Über Innere Helfer*innen oder: Was mir in Krisenzeiten manchmal hilft

Yoksel Zok, Unsplash

Diese Methode habe ich vor über 25 Jahren im Rahmen einer Psychotherapie kennengelernt und ich wende sie immer noch gern an.

Anleitung Innere Helfer*innen

Überlege dir ein Wesen, das du als hilfreich oder hilfsbereit betrachten kannst und dem du vertraust. Das kann Folgendes sein:
– Eine fiktive Figur aus der Popkultur (ja, auch deine Lieblingsfigur aus einem Buch, Film, Serie, Comic, Game …, wenn du möchtest)
– Ein Wesen aus einem Märchen, der Folklore oder Mythologie (z.B. eine gute Fee)
– Eine spirituelle Entität (z.B. ein Schutzengel)
– Ein Tier oder Fabelwesen (ein Drache, Einhorn …)
– oder ein anderes Wesen

Lege oder setze dich für mehrere Minuten an einen Ort, an dem du ungestört bist.
Schließe deine Augen.
Mach eine Traumreise, in der du diesem Wesen begegnest, in einer von
dir gewählten imaginären, angenehmen und sicheren Umgebung, z.B.
ein Wald, eine sommerliche Blumenwiese, ein Garten, ein tropischer Strand, eine Höhle, ein Haus, ein Leuchtturm, ein Raumschiff … der Ort kann völlig fiktiv oder real sein.
Du kannst diesen Ort so sehr ausschmücken oder eher schlicht lassen, wie du magst.

Wenn du nicht gut visualisieren kannst, also keine inneren Bilder siehst (z.B. durch Aphantasia) – kein Problem. Du kannst stattdessen andere Sinne verwenden, z.B. die Stimme des Wesens hören, den Wind in den Blättern oder Wellen am Strand rauschen hören und ähnliches. Oder du erzählst dir die Traumreise selbst, wie eine Geschichte: „Ich gehe an meinen sicheren Ort, dort sieht es so aus (…) und dort begegne ich meiner inneren Helferin, diese sieht so aus …“

Beginne nun ein Gespräch mit dem hilfreichen Wesen an dem von dir gewählten Ort. Sprich mit diesem Wesen über ein Problem, das du hast. Erwarte nicht zu viel, wenn du noch keine Übung mit dieser Art von Traumreise hast. Probiere es am besten ein paar Mal aus.

Innere Helfer*innen können einem nach meiner Erfahrung andere Perspektiven zu einem Problem aufzeigen. Dabei wirst du unter Umständen auch auf das Kollektive Unbewusste zurückgreifen können. Manche Leute nennen das, was bei solchen Gesprächen zutage treten kann, auch die „innere Weisheit“ oder ähnliches, was im Trubel des Alltags oft nicht leicht abrufbar ist.

Ich wünsche dir gute Erfahrungen mit dieser Übung.

Bitte unbedingt beachten: Ich bin keine Psychotherapeutin. Ich gebe hier nur weiter, was ich selbst während einer Therapie gelernt habe. Ich kann keine Garantie geben, ob diese Übung gut für dich funktioniert. Falls du eine Neurodivergenz und/oder psychische Erkrankung hast und dich in Therapie befindest, besprich bitte mit der therapeutischen Fachkraft, ob diese Übung für dich geeignet ist. Vielleicht kann die Fachkraft auch eine entsprechende Traumreise für dich anleiten, damit du diese Methode in einem geschützten Rahmen kennenlernen kannst.

Eine persönliche Erfahrung, die vielleicht auch anderen hilft

Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem inneren Helfer, während einer Traumreise, und ich fand sehr hilfreich, was er mir mitteilte.

Ich solle mir folgende Momentaufnahmen vor Augen führen:

Auch in meiner Stadt gibt es Auswirkungen des Klimawandels, aber ich bin zurzeit nicht von Hochwasser, Hitzewellen oder generell sehr zerstörerischen oder gesundheitsgefährdenden Extremwetterlagen bedroht.

Auch in meiner (Groß-)Stadt gibt es Gewalt, Mord und Totschlag, aber in meinem Land gibt es zurzeit keinen Krieg oder Bürgerkrieg.

Ich muss in meiner Wohnung und auch beim Verlassen dieser nicht um die Sicherheit meines Lebens fürchten.

Ich lebe in einem demokratischen Staat: Ich darf wählen gehen, mich politisch engagieren, bzw. auch meine politische Meinung kundtun.

Ich habe ein Dach über dem Kopf, jede Nacht einen sicheren Schlafplatz, ich habe genug Nahrung, Wasser, Haushaltsmittel, Medikamente, Strom, Heizung und das Internet.

Ich habe Zugang zu medizinischer Versorgung, öffentlichen Verkehrsmitteln, zu diverser Kultur, zu Nachrichten und Bildung.

Ich kann mich mit anderen Menschen austauschen, auch um Rat bitten oder Fragen stellen.

Ich habe Familienangehörige und einen Freundeskreis.

Mein innerer Helfer fuhr fort: „Natürlich ist es denkbar, dass sich einige oder sogar viele dieser Punkte in einigen Jahren oder Jahrzehnten negativ verändern oder nicht mehr möglich sind.“
Aber das läge in der Zukunft und ich solle mich darum kümmern, wenn es so weit ist (bzw. wo es möglich ist, präventive Maßnahmen ergreifen). Und ich solle mich zurzeit an diese Punkte erinnern, wenn ich am Verzweifeln sei oder es mir schlecht ginge.
Schaut doch einmal, wenn ihr mögt, wie entsprechende Momentaufnahmen bei euch aussehen würden.