Hier einige deutschsprachige Bücher (teilweise auch ins Deutsche übersetzt) mit trans Hauptfiguren (oder trans und nonbinary):
Im Februar habe ich „A Midsummer’s Nightmare“ von Noah Stoffers gelesen und kann den Roman sehr empfehlen. Meine Rezension gibt es u.a. hier bei Lovelybooks.
Neulich habe ich angefangen, „Yadriel & Julian – Cemetery Boys“ von Aiden Thomas, zu lesen, das ist ein Urban Fantasy Bestseller mit vielen guten Bewertungen.
Falls ihr Lust habt, euch weitere passende Buchempfehlungen anzuschauen, stöbert gern mal auf diesen Seiten:
Bücher mit nichtbinären oder trans Figuren gibt es auch auf der Buchliste »Phantastik mit Diversität«. Bitte am PC mit den Tasten Strg, F die Suchfunktion einschalten und ins Suchfeld »trans« bzw. »nichtbinär« oder »nonbinary« eingeben, dann werden euch entsprechende Bücher angezeigt. http://bit.ly/phantastikmitdiversität
Das von der Regierung geplante Selbstbestimmungsgesetz wird ja zurzeit stark diskutiert. Emma Kohler (auf Instagram: @_emmanzipation_) hat unter anderem diese Petition erstellt, die bereits von zahlreichen Menschen unterzeichnet wurde: #Selbstbestimmung2022 – TSG abschaffen https://www.change.org/p/selbstbestimmung2022-tsgabschaffen
Ich selbst war diese negative Repräsentation leid und das war einer der Gründe, warum ich eine lesbische trans Frau als Protagonistin in meiner viktorianischen Cosy Krimi Reihe »Die mysteriösen Fälle der Miss Murray« geschrieben habe. Da ich selbst cis bin, habe ich dafür auch mit Sensitivity Readern zusammengearbeitet.
Apropos Transfeindlichkeit: Vielleicht habt ihr den Begriff TERF (trans exclusionary radical feminist) gehört und fragt euch, was damit gemeint ist. Dieser Artikel erklärt das gut:
Kürzlich fragte ein Mann auf Twitter, warum er denn das Label „cisgender“ haben müsse. Er wolle kein „Cis-Mann” sein. Daraufhin entspann sich eine längere Diskussion.
U.a. schrieb der Autor F.B. Knauder: „Aber du bist es halt. Und warum sollte es ein Wort für trans geben aber nicht für cis? Du brauchst das, weil sonst heißt cis quasi „normal“ und das ist viel schlimmer. In other words: Wir brauchen Schubladen, damit wir nicht Sachen als normal bezeichnen.”
Ich schrieb dazu:
Gilt übrigens in ähnlicher Weise auch für Hautfarben. Manche Leute wollen nichts davon wissen, dass sie weiß sind. Weil das für sie „normal” ist. Weil das für sie der Standard ist. Weil sie Menschen mit anderer Hautfarbe immer als „anders” betrachten.
Den Ausdruck cisgender gibt es übrigens seit 1991, um auszudrücken, dass das als „normal“ unterstellte Zusammenfallen von Körpergeschlecht und Geschlechtsidentität keine Selbstverständlichkeit ist. Kann man hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Cisgender
Was ist bitte normal? Ihr ahnt es vielleicht schon. Das ist eine rhetorische Frage. Es gibt kein „normal“. Alles, wirklich alles ist relativ. Ja, es gibt Menschen, die sind heterosexuell, cisgender, allosexuell, dyasexuell, neurotypisch, ohne Behinderungen und weiß*. Diese Menschen bilden in Europa die Mehrheit. Sie genießen allein aufgrund dieser Eigenschaften Privilegien, die marginalisierte Menschen** nicht haben. Aber bedeutet das, dass sie normal sind? Die Norm? Der Standard?
Das zu behaupten, würde im Gegenzug bedeuten, dass alle anderen nicht normal sind. Dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Weil sie nicht zu dieser „Norm” gehören. Und ich glaube, niemand, der sich als Menschenfreund sieht, möchte andere Menschen so eingrenzen und damit ausgrenzen, denn eine solche Zuschreibung ist verletzend und herabwürdigend.
Und deshalb brauchen wir Schubladen. Sogar ziemlich viele. Um bei allem, was wir gemeinsam haben als Menschen, auch auf die Unterschiede zwischen uns aufmerksam machen zu können.
Es ist doch auch so, dass wir in vielen anderen Bereichen ebenfalls unterschiedlich sind. Wir alle haben unterschiedliche Interessen und Vorlieben und benennen diese auch. Niemand verlangt von uns, dass wir das nicht tun. Der eine mag dieses, die andere jenes, sier verträgt dieses nicht, xier freut sich jedes Mal über das und so weiter. Mit anderen Worten: Wir sind alle Menschen. Und wir sind alle unterschiedlich.
Hinzu kommt: Viele Menschen denken sehr binär. Schwarz. Weiß. Ja. Nein. Frau. Mann. Sie denken gern in absoluten Gegensätzen. So sind die meisten von uns aufgewachsen und geprägt worden. Was viele dabei nicht sehen: Es gibt auch vieles, das sich auf einem Spektrum bewegt. Die Kinsey Skala ist dafür ein Beispiel. Alfred Charles Kinsey war ein Sexualforscher, der in seinen Studien herausfand, dass sich die Sexualität vieler Menschen auf einem Spektrum bewegt, das z.B. irgendwo zwischen absoluter Heterosexualität und absoluter Homosexualität liegt. Asexualität und Grau-Asexualität zum Beispiel sind oft ebenfalls in einem Spektrum angesiedelt.
Ähnliches gilt auch für nonbinäre Menschen,z.B. Menschen, die gender-fluid oder genderqueer sind. Ihr Gender sprengt die üblichen binären Vorstellungen. Ihr Gender ist also ebenfalls auf einem Spektrum angesiedelt, und nicht an einem von zwei Polen. Menschen, denen das nicht aus eigener Lebenserfahrung vertraut ist, mag das exzentrisch, ungewöhnlich oder sogar bedrohlich erscheinen, weil dadurch ihr eigenes binäres Verständnis von Gender infrage gestellt wird. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es die Lebenswelt und Realität nonbinärer Menschen ist.
Betrachten wir es auch einmal so: Die Menschheit hat in ihrer jahrtausendelangen Existenz für alles mögliche Schubladen, Namen, Zuordnungen etc. gefunden, z.B. in den vielen Wissenschaften. Und zwar nicht nur grobe Überkategorien, sondern auch viele, viele mehr. Es gibt auch in der Literatur unzählige Gattungen, die Genres und Subgenres.
Warum sollten wir dann ausgerechnet bei uns selbst, in all unserer Vielfalt (und der immer größeren Freiheit, die wir als Individuen haben, im Vergleich zu früheren Epochen) auf Schubladen und Labels verzichten, die unsere menschliche Vielfalt genauer und präziser abbilden?
* allosexuell: Das Gegenteil von asexuell dyasexuell: Das Gegenteil von intersexuell cisgender: Das Gegenteil von transgender neurotypisch: Das Gegenteil von neurodivers