Vorstellung der Aktion #DiversityDienstag

Jüngst gab es einen Skandal mit dem rechtskonservativ ausgerichteten „Aktionsbündnis Fantastik und Gesellschaft“. Die betreffende Webseite wurde mittlerweile vom Netz genommen wurde, aber das Manifest und die Erstunterzeichnenden sind immer noch auf einem Yopad und im Web Archive online lesbar – das Internet vergisst nicht.

Das alles hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe mir folgende Hashtag-Aktion überlegt: den #DiversityDienstag.

Ich schreibe seit 7.10. 2025 dienstags über progressive Phantastik, andere Genres sowie progressive Sachbücher und gebe Tipps oder teile Blogbeiträge von mir.

Nach dem Motto, wir müssen lauter sein als rechtskonservative und rechtsextreme Autor*innen, Verleger*innen und andere Leute mit diesen Einstellungen.

Aber ich möchte die Aktion gern noch weiter fassen. Von daher, wenn euch die Themen Diversität, Inklusion und Repräsentation in irgendeiner Form beschäftigen, macht gern ebenfalls dienstags mit und nutzt den Hashtag in euren Social Media.

Bitte beachten: Anders als bei mehreren Hashtag-Aktionen in Social Media gibt es KEIN vorgegebenes wöchentliches Thema. Schreibt bitte einfach dienstags mit dem Hashtag zu den Themen rund um Diversität, Inklusion, Repräsentation, progressive Bücher und Verwandtes, was euch in dieser Hinsicht bewegt.

Diesen Beitrag sehr gern teilen. Ihr könnt auch das Bild aus diesem Beitrag gern verwenden.

Warum wird die LGBTIAQ*-Community von Verfechtern des Patriarchats so sehr als Bedrohung gesehen?

Die Disability Progressive Pride Flagge

Ein Beitrag für die Aktion #DiversityDienstag
Lesezeit: ca. 8 Minuten

Inhaltswarnung: Queerfeindlichkeit, auch Transfeindlichkeit, normative Vorstellungen, Gewalt gegenüber queeren Menschen in der Vergangenheit und heute.

Die kurze Antwort auf meine Ausgangsfrage lautet: Weil die LGBTIAQ*-Community mit traditionellen Rollenbildern/Genderrollen bricht.

Nun etwas ausführlicher:

Heteronormativität
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Heterosexualität als das „Normale“ betrachtet wird, der „Standard“. Alles, was davon abweicht, wird von Verfechtern des Patriarchats häufig mit Misstrauen betrachtet, sanktioniert, lächerlich gemacht, diskriminiert oder Schlimmeres.
Auf dem Papier haben wir alle die gleichen Rechte, aber die sexuelle Orientierung und die Gender-Identität sind immer noch nicht entsprechend im Grundgesetz verankert. Ich zitiere aus einem aktuellen Artikel: „Die Grünen und der Bundesrat wollen Artikel 3 des Grundgesetzes um das Merkmal der „sexuellen Identität“ ergänzt wissen. Eine Mehrheit dafür ist aber nicht in Sicht.“ (1)

Breaking the binary
Nichtbinäre Menschen sprengen nicht nur die althergebrachten Vorstellungen über Männer und Frauen, sondern auch das binäre System von „Mann“ und „Frau“. Einfach völlig unvorstellbar für viele cis Menschen, leider.

Smash the Cistem
Trans Menschen brechen ebenfalls aus diesem System aus, zum Beispiel, aber nicht nur, mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Sie fügen sich also, wie auch nichtbinäre Leute, nicht in die Geschlechterrolle, die das Patriarchat ihnen vorschreibt.
Ich wage mal die Vermutung zu äußern, dass viele TERFs (2) unbewusst oder bewusst sehr frustriert sind mit dem Ausleben ihrer starren Geschlechterrollen und was das für sie bedeutet – sie projizieren dann ihre Frustration auf andere und so suchen sie sich Sündenböcke, an denen sie sich abarbeiten können, insbesondere trans Frauen und trans Männer.

Feminine Männer, maskuline Frauen?
Der Ausdruck von Queerness ist vielfältig und viele Queers sind gender-nonconforming,
das heißt, sie präsentieren sich ihrer Umwelt nicht so, wie es traditionelle Genderrollen vorschreiben. Beispiele: Frauen und FLINTA* (3)-Personen mit kurzen Haaren und „maskulin“ erscheinender Kleidung, Männer, die langes Haar und Nagellack oder auch Make-up tragen, Röcke anziehen … Aber auch manche cis heterosexuelle Menschen sind auf diese oder andere Weise gender-nonconforming.

Von Verfechtern des Patriarchats (ich lasse das mal so gegendert) wird aber all das schon als eine Bedrohung betrachtet. Entsprechend geraten z.B. auch Drag Queens und Drag Kings unter Beschuss.

Und ich spreche hier nicht nur vom Äußeren, sondern auch vom Verhalten.
Männern, die weinen und sich nicht dafür schämen, sondern einen guten Zugang zu ihren Gefühlen haben? Frauen, die eine Kampfsportart machen oder aggressiv auftreten? Das gilt im Patriarchat als unmännlich bzw. unweiblich. Stattdessen versuchen uns Influencer*innen zu verkaufen, was ein „richtiger Mann“ sei oder wie Frauen zu sein hätten. In esoterisch-spirituellen Kreisen wird das dann auch als „devine feminine“ und „devine masculine“ angepriesen, aber mit einer tiefgründigen spirituellen Entwicklung haben die entsprechende Ratschläge wenig zu tun, sondern eher mit völlig überholten Rollenbildern wie aus den 1950ern.

Küche, Kinder, Kirche?
Während es den wachsenden, toxischen Trend der „Trad Wives“ (vor allem, aber nicht nur, in USA) gibt, entziehen sich Queers auch hier den klassischen Rollenbildern. Einige gründen Regenbogenfamilien und das wird, ihr könnt es euch schon denken, auch als Bedrohung gesehen, denn wo kommen wir denn dahin, wenn zwei Frauen oder zwei Männer oder nichtbinäre Personen gemeinsam ein Kind aufziehen, oder ein trans Mann ein Kind gebärt? (Ja, das war Sarkasmus.)
Andere Queers wollen gar keine Kinder haben – und, Überraschung, es gibt auch cis heterosexuelle Menschen, die keine Kinder haben möchten oder generell lieber Single sein wollen. In authoritären Regimes und im Kapitalismus ist das unerhört, und ich werde nun polemisch – Regimes und der Kapitalismus brauchen schließlich ständigen Nachschub an Leuten, die sie ausbeuten können: z.B. als Soldat in Kriegen oder als billige Arbeitskraft und natürlich auch Menschen – häufig, nicht immer, cis Frauen –, die unbezahlte Care-Arbeit machen.
In der Popkultur wird die heteronormative, mononormative Kernfamilie – Mutter, Vater, Kind(er) –als das einzig Wahre propagiert. Immer wieder geht es in Filmen und Serien darum, dass die Familie das Wichtigste sei, dass sich Paare nach Konflikten wieder zusammenraufen, weil sie ihre Familie zusammenhalten „müssen“. Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien oder andere alternative Familienformen werden so gut wie nie gezeigt.

Internalisierte Queerfeindlichkeit
Einige queere Menschen, insbesondere cis Männer, haben eine so starke internalisierte Queerfeindlichkeit, dass sie gewalttätig oder aggressiv gegenüber anderen Queers werden. Das ist ein psychologisches Phänomen, zu dem sich ein eigener Blogbeitrag schreiben ließe. Als im Jahr 2016 im Club Pulse in Orlando, Florida 49 Menschen ermordet wurden, kam die Frage auf, ob der Täter möglicherweise seine internalisierte Queerfeindlichkeit durch dieses Verbrechen ausagierte. (4)

Amatonormativität
In einer Welt, in der Romantik als das höchste der Gefühle verkauft wird und als absolut erstrebenswert gilt, stellen aromantische Menschen den Status Quo in Frage. Und dass Romantik keineswegs nur eine private, sondern auch eine gesellschaftliche Angelegenheit ist, zeigt unter anderem dieses Video von Ace Dad Advice: „WTF is Romance anyway?“ (5)

Allosexualität bzw. Allonormativität
In einer Welt, in der angeblich alle Menschen ein starkes Interesse an Sex haben, bzw. eine starke Libido (solche Menschen werden auch als allosexuell bezeichnet) … ihr könnt es euch schon denken, Leute auf dem asexuellen Spektrum stellen auch hier den Status Quo in Frage.
Und dass etwas so Privates wie Sex auch eine gesellschaftliche und politische Dimension hat, zeigt sich unter anderem an Fragen wie: Wer darf Sex mit wem haben? Ich erinnere daran, dass queere Sexualität, insbesondere cis-männliche Homosexualität, in vielen Ländern lange Zeit als Straftat galt oder bis heute gilt. Oder entsprechende Strafen wurden wieder eingeführt. Weitere Fragen könnten sein: Wie darf Sexualität dargestellt werden? Wie sind die Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen – falls sie überhaupt dieser Tätigkeit nachgehen dürfen? Zu diesem Thema gibt es ganze Bücher.

Mononormativität
Für Verfechter des Patriarchats wird alles als Bedrohung betrachtet, dass das Konzept „Eine (Liebes-)Beziehung oder Ehe besteht aus zwei Personen“ in Frage stellt. Alles andere – offene Beziehungen, Polyamorie, Beziehungsanarchie ist im Patriarchat undenkbar und wird dahingehend sanktioniert, dass Menschen z.B. nur eine Person heiraten können.

Toxische Maskulinität
Im Patriarchat wird an toxischer Maskulinität festgehalten. Dabei schadet diese allen, nicht nur Frauen und FLINTA*s, sondern auch den Männern selbst. Einen guten Beitrag über dieses Thema gibt es z.B. von Rising Gaze auf Instagram. (6)

Und leider wird toxische Maskulinität immer noch in der Popkultur massiv beworben sozusagen: In der Dark Romance und in anderen Genres werden toxische Beziehungen (oft mit Stalking, Entführung und ähnliches) oft ohne differenzierte Betrachtung romantisiert (7). Im weiten Feld von Thrillern, Actionfilmen und entsprechenden Games wird praktisch immer Gewalt, bis hin zu Mord, als das oftmals einzige Lösungsmittel für Konflikte dargestellt.

Auch werden Männer in der Popkultur häufig als hypermaskulin dargestellt. Schauspieler, die sich wochenlang quälen müssen, damit sie Muskeln aufbauen bzw. einen Sixpack bekommen, können vermutlich ein Lied davon singen. Dass dieses hypermaskuline Aussehen in den meisten Fällen ein unrealistisches Bild zeichnet, muss ich hoffentlich nicht erklären. Männer hingehen, die irgendwie „feminin“ wirken, sei es im Verhalten, innerliche Befindlichkeit oder Aussehen, werden als unmännlich betrachtet und ihnen wird häufig mit queerfeindlichen Slurs begegnet.

Das Sonderregister
In den letzten paar Jahren gab es weltweit einen massiven rechten Backlash gegenüber queerem und queerfeministischem Aktivismus, da erzähle ich euch nichts Neues. Patriarchale Strukturen sind gewalttätig, sie drehen sich sehr stark um Macht und Kontrolle. Eine Form dieser Kontrolle war das von der Bundesregierung ursprünglich geplante Sonderregister. Ich zitiere aus einer Campact-Petition, die sich gegen das Sonderregister wandte und über eine Viertelmillion Unterschriften erzielte:

Hallo, ich bin Penelope Alva Frank, Transfrau, queerfeministische Aktivistin und Gründerin der queerfeministischen Bewegung Queermany.

Ich weiß, wie es ist, jeden Tag Blicke, Sprüche und Angriffe auszuhalten, nur weil ich trans bin. Ich erlebe Queerfeindlichkeit auf der Straße, online und sogar in meinem Aktivismus wie bei, Polizei Gewahrsam 2023 und ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn falsche Polizisten oder Behördenmitarbeiter Zugriff auf mein früheres Geschlecht haben.

Die geplante Verordnung bedeutet: Trans*, inter* und nicht-binäre Menschen sollen dauerhaft markiert bleiben – bei jeder Behörde, bei jeder Abfrage, unabhängig davon, ob wir das wollen. Während bei Heirat oder Adoption der frühere Name oft keine Rolle mehr spielt, soll hier ein Sonderregister etabliert werden, das gezielt Informationen speichert und weiterleiten darf. 

Wir wissen aus der deutschen Geschichte:

  • Jüdinnen und Juden wurden systematisch erfasst, um sie sichtbar zu machen, auszugrenzen und zu verfolgen.
  • Queere Menschen standen jahrzehntelang auf Listen, wurden mit § 175 kriminalisiert, eingesperrt und erpresst.
  • Listen machen Minderheiten verletzlich – damals wie heute.

Mir ist wichtig: Ich setze diese grausamen Verbrechen nicht gleich mit heute. Aber ich weiß, wohin Sonderregister führen können, wenn Gesellschaften kippen und Hass stärker wird. Und gerade jetzt, in Zeiten täglicher queerfeindlicher Hetze, macht mir das Angst: Solche Listen könnten Missbrauch ermöglichen und als Transfrau wäre ich dann noch weniger sicher.“ (8)

Im rechten Backlash und von den Verfechtern des Patriarchats werden gezielt Feindbilder aufgebaut, Sündenböcke gesucht und queeren Menschen, die einfach nur friedlich auf ihre persönliche Weise existieren wollen, werden ihre Menschenrechte abgesprochen.

Und deshalb brauchen wir weiterhin Pride-Demos und müssen weiter für unsere Rechte kämpfen. Danke fürs Lesen. Dieser Beitrag darf gern geteilt werden.

Fußnoten

(1) siehe: https://www.das-parlament.de/inland/recht/sexuelle-identitaet-soll-ins-grundgesetz

(2) TERF ist eine Abkürzung für Trans Exclusionary Radical Feminist, also Feminist*innen, die trans Menschen aus ihrem Feminismus ausschließen. Ein sehr prominentes Beispiel dafür ist die Autorin und anti-trans Aktivistin JK Rowling.

(3) Die Abkürzung FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Nichtbinäre, Trans, Agender. Der Genderstern steht für weitere Identitäten, die nicht cis-männlich sind.

(4) siehe zum Beispiel:
„Orlando Shooting Raises Questions About Internalized Homophobia and Violence
von April Dembosky
https://www.kqed.org/stateofhealth/199502/orlando-shooting-raises-questions-about-internalized-homophobia-and-violence

(5) https://www.youtube.com/watch?v=KC8i6buRMJ4

(6) siehe https://www.instagram.com/p/DPru2FFCIXn/ oder meinen Thread auf Mastodon:
https://mastodon.social/@amalia12/115368656708375210

(7) Zu diesem Thema habe ich einen eigenen Blogbeitrag:
https://amalia-zeichnerin.net/ueber-die-fatale-romantisierung-von-toxischen-beziehungen-und-anderen-problematischen-tropes-in-der-fiktion/

(8) siehe: https://weact.campact.de/petitions/kein-sonderregister-fur-trans-personen-nie-wieder-listen-gegen-minderheiten

Weiteres:
„Archaische Männerbilder als Kriegstreiber“ interessantes Interview mit Alexander Yendell, Soziologe. Audiobeitrag ca. 12 min:

https://www.deutschlandfunk.de/archaische-maennerbilder-als-kriegstreiber-alexander-yendell-soziologe-100.html

© Amalia Zeichnerin

#DiversityDienstag: Märchen, gibt’s die auch in divers?

Lesezeit: 3 Minuten
Neulich habe ich ein Babysitting für ein viereinhalbjähriges Kind gemacht. Es wurde zu mir nach Hause gebracht, aber in meinem Bücherregal habe ich nur wenige Kinderbücher. Ich dachte mir, vielleicht finde ich etwas in einem Buch mit den Märchen der Gebrüder Grimm.

Das war sehr, sehr naiv von mir. Als ich begann, dem Kind „Aschenputtel“ vorzulesen, wurde mir nach wenigen Zeilen bewusst, wie unpassend der historische Originaltext des Märchens für den Zeitgeist und Kinder von heute ist. Ich muss dazu sagen, ich habe diesen Originaltext schon seit Jahrzehnten nicht mehr gelesen. Hier zwei Beispiele: Zunächst ging es bei Aschenputtel um Gottesfürchtigkeit und Frommheit. Bald darauf um Stiefschwestern, die zwar „schön und weiß von Angesicht waren“ aber „garstig und schwarz von Herzen“ waren. Ich hoffe, ich muss euch nicht erklären, warum der Satz mit den Stiefschwestern problematisch ist aus heutiger Sicht. Und das sind nur kurze Beispiele.

Mein nächster Gedanke war: Hat eigentlich schon mal jemand versucht, den Originaltext stilistisch so zu überarbeiten, dass er besser in eine diverse, bunte Gesellschaft passt? Ich meine keine Märchenadapationen und auch keine Disney-Verfilmungen.

Dann wurde mir allerdings schnell klar, eine solche Überarbeitung würde auch nicht reichen. Es gibt einfach zu viele Inhalte in diesen Märchen, die aus heutiger Sicht überholt, veraltet, problematisch sowie voller Vorurteile und Stereotypen sind und schon gar nicht passend für Kinder: Die böse Hexe in „Hänsel und Gretel“ stirbt den Feuertod (ein Echo auf die realen Hexenverfolgungen und deren Scheiterhaufen). Die Prinzessin oder eine junge Frau von niederem Stand muss ganz heteronormativ den Prinzen heiraten, was für zahlreiche Märchen gilt. Wer in einem Grimmschen Märchen „entstellt“ oder behindert ist, wird meistens auch als böse, hässlich und verkommen dargestellt, oder die Behinderung ist eine göttliche Strafe, die es durch tugendhaftes Verhalten zu überwinden gilt. In diesem Zusammenhang kann ich übrigens das Sachbuch „Entstellt – Über Märchen, Behinderung und Teilhabe“ von Amanda LeDuc sehr empfehlen.

Das Märchen „Frau Holle“ beginnt mit den Zeilen: „Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul.“ Im weiteren Verlauf geht es dann u.a. um die Tugendhaftigkeit der Fleißigen. Was mich auf sehr unangenehme Weise an den Kapitalismus und die Leistungsgesellschaft erinnert, sowie an einige Strömungen im Christentum, wie den Calvinismus. (Und ich fange jetzt nicht mit dem Christofaschismus bzw. Christlichen Nationalismus in USA und anderen Ländern an, sonst sitzen wir morgen noch hier.)

Und es ließen sich sicherlich noch viele Beispiele in weiteren Märchen finden. Deshalb werfe ich mal die unpopular opinion in den Raum, dass die Grimmschen Märchen zumindest in ihrer Urform nicht in Kinderhände gehören.

Die gute Nachricht ist: Es gibt auf der ganzen Welt Märchen, aus so vielen Kulturen und darunter sind sicherlich auch viele, die sich wirklich für Kinder von heute eignen, besser als die alten Grimmschen Märchen. Und es gibt moderne, diverse Kunstmärchen von verschiedenen Autor*innen und auch Märchenadapationen für Kinder und/oder Erwachsene.

Hier zwei Beispiele:
„Die neun bunten Königinnenreiche: Queere Märchen nicht nur für Kinder“ von
Frank Thies und Martin Breuer.

https://buchshop.bod.de/die-neun-bunten-koeniginnenreiche-frank-thies-9783746099378

Christian Handel schreibt u.a. queere Fantasy und Märchenadaptionen für eine erwachsene Leserschaft, siehe: https://www.christianhandel.de/fantasy-buecher-von-christian-handel

Und stöbert gern mal hier: https://fairytales-retold.com/

Last but not least eine Eigenwerbung: Ich selbst habe ein queeres Märchen für Jugendliche und Erwachsene geschrieben: „Queer durch die Märchenwelt: Der Prinz, der mich liebte“. Darin tauchen zwar mehrere Figuren aus den Grimmschen Märchen auf, aber ich verwende sie eher für humorvolle Einlagen.

Pride ist das ganze Jahr

Progressive Pride Flagge

Im Juni ist wie jedes Jahr Pride-Month. Aber für queere Menschen ist das ganze Jahr Pride. Deshalb hier einige Empfehlungen, die euch auch in den kommenden Monaten begleiten können.

Buchiges
Hier sind drei queere Verlage:
Dead Soft Verlag (spezialisiert auf Gay Romance in zahlreichen Genres)
https://deadsoft.de

Ylva Verlag (spezialisiert auf Sapphic Romance, ebenfalls mehrere Genres)
https://ylva-verlag.de/

Quer Verlag (schwule und lesbische Literatur)

Vielleicht gibt es in eurer Nähe auch eine queere oder queerfreundliche Buchhandlung? Oder schaut mal online. Eine Auflistung queerer und queerfreundlicher Buchhandlungen gibt es z.B. hier vom Quer Verlag: https://www.querverlag.de/buchhandlungen/

Sehr empfehlenswert finde ich auch den Shop https://www.transfabel.de/ – dort gibt es nicht nur queere Sach-, Kinder- und Jugendbücher sowie queere Belletristik, sondern auch Schmuck, Buttons/Pins, Pride-Flaggen und noch einiges mehr.

In den meisten meiner Bücher gibt es ebenfalls queere Figuren, oft auch einen Romance-Plot oder entsprechenden Subplot.

Ihr sucht noch mehr queere Buchtipps? Stöbert gern mal bei Elina, in ihrem Linktree gibt es eine sehr ausführliche Liste mit deutschsprachigen LGBTIAQ+ Büchern (verschiedene Genres): https://linktr.ee/lit_elina

Die Webseite und Social Media Präsenzen von https://www.wir-schreiben-queer.de/

präsentieren ebenfalls queere Literatur, Buchbloggende und Autor*innen.

Ihr wollt euch über queere Themen informieren?
Wenn ihr in Social Media seid, folgt am besten queeren Aktivist*innen, die ihr z.B. über passende Hashtags finden könnt.

Einige weitere Anlaufstellen:
Queer Lexikon
Bundesverband Trans
100% Mensch
ALL OUT
Nichtbinär Wiki

Zum Thema Agender/Genderless habe ich ein gratis Buch herausgegeben: Agender/Genderless Interviews. Dies könnt ihr hier dauerhaft aus meiner Dropbox als E-Book oder PDF herunterladen (das ist ohne Anmeldung oder Registrierung möglich).

Rund um den Roman „Blutige Flügel“

Der Schutzengel Turiel versagt bei einem Auftrag und wird zu allem Unglück auch noch von Dämonen gefangen genommen. Der Vampir Richard hat sich mit seinem Schöpfer überworfen, der ihm aus Rache eine Vampirjägerin und ihren Kollegen auf den Hals hetzt. Unabhängig voneinander können Turiel und Richard fliehen. Als sie sich an einer Autoraststätte begegnen, beschließen sie gemeinsam weiterzufahren. Unterwegs treffen sie auf weitere Übernatürliche. Währenddessen entwickelt Turiel romantische Gefühle für den Vampir, aber als Engel ist es ihm verboten, sich zu verlieben …

Die Prämisse des Romans

In »Blutige Flügel« geht es nicht um einen »Wir müssen die Welt retten«-Plot. Es geht auch nicht um verschiedene übernatürliche Gruppen, die einander bekämpfen, wie es oft in der Urban Fantasy der Fall ist. Stattdessen versuchen die Protagonisten und Nebenfiguren, sich aus toxischen Beziehungen und destruktiven Gruppen zu lösen, authentisch als sie selbst zu leben und Gleichgesinnte zu finden – im Sinne von Beziehungen und Found Familys. Und die Geschichte handelt auch davon, diejenigen zu schützen, die einem wichtig sind. Ob ihnen das gelingt, könnt ihr im Roman lesen.

Was ist drin?

Die Hauptfiguren

Turiel ist ein sehr gewissenhafter Schutzengel, der sich viele Gedanken darüber macht, wie er alles richtig machen kann um seine Vorgesetzten im Himmel zufrieden zu stellen. Allerdings versagt er bei einem Auftrag und verliebt sich auch noch, was eigentlich streng verboten ist.

Der englische Vampir Richard ist Jahrgang 1900 und wurde um 1938 zu einem Vampir. Allerdings hat er reichlich Beziehungsprobleme mit seinem Schöpfer und beschließt abzuhauen. Dass er wenig später ausgerechnet mit einem Schutzengel einen Roadtrip
macht, stand nicht auf seiner To-Do-Liste …

Charakterportrait Turiel (links) und Richard (rechts)

Der Weltenbau

Anders als in meinen Kurzgeschichten für die Anthologie-Reihe »Urban Fantasy Going …« leben alle Übernatürlichen in diesem Roman im Verborgenen oder tarnen sich als Menschen, so dass sie sich (halbwegs sicher) unter diesen bewegen können. In meinem Roman geht es speziell um folgende Übernatürliche: Engel, Dämonen, Vampire, Daywalker (eine besondere Art von Vampir), Werwölfe, Geister, sowie eine Sirene.
Allerdings gibt es einige Menschen, die sich als Vampir-, Geister- oder Monsterjäger*innen betätigen, so dass die Übernatürlichen, von denen die meisten einfach nur in Ruhe und Frieden existieren möchten, tödlichen Bedrohungen ausgesetzt sind.
Meine eigene Interpretation dazu: Meine Übernatürlichen stehen damit im Grunde für marginalisierte Leute, die auch einfach nur ein möglichst gutes Leben führen möchten – was ihnen aber von anderen oft schwer gemacht wird, u.a. wegen Diskriminierungen und Anfeindungen, hier dargestellt durch Vampirjäger und Dämonen.

Eine Lesung aus dem Roman auf YouTube
https://www.youtube.com/watch?v=KWn0XgrvHic

Mehr zum Roman, auch eine Leseprobe:
https://amalia-zeichnerin.net/queer-fantasy/

Rund um die Novelle „Mikaels Entscheidung“

Davon handelt sie:
Der ehemalige Soldat Mateo, der im Krieg seinen Lebensgefährten verloren hat, verliebt sich auf einer Raumstation ausgerechnet in einen Androiden. Als dieser eine Emotionenprogrammierung erhält, wirbelt das ihrer beider Alltag durcheinander … und das ist nicht das einzige Problem.

In dieser in sich abgeschlossenen Novelle verwende ich größtenteils gendergerechte Sprache, das beinhaltet auch vereinzelte Gendersternchen und Neopronomen.

Die Buchcover-Illustration stammt von mir.

Inhaltshinweise
queerpositive Gesellschaft ohne Queerfeindlichkeit, agender/genderless Repräsentation, Selbstbestimmung, Empowerment, Konsens is sexy, Wholesome, Cozy

Inhaltswarnungen
sexuelle Inhalte, aber keine expliziten Szenen. Gewalt (wird nicht direkt geschildert), sexuelle Nötigung (wenig), Tod/Verlust eines geliebten Menschen (in der Vergangenheit), Trauer, Depression, PTBS (nur angedeutet)

Wie bin ich auf die Idee gekommen?

Ich habe den Film „Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader gesehen, dieser handelt von einer Wissenschaftlerin, die für ein Experiment drei Wochen lang mit einem Androiden zusammenlebt, der darauf programmiert wurde, ihr idealer Partner zu sein.

Später habe ich auch die Kurzgeschichte von Emma Braslavsky gelesen (in der Anthologie „2029 – Geschichten von morgen“). Motive aus dieser Geschichte dienten dem Film als Basis, sie ist allerdings deutlich dystopischer.

Nach dem Film dachte ich mir, ich möchte auch eine Beziehung zwischen einem Menschen und einem Androiden schreiben, aber in queer. In der Science-Fiction spielt ja Technik meistens eine große Rolle, aber in dieser Novelle gehe ich nicht sehr stark auf technische Aspekte ein, stattdessen mehr auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren. Teilweise geht es dabei auch um ethische Fragen, die von mehreren Leuten gegenüber Mateo aufgeworfen werden.

Die Hauptfiguren

Mateo
Er war früher Soldat und trauert noch immer um seinem verstorbenen Freund. Deshalb hat er auch Schwierigkeiten, sich wieder auf eine Beziehung einzulassen. Er arbeitet mittlerweile im Eventplanungsbereich, hat also das Militär hinter sich gelassen, zumal er auch eine Kriegsverletzung davon getragen hat. Mateo ist bereit, für Mikael einiges aufs Spiel zu setzen. Man könnte auch sagen, er ist ein moralisch grauer Charakter.

M1KA3L bzw. Mikael
Dieser Humanoide arbeitet zunächst in einem Bordell auf einer Raumstation, dort lernen Mateo und er sich kennen. Als Mikael später im Rahmen einer Studie eine Emotionenprogrammierung erhält, weiß er zunächst nicht wohin mit den Gefühlen und Empfindungen. Er macht sich auch Gedanken über seine Genderidentität, seine sexuelle und romantische Orientierungen und noch so einiges mehr.

Weiteres zum Roman auf dieser Seite.

Was macht für mich einen guten Weltenbau bezogen auf Queerness aus?

DreamyArt, Pixabay

Lesezeit: 4 Minuten

Inhaltswarnung: In diesem Beitrag erwähne ich Queerfeindlichkeit.

Saskia Dreßler hat die Aktion #Queergelesen ins Leben gerufen, vielen Dank dafür. Ich beteilige mich heute mit diesem Blogbeitrag.
In der Phantastik beobachte ich da teilweise die Tendenz zu Queer-Positivität oder Queer-Normativität. Das bedeutet, in dem betreffenden Weltenbau sind die Figuren ganz selbstverständlich queer und das wird in der Gesellschaft völlig akzeptiert. Es findet keine oder kaum Diskriminierung statt, gleichgeschlechtliche Paare (oder auch andere Gender abseits von männlich und weiblich) können ohne Probleme heiraten oder einfach so zusammenleben, vielleicht Kinder adoptieren oder selbst welche bekommen.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich weiterhin Phantastik, die Queerfeindlichkeit thematisiert. Das betrifft dann natürlich auch Themen wie internalisierte Queerfeindlichkeit, Coming-Out, Freundschaften, romantische Beziehungen, Sexualität, wie eine Person ihr Gender nach außen hin auslebt (Verhalten, Kleidung, Frisur, Berufswahl oder noch anderes) und noch mehr.

Ich finde beides sehr wichtig. Auch oder gerade queere Menschen haben einen Bedarf an wholesome oder vielleicht auch cosy Eskapismus – Geschichten, in denen sie sich durch Figuren repräsentiert finden, die keine Probleme mit Queerfeindlichkeit haben. Figuren, die andere Probleme und Konflikte statt Queerfeindlichkeit erleben. Beziehungsweise auch einfach vielschichtige Figuren, die nicht auf ihre Queerness reduziert werden.

Auf der anderen Seite ist auch Phantastik, wie jede Kunstform, politisch. Wer das nicht glaubt, lese bitte nach bei Elea Brandt (1). Und in der Realität ist die schiere Existenz queerer Menschen politisch, da wir immer noch bzw. schon wieder um unsere Rechte kämpfen müssen. Man denke nur an die aktuelle Diskussion um das Selbstbestimmungsgesetz, das die rechtskonservativen und rechtsextremen Parteien in Deutschland wieder abschaffen wollen, mit ewig gestrigen Narrativen wie dem, dass es angeblich nur zwei Geschlechter gibt.

Literatur ist ein Spiegel der Realität, sie erforscht die menschliche Existenz und wie wir als Menschen zusammenleben. Entsprechend lassen sich literarisch auch all die Missstände erforschen, die es in unserer Welt gibt. Und dazu zählt natürlich auch Queerfeindlichkeit in all ihren Formen.

In meinem aktuellen Work in Progress, einem High-Fantasy-Roman, der von einer mörderischen Sekte handelt, habe ich beides untergebracht: In der fortschrittlich ausgerichteten Gesellschaft des Landes ist Queerness völlig selbstverständlich und weithin akzeptiert. In der Sekte allerdings ist das nicht der Fall. Dort sind gleichgeschlechtliche Beziehungen aus Gründen verboten und Menschen/Wesen, die weder Frauen noch Männer sind, werden nicht als Mitglieder für die Sekte zugelassen. Das sorgt dann natürlich bei dem queeren Protagonisten und einer anderen queeren Figur für so einige innere und äußere Konflikte.

Ihr möchtet über Queerness in eurem Phantastik-Werk schreiben? Hier ein Schreibtipp, in dem ich auf einige Fallstricke hinweisen möchte:

Wenn ihr nur eine einzelne queere Figur in eurem Phantastik-Werk unterbringt, lasst nicht ausgerechnet diese auf dramatische Weise sterben, während alle heterosexuellen Figuren überleben. Warum? Auch hierzu kann ich wieder einen Blogbeitrag von Elea Brandt empfehlen (2).

Schreibt am besten nicht nur eine queere Figur. In der Realität suchen sich Queers gern andere Queers, nicht nur für Beziehungen, sondern auch für Freundschaften oder als Found Family.

Ihr seid selbst nicht queer und habt wenig persönlichen Kontakt mit der LGBTIAQ+ Community? Wenn ihr über queere Figuren schreiben wollt, sucht euch queere Testlesende, Lektor*innen oder Sensitivity Reader. (3)

Schaut euch generell mal queere Tropes an, die klischeehaft oder stereotyp sind – und vermeidet es, diese zu schreiben. Hier sind zwei Beispiele:

„Sissy Villain“ https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/SissyVillain

„Depraved Bisexual“ https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/DepravedBisexual

Einen Überblick über viele queere Tropes mit Stereotypen gibt es hier:
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/QueerAsTropes

Fußnoten:

(1) Eleas Blogbeitrag „Fantastisch Politisch“
https://eleabrandt.de/2019/05/06/fantastisch-unpolitisch/

(2) Eleas Blogbeitrag „Don’t bury your Gays“

(3) Sensitivity Reader könnt ihr zum Beispiel hier finden:
https://sensitivity-reading.de/themen

Goth Community Repräsentation

Julia Kadel, Unsplash

Lesezeit: ca. 2 Minuten
Seit Juli 2023 bin ich wieder ein bisschen in der Gothic Community unterwegs. Ich hatte schon in den frühen 2000ern eine kurze Gothic-Phase und nun bin ich zurückgekommen, um zu bleiben. Oder passend ausgedrückt: Ich bin eine Wiedergängerin! Seitdem habe ich viel Goth Musik gehört, mich mit Leuten auf einem Communitytreffen (dem „Grufti-Treff“ im Hamburger Goth Shop Nyctophilia) ausgetauscht, Sachbücher gelesen, den Goth Community Podcast Schwarzgesagt gehört, recherchiert …

Dabei ist mir aufgefallen, dass es kaum deutschsprachige Belletristik mit Goths als Hauptfiguren gibt. Hier die wenigen, die ich kenne:

„Besser als nix“ von Nina Pourlak (von 2009). Ich kenne bisher nur die Verfilmung. Im Film ist ein bisschen unklar, ob die Hauptfigur Tom ein Goth oder ein Emo ist oder für sich gar kein Label in dieser Richtung beansprucht, sondern einfach lookmäßig in diese Richtung tendiert.

Never Dull Studio, Unsplash

Die „Thor und Dylan“-Reihe von Justin C. Skylark – Dylan ist grob gesagt Goth, Thor ein Metaller, beide sind in Bands.

Und das wars. Mehr kenne ich nicht. Falls ihr weitere deutschsprachige Belletristik mit Goths als Hauptfiguren kennt, lasst es mich gern wissen.

Ich möchte ein bisschen Goth Repräsentation in der Belletristik schaffen, für eine oft von Außenstehenden unverstandene Community. Und so sieht das in meinen Büchern aus:

Jannis aus „Hexen in Hamburg“ ist Gothic, seine Freundin ebenfalls. Im letzten Band der Reihe, so mein Plan, wird er zur Hauptfigur werden (bisher ist er eine Nebenfigur). Seine Freundin, ebenfalls eine Goth, wird ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem Band spielen. Jannis klärt andere Figuren über typische Vorurteile gegenüber Goths auf (z.B. „Ich bin kein Satanist, ich verwüste auch keine Friedhöfe …“)

In „Francis und das Gasthaus der Geister“ ist der Protagonist Francis ein Goth. Für die Handlung spielt das allerdings keine zentrale Rolle.

Gavin aus der Novelle „Ein Konzert für einen guten Zweck mit den Demonettes“ ist ein Post-Punk-Star und fühlt sich ebenfalls in der Gothic-Community zu Hause.

Nox und seine Bandmitglieder aus „Nox and the Shadows“ sind alle Goths. In dieser Novelle spreche ich unter anderem ein Problem an, das einige Gothics erleben: Sie werden von manchen Leuten fetischisiert, die auf diesen dunklen Look stehen, sich aber nicht für den Menschen dahinter interessieren.
Hier ein Blogbeitrag rund um diese Novelle, darin gibt es auch einige Informationen rund um die Goth Subkultur.

Rund um die Gothic Gay Romance Novelle „Nox and the Shadows“

Ich wünsche mir mehr Goth Repräsentation in der Belletristik, also habe ich selbst welche geschrieben.

Davon handelt das Buch:
Nox ist ein englischer Goth Musiker in einer Band und lernt den Automechaniker Aidan kennen, der gern Gedichte schreibt. Gemeinsam arbeiten sie später an einem Song und kommen sich näher, aber es gibt einige Probleme …

Eine queere Novelle. Eine Hommage an die Gothic-Musik und -Community.

Die Hauptfiguren

Nox
Er ist auf dem Buchcover zu sehen, ich habe das Charakterportrait selbst gezeichnet und digital eingefärbt. Sein Künstlername ist lateinisch und bedeutet „die Nacht“. Nox ist ambivert, eine Mischung aus intro- und extrovertiert. Bei ihm zeigt sich das so, dass er auf der Bühne und beim Musizieren aus sich herausgehen kann, aber ansonsten laugen ihn soziale Interaktionen eher aus – seine „soziale Batterie“ wird schnell leer. Am glücklichsten ist Nox, wenn er an neuen Songs feilen kann … und das macht er später auch gern mit Aidan. Seine Band bedeutet ihm die Welt und er versteht sich sehr gut mit den anderen Bandmitgliedern, Jenny, Jason und Alison. Wie Alison (eine nichtbinäre Person) geht Nox offen damit um, dass er queer ist.

Aidan
Aidan hat sein ganzes Leben in einer Kleinstadt in Essex verbracht, obwohl er als Jugendlicher den Traum hatte, „dieses Kaff“ zu verlassen. Er arbeitet als Automechaniker und in seiner Freizeit schreibt er gern Gedichte. Aber er glaubt nicht daran, dass sie gut genug für eine Veröffentlichung seien – das Impostor Syndrom lässt grüßen. Seine Cousine Cathy ist für ihn wie eine beste Freundin, aber nicht mal ihr hat er seine Gedichte bisher gezeigt. Aidan hat einen vielseitigen Musikgeschmack, das hat er mit Nox gemeinsam. Anders als dieser ist er jedoch kein Goth.

Einige Textschnipsel …

Die Musik

„Music elevates us, it transcends time and space, bringing us to a place of shared experience.“
Ben V. von der Band Ludovico Technique
(mit freundlicher Genehmigung)

(„Musik erhebt uns, sie transzendiert Zeit und Raum, bringt uns an einen Ort gemeinsamen Erlebens.“)

Dieses Zitat darf ich freundlicherweise in der Novelle verwenden und ich habe es auch teilweise ein bisschen als Motto für die Geschichte betrachtet. Das Subgenre der Gothic Musik für die fiktive Band „Nox and the Shadows“ habe ich absichtlich nicht festgelegt. Im Goth Bereich gibt es zahlreiche musikalische Subgenres, z.B. Goth Metal, Goth Rock, Dark Wave, EBM (Electronic Body Music), Dark Electro, Post-Punk, Industrial und noch weitere.
Meine Hauptfiguren Nox und Aidan haben beide Interesse an verschiedenen Musikrichtungen und Nox hört auch gern klassische Musik, z.B. wenn er etwas Ruhiges zum „Herunterkommen“ braucht.

Ich habe eine Playlist im Buch abgedruckt und auch einen Link zu dieser auf Spotify.
https://bit.ly/GothicPlaylist2

In dieser Playlist gibt es auch einige Bands mit queeren Mitgliedern (die offen damit umgehen), außerdem ein klassisches Stück von Johann Sebastian Bach, das spielt in der Handlung eine kleine Rolle.

Die oben erwähnte Band: https://linktr.ee/Ludotechnique

Die Gothic Subkultur

Grob gesagt existiert sie seit den frühen 1980ern. In Deutschland werden meistens die Begriffe Goth, Gothic oder Grufti verwendet, aber es gibt auch noch andere, z.B. „schwarze Szene“.

In London gab es in den 1980ern drei Jahre lang den legendären Club „Batcave“, in dem das Who is Who der damaligen Szene unterwegs war, unter anderem Bands wie The Cure, Siouxie and the Banshees, Bauhaus, Nick Cave, Marc Almond und andere, die übrigens verschiedene Musikstile hatten. Da sich einige von ihnen aus dem Punk herausentwickelt hatten, wurde die Stilrichtung teilweise Post-Punk genannt.

Das Logo des Clubs Batcave

Der größte Einfluss auf die Szene ist bis heute die Musik. Entsprechend sind Konzerte, Festivals und Clubnächte/Partys besonders wichtig für die Community. Das weltweit größte Gothic-Festival ist das „Wave Gotik Treffen“ in Leipzig.

Die Ästhetik:
Der Gothic-Look ist vielfältig. Make-up ist in dieser Szene übrigens im Grunde genderneutral – Goths jeglichen Genders schminken sich, oder auch gar nicht, und das ist alles willkommen.

Viele Goths, auch Nox in meiner Novelle, betrachten Schwarz als ihre Lieblingsfarbe, was sich oft nicht nur in der Kleidung ausdrückt, sondern auch z.B. in den eigenen vier Wänden.

Es gibt aber auch Stile innerhalb der Community, in denen deutlich mehr Farben zum Einsatz kommen (Cybergoths, Pastel-Goths oder noch andere).

Womit beschäftigen sich Goths gern, abgesehen von Musik?

Einige Stichworte: Die Nacht, Gedichte und andere Literatur, Friedhöfe, Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens und dem Tod, Horror-, Vampir-, Monster- und Geistergeschichten aller Art, teilweise gibt es Überschneidungen zu Metalfans, zur paganen und Hexencommunity.

Vorurteile?
Nein, Goths sind nicht automatisch Satanist*innen und sie verwüsten auch keine Friedhöfe.
Goths sind nicht alle psychisch krank oder depressiv – ich habe schon viele fröhliche, lebenslustige Goths getroffen. Es gibt auch noch mehr Vorurteile, aber ich belasse es jetzt mal dabei.

Ein Lesungsvideo

Mehr über die Novelle, auch eine ausführliche Leseprobe:
https://amalia-zeichnerin.net/contemporary-queer-romance/

Aufruf für ein unkommerzielles Buchprojekt: Interviews mit agender bzw. genderless Menschen

Mein Eindruck ist, dass in dem weiten Feld von trans und nichtbinären Identitäten agender Menschen oft eher unsichtbar sind. Deshalb möchte ich gern Interviews machen und diese in einem kostenlosen Buch zusammenfassen.

Folgende Bedingung, wenn du teilnehmen möchtest:
Du bist agender/genderless

Eine Definition dazu aus dem Queer Lexikon:
Agender
Auch: genderless
Als agender können sich Menschen bezeichnen, die kein Geschlecht haben, sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder mit dem Konzept von Geschlecht nichts anfangen können. Agender kann unter die Makrolabel trans und nichtbinär fallen.“

Oder: Du bist agender/genderless und hast darüber hinaus eine weitere Gender-Identität

Was sexuelle, romantische und weitere Orientierungen betrifft, sind alle willkommen.

Gleiches gilt auch, wenn du Teil weiterer marginalisierter Gruppen bist (z.B. Person of Color, behindert, neurodivergent, von Armut betroffen …)

Du kannst selbst entscheiden, ob du manche der Fragen nicht beantworten kannst oder möchtest.

Du kannst dich auch entscheiden, ob du mit einem Vornamen oder Nickname und deinen Pronomen genannt werden möchtest, oder ob du ganz anonym teilnehmen möchtest.

Die Interviews werden von mir nicht verändert, ich prüfe lediglich Rechtschreib-,

Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Ich selbst werde die Interviewfragen auch beantworten.

Rund um das Buch:
Ich habe langjährige Erfahrung mit Selfpublishing und werde ein E-Book erstellen in den Formaten epub, mobi und PDF. Das kann dann kostenlos aus meiner Dropbox heruntergeladen werden, was ohne Anmeldung/Registrierung möglich ist. Sollte eine größere Nachfrage nach einem Taschenbuch bestehen, werde ich eines veröffentlichen. Dabei werde ich den Preis so gering wie möglich halten, aber natürlich müssen Vertriebs- und Druckkosten gedeckt sein.

Bitte beachten: Da ich mit diesem Buch entsprechend kein Geld verdiene (oder eventuell nur wenige Cents bei der Taschenbuchausgabe) kann ich den Teilnehmenden kein Honorar zahlen.

Die Interviewfragen kannst du in den Formaten .docx (für MS Word) und .odt (Libre Office, auch kompatibel mit Word) herunterladen. In den Dateien findest du auch meine Kontakt-E-Mail-Adresse. Sende das beantwortete Interview bitte an diese Adresse. Die Infos aus diesem Beitrag stehen auch in den Dateien.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, sich über die Veröffentlichung des Buches zu informieren: Du kannst eine Nachricht von mir per E-Mail erhalten oder mir in Social Media folgen, wo ich die Veröffentlichung ankündige.

Link zur Dropbox:
https://bit.ly/interviews_genderless