Schreibtipps: Plotter oder Pantser?

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Pantser kommt vom englischen Begriff „pants” („Hose”) und beschreibt Autor*innen, die sich einfach auf ihren metaphorischen Hosenboden setzen und drauflos schreiben. Sie sehen dann einfach, wo die Geschichte sie hinträgt. Neulich habe ich dazu den Vergleich mit einem Gärtner gehört, der Samen pflanzt und dann im Laufe der Zeit schaut, welche Pflanzen (und wie) dabei herauskommen.

Plotter dagegen planen ihre Geschichte von Anfang bis Ende, sie sind wie Architekten, die zunächst ein Grundgerüst bauen und dann nach und nach Wände und andere Teile eines Hauses einbauen. Plotter kennen entsprechend in der Regel auch das Ende der Geschichte schon, bevor sie zu schreiben beginnen, was bei Pantsern nicht immer der Fall ist.
Als ich mit 17 meinen ersten Roman geschrieben habe (Urban Fantasy mit Vampiren), war ich noch ein Pantser und hatte keine Ahnung vom Plotten. Auch bei meinem zweiten Roman (High Fantasy) war es so – und ich habe mich hoffnungslos mit der Geschichte verfranst und sie an zig Stellen wieder und wieder umgeschrieben. Damit habe ich mich mehrere Jahre lang (!) beschäftigt, aber zufrieden war ich letztendlich nie mit diesem Roman. Das Ende vom Lied war, dass ich dieses Projekt bis heute als ausgedehnte Schreibübung betrachte. Mit anderen Worten: Das Pantser-Dasein hat für mich persönlich nicht funktioniert.

Vor ca. 6 Jahren habe ich dann einen Schreibratgeber gelesen – „Wie man einen Roman plant: Gliedern Sie Ihre Schritte zum Erfolg” von K.M. Weiland. In diesem werden sehr ausführlich Methoden zum Plotten beschrieben. Dieser Ratgeber war für mich ein Augenöffner. Seitdem bin ich ein Fan des Plottens. Gerade für komplexe Geschichten kann ich es sehr empfehlen. Dazu zählen für mich zum Beispiels Krimis oder Thriller, in denen ja auch meistens Dinge im Geheimen stattfinden, die dem Leser entweder gar nicht oder erst spät offenbart werden, oder es gibt „rote Heringe“ (falsche Spuren) und noch viele andere Details, die bedacht werden wollen.

Allerdings heißt das in meinem Fall nun nicht, dass ich jeden Absatz meiner Geschichten vorab genauestens plane. Ich habe eher ein grobes Gerüst bzw. einen Ablauf. Meistens erstelle ich vorab in meinem Schreibprogramm Kapitel und schreibe zu jedem einige Stichworte, was darin passiert. Diesen Grundriss fülle ich dann während des Schreibprozesses mit Einzelheiten, die ich nicht schon vorher komplett kenne. Oft entwickeln auch meine Charaktere im Zusammenspiel eine Eigendynamik, die ich kaum voraussehen kann. Solange sie mir nicht den geplanten Plot sprengen, lasse ich ihnen dann auch gern freien Lauf.
Durch das Plotten habe ich auch die Freiheit, nach Belieben unchronologisch schreiben zu können. Ich kann also zum Beispiel das Ende vor dem Mittelteil schreiben oder mir einzelne Szenen herauspicken und diese zuerst schreiben. Gelegentlich entsteht auf diese Weise eine Art literarisches Puzzle, das ich dann nach und nach zusammensetze.

Ob man nun plottet oder einfach drauf los schreibt, ist natürlich eine Frage der persönlichen Vorlieben und wie man mit der jeweiligen Methode zurecht kommt. Ich würde deshalb angehenden Autor*innen dazu raten, beides auszuprobieren. Ein Nachteil des Plottens mag sein, dass es dann während des Schreibprozesses weniger Überraschendes zu entdecken gibt, weil man die Geschichte ja schon vorab geplant hat. Der Vorteil beim Plotten liegt aus meiner Sicht darin, dass es meistens ziemlich effizient ist und man eher selten in die Verlegenheit kommt, später viel neu schreiben oder ändern zu müssen, weil der Plot ja bereits im Großen und Ganzen feststeht.

Weiteres zum Thema:

Verschiedene Wege, einen Roman zu plotten:
https://malakaldeen.wordpress.com/2018/01/07/verschiedene-wege-einen-roman-zu-plotten/

Video – Plotten mit 4 Akten:
https://www.youtube.com/watch?v=9Wp-M_vuMFA