Von einem anderen Umgang mit Social Media: Micro-Journalling

Foto: Diana Polekhina, Unsplash

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ich lese oft in Social Media Beiträge von Leuten, die sich über etwas aufregen, einen Rant (1) schreiben, wütend, traurig oder frustriert sind oder private Probleme oder Alltagsbeobachtungen teilen. Ich meine damit keine aktivistischen Themen, (z.B. Social Justice), sondern eher sehr persönliche Dinge – wobei ich zugeben muss, dass persönliche Probleme natürlich auch mit Social Justice Themen zusammenhängen können, aber darum geht es mir in diesem Beitrag nicht.

Mit anderen Worten: Viele Menschen, und ich nehme mich da nicht aus, benutzen die Social Media wie eine Art öffentliches Tagebuch. Das habe ich vor allem beobachtet auf Twitter (als ich noch dort war), im Fediverse bzw. auf Mastodon und auf Facebook.

Manchmal sind das ellenlange Beiträge, ohne Fragen oder dem Wunsch nach Ratschlägen. Stattdessen wirken sie oft eher so, als ob die betreffende Person einfach Dampf ablassen wollte. Manchmal sind es nur kurze kryptische Sätze, z.B. »Ich bin frustriert!« oder »Der Tag kann dann auch weg!«, meistens ohne weitere Erklärung.

Ich habe auch schon öfter Probleme aus meinem Privatleben in Social Media geschildert. Und war dann oft teilweise doppelt frustriert, zum einen wegen der Probleme, zum anderen weil manchmal niemand auf den betreffenden Beitrag reagierte. Oder aber es kamen völlig unerwünschte oder unpassende Ratschläge, auch wenn die sicherlich gut gemeint waren.

Ich wollte gern etwas ändern, so wie ich auch schon im letzten Jahr daran gearbeitet habe, meinen Umgang mit Social Media zu ändern. (2)

Dann habe ich dieses kurze Video von Cam (aka struthless) gefunden: »I replaced Social Media with Micro-Journalling for 1 Year« https://youtu.be/mFvdHfhVIsQ

Cam beschreibt darin, wie er statt privater, persönlicher Beiträge in Social Media diese Beiträge ein Jahr lang in einer Notiz-App schrieb, also im Grunde wie in einem privaten Tagebuch. Mit der Zeit hat er mehrere positive psychologische Effekte bei sich beobachtet, die daraus entstanden sind. Er möchte diese Methode deshalb weiterhin nutzen.

Das habe ich mir zum Vorbild genommen. Auf meinem Rechner-Desktop liegt nun eine »Micro Journalling«-Datei, in der ich seit rund einem Monat Einträge mache. Seitdem verspüre ich nicht mehr – oder nur selten – den Drang, Rants (1) und Vents (3) oder andere persönliche Dinge in Social Media zu schreiben. Ich werde mal schauen, wie es damit weitergeht.

Fußnoten
(1) Ein Rant ist ein Text über etwas, das einen aufregt oder wütend macht.

(2) siehe diesen Beitrag: https://amalia-zeichnerin.net/digitaler-minimalismus-von-einem-anderen-umgang-mit-social-media/

(3) Ein Vent ist ein Text, mit dem man sich etwas von der Seele schreiben möchte, bzw. mit dem man Dampf ablassen möchte. Manchmal sind Rants und Vents nicht klar voneinander unterscheidbar.