Alles ist politisch

Heute ein politischer Beitrag von mir. In Deutschland gibt es seit wenigen Jahren eine Partei, die sich bürgerlich-konservativ gibt und die eigentlich am rechtsäußeren Rand des politischen Spektrums angesiedelt ist. In dieser Partei gibt es Menschen, die die Demokratie abschaffen wollen. Diese Partei mischt mittlerweile in der Politik mit. (1) Wenn andere Parteien sie nicht daran hindern.

Zeitgleich gibt es in der Kultur die Debatte um Meinungsfreiheit – und die Freiheit der Kunst.

Der Konzeptkünstler Peter Kees schreibt in „Meinungsfreiheit – Rettet die Kunst vor den Moralaposteln”(2):

Kunst ist per se nicht demokratisch. Sie muss frei sein und bleiben dürfen, wie in unserer Verfassung verankert. Dabei darf sie durchaus auch undemokratisch und moralisch nicht integer sein.”

Eine Kunst, die undemokratisch sein darf? Schauen wir uns einmal den Begriff Demokratie genauer an.

Die Demokratie, (vom altgriechischen δημοκρατία ‚Herrschaft des Staatsvolkes‘) steht für politische Ordnungen oder politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen. Und damit ist das gesamte Volk gemeint. Nicht nur eine privilegierte Mehrheit. Sondern auch Minderheiten und marginalisierte Menschen (auch wenn letztere häufig genug noch strukturell diskriminiert werden, aber das ist ein eigenes Thema für sich, auf das ich in diesem Beitrag nicht weiter eingehen werde). Die Demokratie steht letztendlich auch für eine Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben.

Ein Gegenstück zur Demokratie sind Diktaturen, totalitäre Systeme, wie z.B. der Faschismus. Diesen Systemen ist bei aller Unterschiedlichkeit immer gemeinsam, dass sie bestimmte Menschengruppen für „höherwertig” erachten und andere Gruppen als minderwertig betrachten. Es sind Systeme, die systematisch Menschenverachtung betreiben, eine Menschenverachtung, die bereits zu Millionen Todesopfern geführt hat.

Eine Kunst, die sich nicht um Demokratie schert, nicht um eine Teilhabe aller am gesellschaftlichen Diskurs, ist fatal in einer Zeit, in der seit langem Unsagbares wieder sagbar gemacht wird, in der sich Diskurse erschreckend verschieben. In einer Zeit, in der sich neue undemokratische Gruppierungen bilden.

In einer Zeit, in der Phrasen wie „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen” oder auch „Ich bin nicht gegen (marginalisierte Menschen), aber…” salonfähig gemacht werden.

Eine Zeit, in der sich manche Mörder offen zu Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus bekennen. (3, 4)

Und was fällt unter die Meinungsfreiheit, könnte man fragen?
Rassismus und Antisemitismus sind keine Meinungen, sondern Menschenverachtung.
Queerfeindliches Verhalten ist keine Meinung, sondern Menschenverachtung.
Gleiches gilt auch für Ableismus, Sexismus, Anti-Femininismus und andere -ismen, die sich gegen marginalisierte Menschen richten.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Das sollte anhand der deutschen Geschichte eigentlich vollkommen klar sein und keinerlei Optionen für eine Diskussion offen lassen.

Alles ist politisch. Auch die Kunst. Auch die Literatur, ja sogar die Phantastik.

Wer dafür eintritt, dass die Kunst alles darf, dass in der Kunst alles getan und gesagt werden darf, auch unmoralisches, undemokratisches (und das möglicherweise auch ganz unreflektiert, unkritisch), der muss mit Kritik rechnen. Der muss damit rechnen, dass sich Menschen von dieser Kunst abwenden.

Der muss aber auch damit rechnen, dass unmoralische, undemokratische Menschen solche Kunst feiern, weil diese ihnen auf die metaphorische Schulter klopft, weil diese sie bestärkt in ihren unmoralischen, undemokratischen Weltanschauungen.
Es gibt Studien, die zeigen, dass sich auch fiktive Inhalte nachhaltig auf Menschen und deren Handeln, Fühlen, Empfinden und deren Weltanschauungen auswirken können. (5)

In den letzten Monaten beobachte ich die öffentliche Debatte um Meinungsfreiheit und was die Kunst alles darf mit zunehmender Sorge. Außerdem bin ich der Ansicht, dass man nicht allem und jedem eine Bühne bieten sollte, und das gilt sowohl im politischen Bereich als auch in der Kunst.

(1) https://www.spiegel.de/politik/deutschland/thueringen-die-fdp-hat-sich-von-faschisten-ins-amt-waehlen-lassen-a-12efca47-e6ab-4d93-9e4b-e74a6c849f9e

(2) https://www.deutschlandfunkkultur.de/meinungsfreiheit-rettet-die-kunst-vor-den-moral-aposteln.1005.de.html

(3) https://www.spiegel.de/panorama/justiz/walter-luebcke-stephan-ernst-was-wir-ueber-den-taeter-wissen-a-1274385.html

(4) https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-10/jeremy-borovitz-halle-anschlag-synagoge-antisemitismus-ueberlebender

(5) Mehr darüber in Eleas Brandt Essay „Fantastisch politisch“:
https://eleabrandt.de/2019/05/06/fantastisch-unpolitisch/

Natscha Strobel: „Warum man nicht mit Rechten reden sollte“
https://mosaik-blog.at/strategien-neue-rechte-mit-rechten-reden/

„Du kommst hier nicht rein!“ – Gatekeeping in Hobbys

Abbildung: Lothar Dieterich, Creative Commons Lizenz

Ich möchte heute ein bisschen über Hobbies, schreiben z.B. Cosplay. Larp. Steampunk. Fandoms. Games. Wer als enthusiatischer Newbie neu in eine entsprechende Community einsteigt, wird früher oder später auf die Gatekeeper stoßen. Der Begriff leitet sich u.a. ab von jener mystisch-mythologischen Torwächterin, die Reisenden Rätsel oder Aufgaben stellt, ehe sie den Weg (vielleicht) freigibt.

Wikipedia schreibt über Gatekeeper im Bereich der Nachrichtenforschung:
„Als Gatekeeper (deutsch: Torwächter, Schleusenwärter oder Türsteher) bezeichnet man in den Sozialwissenschaften metaphorisch einen (meist personellen) Einflussfaktor, der eine wichtige Position bei einem Entscheidungsfindungsprozess einnimmt. ”

Gatekeeper, das sind Leute, die das Hobby schon seit Annodazumal betreiben oder schon seit Urzeiten im Fandom sind und die als selbsternannte Expert*innen genau wissen, wie es geht, was nicht geht, was „man darf”, was nicht und so weiter. Und die auch ungefragt anderen Leuten ihre Meinung aufdrängen, wie sie ihr Hobby zu betreiben haben oder wie sie ihr Fansein ausleben sollten.

Vielen Hobbyist*innen ist eines gemeinsam: Ihre einzige Gemeinsamkeit ist das Hobby. Darüber hinaus können sie als Menschen sehr, sehr unterschiedlich sein und dank Internet auch quer über den Globus verteilt sein. Sie haben unterschiedliche politische Ansichten und Weltanschauungen, verschiedene Glaubenszugehörigkeiten (oder auch keine), sind straight oder queer, cis oder trans, weiß oder Schwarz, People of Color, sind wohlhabend oder eher weniger, haben Kinder oder auch nicht, sind Single oder in Beziehungen und so weiter.
Und so verschieden, wie sie im Alltagsleben sind, so verschieden sind auch die Heransgehensweisen der einzelnen Individuen an ihr Hobby.

Nicht jede Person, die ein Hobby betreibt, erhebt dies zum Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens.

Nicht jede Person verbringt Stunden und Tage damit, Kostüme zu nähen, Accessoires und Requisiten zu gestalten, nicht jede spielt jeden Tag ihre Lieblingsgames rauf und runter oder besucht Game-Conventions. Nicht jeder Mensch verbringt täglich Zeit in Online-Fandom-Foren oder hat die Zeit oder das Talent, um Fanart zu gestalten oder Fanfictions zu schreiben oder zu lesen. Nicht jede Person reist mehrfach jährlich zu vielen Veranstaltungen (z.B. am Wochenende), die mit dem Hobby zu tun haben.

Gatekeeper erwecken allerdings gern den Eindruck, all das sei aber zwingend notwendig, weil man ja sonst das Hobby nicht ernsthaft betreibe.

Gatekeeper maßen sich auch gern die Deutungshoheit darüber an, was ein gelungenes Outfit ist und was nicht – besonders wichtig bei Cosplay, Larp, Steampunk. In der deutschsprachigen Steampunk Community wird immer wieder darüber diskutiert – ist das Steampunk? Was ist Steampunk? Ist mein gekauftes Kleid, weil ich nicht nähen kann, Steampunk? Sind die aufgeklebten Zahnräder und die Goggles Steampunk, oder muss das alles auch eine Funktion haben, wie manche Geräte von Steampunk-Makern? Wie historisierend muss Steampunk sein? Muss er das überhaupt sein? Und wie ist es eigentlich mit Überschneidungen zu Cyberpunk, Gothic, Science-Fiction und anderen?

Gatekeeper reißen auch hier gern die Deutungshoheit an sich: So, wie sie Steampunk sehen, so ist es und nicht anders. Es gab mal eine Social Media Gruppe mit dem Namen „Ich mag meinen Steampunk undefiniert” und auch das Gegenstück dazu, „Ich mag meinen Steampunk definiert” existierte.

Genau das ist das Lieblingshobby der Gatekeeper: Sie definieren, was das Hobby ausmacht. Sie sind die selbsternannten Expertinnen.

Und vergessen gern darüber eines: Dass es hier nicht um eine exakte Wissenschaft geht. Auch nicht um geschichtliche Fakten oder um ein möglichst authentisches Reenactment. Ein Hobby ist ein Hobby ist ein Hobby. Es soll Spaß machen. Auch wenn dieser Spaß für unterschiedliche Leute nicht exakt gleich aussieht. Weil Menschen nun mal unterschiedlich sind. Auch die Geschmäcker sind verschieden. Was dir im Hobby Spaß macht, das ist vielleicht nichts für mich. Und was mir gefällt, damit kannst du vielleicht nichts anfangen. Trotzdem ist es für uns beide ein Hobby.

Mittels (erfolgreichem) Gatekeeping wird aus eine Gruppe von Hobbyist*innen allerdings schnell ein elitärer Club, der nur andere Mitglieder akzeptiert, wenn sie das Gatekeeping und die damit verbundenen, selbst auferlegten Normen verinnerlicht haben.

Im Cosplay-Bereich sagen einem manchen Gatekeeper, richtiges Cosplay setze immer eine Eins-zu-Eins-Umsetzung von Kostümen voraus und am besten eine besondere hohe persönliche Ähnlichkeit mit dem dargestellten Charakter. Wer in dieses enge Bild nicht hineinpasst, aufgrund von Hautfarbe, Haarfarbe, Körpertyp oder gar Behinderungen und ähnliches, oder wer einfach schlichtweg nicht den Geldbeutel hat, um ein perfektes Cosplay sein Eigen zu nennen, dem werden Gatekeeper möglicherweise die Freude an diesem Hobby schnell vermiesen. Neulich las ich außerdem ein Interview, dass sich mit Mobbing im Cosplay beschäftigt, was teilweise auch wieder mit Gatekeeping-Haltungen zu tun hat:
https://www.teilzeithelden.de/2020/01/08/interview-eine-kampagne-gegen-mobbing-im-cosplay/

Im Gaming kenne ich mich persönlich nicht aus, aber ich habe einiges durch meinen Bekanntenkreis gehört. Auch hier gibt es Gatekeeper, die schon seit Annodazumal gamen und zum Beispiel alles, wirklich alles über Spiel XYZ wissen. Anfänger*innen werden da schon mal belächelt, oft auch ob der Wahl ihrer Spiele, manche von ihnen dürfen sich Mansplaining anhören und können froh sein, wenn sie überhaupt in der Gamingcommunity akzeptiert werden. Zu diesem Thema hat Aurelia in ihrem Blog Geekgeflüster vieles geschrieben:
https://geekgefluester.de/category/alle-themen/gaming

Zum Beispiel hier: https://geekgefluester.de/von-gamer-girls-romance-und-internalisierter-misogynie

Ich kenne einige Leute, die in Fandoms unterwegs sind und die sich aus entsprechenden Social Media Gruppen komplett zurückgezogen haben, weil sie den Umgang der Gruppenmitglieder untereinander als toxisch empfunden haben. Ob das dann auch mit Gatekeeping zu tun hatte, mag sein, aber in dem Bereich fehlen mir die entsprechenden Erfahrungen, deshalb kann ich dazu wenig sagen. Ich habe allerdings einen englischsprachigen Text von Rachael Lefler gefunden, der teilweise nahelegt, dass auch hier Gatekeeping eine Rolle spielt:
https://reelrundown.com/misc/5-Factors-that-Can-Cause-Toxic-Fandom-to-Arise

Ein Zitat daraus (von mir übersetzt):

„Es gibt dieses Gefühl von Überlegenheit. Toxische Fans können sich gegenüber anderen Fans, die weniger intensiv/obsessiv sind und oft als „Casuals” bezeichnet werden, überlegen fühlen. Wehe, wenn du ein Shirt von einer Serie trägst, aber nicht obsessiv über diese Serie nachdenkst. (…) Toxische Fankultur entwickelt sich in einem Bereich, der als Internet Echokammer bekannt ist. Eine Echokammer ist ein Raum (oft in Internet-Foren oder Social Media Gruppen), in dem widersprechende Meinungen nicht geduldet werden. Das bedeutet, die Gruppe hat eine konformistische, herdenartige Mentalität. Alles was sie sagen und tun, füttert ihre Vorlieben und ihre Voreingenommenheit gegenüber Outsidern. Wenn eine Außenseiterin hereinkommt und versehentlich einen Fauxpas in einer solchen Gruppe begeht, wird sie in der Regel unhöflich darüber aufgeklärt oder sogar einfach aus der Gruppe verbannt.
Das heizt den oftmals fast kultischen Fanatismus toxischer Fans an. Es empowert sie und ermutigt sie, denn sie fühlen sich als große Gruppe an Leuten, die mit ihren Ansichten übereinstimmen. Und egal wie klein diese Ansichten innerhalb eines Fandoms sind, wird man darin Nischen finden mit Menschen, die derselben Ansicht sind.”

Im LARP gibt es in Social Media Gruppen und Foren, in denen man seine Outfits (im LARP „Gewandung” genannt) vorstellen oder auch Fragen rund um die Gestaltung stellen kann. Und auch da stehen oft die Gatekeeper ganz schnell vor dem virtuellen Tor und erklären auch enthusiatischen Newbies gern ungefragt, was sie alles mit ihrer Gewandung verkehrt machen und wie sie es gefälligst besser machen (mit dem Subtext: „Wenn das nicht besser wird, wirst du hier bei uns nicht als ernsthafte LARPer*in akzeptiert“). Mit anderen Worten: Hier wird, ähnlich wie im Cosplay und Steampunk, nicht selten Costume-Shaming betrieben.

Gatekeepern ist dabei meistens auch egal, ob die betreffende Person vielleicht gar nicht nähen kann, nicht die entsprechenden finanziellen Möglichkeiten hat, sich ein (hochwertiges, aber teures) Outfit zu leisten oder ähnliche Schwierigkeiten bestehen.

LARP ist übrigens tendenziell ein teures Hobby, denn nicht nur Outfits, Requisiten, Accessoires, sondern in vielen Fällen auch eine Camping-Ausstattung mit Zelt und natürlich die Con-Gebühr sowie die Anreise wollen finanziert werden. In vielen Fällen ist es schwierig, ohne eigenes Auto überhaupt anzureisen, da entsprechende Veranstaltungen meistens auf dem Land bzw. eher an abgelegenen Orten stattfinden. Es gibt zwar auch LARP-Formen, die den Einstieg einfacher machen, auch kann man quasi als Nichtspieler*incharakter, (abgekürzt NSC) auf Cons fahren, aber grundsätzlich sind die Hürden für Neueinsteiger*innen nicht gerade niedrig.

Ich war längere Zeit Admin in einigen Gruppen bei Facebook, darunter auch Hobbygruppen zu LARP und Steampunk. Immer wieder fragen dort Neueinsteigerinnen nach Tipps für den Anfang. Dahinter steckt natürlich zum einen Neugier, zum anderen aber vielleicht auch die Angst, etwas falsch zu machen, anzuecken, weil man das Hobby nicht „richtig” betreibt.

Aber wer bestimmt das denn bitte schön? In den Social Media bestimmen es die Gatekeeper, die am lautesten sind. Oder zumindest versuchen sie es, indem sie Neulinge mitunter solange in Diskussionen zutexten, bis diese mit dem metaphorischen Rücken zur Wand stehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Interessierte sich enttäuscht aus einem Hobby zurückgezogen haben, weil sie an solche Gatekeeper geraten sind.

Deshalb möchte ich gern zu folgendem aufrufen:
Auch wenn du ein Hobby schon seit Annodazumal betreibst, überlege dir bitte gut, ob du Neulingen wirklich ungebetene Ratschläge geben möchtest. Erinnere dich bitte einmal daran, wie du selbst in das Hobby oder Fandom eingestiegen bist.

Frag Einsteigerinnen bitte erst mal, ob sie deinen Rat hören möchten, oder nicht. Und wenn nicht, das akzeptiere das bitte. Vielleicht haben sie auch einfach gerade keine Zeit für eine längere Diskussion.

Akzeptiere bitte, dass Menschen Hobbies unterschiedlich betreiben, je nach ihren Möglichkeiten und ja, auch nach Lust und Laune. Das gilt auch für Fandoms.
Du musst dich ja nicht mit jeder Person beschäftigen, die zufällig dasselbe Hobby hat wie du oder die im selben Fandom ist.

Und wenn dir etwas Kritisches gegenüber anderen auf der Zunge liegt, denk bitte daran: Hobbys sind Freizeitbeschäftigungen, die Spaß und Erholung bieten sollen. Für dich und für andere.

Und wenn du trotzdem allem Kritik anbringen möchtest, dann bitte konstruktiv, so dass
die Kritisierte etwas damit anfangen kann. Damit hilfst du der Person sicher mehr, als z.B. mit einem „Dein Outfit ist sch***ße!“

Denk bitte inklusiv: Alle dürfen mitmachen. Nicht nur die mit langjährigen Erfahrungen, sondern auch diejenigen, die gerade erst anfangen. Auch diejenigen, die nur hin und wieder das Hobby betreiben. Auch diejenigen, die aufgrund von Aussehen, Körpertyp, Behinderungen nicht in die gängigen Schönheitsnormen passen. Oder um es ganz allgemein zu sagen: Auch diejenigen, die anders sind als du.

Mit Gatekeeping in Medien und der Rollenspielcommunity befasst sich auch eine Episode des Genderswapped Podcast:
https://genderswapped-podcast.podigee.io/35-episode-26

Sehenswertes Video auf YouTube: „Feedbackkultur am Arsch? Das 2. GESICHT vom LARP / Ninas LARP Guide“
https://www.youtube.com/watch?v=4pTLXc31YBY

Triggerwarnungen in der Literatur

Dieses Thema spaltet Teile der deutschsprachigen Literaturszene und wird kontrovers diskutiert. Teilweise machen sich Leute (auch Autor*innen) lustig darüber.

Hier dazu einige Argumente, die immer wieder dagegen genannt werden – und was ich darauf gern antworte:

»Ich weiß doch als Autorin gar nicht, was meine Leser*innen alles triggern könnte. Wo soll ich denn da anfangen?«

Es ist natürlich richtig, man kann selbstverständlich nicht alle Trigger dieser Welt identifizieren und benennen, denn die sind enorm vielfältig bzw. von Person zu Person unterschiedlich. Es geht also gar nicht darum, sämtliche möglichen Trigger zu finden. Es reicht schon, wenn man einigste gröbste Trigger benennt, falls diese im eigenen Werk auftauchen. Mehr dazu weiter unten.

»Manche Leute stellen sich einfach viel zu sehr an!«

Manche Menschen werden nie in ihrem Leben von etwas getriggert, für diese Glücklichen sind Inhaltswarnungen unerheblich.

Manche Leute verwenden das Wort „Trigger“ sehr umgangssprachlich für alles, was sie nervt oder für Inhalte, die sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht sehen wollen.

Diese verfälschende Bedeutung von Trigger meine ich nicht, sondern Trigger in einen medizinisch-klinischem Sinne, die gravierende psychische Auswirkungen haben können, zum Beispiel einen Rückfall in eine depressive Phase, einen verstörenden Flashback aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung oder ähnliches.

Trigger können übrigens auch, je nachdem wie stabil eine Person gerade psychisch ist, mal sehr triggernd wirken und mal wieder eher nicht. Auch das ist sehr individuell unterschiedlich.
Einige Beispiele: Ich selbst habe Bücher schon abbrechen müssen in depressiven Phasen, weil mich Inhalte darin massiv getriggert haben, insbesondere das Thema Suizid. Ich habe neulich von einer Person gehört, die ein einziger Begriff in einem Gespräch so sehr getriggert hat, dass sie einen nervösen Zusammenbruch und Suizidgedanken hatte.

»Triggerwarnungen sind doch immer Spoiler!«

Nein. Eigentlich ist es immer möglich, spoilerfrei die gröbsten Trigger zu benennen, als Inhaltswarnungen. In manchen Fällen können solche Inhaltswarnungen sogar dazu dienen, dass Leser*innen, die gerade über solche Themen gern lesen, entsprechende Bücher leichter finden, das gilt z.B. für Fetische, Kinks, oder auch Gewalt oder manche Inhalte in der Horror-Literatur, z.B. Body-Horror.

Mit „gröbste Trigger“ und Content Warnings (Inhaltswarnungen) meine ich z.B.

Vergewaltigung, sexuelle Gewalt
Brutalität/Gewalt (oder noch spezieller: gegen Menschen, Tiere, Kinder)
sexuelle Belästigung
psychische Erkrankung bzw. Symptome, im Speziellen Suizid oder Suizidgedanken
lebensbedrohliche Erkrankungen
Phobien
Kindesmissbrauch oder Missbrauch allgemein
Mord, Totschlag
Krieg
Trauma und entsprechende Folgen, z.B. posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Drogensucht, Alkoholismus oder andere Suchterkrankungen
Folter, Verstümmelung
Selbstverletzendes Verhalten
Mobbing
(explizite) Sexszenen – Begründung: es gibt Menschen, die sich von Sex abgestoßen fühlen („sex-repulsed“) und keine Sexszenen lesen möchten, oder die dies aus anderen Gründen nicht möchten.

Dass diese Begriff in einer Inhaltswarnung genannt werden, spoilert dennoch nicht die Handlung, denn, um einige Beispiele herauszugreifen: Wir wissen nicht, wer wann und wie vergewaltigt wird und was für Folgen das hat. Wir wissen nicht, wann und in welchem Ausmaß der Missbrauch in der Handlung eine Rolle spielt. In mehreren Genres sind Themen wie Gewalt, Mord oder auch Krieg ohnehin häufig zu finden, entsprechende Begriffe sind dort keine Spoiler. Wir wissen nicht, welche Person in einem Roman über Suizid nachdenkt und warum. Und so weiter.
Zu diesem Thema hat die Psychologin und Autorin Elea Brandt übrigens einen sehr lesenswerten Beitrag verfasst:
https://eleabrandt.de/…/mythbusting-triggerwarnungen…/

Abschließend sei noch gesagt: Es steht allen Autor*innen und Verlagen natürlich völlig frei, inwieweit sie Rücksicht auf Leser*innen nehmen wollen, wenn es um Inhaltswarnungen geht. Ich für meinen Teil möchte Rücksicht auf alle meine Leser*innen (oder potentielle Leser*innen) nehmen, gerade auch diejenigen, die sich keinen triggernden Inhalten aussetzen mögen. Auch wenn das bedeutet, dass sie manche meiner Bücher nicht lesen werden.

Update:
Die Inhaltswarnungen zu meinen Büchern sind hier zu finden, außerdem in allen E-Books und in mehreren, nicht allen, Taschenbüchern.
https://amalia-zeichnerin.net/inhaltswarnungen-zu-meinen-buechern/

Die Welt ist gemein zu marginalisierten Menschen

Überarbeitet im August 2024

Inhaltshinweise zu diesem Artikel
Erwähnung von: Queerfeindlichkeit, Rassismus, Ableismus, Suizid, Diskriminierung von marginalisierten Menschen, Gewalt gegen marginalisierte Menschen, Misgendering, psychische Erkrankungen, Neurodivergenz
, Islamfeindlichkeit, Mobbing, Bodyshaming

Es gibt Leute, die von marginalisierten Menschen sagen, diese würden immer jammern und behaupten, die Welt sei so gemein zu ihnen. Gerade heute las ich solch einen Kommentar in einem sozialen Netzwerk.

Dieses sogenannte „Jammern” hat seinen Grund und ist in meinen Augen gerechtfertigt. Denn die Welt ist gemein zu marginalisierten Menschen.

Lasst mich euch mehr darüber erzählen…

People of Color, Black People of Color (oft abgekürzt Bl_PoC), Migrant*innen, Menschen mit Migrationshintergrund, sie erleben ständig Alltagsrassismus. Der ist vielleicht nicht mal beabsichtigt oder tarnt sich gar als nettgemeintes Kompliment, ist aber dennoch Rassismus. Sie erleben auch Rassismus bei der Jobsuche, der Wohnungssuche, bei Ausweiskontrollen und vielem mehr. Manche werden Opfer von verbaler oder auch körperlicher Gewalt.

Muslimische Frauen werden, wenn sie Kopftuch tragen, in vielen beruflichen und auch anderen Bereichen, diskriminiert.

Queere (LGBTIAQ*) Menschen müssen sich immer wieder in ihrem Leben entscheiden, ob sie sich outen, wo und wie und vor wem, oder lieber doch nicht, um ihre Sicherheit oder einfach ihr Wohlbefinden nicht zu gefährden. Für manche ist es eine Strategie, als heterosexuell oder cisgender durchgehen zu können, um beides nicht in Gefahr zu bringen. Manche können oder wollen diese Art von Versteckspiel nicht. Oftmals ist selbst eine simple Zuneigungsbezeugung zu gleichgeschlechtlichen Partner*innen in der Öffentlichkeit, wie Händehalten oder ein einfacher Kuss, etwas, das manche andere Menschen als Provokation betrachten und mit Aggression bis hin zu körperlicher Gewalt beantworten.

Genderqueere oder nonbinäre Menschen müssen immer wieder erklären, dass sie weder Männer noch Frauen sind, wenn sie als das eine oder andere von ihren Mitmenschen gelesen werden. Oft müssen sie immer wieder an ihre Pronomen erinnern – was von manchen Menschen vehement abgelehnt wird, so dass es für betroffene Personen zu schmerzhaftem Misgendering kommt. Dabei sind diese Pronomen häufig ein wichtiger Teil ihren genderqueeren Identität.

Misgendering, das erleben auch trans Menschen immer wieder. Sie müssen für die Transition, wenn sie diese erreichen wollen, einen langen und steinigen Weg durch Ämter, Behörden, Therapiepraxen etc. gehen, zumal das entsprechende Transsexuellengesetz noch immer unzureichend ist. Das kostet eine Menge Kraft.

Die Identität von trans Menschen werden außerdem von TERFs (trans excluding radical feminists) angezweifelt, z.B. werden sie mit Argumenten des sogenannten Gender Essentialismus in Frage gestellt.

Trans Menschen sind wie viele queere Menschen oft außerdem Gewalt ausgesetzt, bis hin zu Mord. Deshalb gibt es jährlich den Trans Remembrance Day, der an die Opfer von Transfeindlichkeit erinnert.

Viele queere Menschen werden strukturell diskriminiert, z.B. wenn es um Fragen des Familienrechts geht, um Namens- und Personenstandsänderungen und noch einiges mehr.

Menschen mit Behinderungen werden in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens nicht „mitgedacht”, was auch eine Form struktureller Diskriminierung sein kann – überall gibt es Barrieren, sei es für Menschen mit Gehbehinderungen, Gehörlöse, Menschen mit Sehbehinderung, Lernbehinderungen, geistige Behinderungen oder noch andere.
Entsprechend haben diese Menschen in ihrem Alltag immer wieder mit allerhand Problemen zu kämpfen, die sich viele Menschen aus der Mehrheit der Bevölkerung kaum vorstellen können. Sie erleben außerdem oft Ableismus, manche von ihnen tagtäglich.

Menschen mit Neurodivergenz (z.B. Autismus, ADHS oder andere) erleben oft Probleme im Umgang mit anderen Menschen, und Alltagssituationen, die für neurotypische Leute vollkommen einfach sind, erleben diese mitunter als sehr stressig, z.B. mit einer starken Reizüberflutung oder anderen Wahrnehmung und Empfindungen, die sich mitunter deutlich von denen neurotypischer Menschen entscheiden.

Menschen mit chronischen Erkrankungen oder auch chronischen psychischen Erkrankungen kämpfen häufig ihr ganzes Leben lang gegen die Auswirkungen ihrer Erkrankung an, was unglaublich viel Kraft kosten kann. Zugleich werden sie oft von ihrem Umfeld oder von Arbeitgeber*innen stigmatisiert, falls sie überhaupt längerfristig arbeiten können. Manche von ihnen leben mit ständigen Schmerzen, körperlicher oder seelischer Art.

Menschen, die offen einer heidnischen Religion (Paganismus) anhängen, werden oft belächelt, lächerlich gemacht oder gar von manchen Menschen mit anderer Religionszugehörigkeit einer schweren Sünde bezichtigt, als ob ihre Glaubensrichtung nicht ebenso valide sei wie eine der großen Weltreligionen.

Menschen, die mit Aussehen oder Körpertyp nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, erleben Bodyshaming, werden gemobbt, beschimpft, ausgelacht …

Und das sind bei weitem nicht alle marginalisierten Gruppen, die es gibt. Denken wir z.B. mal an obdachlose Menschen, an Menschen in dauerhaft prekären Lebensverhältnissen oder Alleinerziehende, oder indigene Menschen, Sinti und Roma (bzw. gegendert: Sinti*zze und Rom*nja) und noch viele mehr. Und von mehrfach Marginalisierten fange ich jetzt mal nicht an.

Eines möchte ich betonen: All solche Formen von Diskriminierungen, von Mikroaggressionen im Alltag, Vorurteile oder auch offen feindseligem Verhalten, das erleben viele marginalisierte Menschen nicht nur ein paar Mal, sondern immer wieder und wieder. Nicht jeder Mensch kann oder will das alles einfach „wegstecken“, ignorieren, weglächeln oder einfach schweigend erdulden.

Diskriminierung, Vorurteile, Hatespeech und feindliches Verhalten, in ihren vielseitigen Ausprägungen, verletzen, machen wütend, traurig, enttäuschen, lassen mitunter Zweifel an sich selbst aufkommen, an der eigenen Identität, oder sind auf andere Weise destruktiv.

Ich lade dich zu einem Gedankenspiel ein.
Nimm einmal an, du bist in einer vollkommen privilegierten Position.
Das heißt in diesem Fall: Du bist Weiß. Männlich und cisgender. Nicht intersexuell. Heterosexuell. Christlich oder konfessionslos. Außerdem hast du Idealgewicht, bist neurotypisch und psychisch gesund.
Und nun geht es weiter …
Jeden Tag sagen Leute Dinge zu dir, die du nicht mit deinem Selbstbild in Einklang bringen kannst.
„Du bist krank.“
„Du bist pervers.“
„Dein Hautton ist zu hell.“
„Mit deiner Figur stimmt etwas nicht.“
Sie mögen es nicht, wenn du deine Freundin küsst oder mit ihr Hände hältst. Das solltest du besser sein lassen, sagen sie dir, sonst kriegst du Ärger. Oder Prügel.
Sie sagen: „Deine Religion ist nicht die wahre.“ Oder: Ihre Religion sei die einzig wahre.
Sie sagen verletzende Dinge über deine Männlichkeit, über deine Art, dich zu zeigen oder die Art, wie du dich bewegst oder kleidest. Sie lästern über deine Herkunft.

Vielleicht bist du erst irritierst. Fängst an, dagegen anzureden. Oder du schweigst und wunderst dich nur. Aber die Leute hören nicht auf, diese Dinge über dich zu sagen, hinter deinem Rücken (aber so, dass du es hören kannst) oder dir ins Gesicht. Und sie hören nicht damit auf. So geht das Tag für Tag. Woche für Woche. Monat für Monat. Jahr für Jahr. Wie würdest du dich damit auf Dauer fühlen? Was würdest du tun?

Nicht jede Person hat ihr Leben lang die Resilienz, ständige Diskriminierungen, verletzende Bemerkungen oder gar physische Gewalt unbeschadet an Körper, Geist und Seele zu überstehen. Wie kann man da als marginalisierter Mensch anders reagieren als zu „jammern“?

Übrigens: Die meisten marginalisierten Gruppen haben eines gemeinsam: Die Suizidraten dieser Gruppen sind, statistisch gesehen, um einiges höher als in der nicht-marginalisierten Mehrheit der Bevölkerung. Viele marginalisierten Menschen erkranken auch häufiger an psychischen Erkrankungen.

Und noch etwas: In Social Media lese ich immer wieder, dass manche marginalisierte Menschen keine Lust haben, wieder und wieder den „Erklärbär” für ihre nicht-marginalisierten Mitmenschen zu spielen – um zu erklären, wie sich dieses oder jenes in ihrer marginalisierten Gruppe verhält oder bei ihnen persönlich, oder was für Probleme sie in ihrem Leben haben. Denn auch dieses ständige Erklären kostet Kraft.

Und angesichts all dessen ist es vielleicht auch nicht verwunderlich, dass sich manche dieser Menschen lieber in einen „safe space” (oder „safer space“, wie manche mittlerweile sagen) zurückziehen und unter ihresgleichen bleiben, weil sie dort mehr Verständnis finden, als bei vielen Nicht-Marginalisierten.

Die Welt ist gemein zu marginalisierten Menschen. Und es wäre schön, wenn sie es ein bisschen weniger wäre.

Einige weitere Texte:

Über rassistische Diskriminierung in der Arbeitswelt
https://www.zeit.de/arbeit/2020-01/rassismus-job-arbeitsplatz-alltag-diskriminierung-kollegen

Über verschiedene Diskriminierungsformen, darunter auch strukturelle und institutionelle:
https://www.humanrights.ch/de/menschenrechte-themen/diskriminierungsverbot/konzept/formen/?gclid=Cj0KCQiA0ZHwBRCRARIsAK0Tr-oaR9hBNHMp53rPcxnUa8ULqmwtMvtOJiFvbiYgGY20fnWxM4cFFS0aAghmEALw_wcB

Stigmatisierung, Diskriminierung und Exklusion psychisch kranker Menschen https://www.kerbe.info/files/Kerbe_ausgaben/2010-10-22_Kerbe4_10-Artikel-Kardorff.pdf

Studie: Fast 40 Prozent der Europäer sind psychisch krank
https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-fast-40-prozent-der-europaeer-sind-psychisch-krank-a-784400.html

Was man gegen Alltagsrassismus tun kann
https://www.fluter.de/was-man-gegen-alltagsrassismus-machen-kann

Transidentität – ein Erfahrungsbericht
https://ze.tt/transidentitaet-wie-viktoria-nach-ihrem-zwangsouting-ihre-familie-verlor/

Über transidente Kinder
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-05/transidente-kinder-trans-maedchen-forschung

Transfeindlichkeit unter Frauen: Besorgte Feministinnen
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/transfeindlichkeit-unter-frauen-besorgte-feministinnen/24182500.html

Ein Kummerkastenbrief zum Thema Queerfeindlichkeit
https://queer-lexikon.net/tag/queerfeindlichkeit/

Ein rassismuskritischer Leitfaden
https://www.elina-marmer.com/wp-content/uploads/2015/03/IMAFREDU-Rassismuskritischer-Leiftaden_Web_barrierefrei-NEU.pdf

Der Kopftuchstreit
https://de.wikipedia.org/wiki/Kopftuchstreit

Studie zur Diskriminierung muslimischer Frau auf dem Arbeitsmarkt
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-09/arbeitsmarkt-kopftuch-musliminnen-bewerbung-diskriminierung-studie

Wie queere Menschen diskriminiert werden
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/alltag-von-homosexuellen-wie-queere-menschen-in-berlin-diskriminiert-werden/22810292.html

Minderheitenstress – so ungesund ist unsere Gesellschaft für queere Menschen
https://www.vice.com/de/article/bvgvyw/minderheitenstress-so-ungesund-ist-unsere-gesellschaft-fur-queere-menschen

Jeder vierte Migrant beklagt alltägliche Diskriminierung
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-08/diskriminierung-schulen-universitaeten-migranten

Der Mediendienst Integration über Diskriminierung:
https://mediendienst-integration.de/desintegration/diskriminierung.html

Ein Plädoyer für Diversität, Triggerwarnungen, Political Correctness und Sensitivity Reading in der Literatur

CN: Rassismus, Ableismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Mord, Todesstrafe, Suizid, psychische Erkrankungen, Behinderungen, Misogynie, Gewalt

In letzter Zeit habe ich häufiger Diskussionen in den sozialen Netzwerken über Triggerwarnungen, Diversität, Political correctness, gendergerechte Sprache, Sensitivity Reading in Medien verfolgt und mich teilweise ebenfalls beteiligt. Sei es, dass ein Autor in der Glosse eines Autorenmagazins über Triggerwarnungen herzog, oder ein anderer Autor in einem Literatur-Online-Magazin sich polemisch über Triggerwarnungen, Diversität, Political correctness, gendergerechte Sprache und Sensitivity Reading ausließ. Die Autorin Theresa Hannig und noch andere setzten sich für gendergerechte Sprache in der deutschsprachigen Wikipedia ein und ernteten mehr als einen Shitstorm. Sachliche Argumente gegen all diese Dinge waren in diesen Texten und auch in so mancher Diskussion übrigens kaum zu finden.

All diesen Themen ist eines gemeinsam – bezogen auf Literatur gibt es zahlreiche Autor*innen und Leser*innen, die genervt aufstöhnen und fragen, „darf man denn jetzt gar nichts mehr schreiben/sagen?”

Hier sei eine Entwarnung gegeben: Man darf. Auch dürften Kabarettist*innen und Comedians weiterhin Witze über Minderheiten machen. In der Kunst ist alles erlaubt, was nicht gegen bestehende sonstige Gesetze verstößt, wie ich bereits neulich in einem anderen Blogbeitrag erwähnt habe (siehe: http://www.kunst-ist-frei.de/).

Und natürlich ist Kunst auch immer eine subjektive Angelegenheit, sie ist keine Wissenschaft, sondern liegt ganz im Ermessen der Kunstschaffenden und gegebenfalls noch mehr oder weniger von deren Auftraggeber*innen. Die Frage nach einem „dürfen” stellt sich also gar nicht. Sondern eher danach, ob gewisse Inhalte denn empfehlenswert sind. Denn Kunstschaffende kreieren ihre Werke ja in der Regel nicht allein für sich selbst, sondern für andere Menschen.

Wer sich allerdings zu rassistischen, sexistischen, ableistischen, queerfeindlichen und anderen Inhalten entschließt, die Minderheiten negativ darstellen, ins Lächerliche ziehen oder diskriminieren, der muss mit Kritik von Menschen rechnen, die eben zu diesen Minderheiten oder marginalisierten Gruppen zählen – und auch von Menschen, welche diese Minderheiten unterstützen, z.B. die „Allys” der queeren Community.

Mitunter geht es hier um marginalisierte Menschen, die über Jahrhunderte nicht gehört wurden oder aus verschiedenen Gründen zum Schweigen gezwungen waren – ein Beispiel: männliche Homosexualität war in Deutschland bis 1968 und teilweise noch bis 1994 strafbar.
Es handelt sich um Menschen, die sich nicht zuletzt dank sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter (diese gibt es beide seit Ende 2006) erst seit relativ kurzer Zeit öffentlich Gehör verschaffen können und die das auch tun.

Aber anstatt sich nun anzuhören, was diese Minderheiten zu sagen haben und was sie sich von der Mehrheit der Menschen für den Umgang miteinander wünschen, regen sich viele auf über ein angebliches Übermaß an Political Correctness. Vermutlich, weil es unbequem ist und weil man sich dann Gedanken über Dinge machen müsste, die nicht der eigenen Komfortzone entsprechen.

Kommen wir noch einmal zurück auf die Kabarettist*innen und Comedians. Terry Pratchett hat einmal gesagt: „Satire soll Macht verspotten. Wenn du dich über marginalisierte Menschen lustig machst, ist das keine Satire, es ist Schikane.”

Anstatt sich aber Politiker, Reiche und Mächtige vorzunehmen, macht so mancher Comedian lieber Witze über marginalisierte Gruppen, tritt also nach unten anstatt nach oben.

Ich selbst bin mehrfach marginalisiert – ich habe von Geburt an eine Behinderung, seit über 20 Jahren eine chronische psychische Erkrankung und ich identifiziere mich als queer. Ich kann nicht darüber lachen, wenn Außenstehende Witze machen über Menschen mit psychischen Erkrankungen, Behinderungen, über queere Menschen, wenn sie Sexistisches von sich geben oder Bodyshaming betreiben. Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich, dass es anderen marginalisierten Menschen ähnlich geht. Schon allein aus Solidarität kann ich auch nicht über rassistische Witze lachen – und vermutlich würde es mir auch bei Witzen über andere marginalisierte Gruppen so gehen, selbst wenn ich nicht zu diesen gehören würde.

Etwas anderes ist es dagegen, wenn Betroffene selbst Witze über ihre eigene Minderheit machen – und selbst das kann je nach Kontext und Aussage grenzwertig sein. Zumal viele Witze auf Klischees und Vorurteilen herumreiten, anstatt diese abzubauen.

In einer Diskussion dazu gab jemand den offenbar ernstgemeinten Rat, man solle doch bitte die Größe haben, auch als Betroffener über solche Witze zu lachen. Ein solcher Rat ist allerdings nichts anderes als das Vorschreiben von Gefühlen, im Sinne eines „Nun lach doch mal, ist doch halb so wild.”

Viele marginalisierte Menschen erleben weltweit eine Menge Leid, nicht wenige Tag für Tag. Hier einige Beispiele: Es gibt noch immer Länder, in denen die Todesstrafe auf Homosexualität steht oder in denen queere Menschen verfolgt werden. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es immer wieder gewalttätige Übergriffe auf queere Menschen. Jahr für Jahr werden überall auf der Welt transgender Menschen ermordet. People of Color haben tagtäglich mit Alltagsrassismus zu tun, Frauen und als Frauen gelesene erleben Misogynie und hören sexistische Sprüche oder werden Opfer von sexueller Übergriffigkeit oder Schlimmerem. Menschen mit Behinderungen erleben ableistisches Verhalten und Menschen, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, sehen sich Bodyshaming ausgesetzt. Menschen mit psychischen Erkrankungen werden nicht selten stigmatisiert und nicht wenige von ihnen kämpfen häufig oder ständig mit Suizidgedanken (Zwischen 0,5 % und 1,4% der Weltbevölkerung begehen Suizid, im Jahr 2014 starben in Deutschland 10.209 Menschen daran, wobei die Dunkelziffer noch höher sein dürfte).

Dies und noch mehr sorgt für eine Menge Leid, die marginalisierte Menschen auf der ganzen Welt erleben. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie privilegiert sie im Vergleich sind. Angesichts all dieser leidvollen Erfahrungen erscheint es mir als blanker Hohn, auf Kosten dieser Leidtragenden Witze zu machen und sich über Kritik an solchen Witzen oder über angeblich überzogene Political Correctness aufzuregen.

Eine weitere Meinung, die ich in diesem Zusammenhang mehrfach gelesen habe: Man solle sich nicht so anstellen, nicht so empfindlich sein. Aber das wirkt angesichts des oben genannten Leids ebenfalls wie Hohn und ist auch wieder ein Vorschreiben von Gefühlen. Auch die Meinung, früher hätten die Menschen noch ganz andere Dinge ausgehalten, geht in diese Richtung. Dies erscheint mir allerdings verfehlt, weil es ausblendet, dass sich die Gesellschaft in einem ständigen Wandel befindet. Früher wurde es z.B. auch als selbstverständlich angesehen, dass Eltern ihre Kinder als erzieherische Maßnahme mit Schlägen straften und man war damals der Ansicht, dass dies den Kindern nicht schaden würde. Das gilt schon lange als überholt, auch aus psychologischer Sicht, und ist in Deutschland seit 19 Jahren verboten.

In so manchen Zusammenhängen gilt in Gruppen, dass die schwächste Person darin das Tempo vorgibt. Dass die anderen Rücksicht auf diese Person nehmen. Das ist letztendlich auch eine Form von Inklusion – alle können am Gruppengeschehen partizipieren, auch die schwächste Person. Natürlich steht es jedem Kunstschaffenden frei, reißerische Werke voller Stereotypen zu erschaffen oder solche, die andere Menschen verletzen. Aber wie wäre es denn mit ein bisschen mehr Rücksichtnahme? Kunst muss weder reißerisch, noch verletzend und sie muss auch nicht durch den Einsatz von Stereotypen bestehende Vorurteile weiter zementieren.

Übrigens: Triggerwarnungen und Diversität in Medien nehmen niemandem etwas weg, sie sind viel mehr eine Erweiterung, ein Angebot. Wer Triggerwarnungen nicht lesen will, kann sie einfach ignorieren, während Menschen, die davon profitieren, sich ein genaueres Bild von einem Buch oder einem anderen Medium machen können. Diversität wiederum erweitert die Möglichkeiten für Geschichten erheblich, was Charaktere, deren persönlichen Hintergrund, Figurenkonstellationen und Beziehungen betrifft.

Nun mögen manche Autor*innen vielleicht sagen: „Das ist mir egal – alles was ich schreibe, ist doch Fantasie und hat gar nichts mit der realen Welt zu tun.” Das ist ein Trugschluss, denn auch Fiktion hinterlässt nachweislich Eindrücke bei denen, die sie konsumieren. Dazu möchte ich gern aus einem Artikel der Autorin Elea Brandt zitieren:

Verschiedene Studien konnten zeigen, dass fiktionale Literatur die Einstellung der Leser*innen zu bestimmten Themen oder Personengruppen beeinflussen kann. Dieser Effekt tritt vor allem dann auf, wenn sich die Leserschaft intensiv in das Buch „hineingezogen“ fühlt, d.h. wenn eine starke Identifikation mit den Figuren und der Welt existiert.
Charakteristika von Mitgliedern bestimmter Personengruppen werden sogar besonders von Leser*innen verinnerlicht, wenn diese Mitglieder ihrer Lebenswelt sehr fremd sind. In einer Studie von Michael Slater bekamen amerikanische Studierende Texte zu lesen, die ihnen entweder als Fiktion (Romanausschnitt) oder als Sachtext präsentiert wurden. Ein Teil erhielt zudem Texte über eine vertraute Personengruppe (z.B. Kleinstädter aus Mississippi), ein Teil über eine nicht vertraute (z.B. Partisanen aus Eritrea). Es zeigte sich, dass die Studierenden ihre Einstellung zur dargestellten Personengruppe vor allem dann änderten, wenn sie einen fiktionalen Text lasen und wenn ihnen die Gruppe nicht vertraut war.
Eine andere Studie konnte zeigen, dass Teilnehmer*innen, die mit stereotypen afro-amerikanischen TV-Figuren konfrontiert wurden, im Nachhinein mehr reale Vorurteile gegen Afro-Amerikaner*innen besaßen als Teilnehmer*innen in einer Kontrollbedingungmit nicht-stereotypen Zuschreibungen. Zugleich funktioniert der Effekt aber, erfreulicherweise, auch in die andere Richtung: Werden Personen in Medien mit Aspekten konfrontiert, die bekannten Stereotypen zuwiderlaufen, kann dies zu einem Abbau von Vorurteilen beitragen. Auch die Verwendung geschlechtergerechter Sprache hilft dabei, nicht nur Jungen und Männer, sondern auch Mädchen oder non-binäre Menschen anzusprechen und einzuschließen.
Aus diesen Erkenntnissen lassen sich verschiedene Implikationen ableiten. Zum einen sollten sich Autor*innen bewusst sein, dass ihre Texte die Meinung von Leser*innen über dargestellte Personengruppen oder Szenarien beeinflussen können, auch dann, wenn es sich nachweislich um einen fiktionalen Text handelt. Worte sind eine machtvolle Waffe – deswegen sollten wir sie bewusst einsetzen. Zum anderen wird aus diesen Studien auch deutlich, wie wichtig die (positive) Repräsentation von marginalisierten Gruppen innerhalb fiktionaler Literatur ist. Menschen lernen aus Fiktion, sie nehmen Informationen mit ins Hier und Jetzt und leiten sogar Handlungsoptionen oder individuelle Einstellungen daraus ab.” (Quelle: https://eleabrandt.de/2019/05/06/fantastisch-unpolitisch/)

Dass der Einsatz von gendergerechter Sprache sich positiv auf Frauen, als Frauen gelesene und queere Personen auswirken kann, zeigt dieser Artikel: https://www.derstandard.at/story/2000107213910/geschlechtsneutrale-sprache-hat-tatsaechlich-erwuenschte-wirkungen

Das alles bedeutet nicht, dass man als Autor*in sämtliche problematischen Inhalte aus seinen Geschichten verbannen sollte. Literatur bietet schließlich auch die Möglichkeit, gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang wäre es aber in jedem Fall empfehlenswert, sich bewusst zu machen, inwiefern etwas problematisch ist und inwiefern z.B. Charaktere darüber kritisch reflektieren können oder ob man sich beispielsweise in einem Vorwort von problematischen Inhalten distanziert, die z.B. in einem schwierigen historischen Kontext stehen.

Beziehungsweise man könnte auch überlegen, ob es wirkliche diese problematischen Handlungsmuster (Tropes) sein müssen, oder ob man nicht auf andere Weise Spannung und Konflikte in seinen Geschichten erzeugen könnte – was mitunter um einiges origineller und kreativer sein könnte als ein schon hinlänglich bekanntes Handlungsmuster, das es in ähnlicher Form schon tausendfach gibt, in einer weiteren Variante darzustellen.

Auch Sensitivity Reading kann helfen, problematische Inhalte als solche zu identifizieren. Das mögen Dinge sein, die den Autor*innen selbst gar nicht bewusst sind, die unabsichtlich in einen Text gelangen, aber einer betroffenen Person sehr schnell auffallen. Natürlich kann ein Sensitivity Reader allein nicht für die Gesamtheit seiner marginalisierten Gruppe sprechen, zumal es da je nach Thema große Unterschiede geben kann. Psychische Erkrankungen beispielsweise äußern sich bei jeder Person ein wenig anders, auch wenn es grundlegende Symptome gibt, die ähnlich sind. Aber Sensitivity Reader können in jedem Fall auf grobe Recherchefehler oder ähnliches hinweisen. Ich habe selbst schon Sensitivity Reading für meine eigenen Texte genutzt und möchte diese Möglichkeit nicht missen, denn immerhin wende ich mich damit letztendlich an Expert*innen für ein bestimmtes Thema. Und das tue ich ja auch sonst, wenn ich für ein schriftstellerisches Projekt recherchiere. Und ich sehe noch etwas Positives im Sensitivity Reading:
Manche Autor*innen befürchten eine (Zensur-)Schere im Kopf und haben Angst, dass sie sich vor lauter Gedanken darüber, was sie nun nicht mehr schreiben sollten, gar nicht mehr kreativ ausleben können. Dabei ist es doch im Grunde ganz einfach: Man kann erst mal alles schreiben, ganz ohne „Schere im Kopf” – und dann Testleser*innen und Sensitivity Reader den Text lesen lassen und diese fragen, ob sie darin problematische Inhalte gefunden haben oder nicht.

Auf Political Correctness zu achten, vielleicht zumindest ansatzweise Diversität in seine Geschichten zu bringen, auf problematische Tropes zu verzichten oder diese zumindest innerhalb der Handlung kritisch zu reflektieren, seine Werke mit Triggerwarnungen zu versehen und den Wunsch nach all dem nicht als überzogene Forderungen zu sehen, zeugt letztendlich auch von einem gewissen Feingefühl und Empathie.

Einige weitere Texte:

https://eleabrandt.de/2019/04/12/mythbusting-triggerwarnungen-in-buechern/

https://alpakawolken.de/ein-plaedoyer-fuer-mehr-ruecksichtsnahme/

https://www.tor-online.de/feature/und-der-ganze-rest/2017/04/can-we-talk-ein-plaedoyer-fuer-mehr-diversitaet-in-der-fantastik/

https://katlike.de/2018/11/25/diversity-101-wieso-wir-alle-divers-schreiben-sollten/

https://sensitivity-reading.de/nicht-nur-nazis-sind-rassistisch

https://skepsiswerke.de/repraesentation-in-der-literatur-warum-ist-repraesentation-so-wichtig/

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Über die fatale Romantisierung von toxischen Beziehungen und anderen problematischen Tropes in der Fiktion

Foto: Pixel2013, Pixabay

Spätestens seit der Twilight-Reihe von Stephenie Meyer und „Fifty Shades of Grey“ von E.L. James (ursprünglich übrigens eine Fanfiction der Twilight-Reihe) sind Liebesgeschichten ausgesprochen populär geworden, die eine ganze Reihe an toxischen Verhaltensweisen romantisieren, darunter Grenzüberschreitungen, häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Entführungen, Stalking und noch einiges mehr. Ähnliches findet sich auch in manchen Liebesfilmen.
Oftmals geht es auch um die „Eroberung” eines Love-Interests, die dann mit allen Mitteln durchgezogen wird, bis hin zu dem erwähnten Stalking oder noch anderen fragwürdigen Methoden. Selbst wenn Love-Interests deutlich machen, dass sie kein Interesse haben, wird ein „Nein” nicht akzeptiert. Das allein ist schon ein problematischer Trope, der die Entscheidungsfreiheit von Menschen völlig in Frage stellt.

Nicht selten geht es in solchen Büchern auch um die Annahme, man könne einen „Bad Boy” zum Guten hin ändern. Oder dass dieser sich aus Liebe zu einer bestimmten Person sich zumindest dieser gegenüber nicht wie der letzte Arsch verhalten wird.
Der Typus des „Bad Boy” als Protagonist (fast ausschließlich männlich) ist mittlerweile so beliebt, dass manche Liebesromane den Begriff direkt im Titel tragen oder ihn zumindest im Klappentext unterbringen. Glaubt ihr nicht? Gebt einfach mal in einer großen Onlinebuchhandlung den Suchbegriff „Bad Boy“ ein.
Die Liebe zu einem „Bad Boy” mag romantisch klingen, ist sie aber nicht. Weil die Realität ganz anders aussieht. Viele Opfer häuslicher Gewalt können davon ein Lied singen – sie bleiben oft lange bei einem Partner, der sie schlägt oder auf andere Weise missbraucht. Weil sie die Schuld bei sich selbst suchen. Weil sie ihn trotz allem immer noch lieben, oder sich zumindest an diese Vorstellung klammern. Weil sie Angst vor einer Trennung und den entsprechenden Konsequenzen haben. Weil sie darauf hoffen, ihn doch noch ändern zu können. Das sind aber in vielen Fällen nichts als Illusionen. Die als realitätsferne Fantasien in entsprechenden Büchern auftauchen.

Nun werden manche Lesende so argumentieren, dass das ja eben alles Fantasie sei und einfach einer nervenkitzelnden Unterhaltung diene. Mir ist durchaus bewusst, dass es viele Leser*innen gibt, für die ein solches Buch genau das ist – einfach nur ein Nervenkitzel, etwas über im Grunde verbotene oder fragwürdige Verhaltensweisen zu lesen, der aber keine spürbare Auswirkungen auf ihr reales Leben hat.

Ähnlich, wie es auch ein Nervelkitzel für manche Computerspieler*innen ist, sich mit „Baller-Spielen” zu beschäftigen – für viele eine Möglichkeit, „Dampf abzulassen”, ohne dass dies Nachwirkungen im realen Leben hat. Während wiederum andere, leicht beeinflussbare und/oder labile Menschen dadurch auch in der Realität aggressiv werden können oder andere negative Verhaltensweisen an den Tag legen.

Entsprechend gibt es auch junge, leicht beeinflussbare oder auch labile Leser*innen, die oft in Büchern nach Vorbildern und Identifikationsfiguren suchen. Diesen wird im Genre der „Dark Romance” und verwandten Genres ein äußerst fragwürdiges Weltbild präsentiert: Verhaltensweisen (häufig von cis Männern), die im realen Leben im Grunde strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen würden, werden in solchen Büchern romantisch verklärt und geschönt, und damit in gewisser Weise normalisiert. Entsprechend dürften sie vor allem von diesen Leser*innen mit wenig Lebenserfahrung dann möglicherweise als etwas relativ Normales empfunden werden. Vielleicht erkennen sie darin auch Verhaltensweisen aus ihrem eigenen Umfeld wieder und sagen sich dann, „Männer sind halt so.” Insofern finde ich es fatal, dass manche dieser angeblichen Romanzen mit toxischen Beziehungsmustern als jugendfrei eingestuft werden, und auch in entsprechenden Kategorien in Onlinebuchhandlungen zu finden sind.

Das Argument, Fiktion sei doch Fiktion und würde sich nie wirklich auf die Gedanken- und Gefühlswelt von Menschen auswirken, ist übrigens hinfällig, wenn man sich Studien wie diese ansieht, die deutlich macht, dass sich der Konsum von fiktiven Medien aller Art durchaus auf das Weltbild und die Verhaltensweisen von Menschen auswirken kann:
„The Psychology of Entertainment Media – Blurring the Lines Between Entertainment and Persuasion” ( siehe: https://numerons.files.wordpress.com/2012/04/14psychology-of-entertainment-media.pdf)

Wenn man sich die erschreckenden Zahlen aus Kriminalstatistiken ansieht, wie viele Menschen (größtenteils, aber nicht nur, Frauen) jährlich vergewaltigt oder gar ermordet werden, wird deutlich, dass diese negativen, toxischen Verhaltensweisen, wie schon gesagt, sehr real sind. Entsprechend dürften sich Opfer von häuslicher Gewalt oder anderen Straftaten von solchen Büchern, in denen all das romantisiert oder als etwas „Normales” dargestellt wird, vermutlich auf Schlimmste verhöhnt vorkommen.

Entsprechend realistisch, ohne eine Romantisierung, sollte aus meiner Sicht auch der Umgang in fiktiven Texten damit sein.

Mein persönlicher Kodex als Autorin lautet daher:
Ich verzichte in meinen Geschichten auf die Romantisierung, Normalisierung oder Idealisierung von:
– sexueller Belästigung
– Missbrauch (verbal und körperlich)
– häuslicher Gewalt
– Vergewaltigung
– Stalking
– Entführung und Stockholm-Syndrom (https://de.wikipedia.org/wiki/Stockholm-Syndrom)
– Gaslighting und anderen Formen von psychischer Manipulation
(https://de.wikipedia.org/wiki/Gaslighting)
– Grenzüberschreitungen
– ungesunde BDSM-ähnliche Beziehungen ohne Konsens und ohne Sicherheit
– sowie andere schädigende, menschenverachtende Verhaltensweisen, deren Täter keinerlei strafrechtliche oder andere Konsequenzen erfahren.

Sollten in meinen Büchern dennoch Charaktere oben genannte Verhaltensweisen an den Tag legen, werden sie dafür nicht mit der Liebe oder der erfolgreichen „Eroberung“ eines anderen Charakters „belohnt“, sondern werden stattdessen früher oder später schmerzhafte Konsequenzen auf die eine oder andere Weise erleben, bis hin zu strafrechtlicher Verfolgung.

Weiteres zum Thema:

Verwischte Grenzen: Wenn Literatur problematisch ist https://stuermischeseiten.de/2017/12/16/teegedanken-das-problem-mit-den-toxischen-inhalten-in-unserer-literatur/

Guilty pleasure oder Gesellschaftsproblem? https://eleabrandt.de/2018/02/05/guilty-pleasure-oder-gesellschaftsproblem/

Meine Probleme mit Pseudo-Liebesromanen https://ninahasse.wordpress.com/2017/04/26/meine-probleme-mit-pseudo-liebesromanen/

Rapefiction-Debatte: Es geht um alles, aber nicht um Sex https://geekgefluester.de/rapefiction-debatte-es-geht-um-alles-aber-nicht-um-sex

Sexuelle Gewalt im Mediengedächtnis https://buechnerwald.wordpress.com/2019/04/14/sexuelle-gewalt-im-mediengedaechtnis/

Podcast-Folge zum Thema: https://feuer-und-brot.podigee.io/46-toxische-beziehungen

Die Autorin Jenny Trout hat vor einiger Zeit den Roman „Fifty Shades of Grey” (und andere Bücher) in allen Einzelheiten analysiert, Kapitel für Kapitel. Dabei legt sie unter anderem offen, wieviele negative Verhaltensweisen darin zu finden sind (englischsprachig): http://jennytrout.com/?page_id=5720&fbclid=IwAR2Vr6r__QuRlU95QEpQ05RDxgzbFchmHK-dNzLQfWZknC-oJRzCGWeY_Eg

Aktuell ist „The Mister” von E.L. James auch in den deutschen Bestseller-Listen zu finden.
Diese und andere Rezensionen lassen kein gutes Haar an dem Roman:https://www.vice.com/de/article/vb9eqy/e-l-james-the-mister-wir-haben-den-nachfolger-von-fifty-shades-of-grey-gelesen

Das Video „Stalking for Love“ zeigt Stalking, wie es in vielen Filmen umgesetzt wurde (englischsprachig, deutsche Untertitel können eingeschaltet werden):

„Entführung als Romanze“

(englischsprachig, deutsche Untertitel können eingeschaltet werden):
https://www.youtube.com/watch?v=t8xL7w1POZ0

leider nur englischsprachig: „Rom Cons: Problematic Movie Romance Lessons“
https://www.youtube.com/watch?v=ohmWqno24cE

Autorinnen aus dem Nornennetz haben mal einen interessanten Beitrag zum Thema Stalking im Romance Genre verfasst, der aufzeigt, wie unterschiedlich Verhaltensweisen interpretiert werden können:
https://www.nornennetz.de/baddating

Update 2020
Die Vögte über die Repräsentation von Rape Culture
https://www.youtube.com/watch?v=seC6UXakDOg

eine psychologische Studie über problematische Liebes-Tropes, veraltete Rollenbilder und toxische Maskulinität in der Twilight-Saga von Stephenie Meyer: https://www.researchgate.net/publication/254075080_Deadly_Love_Images_of_Dating_Violence_in_the_Twilight_Saga

Twilights Kinder – Über toxische Beziehungsmuster in Young-Adult-Romanen:
https://www.tor-online.de/feature/buch/2020/05/twilights-kinder-toxische-beziehungsmuster/

© Amalia Zeichnerin

Über die Repräsentation von Bisexualität in Medien der Fiktion

(Update im Juni 2024)

In diesem Beitrag schreibe ich über das Thema Bisexualität, da ich mich selbst mit diesem Umbrella-Term identifiziere, und wie diese in Medien wie Büchern, Filmen, Serien dargestellt wird.

Zunächst ein paar persönliche Worte: Ich selbst habe erst mit Mitte Dreißig herausgefunden, dass ich bisexuell (bzw. genaugenommen panromantisch) bin, weil ich bis dahin populären Irrtümer über die sexuelle Orientierung geglaubt habe, z.B. die folgenden:
„Das ist nur eine Phase. Früher oder später wird einem klar, dass man eigentlich hetero- oder homosexuell ist”
„Man muss sich zu gleichen Teilen zu Männern und Frauen hingezogen fühlen, um als bisexuell zu gelten.”
„Man muss mindestens einmal eine Beziehung/und/oder Sex zu einem Mann und einer Frau gehabt haben, um sich als bisexuell identifizieren zu können.”
Erst ein Artikel der amerikanischen Organisation GLAAD hat mir diesbezüglich die Augen geöffnet, der leider nicht mehr online ist.

Nun ist es so, dass auch heute noch immer mal wieder Vorurteile über Bisexuelle in Medien verbreitet werden, was früher noch ausgeprägter war. Zum Beispiel gab es lange Zeit den Trope des „depraved bisexual”, in dem entsprechende Charaktere oft mit Stereotypen dargestellt werden, z.B. als hypersexuell, promiskuitiv, manipulativ oder, um des Dramas willen, sogar als gefährlich oder mörderisch.

Ein weiteres negatives Trope ist „Bury your gays” , von dem nicht selten auch bisexuelle Figuren betroffen sind. An dieser Stelle möchte ich gern den „Lexa Pledge” erwähnen, der sich seit 2016 im englischsprachigen Raum für eine bessere Repräsentation von lesbischen und bisexuellen Frauen einsetzte. Diese Initiative geht zurück auf den Tod des Charakters Lexa aus „The 100”. Dieser wiederum steht in der traurigen Tradition des oben genannten Tropes. Das bedeutet, dass queere Figuren in Filmen, Serien und anderen Medien häufig gewaltsam sterben, in erster Linie, um Drama zu erzeugen. Oftmals wird dieses Handlungsmuster auch verwendet, um die Charakterentwicklung des (heterosexuellen) Protagonisten voranzutreiben. Dieser Trope ist besonders dann schädlich, wenn in einer Geschichte ausschließlich einer oder mehrere queere Figuren sterben, während die heterosexuellen Charaktere überleben. Denn wer selbst queer ist, kann angesichts solcher Geschichten fast den Eindruck bekommen, dass queere Menschen meistens ein besonders schweres Schicksal haben, das selten gut endet.

Bisexuelle müssen sich von Heterosexuellen oft anhören, sie seien zu queer. Von Homosexuellen wiederum kommt häufig der Vorwurf, sie seien zu feige, um sich als homosexuell zu outen. Letzteres basiert auf den Vorurteilen, dass Bisexualität eigentlich gar nicht existiere oder lediglich eine Phase sei. Ein weiteres Problem, mit dem Bisexuelle oft zu kämpfen haben, ist ihre relative Unsichtbarkeit: Eine Person in einer gegengeschlechtlichen Beziehung wird als heterosexuell gelesen. Eine Person, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung ist, wird von ihrem Umfeld als homosexuell gesehen. Wer also von sich aus nicht erklärt, er sei bisexuell, wird so u. U. gar nicht als solcher wahrgenommen.

Diese Form von Unsichtbarkeit ist auch in vielen Medien zu finden und wird im englischsprachigen Raum auch als „Bisexual erasure” bezeichnet: Also ein Ausradieren der eigentlichen sexuellen Orientierung.
Ein Beispiel hierfür: Willow aus „Buffy – Im Bann der Dämonen” ist zunächst mit einem Mann (Oz) zusammen, später mit einer Frau (Tara). Das Wort Bisexualität wird in diesem Zusammenhang nie erwähnt, Willow äußert auch nie entsprechende Gedanken gegenüber anderen. Stattdessen beschreibt sie sich selbst als lesbisch. Nun gibt es durchaus Menschen, die sich zunächst unsicher sind, was ihre Sexualität betrifft, aber in Willows Fall würde das quasi bedeuten, dass die längerfristige Romanze mit Oz nicht echt war, wenn sie sich eigentlich als lesbisch sieht.

Weitere Filme, in denen Figuren nie auch nur ansatzweise über Bisexualität sprechen, obwohl es dazu einige Gründe gebe, sind z.B. „The kids are alright”, „Freier Fall” und „Chasing Amy”. Und noch ein Beispiel: Der Comic-Charakter Constantine ist in den Comics offen bisexuell, jedoch nicht in der Verfilmung von 2005 und auch nicht in der Adaption von NBC aus dem Jahr 2014. In beiden wird er als heterosexuell dargestellt. Ähnliches gilt für den Comic-Charakter Deadpool (der in den Comics offiziell pansexuell ist). Einige englischsprachige Artikel zum Thema Bisexual erasure sind am Ende des Artikels verlinkt.

Gelegentlich wird Bisexual erasure auch für Queerbaiting ausgenutzt, so zum Beispiel in der Serie „Supernatural”. Dean Winchester ist auf der einen Seite mehr oder weniger ein Womanizer, auf der anderen Seite hat er eine so innige Freundschaft mit dem Engel Castiel, dass diese schon als deutlich mehr erscheint. Zumindest wird entsprechendes immer wieder angedeutet und sei es nur über den Subtext. Aber dabei bleibt es, aus ihrer Beziehung wird nie eine richtige Romanze und keiner von ihnen outet sich. (Spoiler Alert: Am Ende der 15. Staffel erklärt Castiel schließlich dann doch seine Liebe zu Dean, aber das geht nicht gut aus.)

An der Frage, ob Dean bi ist, scheiden sich die Geister im entsprechenden Fandom und das Shipping „Destiel” war oder ist so beliebt, dass es nicht nur unzählige Fanfictions zu diesem Thema gibt, sondern 2016 sogar eine Destiel-Convention.

Im Artikel „Supernatural’s Scariest Monster: Bi Erasure” (nicht mehr online) schreibt der Verfasser: „In gewisser Weise zieht die Serie Vorteile aus dem bi erasure und benutzt es als Brennstoff für ihr Queerbaiting-Feuer”.

Und wie sieht es in der Literatur aus?
Bei einer Suche nach Büchern, in denen Bisexuelle vorkommen, stieß ich als erstes auf Erotik-Literatur, die häufig Dreiecksbeziehungen oder -Affären abbildet, wie schon auf den Covern zu sehen ist. Also ein weiteres Klischee über Bisexuelle – dass sie nur in einer Dreiecksbeziehung mit beiden Geschlechtern glücklich sein könnten.

In der Belletristik fand ich den Begriff „bisexuell” fast nie direkt im Klappentext, obwohl das eigentlich hilfreich wäre oder zumindest Andeutungen in dieser Richtung. Das hat sich mittlerweile deutlich geändert, da viele Autor*innen ihre Bücher mit Tags und Tropes versehen, in denen dann auch Bisexualität oder andere Formen von Queerness erwähnt wird.

Im Bereich der deutschsprachigen Lesbian und Gay (bzw. Sapphic und Achillean) Romance Bücher tauchen hin und wieder offen bisexuelle Charaktere auf, aber im Vergleich mit lesbischen oder schwulen Charakteren sind sie noch immer eher selten.

Wie kann denn nun eine gute Repräsentation von Bisexualität aussehen?
Eine gute Repräsentation würde meiner Meinung nach damit anfangen, dass entsprechende Charaktere offen bisexuell sind und auch darüber mit anderen sprechen. Oder sich – für den Anfang – zumindest schon mal darüber Gedanken machen, was ja auch in Form innerer Monologe geschehen kann. Ebenso wäre ein Verzicht auf Vorurteile und eine klischeefreie Darstellung wünschenswert. Oder aber, dass bisexuelle Figuren auf Vorurteile, mit denen sie konfrontiert werden, adäquat reagieren.
Außerdem sollten sie nicht allein über ihre Sexualität definiert werden und, wie andere Charaktere auch, über einzigartige Eigenschaften, Stärken, Schwächen, Macken etc. verfügen, so dass es keine blassen Figuren sind, sondern lebensechte Menschen.

Leider kenne ich selbst nur wenige Beispiele, bei denen diese Repräsentation gut gelungen ist. Das ist zum Beispiel der Fall in der in der Serie „Crazy Ex-Girlfriend”, in dem ein bisexueller Charakter (Darryl Whitefeather) sogar ein Lied über seine Orientierung singt und dabei auch gleich mit einigen Vorurteilen aufräumt: https://www.youtube.com/watch?v=5e7844P77Is

Selbst in Serien, in denen es mehrere queere Charaktere gibt, sind offen bisexuelle eher selten zu finden. Da mir selbst so wenige positive Beispiele eingefallen sind, habe ich 2019 bei Twitter eine Umfrage gemacht nach offen bisexuellen Figuren, die möglichst klischeefrei dargestellt werden.

Diese hier wurden mir genannt – eine Liste, die natürlich nicht vollständig sein kann:

Jack Harkness aus „Doctor Who” und „Torchwood” (er könnte auch pan sein)
Stella Gibson in „The Fall“
Kelly in „Black Mirror: San Junipero“
Edie und Russell aus „Six Feet Under“
Sadie im gleichnamigen Thriller von Courtney Summers
Leliana und Zevran Arainai aus „Dragon Age: Origins“
In „Dragon Age 2“: alle vier Companions (Anders, Fenris, Isabela und Merrill)
In „Dragon Age: Inquisition“: Iron Bull (bzw. eigentlich pansexuell) und Josephine Montilyet
Kyra Hare aus „Der Schleier der Welt” von R.A. Prum und S.C. Kreuer mehrere Charaktere im geschriebenen Webserien-Projekt „Mosaik”, ebenfalls von R.A. Prum und S.C. Kreuer
Toni Topaz aus der Serie „Riverdale”
Korra und Asami aus „Legend of Korra”
Amalia in der Sookie Stackhouse-Reihe, sowie Pam in der TV-Adaption „True Blood”
H.G. Wells in der Serie „Warehouse 13”
Bo aus „Lost Girl”
Magnus Bane aus „Shadowhunters”
Zeyn aus der „Sternenbrand”-Dilogie von Annette Juretzki
Askar und die Rote Dame aus „Opfermond” von Elea Brandt.
Rosa aus der Serie „Brooklyn 99”
Myoujin Araya aus dem Manga „Act-Age”
Mitsuri Kanroji aus „Kimetsu No Yaiba“
Sara Lance aus „Arrow“/ „Legends Of Tomorrow“
Waverly Earp aus „Wynonna Earp“
Henry Marley aus dem Manga „Java Bonds“ von Nana Yaa Kyere
Stephen Stills aus den „Scott Pilgrim“-Comics
Leah aus „Leah on the Offbeat“
Viola Davis in „How to get away with murder“
Amy aus „Faking it“
Zakia aus „Sense8“
Außerdem wurde das Spiel „Mass Effect” in diesem Zusammenhang erwähnt.

In meinen eigenen Büchern gibt es ebenfalls mehrere bisexuelle Figuren.

Gerade in den letzten Jahren ist das Thema Bisexualität deutlich präsenter geworden und das lässt hoffen, in der Zukunft mehr bisexuelle Charaktere in Filmen, Serien, Büchern etc. vertreten zu finden, die ohne die gängigen Klischees und Stereotypen dargestellt werden.
Übrigens: In den USA gibt es mittlerweile einen jährlichen Preis für die Repräsentation von bisexuellen Menschen in der Literatur, den „Lambda Literary Award for Bisexual Literature” siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Lambda_Literary_Award_for_Bisexual_Literature

So etwas wäre auch im deutschsprachigen Raum wünschenswert, nicht nur für bisexuelle, sondern generell für queere Charaktere in der Literatur.

Wie sieht es in Sachmedien aus?
Mittlerweile gibt es zahlreiche Artikel und auch einige Sachbücher, die mit Vorurteilen und Klischees über Bisexualität aufräumen, z.B. das Buch „Bi – Vielfältige Liebe entdecken“ von Julia Shaw. Ein Own Voices Medium ist das Magazin Bijou. Blogger*innen und Youtuber*innen befassen sich ebenfalls mit dem Thema.
Vor wenigen Jahren noch konnte man stattdessen hier und da den Eindruck gewinnen, Bisexualität sei ein neuer „Trend“. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass sich eine Reihe an Prominenten als bisexuell geoutet haben und damit diese sexuelle Orientierung öffentlicher gemacht haben.

Einige Links:

https://www.zeit.de/lebensart/partnerschaft/2012-12/leserartikel-bisexualitaet-comingout

https://www.zeitjung.de/bisexualitaet-liebe-menschen-vorurteile-bisexualitaet/

https://gleichheitunddifferenz.wordpress.com/2015/10/28/bisexuelle-sind-das-nicht-die-die-alles-vogeln/

https://sexualitaetundmedien.wordpress.com/2018/06/15/das-ist-nur-eine-phase-%c2%ad-bisexual-erasure-in-orange-is-the-new-black/

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/bi-visibility-day-warum-bisexuelle-auch-von-homos-diskriminiert-werden/12352558-2.html

https://www.theodysseyonline.com/bisexual-erasure-in-media-needs-to-stop


Was für Held*innen seid ihr?

Ein Quiz just for fun: Mit welchem Charakter aus meinem High Fantasy Roman „Vanfarin – von Untoten und Totems“ hast du am meisten gemeinsam?

Bitte zähle zusammen, wie oft du jeweils A, B,C,D oder E angekreuzt hast.

1. Deine Freunde und du werdet von einer Horde Untoten angegriffen.
Wie verteidigst du dich?

A) Gar nicht. Ich verdrücke mich an den Rand des Gemetzels.
Aber sicherlich werden später meine Heilkünste vonnöten sein.

B) Ich werfe mit Feuerbällen. Brennt, ihr scheußlichen lebenden Leichen!

C) Mit allem, was ich zur Hand habe – am liebsten mit meinem Anderthalbhänder.Aber ich nehme zur Not auch Äxte, Dolche oder Stangenwaffen.

D) Kämpfen, ich? Ich nutze lieber meinen guten Orientierungssinn, um mich zu verstecken.

E) Was soll die Frage? Ich bin gerüstet und gut bewaffnet, und meistens nicht nur auf dem Schlachtfeld.

2. Deine Meinung zu den Untoten, die das Land Vanfarin seit vielen Monaten plagen? Bzw. generell zu Untoten?

B) Ich habe Angst, dass sie nicht nur den Menschen und anderen Wesen schaden, sondern auch der Natur.

E) Gräßlich! Die möchte ich alle einen Kopf kürzer machen!

D) Woher kommen sie? Sind sie wirklich dem Tode nahe? Wie kann es dann sein, dass sie so schnell sind? Ach, wenn ich doch nur mehr Zeit hätte, um mich gründlich mit diesem Phänomen zu befassen!

C) Wehe, wenn die in mein Heimatdorf kommen!

A) Ob die wohl an einer Krankheit leiden, oder steckt etwas anderes dahinter?

3. Wenn du die freie Wahl hättest, wo würdest du gern wohnen?

D) In einer großen Stadt mit viel Kultur und interessanten Möglichkeiten, sich zu weiterzubilden.
E) Mir egal, ich bin da zu Hause, wo mein Bett steht.
A) Als Nomade, mal hier, mal dort, wo es mich halt hinzieht.
B) In einer Hütte im Wald. Ich liebe Wälder.
C) In einem kleinen Dorf am Rande eines Gebirges

4. Welches dieser Tiere gefällt dir am besten?

B) Libellen oder Schmetterlinge
E) Bär
D) Fuchs
A) Adler, oder ein anderer Greifvogel
C) Wolf

5. Was darf bei dir nicht fehlen, wenn du auf Reisen gehst?

D) Ein gutes Buch
E) ich bin da ganz flexibel, auf jeden Fall praktische, wetterfeste Kleidung
B) Mein Lieblingstee, den ich selbst aus Kräutern hergestellt habe
C) Eine Flasche Met oder anderer Alkohol (oder ich kaufe ihn unterwegs)
A) eine Decke, auf die ich mich zum Meditieren setzen kann oder die ich
als Unterlage für schamanische Reisen verwende

6. Freunde sind für dich…

C) sehr wichtig, ich halte zu ihnen, was immer auch passiert
D) Ich bin ein Eigenbrötler und habe nicht viele Freunde.
B) Wir sind füreinander da, auch in schwierigen Lebenslagen
A) Freunde und Familie sind mir sehr wichtig, auch wenn ich sie in letzter Zeit nicht oft sehe
E) Wenn ich mich auf meine Freunde nicht verlassen kann, sind es keine Freunde.

7. Du hast einen Tag oder Abend nur für dich. Was machst du am liebsten?

E) Ich mache ein Workout, bei dem ich so richtig schön ins Schwitzen gerate.
A) Ich genieße die Ruhe, meditiere oder mache andere Versenkungs- oder Achtsamkeitsübungen.
C) Ich besorge ein, zwei Flaschen Met oder anderen Alkohol und lade ein paar Freunde ein.
D) Ich lese ein gutes Sachbuch, um mich weiterzubilden oder experimentiere mit meinem Chemie-Baukasten.
B) Ich mache einen ausgiebigen Waldspaziergang (oder anderswo im Freien), um den Kopf freizukriegen.

Auflösung

A) Du hast ein Interesse an Wellness und Gesundheitsthemen, meditierst gern oder machst vergleichbare Übungen. Möglicherweise gehst du einem heilenden Beruf nach und bist schon öfter umgezogen, weil es dich mal hierhin und mal dorthin ziehst. Du ähnelst damit dem Schamanen und Heiler Talahko, der aus einem Nomadenvolk stammt.

B) Du bist naturverbunden, Umweltschutz liegt dir am Herzen und du verbringst gern viel Zeit im Freien. Möglicherweise isst du lieber Gemüse als Fleisch und bist besonders gern im Wald. Damit ähnelst du der Elfenmagierin Gheal.

C) Du bist deinen Freunden gegenüber loyal und kämpfst nötigenfalls für dein eigenes und ihr Wohlergehen, ähnlich wie ein Wolf für sein Rudel eintreten würde. Du bist furchtlos und mutig, außerdem bist du ein geselliger Typ. Du ähnelst dem Krieger Brynjar aus dem Norden Vanfarins.

D) Sportliche Betätigung ist eher nicht so dein Ding und du bist lieber allein als unter vielen Menschen. Du hast vielleicht nur wenige, aber gute Freunde. Möglicherweise bist du stark an Naturwissenschaften oder einem anderen Wissenschaftszweig interessiert, auf jeden Fall gehst du den Dingen gern auf den Grund. Du ähnelst dem Gelehrten und Alchemisten Hadaschi.

E) Du bist ein sportlicher, ehrgeiziger Typ und gelegentlich von aufbrausendem Temperament. Außerdem bist du in vielen Lebenslagen flexibel. Mut und innere (oder auch äußere) Stärke sind ebenfalls Eigenschaften, die man mit dir in Verbindung bringt. Von deinen Freunden erwartest du, dass du dich auf sie verlassen kannst. Du ähnelst der Ogrra-Kriegerin Gorsic.