Digitaler Minimalismus – von einem anderen Umgang mit Social Media

Buchcover: (c) Rowohlt Verlag, Redline Verlag

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Inhaltswarnung: In diesem Beitrag geht es unter anderem um eine Verhaltenssucht in Bezug auf Internet und Social Media, außerdem werden Depressionen und Beleidigungen erwähnt.

Inspiriert von »Digitaler Minimalismus« von Cal Newport und »Endlich abschalten: Warum Urlaub vom Smartphone uns Zeit, Glück und Liebe schenkt« von Catherine Price, ist es seit Ende Juli 2022 mein Ziel, das Internet und Social Media mit mehr Intention und Achtsamkeit zu benutzen.

Wie alles anfing

Jahrelang habe ich mich Facebook und anderen Social Media verweigert. 2015 bin ich Facebook dann doch beigetreten, später wurde ich auch auf Twitter und Instagram aktiv. Zunächst lediglich mit der Absicht, mir dort als Autorin eine Fanbase aufzubauen und meine Bücher zu bewerben. Schnell wurde daraus eine Mischung aus privater und beruflicher Nutzung.

Überschneidungen aus Privatleben und Beruf habe ich übrigens immer wieder bei anderen Autor*innen beobachtet. Da vermischt sich oft vieles, aber das ist wiederum ein Thema für sich (dazu gibt es diesen Beitrag von mir auf Instagram: »Ich bin nicht instagramable … und das ist okay« ).

Und irgendwann fing ich gewissermaßen an, im Internet zu leben. Nein, das ist keine Übertreibung.

Ich habe zwar bis zum heutigen Tag nie Internet oder Social Media auf meinem Handy gehabt. Stattdessen war ich allerdings sehr viel am PC online. Ich gründete mehrere Facebookgruppen zu meinen verschiedenen Interessensgebieten und verwaltete die Gruppen allein oder in einem Team als Admin. Ich teilte vieles aus meinem Privatleben als marginalisierter Mensch auf Twitter. Ich beteiligte mich an vielen Autorenaktionstagen mit entsprechenden Hashtags auf Instagram.

Zugegeben, ich mache mit dem PC noch vieles mehr: Ich schreibe, höre Nachrichten, Podcasts und Musik, sehe Filme/Serien/Dokus in Streamingservices oder Mediatheken. Aber selbst diese Tätigkeiten habe ich zunehmend immer wieder unterbrochen, um in die Social Media zu schauen, oder ich habe beides parallel gemacht. Das hat sich immer mehr im Lauf der Zeit so entwickelt und hatte auch während der Pandemie noch stark zugenommen. Ich saß wirklich von morgens bis abends am PC, jahrelang. Das hat übrigens auch meiner Beziehung nicht gut getan.

In »Digitaler Minimalismus« beschreibt Cal Newport, dass Menschen Zeit für sich allein brauchen, um ihren Gedanken nachzuhängen. Das muss nicht an einem menschenleeren Ort sein. Auch z.B. bei einer Fahrt mit den Öffis oder in einem Café kann man über alles Mögliche in Ruhe nachdenken, wenn man nicht von anderen angesprochen wird oder sich beispielsweise um seine Kinder kümmern muss. Viele Menschen können das kaum noch, einfach ihre Gedanken schweifen lassen. Droht auch nur die kleinste Ruhe- oder Wartepause, greifen sie zum Handy, um sich abzulenken, zum Beispiel weil sie Angst vor Langeweile haben. Wenn man Podcasts oder Hörbücher- und Hörspiele, Musik mit Gesang, Radionachrichten konsumiert, konsumiert man damit gleichzeitig die Gedanken anderer Menschen und kann währenddessen nicht über sich selbst und sein Leben nachdenken. Gleiches gilt auch für das Lesen von Büchern, und in den Social Media für Tweets, Tröts, Facebookbeiträge, Insta-Fotos, Reels und Videos etc. Aber über sich selbst, seine Umgebung, soziale Kontakte und so weiter in Ruhe nachzudenken ist sehr wertvoll, zum Beispiel gelingt es einem dann auch tendenziell besser Probleme zu lösen.

Bei mir war es so, dass ich manchmal so viel und lange die Gedanken anderer konsumierte, mit den genannten Medien, dass ich abends kaum zur Ruhe kam. Kurz vor dem Einschlafen fing bei mir oft das Grübeln an. Ich schob es auf depressive Phasen, aber ich schätze es heute so ein, dass das nur ein Teil der Wahrheit war. Denn ich gönnte mir häufig erst vorm Einschlafen eine Pause vom Medienkonsum und fing dann entsprechend auch erst abends an, im Kopf Probleme zu wälzen.

Als ich anfing, als Selfpublisherin Belletristik zu veröffentlichen, dachte ich, die Social Media seien ein Muss. Und das ist auch richtig, als Selfpublisherin komme ich daran kaum vorbei. Schwierig wurde es allerdings im Laufe der Zeit, als ich die Social Media auch zunehmend privat nutzte. Ich schrieb einen Haufen Beiträge, auf die niemand reagierte. Ich lechzte nach Likes, Herzchen, Kommentaren oder Retweets – die direkte schnelle »Belohnung«, die im Gehirn Dopamin ausschüttet und Glücksgefühle auslöst. Die allerdings nie lange anhalten. Und das Gegenstück dazu war immer öfter auch da: Eine innere Leere, ein unangenehmes Gefühl, wenn niemand auf meine Beiträge reagierte.

Hinzu kam in den letzten paar Jahren dann immer mehr Doomscrolling, vor allem auf Twitter. Heute sehe ich es so: Ich weiß, dass es schlecht um unsere Welt, unseren ganzen Planeten bestellt ist. Kriege, eine globale Pandemie, Faschismus, fundamentalistischer Islamismus, rassistischer Terrorismus, Social Justice Probleme, die marginalisierte Menschen betreffen, Klimakrise und noch so manches mehr … Ich weiß das alles. Aber ich muss das nicht im Minutentakt lesen, inklusive vieler, vieler Reaktionen darauf. Ich möchte mich auch nicht im Minutentakt darüber aufregen, das tut weder meinem Blutdruck noch meiner Mental Health gut. Stattdessen lese ich nun die Nachrichten eher in ausgewählten, seriösen Medien oder höre sie in seriösen Radiosendern oder Nachrichtenpodcasts – und auch das reduziert.

Denn in diesem Jahr war für mich der Punkt erreicht, an dem ich gemerkt habe, dass die Social Media meine Seele auffressen.

Noch ein weiterer Punkt: Ich habe es mehrmals seit 2015 erlebt, dass Leute, die ich nicht näher kannte, mich online sehr angegangen sind. Zuletzt gab es auf Twitter mehrere Verrisse eines meiner ältesten Bücher. Einige Leute, die ich sehr schätze, teilten mir auf Twitter per privater Nachricht mit, dass es eine ziemlich hässliche Diskussion dazu gegeben hatte. Die ich komplett nicht gelesen habe, mit voller Absicht. Manchmal ist Schweigen (und etwas zu ignorieren) Gold.

Diese ganze Angelegenheit hat mich allerdings dennoch so sehr aufgewühlt, dass ich bestimmt drei Wochen lang daran zu knabbern hatte. Wie schon gesagt: Die Social Media sind nicht gut für meine psychische Gesundheit. Ich wage zu behaupten, sie sind auch nicht gut für die Mental Health vieler anderer intersektionaler und marginalisierter Menschen. Twitter und Facebook werden immer wieder gern mit einem »Dumpster Fire« verglichen, einem brennenden Müllhaufen, und das hat seinen Grund, leider.

Ein weiteres Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich ein Interview zum Thema »Sensitivity Reading« in einem progressiven und nerdigen Podcast gegeben. Als der Host dies in einer riesigen Gruppe für Selfpublisher*innen teilte, wurden dort mehrere Leute beleidigend und ausfallend, wie er mir in einer privaten Nachricht schrieb. Auch das habe ich absichtlich alles nicht gelesen, um meine psychische Gesundheit zu schonen.

In meinem Tagebuch habe ich mich in den vergangenen Monaten mehrfach über die Social Media und meine Erfahrungen damit aufgeregt. Ende Juli 2022 war für mich der Punkt erreicht, an dem ich Konsequenzen ziehen wollte, unter anderem angeregt durch die beiden oben genannten Bücher.

Ich habe erkannt: Zwei, drei Tage oder auch eine Woche Social Media Pause allein reichen mir nicht. Ich möchte einen grundlegend anderen Umgang damit finden.
Ich trickse mich nun selbst aus, indem ich mit einem kostenlosen Browser-Add-on meine Social Media tageweise sperre. Ich muss diese Sperre jedes Mal erst aufheben, bevor ich eine der Seiten öffnen kann. Deshalb überlege ich es mir dreimal, ob ich die Seite wirklich öffnen will.

Klar, ich werde auch weiterhin Werbung für meine Bücher machen. Das war ja der Grundgedanke, warum ich überhaupt den Social Media beigetreten bin. Aber ich werde nicht mehr jeden Tag Beiträge über mein Autorinnenleben schreiben. Es reicht mir, wenn ich bei einer anstehenden Veröffentlichung in der Woche der Veröffentlichung eine Handvoll Beiträge schreibe und vielleicht noch gelegentlich etwas anderes über meine Bücher.

Und bevor nun jemand sagt, »Ja, aber die Algorithmen!« Das ist mir mittlerweile herzlich egal. Ich will mich nicht länger von all den Mechanismen bestimmen lassen, die Megakonzerne wie Meta (vormals Facebook) oder Twitter in ihre Produkte einbauen, um die maximale und ständige Aufmerksamkeit ihrer Nutzer*innen zu erbeuten. Sie wollen unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit, denn damit verdienen sie viel, viel Geld. Aber meine Lebenszeit ist mir zu wichtig, um sie ständig in Social Media zu verbringen, das habe ich mittlerweile erkannt.
Ich mache das nun seit rund zwei Wochen und meine FOMO (Fear of Missing Out, Angst etwas zu verpassen) hält sich wunderbarer Weise sehr in Grenzen.

Außerdem ist es so: Die Freund*innen und Autorenkolleg*innen, mit denen ich mich wirklich aktiv in Social Media austausche, kann ich an ein bis zwei Händen abzählen. Klar, ich habe viele Bekannte, aber muss ich wirklich wissen, was meine entfernten Bekannten X, Y und Z am Wochenende gemacht haben? Oder mir zig Urlaubsfotos anschauen, die mich nur neidisch machen, weil ich mir selbst solche Reisen nicht leisten kann? Ich habe auch keine Lust, ständig Essensbilder anzuschauen, weil ich dann selbst Appetit bekomme – und Essen ist seit Jahren ein schwieriges Thema für mich. Ich habe auch keine Lust mehr, mir bei einem Spaziergang, bei dem ich Fotos machen möchte, sofort Gedanken zu machen, ob diese Fotos denn instagramable seien.

Mein Fazit: Ich werde weiterhin in Social Media sein, aber deutlich weniger als bisher und ich werde sie anders nutzen. Und ja, mir ist die Ironie bewusst, diesen Beitrag in Social Media zu teilen. Aber vielleicht fühlen sich manche dadurch inspiriert, sich auch an einen anderen Umgang mit dem Internet und Social Media zu wagen.

Nachtrag: Falls euch die Bücher interessieren: Ich kann vor allem „Endlich abschalten“ von Catherine Price empfehlen, das bietet viele praktische Tipps, die sich für viele Menschen sicherlich gut umsetzen lassen. „Digitaler Minimalismus“ von Cal Newport ist zwar auch interessant, aber teilweise wird deutlich, wie privilegiert der Autor, ein weißer Universitätsprofessor, ist. Seine Tipps wirken zum Teil recht elitär.

Der Druck der sozialen Medien

Bild: Pixabay

CN: Depression (erwähnt)
Lesezeit: ca. 9 Minuten

überarbeitet am 31. Juli 2023

Diese Aktion ist von der Autorin Nadja Losbohm und der Mediengestalterin Kathy von Epic Moon Coverdesign.

Kathy schrieb: „Ich würde gerne eine Aktion ins Leben rufen, die den Druck der sozialen Medien etwas mehr in die Köpfe der Menschen bringen soll. (…) Die Idee zu der Aktion kam mir, als ich die letzten Monate vermehrt bemerkt habe, wie sich Künstler, Autoren, Blogger, aber auch Leute wie du und ich eine Pause von Social Media nehmen mussten, weil sie sich unter Druck gesetzt fühlten. (…)“
(Quelle: https://www.facebook.com/nadja.losbohm/posts/4808317815873150)

Zunächst möchte ich gern sagen, ich bin viel online. Ich tausche mich gern in Social Media mit Menschen aus. Im vergangen Jahr habe ich bei vielen Hashtag-Aktionen für Autor*innen mitgemacht, weil ich die Zeit dafür hatte. Mittlerweile ist mir das zu viel geworden und ich beschränke mich auf die Aktionen #DiverserDonnerstag und #Autor_innensonntag. Eine Autorenkollegin, die ich sehr schätze, hat mal dazu geraten, täglich etwas in den eigenen Kanälen zu posten, damit die Reichweite erhalten bleibt. Das habe ich eine Zeitlang gemacht. Ich habe auch oft Beiträge geplant, die dann automatisch zur gewünschten Zeit gepostet wurden. Im Folgenden gehe ich auf meine Erfahrungen mit verschiedenen Social Media ein und gebe am Ende einige Tipps.

Die Algorithmen auf Facebook
Mittlerweile ist es auf Facebook so ziemlich egal, wieviel ich poste, meine Reichweite ist tief in den Keller gegangen. Das liegt an den Algorithmen von Facebook, die Werbeanzeigen begünstigen und Beiträge mit Links kaum anzeigen (aber selbst Beiträge ohne Links werden weniger als früher angezeigt).

Instagram – alles schick hier?
Insbesondere auf Instagram sehe ich weiterhin den Trend, die schönen Seiten des Autoren- oder Buchbloggerdaseins zu zeigen. Und manche Autor*innen und Blogger*innen betreiben viel Aufwand, schöne Fotos aus ihrem Alltag, ihren Bücherregalen, Büchern mit Deko, von sich, aus dem Urlaub oder noch andere Dinge zu zeigen. Und ganz ehrlich, da kann und will ich nicht mithalten. Ich schrieb neulich dort den Beitrag: „Ich bin nicht instagramable … und das ist okay.“

Dass im Autor*innenleben bei weitem nicht nur alles „nice and shiny“ ist, zeigte zum Beispiel der #Autor_innensonntag von Justine Pust, mit den Themen „Vom Umgang mit Zweifeln“ oder auch „Toxische Positivität in der Buchwelt“ und „Verbiege ich mich für Instagram und Social Media?“, außerdem „Umgang mit Missgunst und Hate“ und „Konkurrenzkampf“, um einige zu nennen (verlinkt sind meine Beiträge dazu).

Doomscrolling auf Twitter
Als ich noch auf Twitter war, bewegte ich mich größtenteils in einer progressiven Bubble. Oft ging es dort um Diversität, um Repräsentation, Inklusion und um Social Justice Themen. Viele der Leute, denen ich dort folge, berichteten von schlimmen Erfahrungen mit Diskriminierungen oder ihren Mental Health Problemen. Hinzu kamen die vielen Nachrichten zur Pandemie und andere globale oder regionale Probleme und Missstände. Das führte bei mir oft zu Doomscrolling, und da ich als Mensch mit chronischer Erkrankung nicht viel Energie (oder „Löffel“) habe, musste ich immer wieder mit jenem Profil eine Pause einlegen.

Twitch
Ich habe mal kurzfristig im vergangenen Jahr versucht, auf Twitch einen Livestream für Co-Working (gemeinsam Schreiben) anzubieten. Das ist an meinem altersschwachen PC gescheitert, der immer wieder abgestürzt ist. Stattdessen war ich öfter zu Gast in anderen Co-Working Livestreams, zum Beispiel von Ann-Kathrin Karschnick (kann ich sehr empfehlen) und ich werde das sicherlich auch in diesem Jahr wieder machen. Aber ich selbst werde auf Twitch auch in Zukunft nichts Entsprechendes anbieten. EDIT: Ich habe mich mittlerweile komplett von Twitch zurückgezogen und bin dort auch nicht mehr als Gästin bei Livestreams dabei.

TikTok?
Mit TikTok kann ich persönlich nichts anfangen, mir fehlen hier auch die Kenntnisse, deshalb schreibe ich nichts weiter dazu.

Einige Tipps
Entfolgt oder blockiert toxische Personen, wenn es euch möglich ist. Ihr müsst nicht mit jeder Person in Social Media befreundet sein. Ihr seid ja auch offline nicht mit jeder Person befreundet.

Ich bin in Facebook in vielen Gruppen, die meisten davon beziehen sich auf Bücher. Ich habe aber so gut wie sämtliche Gruppenbenachrichtigungen ausgestellt, weil meine Timeline sonst quasi in Bücherwerbung ertrinken würde.

Es kann auch hilfreich sein, die Benachrichtigungen aus Social Media am Handy auszustellen oder eine App zu nutzen, die eure Social Media Zeit beschränkt (z.B. auf einige Minuten pro Stunde oder für mehrere Stunden am Tag.) Ich nutze dafür gelegentlich die kostenfreie App „Leech Block NG“, in meinem Fall am PC. Man kann sie im Browser installieren, z.B. hier für Firefox: https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/leechblock-ng/

Sucht euch eine oder zwei Social Media Plattformen, mit denen ihr gut zurecht kommt und konzentriert euch ganz darauf. Ich habe mehrfach von Autor*innen gehört, die sich z.B. von Facebook komplett zurückgezogen haben und stattdessen Twitter und Instagram nutzen. Egal, was andere sagen: Ihr müsst nicht auf sämtlichen Social Media aktiv sein.

Ich zitiere aus Instagram-Beiträgen von mir:
Überlegt euch gut, ob ihr in Facebook-Gruppen oder in Internet-Foren aktiv sein wollt, in denen ein toxisches Klima herrscht, in denen zum Beispiel destruktive, hässliche Diskussionen geführt werden, die nicht moderiert werden.

Reagiert nicht auf negative Rezensionen. Regt euch nicht öffentlich darüber auf (diesen Fehler habe ich früher gemacht und ich kann davon nur abraten. Das kommt nicht gut an und entmutigt unter Umständen auch Leute, überhaupt Rezensionen zu schreiben.) Diskutiert nicht mit den Rezensent*innen, auch wenn ihr die Rezension für unfair, unlogisch oder schlichtweg falsch haltet. Bitte immer im Hinterkopf behalten: Rezensionen sind letztendlich Einzelmeinungen. Nach 25 veröffentlichten Büchern habe ich die Erfahrung gemacht, dass praktisch alle davon die ganze Bandbreite an Bewertungen erhalten haben, von einem Stern bis fünf Sterne. Misha Magdalene hat in diesem Zusammenhang in einem Podcast gesagt: »What they are reviewing is not what I wrote. What they are reviewing is their experience of what I wrote.« (Was sie rezensieren, ist nicht das, was ich geschrieben habe. Was sie rezensieren, ist ihre Erfahrung mit dem, was ich geschrieben habe.«)
Ich würde hier im Zweifelsfall zu »Lächeln und winken« raten, also z.B. 1-Sterne- Bewertungen einfach ignorieren, auch wenn es schwer fällt.

Zum Thema Selbstdarstellung und Selbstvermarktung

Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass manche Autor*innen eine Selbstdarstellung mit Selbstvermarktung verwechseln. Damit meine ich, dass sie sich im Grunde eher als Privatperson präsentieren anstatt als Autor*innen. Ich lese da in einigen Beiträgen u.a. von Ehrlichkeit und Authentizität.

Meine Sicht dazu: Selbst wenn man sich ehrlich und authentisch präsentieren möchte, ist es dazu nicht notwendig, sein Privatleben in Social Media auszubreiten, wenn man eigentlich in erster Linie für die Tätigkeit als Autor*in werben möchte. Natürlich kann es sein, dass die Themen in den eigenen Bücher eng mit dem Privatleben verknüpft sind, z.B. Bücher, die stark autobiografisch geprägt sind. In einem solchen Fall kann es Sinn machen, über das eigene Leben auch in Social Media zu erzählen. Das habe ich bei zwei Büchern auch schon gemacht.

Aber ansonsten: Als Autorin wird man durch Selbstvermarktung zu einer „Marke“ – und die sollte nicht verwechselt werden mit der Privatperson dahinter. Entsprechend muss man als Autor*in auch in Social Media nicht alles von sich zeigen, das eigentlich in den Privatbereich gehört und nichts mit den eigenen Büchern zu tun hat.

Zwei neuere Blogbeiträge von mir zum Thema Social Media:
https://amalia-zeichnerin.net/digitaler-minimalismus-von-einem-anderen-umgang-mit-social-media/