Über Steampunk, Definitionen und Nörgler

Seit 6 Jahren bewege ich mich in der Steampunk-Szene. Ich verbinde damit inzwischen viele schöne Erinnerungen – Treffen in Hamburg, das Hamburger Steampunk-Picknick, Tee-Duelle und so manche Veranstaltung, wie z.B. den Aethercircus.

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Foto vom einem Steampunk-Treffen in Hamburg, 2012

Ich habe im Laufe dieser Zeit eine Menge sehr kreativer Menschen kennengelernt, die mit viel Energie und Freude Erfindungen basteln, sich ihre Outfits schneidern, Accessoires basteln, Steampunk Musik machen, Steampunk Bücher schreiben, Kunsthandwerk gestalten, malen und zeichnen, spielen oder noch andere Dinge tun.

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Abbildung: Pixabay

Was mir diese Szene und das Genre dagegen vermiest, sind die ewigen Nörgler – die es vermutlich in jeder Subkultur und jedem Hobby gibt.

Nörgler, das sind z.B. die Leute die von einem Outfit sagen, es sei nicht authentisch.

Oder die, welche sich über Zahnräder als Deko-Element beschweren oder über Goggles auf Zylinderhüten, weil das ja nur oberflächliche Deko ohne Funktion sei.

Nörgler, das sind auch die, die sagen, dieses oder jenes Buch sei kein Steampunk, weil darin zwar Luftschiffe/Roboter/sonstige Erfindungen auftauchen, aber nicht genauestens erklärt wird, wie die denn funktionieren.

Oder die, die sich beschweren, dass die Szene oberflächlich sei. Die aber oft selbst nicht erkennen lassen, was an ihrer Art, Steampunk zu leben, tiefgründiger ist.

Oder diejenigen, die durchdefinieren wollen, welche Musik denn Steampunk sei und welche nicht.

Überhaupt, diese ständige Suche nach Definitionen. Als müsse immer alles schön in eine einzige Schublade passen und nach wie nach einer Din-Norm definiert sein.

Ich mag meinen Steampunk undefiniert. Ich lasse mich immer wieder gern überraschen von schrägen, kreativen Ideen, z.B. von wunderbaren Genre-Mischungen, also wenn Fantasy zum Steampunk kommt oder Cyberpunk-Elemente, dystopisches oder Science-Fiction, oder noch ganz andere Dinge. Oder wenn andere Epochen oder Kulturkreise als Vorbild dienen, denn auch wenn 90% des Steampunk vom späten 19. Jahrhundert oder frühen 20. Jahrhundert inspiriert ist – wer sagt denn, dass nicht auch andere Epochen möglich sind?

Und da draußen gibt es noch viele wunderbare andere kreative, orginelle Ideen, was man alles mit Steampunk machen kann.

Und was Authentizität betrifft, kann ich nur sagen: Steampunk kann nicht historisch authentisch sein, weil er eine Vergangenheit darstellt, die es so nie gab. Ich habe das schon vor zwei oder drei Jahren einmal geschrieben, aber ich wiederhole es gern noch mal: Steampunk ist kein Gründerzeit- oder viktorianisches Reenactment, sondern historisch inspirierte Phantastik.

Was ist Steampunk letztendlich? Für manche ein Lifestyle, eine Art zu leben, für andere ein schönes Hobby, für einige ein Broterwerb und für andere ein Interesse unter anderen. Oder auch, wie es Clara Lina Wirz in einem Vortrag ausdrückte:
Steampunk ist das, was man draus macht.

Steampunk Radio 06

von mir gemoddetes, funktionsfähiges Radio (2013)

Lassen wir doch bitte jedem die Freiheit und das Vergnügen, Steampunk so zu leben, wie er es möchte. Mit einer ganz persönlichen Definition. Oder auch ganz undefiniert.

Und wenn euch etwas nicht gefällt – fangt nicht an zu nörgeln. Macht es selbst besser – bzw. macht es so, wie es euch gefällt.