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In Social Media wird recht oft dazu aufgerufen, queere oder anderweitig marginalisierte Autorys zu unterstützen, z.B. indem man ihre Bücher kauft oder darauf hinweist. Aber die Bücher, die dann empfohlen werden, sind praktisch immer dieselben von so ungefähr 5 bis 10 Autorys, zumindest habe ich das öfter so beobachtet.
Oftmals geht es um Bücher, die als besonders herausragend und lesenswert erachtet werden und/oder die für Preise nominiert wurden oder mit welchen ausgezeichnet wurden. Teilweise sind das auch englischsprachige Bücher oder Bücher aus großen Verlagen. Das ist natürlich einerseits sehr schön.
Andererseits entsteht für mich der Eindruck, als ob die Bücher marginalisierter Autor*innnen nur dann beachtenswert sind, wenn sie überdurchschnittlich gut sind.
Die eher durchschnittlich schreibenden Autorys, zu denen ich ebenfalls zähle, kommen bei solchen Empfehlungen nicht oder kaum vor. Gleiches gilt oft auch für Kleinverlage und marginalisierte Selfpublisherinnen. Deshalb: Wenn ihr Autorys unterstützen wollt, auch solche, die vielleicht nicht preisverdächtig schreiben: Traut euch auch an Bücher aus Kleinverlagen und an welche von Selfpublisherinnen.
Das alles erinnert mich übrigens schmerzhaft an etwas, das so einigen marginalisierten Autor*innen bekannt vorkommen dürfte: marginalisierten Leuten, z.B. mit Behinderungen, wird oft schon von Kindheit an vermittelt, dass sie immer mehr als 100 % geben müssten, dass sie besonders viel leisten müssten, um von der Mehrheitsgesellschaft anerkannt zu werden.
Aber nicht jeder marginalisierte Autorin ist ein literarisches Genie, um es mal überspitzt zu formulieren, oder schreibt preisverdächtig. Und das hängt natürlich auch teilweise mit der eigenen Lebenssituation, aber auch dem Buchmarkt und den Produktionsbedingungen zusammen, bei der marginalisierte Autorinnen oft strukturell benachteiligt werden.