Empfehlungen für Buchcoverdesign, Lektorat, Sensitivity Reading und einen Impressumsservice

In Social Media lese ich oft Fragen von Selfpublisher*innen nach Buchcoverdesigner*innen und Lektor*innen. Damit ich nicht immer von Neuem Links etc. heraussuchen muss, dachte ich mir schreibe ich stattdessen einfach einen Blogbeitrag. Ich erhalte von allen genannten Leuten übrigens kein Geld oder Vergünstigungen dafür, dass ich sie nenne.
Ob sie gerade Kapazitäten frei haben, kann ich nicht sagen, bitte bei Interesse selbst anfragen.

Foto: Pixabay

Buchcoverdesign und Premades

Yola Stahl Design
https://yola-stahl.de/design
Arbeitsproben und Premades: https://www.instagram.com/yola.stahl_design

Casandra Krammer
https://casandrakrammer.de/

Juliana Fabula

https://julianafabula.de/grafikdesign/

Christian Günther
(auch Illustration)
https://www.tag-eins.de/portfolio-buecher-und-cds/

Sameena Jehanzeb
https://www.saje-design.de/

Alexander Kopainski
https://kopainski.com/home/

Regina Mars
https://www.reginamars.de/coverpremades/

Marie Grasshoff
https://marie-grasshoff.de/portfolio-item/coverdesign/

Claudia Toman
https://traumstoffdesign.wordpress.com/

Catherine Strefford
https://design.catherine-strefford.de/buchdesign/

Tom Jay
http://www.tomjay.de/

Tala Jacob
tala-jacob.de

DaylinArt
https://daylinart.webnode.page/

Madeleine Puljic
https://www.madeleinepuljic.at/grafikdesign/

Christin Giessel
https://www.giessel-design.de/

Melanie Woicke (Illustration, spezialisiert auf Kinder-/Jugendliteratur)
http://farbklecks.net/portfolio/index.htm

Infos zu meinen eigenen Illustrationen (Fantasylandkarten und Portraits) gibt es hier:
https://amalia-zeichnerin.net/illustrationen/

Abbildung: Pixabay

Lekorat
Einige der genannten Personen bieten auch Korrektorate an, bitte bei Bedarf im Einzelfall schauen.

Juri Pavlovic
https://www.textehexe.com/

Victoria Linnea
https://linktr.ee/VictoriaLinnea


Melanie Vogltanz (in 2021 ausgebucht)
https://lektoratvogltanz.wordpress.com/

Noah Stoffers
https://www.textpfade-lektorat.de/

Birgit Rentz
http://www.fehlerjaegerin.de/

Sandra Florean
https://sandraflorean-autorin.blogspot.com/p/lektorate.html

Julia Fränkle
https://svealundberg.net/lektorat-korrektorat

Steffi Foitzik (zur Zeit wird die Webseite umgebaut)
https://stefaniefoitzik.jimdofree.com/needful-thinks-lektorat/

Rabea Güttler
https://lektoratpageturner.net/

Tino Falke
https://www.tinofalke.de/lektorat/

Lena Richter
Lena bietet folgendes an: Lektorat, Korrektorat, Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche, Sensitivity Reading.
http://lenarichter.com/lektorat-und-uebersetzung/

Katherina Ushachov
Katharina bietet an: Lektorat, Korrektorat und Sensitivity Reading, für deutsche Originaltexte und für deutschsprachige Übersetzungen aus dem Englischen.
https://phoenixlektorat.com/

Antje Bremer
They bietet Korrektorate und Sensitivity Reading an.
https://www.antjebremer.com/

Lektorat Dunkelfunkel (Daniela Umlauf)
Daniela bietet Lektorate und Sensitivity Readings an.
https://lektoratdunkelfunkel.com/


Sensitivity Reading

Was das ist, könnt ihr hier nachlesen:
https://sensitivity-reading.de/was-machen-sensitivity-reader


Falls ihr eine Person für ein Sensitivity Reading sucht, schaut bitte einmal auf dieser Seite:
https://sensitivity-reading.de/themen

Impressumsservice
Fakriro GbR, von Sabrina Schuh und Mary Cronos, selbst Autor*innen
https://fakriro.de/alias/

Typische Konflikte in Liebesromanen/Romance

In diesem Text geht es um Konflikte, die zunächst die Entstehung einer (festen) Beziehung verhindern. Um das Ganze etwas einfacher zu halten, schreibe ich über Paarbeziehungen mit zwei Menschen, also abseits von Polyamorie oder offenen Beziehungen. Die hier genannten Konflikte sind insofern klischeebeladen, weil sie oft in Liebesromanen/Romance verwendet werden.

Enemies to Lovers
Die beiden sind verfeindet und/oder können einander absolut nicht leiden. Wenn da nur nicht diese unerklärliche Anziehungskraft wäre. Nach einer Weile wird die Feindschaft überwunden, durch innere oder äußere Einflüsse.

Eifersucht
Dies kann ein kleiner oder großer Konflikt sein. Vielleicht ist eine der Personen übertrieben eifersüchtig und das steht dem Liebesglück der beiden im Weg, bis diese überzeichnete Eifersucht überwunden wird.

Bindungangst
Ein innerer Konflikt: Eine der beiden Personen hat Bindungsangst, vielleicht aufgrund schlechter Erfahrungen mit einer früheren Beziehung oder aus anderen Gründen (z.B. die Eltern ließen sich früh scheiden und nun denkt die Person bis heute, Beziehungen an sich seien zu schwierig, hielten sowieso nicht auf Dauer, oder ähnliches).

Schlechte Erfahrungen
Das ist ähnlich wie die Bindungsangst: Eine der Personen hat schlechte Beziehungserfahrungen gemacht und nun grundsätzlich die Nase voll von Beziehungen. Dies wird dann im Laufe der Handlung überwunden.

Fernbeziehung
Die beiden oder eine der Personen kann sich eine Fernbeziehung nicht vorstellen. Diese wird allerdings notwendig, weil jemand z.B. wegen eines Jobs oder aus anderen Gründen in eine andere Stadt, ein anderes Bundesland o.ä. zieht. Oft ist es dann so, dass eine Person sich entschließt, doch nicht umzuziehen (oder die andere zieht mit ihr zusammen), so dass es nicht auf eine Fernbeziehung hinausläuft. In anderen Fällen geht es nicht um einen Umzug, sondern eine längere Reise in ein weit entferntes Land, oft auch beruflich bedingt. Geschichten, in denen Fernbeziehungen positiv repräsentiert werden, sind eher selten zu finden, was eigentlich schade ist.

Die Ex-Person
Eine ehemalige Beziehungsperson taucht wieder auf und möchte es noch einmal mit der Hauptfigur versuchen. Diese lässt sich darauf ein und daraus entsteht der Konflikt für die andere Person.

Verwandte
Eine Person verliebt sich unwissentlich oder wissentlich in eine Geschwisterperson (z.B. den bislang unbekannten Halbbruder), was für Liebesleid sorgt. Meistens finden beide dann mit einer anderen, nicht verwandten Person ihr Glück. In manchen Büchern entsteht aus der „verbotenen Liebe“ eine Inzest-Beziehung. In anderen Geschichten sind die beiden zwar zusammen als Geschwister aufgewachsen, aber nicht miteinander verwandt (z.B. durch eine Adoption).

Das Liebesdreieck
Eine Person steht zwischen zwei anderen und muss sich für eine entscheiden. Dieses Handlungsmuster ist allerdings sehr mononormativ. Durch einen polyamoren Ansatz (oder mit offener Beziehung) kann dieses Handlungsmuster auf interessante Weise aufgebrochen werden.

Das Problem (TM)
Eine der Figuren hat ein bestimmtes, anhaltendes Problem. Das kann psychisch sein (innerer Konflikt) oder ein äußerer Konflikt, z.B. mit Eltern oder Geschwistern, mit Nachbarn, auf der Arbeit mit Vorgesetzten oder etwas anderes. In einigen Fällen ist es sogar existenzbedrohend, z.B. die Schließung einer wichtigen Arbeitsstätte. Das Problem wird überwunden und einer glücklichen Beziehung steht nun nichts mehr im Weg.

Die Eroberung
Das ist ein toxisches Handlungsmuster, von dem ich abrate: Eine Person wird von einer anderen umworben, macht aber deutlich, dass sie kein Interesse hat – Nein heißt Nein. Die andere Person akzeptiert dies aber nicht und setzt alles dran, die andere Figur zu »erobern«. Sie scheut dabei auch nicht zurück vor Stalking, Gaslighting (eine Form von mentaler Manipulation), großen, als angeblich romantisch dargestellten, Gesten oder ähnlichem. Dieses Handlungsmuster ist leider oft zu sehen in Rom-Com-Filmen.

Konflikt durch Queerness
Die Personen sind queer, aber (noch) nicht geoutet. Sie outen sich wegen einer Beziehung, was zu Problemen in ihrem Umfeld führt oder auch zu inneren Konflikten, letzteres z.B. bei internalisierter Queerfeindlichkeit. In einigen Fällen begreift eine der Figuren erst durch diese neue Liebe, dass sie queer ist.

Das Romeo & Julia Problem
Zwei Menschen aus verfeindeten Familien oder anderen Gruppen verlieben sich ineinander. Ob das eine Zukunft hat? Hier sind die Konflikte äußerlich, durch die Feindschaft der Familien/Gruppen. Im Idealfall söhnen sich die Familien/Gruppen miteinander aus, ohne dass die Verliebten ernsthaft Schaden nehmen – ist letzteres der Fall, hätten wir keinen Liebesroman, sondern eine Tragödie.

Unterschiedliche Lifestyles
Manchmal führen unterschiedliche Lifestyles zu Konflikten, die sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn grundsätzlich sollte man niemand wegen seines Lifestyles shamen (es sei denn, dieser schadet der Person oder anderen Leuten deutlich). Ein typisches Beispiel aus High School Romanzen: Der Nerd und die super beliebte Schülerin. Häufig ist dieses Handlungsmuster mit einem »Make Over« verbunden, der z.B. aus dem »hässlichen Entlein« einen schönen Schwan macht.
Ein Beispiel aus dem Film »Ten Inch Hero«: Einer der Charaktere verabschiedet sich von seinem punkigen Äußeren, um seinem Love Interest zu gefallen, und das wird dann als große romantische Geste präsentiert.
Oft zu finden ist auch die übergewichtige Protagonistin (meistens, nicht immer, weiblich), die mit einigen Strapazen erfolgreich abnimmt, um ihrem »Mister Right« zu gefallen. Mit Body Positivity hat das leider herzlich wenig zu tun. Looking at you, Bridget Jones.
Ich würde von solchen Handlungsmustern abraten. Subkulturen bzw. deren Anhänger*innen zu shamen, das ist schlecht, zumal sich Leute aus Subkulturen oft mit Vorurteilen und Häme konfrontiert sehen. Gleiches gilt für Menschen, die nicht normschön, also z.B. übergewichtig sind. Und bei einem »Make Over« schwingt im Subtext immer mit: »Du bist nicht gut genug, so wie du bist.« Dabei sollte man Menschen doch eigentlich so akzeptieren, wie sie sind, mit allen Stärken und Schwächen – auch in der Liebe.

Keine Beziehung am Arbeitsplatz
In einigen Bereichen werden Beziehungen am Arbeitsplatz, also mit Kolleg*innen, nicht gern gesehen oder sind sogar verboten (ja, in einigen Ländern ist Letzteres möglich). Manchmal wird dieses Problem gelöst, weil sich eine der Figuren einen anderen Job sucht oder selbständig macht.

Die tödliche Krankheit
Eine der Figuren hat eine tödliche Krankheit. Daraus ergeben sich allerhand innere und äußere Konflikte und in der Regel endet diese Liebesgeschichte traurig, weil eine der Personen allein zurückbleibt.

Die Patchwork-Familie
Eine der Personen hat bereits eine Familie, z.B. Kinder, hat sich aber von der Partnerperson getrennt, oder ähnliche Konstellationen. Eine neue Beziehung kann zu allerhand Konflikten führen, z.B. mit den halbwüchsigen Kindern oder auch der Ex-Partnerperson.

Friends with Benefits/Mingles
Einer der Charaktere möchte »nur« befreundet sein, hätte aber nichts gegen Sex einzuwenden. Oder beide sehen es so. Oder sie sind nur an casual Sex ohne weitere Verpflichtungen interessiert. Der Konflikt entsteht meistens dann, wenn einer der Personen feststellt, dass sie doch gern eine feste Beziehung eingehen möchte, aber der Love Interest dies (noch) nicht möchte.

Eine andere Glaubensgemeinschaft/Kultur
Manchmal ergeben sich Konflikte, wenn eine der Figuren einen anderen Glauben hat oder aus einer anderen Kultur stammt. Die Konflikte gibt es dann oft mit den jeweiligen Eltern, Geschwistern oder anderen Personen aus der Familie, z.B. weil diese eher eine Person mit dem gleichen Glauben akzeptieren würden.

Standesunterschied
Diesen Konflikt findet man eher in historischen Romanzen, manchmal aber auch in Gegenwarts-Geschichten, z.B. wenn es um Adlige geht. Ein bekanntes Beispiel ist auch der Trend um Geschichten, bei denen sich eine Person aus der Unter- oder Mittelschicht in eine sehr reiche Person verliebt („Fifty shades of Grey“ und „Pretty Woman“ lassen grüßen).

Wenn mir weitere Konflikte einfallen, die in diese Auflistung passen, werde ich sie später ergänzen.

Erwartungshaltungen beim Lesen

Was mir immer mal wieder bei Feedback zu meinen Büchern aufgefallen ist: manche Leser*innen hatte eine ganz bestimmte Erwartungshaltung. Und ich meine damit nicht die Erwartung, ein fehlerfreies Buch zu lesen. Das ist eine selbstverständliche Erwartung, darüber müssen wir gar nicht weiter reden. Was ich meine, sind bestimmte Erwartungen an den Plot, an die Figurenentwicklung oder noch andere Dinge.

Ein Beispiel: Bei meinem High Fantasy Roman „Vanfarin – Von Untoten und Totems“ bemängelte ein Rezensent, es fände darin keine Charakterentwicklung statt. Nun war eine Charakterentwicklung der Hauptfiguren von mir aber gar nicht beabsichtigt (bzw. bei zwei Charakteren ansatzweise schon, aber sie steht nicht im Fokus). Ich vergleiche das immer gern mit Figuren wie Indiana Jones und James Bond – sie erleben Abenteuer, bzw. müssen Aufträge erledigen, aber beide verändern sich nicht grundlegend. Gerade in Abenteuergeschichten dreht sich oft alles um das Abenteuer, sowie die damit verbundenen Gefahren und Konflikte. Eine tiefgreifende Charakterentwicklung gibt es in solchen Geschichten nicht immer.
Entsprechend habe ich bei meinen Figuren in jenem Roman keine bzw. nur ansatzweise eine Charakterentwicklung beschrieben – und damit die Erwartungshaltung dieses Rezensenten enttäuscht. (Andere Leute dagegen waren sehr angetan von dem Buch und die fehlende Charakterentwicklung hat sie nicht gestört.)

Wenn ich selbst lese, versuche ich ganz unvoreingenommen an eine Geschichte heranzugehen. Mir gelingt das nicht immer – oft sehe ich Dinge aus Autorinnensicht. Ich denke mir dann zum Beispiel, dieses und jenes hätte ich als Autorin anders gelöst, wäre anders an etwas herangegangen oder würde Figuren anders schreiben. Aber dann sage ich mir, das ist meine Sicht. Und dann lege ich diese Sicht beiseite und betrachte die Geschichten als die Visionen ihrer Autor*innen, und das finde ich spannend. Entsprechend gehe ich ohne eine bestimmte Erwartung daran, ein Buch zu lesen, sondern lasse mich darauf ein, was die Autor*innen mir präsentieren.

Das Hobby Lesen ist kein Wunschkonzert – Bücher sind keine maßgeschneiderten Produkte, die speziell für einen bestimmten Leser angefertigt werden. Es ist ja auch nicht so, dass es allgemein üblich ist, dass sich Lesende an Autor*innen wenden und ihnen sagen: „Schreib bitte das und das und beachte dabei folgende Punkte, weil diese mir wichtig sind … “
Was sie schreiben, und wie sie es schreiben, ist Sache der Autor*innen und gegebenenfalls ihrer Verlage.

Druckkostenzuschussverlage und andere Methoden, Autor*innen zur Kasse zu bitten

Druckkostenzuschussverlage arbeiten grob gesagt nach dem Motto: »Wir bringen dein Buch heraus – aber du musst in Vorkasse gehen.« Je nach Verlag, der dies anbietet, muss man als Autor*in für eine einzige Veröffentlichung mehrere hundert oder tausende Euro bezahlen.

Das ist ein Missstand. Seriöse Verlage verlangen kein Geld von ihren Autor*innen – sie bezahlen Buchcover, Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Marketing/Werbung und die Druckauflage. Das gilt sowohl für Romane als auch Anthologien.

Joshua Hoehne, Unsplash

Mehr über Druckkostenzuschussverlage könnt ihr hier nachlesen und dort gibt es auch eine Liste mit entsprechenden Verlagen, um die man besser einen großen Bogen machen sollte:

https://neinzudruckkostenzuschussverlagen.blogspot.com/

Aber das ist noch nicht alles, worüber ich heute schreiben möchte. Kürzlich las ich eine Ausschreibung für eine Anthologie. Diese, so hieß es, würde von einer Autorin herausgegeben, ein Selfpublishing-Projekt ohne einen Verlag. In der Ausschreibung war zu lesen, jede Autor*in würde ein E-Book als Belegexemplar erhalten. Das Lektorat für die angenommenen Geschichten würde den Autor*innen in Rechnung gestellt werden, nach Seitenanzahl berechnet. Wie sich diese Kosten genau berechnen würden, also der Preis pro Seite, wurde nicht erwähnt. Später erfuhr ich, dass eine Gewinnbeteiligung der Autor*innen geplant sei – davon stand allerdings nichts im Ausschreibungstext.

Liebe angehende Autor*innen, oder auch schon erfahrene, bitte lasst euch nicht auf solche Angebote ein, das wäre in den meisten Fällen ein Verlustgeschäft, bei dem ihr nur draufzahlt. Und wie gesagt: Seriöse Verlage verlangen kein Geld von Autor*innen – und es gibt tolle Verlage da draußen mit interessanten Ausschreibungen für Anthologien. (Hier übrigens eine Liste mit deutschsprachigen Kleinverlagen: https://bit.ly/listedeutschsprachigerkleinverlage) Das ist übrigens keine Einzelmeinung von mir, und auch keine „unpopular opinion“; andere erfahrene Autor*innen sehen das auch so.
Die Autorin Annette Juretzki hat darüber übrigens diesen Blogbeitrag geschrieben:
„Auch Kurzgeschichten verdienen Bezahlung“

Und diese Ausschreibung ist kein Einzelfall: Mir sind in den letzten Monaten immer mal wieder Ausschreibungen begegnet, in denen von keinerlei Gewinnbeteiligung die Rede war. Es handelte sich dabei um Selfpublishing-Projekte von verschiedenen Autor*innen.

Nun ist es ja so: Wer unbezahlt veröffentlichen möchte, der braucht dafür keine Anthologien. Es gibt zig online Plattformen, wo das möglich ist, für Fanfictions und auch Originalfiktion, u.a. Wattpad, fanfiktion.de, archiveofourown.org und noch andere. Vor allem aber muss man dort nicht auch noch draufzahlen, eine Veröffentlichung ist kostenlos. Überlegt euch also bitte gut, ob ihr etwas bezahlen wollt, nur um eine Kurzgeschichte in einer Anthologie veröffentlichen zu können. Ich wiederhole noch einmal meinen Rat: Lasst das lieber sein.

Es geht aber auch anders, was (Selfpublishing-)Anthologien angeht – hier drei Beispiele:

Benefizanthologien
Ich kenne mehrere Anthologien, die ausschließlich für Benefizzwecke veröffentlicht wurden – die beteiligten Autor*innen und auch das Lektorat, Korrektorat und Buchcoverdesigner*innen verzichten hier für den guten Zweck auf ein Honorar. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Ausschreibung der Autor*innengruppe „Münchner Schreiberlinge“:
Das Thema: „Weihnachten und Rauhnächte in München und im Alpenvorland“. Es handelt sich um eine Selfpublishing-Veröffentlichung, die Erlöse werden für einen Charityzweck gespendet. Der Einsendeschluss: 28.02.2021. Weitere Infos dazu gibt es hier: http://muenchner-schreiberlinge.de/ausschreibungen

Gemeinschaftsprojekte mit Kostenteilung
Eine andere Autorin auf Twitter schrieb, sie hätte zusammen mit ihrer Autor*innengruppe ein Gemeinschaftsprojekt gestaltet, eine Anthologie, bei der sich alle die anfallenden Kosten geteilt hätten. Mit den Einnahmen hätten sie später eine weitere Anthologie finanziert. Solche Gemeinschaftsprojekte sind eine feine Sache und vermutlich können die einzelnen Beteiligten sich auch mehr in den kreativen Prozess einbringen als bei einer fragwürdigen Ausschreibung.

Crowdfunding-Kampagne
Das ist etwas, das viele Künstler*innen und auch Selfpublishing-Autor*innen nutzen: Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne, z.B. auf Startnext oder Kickstarter, wird ein bestimmter Betrag an Geld von einer Crowd gesammelt: eine Menge Leute, jede Person gibt eine kleine oder größere Summe. Dies dient dann der Finanzierung eines künstlerischen Projektes, also z.B. ein Buch. So wurde beispielsweise die Anthologie „Aeronautica – Logbuch der Lüfte“ aus dem Art Skript Phantastik Verlag finanziert. Als Dankeschön gibt es für die Crowd verschiedene Produkte, z.B. das fertige Buch als E-Book oder Taschenbuch. Crowdfunding ist also nicht mit Spendenkampagnen vergleichbar, stattdessen wird hier gewissermaßen etwas vorfinanziert, so dass es realisiert werden kann.

Über Gefühle schreiben

Foto: Christopher Sardegna, Unsplash

Wieder was gelernt: Neulich habe ich auf Facebook einen Beitrag geschrieben über Schreibstile und dass meiner nicht besonders emotional sei. Die Emotionen der Charaktere werden oft nicht fühlbar für die Leser*innen. Das haben mir immer wieder Testlesende und auch Rezensent*innen zurückgemeldet. Damit kämpfe ich schon, seit ich als Teenager mit dem Schreiben begonnen habe. Irgendwann dachte ich, ich kann das einfach nicht gut und müsse damit klarkommen. Weil ich den Knackpunkt des Problems nicht gefunden habe.

Nun hat sich etwas Neues in dieser Hinsicht für mich entwickelt. Auch im Austausch mit einer neuen Lektorin kam dieses Thema mit den fehlenden Emotionen vor kurzem auf. Dann habe ich einen Beitrag der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Barbara Drucker/B.D. Winter dazu gefunden:

Wenig später hatte ich eine Art persönliche Offenbarung, warum es mir so schwerfällt, über Gefühle so zu schreiben, dass sie spürbar werden: Es hat mit der Art zu tun, wie ich jahrzehntelang mit meinen eigenen Gefühlen umgegangen bin. Das ist wieder eine Geschichte für sich, die ich hier jetzt nicht vertiefe.

Mir ist dadurch jedenfalls schlagartig klar geworden, warum es mir so schwerfällt, über Gefühle zu schreiben. Denn Schreiben, das ist zwar zum einen Handwerk, das klaren Regeln folgt, aber zum anderen fließt auch viel Unbewusstes mit ein, bei dem ich oft gar nicht konkret benennen kann, wo die Inspiration dafür herkommt. Ich habe also den Knackpunkt des Problems gefunden, was mich sehr freut.

Ich bin oft heute noch sehr sachlich und distanziert. Das wäre sicher kein Problem, wenn ich Sachbücher schreiben würde. Aber wenn es um fiktionale Charaktere geht, müssen deren Gefühle einfach präsent sein.

Also werde ich nun anders über Emotionen schreiben und der Text von Barbara Drucker hat mir da bereits weitergeholfen. Das heißt nun natürlich nicht, dass ich quasi von 0 auf 100 gehen und auf einmal sehr emotional schreiben kann. Es ist für mich immer noch ein Lernprozess. Aber ich habe nun einen Weg gefunden, das besser anzugehen.

Viktorianisch und queer schreiben…

ein viktorianisches Portrait, das mich inspiriert hat

… das ist für mich immer wieder eine Herausforderung, aktuell in „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray“. Für mich geht das nur, wenn einige Charaktere dabei sind, die progressive Ansichten haben, die ihrer Zeit weit voraus sind. Denn ansonsten fürchte ich, wäre wohl arg viel Queerfeindlichkeit darin, einfach weil es damals die gesellschaftliche „Norm“ war.
Miss Murray ist lesbisch und transgender. Ihre Freundin Constance ist cisgender und lesbisch. Nach heutigem Verständnis. Miss Murray begegnet immer mal wieder Leuten, die irritiert auf ihr Äußeres reagieren bis hin zu offener Feindseligkeit. Auf der anderen Seite gibt es in ihrem Umfeld aber auch progressive Menschen wie die bisexuelle Lady Thelma und deren Lebensgefährtin oder ihr Verleger, Mister Bostwick, der sie so akzeptiert wie sie ist und einfach ihre Arbeit als Autorin schätzt.
Mir ist bewusst, dass all das manche Freunde historischer Romane für ganz und gar abwegig oder unrealistisch halten würden. Aber historische Romane sind kein 100 % authentisches Abbild historischer Gegebenheiten. Das können sie gar nicht sein. Sie sind eine historische Imagination, ein „so hätte es sein können“.
Und da ich keine Zeitreisemaschine habe und meine Leser*innen auch keine Viktorianer*innen von damals sind, sondern heutige Menschen, möchte ich sensible Themen wie Queerness auch sensibel und modern behandeln.

Ein Text dazu:
https://geekgefluester.de/historische-korrektheit-fantasy

Mehr zur Buchreihe „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray“:
https://amalia-zeichnerin.net/miss-murray/

Gute Vorsätze …

Foto: AngelaL_17, Pixabay

… oder vom Ausbrennen und Kürzertreten

In den vergangenen 4 Jahren habe ich sehr viel geschrieben und veröffentlicht: 18 Bücher. Rund 4000 Buchseiten, circa eine Million Worte. Und falls ihr euch fragt: Nein, ein Bestseller war bisher nicht dabei. Ich rechne auch in den kommenden Jahren nicht damit, denn ich schreibe „Nischen”-Bücher ohne Bestseller-Potential, einfach, weil sie nicht massentauglich sind. Ich kann auch weiterhin, wie sehr viele Autor*innen, nicht von dieser Tätigkeit leben.

Ich bin nun an einem Punkt angelangt, an dem ich merke, dass ich nicht mehr in diesem Maße weiter arbeiten kann. Ich sage, wie es ist, ich fühle mich ausgebrannt. Monatelang habe ich mich selbst unter Druck gesetzt, mit diesem Kreislauf aus Schreiben, auf Testleser-Feedback für das eine Buch warten und währenddessen schon das nächste schreiben, dann überarbeiten und schließlich veröffentlichen, Werbung fürs neue Buch machen, gleichzeitig ein anderes Buch überarbeiten oder schon ein neues Projekt beginnen, zwischendurch dann noch Werbung und Buchcover gestalten, Plotten und noch andere Dinge rund ums Schreiben. Nebenbei mache ich noch sehr viel in den Social Media, nicht nur auf meinen jeweiligen Seiten, ich bin auch Admin in mehreren Facebook-Gruppen. Das macht mir Freude, aber auch das ist Arbeit.

Ich habe fast zwei Jahre sehr viel geschrieben und darüber viel vernachlässigt, auch meinen Freundeskreis und Hobbys.
Ich muss zugeben, dass ich ein ziemlicher Workaholic bin – was mir aber nicht immer gut tut, zumal ich eine chronische psychische Erkrankung und eine Gehbehinderung habe. Von daher muss ich auf mich achten. Ich habe darüber bisher nur wenig geschrieben, aber ich bin nun an einem Punkt in meinem Leben angelangt, wo es mir schwerfällt, nach außen hin stets die unbeschwerte Autorin zu präsentieren, wenn ich mich eigentlich oft ganz anders fühle. So war das auch im vergangenen Herbst und Winter, da hatte ich eine starke Depression.

Das soll nun kein „Jammer“-Beitrag werden, aber ich möchte hier gern einmal offen meine Situation beschreiben: Von meiner schriftstellerischen Tätigkeit kann ich nicht leben und bin zugleich auf den geringen Verdienst mit angewiesen, da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht (mehr) auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten kann.

Abbildung: creative commons, Bru-nO

Damit ihr eine Vorstellung bekommt vom Verdienst einer Autorin: An jedem verkauften E-Book verdiene ich zwischen ca. 1 und 2 €. Bei Taschenbüchern, die ich auf Veranstaltungen verkaufe, sind es zwischen ca. 3 und 4 €, aber insgesamt habe ich beobachtet, dass zumindest von meinen Büchern wenig Taschenbücher, sondern mehr E-Books gekauft werden.
Auch bei Verlagsautor*innen sieht die Gewinnspanne ähnlich aus oder ist sogar noch geringer, wie ich von Kolleg*innen weiß.
Weitere Einnahmen erreiche ich durch gelesene E-Books bei Kindle Unlimited, aber auch das ist nicht viel. Kein Wunder, meine Werke sind „Nischen“-Bücher und haben kein Bestseller-Potential. Während andere Kolleg*innen hunderte oder gar tausende Bücher von einem Titel verkaufen, sind es bei mir pro Titel selten mehr als hundert oder zweihundert, oft auch darunter. Von drei meiner nun insgesamt 18 Bücher habe ich bis heute gerade mal 25 Stück verkauft. In letzterem Fall habe ich also nach einer mehrmonatigen Arbeit an einem Buch gerade mal um die 50 bis 60 Euro damit verdient.

In den vergangenen Jahren habe ich immer mal wieder von Autor*innen gehört, die ihre Tätigkeit ganz oder teilweise an den Nagel gehängt haben. Manche von ihnen hatten einen Burn-Out, andere hatte enttäuschende Erlebnisse mit Verlagen oder es gab private oder berufliche Gründe, kürzer zu treten oder ganz aufzuhören.

Vielleicht kommt jede*r Autor*in irgendwann zu dem Punkt, wo er*sie sich fragt, wofür man eigentlich all die vielen (meist einsamen) Stunden am Schreibtisch verbringt. Schreiben gehört heutzutage zu den „brotlosen Künsten“ und die Arbeitszeit, die in einem Manuskript steckt, das ja nicht nur geschrieben, sondern auch überarbeitet und feingeschliffen werden will, die lässt sich nicht mit einem üblichen Stundenlohn beziffern. Und aus oben genannten Gründen kann ich auch nicht als Vollzeitautorin arbeiten, denn 6 bis 8 Stunden am Stück schreiben, das gibt meine Konzentrationsfähigkeit nicht her.

Ich möchte trotz allem das Schreiben nicht aufgeben. Für mich persönlich ist es eine Tätigkeit, die mir nicht nur Freude bringt, sondern auch eine therapeutische Wirkung hat. Für mich ist das Schreiben so wie für andere Menschen Meditation.

Mein Vorsatz für 2020:
Ich werde kürzer treten und die metaphorische Notbremse ziehen. Auch wenn das heißen sollte, dass ich im kommenden Jahr weniger Bücher schreibe und veröffentliche. Ich werde entsprechend eventuell auch weniger über meine „Works-in-progress“ berichten, einfach weil es dann weniger zu berichten gibt. Ich werde voraussichtlich auch nicht mehr täglich Beiträge auf meiner Facebook-Autorenseite und bei Instagram haben, auch wenn darunter möglicherweise meine Reichweite leidet. Für all das bitte ich um Verständnis.

Ich möchte für mich einen guten Weg finden, damit mir das Schreiben auch weiterhin Freude bringt. Denn Schreiben ist harte Arbeit, auch wenn es nach außen hin nicht immer so aussieht.

Wenn ihr mich auf meinem weiteren Weg unterstützen möchtet,
gibt es dafür einige Möglichkeiten:

Kauft meine Bücher oder lest sie bei Kindle Unlimited, falls ihr das nutzt. Wenn sie euch gefallen, empfehlt sie gern weiter oder verschenkt sie. Ihr könnt auch Taschenbücher direkt bei mir bestellen und ich signiere sie dann für euch oder für die Person, die das Buch als Geschenk erhalten soll.
https://amalia-zeichnerin.net/veroeffentlichungen/

Oder empfehlt mich gern weiter als Illustratorin. Ich habe mich spezialisiert auf Fantasywelt-Landkarten und Zeichnungen: https://amalia-zeichnerin.net/illustrationen/

Vielen Dank fürs Lesen.

Diesen Beitrag hatte ich eigentlich für Anfang 2020 geplant, aber WordPress möchte gerade nicht so wie ich will, deshalb ist der Text schon online gegangen.

Ein „Best of“ lustiger Tippfehler

Ich habe einige skurrile Tippfehler und Verschreiber aus diversen Manuskripten gesammelt, just for fun. Hier sind sie, mit Kommentaren (in kursiv):

Vor ihm lag eine mit Marmelade beschmierte Toastschreibe.
Also, liebe Autor*innen, schreibt mehr Toast!

„Lassen Sie uns ein Stück gehen, ja? Ich könnte etwas frische Lust vertragen.”
Ja, nee … wobei das in einem Erotikroman vielleicht passend wäre.

„Ich wollte gern heute Abend noch etwas weiterfroschen.”
Da musste ich an René Mariks Comedyprogramm mit dem „Froschen” denken:

Die Beschreibung einer historischen Inneneinrichtung:
„Allerhand Bric-à-Brac zierte die Wände, zusammen mit Holzschnitten und antiken Schwestern.“
Ob deren Brüder wohl auch an der Wand hängen?

Der Tod hatte vom ihm Begriff ersitzen.

Er biss die Szene zusammen.

Er schaltete die Stereoanklage ein.

Eine Kriegerin ruft einer Elfenmagierin zu: „Hast du mal Feuer?“
Viel zu modern für epische High Fantasy. Außerdem machen die keine Raucherpause.

In einem Gegenwartsroman:
„Beziehungsweise, was hältst du davon, wenn wir eine Runde jobben?”
„Dir fehlt dein tägliches Kaufen, oder?“ (Gemeint waren „joggen” und „Laufen”.)

„Der Morderator”
Das kommt davon, wenn man Krimis schreibt. Der Morderator tauchte allerdings in einem ganz anderen Manuskript auf. Was der wohl verbrochen hat?

„Schnappschnuss“.
Was immer das sein soll… Vielleicht eine beschwipste Nuss?

Der Krimikrieg
Gemeint war der Krimkrieg. Allerdings wird er in einem Krimi erwähnt.

Das, was wir lieben und das, was wir fürchten…

Abbildungen: Pixabay

Neulich habe ich mir mal Gedanken darüber gemacht, warum Menschen eigentlich Geschichten lieben, und oft ganz bestimmte Arten von Geschichten. Nach einiger Überlegung ist mir dann aufgefallen, dass im Grunde fast alle Geschichten, wenn man es stark herunterbricht, in eine von zwei Kategorien fallen – die einen erzählen in erster Linie von all dem, nach dem wir uns sehnen oder was wir lieben, die anderen erzählen vor allem davon, was wir fürchten.
Sehnsucht und Liebe spielt natürlich eine Große Rolle bei Liebesromanen aller Art, aber auch bei Familiengeschichten sowie Kinder- und Jugendbüchern.
Furcht wiederum ist ein zentrales Element im Krimi, Thriller und im Horror-Genre. Außerdem gibt es dann noch jene Geschichten, in denen sich diese beiden so unterschiedlichen Gefühlswelten mischen, z.B. im Dark Romance Genre, im Romantic Thriller, in Genre-Crossovern oder auch im Gothic Horror, der meistens sowohl Gruselelemente als auch romantische Tendenzen enthält. Gerade in letzter Zeit werden Antiheld*innen immer beliebter und solche Geschichten bieten dem Leser oft ein Auf und Ab an ganz unterschiedlichen Emotionen.

Auch die Phantastik lässt sich im Grunde in diese beiden Kategorien einteilen – da gibt es die teilweise romantisch verklärte Fantasy, die oft an eine vergangene Epoche angelehnt ist und auf der anderen Seite zum Beispiel eher düstere Dark Fantasy, die häufig ebenfalls historische Vorbilder hat. Auch Science-Fiction ist oft entweder utopisch-optimistisch, oder aber eher dystopisch. Historische Romane orientieren sich nicht selten nostalgisch, z.B. historische Liebesromane, oder aber sie beschreiben ein eher düsteres Setting.

Natürlich heißt das alles nicht, dass nicht auch andere Gefühle in unterschiedlichen Geschichten angesprochen werden. Und auch der Verstand will ja unterhalten werden. So bieten gerade Krimis und Thriller oft jede Menge Rätsel und Möglichkeiten für den Leser, selbst im Geiste mit zu ermitteln. Aber wie gesagt, wenn man es stark herunterbricht, passen eigentlich alle so gut wie die meisten Geschichten in eine der beiden genannten Kategorien.

Ich selbst schreibe sowohl gern das eine als auch das andere, weil dies mehr Abwechslung bringt, oder ich schreibe Genremischungen, in denen beides vorkommt, z.B. die Buchreihe „Berlingtons Geisterjäger“.

Warum Weltenbau in der Phantastik so wichtig ist

Neulich las ich einen Low Fantasy Roman, der in einer eigenen Welt angesiedelt ist. Die Geschichte war spannend, die Charaktere hatten ihre Ecken und Kanten und es gab überraschende Wendungen. So weit, so gut. Aber wenn es um die Welt an sich ging, geriet ich ins Schwimmen. Oder vielleicht sollte ich sagen, ich tappte quasi im Nebel herum.
Ich bin mir sicher, der Autor hat sich einiges an Gedanken gemacht zu dieser Welt. Allerdings hat er es nicht geschafft, mir diese wirklich nah zu bringen. Orte wurden genannt, ohne sie näher zu beschreiben. Es ging unter anderem um einen Orden, über dessen Hintergrund man jedoch kaum etwas erfuhr. Hier und da wurde ein König erwähnt, aber dabei blieb es dann auch.

Wer sich schon die Mühe macht, eine eigene Welt zu kreiieren, der sollte sie dem Leser so anschaulich wie möglich machen. Zum Beispiel kann man sich folgenden Fragen widmen:

Wie ist das Regierungssystem in dieser Welt?
Ich schätze, in circa 90 % der Low und High Fantasy ist dies ein feudales, mit einem König oder einer Königin an der Spitze. Das hängt häufig damit zusammen, dass hier das europäische Mittelalter als Vorbild genommen wird. Ich habe aber auch schon Fantasyromane gelesen, in denen es andere Regierungssysteme gibt, z.B. mit verschiedenen Parteien und einer Demokratie.

Städte und Dörfer
Gibt es in dem Fantasyland große Städte, oder eher kleinere, oder fast nur Dörfer? Wie sind die Transportwege zwischen unterschiedlichen Orten? Gibt es größere Flüsse, die auch befahren werden.

Die Völker
Gibt es „nur“ Menschen, oder auch Fantasywesen? Und wie kommen diese untereinander und mit anderen Völkern zurecht? Haben die Völker jeweils eigene Führungspersönlichkeiten oder unterstehen sie alle einem König, oder gibt es eine andere Regierungsform? Und wie sehen die Menschen in dieser Welt aus?
In vielen Fantasyromanen, die sich am europäischen Mittelalter orientieren, sind die Menschen weiß. Und zwar alle. Das muss aber nicht sein, zumal man ja auch verschiedene menschliche Völker erfinden könnte, die eventuell aus verschiedenen Gegenden stammen.

Religion
Nicht in jedem Fantasy-Roman spielt Religion überhaupt eine Rolle. Falls sie es tun soll, kann man sich Gedanken über Gottheiten machen, über ihre Priesterschaft, über Tempel oder andere Gebäude, in denen die Gläubigen zusammen kommen. Auch über Gebete, Festtage, Rituale und Jenseitsvorstellungen kann man sich Gedanken machen. Viele Fantasy-Religionen sind mehr oder weniger an reale Religionen angelehnt, aber das muss nicht so sein. Wer Spaß daran hat, hat hier etwas ganz Eigenes kreiieren.

Magie
Falls es in der Welt Magie gibt, zieht das mehrere Fragen nach sich. Wie funktioniert die Magie? Basiert sie auf den Elementen, oder etwas Anderem? Welche Stellung haben Magier in der Welt, werden sie verachtet, gefürchtet oder sind sie im Gegenteil angesehen? Oder werden sie gar gejagt oder auf andere Weise bedroht. Gibt es Magier-Akademien, oder lernen angehende Magier bei einem Meister oder einer Meisterin? Sind magische Fähigkeiten angeboren, oder kann man sie erlernen?
Können Menschen überhaupt Magie wirken, oder ist das Fantasywesen vorbehalten?

Handel und Handwerk
Auch hierzu kann man Gedanken machen. Gibt es Gilden oder Zünfte? Womit wird gehandelt, welche Handwerke sind besonders wichtig? Wie lernen angehende Handwerker*innen? Bei Meister*innen, oder anders? Gibt es reisende Handelstreibende oder große Handelsstraßen? Welche Stellung haben Handwerksleute und Händler*innen in der Gesellschaft?

Die Landschaft(en):
Ist diese eher gleichförmig, oder gibt es verschiedenes, z.B. Gebirge, Sümpfe, Wälder, Brachland, Weiden, Meer, Seen, Dschungel…

Flora und Fauna
Gibt es besondere Tiere und Pflanzen in dieser Welt? Haben einige davon eine wichtige Bedeutung für die Handlung? Was gibt es für Haus- oder Nutztiere?

Wie ist das Klima?
Auch hier orientieren sich viele Romane an Europa, es gibt aber auch andere, die zum Beispiel ein eher subtropisches bis tropisches Klima als Vorbild nehmen. Und in diesen Zusammmenhang sind auch Stürme und andere Unwetter interessant, sofern sie für die Handlung eine Rolle spielen. Oder auch Naturkatastrophen wie zum Beispiel Erdbeben.

Wie sind die gesellschaftlichen Normen?
Auch hier orientieren sich viele am europäischen Mittelalter. Oftmals, aber nicht immer, haben Frauen eine schlechtere Stellung als Männer, und sei es nur, dass sie typische „Frauenarbeit“ verrichten, anstatt zum Beispiel als Kriegerin in die Schlacht zu ziehen. Häufig haben eine oder mehrere Religionen eine starke Bedeutung. In manchen Fantasyromanen wird eine Art fiktiver Rassismus behandelt, oft anhand von Fantasywesen wie Elfen, Zwergen, Orks oder anderen. Auch Sexismus oder Homophobie spielen mitunter eine Rolle oder noch andere gesellschaftliche Probleme.
Aber auch ein utopisches Gegenteil mag auftreten, so habe ich schon Gay Fantasy gelesen, in denen es in der entsprechenden Welt völlig normal und akzeptiert war, dass zwei Männer (oder zwei Frauen) heiraten. Gesellschaftliche Normen lassen sich meistens gut durch die Interaktion verschiedener Charaktere verdeutlichen. Weitere Fragen hier können sein: Wie ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern? Welche Beziehungsformen gibt es – und welche sind gesellschaftlich akzeptiert?

Der Info-Dump
Wenn es um den Weltenbau geht, gibt es allerdings ein Problem, über das manche Autor*innen stolpern – den sogenannten „Info-Dump“. Der Info-Dump vermittelt mitten im Text einen Haufen an Informationen, ohne gleichzeitig die Handlung weiter voran zu bringen. Bei den meisten Lesenden kommt das nicht gut an, außerdem besteht die Gefahr, dass man damit aus dem Fluss der Handlung gerissen wird. Es ist eine hohe Kunst, Wissenswertes zur Welt dosiert einzubringen, so dass sich Lesende nicht von all den Fakten erschlagen fühlen.

Einige andere Möglichkeiten:
Ein kurzer geschichtlicher Abriss zur Welt, der dem eigentlichen Text vorangestellt wird, ähnlich wie ein Prolog.

Zwei Charaktere unterhalten sich und in diesem Gespräch wird einiges über die Welt deutlich. Zum Beispiel könnte sich ein Charakter über Rassismus beschweren, über die hohen Zölle, mit denen Waren belegt werden, über den unfähigen König. Oder jemand schwärmt von den Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt. Und das sind nur einige Beispiele.

Darüber hinaus kann man wohldosierte Beschreibungen auch zwischendurch erklärend im Text einfließen lassen, oder vielleicht denkt ein Charakter über etwas Entsprechendes nach.

Zuviel des Guten
Manchmal übertreiben es Autor*innen mit ihren Beschreibungen zur Welt. Dann wird seitenweise erzählt über die wunderbaren Speisen, die es in der Taverne XY gibt, oder es gibt ellenlange Beschreibungen der Landschaft, die aber nichts zur Handlung beitragen. Oder jemand denkt sich sämtliche Tiere neu aus, die es in der Welt gibt und beschreibt sie in aller Länge und Breite, obwohl sie nur kurz an den Protagonisten vorbeihuschen. Und das sind nur einige Beispiele.
Entsprechende Romane wirken dann in der Regel langatmig, da solche Beschreibungen meistens wie gesagt die Handlung nicht voranbringen.

Und es gibt noch eine andere Gefahr: Man kann sich im Weltenbau unter Umständen verlieren. Ich kenne z.B. eine angehende Autorin, die seit ein Jahren einen Roman schreiben möchte. Als ich sie neulich traf, war sie immer noch in der Phase Weltenbau, hatte sich aber noch kaum Gedanken zum Plot ihrer Geschichte gemacht. Das ist vielleicht ein Extrembeispiel, aber es zeigt, dass Weltenbau aufwändig ist und manche es damit eventuell übertreiben.