Was war zuerst da, der Plot oder die Figuren?

Maarten van den Heuvel, Unsplash

Beim Schreiben gibt es grob gesagt, plot-getriebene Ansätze und figuren-getriebene Ansätze. Beides ist absolut valide und lasst euch bitte nichts anderes erzählen. Warum ich darauf komme? Anfang des Jahres war ich auf der Veranstaltung „Crime Day“ für Krimiautor*innen und andere Interessierte. Im Interview zu Gast auf der Bühne waren unter anderem die beiden Bestseller-Autor*innen Charlotte Link und Andreas Gruber. Beide sind bekannt für Krimis und Thriller. Charlotte Link erzählte, dass sie immer von den Figuren ausgeht, ihre Geschichten aus den Figuren heraus entwickelt. Andreas Gruber dagegen beginnt mit dem Plot und „lenkt“ seine Figuren dementsprechend anders gewissermaßen. Beide Autor*innen sind mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen sehr erfolgreich.

Bei mir ist es so, meine Geschichten sind „character-driven“. Am Anfang steht meistens bei mir ein Szenario, z.B. „Geisterjäger sind aktiv im viktorianischen London“ Als nächstes stehen bei mir die Charaktere im Mittelpunkt.

Ich schreibe ihnen kurze Steckbriefe, suche mir Bilder, die mich inspirieren, z.B. für „Moodboards“ oder Portraits. Ich überlege mir, wen ich für einen Charakter casten würde, wenn es um eine Verfilmung ginge.

Klingt komisch, aber mir hilft das, mein inneres „Kopfkino“ beim Schreiben anzuwerfen. Und erst nach all dem entwickle ich für diese Charaktere eine Geschichte, die ich durchplotte bis zu einem gewissen Grad. Ich lasse den Charakteren aber auch einen gewissen Spielraum.

Das ist meine Herangehensweise. Aber wie gesagt, auch der plot-getriebene Ansatz ist vollkommen valide. Damit möchte ich auch sagen – nicht jede Methode funktioniert für alle Autor*innen. Das gilt auch für das entdeckende Schreiben (auch bekannt als Pantser) vs. Plotten.