Der Verlag Ohne Ohren feiert den Disability Pride Month und gibt einen ersten Satz vor. Und ich schreibe nun etwas dazu, circa in der Länge einer Instagram-Caption:
„Wir sehen uns, wenn du genug Löffel hast.“ Da war er. Der Satz, den ich befürchtet hatte. Nachdem ich meinem Freundeskreis, meiner Familie und Bekannten die Löffeltheorie erklärt hatte, sprachen sie mittlerweile öfter von „meinen Löffeln“ und fragten, wie es darum bestellt sei. Und nun hatte ich das Treffen mit zwei Freundinnen absagen müssen. Eigentlich hatten wir uns in einem schicken Büchercafé treffen wollen, das hatte wir schon vor drei Wochen geplant, pünktlich zu dessen Neueröffnung. Aber meine Mental Health wollte da nicht mitmachen. Diese verdammten sozialen Ängste. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich mich kaum traute, das Haus zu verlassen. Der Gang zum Briefkasten war schon das höchste der Gefühle, aber selbst da betete ich im Stillen, dass mir keine Nachbarn über den Weg liefen.
„Es tut mir leid“, textete ich. „Kein Problem“, kam Stefanies Antwort kurz darauf. „Ich treffe mich dann allein mit Caro. Ich schick dir Fotos vom Café. Und von unserem Essen.“ Ein Zwinkersmiley folgte. Und prompt bekam ich FOMO. Fear of Missing Out. Ich war sauer. Enttäuscht. Nicht so sehr von Stefanie und Caro, sondern mir selbst gegenüber. Ich machte eine Therapie, aber auch die konnten die Sozialphobie nur lindern, nicht völlig heilen.
Eine halbe Stunde später begann es draußen zu donnern und starker Regen setzte ein. Das Café hatte auch draußen Plätze, aber daran war bei diesem Wetter nicht zu denken. Blitze erhellten mein Wohnzimmer und die Regentropfen prasselten unermüdlich gegen die Scheiben. Meine FOMO wanderte gelangweilt zur Tür hinaus. Mit einem Mal war ich ganz froh, dass ich zu Hause geblieben war. Klar, wieder eins zu null für die Sozialphobie. Andererseits wäre ich wohl selbst mit Regenjacke oder Schirm ziemlich nass geworden auf dem Weg zum Café. Ich kuschelte mich in die weiche Decke auf dem Sofa und griff nach einem spannenden Roman, den ich endlich zu Ende lesen wollte. Das war wohl ein Fall von „Joy of Missing out“…
Ich habe mehrere Bücher mit solchen Figuren: Oliver aus „Die Rolle seines Lebens“ und „An seiner Seite“ ist bisexuell und kommt mit einem schwulen Mann zusammen.
Leo und Ashley aus „Regency Park“ sind beide bi oder pan, ohne ein spezielles Label für sich zu verwenden.
In meiner kommenden Neuerscheinung „Liebeswirren und Sommerwind“ ist Benjamin bi und kommt mit der heterosexuellen Nina zusammen. In diesem Zusammenhang schaut sich Nina einige typische Vorurteile gegenüber bisexuellen Menschen an.
Davon handelt der Roman: Nina hat in Hamburg ihren Job verloren und sich von ihrem Freund getrennt, da bekommt sie von ihrer Tante Hilde das Angebot, vorübergehend in deren Laden mit Café auf der Ostseeinsel Fehmarn zu arbeiten. Nina ergreift diese Chance gern. Doch bei Hilde hat sich Benjamin aus Berlin einquartiert, der gerade auf der Insel Urlaub macht. Nina und er kommen sich nach einiger Zeit näher, aber sie möchte sich eigentlich gar nicht auf eine neue Beziehung einlassen. Doch der Sommer auf Fehmarn hat einen ganz eigenen Zauber … Ein sommerlicher Liebesroman mit Urlaubsfeeling.
Die Hauptfiguren
Nina Sie lebt in Hamburg, ist Ende Zwanzig und startet mit einigem Pech in die Handlung: Sie hat sich von ihrem Freund getrennt und verliert ihren Job im Einzelhandel, was übrigens nicht ihre Schuld ist. Von Beziehungen hat sie erst mal die Nase voll und auch als sie Benjamin kennenlernt, will sie das erst mal nicht ändern. Und es gibt noch ein anderes Problem: Benjamin erinnert sie optisch sehr an einen unangenehmen Azubi aus ihrer Ausbildungszeit …
Benjamin Benjamin ist bi, hat sich vor einiger Zeit von seinem Freund getrennt und ist Anfang dreißig. Er lebt in einer WG in Berlin und arbeitet als freiberuflicher Grafikdesigner. Das Großstadtleben ist ihm oft viel zu trubelig und er träumt schon länger davon aufs Land zu ziehen. Er macht sehr gern auf der Ostseeinsel Fehmarn Urlaub, campt dort und geht surfen. Außerdem ist er schon öfter im Café von Ninas Tante Hilde Gast gewesen.
Wie das mit den beiden weitergeht, verrate ich natürlich nicht, wegen Spoilergefahr. Das könnt ihr im Roman lesen.
Der Schauplatz des Romans: die Ostseeinsel Fehmarn
Nach Rügen und Usedom ist sie die drittgrößte Insel Deutschlands. Hier leben rund 13.250 Leute. In den Urlaubssaisons, insbesondere im Sommer, wird es aber deutlich voller, dank vieler Tourist*innen. Der größte Ort ist die Stadt Burg im Süden der Insel.
Fehmarn ist im Eisenbahn- und Straßenverkehr durch die Fehmarnsundbrücke seit 1963 mit dem deutschen Festland verbunden. Die Fehmaraner*innen sagen gern scherzhaft, dass sie „auf den Kontinent“ fahren, wenn sie die Insel verlassen.
Zu den Sehenswürdigkeiten auf der Insel zählen mehrere Kirchen, sieben kleine Museen, darunter auch das Mühlenmuseum in Lemkenhaften, das ist einer alten Mühle untergebracht ist. Außerdem kann man einige Leuchttürme besichtigen und die Häfen in Puttgarden, Burgstaaken
am Fehmarnsund (ehemaliger Sund-Fährhafen, heute Yachthafen), in Orth, Lemkenhafen und Burgtiefe. Das Niobedenkmal in der Nähe von Gammendorf spielt in meinem Roman eine kleine Rolle, dort wird an ein Schiffsunglück erinnert.
Das Wasservogelschutzreservat Wallnau bietet die Möglichkeit,Wasservögel zu beoachten und zeigt anschauliche Informationen über Fauna und Flora.
Jedes Jahr gibt es mehrere Sportveranstaltungen, darunter die Katamaran-Regatta „Fehmarn Rund“, das internationale Fußballturnier Fehmarn-Cup und ein Beachbasketball-Turnier. Auch die deutsche Meisterschaft im Kitesurfen, die Kitesurf-Masters, hat sich etabliert. Fehmarn wird von Kitesurfern gern „Hawaii Deutschlands“ genannt, denn die Surfbedingungen rund um die Insel, besonders in der Orther Reede (bei Westwind) und am Grünen Brink (bei Nordostwind), gelten als ideal. Außerdem findet jedes Jahr im Sommer ein großes Reitturnier auf der Insel statt und noch weitere kleine.
Die Insel ist auch beliebt für Radtouren. Bei entsprechender Fitness und Ausdauer kann sie innerhalb eines Tages umrundet werden (ca. 70 km), da man einen Großteil der Strecke am Strand, bzw. auf den Deichen entlangfahren kann. Wassersportler*innen können in der Ostsee schwimmen, tauchen, surfen, kite-surfen oder segeln.
Polyamorie setzt sich zusammen aus altgriechisch polýs („viel, mehrere“) und amor (lateinisch: „Liebe“) und bezeichnet Beziehungen, in denen Personen mit mehr als einer Person eine Beziehung eingehen – mit dem ausdrücklichen Einverständnis und Wissen aller beteiligten Personen.
Diese Beziehungen können sehr vielseitig sein, sie können romantisch, queerplatonisch, und/oder sexuell sein, Kinks beinhalten oder noch andere Aspekte haben. Es kann dabei Hierarchien geben, oder auch nicht. Nicht jede der Beteiligten Personen muss dabei zwingend mit allen anderen verbandelt sein.
Compersion oder Frubble „Mitfreude“ – wenn man sich freut, dass die Partnerperson erfüllende romantische, sexuelle, sonstige innige Beziehungen mit anderen Menschen hat. Das Gegenstück dazu wäre Eifersucht.
Kommunikation Warum liste ich das hier auf? Idealerweise ist es in polyamoren Beziehungen so, dass alle Beteiligten offen und ehrlich miteinander kommunizieren, was die Beziehungen und ein Zusammenleben betrifft, z.B. Wünsche, Bedürfnisse, mögliche Kompromisse, eigene Grenzen, Organisation von Terminen und noch vieles mehr. Natürlich ist solch eine Form der Kommunikation nicht auf polyamore Beziehungen beschränkt, idealerweise sollte sie in jeder Art von Beziehung stattfinden.
Mononormativ: Die Annahme, dass es normal und wünschenswert sei, dass eine Person ausschließlich mit einer einzelnen anderen Person eine innige Beziehung eingeht.
Metamour: Bezeichnet eine Person A, die mit der eigenen Partnerperson B eine Beziehung hat, aber man selbst hat mit Person A keine Beziehung. Das schließt übrigens nicht aus, dass eine Person sich mit der Metamour anfreundet (siehe auch V-Beziehung)
Polyam Abkürzung für polyamorös oder Polyamorie. Sie wird von manchen Leuten im englischsprachigen Raum bevorzugt, da „Poly“ auch eine Abkürzung für „polynesisch“ ist, also ein regionaler Ausdruck.
Polykül (englisch: Polycule) Polyamores Beziehungsgeflecht. Diese können individuell sehr unterschiedlich aussehen und die Anzahl der beteiligten Person ist dabei nicht auf drei begrenzt, sondern kann noch mehr Personen einschließen.
V-Beziehung In einer V-Beziehung hat eine Person zwei verschiedene Beziehungen, aber die anderen zwei Personen haben miteinander keine Beziehung – im Gegensatz zu einer echten Dreiecksbeziehung, in der alle drei Personen miteinander Beziehungen haben.
Ich habe es schon öfter erwähnt: In diesem Zusammenhang müssen wir auch mal über (mononormative) Liebesdreiecke in der Fiktion sprechen. Die enden meistens unglücklich: Eine Person fühlt sich gedrängt, sich zwischen zwei Personen zu entscheiden, obwohl sie beide liebt oder sehr anziehend findet. Und meistens denkt niemand von ihnen zumindest mal ansatzweise über alternative Beziehungsformen nach.
Leute, die immer noch durchgehend und in jedem Kontext das generische Maskulinum verwenden, sagen gern, alle andere Gender bzw. Geschlechter und auch geschlechtslose Menschen seien mitgemeint. Dieses Argument habe ich schon vor drei Jahrzehnten im Schulunterricht gehört. Jahrzehntelang hat sich kaum jemand darüber beschwert, aber mittlerweile sieht das anders aus.
Wenn heutzutage Frauen, trans Menschen, agender Menschen, nichtbinäre Menschen oder trans/nichtbinäre Menschen erklären: „Ich fühle mich beim generischen Maskulinum aber nicht mitgemeint“, kommt oft wieder nur das Scheinargument: „Aber ihr seid doch mitgemeint!“
Warum ist das ein Scheinargument? Schauen wir uns mal Absichten und Effekte an. Hier einige Beispiele: Wenn jemand ihrer Tanzpartnerin beim Tanzen auf den Fuß tritt, mag das unabsichtlich geschehen sein, aber es wird der Partnerin dennoch weh tun. Macht ein Mensch eine abwertende Bemerkung gegenüber einer marginalisierten Person, mag das nicht in dessen Absicht gelegen haben, aber es wird sie dennoch verletzen. Oder noch krassere Beispiele: Fährt eine Autofahrerin einen Fußgänger an, mag auch das nicht ihre Absicht gewesen sein, aber der Fußgänger ist nun entweder tot oder verletzt. Verwendet ein weißer Geschichtsprofessor das N-Wort und schreibt es sogar aus, mag er das vielleicht damit begründen, dass er es nur in einem historischem Kontext verwende. Aber es wird eine Schwarze Person dennoch verletzen.
Was ich mit diesen Beispielen aufzeigen möchte: Auch ohne eine destruktive Absicht kann eine ganze Menge Mist passieren. Oder es ist so, dass eine Absicht zwar nobel sein mag, wie das „ihr seid doch mitgemeint“. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie den gewünschten Effekt bei den Empfänger*innen hat. Wie heißt es so treffend? Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.
Und wer sich nicht mit Gendersternchen, dem Unterstrich oder anderen Sonderzeichen anfreunden mag, man kann oft auch ohne solche Zeichen entgendern, mit genderneutralen Begriffen. Anregungen dazu bietet z.B. dieses Wörterbuch: https://geschicktgendern.de
Vielleicht kennt ihr das, den „Horror“ vor dem leeren Blatt. Oder virtuell am PC, die leere Seite. Man setzt sich hin, möchte schreiben, starrt auf die weiße Fläche, aber die Ideen fehlen. In dem Fall hilft es natürlich meistens wenig, weiter auf das Papier oder den Bildschirm zu starren und sich Druck zu machen, dass man doch Jetzt. Bitte. Sofort. Ideen produzieren muss!
Hier deshalb ein paar Tipps. Ich habe schon öfter von Autor*innen gehört, dass ihnen am leichtesten Ideen kommen, wenn sie sich in einem angenehm entspannten Zustand befinden. Zum Beispiel, und das kann nervig sein, kurz vor dem Einschlafen. Unter der Dusche oder in der Badewanne. Bei der Hausarbeit oder beim Handarbeiten – während die Hände mit etwas anderem beschäftigt sind, gehen die Gedanken auf Wanderschaft. Beim Sport – wenn man diesen allein betreibt. Bei einem Mannschaftssport oder zu zweit dürfte das eher schwierig sein.
Ich selbst wende gern verschiedene Methoden an:
Entweder lege ich mich einfach ganz bequem aufs Sofa, schließe die Augen und fange an mit einer Art Tagtraum: Ich werfe mein Kopfkino an und warte darauf, dass mir Details zu der Geschichte einfallen, an der ich gerade arbeite. Ich versuche dabei nichts zu erzwingen. Die Ideen kommen nach meiner Erfahrung eher nicht, wenn man verzweifelt danach sucht, sondern wie gesagt, wenn man sich in einem eher ruhigen, meditativen Zustand befindet.
Das Folgende klingt nun sicherlich schräg, aber ich finde es hilfreich: Ich habe in solchen Tagträumen schon manchmal Gespräche mit meinen Figuren gehabt, in denen sie mir so manches über sich erzählt haben, oder über andere Figuren, den Verlauf der Handlung oder noch etwas anderes. Ich habe auch schon laut Gespräche dieser Art geführt, das half mir dann auch dabei, meine Gedanken zu strukturieren. Auf eine außenstehende Person würde das vermutlich nach einem seltsamen Selbstgespräch aussehen, aber da ich allein wohne, habe ich in der Hinsicht keine Probleme.
Was ich auch sehr praktisch finde, sind Spaziergänge ohne Druck, ohne festes Ziel, einfach ein Drauflosschlendern. Dabei kommen mir oft auch Ideen, ich denke, dass dabei auch die Bewegung hilfreich sein kann.
Und was die Ideen kurz vor dem Einschlafen betrifft: Ich habe ein Notizbuch direkt auf meinem Nachttisch liegen, so dass ich im Fall der Fälle nicht extra wieder aufstehen muss, um eine zündende Idee zu notieren.
Mir ist bewusst, dass ich mich insofern in einer privilegierten Position befinde, weil ich allein wohne (also ungehört „Selbstgespräche“ führen kann), außerdem habe ich keine Kinder, Haustiere oder andere Verpflichtungen, mit denen ich die genannten Methoden nicht oder nur eingeschränkt anwenden könnte.
Ich hatte vier Jahre lang einen Buchblog und habe regelmäßig Rezensionen geschrieben. Ich schreibe auch heute noch welche, aber nicht mehr zu jedem Buch, das ich lese. Bzw. manchmal beschränke ich mich auf eine Kurzmeinung.
Natürlich kann jede Person so Rezensionen schreiben, wie sie kann und möchte. Ich nenne hier einige allgemeine Tipps, vielleicht inspiriert euch das ja.
Inhaltsangaben? Ziemlich viele Buchblogger*innen oder andere Rezensent*innen schreiben in ihren Rezensionen nicht nur ungefähr, worum es im Buch geht, sondern zeigen den gesamten Handlungsverlauf auf, manchmal sogar bis zum Ende. Das ist aber keine gute Idee, wegen der Spoiler. Die heißen so, weil sie Leser*innen, die das Buch noch nicht kennen, dieses verderben (englisch: to spoil) können. Besonders deutlich wird das im Krimi. Wird in einer Rezension verraten oder auch nur sehr stark angedeutet, wer für den Mord bzw. das Verbrechen verantwortlich ist, kann das dazu führen, dass manche Leute den Krimi gar nicht erst lesen wollen. Rezensionen sind keine Arbeiten aus dem Deutschunterricht, eine komplette Inhaltsangabe eines Buches ist hier nicht notwendig, sondern würde das Lesevergnügen für andere schmälern.
Deshalb mein Tipp: Zeigt in euren Rezensionen nicht den gesamten Handlungsverlauf und schreibt keine Spoiler. Bzw. wenn ihr sie aus bestimmten Gründen doch schreiben wollt, dann kündigt das an, z.B. mit einem „ab hier Spoiler“, kennzeichnet sie eventuell zusätzlich durch Leerzeilen oder ähnliches.
Wenn ihr ausführliche Rezensionen schreibt, könntet ihr zu den folgenden Themen etwas schreiben:
1. Wie wirken die Figuren auf euch? Sind sie euch sympathisch, sind es grummelige Anti-Held*innen, „morally grey“ oder ganz anders?
2. Der Schreibstil. Ist dieser eher schlicht? Blumig oder gar kitschig? Hochliterarisch oder poetisch?
3. Der Spannungsbogen. Baut sich die Spannung stetig auf oder hat sie mittendrin ungünstige Schwankungen?
4. Ist die Geschichte langatmig erzählt aus eurer Sicht oder auf den Punkt verdichtet? Oder liegt die Erzählweise irgendwo dazwischen?
5. Werden die Gedanken, Emotionen der Figuren, die Räumlichkeiten, Landschaften, Orte etc. anschaulich und lebendig geschildert? Konntet ihr euch gut in die Figuren hineinversetzen und mit ihnen „mitfiebern“? Oder wirkten sie auf euch eher blass oder flach?
6. Gibt es überraschende Wendungen (Plot-Twists)? Falls ja, lieber diese nicht spoilern.
7. Gibt es Figuren aus marginalisierten Gruppen, z.B. queer, BI_PoC, neurodivergent, behindert oder andere?
8. Was für eine Stimmung herrscht im Buch vor? Zum Beispiel mysteriös, heiter, melancholisch, traurig … Oder wechseln die Stimmungen häufig?
Natürlich könntet ihr euch auch einzelne dieser Themen heraussuchen, ihr müsst nicht zu jedem etwas schreiben.
Weitere Themen In mehreren Genres gibt es noch spezielle Themen, über die man sich in Rezensionen Gedanken machen kann. Hier eine kleine Auswahl, die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Phantastik: Wie wirkt der Weltenbau auf euch? Ist er sehr detailliert oder eher oberflächlich? Ist er in sich logisch und stimmig? Das muss übrigens nicht unbedingt heißen, dass alles darin nach Maßstäben gängiger Naturwissenschaften funktionieren muss. Der Weltenbau sollte aber innerhalb der geschilderten Welt Sinn ergeben.
Romance (auch Romantasy): Gibt es im Buch typische Tropes aus dem Romance-Bereich, z.B. „Enemies to Lovers“? Findet ihr die Figuren auf irgendeine Weise liebenswert, bzw. konnte ihr deren romantische/sexuelle/sinnliche Empfindungen füreinander nachempfinden?
Krimis/Thriller: War es euch möglich, mitzurätseln, wer für das oder die Verbrechen verantwortlich war?
Horror: Konntet ihr euch bei der Lektüre schön gruseln? Hattet ihr nachts Albträume mit einem Bezug zum Buch? Oder eine andere Reaktion auf das Buch?
Manche Bücher sind so spannend oder „fesselnd“, dass man sie kaum aus der Hand legen kann. Falls ihr solche Bücher gelesen habt, könnt ihr das natürlich auch in den Rezensionen erwähnen. Oder auch umgekehrt – habt ihr ein aus eurer Sicht sehr langatmiges, langweiliges Buch gelesen? Vielleicht könnt ihr auch benennen, woran es lag?
Über den Begriff „man“
Manche Rezensent*innen verstecken sich gern hinter einem vagen „man“, z.B. in Sätzen wie: „man wird sofort in die Handlung hineingezogen“, „man kann sich nicht gut in die Figuren hineinversetzen“ oder auch Sätze wie: „als Leser*in kann man die Motivation des Protagonisten oft nicht nachvollziehen“.
Macht das besser nicht so. In eurer Rezension geht es nicht um fremde Leute, nicht um andere Leser*innen und deren Bewertungen, es geht um euren ganz persönlichen Eindruck von einem Buch. Schreibt also z.B. „ich fühlte mich sofort in die Handlung hineingezogen“ oder „als Leser*in konnte ich nicht so richtig mit den Figuren mitfiebern und zwar weil …“ oder ähnliches.
Formulierungen wie „ich persönlich finde, dass …“ zeigen auch an, dass es um eure persönliche Meinung geht, nicht um eine allgemein gültige Wahrheit über ein Buch. Denn letztendlich nimmt jede*r Leser*in ein Buch anders wahr, es gibt also nicht eine einzige Meinung, die alles umfasst, was sich zu einem Buch sagen lässt.
Ich hoffe, diese Tipps helfen euch ein bisschen weiter. Viel Spaß beim Lesen und Rezensieren.
Hier einige deutschsprachige Bücher (teilweise auch ins Deutsche übersetzt) mit trans Hauptfiguren (oder trans und nonbinary):
Im Februar habe ich „A Midsummer’s Nightmare“ von Noah Stoffers gelesen und kann den Roman sehr empfehlen. Meine Rezension gibt es u.a. hier bei Lovelybooks.
Neulich habe ich angefangen, „Yadriel & Julian – Cemetery Boys“ von Aiden Thomas, zu lesen, das ist ein Urban Fantasy Bestseller mit vielen guten Bewertungen.
Falls ihr Lust habt, euch weitere passende Buchempfehlungen anzuschauen, stöbert gern mal auf diesen Seiten:
Lesezeit: ca. 2 Minuten Stellen wir uns Folgendes vor: Eine Person schreibt in Social Media einen Beitrag über etwas aus der Popkultur, das ihr sehr gut gefallen hat. Ein Game, ein Film, eine Serie, ein Buch, eine Graphic Novel o.ä … vielleicht ist diese Person auch aktiv im entsprechenden Fandom, falls es eines gibt oder kennt bereits mehrere andere Werke der kunstschaffenden Leute, die an dem Werk beteiligt waren.
Ich habe früher auch öfter mal in Social Media von etwas aus der Popkultur geschwärmt. Meine Erfahrung mit solchen Beiträgen: Es dauert oft nur wenige Minuten oder Stunden, bis die erste Person kommentiert: „Ich mochte Film X überhaupt nicht.“ Oder: „Die Serie Z fand ich total scheiße, weil …“ „Ich habe dieses Buch abgebrochen, was für ein Müll!“ „Dies, das und jenes hat mir gar nicht gefallen.“
Oder ähnliches. Sicherlich habt ihr schon solche Kommentare gelesen, oder vielleicht auch selbst geschrieben. Aus so unterschiedlichen Meinungen können sich theoretisch interessante Gespräche ergeben. Aber oftmals auch nicht, weil die Meinungen bereit feststehen. Oft basieren sie auf unterschiedlichen Geschmäckern, und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, wie das Sprichwort sagt.
Und ich möchte noch etwas zu bedenken geben: Es ist nicht immer auf den ersten Blick klar, wie viel ein Buch, ein Film, eine Serie etc. einer Person bedeuten oder auch nicht. Ein persönliches Beispiel und da muss ich bisschen ausholen: Ich habe gesundheitlich bedingt viele Schwierigkeiten in meinem Leben und lebe dauerhaft mit Existenzminimum. Ich kann vieles nicht machen, was für andere, privilegiertere Menschen überhaupt kein Problem ist, z.B. Urlaubsreisen oder größere Anschaffungen. Ich kann seit der Pandemie noch weniger als früher machen, weil ich zu den vulnerablen Gruppen, den Risikopatient*innen, gehöre. Ich musste zum Beispiel mein Hobby Fantasy-LARP an den Nagel hängen.
Wenn ich Filme oder Serien sehe oder Bücher lese, die mir richtig gut gefallen, sind diese für mich ein kleiner oder auch größerer Lichtblick zwischen all diesen Schwierigkeiten. Entsprechend bedeuten sie mir viel und ich persönlich möchte mir diese Lichtblicke nicht durch Kommentare kaputt machen lassen, die diese Filme, Serien, Bücher etc. miesmachen.
Ich versuche es mal mit einem Vergleich: Stellt euch vor, ihr habt eine seltene und wunderschöne Blume gefunden und mit nach Hause gebracht. Eurem Partner oder eurem Kind oder einer Freundin gefällt diese Blume aber überhaupt nicht. Anstatt sie euch zu lassen, trampeln sie darauf herum, bis die schöne Blume ganz zerknickt ist. Kein schönes Gefühl, oder? So ungefähr fühle ich mich, wenn ungefragt Dinge miesgemacht werden, die mir gefallen.
Und ich denke, wir alle brauchen Lichtblicke in diesen schweren Zeiten, angesichts all der Krisen in unserer Welt. Und das sieht eben für jeden unterschiedlich aus: Person A hat ein erfüllendes Hobby, Person B liest gern dieses oder jenes Genre, Person C geht gern ins Kino, Person D engagiert sich ehrenamtlich und so weiter und so fort. Mit anderen Worten und da wiederhole ich mich: Ihr wisst vielleicht gar nicht, was einer Person Freude macht oder ihr wichtig ist.
Deshalb, wie wäre denn Folgendes: Wenn ihr Beiträge seht, in denen Leute von einer Sache schwärmen und euch hat diese überhaupt nicht gefallen – scrollt einfach weiter. Das ist nicht schwer und ihr spart euch auch die Zeit, einen Kommentar zu verfassen. Oder fragt erst mal im Sinne von Konsens, ob die Person, die von dieser Sache so schwärmt, eine andere Meinung zu diesem Werk hören möchte oder lieber nicht.
Eine weitere gute Möglichkeit, die ich selbst auch nutze: Wenn ihr eure Meinung oder Kritik über diese Sache (Film, Buch, Serie etc.) kundtun wollt, kommentiert nicht ungefragt bei anderen, sondern schreibt einen eigenen Beitrag, in dem ihr dann auch erzählen könnt, was genau euch daran nicht gefallen hat. Ihr könnt auch dazu schreiben, ob ihr für eine Diskussion bzw. einen Meinungsaustausch offen seid oder nicht. Natürlich könnt ihr auch Rezensionen oder Bewertungen in entsprechenden Portalen, im eigenen Blog, o.ä. schreiben.
Den folgenden englischsprachigen Blogbeitrag habe ich schon öfter empfohlen und er passt auch hier wieder:
»On Spoilers, Critisism and Consent« von Xeledons Spiegel
Content Note: Erwähnung von Erotik, Sex, Pornografie und expliziten Sexszenen
Lesezeit: ca. 3 Minuten.
Ich verbinde das Thema des Autor_innensonntags mit weiteren: Grauasexualität (1) und das Schreiben von Romance oder Erotik, aus persönlicher Sicht.
Ich bin grau-asexuell und wohl auch ein bisschend demisexuell. Beides fällt in das weite asexuelle Spektrum. Ich habe mich schon mehrfach im Romance-Genre versucht. Mehrmals kam da allerdings das Feedback, da fehle die Emotionalität oder die Sinnlichkeit. Und nun frage ich mich, ob das teilweise an meiner Grauasexualität liegen könnte. Und zwar im Hinblick auf Folgendes: Lange oder auch wiederholte Beschreibungen und Gedankengänge, wie toll und attraktiv eine Figur aussieht, gefallen mir nicht, bzw. ich kann damit wenig anfangen. Entsprechend halte ich mich mit solchen Beschreibungen eher zurück. Bzw. ich muss mich dazu zwingen, das mehr einzubauen oder erhalte entsprechendes Feedback, das ich das tun sollte.
In meinen Alltag „springe“ ich auch nicht auf vieles an, das allosexuelle Leute (2) interessiert, die dann z.B. sagen oder denken: „Was für ein knackiger Hintern!“ oder „Was für tolle Muskeln“ oder „Was für ein schöner Busen“ und so weiter. Auf mich persönlich wirken solche Betrachtungen oft wie eine Objektifizierung – selbst, wenn das nicht so gemeint ist.
Auf der anderen Seite hat es mir früher viel Freude gemacht, explizite Sexszenen zu schreiben. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Aegosexualität (früher bekannt als Autochorissexualität). Das ist eine Untergruppe der Asexualität, die wie folgt definiert wird: „Eine Trennung zwischen sich selbst und einem sexuellen Ziel/Objekt der Erregung; kann sexuelle Fantasien oder Erregung als Reaktion auf Erotik oder Pornografie beinhalten, aber ohne den Wunsch, an den darin enthaltenen sexuellen Aktivitäten teilzunehmen.“ Ein weiterer Aspekt dieser Sexualität: „[Entsprechende Personen] phantasieren über Sex, stellen sich dabei aber andere Personen als sich selbst vor und/oder sehen diese in der dritten Person, als ob sie diese im Fernsehen sehen würden (…)“ (3)
Und so ähnlich ging es mir früher auch, wenn ich explizite Sexszenen geschrieben habe, die dann entsprechend in meinem „Kopfkino“ abliefen. Inzwischen hat sich schriftstellerisch ein Wandel für mich ergeben, ich schreibe keine expliziten Szenen mehr, sondern blende an der Schlafzimmertür, dem Bett oder anderen Orten quasi ab. Aber man soll nie „Nie“ sagen. Vielleicht schreibe ich doch mal wieder ein Buch mit expliziten Szenen, wer weiß. Wenn es zur Story passt, warum nicht?
Eine Pride Flagge für romantische Asexualität
Wichtig im Zusammenhang mit dem asexuellen Spektrum ist auch das Split-Attraction-Modell (4): Eine Aufteilung in sexuelle und romantische Anziehung, bzw. auch noch andere Formen von Anziehung. Hier ein persönliches Beispiel: Ich habe in meinem Alltagsleben ein großes Interesse an Romantik, aber weniger an Sex. In diesem Zusammenhang fand ich den Begriff „romoace“ oder „romantic asexual“ interessant, den ich neulich kennengelernt habe. (5)