Interview mit Jona Dreyer

Anlässlich der Veranstaltung „Celtica Literaturwochenende“ hat mir die Autorin Jona Dreyer freundlicherweise einige Fragen beantwortet.

© Jona Dreyer

Jona, seit wann schreibst du und was sind deine Lieblingsthemen beim Schreiben? Bitte erzähl uns ein bisschen über deine Romane und Kurzgeschichten.

Im Prinzip schreibe ich schon, seit ich einen Stift halten kann, aber ich veröffentliche erst seit Mitte 2015.

Meine Romane und Kurzgeschichten haben eine große Gemeinsamkeit: Männer lieben Männer. Ansonsten sind sie thematisch sehr unterschiedlich. Die Auswahl reicht von romantischen Komödien mit satirischen Anteilen, über klassische Romances, Dramen, bis hin zu umfangreichen Fantasy-Romanen.

Will hier jemand Haggis?“ erzählt von einem Schottland-Urlaub, bei dem sich der Amerikaner Adrien in den Reiseleiter Lachlan verknallt. Im Nachwort schreibst du, dass ebenfalls bereits in Schottland warst, und dir einiges, was im Roman vorkommt, direkt vor Ort ansehen konntest. Was gefällt dir an diesem Land besonders?

Ernstgemeinte Antwort: das Essen! Es ist manchmal wirklich ein wenig gewöhnungsbedürftig, und vor allem ist es auch schwer und gehaltvoll. Ich liebe es. Leider. Ganz faszinierend ist dort selbstverständlich auch die vielfältige Natur. Die Lowlands mit ihren grünen Gebirgslandschaften haben mich an meine Heimat, das Erzgebirge, erinnert. Nur mit mehr Ginster. Weiter nördlich in den Highlands weicht das bizarren, mächtigen Landschaften mit karger Vegetation. Felsenklüfte, durchbrochen von Wasserfällen, beschneite Gipfel, rauer Wind. Ich liebe sowas. Und dann wieder sanfte Strände wie der Portobello Beach in Edinburgh. In Nordschottland haben wir sogar große Delfine gesehen. Nicht zu vergessen die vielen geschichtsträchtigen Orte. Alte Schlösser, Burgruinen. Es ist für jeden etwas dabei, der gern eine anspruchsvolle Reise abseits von Touristenstränden und AI-Buffets unternimmt.

In einer Szene wird in einem Touristenhotel Haggis zum Frühstück angeboten, also gewürzte Schafsinnereien – das schottische Nationalgericht. Weißt du ob das in in Schottland tatsächlich manchmal morgens gegessen wird oder ist das eher ein Gag für Touristen?

Das ist definitiv kein Touristengag. Das full scottish breakfast besteht aus Eiern, Speck, gebackenen Bohnen, Würstchen, tattie scones (Kartoffelecken), Black Pudding und oft auch Haggis und fruit pudding. Natürlich darf man sich das nicht so vorstellen, dass die Schotten jeden Morgen am Frühstückstisch sitzen und sowas essen. Man kann sich das wohl eher wie unser Sonntagsfrühstück vorstellen.

Um den Haggis existiert in Schottland ein regelrechter Kult. In der sogenannten Burns Night, die jedes Jahr am 25. Januar stattfindet, wird dem Haggis mit einem festlichen Abendessen gehuldigt. Dabei werden Gedichte und Lieder des Dichters Robert Burns vorgetragen, zum Beispiel die Ode an den Haggis.

Warum nennst du das Buch eigentlich im Untertitel „eine lauwarme Schottenromanze“? Teilweise geht es da doch ziemlich heiß zu…

Das „lauwarm“ bezieht sich scherzhaft darauf, dass es sich um eine Gay Romance handelt und manche Leute Schwule ja als „(lau-)warme Brüder“ bezeichnen. Ich habe zwischen lauwarm und rosarot geschwankt. Definitiv mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Will hier jemand Haggis?“ war kurz nach dem Erscheinen bei Amazon auf Platz 1 in der Kategorie „Gay Romance“ und auf Platz 5 im Bereich „Romantische Komödie“. Wie war deine Reaktion darauf? Hattest du etwas derartiges erwartet?

Im Gesamtranking aller verfügbaren Kindle-Bücher hat das Buch es sogar bis auf Rang 13 geschafft. Das ist enorm, gemessen an der Tatsache, dass die vorderen Plätze in der Regel mit Thrillern und Milliardärsromanzen belegt sind. Ich bin schon ein wenig stolz darauf, dass die Gay-Literatur immer mehr Aufmerksamkeit erhält. Sie verdient sie, es gibt so tolle Geschichten.

Ich hatte durchaus damit gerechnet, dass „Will hier jemand Haggis?“ gut angenommen wird, denn witzige Stories kommen bei den meisten Lesern sehr gut an. Mit so einem Einschlag hatte ich allerdings nicht gerechnet. Meine Schotten halten sich immer noch wacker in ihrem Ranking. Ich freue mich sehr darüber.

Magst du verraten, woran du aktuell arbeitest?

Aktuell arbeite ich an zwei Projekten zur gleichen Zeit. Das eine ist ein kleines Sequel zu meiner Romance „Polarnächte“, das andere ist ein äußerst spannendes Projekt, das wieder ganz andere Pfade betritt. Es handelt sich dabei um ein Drama mit Thriller-Elementen. Ich schreibe gerne mal eine witzige Story, aber Dramen sind meine eigentliche Leidenschaft.

Kann man dich in diesem Jahr auch live erleben, z.B. auf einer Lesung oder Buchmesse?

Sogar mehrmals! Am 10. und 11. Juni bin ich bei der Buchmesse Hofheim, in der Nähe von Wiesbaden. Das ist eine ganz neue Buchmesse, die unbedingt einen Besuch wert ist. Dann bin ich selbstverständlich auch bei der Buch Berlin vom 25.-26. November. Und, wenn sie stattfindet, bei der Gay Book Fair in Frankfurt im Oktober. In der Regel halte ich auf allen Messen, bei denen ich zugegen bin (immer mit eigenem Stand) auch Lesungen. Es lohnt sich also, mal bei mir vorbeizuschauen, ich halte auch gerne mal einen ausgedehnten Plausch mit meinen Leser_Innen.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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© Jona Dreyer

Meine Rezension zum Buch

„Will hier jemand Haggis – eine lauwarme Schottenromanze“ von Jona Dreyer
(Gay Romance bzw. Gay Romantic Comedy)

Klappentext und Buchbeschreibung
Zieh dich warm an, haben sie gesagt. In Schottland ist es arschkalt, haben sie gesagt.
Ausgerüstet wie für eine Expedition an den Nordpol stehe ich bei sonnigen 24°C am Flughafen von Glasgow und frage mich, was ich hier eigentlich mache.

Wieso behauptet meine Wetter-App steif und fest, es würde regnen? Weshalb finden scheinbar alle Schotten meinen Nachnamen komisch?
Was meinen diese deutschen Touristinnen mit tits of nature?
Und warum sieht mein heißer, schottischer Reiseleiter wie der einzig wahre Highlander aus, nur ohne die alberne Föhnwelle?

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Urlaub ganz anders wird, als von mir geplant …

Enthält: Kitsch, Kilts, Karos, ausgiebige Schmuddelszenen mit ein bisschen Kink, deutsche Touristinnen mit grottigem Englisch, Innereien zum Frühstück, eine Lektion in schottischer Geschichte, schwärmerische Landschaftsbeschreibungen, Flachwitze, noch flachere Witze, die exorbitant gehäufte Erwähnung von Jesus, waghalsige Verkostungen verschiedenster Art und verwegene Mädchenfantasien.

Mein Eindruck:
Der Roman wird als „lauwarme Schottenromanze“ betitelt, allerdings geht es hier teilweise auch recht heiß zu. Auch warnt die Autorin in ihrer Vorbemerkung davor, dass man nicht allzu Tiefgründiges erwarten sollte. Und so ist es dann auch, hier entfaltet sich einfach eine lockere romantische Komödie, in der sich ein amerikanischer Tourist in einen schottischen Reiseleiter verliebt. Für Lacher sorgen u.a. Highlander-Witze, von denen es reichlich gibt, und die spezielle Aussprache von zwei deutschen Touristinnen, die des Englischen nicht so mächtig sind. Also genau richtig als leichte Unterhaltung für zwischendurch, ob nun im Schottland-Urlaub oder anderswo.

Über die beiden Hauptfiguren erfährt man nicht allzu viel aus ihrem bisherigen Leben, aber das ist auch weder für das Verständnis der Geschichte noch den Genuss an derselben notwendig. Adrien, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, ist aus meiner Sicht immer wieder schön selbstironisch und zieht sich auch gelegentlich selbst durch den Kakao (oder den Whiskey 😉

Lachlan wirkt zunächst ziemlich undurchsichtig und ein bisschen geheimnisvoll, aber nach und nach findet Adrien so einiges über den „Highlander“, wie er ihn gern nennt, heraus. Und erlebt dabei mehr als eine Überraschung… Das Ende werde ich natürlich nicht verraten, aber es passt bestens zum restlichen Buch, finde ich.

Im Nachwort schreibt die Autorin, dass sie ebenfalls in Schottland gewesen ist und sich einiges direkt vor Ort hat ansehen können. Das merkt man auch den Beschreibungen der Landschaft und Orte an, allerdings stehen diese nie im Vordergrund und werden entsprechend auch nicht allzu sehr in die Länge gezogen, was ich für diese Geschichte auch passend fand.

Mein Fazit: Wer auf tiefgründige Charakterentwicklungen und/oder seitenlange Landschaftsbeschreibungen hofft, der sollte lieber anderswo suchen. Wer leichte romantische Komödien mit schwuler Liebesgeschichten mag und ein Faible für Schottland hat, dem kann ich es nur weiterempfehlen.

Link zum Buch – eine Leseprobe erscheint, wenn man dort auf das Buchcover klickt:
https://www.jonadreyer.de/meine-romane/