Rund um den Roman „Hexen in Hamburg: Verbrannt“

Davon handelt der 3. Band dieser Reihe:
Als bei der Hexe Alannah eingebrochen wird, rätseln sie und ihre Lebensgefährtin, wer dafür verantwortlich ist, denn es wurden nur Hexengegenstände gestohlen. Die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen kaum voran, sodass Alannah mit ihrem Hexenfreundeskreis und zwei weiteren Hexen selbst Nachforschungen anstellt. Schon bald gibt es mehrere Verdächtige, darunter auch ein spiritueller Coach, der Hexenkunst hasst und ein ehemaliger Kollege von Alannah, der sie gern daten würde und sie nicht in Ruhe lässt.

Wie die beiden Bände vorher ist „Verbrannt“ unabhängig von den anderen lesbar.

Die Hauptfigur
Alannah ist schon länger als pagane Hexe aktiv und arbeitet als Physiotherapeutin. Sie verehrt die keltischen Gottheiten Brigid und Dian Cécht. Alannah ist auf dem asexuellen Spektrum und hat eine langjährige Beziehung mit Franziska, die atheistisch ist – was übrigens nicht zu Konflikten führt. Stattdessen gibt es andere Probleme, mit denen sich Alannah herumschlagen muss. Sie trifft sich außerdem gern mit Fabian, den sie über Hennys Hexenladen kennengelernt hat, zum gemeinsamen Meditieren.

Textschnipsel

Hexen und New Age Esoterik?
Hexen und pagane Leute werden nicht selten mit gefährlichen Strömungen der Esoterik in einen Topf geworfen, häufig aus Unwissenheit. Mit gefährlich meine ich, dass sich diese Strömungen, oft aus dem New Age Bereich, vermischen mit antidemokratischen, rechtsextremen, rassistischen oder noch anderen menschenverachtenden Weltanschauungen und/oder mit Verschwörungserzählungen und Wissenschaftsfeindlichkeit.
Ich persönlich möchte mit solchen gefährlichen Strömungen nichts zu tun haben und so geht es auch anderen Hexen und paganen Leuten, die ich kenne.

Hier habe ich einen interessanten kurzen Beitrag gefunden: »Esoterik und Spiritualität in Deutschland – eine schwierige Diskussion« von Kocku von Stuckrad:
https://www.counterpointknowledge.org/esoterik-und-spiritualitat-in-deutschland-eine-schwierige-diskussion/

Auf das Thema New Age Esoterik und moderne Hexen bin ich auch in diesem Blogbeitrag eingegangen: Moderne Hexen: Was sie sind und was nicht, Vorurteile und noch mehr.

Meine Hauptfigur Alannah bekommt es mit einem spirituellen Lehrer aus der New-Age-Szene zu tun … und das sorgt für einige Probleme.

Das Element Feuer

Feuer spielt eine nicht unwichtige Rolle im Roman, u.a. in einem von mir frei erfundenen seltsamen TikTok-Trend. Es gibt auch immer wieder Anspielungen auf Feuer und Brände. Am Ende singen Alannah und ihr Hexenfreundeskreis den Chant „Fire Transform Me“.

Im Hexenglauben steht Feuer unter anderem häufig für Folgendes: Schöpfung, Zerstörung, Kraft, Energie, Tod und Wiedergeburt, Gleichgewicht, Hitze, Leichtigkeit, schnelle Bewegung, Aktivität, Inspiration, Leidenschaft. Es wird teilweise gern eingesetzt bei Bann- und anderen Zaubern.

Dazu muss ich sagen, je nach Tradition und Überlieferungen können die Bedeutungen dieses Elementes abweichen. Eines der Symbole für das Element Feuer ist ein Dreieck, dessen Spitze sich oben befindet.

Kleine Mindmap zum Roman:

Veröffentlichung am 22. März 2025.
Bereits überall vorbestellbar, wo es E-Books gibt.
Das Taschenbuch erscheint im März 2025.
226 Seiten
Leseprobe (das 1. Kapitel als PDF, zum Herunterladen oder online Lesen)

Link zur Buchreihe: https://amalia-zeichnerin.net/hexen/

Fiktiv über moderne Hexen schreiben

Foto: Elena Mozhvilo, Unsplash

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Zum ersten Band meiner Reihe »Hexen in Hamburg« gab es bisher einiges an positivem Feedback, aber auch harsche Kritik. Ich nehme das heute als Anlass, einige weitere Einblicke darin zu geben, wie ich an diese Reihe und die Hexenfiguren herangegangen bin. Eine Person schrieb in einer Rezension, selbst pagan und Hexe zu sein und ich würde mich offenbar nicht gut mit Paganismus und Hexenkunst auskennen. Nun, es ist so: Paganismus ist keine von oben herab organisierte Religion wie z.B. das Christentum, also mit fest vorgeschriebenen Regeln, Ritualen, Bräuchen etc., sondern sehr individualistisch und pluralistisch. Es gibt viele verschiedene pagane Strömungen und Traditionen, die je nach Gruppe oder allein praktizierender Person auch recht unterschiedlich gelebt werden.

Anders ausgedrückt: Mein Paganismus ist höchstwahrscheinlich nicht so wie dein Paganismus … und das ist okay.

Man kann es sich schon denken, ich kann nicht für alle paganen Menschen und Hexen sprechen, dafür ist die Angelegenheit viel zu individuell. Entsprechend leben auch die sechs Hexenfiguren in meiner Reihe ihren paganen Glauben recht unterschiedlich, sie sind keine Mitglieder in einer bestimmten Glaubensgruppe, auch nicht in einem Coven (Hexenzirkel) oder einer Hexenschule.

Ich beschäftige mich übrigens mittlerweile seit 2019 Jahren intensiv mit Paganismus und Hexenkunst, davor auch schon sporadisch mehrere Jahre lang. Ich habe mittlerweile rund 50 Nonfiction-Bücher zu diesen Themen gelesen und auf meiner Wunschliste liegen noch weitere Bücher. Klar, ich bin keine Expertin und ich habe nicht 20 Jahre Erfahrung, aber das hält mich nicht davon ab, fiktiv über moderne Hexen zu schreiben. Und natürlich recherchiere ich auch weiterhin dazu. Im Nachwort von Band 1 nenne ich übrigens mehrere dieser oben erwähnten Nonfiction-Bücher und ich werde das auch in den zukünftigen Nachworten so halten.

Mir wurde in jener Rezension auch vorgeworfen, die Rituale meiner Hexenfiguren wirkten wie »generische Wicca-Rituale«. Mit Wicca kenne ich mich nicht näher aus, ich habe auch keine Initiation in eine der Wicca-Traditionen durchlaufen und keine meiner Hexenfiguren ist Wicca. Entsprechend kann ich zu Wicca ehrlich gesagt herzlich wenig sagen. Was das Generische betrifft – das ist volle Absicht. Und dazu muss ich kurz ein wenig ausholen. Es gibt die sogenannte Hexenpyramide nach dem Okkultisten Éliphas Lévi (1810 – 1875) mit vier Grundsätzen für die Magie: To Dare, To Will, To Know, To Be Silent. (Zu wagen, zu wollen, zu wissen, zu schweigen). Den vierten Grundsatz, über die eigene magische Praxis zu schweigen, bzw. nicht alles zu preiszugeben, was man so macht und glaubt, das ist etwas, das ich viel in der englischsprachigen Hexencommunity sehe. Dieses Schweigen schützt die eigene magische Praxis, auch vor Angriffen aller Art von außen (z.B auch, dass Leute sich darüber lustig machen, sie ins Lächerliche ziehen, magische Gegenstände kaputt machen, Bekehrungsversuche und noch so manches mehr). Das gilt auch für Fotos und Videos in Social Media. Deshalb zeige ich hier kein Foto, das meine persönliche Hexenkunst in den eigenen vier Wänden näher beleuchtet, sondern ein Symbolbild, das ich auf Unsplash gefunden habe.

Entsprechend breite ich in meinen »Hexen in Hamburg«-Romanen, die in erster Linie ja der Unterhaltung dienen, auch nicht meine intimsten spirituellen Erfahrungen in Sachen Hexenkunst und Magie aus, sondern gestalte die Rituale, die meine Figuren machen, wie gesagt mit voller Absicht eher generisch. Übrigens gibt es auch bei magischen Ritualen sehr viele verschiedene Strömungen, wie man diese gestalten kann, von der aufwändigen Zeremonialmagie bis hin zur eher einfachen Volksmagie und Küchenhexerei (englisch »folk magic« und »kitchen witchcraft«), die beide meistens Alltagsgegenstände und Kräuter/Pflanzen aus der eigenen Umgebung verwenden, um mal zwei Beispiele zu nennen. Interessant fand ich auch das Nonfiction-Buch »Intuitive Witchcraft« von Astrea Taylor. Es beschreibt ein magisches System, das sehr viel Wert auf die eigene Intuition für Zauber und Rituale legt, also sehr individualistisch geprägt ist.

Hinzu kommt für mich noch ein weiterer Punkt: Meine Buchreihe richtet sich nicht nur an langjährig erfahrene Hexen und Heid*innen, sondern auch an Leute, die sich mit Hexenkunst und Paganismus nicht näher auskennen. Da wäre es sehr ungünstig, beispielsweise komplizierte zeremonialmagische Praktiken zu beschreiben,die für Außenstehende nur schwer verständlich sein dürften.

Ein Ausblick: In den weiteren Bänden der Reihe wird es um andere pagane Gottheiten und Strömungen gehen als in Band 1. In Band 2, der gerade in einer Testleserunde ist, wird Dani zur Hauptfigur, während die anderen Hexen wieder als Nebenfiguren auftauchen. In Band 3 wird dann eine der anderen Figuren zur Hauptfigur und so weiter, bis jede der Hexen (alle Gender sind gemeint) ihren eigenen Roman erhalten hat.

Schreibtipp: Mythologie in der Belletristik, aus paganer Sicht

Sandro Botticelli, Die Geburt der Venus (c.1484)


Ich sage es heute mal ganz offen: Ich bin seit einigen Jahren eine pagane Polytheistin, d.h. ich verehre einige Gottheiten, die bereits in der Antike verehrt wurden.

Neulich kam auf Twitter eine Unterhaltung auf dazu, wenn sich Autor*innen an antiken Mythologien bedienen, z.B. an der nordischen, keltischen, altägyptischen, römischen, griechischen oder noch anderen. Ich schreibe dazu nun etwas aus meiner pagan Perspektive, das ich bereits auf Twitter in einem Thread geschrieben habe und hier noch um einige Überlegungen ergänze.

Für viele pagane oder polytheistische Menschen sind antike Mythologien nicht einfach nur alte Geschichten, die man nach Belieben nehmen und nach eigenem Gutdünken verändern kann. Diese alten Mythen haben für viele pagane Menschen eine religiöse Bedeutung.

Wenn sich nun Autor*innen daran machen, diese Mythen neu zu interpretieren, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten:

Methode 1
Die Autor*innen bleiben dicht am Original. Oder an einem der Originale, denn oft ist es so, dass es unterschiedliche Mythen zu ein und derselben Gottheit oder einem Wesen gibt, je nach regionaler (oft zunächst mit mündlicher und erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte später schriftlich festgehaltener) Überlieferung, und ja, manche dieser Mythen widersprechen sich auch.

Die Autor*innen adaptieren dann den vorhandenen Stoff so, dass das Original gewissermaßen noch durchscheint, aber neu interpretiert wird. Damit erweist man den historischen Überlieferungen und der Kultur, in der diese Mythen entstanden sind, einen gewissen Respekt aus meiner Sicht.

Methode 2
Die Autor*innen nehmen sich, was sie wollen aus der mythologischen Vorlage und drehen ihr ganz eigenes Ding draus, ohne Rücksicht auf die Eigenschaften der verwendeten Wesen/Gottheiten oder der historischen Quellen. Zum Beispiel nehmen sie den Namen einer Gottheit und verleihen diesen einem Dämon.

Oder sie versetzen Figuren aus einer bestimmten Region oder einem bestimmten Pantheon ganz ans andere Ende der Welt, ohne das näher zu begründen. Im schlimmsten Fall werden hier historische Mythen gewissermaßen ausgebeutet und das geht in Richtung kulturelle Aneignung.

Diese Gefahr besteht auch, wenn man sich an den Mythen einer Kultur bedient, in der man nicht selbst aufgewachsen ist. Zum Beispiel wenn eine Autorin aus Deutschland sich mit japanischer Mythologie oder Folklore befasst und dann Methode 2 anwendet.

Und man kann es sich schon denken, ich würde immer zur ersten Methode raten.

In der Twitter Unterhaltung kam das Gegenargument zu meiner Position, dass ja auch zahlreiche Motive aus der christlichen Religion auf unterschiedlichste Weise Einzug in die Popkultur gefunden haben und da auch viele Autor*innen einfach machen, was ihnen gefällt (z.B. in der Phantastik Engel, Teufel, Dämonen, im Horror-Genre Exorzismen, oder auch neue Interpretationen biblischer Geschichten in verschiedenen Genres).

Ich möchte allerdings zu Bedenken geben, dass die christliche Religion im Gegensatz zu heutigen paganen Glaubensgemeinschaften seit Jahrhunderten weltweit bestens etabliert ist. Christ*innen werden eher nicht diskriminiert (oder in einigen Fällen nur dort, weltweit gesehen, wo sie eine Minderheit bilden). Von daher haben Christ*innen größtenteils, zumindest was ihren Glauben betrifft, eine privilegierte Position.

Pagane/heidnische Menschen sind dagegen überall eine Minderheit und müssen sich oft mit Vorurteilen oder diskriminierendem Verhalten herumschlagen, wenn sie offen von ihrer Religion sprechen – das zeigt z.B. dieser englischsprachige Bericht über eine Umfrage der Pagan Federation in Schottland:
https://wildhunt.org/2021/03/scottish-pagan-federation-to-release-results-of-discrimination-survey.html

Insofern tut man aus meiner Sicht als Autor*in diesen Menschen einen großen Gefallen, wenn man die alten Mythen, die vielen von ihnen heilig sind, mit Respekt behandelt. Und deshalb würde ich wie gesagt, immer zur ersten Methode raten.