Was ich als Autorin gern vorher gewusst hätte

Die Anzahl deiner Follower in den sozialen Medien …
… führt bei weitem nicht zu einer gleichen Anzahl an Buchverkäufen. Viele Buchfans folgen in Social Media einer Vielzahl von Autor*innen, Buchblogger*innen und anderen Buchliebhaber*innen. Einige von ihnen liken viele der buchigen Beiträge, Reels, Storys usw., aber sie kaufen nicht all die Bücher da draußen. Andere wiederum tauschen sich einfach gerne aus. Hier ist ein Beispiel: Ich habe eine Followerin, die meine Beiträge regelmäßig kommentiert. Aber sie hat noch nie eines meiner Bücher gekauft. Zu diesem Thema kann ich auch dieses Video empfehlen (das habe ich schon in einigen bisherigen Beiträgen erwähnt): „Instagram und Autoren – Schluss mit dem Stress“ – siehe: https://youtu.be/UHn23higV1M

Kurzgeschichten?
Kurzgeschichtenbände sind im deutschsprachigen Raum bei der Leserschaft eher unbeliebt und verkaufen sich weniger als Romane. Das haben mir auch mehrere Autor*innen erzählt. Eine Ausnahme bilden offenbar bestimmte Genres oder saisonale Bücher, z.B. Kurzgeschichten über Weihnachten, die dann auch entsprechend rund um die Weihnachtssaison veröffentlicht werden. Ich persönlich kann übrigens mit Weihnachten wenig anfangen, deshalb plane ich nichts in dieser Richtung.

Aktionen rund um Bücher?
Werbung, z.B. durch Aktionen mit Buchblogger*innen, führt nicht automatisch zu mehr Aufmerksamkeit oder mehr Buchverkäufen. Es sei denn, ein Video zu eurem Buch geht auf TikTok (#BookTok) viral oder ähnliches, dann stehen die Chancen wohl besser, aber das ist dann Glückssache würde ich schätzen. Ich selbst bin übrigens nicht auf TikTok.

Rezensionen
Viele Rezensent*innen schreiben ganz subjektiv ihre Meinung zu einem Buch, teilweise völlig ohne objektive Kriterien, wie sie man sie bei professionellen Literaturkritiker*innen erwarten würde. Manche von ihnen ziehen einen oder mehrere Sterne ab, wenn ihnen etwas nicht gefällt – und manchmal geht es dabei um Kleinigkeiten. Von anderen Autor*innen habe ich außerdem gehört, dass Sterne manchmal sogar dann abgezogen werden, wenn beim Postversand eines Buches etwas schiefgelaufen ist oder andere Umstände werden bemängelt, auf die die Autor*innen nicht den geringsten Einfluss haben. Das Sterne-System bei Rezensionen wird außerdem recht unterschiedlich genutzt. Manche Leser*innen klingen zum Beispiel ganz begeistert von einem Buch, vergeben aber nur 3 Sterne, während andere bei 3 Sternen deutliche Schwächen in einem Buch beschreiben.

Sich selbst in Social Media präsentieren
Viele Autor*innen geben viel von sich preis in Social Media und ich meine damit nicht nur hübsche oder lustige Selfies. Einige zeigen Fotos oder Videos vom Urlaub, dem eigenen Haus, Garten, Haustieren, Essen und und und. Mit der schriftstellerischen Tätigkeit hat das oft wenig zu tun. Mir liegt das nicht, darüber habe ich auf Instagram auch mal einen Beitrag geschrieben: https://www.instagram.com/p/CTzoPmaszvL/

Weitere frühere Blogbeiträge von mir passen ebenfalls zu der Frage, was ich gern so alles vorher gewusst hätte:

Druckkostenzuschussverlage und andere Methoden, Autor*innen zur Kasse zu bitten
https://amalia-zeichnerin.net/druckkostenzuschussverlage-und-andere-methoden-autorinnen-zur-kasse-zu-bitten/

Erklärt eure Geschichten nicht im Nachhinein
https://amalia-zeichnerin.net/schreibtipp-erklaert-eure-geschichten-nicht-im-nachhinein/

Von Trollen, die Rezensionen oder Sterne vergeben – oder warum ehrliche Rezensionen so wichtig sind
https://amalia-zeichnerin.net/von-trollen-die-rezensionen-oder-sterne-vergeben-oder-warum-ehrliche-rezensionen-so-wichtig-sind/

Über E-Book Piraterie
https://amalia-zeichnerin.net/ueber-e-book-piraterie/

Der Druck der sozialen Medien
https://amalia-zeichnerin.net/der-druck-der-sozialen-medien/

Erwartungshaltungen beim Lesen
https://amalia-zeichnerin.net/erwartungshaltungen-beim-lesen/

Die Rechtschreib-Polizei
https://amalia-zeichnerin.net/die-rechtschreibpolizei/

6 Dinge, die du einen Autor besser nicht fragst
https://amalia-zeichnerin.net/6-dinge-die-du-einen-autor-besser-nicht-fragst/


#DiverserDonnerstag: Hautfarben

Eine Aktion von @equalwritesde

Diesmal mit dem Thema Hautfarben. Mir ist immer wieder aufgefallen, dass Hautfarben gar nicht beschrieben werden, wenn es um weiße Figuren geht. Vielleicht ist da der Gedanke, dass müsse nicht sein, weil Lesende automatisch davon ausgehen, dass die nicht näher beschriebenen Figuren weiß sind. „Weiß als Default“, sozusagen – aber das ist keine gute Einstellung. Ich muss gestehen, dass ich lange Zeit die Hautfarben weißer Figuren auch nicht näher beschrieben habe. Erst in den letzten Jahren ist mir dieses Problem überhaupt bewusst geworden.

Wer Tipps haben möchte, wie man Hautfarben diskriminierungsfrei beschreiben kann, dem empfehle ich die folgenden Texte:

“Warum Hautfarbe allein nichts aussagt” von Victoria Linnea

Und der zweiteilige „Hautfarben-Guide“, eine Übersetzung von Victoria Linnea zu einem Text aus dem Tumblr-Blog „Writing with Color“
Teil 1:

Teil 2:

Und wenn ihr euch gern in diesem oder anderen Bereichen rund um Diversität weiterbilden möchtet, schaut gern mal in meine Literatur- und Linksammlung „Literatur/Links über Diversität, Inklusion und Repräsentation“, diese findet ihr hier (ein Google Doc):
http://bit.ly/literaturundlinksdiversität

Schreibtipp: Erklärt eure Geschichten nicht im Nachhinein

Content Note: Ich erwähne in diesem Blogbeitrag J. K. Rowling. Mir ist bewusst, dass sie aufgrund ihrer Transfeindlichkeit eine problematische Person ist. Ich erwähne sie hier dennoch, in Bezug auf eine ihrer Figuren, um einen bestimmten Punkt zu unterstreichen.

Ich bin seit 2014 als Autorin aktiv. Und in meiner Anfangszeit habe ich so manchen Anfängerfehler gemacht. Einer davon ereignete sich kurz nachdem mein zweiter Roman erschienen war. Eine Rezensentin merkte ein Detail kritisch an, das ich ganz anders sah. Ich schrieb ihr auf Facebook und versuchte ihr dieses Detail aus meiner Sicht zu erklären.

Allerdings wurde meine Sicht auf dieses Detail nicht aus dem Roman allein deutlich. Und hier kommen wir zu einem allgemeinen Problem: Wenn ihr Leuten abseits von eurem Text diesen erklären wollt, ist das praktisch immer zum Scheitern verurteilt. Damit möchte ich sagen: Was nicht direkt (und deutlich) aus einem Buch hervorgeht, oder nur irgendwo tief im Subtext verborgen ist, werden die meisten Leute nicht verstehen. Oder sie werden etwas missverstehen, weil es euch nicht gelungen ist, die betreffende Stelle deutlich und präzise zu formulieren.

Ich habe mir die oben erwähnte Kritik zu Herzen genommen und beleuchtete das Detail in Band 2 der Reihe kurz näher, so dass es aus meiner Sicht deutlicher wurde.

J.K. Rowling hat irgendwann erklärt, ihre Figur Albus Dumbledore sei schwul. Was nirgends in den betreffenden Büchern erwähnt oder auch nur angedeutet wird. Entsprechend gab es viel an Kritik dazu. Denn Erklärungen, die einer Geschichte im Nachhinein hinzufügt werden, führen zu nichts.

Vor einer Weile habe ich ein Detail in einem Phantastikroman gefunden, das mir negativ auffiel, im Sinne eines problematischen Handlungsmusters. Ich schrieb etwas darüber auf Twitter. Darauf schrieb mir die Autorin jenes Romans (unaufgefordert) eine persönliche Nachricht, ebenfalls auf Twitter, und fing an, mir dieses Detail aus ihrer Sicht zu erklären. Mir wurde dadurch zwar klar, warum sie dieses Detail trotz des problematischen Inhalts verwendet hat, aber es änderte nichts an meiner Leseerfahrung, nämlich dass ich beim Lesen der entsprechenden Szenen ein starkes Unbehagen verspürt habe.

An dieser Stelle möchte ich gern ein Zitat von Misha Madgalene anbringen – they hat einmal geschrieben (aus Autorensicht): „What they are reviewing is not what I wrote. What they are reviewing is their experience of what I wrote.“ („Was sie rezensieren ist nicht, was ich geschrieben habe. Was sie rezensieren, ist ihre Erfahrung mit dem, was ich geschrieben habe.“)
Wenn man dies umdreht und aus Sicht von Lesenden betrachtet, macht das deutlich: Meine Erfahrung als Leserin einer Geschichte ist eine andere als jene der Autorenperson, die die Geschichte geschrieben hat. Und auch Erklärungen von Autor*innen ändern daran vermutlich nicht viel, oder sie stellen vielleicht sogar meine Erfahrung mit einem Text in Abrede.

Ich gebe an dieser Stelle auch zu bedenken: In der Regel kennt man als Autor*in nicht die Vorlieben und Abneigungen von Lesenden, man weiß auch nicht oder nur im Ausnahmefall, was für Bücher sie ansonsten noch gern lesen oder welche sie eher meiden. Manche Lesende werden auch leicht von problematischen Inhalten getriggert oder zumindest unangenehm berührt, was wieder ein eigenes Thema für sich ist. (1) Der genannte Phantastikroman verfügte übrigens über Triggerwarnungen. Auch die Leseerfahrungen generell sind sehr unterschiedlich, was teilweise auch damit zusammenhängt, wieviel eine Person liest und wie lange sie schon (regelmäßig) liest.

Fußnote
(1) Zu Triggerwarnungen habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben:
https://amalia-zeichnerin.net/triggerwarnungen-in-der-literatur/

Über Gefühle schreiben

Foto: Christopher Sardegna, Unsplash

Wieder was gelernt: Neulich habe ich auf Facebook einen Beitrag geschrieben über Schreibstile und dass meiner nicht besonders emotional sei. Die Emotionen der Charaktere werden oft nicht fühlbar für die Leser*innen. Das haben mir immer wieder Testlesende und auch Rezensent*innen zurückgemeldet. Damit kämpfe ich schon, seit ich als Teenager mit dem Schreiben begonnen habe. Irgendwann dachte ich, ich kann das einfach nicht gut und müsse damit klarkommen. Weil ich den Knackpunkt des Problems nicht gefunden habe.

Nun hat sich etwas Neues in dieser Hinsicht für mich entwickelt. Auch im Austausch mit einer neuen Lektorin kam dieses Thema mit den fehlenden Emotionen vor kurzem auf. Dann habe ich einen Beitrag der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Barbara Drucker/B.D. Winter dazu gefunden:

Wenig später hatte ich eine Art persönliche Offenbarung, warum es mir so schwerfällt, über Gefühle so zu schreiben, dass sie spürbar werden: Es hat mit der Art zu tun, wie ich jahrzehntelang mit meinen eigenen Gefühlen umgegangen bin. Das ist wieder eine Geschichte für sich, die ich hier jetzt nicht vertiefe.

Mir ist dadurch jedenfalls schlagartig klar geworden, warum es mir so schwerfällt, über Gefühle zu schreiben. Denn Schreiben, das ist zwar zum einen Handwerk, das klaren Regeln folgt, aber zum anderen fließt auch viel Unbewusstes mit ein, bei dem ich oft gar nicht konkret benennen kann, wo die Inspiration dafür herkommt. Ich habe also den Knackpunkt des Problems gefunden, was mich sehr freut.

Ich bin oft heute noch sehr sachlich und distanziert. Das wäre sicher kein Problem, wenn ich Sachbücher schreiben würde. Aber wenn es um fiktionale Charaktere geht, müssen deren Gefühle einfach präsent sein.

Also werde ich nun anders über Emotionen schreiben und der Text von Barbara Drucker hat mir da bereits weitergeholfen. Das heißt nun natürlich nicht, dass ich quasi von 0 auf 100 gehen und auf einmal sehr emotional schreiben kann. Es ist für mich immer noch ein Lernprozess. Aber ich habe nun einen Weg gefunden, das besser anzugehen.

Autorensonntag: (Online-)Marketing und Goodie-Wahn

Abbildung: Geralt, Pixabay

Online-Marketing

Als ich vor 5 Jahren mit dem Veröffentlichen begonnen habe, bin ich bei Facebook Mitglied geworden. Erst 2019 bin ich auch bei Twitter richtig aktiv geworden und auch bei Instagram eingestiegen.
Anfangs habe ich auf Facebook sehr viel Werbung in Büchergruppen gemacht – es gibt gefühlt 1001 Büchergruppe bei Facebook. Ich habe auch selbst einige Büchergruppen gegründet und bin dort Admin. (1) Bei manchen Gruppen ist allerdings mein Eindruck, dass sie einfach als Werbeplattform genutzt werden und ansonsten passiert dort nicht viel.

Mittlerweile weiß ich aus Erfahrung: Menschen in Social Media sind übersättigt mit Werbebeiträgen und das gilt auch für die vielen, vielen Buchveröffentlichungen, die es jährlich gibt. Deshalb herrscht in vielen Gruppen auch ein Werbeverbot, oder Werbung ist nur an bestimmten Wochentagen erlaubt.

Wenn ich Autor*innen Rat geben sollte, würde ich folgendes vorschlagen:
Macht Werbung, aber in Maßen. Erzählt am besten Geschichten rund um eure Bücher und deren Entstehungsgeschichte, das kommt in der Regel besser an als ein plattes „Kauf! Mein! Buch! Es ist sehr gut” oder ähnliches.
Vermeidet auch multiple Werbebeiträge in ein und derselben Gruppe.
Arbeitet mit Buchblogger*innen zusammen, wenn es möglich ist.
Schaut auch unbedingt abseits von den social media, was es noch online für buchige Foren gibt, denn es gibt Menschen, die social media nicht oder nur kaum nutzen und die lieber entsprechende Foren besuchen.
Wenn ihr das Gefühl habt, damit überfordert zu sein, mehrere Social Media Kanäle zu bedienen, beschränkt euch auf ein oder zwei.
Richtet eventuell einen Newsletter ein, damit erreicht ihr dann eure Leserschaft per E-Mail.
Es gibt Newsletter-Anbieter mit kostenlosen Möglichkeiten, z.B. Mailchimp.

Weitere Tipps zum Thema Online-Marketing gibt es in meinem gratis Ratgeber für Selfpublisher, der auf der Seite gratis Texte als PDF zu finden ist.

Übrigens: Gewinnspiele und Verlosungen bringen meistens eine kurzfristige Aufmerksamkeit, z.B. für Neuveröffentlichungen. Aber bitte auch hier nicht den Werbeeffekt überschätzen. Der ist mitunter um einiges geringer, als man es sich erhofft. Menschen, die bei Buch-Gewinnspielen mitmachen, kaufen nur selten das entsprechende Buch, wenn sie es nicht gewinnen.

Goodie-Wahn

Manche Autor*innen überbieten sich gegenseitig damit, Goodies zu ihren Büchern selbst anzufertigen, oder zu kaufen – und diese dann kostenlos auf buchigen Veranstaltungen abzugeben (oder dort günstig zu verkaufen).

Es gibt kaum eine*n Autor*in, die keine Goodies anbietet. Weil es irgendwie alle machen. Weil der Eindruck entsteht, dass das erwartet wird. Aber ist das wirklich so? Es geht doch letztendlich in erster Linie um die Bücher.

Ich selbst bin eine Bastelniete, denn handwerkliches Geschick und Feinmotorik sind bei mir nicht gut ausgeprägt. Ja, ich habe auch schon gelegentlich Goodies gebastelt. Auf buchigen Veranstaltungen losgeworden bin ich sie kaum. Ich habe auch mal Buttons drucken lassen sowie kleine Schmuckanhänger bestellt und die kostenlos verteilt. Manche Besucher von Events fanden die ganz toll, wollten aber mit mir nicht über meine Bücher reden. Also überlege ich mir entsprechend zweimal, ob ich solche Goodies überhaupt verteilen möchte.

Ich kenne ein, zwei Autor*innen, die extra ein Gewerbe angemeldet haben, um neben ihren Büchern auch passendes Merchandising verkaufen zu können und die dafür extra Onlineshops aufmachen. So etwas würde ich allein schon von der Logistik her nicht wuppen können.

2020 bin ich gar nicht mit einem Autorenstand auf Veranstaltungen, aus gesundheitlichen Gründen. Wie es 2021 wird, kann ich noch nicht einschätzen. Eines weiß ich aber mit Sicherheit: Goodies werde ich auch weiterhin nur sehr eingeschränkt verteilen.

Die Autorin Sandra Florean hat übrigens einen interessanten Blogbeitrag zum Thema Goodie-Wahn veröffentlicht:
https://sandraflorean-autorin.blogspot.com/2019/10/der-goodie-wahn-muss-das-sein.html

(1) Folgende (Bücher-)Gruppen habe ich bei Facebook gegründet:

Steampunkbibliothek

Urban Fantasy Literatur

Phantastik mit Diversität, Inklusion, Repräsentation

Horror Bücher und Filme – deutschsprachige Gruppe

Literatur und Lesungen in Hamburg & Umgebung

historische queere Literatur + historische queere Phantastik Literatur

Gute Vorsätze …

Foto: AngelaL_17, Pixabay

… oder vom Ausbrennen und Kürzertreten

In den vergangenen 4 Jahren habe ich sehr viel geschrieben und veröffentlicht: 18 Bücher. Rund 4000 Buchseiten, circa eine Million Worte. Und falls ihr euch fragt: Nein, ein Bestseller war bisher nicht dabei. Ich rechne auch in den kommenden Jahren nicht damit, denn ich schreibe „Nischen”-Bücher ohne Bestseller-Potential, einfach, weil sie nicht massentauglich sind. Ich kann auch weiterhin, wie sehr viele Autor*innen, nicht von dieser Tätigkeit leben.

Ich bin nun an einem Punkt angelangt, an dem ich merke, dass ich nicht mehr in diesem Maße weiter arbeiten kann. Ich sage, wie es ist, ich fühle mich ausgebrannt. Monatelang habe ich mich selbst unter Druck gesetzt, mit diesem Kreislauf aus Schreiben, auf Testleser-Feedback für das eine Buch warten und währenddessen schon das nächste schreiben, dann überarbeiten und schließlich veröffentlichen, Werbung fürs neue Buch machen, gleichzeitig ein anderes Buch überarbeiten oder schon ein neues Projekt beginnen, zwischendurch dann noch Werbung und Buchcover gestalten, Plotten und noch andere Dinge rund ums Schreiben. Nebenbei mache ich noch sehr viel in den Social Media, nicht nur auf meinen jeweiligen Seiten, ich bin auch Admin in mehreren Facebook-Gruppen. Das macht mir Freude, aber auch das ist Arbeit.

Ich habe fast zwei Jahre sehr viel geschrieben und darüber viel vernachlässigt, auch meinen Freundeskreis und Hobbys.
Ich muss zugeben, dass ich ein ziemlicher Workaholic bin – was mir aber nicht immer gut tut, zumal ich eine chronische psychische Erkrankung und eine Gehbehinderung habe. Von daher muss ich auf mich achten. Ich habe darüber bisher nur wenig geschrieben, aber ich bin nun an einem Punkt in meinem Leben angelangt, wo es mir schwerfällt, nach außen hin stets die unbeschwerte Autorin zu präsentieren, wenn ich mich eigentlich oft ganz anders fühle. So war das auch im vergangenen Herbst und Winter, da hatte ich eine starke Depression.

Das soll nun kein „Jammer“-Beitrag werden, aber ich möchte hier gern einmal offen meine Situation beschreiben: Von meiner schriftstellerischen Tätigkeit kann ich nicht leben und bin zugleich auf den geringen Verdienst mit angewiesen, da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht (mehr) auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten kann.

Abbildung: creative commons, Bru-nO

Damit ihr eine Vorstellung bekommt vom Verdienst einer Autorin: An jedem verkauften E-Book verdiene ich zwischen ca. 1 und 2 €. Bei Taschenbüchern, die ich auf Veranstaltungen verkaufe, sind es zwischen ca. 3 und 4 €, aber insgesamt habe ich beobachtet, dass zumindest von meinen Büchern wenig Taschenbücher, sondern mehr E-Books gekauft werden.
Auch bei Verlagsautor*innen sieht die Gewinnspanne ähnlich aus oder ist sogar noch geringer, wie ich von Kolleg*innen weiß.
Weitere Einnahmen erreiche ich durch gelesene E-Books bei Kindle Unlimited, aber auch das ist nicht viel. Kein Wunder, meine Werke sind „Nischen“-Bücher und haben kein Bestseller-Potential. Während andere Kolleg*innen hunderte oder gar tausende Bücher von einem Titel verkaufen, sind es bei mir pro Titel selten mehr als hundert oder zweihundert, oft auch darunter. Von drei meiner nun insgesamt 18 Bücher habe ich bis heute gerade mal 25 Stück verkauft. In letzterem Fall habe ich also nach einer mehrmonatigen Arbeit an einem Buch gerade mal um die 50 bis 60 Euro damit verdient.

In den vergangenen Jahren habe ich immer mal wieder von Autor*innen gehört, die ihre Tätigkeit ganz oder teilweise an den Nagel gehängt haben. Manche von ihnen hatten einen Burn-Out, andere hatte enttäuschende Erlebnisse mit Verlagen oder es gab private oder berufliche Gründe, kürzer zu treten oder ganz aufzuhören.

Vielleicht kommt jede*r Autor*in irgendwann zu dem Punkt, wo er*sie sich fragt, wofür man eigentlich all die vielen (meist einsamen) Stunden am Schreibtisch verbringt. Schreiben gehört heutzutage zu den „brotlosen Künsten“ und die Arbeitszeit, die in einem Manuskript steckt, das ja nicht nur geschrieben, sondern auch überarbeitet und feingeschliffen werden will, die lässt sich nicht mit einem üblichen Stundenlohn beziffern. Und aus oben genannten Gründen kann ich auch nicht als Vollzeitautorin arbeiten, denn 6 bis 8 Stunden am Stück schreiben, das gibt meine Konzentrationsfähigkeit nicht her.

Ich möchte trotz allem das Schreiben nicht aufgeben. Für mich persönlich ist es eine Tätigkeit, die mir nicht nur Freude bringt, sondern auch eine therapeutische Wirkung hat. Für mich ist das Schreiben so wie für andere Menschen Meditation.

Mein Vorsatz für 2020:
Ich werde kürzer treten und die metaphorische Notbremse ziehen. Auch wenn das heißen sollte, dass ich im kommenden Jahr weniger Bücher schreibe und veröffentliche. Ich werde entsprechend eventuell auch weniger über meine „Works-in-progress“ berichten, einfach weil es dann weniger zu berichten gibt. Ich werde voraussichtlich auch nicht mehr täglich Beiträge auf meiner Facebook-Autorenseite und bei Instagram haben, auch wenn darunter möglicherweise meine Reichweite leidet. Für all das bitte ich um Verständnis.

Ich möchte für mich einen guten Weg finden, damit mir das Schreiben auch weiterhin Freude bringt. Denn Schreiben ist harte Arbeit, auch wenn es nach außen hin nicht immer so aussieht.

Wenn ihr mich auf meinem weiteren Weg unterstützen möchtet,
gibt es dafür einige Möglichkeiten:

Kauft meine Bücher oder lest sie bei Kindle Unlimited, falls ihr das nutzt. Wenn sie euch gefallen, empfehlt sie gern weiter oder verschenkt sie. Ihr könnt auch Taschenbücher direkt bei mir bestellen und ich signiere sie dann für euch oder für die Person, die das Buch als Geschenk erhalten soll.
https://amalia-zeichnerin.net/veroeffentlichungen/

Oder empfehlt mich gern weiter als Illustratorin. Ich habe mich spezialisiert auf Fantasywelt-Landkarten und Zeichnungen: https://amalia-zeichnerin.net/illustrationen/

Vielen Dank fürs Lesen.

Diesen Beitrag hatte ich eigentlich für Anfang 2020 geplant, aber WordPress möchte gerade nicht so wie ich will, deshalb ist der Text schon online gegangen.

Die Rechtschreibpolizei

Abbildung: Alexas_Fotos, Pixabay

Neulich las ich einen Beitrag in einer Facebook-Gruppe für Autor*innen. Die Verfasserin regte sich darüber auf, wieviele Leute Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler in ihren Gruppenbeiträgen hätten. Man hätte doch eine Verantwortung als Autor*in, fehlerfrei zu schreiben. Immer und überall.

Ich habe schon öfter Beiträge dieser Art (auch in anderen Gruppen) gelesen und muss ganz ehrlich sagen, so etwas verleidet mir die Zugehörigkeit zu eben solchen Gruppen. Heute bin ich deshalb aus einer ausgetreten, nachdem ich schon längere Zeit mit dem Gedanken gespielt habe. Weil dort für meinen Geschmack zu viele Trolle unterwegs sind.

Mein erster Gedanke war es, die folgenden Zeilen als Kommentar zum Beitrag zu posten. Allerdings hatte ich keine Lust auf einen Shitstorm.

Hier ein paar Argumente meinerseits:

1. Manche Leute posten Beiträge oder Kommentare über ihr Smartphone, Tablet oder ähnliche Geräte, die eine Autokorrektur verwenden. Und wir alle wissen, was für skurrile Fehler mitunter bei der Autokorrektur geschehen oder mit Apps, die einem Worte vorschlagen (ich habe keine Ahnung, wie das entsprechende Fachwort dafür heißt).

2. Manche Menschen, darunter auch Autor*innen, leiden an einer Rechtschreibschwäche. Ihre Fehler sind also keineswegs auf Schludrigkeit oder Faulheit zurückzuführen.

3. Beiträge und -Kommentare in sozialen Netzwerken sind keine druckfertigen Bücher oder wissenschaftliche Arbeiten. Sie werden oftmals in Umgangssprache verfasst und weder vor noch nach dem Posten lektoriert. Außerdem werden keine Noten, Bewertungen oder Rezensionen dafür vergeben. Soziale Netzwerke sind übrigens auch kein Deutschunterricht.

Nebenbei bemerkt: Auch in mündlichen Gesprächen unterlaufen den meisten Menschen kleine „Fehler“, da sie nicht druckreif sprechen und anders als Schauspieler*innen keine Texte auswendiglernen, ehe sie diese wiedergeben.

4. Kommentare werden häufig mit hoher Geschwindigkeit geschrieben, vor allem, wenn man sich in einer Diskussion befindet, an der sich mehrere Leute beteiligen. Und je schneller man schreibt, desto höher natürlich die Fehlerrate.

Insofern finde ich es ein bisschen anmaßend, von den Beiträgen anderer zu erwarten, dass sie fehlerfrei sind. Nicht, dass wir uns falsch verstehen – natürlich ist es wünschenswert, möglichst fehlerfrei zu schreiben, auch in sozialen Netzwerken. Fehlerfreie Texte lesen sich nun mal angenehmer. Aber aus meiner Sicht ist das kein Grund, sich über Fehler aufzuregen. Denn: Nobody is perfect.

Das ist so etwas typisch Deutsches: Andere ungefragt auf deren Fehler hinzuweisen und darüber zu meckern. Anstatt erst mal bei sich selbst anzufangen.

Last but not least: Wer Rechtschreibfehler in diesem Text findet, darf sie behalten.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Abbildung: Pixabay

Neulich gab es wieder mal eine Diskussion in einer Autorengruppe bei Facebook.
Die Diskussion begann mit dieser These, die Lennart Cole formulierte:

Wenn ein Künstler an etwas arbeitet, dann drückt er sein INNERSTES aus. Genauso ist es auch mit Autoren.Ein Buch zu schreiben schließt aus, vorher zu fragen, wie es ankommt, wie oft es gekauft wird.Ich habe als Autor eine Entscheidung zu treffen. Schreibe ich, aus meinem innersten, oder schreibe ich etwas, was nach -Marktanalyse- evtl. Käufer findet. Letzteres hat mit meinem Innersten und mit Kunst, wenig zu tun. Unsere Welt ist nicht bunt, weil wir nach der Farbe fragen, die gerade mal HIP ist. Wenn jemand Geld mit festgelegten verdienen will, sollte sich Auftragsarbeiten besorgen.

Ich sehe das ein wenig anders…
Denn es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Menschen sich hinsetzen und ganze Bücher schreiben (und damit meine ich keine Tagebücher). Für den einen mag das ein hohes künstlerisches Anliegen sein, vielleicht auch ein sozialkritisches oder ein politisches oder noch etwas anderes. Für andere geht es einfach darum, Geschichten zu erzählen, die andere Menschen unterhalten – ob nun mit einer Moral, einer tieferen Botschaft dahinter oder nicht. Ich finde, insofern kann man nicht alle AutorInnen über einen Leisten scheren.

Und die Unterscheidung von „hoher Kunst“ und „für den Markt schreiben“ ist in meinen Augen ähnlich überflüssig wie die Unterscheidung in E-Musik (ernste) und U-Musik (unterhaltende). Es ist beides Musik, und beides hat großartige Musiker ebenso hervorgebracht wie Mittelmaß oder auch zweifelhafte Qualität. Und so ist es auch in der Literatur. Auch in den Genres, die nie in den Feuilletons besprochen werden – Phantastik, Science-Fiction, Horror u.a. – gibt es Werke ganz unterschiedlicher Qualität bis hin zu echten Meistern.

Wenn ich mir darüber hinaus einmal überlege, wie lange es dauern kann, z.B. einen Roman fertigzustellen, von der Rohfassung bis zur finalen Fassung – aus meiner Sicht lohnt sich diese Mühe nicht, wenn mein Text anschließend vielleicht nur von einer Handvoll Leute gelesen wird.

Und das motiviert mich, etwas zu schreiben, womit ich nicht nur mein Innerstes ausdrücke, sondern mit dem andere auch etwas anfangen können. Das heißt dann aber keineswegs, dass ich mich für meine Leserschaft „verbiegen“ muss. Es kann halt nur sein, dass mein Werk (ganz ohne Zugeständnisse an den Markt bzw. die Leser) nicht massentauglich wird, sondern z.B. „nur“ ein Nischenpublikum findet.