da geht es auch um Community-Aufbau und Reichweite:
https://amalia-zeichnerin.net/alternativen-zu-den-meta-unternehmen-ueber-den-aufbau-von-communitys-und-reichweite/

Das Fediverse – ein alternatives Social Network

Der Begriff Fediverse setzt sich zusammen aus „federated“ und „universe“ und spielt darauf an, dass verschiedene Instanzen dort miteinander interagieren können.
Hier einige Infos über das Fediverse, zu dem auch Mastodon und zahlreiche
andere Instanzen gehören. Das Fediverse ist ein loser Verbund verschiedener Instanzen, es hat gegenüber den kommerziellen Social Media mehrere Vorteile.

Zunächst einmal, was ist eigentlich eine Instanz? Es gibt verschiedene, z.B. mastodon.social (die mit den meisten Mitgliedern bisher), literatur.social, disabled.social, chaos.social, metalhead.club und noch viele andere. Diese bilden innerhalb des Fediverse verschiedene Communities. Jede Instanz hat ihr eigenes Team und einen Server für das Hosting.

Hier einige Vorteile des Fediverse:

Mit verschiedenen Apps oder im Webbrowser am PC/Laptop etc. erreichbar.
Es ist dezentralisiert.
Die Instanzen werden von kleinen oder größeren Teams betrieben, teilweise ehrenamtlich. Spenden für die anfallenden Kosten sind erwünscht, aber kein Muss.
Es gibt dort keine Algorithmen, Beiträge (auch Tröts oder englisch toot genannt) erscheinen chronologisch.
Beiträgen kann man bis zu vier Bilder oder ein kurzes Video beifügen.
Man kann Hashtags folgen und Links in Beiträge setzen.
Es gibt keine Werbung (außer jene, die User*innen selbst machen, z.B. für ihre Kunst oder ihr Kleinunternehmen).
User*innen verschiedener Instanzen können miteinander interagieren, ähnlich wie die E-Mail-Adressen verschiedener Anbieter.
Je nach Instanz kann man eine bestimmte Anzahl an Zeichen pro Beitrag verwenden,
auf mastodon.social sind es 500 Zeichen.
Inhaltswarnungen (CW) sind standardmäßig im Eingabefeld für Beiträge zu finden.
Man kann Worte und Hashtags ausfiltern. Entsprechende Beiträge werden einem dann entweder gar nicht angezeigt, oder ausgeblendet mit Inhaltswarnung, das kann man einstellen.
Es gehört dort zum guten Ton, Bilder mit ALT-Text zu versehen – für Menschen mit Sehbehinderungen – und das ist ohne Probleme möglich.
Instanzen können regional oder nach Thema ausgerichtet sein, z.B. gibt es auch welche speziell für Queers, bestimmte Städte oder Regionen.
Für Autor*innen im deutschsprachigen Raum dürfte die Instanz literatur.social besonders interessant sein, aber es gibt auch noch andere passende.
Je nach Instanz hat man pro Beitrag (Tröt, Toot) eine bestimmte Anzahl an Zeichen. Bei mastodon.social sind es 500 Zeichen, aber es gibt auch Instanzen mit deutlich mehr Zeichen pro Beitrag, so dass man dort längere Texte schreiben kann.

Weiteres
Die Benutzeroberfläche im Fediverse ist ähnlich wie bei Twitter, mit einigen Unterschieden. Es gibt verschiedene Timelines, die man sich anschauen kann, darunter die der Personen, denen man folgt, sowie eine allgemeine, in der alle Beiträge angezeigt werden, die Leute auf der eigenen Instanz schreiben (genannt Live-Feeds).

Wie bereits erwähnt, ist das immer ohne Algorithmen, also chronologisch. Das bedeutet: Wenn ihr euch dort anmeldet, bedenkt bei Beiträgen bitte, dass viele Leute eher abends (z.B. nach der Arbeit) aktiv sind und weniger tagsüber.

Ein für mich sehr wichtiger Punkt: Instanzen werden üblicherweise moderiert. Hate-Speech, Trolle, Scammer und Spam können den Admins/Mods gemeldet werden. Und anders als in anderen Social Media oft der Fall, werden dann auch tatsächlich Konsequenzen gezogen, zumindest nach meiner Erfahrung. Entsprechend ist das Aufkommen von Hate-Speech, Trollen, Scammern und Spam im Fediverse generell geringer als in anderen Social Media. Wobei es hier natürlich auch darauf ankommt, je nach Instanz, wie gut moderiert wird.

Instanzen mit menschenverachtenden Inhalten (z.B. Rassismus, Rechtsextremismus) können von anderen Instanzen blockiert werden. Es gab deshalb in Teilen des Fediverse z.B. auch die Diskussion, ob man eine Verbindung zu Threads oder Bluesky blockieren sollte. Das wird aber von Instanz zu Instanz unterschiedlich gesehen.

Ich bin seit April 2022 im Fediverse und fühle mich dort sehr wohl. Ich konnte mich dort mit vielen Menschen gut vernetzen.
Ihr findet mich hier: https://mastodon.social/@amalia12
bzw. als @amalia12@mastodon.social

Hier zwei Beiträge, die für den Einstieg weiterhelfen:

https://fediverse.ebildungslabor.de/index.html

https://de-de.about.flipboard.com/flipboard-deutschland/so-startest-du-richtig-im-fediverse/

Informationen auf Englisch gibt es z.B. hier:
https://fedi.tips/

Weiterführende Literatur:
Lesenswerter Beitrag von Klaudia Zotzmann-Koch aka Vienna Writer: “Social-Media Grundsätze: Mythos Reichweite”. Klaudia zeigt darin u.a. auf, warum die Reichweite im Fediverse deutlich besser läuft als auf Facebook und Instagram und ich kann das aus meiner eigenen Erfahrung heraus bestätigen.
https://www.viennawriter.net/blog/social-media-grundsaetze-mythos-reichweite/

Weiteres rund um Alternativen zu den Meta-Unternehmen findet ihr
in diesem Blogbeitrag gesammelt, da geht es auch um Community-Aufbau und Reichweite:
https://amalia-zeichnerin.net/alternativen-zu-den-meta-unternehmen-ueber-den-aufbau-von-communitys-und-reichweite/

Aufruf für ein unkommerzielles Buchprojekt: Interviews mit agender bzw. genderless Menschen

Mein Eindruck ist, dass in dem weiten Feld von trans und nichtbinären Identitäten agender Menschen oft eher unsichtbar sind. Deshalb möchte ich gern Interviews machen und diese in einem kostenlosen Buch zusammenfassen.

Folgende Bedingung, wenn du teilnehmen möchtest:
Du bist agender/genderless

Eine Definition dazu aus dem Queer Lexikon:
Agender
Auch: genderless
Als agender können sich Menschen bezeichnen, die kein Geschlecht haben, sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder mit dem Konzept von Geschlecht nichts anfangen können. Agender kann unter die Makrolabel trans und nichtbinär fallen.“

Oder: Du bist agender/genderless und hast darüber hinaus eine weitere Gender-Identität

Was sexuelle, romantische und weitere Orientierungen betrifft, sind alle willkommen.

Gleiches gilt auch, wenn du Teil weiterer marginalisierter Gruppen bist (z.B. Person of Color, behindert, neurodivergent, von Armut betroffen …)

Du kannst selbst entscheiden, ob du manche der Fragen nicht beantworten kannst oder möchtest.

Du kannst dich auch entscheiden, ob du mit einem Vornamen oder Nickname und deinen Pronomen genannt werden möchtest, oder ob du ganz anonym teilnehmen möchtest.

Die Interviews werden von mir nicht verändert, ich prüfe lediglich Rechtschreib-,

Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Ich selbst werde die Interviewfragen auch beantworten.

Rund um das Buch:
Ich habe langjährige Erfahrung mit Selfpublishing und werde ein E-Book erstellen in den Formaten epub, mobi und PDF. Das kann dann kostenlos aus meiner Dropbox heruntergeladen werden, was ohne Anmeldung/Registrierung möglich ist. Sollte eine größere Nachfrage nach einem Taschenbuch bestehen, werde ich eines veröffentlichen. Dabei werde ich den Preis so gering wie möglich halten, aber natürlich müssen Vertriebs- und Druckkosten gedeckt sein.

Bitte beachten: Da ich mit diesem Buch entsprechend kein Geld verdiene (oder eventuell nur wenige Cents bei der Taschenbuchausgabe) kann ich den Teilnehmenden kein Honorar zahlen.

Die Interviewfragen kannst du in den Formaten .docx (für MS Word) und .odt (Libre Office, auch kompatibel mit Word) herunterladen. In den Dateien findest du auch meine Kontakt-E-Mail-Adresse. Sende das beantwortete Interview bitte an diese Adresse. Die Infos aus diesem Beitrag stehen auch in den Dateien.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, sich über die Veröffentlichung des Buches zu informieren: Du kannst eine Nachricht von mir per E-Mail erhalten oder mir in Social Media folgen, wo ich die Veröffentlichung ankündige.

Link zur Dropbox:
https://bit.ly/interviews_genderless

Ein paar Gedanken über Kunst und Politik

Lesezeit: ca. 3 Minuten
Manchmal frage ich mich, warum bin ich eigentlich in der Unterhaltungsbranche? Warum mache ich nicht was Sinnvolleres? Angesichts der vielen Krisen? Klimakrise. Regierungskrise. Kriege und noch so vieles mehr, das ich täglich im Doomscrolling sehe. Und das hat mich ins Grübeln gebracht. Es heißt ja immer, man soll sich engagieren. Aber ich persönlich habe aus gesundheitlichen Gründen nicht die Löffel dafür, zu demonstrieren, in eine Partei einzutreten, ein Ehrenamt zu bestreiten oder oder oder. Seit der Pandemie meide ich auch jegliche Großveranstaltung und schlage 365 Tage im Jahr mit FFP2-Maske überall in Innenräumen auf. So ist das Leben als Risikopatientin.

Stattdessen mache ich das, was manchmal abfällig als Sessel-Aktivismus (englisch: armchair activism) bezeichnet wird. Ich unterschreibe fast täglich Petitionen oder Appelle und teile diese oft. Für den Umweltschutz. Fürs Klima. Gegen die AfD. Und noch vieles mehr, auch hier, bei den Petitionen für den Bundestag:
https://epetitionen.bundestag.de/epet/startseite.html
Ich schreibe gelegentlich Abgeordnete an, bei https://www.abgeordnetenwatch.de/

Was die Literatur betrifft … Menschen haben sich schon immer Geschichten erzählt. Der Schauspieler Alan Rickman hat einmal gesagt: „Es ist ein menschliches Bedürfnis, Geschichten erzählt zu bekommen. Je mehr wir von Idioten regiert werden und keine Kontrolle über unser Schicksal haben, desto mehr müssen wir uns Geschichten darüber erzählen, wer wir sind, warum wir sind, woher wir kommen, und was möglich sein könnte.“

Wir brauchen Geschichten. Über uns selbst. Über andere. Über die menschliche Existenz. Geschichten erzählen, das ist wie so vieles andere politisch, denn es bildet ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ab, sogar in der Phantastik (1). Bzw. viele Geschichten halten unserer Gesellschaft einen kritischen Spiegel vor.

Und wir brauchen auch all die anderen Kunstrichtungen. Kunst ist etwas, dass das Leben reflektiert. Für viele Menschen ist Kunst auch etwas, womit ihr Leben erträglicher wird. Deshalb schreibe ich mittlerweile größtenteils Wohlfühl-Eskapismus – wholesome und cozy. Zur Entspannung und zum Abschalten vom Alltag. Denn die Realität ist hart genug.

Aber natürlich gibt es auch ganz andere Belletristik, die den Finger in die Wunde legt und zeigt, wo es weh tut. Die auf schmerzhafte Weise aufzeigt, was alles schief läuft in unserer Welt. Oder wie Kafka es ausgedrückt hat: „„Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“

Aus meiner Sicht ist beides wichtig: Kunst zum Entspannen und Kunst, die aufrüttelt.

In der Maslowschen Bedürfnispyramide steht Kunst vielleicht nicht unten an der Basis bei den Grundbedürfnissen, aber sie ist auf jeden Fall ein wichtiger Teil der Kultur. Sie ist mit Sicherheit bei den Individualbedürfnissen zu finden und kann der Selbstverwirklichung dienen.

T. Thorn Coyle hat einen lesenswerten Essay geschrieben: „Flinging Joy in the Face of Oppression: On Fighting Tyranny at Every Turn“. Darin heißt es am Ende: „To fight tyranny is, to quote Emma Goldman, to insist upon “freedom, the right to self-expression, everybody’s right to beautiful, radiant things.““ – Übersetzung: „Die Tyrannei zu bekämpfen bedeutet, um Emma Goldman zu zitieren, auf Folgendes zu bestehen: Freiheit, das Recht auf Selbstausdruck, das Recht einer jeden Person auf wundervolle, strahlende Dinge.“(2)

In diesem Sinne: Auch in schweren Zeiten haben wir nicht nur das Recht auf Leben und Freiheit, sondern auch auf Kunst. Wir haben ein Recht auf wundervolle, strahlende Dinge. Macht bitte weiter mit eurer Kunst. Wir brauchen sie. Sonst haben wir irgendwann nur noch KI-generierte, seelenlose „Kunst“ (3), die nicht von Menschen, sondern Maschinen erschaffen wurde.

Fußnoten
(1) siehe z.B. diesen Blogbeitrag von Elea Brandt: „Fantastisch politisch“
https://eleabrandt.de/2019/05/06/fantastisch-unpolitisch/

(2) Den gesamten Essay gibt es hier:
https://www.thorncoyle.com/post/flinging-joy-in-the-face-of-oppression

(3) Lesenswert über KI „Kunst“ sind beispielsweise diese beiden Aritkel von Lena Richter:
„Das Problemwort mit K – Auswirkungen generativer KI auf Buchmarkt und Kreativbranche“
Teil 1
https://www.tor-online.de/magazin/science-fiction/das-problemwort-mit-k-auswirkungen-generativer-ki-auf-buchmarkt-und
Teil 2
https://www.tor-online.de/magazin/science-fiction/das-problemwort-mit-k-auswirkungen-generativer-ki-auf-buchmarkt-und-0