Eine Facebook- und Instagram-Pause … und was das mit mir macht.


Geralt, Pixabay

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ich bin immer noch auf Facebook und Instagram, zum Teil aus beruflichen Gründen, wegen einiger Kontakte, Informationen und spezieller Interessengruppen, für die ich (noch) keinen Ersatz finden konnte.
Aber auf meinen Autorenprofilen auf Facebook und Instagram steht die Content-Mühle seit dem 20. Januar komplett still. Keine Posts, keine Stories, keine Reels, nichts. Und das tut mir richtig gut. Ich habe nicht mehr den Drang, mich da mitzuteilen.
Ich habe mich am 26. Januar außerdem bei Facebook und Instagram ausgeloggt und die Websites auch vorübergehend mit einem Browser-Add-on blockiert. (Beides habe ich nur auf meinem PC, nicht mit Apps auf meinem Handy.)
Ich habe vorher geschrieben, wer dringend mit mir Kontakt aufnehmen will oder muss, soll mir bitte eine E-Mail schreiben.

Ich wette mit mir selbst, dass ich es schaffe, diese Pause bis Sonntag, den 2. Februar, durchzuhalten. Wenn ich es schaffe, werde ich mir einen Film gönnen, den ich unbedingt sehen möchte. Hört sich nicht nach einer großen Sache an? Für mich schon, denn ich bin seit 2015 sehr viel und fast täglich auf Facebook und seit etwa 2018 auch auf Instagram. Social-Media-Sucht ist ein Ding, zumindest in meinem Fall. Gestern habe ich mich zum Beispiel dabei ertappt, dass ich mich gefragt habe, ob mir jemand eine Nachricht auf Instagram oder Facebook geschickt hat. Oder dass ich einem Bekannten im Instagram-Messenger etwas schreiben möchte … aber es ist nicht wichtig und kann warten.

Solche Pausen möchte ich öfter machen. Und am liebsten ganz von Facebook und Instagram wegkommen. Aber das kann ich (noch) nicht, auch wegen einer beruflicher Kontakte.

Aber ich habe mir einige Gedanken gemacht, wie Facebook und Instagram mich im Laufe der Jahre beeinflusst haben.

Einige Sätze aus Janet Vertesis Blog gehen mir nicht aus dem Kopf:
Because these systems have hijacked our friendships, our social relationships, our professional networks. And they’ve hijacked our attention and addictive centers of our brains.“ (1)

übersetzt: „Denn diese Systeme haben unsere Freundschaften entführt, unsere sozialen Beziehungen, unsere berufliche Netzwerke. Und sie haben unsere Aufmerksamkeit und die Suchtzentren unserer Gehirne entführt.“

You feel connected to your friends but you only hang out together in someone else’s living room, who records everything you say.“ (2)

übersetzt: „Du fühlst dich deinen Freund*innen verbunden, aber ihr hängt nur zusammen in dem Wohnzimmer einer anderen Person ab, die alles aufzeichnet, was du sagst.“

Das ist ganz schön gruselig, wenn ich so darüber nachdenke. Ich kenne einige Leute, die quasi auf Facebook leben. Sie pflastern die Plattform mit ihren Fotos. Sie teilen im Minuten- oder Stundentakt lustige Bildchen oder Witze, oder kommentieren Beiträge von Nachrichtenmedien und streiten sich dann mit anderen Nutzer*innen, z.B. über Politik. Oder sie schreiben immer wieder ellenlange Beiträge über private, gesundheitliche oder sonstige Probleme, die sie vor Facebook wohl nur einem (nicht öffentlichen) Tagebuch oder ihrem engsten offline Umfeld anvertraut hätten. Sehr viele Autor*innen und andere Kreative machen Content und Werbung für ihre kreativen Werke. Andere schreiben stündlich oder mehrmals stündlich kurze Ansichten aus ihrem Alltag, oder nutzen Facebook auf andere Weise sehr häufig.

Ich muss gestehen, ich habe auch eine Weile auf Facebook gelebt. Ich war u.a. Admin in mehreren Gruppen, habe sehr viel zu meiner Autorentätigkeit geschrieben, mit Bildern und Buchwerbung und allem drum und dran … und noch mehr. Seit einer ganzen Weile mache ich das nicht mehr. Ich habe alle Admin-Posten dort aufgegeben. Ich habe fast alle Fotos gelöscht, auf denen ich zu sehen bin, bis auf einige Autorenfotos. Ich habe zwar gelegentlich in den vergangenen Monaten mit meinem Privatprofil Beiträge geschrieben, aber eher nur dann, wenn ich Rat suchte. Ich habe kaum noch durch meine Timeline gescrollt, nur nachgesehen, ob es Benachrichtigungen für mich gab.

Ich möchte nicht mehr in Zuckerbergs Wohnzimmer mit meinen Facebook-Freund*innen abhängen, von denen ein Großteil keine Freund*innen sind, sondern Bekannte, mit denen ich nicht so viel zu tun habe.

Und ich stelle fest, dass mir die aktuelle Facebook/Instagram-Pause guttut. Da ist nicht mehr dieses Gefühl, in einen Club zu gehen, in dem überall Leute an mir zerren und laut rufen:
Schau dir mein Fotoalbum an!
Lies meinen lustigen/traurigen/ratlosen Beitrag!
Rege dich mit mir über die aktuelle Politik, die Weltlage, die Klimakrise auf!
Schau dir meine Werbung an!
Guck mal hier, wie schrecklich!
Wie traurig!
Wie witzig, hihihi!
Hach, wie wunderbar!
Das macht mich so wütend, dich nicht auch?!

Außerdem schreibt Janet Vertesi:
„The entire purpose of their websites is to keep you distracted while they steal your data and sell access to your eyeballs to advertisers.“ (3)

übersetzt: „Der einzige Sinn und Zweck dieser Webseiten ist es, dich abzulenken, während sie deine Daten stehlen und Werbetreibenden den Zugang zu deinen Augen verkaufen.“

Das wissen, denke ich, mittlerweile die meisten Facebook- und Instagram-Nutzer*innen (hoffentlich). Aber ich vermute, dass sie es verdrängen. Ich habe das auch lange Zeit verdrängt, aber das möchte ich nun nicht mehr. Ich weiß noch nicht, wie es mit mir und Facebook/Instagram in den kommenden Monaten weitergeht. Ich hoffe, dass ich es schaffe, weitere längere Pausen dort zu machen. Allein schon, um mir die betreffende Sucht abzugewöhnen. Und wer weiß, vielleicht kann ich dort irgendwann ganz die Zelte abbrechen.

Fußnoten:
(1 bis 3) Quelle: https://www.optoutproject.net/social-media-1/

Weiterer Blogbeitrag von mir:
Alternativen zu den Meta-Unternehmen: Über den Aufbau von Communitys und Reichweite

Alternativen zu den Meta-Unternehmen: Über den Aufbau von Communitys und Reichweite

Ich schätze, ich habe gerade eine Hyperfixierung auf dieses Thema. Also schreibe ich noch mal was darüber.

In einem Gespräch auf Instagram mit einer Autorin kamen wir heute auf folgendes Thema: Instagram hat, z.B. für Bookstagram, eine hohe Reichweite, das Netzwerk hat gewissermaßen eine Monopolstellung. Ich erinnere mich noch an Diskussionen auf X (damals noch Twitter), als es von M*sk gekauft wurde. Da sagten viele Nutzer*innen: „Ich kann hier nicht weg, ich habe mir hier eine Community aufgebaut, ich bin vernetzt, ich habe hier Reichweite.“

Es ist allerdings so: Communitys kann man sich auch woanders aufbauen. Ja, so etwas dauert und es ist nicht bequem, aber es kann sich lohnen. Ein Beispiel: Im Fediverse/auf Mastodon geht das relativ einfach: Die Bio/Profilbeschreibung darf länger sein als auf Instagram. Am besten ist es, dort auch Hashtags hinzufügen. Da man im Fediverse Hashtags folgen kann, können Leute einen über diese Hashtags und die gemeinsamen Interessen leichter finden als auf Instagram.

Man kann auch einen Vorstellungsbeitrag anpinnen und es ist gern gesehen, wenn Newbies sich in einem Beitrag mit dem Hashtag #neuhier vorstellen und über ihre Interessen schreiben oder wer sie sind etc. Solche Beiträge werden dann auch gern geteilt, so dass sie mehr Reichweite bekommen.

Ich bin nun seit knapp 3 Jahren dort, habe rund 700 Follower und da es dort keine Algorithmen gibt, ist meine Reichweite um einiges höher als auf Instagram und Facebook. Ich sehe das auch daran, dass ich deutlich mehr Interaktionen habe.

Und die andere Frage ist prinzipieller Natur: Möchte ich als queere, mehrfach marginalisierte Person wirklich dauerhaft auf Facebook und Instagram bleiben, wenn es dort nun bald kein Factchecking mehr und nicht mal ansatzweise Schutz vor Hate-Speech und Diskriminierung gibt? Instagram und Facebook waren bisher schon schlecht, was das betrifft, aber ich fürchte, nun wird das alles noch viel schlimmer.

EDIT: Auf Instagram habe ich mehrere Beiträge von queeren Autor*innen und anderen Queers gelesen, die sich „nicht vertreiben lassen wollen“, die weiterhin Queerness behandeln möchten und die ihr Profil als Safe Space für andere Queers und Allys verstehen.
Ich habe ähnliches vor wenigen Jahren auch in Diskussionen rund um X/Twitter erlebt. Leider hat sich gezeigt, dass die Entwicklung auf X mittlerweile völlig untragbar geworden ist, nicht nur für Queers und andere marginalisierte Leute. Ich gehe deshalb davon aus, dass es sich auf Instagram über kurz oder lang ähnlich entwickeln wird.

Wenn ihr Social Media sucht, die eher Safer Spaces sind, schaut euch das Fediverse an. Lest euch beispielsweise mal die Nutzungregeln auf der Startseite von https://pixelfed.de/ durch. Da wird schon klar, dass Diskriminierung, Hate-Speech und ähnliches dort nicht geduldet werden.
Das Fediverse wird, im Gegensatz zu Facebook und Instagram, wirklich vergleichsweise gut moderiert und man kann Hate-Speech, Trolle, Spam und Scams and die Admins und Moderator*innen melden. Die dann in der Regel auch tatsächlich reagieren.

Weiteres zu diesem Themenbereich aus meinem Blog:
Das Fediverse – ein alternatives Social Network
Ein weiteres alternatives Social Network: Tumblr

kurzer Instagrambeitrag über Pixelfed, eine Alternative zu Instagram:
https://www.instagram.com/p/DEzKcOXsPXM

Bzw. hier mein Text aus dem Beitrag, leicht gekürzt:

Ich habe mich bei Pixelfed.de angemeldet, ich möchte es für meine Illustrationen nutzen.
Die Plattform hat aktuell ca. 53.000 Nutzer*innen und 4600 davon sind viel aktiv.

Die Nutzungsregeln:
Keine Belästigung, kein Stalking, kein Doxxing.
Kein Rassismus oder Relativierung von Rassismus.
Kein Sexismus und keine Relativierung von Sexismus.
Keine Fremdenfeindlichkeit oder Relativierung von Fremdenfeindlichkeit.
Keine Diskriminierung von geschlechtlichen Identitäten oder sexuellen Orientierungen oder deren Relativierung.
Keine Werbung (Ausnahmen: Künstler*innen und Fotograf*innen dürfen Eigenwerbung machen)
Keine absichtlich irreführenden Inhalte (einschließlich neuer/rechtsextremer Verschwörungstheorien oder Betrug wie Kryptowährungen).
Keine Inhalte, die gegen die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland verstoßen.

Hier einige Details:
Es gibt verschiedene Timelines, denen man folgen kann.
Nutzer*innen können sich gegenseitig oder einseitig folgen.
Die Beiträge können einfach geteilt werden. Bilder können aber nicht aus Beiträgen herauskopiert werden.
Es gibt auch Storys auf der Plattform.
Man kann Bildersammlungen (Collections) anlegen.
Captions können bis zu 5000 Zeichen lang sein und klickbare Hyperlinks enthalten, außerdem Hashtags.
Man kann nach Hashtags suchen und bekommt dann entsprechende Bilder angezeigt.
Pro Post kann man bis zu 12 Bilder hochladen.
ALT-Texte (Bildbeschreibungen für sehbehinderte Menschen) können leicht integriert werden.
Es gibt eine Funktion für NSFW-Bilder: Diese werden ausgeblendet und man kann auch hineinschreiben, warum das Bild NSFW ist (z.B. Nacktheit)
Es gibt auch noch weitere Funktionen für Posts.

Bisher gefällt es mir dort sehr gut. Ich nutze es am PC, wie es über Apps am Handy läuft, weiß ich nicht.

Übrigens: Instagram-Content lässt sich auch relativ einfach nach Pixelfed importieren.
Wie das geht steht hier (auf Englisch): https://pixelfed.social/site/kb/import

Sehr lesenswerter Beitrag von Klaudia aka Vienna Writer über das Thema Reichweite
„Social-Media Grundsätze: Mythos Reichweite“
https://www.viennawriter.net/blog/social-media-grundsaetze-mythos-reichweite/


Für Buchmenschen und Lesefans ist eventuell die unkommerzielle Buchplattform Bookwyrm von Interesse, die auch mit dem Fediverse/Mastodon verknüpft ist.
Hier ein Screenshot von der Webseite mit einigen Infos, was einen dort erwartet.

Für Leute, die auf der Suche nach einer Alternative zu Facebook sind, ist eventuell
Friendica von Interesse, das ebenfalls mit dem Fediverse/Mastodon verbunden ist.

ich zitiere Chris Trottier auf Englisch:
„Since PixelFed is gaining traction as an Instagram alternative, it’s a good time to highlight that there’s also a federated alternative to Facebook: Friendica.

It features a Facebook-like user interface but is ActivityPub-enabled. This means anyone with a Friendica account can communicate with users on Mastodon, PixelFed, Peer Tube, or any other fully ActivityPub-compatible platform.

Friendica offers the familiarity of Facebook with the added benefit of federation. So, if your mom or cousin-who’ve spent the last 20 years on Facebook-are finally ready to leave because they’ve had enough of Mark Zuckerberg, introduce them to Friendica.“

Ein weiteres alternatives Social Network: Tumblr

Ich bin seit mehreren Jahren auf Tumblr, das vor allem im englischsprachigen Raum viel genutzt wird, unter anderem von Fandom-Communities aller Art und von Künstler*innen/Illustrator*innen.
Wer über Alternativen zu Facebook und Instagram nachdenkt … vielleicht ist Tumblr einen Blick wert. Hier die Vorteile dieses Mikro-Blogging-Portals:

Der Dienst ist kostenlos. Man kann für bestimmte Services zahlen, das ist aber völlig optional.

Auf Tumblr gibt es Werbung, aber ich kann diese problemlos mit einem Adblocker ausblenden und habe bisher keine Probleme dadurch bekommen.

Beiträge im eigenen Mikroblog können beliebig lang sein. Man kann dort ohne Probleme auch Fotos, Illustrationen, Links, Audiodateien und Videos einbinden, oder Audiodateien und Videos im Internet verlinken (siehe Bild).

Es empfiehlt sich sehr, einen Post an seinem Profil anzupinnen, in dem man sich kurz vorstellt (oder die Profilbeschreibung dafür nutzen).

Es gibt verschiedene Designs für den eigenen Blog.

Hashtags
Unbedingt Hashtags verwenden: Man kann auf Tumblr Hashtags folgen und sich auch die neuesten Beiträge mit den jeweiligen Hashtags anzeigen lassen. Es ist möglich, Inhalte anhand von Hashtags zu filtern, so dass sie einem gar nicht angezeigt werden.

Messenger
Tumblr hat auch einen Messenger-Dienst. Man kann dort einstellen, ob Leute einem Nachrichten schreiben können oder nicht.
Man kann auf seinem Blog eine Funktion einstellen, dass einem andere Leute Fragen stellen können. Das ist aber optional.

Communitys
Tumblr verfügt seit einiger Zeit über Communitys, das ist vergleichbar mit Interessensgruppen auf Facebook. Man kann dort auch neue Communities gründen und für diese Gruppenregeln erstellen. Beiträge in diesen Gruppen können auf öffentlich oder geschlossen (nur für die Gruppenmitglieder sichtbar) eingestellt werden.
Ich habe dort eine deutschsprachige buchige Community gegründet, für Genreliteratur (Phantastik, Krimis/Thriller, Romance, historische Romane). Autor_innen, Leser_innen und Buchblogger_innen sind willkommen.

Hier der Einladungslink zur Community Buchig!
https://www.tumblr.com/join/OfRsYNZc

Nachteile?
Wie bei jedem Social Network muss man sich erst mal ein bisschen in die Benutzeroberfläche einarbeiten und gewissermaßen eingewöhnen. Das kann zu Beginn
etwas unübersichtlich wirken, weil es ungewohnt ist.

Auf Tumblr sind vor allem englischsprachige Leute unterwegs, die deutschsprachige buchige Community eher weniger. Aber vielleicht ändert sich das in Zukunft, wenn Leute
Facebook und Instagram verlassen und auf Alternativen umsteigen. Und: jedes Social Network und jede online Community hat mal klein angefangen.

Ein deutschsprachiger Guide für den Einstieg:
https://help.tumblr.com/de/auf-tumblr-loslegen/

Ich bin hier auf Tumblr zu finden: https://www.tumblr.com/amaliazeichnerin

Weiteres rund um Alternativen zu den Meta-Unternehmen findet ihr
in diesem Blogbeitrag gesammelt, da geht es auch um Community-Aufbau und Reichweite:
https://amalia-zeichnerin.net/alternativen-zu-den-meta-unternehmen-ueber-den-aufbau-von-communitys-und-reichweite/

Das Fediverse – ein alternatives Social Network

Der Begriff Fediverse setzt sich zusammen aus „federated“ und „universe“ und spielt darauf an, dass verschiedene Instanzen dort miteinander interagieren können.
Hier einige Infos über das Fediverse, zu dem auch Mastodon und zahlreiche
andere Instanzen gehören. Das Fediverse ist ein loser Verbund verschiedener Instanzen, es hat gegenüber den kommerziellen Social Media mehrere Vorteile.

Zunächst einmal, was ist eigentlich eine Instanz? Es gibt verschiedene, z.B. mastodon.social (die mit den meisten Mitgliedern bisher), literatur.social, disabled.social, chaos.social, metalhead.club und noch viele andere. Diese bilden innerhalb des Fediverse verschiedene Communities. Jede Instanz hat ihr eigenes Team und einen Server für das Hosting.

Hier einige Vorteile des Fediverse:

Mit verschiedenen Apps oder im Webbrowser am PC/Laptop etc. erreichbar.
Es ist dezentralisiert.
Die Instanzen werden von kleinen oder größeren Teams betrieben, teilweise ehrenamtlich. Spenden für die anfallenden Kosten sind erwünscht, aber kein Muss.
Es gibt dort keine Algorithmen, Beiträge (auch Tröts oder englisch toot genannt) erscheinen chronologisch.
Beiträgen kann man bis zu vier Bilder oder ein kurzes Video beifügen.
Man kann Hashtags folgen und Links in Beiträge setzen.
Es gibt keine Werbung (außer jene, die User*innen selbst machen, z.B. für ihre Kunst oder ihr Kleinunternehmen).
User*innen verschiedener Instanzen können miteinander interagieren, ähnlich wie die E-Mail-Adressen verschiedener Anbieter.
Je nach Instanz kann man eine bestimmte Anzahl an Zeichen pro Beitrag verwenden,
auf mastodon.social sind es 500 Zeichen.
Inhaltswarnungen (CW) sind standardmäßig im Eingabefeld für Beiträge zu finden.
Man kann Worte und Hashtags ausfiltern. Entsprechende Beiträge werden einem dann entweder gar nicht angezeigt, oder ausgeblendet mit Inhaltswarnung, das kann man einstellen.
Es gehört dort zum guten Ton, Bilder mit ALT-Text zu versehen – für Menschen mit Sehbehinderungen – und das ist ohne Probleme möglich.
Instanzen können regional oder nach Thema ausgerichtet sein, z.B. gibt es auch welche speziell für Queers, bestimmte Städte oder Regionen.
Für Autor*innen im deutschsprachigen Raum dürfte die Instanz literatur.social besonders interessant sein, aber es gibt auch noch andere passende.
Je nach Instanz hat man pro Beitrag (Tröt, Toot) eine bestimmte Anzahl an Zeichen. Bei mastodon.social sind es 500 Zeichen, aber es gibt auch Instanzen mit deutlich mehr Zeichen pro Beitrag, so dass man dort längere Texte schreiben kann.

Weiteres
Die Benutzeroberfläche im Fediverse ist ähnlich wie bei Twitter, mit einigen Unterschieden. Es gibt verschiedene Timelines, die man sich anschauen kann, darunter die der Personen, denen man folgt, sowie eine allgemeine, in der alle Beiträge angezeigt werden, die Leute auf der eigenen Instanz schreiben (genannt Live-Feeds).

Wie bereits erwähnt, ist das immer ohne Algorithmen, also chronologisch. Das bedeutet: Wenn ihr euch dort anmeldet, bedenkt bei Beiträgen bitte, dass viele Leute eher abends (z.B. nach der Arbeit) aktiv sind und weniger tagsüber.

Ein für mich sehr wichtiger Punkt: Instanzen werden üblicherweise moderiert. Hate-Speech, Trolle, Scammer und Spam können den Admins/Mods gemeldet werden. Und anders als in anderen Social Media oft der Fall, werden dann auch tatsächlich Konsequenzen gezogen, zumindest nach meiner Erfahrung. Entsprechend ist das Aufkommen von Hate-Speech, Trollen, Scammern und Spam im Fediverse generell geringer als in anderen Social Media. Wobei es hier natürlich auch darauf ankommt, je nach Instanz, wie gut moderiert wird.

Instanzen mit menschenverachtenden Inhalten (z.B. Rassismus, Rechtsextremismus) können von anderen Instanzen blockiert werden. Es gab deshalb in Teilen des Fediverse z.B. auch die Diskussion, ob man eine Verbindung zu Threads oder Bluesky blockieren sollte. Das wird aber von Instanz zu Instanz unterschiedlich gesehen.

Ich bin seit April 2022 im Fediverse und fühle mich dort sehr wohl. Ich konnte mich dort mit vielen Menschen gut vernetzen.
Ihr findet mich hier: https://mastodon.social/@amalia12
bzw. als @amalia12@mastodon.social

Hier zwei Beiträge, die für den Einstieg weiterhelfen:

https://fediverse.ebildungslabor.de/index.html

https://de-de.about.flipboard.com/flipboard-deutschland/so-startest-du-richtig-im-fediverse/

Informationen auf Englisch gibt es z.B. hier:
https://fedi.tips/

Weiterführende Literatur:
Lesenswerter Beitrag von Klaudia Zotzmann-Koch aka Vienna Writer: “Social-Media Grundsätze: Mythos Reichweite”. Klaudia zeigt darin u.a. auf, warum die Reichweite im Fediverse deutlich besser läuft als auf Facebook und Instagram und ich kann das aus meiner eigenen Erfahrung heraus bestätigen.
https://www.viennawriter.net/blog/social-media-grundsaetze-mythos-reichweite/

Weiteres rund um Alternativen zu den Meta-Unternehmen findet ihr
in diesem Blogbeitrag gesammelt, da geht es auch um Community-Aufbau und Reichweite:
https://amalia-zeichnerin.net/alternativen-zu-den-meta-unternehmen-ueber-den-aufbau-von-communitys-und-reichweite/

Digitaler Minimalismus – von einem anderen Umgang mit Social Media

Buchcover: (c) Rowohlt Verlag, Redline Verlag

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Inhaltswarnung: In diesem Beitrag geht es unter anderem um eine Verhaltenssucht in Bezug auf Internet und Social Media, außerdem werden Depressionen und Beleidigungen erwähnt.

Inspiriert von »Digitaler Minimalismus« von Cal Newport und »Endlich abschalten: Warum Urlaub vom Smartphone uns Zeit, Glück und Liebe schenkt« von Catherine Price, ist es seit Ende Juli 2022 mein Ziel, das Internet und Social Media mit mehr Intention und Achtsamkeit zu benutzen.

Wie alles anfing

Jahrelang habe ich mich Facebook und anderen Social Media verweigert. 2015 bin ich Facebook dann doch beigetreten, später wurde ich auch auf Twitter und Instagram aktiv. Zunächst lediglich mit der Absicht, mir dort als Autorin eine Fanbase aufzubauen und meine Bücher zu bewerben. Schnell wurde daraus eine Mischung aus privater und beruflicher Nutzung.

Überschneidungen aus Privatleben und Beruf habe ich übrigens immer wieder bei anderen Autor*innen beobachtet. Da vermischt sich oft vieles, aber das ist wiederum ein Thema für sich (dazu gibt es diesen Beitrag von mir auf Instagram: »Ich bin nicht instagramable … und das ist okay« ).

Und irgendwann fing ich gewissermaßen an, im Internet zu leben. Nein, das ist keine Übertreibung.

Ich habe zwar bis zum heutigen Tag nie Internet oder Social Media auf meinem Handy gehabt. Stattdessen war ich allerdings sehr viel am PC online. Ich gründete mehrere Facebookgruppen zu meinen verschiedenen Interessensgebieten und verwaltete die Gruppen allein oder in einem Team als Admin. Ich teilte vieles aus meinem Privatleben als marginalisierter Mensch auf Twitter. Ich beteiligte mich an vielen Autorenaktionstagen mit entsprechenden Hashtags auf Instagram.

Zugegeben, ich mache mit dem PC noch vieles mehr: Ich schreibe, höre Nachrichten, Podcasts und Musik, sehe Filme/Serien/Dokus in Streamingservices oder Mediatheken. Aber selbst diese Tätigkeiten habe ich zunehmend immer wieder unterbrochen, um in die Social Media zu schauen, oder ich habe beides parallel gemacht. Das hat sich immer mehr im Lauf der Zeit so entwickelt und hatte auch während der Pandemie noch stark zugenommen. Ich saß wirklich von morgens bis abends am PC, jahrelang. Das hat übrigens auch meiner Beziehung nicht gut getan.

In »Digitaler Minimalismus« beschreibt Cal Newport, dass Menschen Zeit für sich allein brauchen, um ihren Gedanken nachzuhängen. Das muss nicht an einem menschenleeren Ort sein. Auch z.B. bei einer Fahrt mit den Öffis oder in einem Café kann man über alles Mögliche in Ruhe nachdenken, wenn man nicht von anderen angesprochen wird oder sich beispielsweise um seine Kinder kümmern muss. Viele Menschen können das kaum noch, einfach ihre Gedanken schweifen lassen. Droht auch nur die kleinste Ruhe- oder Wartepause, greifen sie zum Handy, um sich abzulenken, zum Beispiel weil sie Angst vor Langeweile haben. Wenn man Podcasts oder Hörbücher- und Hörspiele, Musik mit Gesang, Radionachrichten konsumiert, konsumiert man damit gleichzeitig die Gedanken anderer Menschen und kann währenddessen nicht über sich selbst und sein Leben nachdenken. Gleiches gilt auch für das Lesen von Büchern, und in den Social Media für Tweets, Tröts, Facebookbeiträge, Insta-Fotos, Reels und Videos etc. Aber über sich selbst, seine Umgebung, soziale Kontakte und so weiter in Ruhe nachzudenken ist sehr wertvoll, zum Beispiel gelingt es einem dann auch tendenziell besser Probleme zu lösen.

Bei mir war es so, dass ich manchmal so viel und lange die Gedanken anderer konsumierte, mit den genannten Medien, dass ich abends kaum zur Ruhe kam. Kurz vor dem Einschlafen fing bei mir oft das Grübeln an. Ich schob es auf depressive Phasen, aber ich schätze es heute so ein, dass das nur ein Teil der Wahrheit war. Denn ich gönnte mir häufig erst vorm Einschlafen eine Pause vom Medienkonsum und fing dann entsprechend auch erst abends an, im Kopf Probleme zu wälzen.

Als ich anfing, als Selfpublisherin Belletristik zu veröffentlichen, dachte ich, die Social Media seien ein Muss. Und das ist auch richtig, als Selfpublisherin komme ich daran kaum vorbei. Schwierig wurde es allerdings im Laufe der Zeit, als ich die Social Media auch zunehmend privat nutzte. Ich schrieb einen Haufen Beiträge, auf die niemand reagierte. Ich lechzte nach Likes, Herzchen, Kommentaren oder Retweets – die direkte schnelle »Belohnung«, die im Gehirn Dopamin ausschüttet und Glücksgefühle auslöst. Die allerdings nie lange anhalten. Und das Gegenstück dazu war immer öfter auch da: Eine innere Leere, ein unangenehmes Gefühl, wenn niemand auf meine Beiträge reagierte.

Hinzu kam in den letzten paar Jahren dann immer mehr Doomscrolling, vor allem auf Twitter. Heute sehe ich es so: Ich weiß, dass es schlecht um unsere Welt, unseren ganzen Planeten bestellt ist. Kriege, eine globale Pandemie, Faschismus, fundamentalistischer Islamismus, rassistischer Terrorismus, Social Justice Probleme, die marginalisierte Menschen betreffen, Klimakrise und noch so manches mehr … Ich weiß das alles. Aber ich muss das nicht im Minutentakt lesen, inklusive vieler, vieler Reaktionen darauf. Ich möchte mich auch nicht im Minutentakt darüber aufregen, das tut weder meinem Blutdruck noch meiner Mental Health gut. Stattdessen lese ich nun die Nachrichten eher in ausgewählten, seriösen Medien oder höre sie in seriösen Radiosendern oder Nachrichtenpodcasts – und auch das reduziert.

Denn in diesem Jahr war für mich der Punkt erreicht, an dem ich gemerkt habe, dass die Social Media meine Seele auffressen.

Noch ein weiterer Punkt: Ich habe es mehrmals seit 2015 erlebt, dass Leute, die ich nicht näher kannte, mich online sehr angegangen sind. Zuletzt gab es auf Twitter mehrere Verrisse eines meiner ältesten Bücher. Einige Leute, die ich sehr schätze, teilten mir auf Twitter per privater Nachricht mit, dass es eine ziemlich hässliche Diskussion dazu gegeben hatte. Die ich komplett nicht gelesen habe, mit voller Absicht. Manchmal ist Schweigen (und etwas zu ignorieren) Gold.

Diese ganze Angelegenheit hat mich allerdings dennoch so sehr aufgewühlt, dass ich bestimmt drei Wochen lang daran zu knabbern hatte. Wie schon gesagt: Die Social Media sind nicht gut für meine psychische Gesundheit. Ich wage zu behaupten, sie sind auch nicht gut für die Mental Health vieler anderer intersektionaler und marginalisierter Menschen. Twitter und Facebook werden immer wieder gern mit einem »Dumpster Fire« verglichen, einem brennenden Müllhaufen, und das hat seinen Grund, leider.

Ein weiteres Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich ein Interview zum Thema »Sensitivity Reading« in einem progressiven und nerdigen Podcast gegeben. Als der Host dies in einer riesigen Gruppe für Selfpublisher*innen teilte, wurden dort mehrere Leute beleidigend und ausfallend, wie er mir in einer privaten Nachricht schrieb. Auch das habe ich absichtlich alles nicht gelesen, um meine psychische Gesundheit zu schonen.

In meinem Tagebuch habe ich mich in den vergangenen Monaten mehrfach über die Social Media und meine Erfahrungen damit aufgeregt. Ende Juli 2022 war für mich der Punkt erreicht, an dem ich Konsequenzen ziehen wollte, unter anderem angeregt durch die beiden oben genannten Bücher.

Ich habe erkannt: Zwei, drei Tage oder auch eine Woche Social Media Pause allein reichen mir nicht. Ich möchte einen grundlegend anderen Umgang damit finden.
Ich trickse mich nun selbst aus, indem ich mit einem kostenlosen Browser-Add-on meine Social Media tageweise sperre. Ich muss diese Sperre jedes Mal erst aufheben, bevor ich eine der Seiten öffnen kann. Deshalb überlege ich es mir dreimal, ob ich die Seite wirklich öffnen will.

Klar, ich werde auch weiterhin Werbung für meine Bücher machen. Das war ja der Grundgedanke, warum ich überhaupt den Social Media beigetreten bin. Aber ich werde nicht mehr jeden Tag Beiträge über mein Autorinnenleben schreiben. Es reicht mir, wenn ich bei einer anstehenden Veröffentlichung in der Woche der Veröffentlichung eine Handvoll Beiträge schreibe und vielleicht noch gelegentlich etwas anderes über meine Bücher.

Und bevor nun jemand sagt, »Ja, aber die Algorithmen!« Das ist mir mittlerweile herzlich egal. Ich will mich nicht länger von all den Mechanismen bestimmen lassen, die Megakonzerne wie Meta (vormals Facebook) oder Twitter in ihre Produkte einbauen, um die maximale und ständige Aufmerksamkeit ihrer Nutzer*innen zu erbeuten. Sie wollen unsere Zeit, unsere Aufmerksamkeit, denn damit verdienen sie viel, viel Geld. Aber meine Lebenszeit ist mir zu wichtig, um sie ständig in Social Media zu verbringen, das habe ich mittlerweile erkannt.
Ich mache das nun seit rund zwei Wochen und meine FOMO (Fear of Missing Out, Angst etwas zu verpassen) hält sich wunderbarer Weise sehr in Grenzen.

Außerdem ist es so: Die Freund*innen und Autorenkolleg*innen, mit denen ich mich wirklich aktiv in Social Media austausche, kann ich an ein bis zwei Händen abzählen. Klar, ich habe viele Bekannte, aber muss ich wirklich wissen, was meine entfernten Bekannten X, Y und Z am Wochenende gemacht haben? Oder mir zig Urlaubsfotos anschauen, die mich nur neidisch machen, weil ich mir selbst solche Reisen nicht leisten kann? Ich habe auch keine Lust, ständig Essensbilder anzuschauen, weil ich dann selbst Appetit bekomme – und Essen ist seit Jahren ein schwieriges Thema für mich. Ich habe auch keine Lust mehr, mir bei einem Spaziergang, bei dem ich Fotos machen möchte, sofort Gedanken zu machen, ob diese Fotos denn instagramable seien.

Mein Fazit: Ich werde weiterhin in Social Media sein, aber deutlich weniger als bisher und ich werde sie anders nutzen. Und ja, mir ist die Ironie bewusst, diesen Beitrag in Social Media zu teilen. Aber vielleicht fühlen sich manche dadurch inspiriert, sich auch an einen anderen Umgang mit dem Internet und Social Media zu wagen.

Nachtrag: Falls euch die Bücher interessieren: Ich kann vor allem „Endlich abschalten“ von Catherine Price empfehlen, das bietet viele praktische Tipps, die sich für viele Menschen sicherlich gut umsetzen lassen. „Digitaler Minimalismus“ von Cal Newport ist zwar auch interessant, aber teilweise wird deutlich, wie privilegiert der Autor, ein weißer Universitätsprofessor, ist. Seine Tipps wirken zum Teil recht elitär.

Der Druck der sozialen Medien

Bild: Pixabay

CN: Depression (erwähnt)
Lesezeit: ca. 9 Minuten

überarbeitet am 31. Juli 2023

Diese Aktion ist von der Autorin Nadja Losbohm und der Mediengestalterin Kathy von Epic Moon Coverdesign.

Kathy schrieb: „Ich würde gerne eine Aktion ins Leben rufen, die den Druck der sozialen Medien etwas mehr in die Köpfe der Menschen bringen soll. (…) Die Idee zu der Aktion kam mir, als ich die letzten Monate vermehrt bemerkt habe, wie sich Künstler, Autoren, Blogger, aber auch Leute wie du und ich eine Pause von Social Media nehmen mussten, weil sie sich unter Druck gesetzt fühlten. (…)“
(Quelle: https://www.facebook.com/nadja.losbohm/posts/4808317815873150)

Zunächst möchte ich gern sagen, ich bin viel online. Ich tausche mich gern in Social Media mit Menschen aus. Im vergangen Jahr habe ich bei vielen Hashtag-Aktionen für Autor*innen mitgemacht, weil ich die Zeit dafür hatte. Mittlerweile ist mir das zu viel geworden und ich beschränke mich auf die Aktionen #DiverserDonnerstag und #Autor_innensonntag. Eine Autorenkollegin, die ich sehr schätze, hat mal dazu geraten, täglich etwas in den eigenen Kanälen zu posten, damit die Reichweite erhalten bleibt. Das habe ich eine Zeitlang gemacht. Ich habe auch oft Beiträge geplant, die dann automatisch zur gewünschten Zeit gepostet wurden. Im Folgenden gehe ich auf meine Erfahrungen mit verschiedenen Social Media ein und gebe am Ende einige Tipps.

Die Algorithmen auf Facebook
Mittlerweile ist es auf Facebook so ziemlich egal, wieviel ich poste, meine Reichweite ist tief in den Keller gegangen. Das liegt an den Algorithmen von Facebook, die Werbeanzeigen begünstigen und Beiträge mit Links kaum anzeigen (aber selbst Beiträge ohne Links werden weniger als früher angezeigt).

Instagram – alles schick hier?
Insbesondere auf Instagram sehe ich weiterhin den Trend, die schönen Seiten des Autoren- oder Buchbloggerdaseins zu zeigen. Und manche Autor*innen und Blogger*innen betreiben viel Aufwand, schöne Fotos aus ihrem Alltag, ihren Bücherregalen, Büchern mit Deko, von sich, aus dem Urlaub oder noch andere Dinge zu zeigen. Und ganz ehrlich, da kann und will ich nicht mithalten. Ich schrieb neulich dort den Beitrag: „Ich bin nicht instagramable … und das ist okay.“

Dass im Autor*innenleben bei weitem nicht nur alles „nice and shiny“ ist, zeigte zum Beispiel der #Autor_innensonntag von Justine Pust, mit den Themen „Vom Umgang mit Zweifeln“ oder auch „Toxische Positivität in der Buchwelt“ und „Verbiege ich mich für Instagram und Social Media?“, außerdem „Umgang mit Missgunst und Hate“ und „Konkurrenzkampf“, um einige zu nennen (verlinkt sind meine Beiträge dazu).

Doomscrolling auf Twitter
Als ich noch auf Twitter war, bewegte ich mich größtenteils in einer progressiven Bubble. Oft ging es dort um Diversität, um Repräsentation, Inklusion und um Social Justice Themen. Viele der Leute, denen ich dort folge, berichteten von schlimmen Erfahrungen mit Diskriminierungen oder ihren Mental Health Problemen. Hinzu kamen die vielen Nachrichten zur Pandemie und andere globale oder regionale Probleme und Missstände. Das führte bei mir oft zu Doomscrolling, und da ich als Mensch mit chronischer Erkrankung nicht viel Energie (oder „Löffel“) habe, musste ich immer wieder mit jenem Profil eine Pause einlegen.

Twitch
Ich habe mal kurzfristig im vergangenen Jahr versucht, auf Twitch einen Livestream für Co-Working (gemeinsam Schreiben) anzubieten. Das ist an meinem altersschwachen PC gescheitert, der immer wieder abgestürzt ist. Stattdessen war ich öfter zu Gast in anderen Co-Working Livestreams, zum Beispiel von Ann-Kathrin Karschnick (kann ich sehr empfehlen) und ich werde das sicherlich auch in diesem Jahr wieder machen. Aber ich selbst werde auf Twitch auch in Zukunft nichts Entsprechendes anbieten. EDIT: Ich habe mich mittlerweile komplett von Twitch zurückgezogen und bin dort auch nicht mehr als Gästin bei Livestreams dabei.

TikTok?
Mit TikTok kann ich persönlich nichts anfangen, mir fehlen hier auch die Kenntnisse, deshalb schreibe ich nichts weiter dazu.

Einige Tipps
Entfolgt oder blockiert toxische Personen, wenn es euch möglich ist. Ihr müsst nicht mit jeder Person in Social Media befreundet sein. Ihr seid ja auch offline nicht mit jeder Person befreundet.

Ich bin in Facebook in vielen Gruppen, die meisten davon beziehen sich auf Bücher. Ich habe aber so gut wie sämtliche Gruppenbenachrichtigungen ausgestellt, weil meine Timeline sonst quasi in Bücherwerbung ertrinken würde.

Es kann auch hilfreich sein, die Benachrichtigungen aus Social Media am Handy auszustellen oder eine App zu nutzen, die eure Social Media Zeit beschränkt (z.B. auf einige Minuten pro Stunde oder für mehrere Stunden am Tag.) Ich nutze dafür gelegentlich die kostenfreie App „Leech Block NG“, in meinem Fall am PC. Man kann sie im Browser installieren, z.B. hier für Firefox: https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/leechblock-ng/

Sucht euch eine oder zwei Social Media Plattformen, mit denen ihr gut zurecht kommt und konzentriert euch ganz darauf. Ich habe mehrfach von Autor*innen gehört, die sich z.B. von Facebook komplett zurückgezogen haben und stattdessen Twitter und Instagram nutzen. Egal, was andere sagen: Ihr müsst nicht auf sämtlichen Social Media aktiv sein.

Ich zitiere aus Instagram-Beiträgen von mir:
Überlegt euch gut, ob ihr in Facebook-Gruppen oder in Internet-Foren aktiv sein wollt, in denen ein toxisches Klima herrscht, in denen zum Beispiel destruktive, hässliche Diskussionen geführt werden, die nicht moderiert werden.

Reagiert nicht auf negative Rezensionen. Regt euch nicht öffentlich darüber auf (diesen Fehler habe ich früher gemacht und ich kann davon nur abraten. Das kommt nicht gut an und entmutigt unter Umständen auch Leute, überhaupt Rezensionen zu schreiben.) Diskutiert nicht mit den Rezensent*innen, auch wenn ihr die Rezension für unfair, unlogisch oder schlichtweg falsch haltet. Bitte immer im Hinterkopf behalten: Rezensionen sind letztendlich Einzelmeinungen. Nach 25 veröffentlichten Büchern habe ich die Erfahrung gemacht, dass praktisch alle davon die ganze Bandbreite an Bewertungen erhalten haben, von einem Stern bis fünf Sterne. Misha Magdalene hat in diesem Zusammenhang in einem Podcast gesagt: »What they are reviewing is not what I wrote. What they are reviewing is their experience of what I wrote.« (Was sie rezensieren, ist nicht das, was ich geschrieben habe. Was sie rezensieren, ist ihre Erfahrung mit dem, was ich geschrieben habe.«)
Ich würde hier im Zweifelsfall zu »Lächeln und winken« raten, also z.B. 1-Sterne- Bewertungen einfach ignorieren, auch wenn es schwer fällt.

Zum Thema Selbstdarstellung und Selbstvermarktung

Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass manche Autor*innen eine Selbstdarstellung mit Selbstvermarktung verwechseln. Damit meine ich, dass sie sich im Grunde eher als Privatperson präsentieren anstatt als Autor*innen. Ich lese da in einigen Beiträgen u.a. von Ehrlichkeit und Authentizität.

Meine Sicht dazu: Selbst wenn man sich ehrlich und authentisch präsentieren möchte, ist es dazu nicht notwendig, sein Privatleben in Social Media auszubreiten, wenn man eigentlich in erster Linie für die Tätigkeit als Autor*in werben möchte. Natürlich kann es sein, dass die Themen in den eigenen Bücher eng mit dem Privatleben verknüpft sind, z.B. Bücher, die stark autobiografisch geprägt sind. In einem solchen Fall kann es Sinn machen, über das eigene Leben auch in Social Media zu erzählen. Das habe ich bei zwei Büchern auch schon gemacht.

Aber ansonsten: Als Autorin wird man durch Selbstvermarktung zu einer „Marke“ – und die sollte nicht verwechselt werden mit der Privatperson dahinter. Entsprechend muss man als Autor*in auch in Social Media nicht alles von sich zeigen, das eigentlich in den Privatbereich gehört und nichts mit den eigenen Büchern zu tun hat.

Zwei neuere Blogbeiträge von mir zum Thema Social Media:
https://amalia-zeichnerin.net/digitaler-minimalismus-von-einem-anderen-umgang-mit-social-media/