Davon handelt die Novelle: Gale und Freddy führen ein Bilderbuchleben in der Vorstadt, aber hinter der schönen Fassade bröckelt ihre Beziehung. Dann ziehen Abby und Brian ins Nachbarhaus ein, die ihr Weltbild ganz schön durcheinander bringen. Gale und Freddy müssen sich schon bald eingestehen, dass sie für die beiden mehr als nur freundschaftliche Gefühle empfinden …
Die Novelle ist in der Gegenwart in einer fiktiven amerikanischen Kleinstadt in Kalifornien angesiedelt und erzählt von Polyamorie und Queer Romance, übrigens ohne explizite Sexszenen.
Vorstellung der Hauptfiguren
Gale hat sich kürzlich von ihren langen Haaren getrennt und sich einen Pixie-Cut gegönnt, was bei ihrem Mann Freddy allerdings nicht gut ankam. Sie ist um einiges kleiner als er und erzählt: »Für jeden Kuss, jede Umarmung muss sich Freddy zu mir hinabbeugen. Nicht, dass ihm oder mir das etwas ausgemachen würde. Das alte Sprichwort von den Gegensätzen, die sich anzogen, passt bei uns auf jeden Fall und wir haben uns schon so einige Witze darüber anhören müssen.« Gale hat einen typischen »Nine to five« Bürojob und möchte mit ihrem Mann gern eine Familie gründen, in dem jüngst gekauften Eigenheim in einer amerikanischen Kleinstadt in Kalifornien.
Freddy hat kurzes hellbraunes Haar und haselnussfarbene Augen. Er geht regelmäßig ins Fitnessstudio und trainiert dort, eine langjährige Angewohnheit. In der High School ist er beliebt gewesen, ein Quarterback der Schulmannschaft, und später hatte er ein Stipendium fürs College bekommen. Er hat sich hochgearbeitet, in der Versicherungsgesellschaft, bei der er mittlerweile angestellt ist.
Aber dann kommt alles anders, als die beiden es sich vorgestellt haben, als Abby und Brian in ihr Leben platzen – dieses Paar zieht ins Nachbarhaus ein. Brians große Leidenschaft ist Drag und beide mögen Bondage, Indie-Rock, Gothic Musik und Metal. Abby ist als Sozialarbeiterin in einer Gemeindeeinrichtung tätig und Brian arbeitet in einem Kosmetikstudio. Außerdem sind sie queer und polyamor.
Eine Inspiration für die Novelle war das Musikvideo von »Beautiful Trauma« von P!nk. Entsprechend spielt der Song auch eine kleine Rolle in der Novelle.
Hier findet ihr das poppig-bunte, unterhaltsame Musikvideo:
Brian und Abby haben eine Vorliebe für Bondage. Unter ihrer Anleitung wagen sich auch Gale und Freddy daran. Ich kenne mich mit Bondage nicht näher aus und habe zunächst erst einmal selbst recherchiert. Außerdem hat eine Expertin für dieses Thema freundlicherweise die entsprechenden Szenen gelesen und mir wertvolle Hinweise gegeben, was ich noch beachten sollte.
Brian ist in San Francisco als Dragqueen aktiv. Das ist auch für Freddy inspirierend und er versucht sich ebenfalls an dieser grandiosen Kunstform. Ich wiederum habe mir unter anderem Ru Paul’s Drag Race angeschaut, um mich inspirieren zu lassen.
Diese Methode habe ich vor über 25 Jahren im Rahmen einer Psychotherapie kennengelernt und ich wende sie immer noch gern an.
Anleitung Innere Helfer*innen
Überlege dir ein Wesen, das du als hilfreich oder hilfsbereit betrachten kannst und dem du vertraust. Das kann Folgendes sein: – Eine fiktive Figur aus der Popkultur (ja, auch deine Lieblingsfigur aus einem Buch, Film, Serie, Comic, Game …, wenn du möchtest) – Ein Wesen aus einem Märchen, der Folklore oder Mythologie (z.B. eine gute Fee) – Eine spirituelle Entität (z.B. ein Schutzengel) – Ein Tier oder Fabelwesen (ein Drache, Einhorn …) – oder ein anderes Wesen
Lege oder setze dich für mehrere Minuten an einen Ort, an dem du ungestört bist. Schließe deine Augen. Mach eine Traumreise, in der du diesem Wesen begegnest, in einer von dir gewählten imaginären, angenehmen und sicheren Umgebung, z.B. ein Wald, eine sommerliche Blumenwiese, ein Garten, ein tropischer Strand, eine Höhle, ein Haus, ein Leuchtturm, ein Raumschiff … der Ort kann völlig fiktiv oder real sein. Du kannst diesen Ort so sehr ausschmücken oder eher schlicht lassen, wie du magst.
Wenn du nicht gut visualisieren kannst, also keine inneren Bilder siehst (z.B. durch Aphantasia) – kein Problem. Du kannst stattdessen andere Sinne verwenden, z.B. die Stimme des Wesens hören, den Wind in den Blättern oder Wellen am Strand rauschen hören und ähnliches. Oder du erzählst dir die Traumreise selbst, wie eine Geschichte: „Ich gehe an meinen sicheren Ort, dort sieht es so aus (…) und dort begegne ich meiner inneren Helferin, diese sieht so aus …“
Beginne nun ein Gespräch mit dem hilfreichen Wesen an dem von dir gewählten Ort. Sprich mit diesem Wesen über ein Problem, das du hast. Erwarte nicht zu viel, wenn du noch keine Übung mit dieser Art von Traumreise hast. Probiere es am besten ein paar Mal aus.
Innere Helfer*innen können einem nach meiner Erfahrung andere Perspektiven zu einem Problem aufzeigen. Dabei wirst du unter Umständen auch auf das Kollektive Unbewusste zurückgreifen können. Manche Leute nennen das, was bei solchen Gesprächen zutage treten kann, auch die „innere Weisheit“ oder ähnliches, was im Trubel des Alltags oft nicht leicht abrufbar ist.
Ich wünsche dir gute Erfahrungen mit dieser Übung.
Bitte unbedingt beachten: Ich bin keine Psychotherapeutin. Ich gebe hier nur weiter, was ich selbst während einer Therapie gelernt habe. Ich kann keine Garantie geben, ob diese Übung gut für dich funktioniert. Falls du eine Neurodivergenz und/oder psychische Erkrankung hast und dich in Therapie befindest, besprich bitte mit der therapeutischen Fachkraft, ob diese Übung für dich geeignet ist. Vielleicht kann die Fachkraft auch eine entsprechende Traumreise für dich anleiten, damit du diese Methode in einem geschützten Rahmen kennenlernen kannst.
Eine persönliche Erfahrung, die vielleicht auch anderen hilft
Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem inneren Helfer, während einer Traumreise, und ich fand sehr hilfreich, was er mir mitteilte.
Ich solle mir folgende Momentaufnahmen vor Augen führen:
Auch in meiner Stadt gibt es Auswirkungen des Klimawandels, aber ich bin zurzeit nicht von Hochwasser, Hitzewellen oder generell sehr zerstörerischen oder gesundheitsgefährdenden Extremwetterlagen bedroht.
Auch in meiner (Groß-)Stadt gibt es Gewalt, Mord und Totschlag, aber in meinem Land gibt es zurzeit keinen Krieg oder Bürgerkrieg.
Ich muss in meiner Wohnung und auch beim Verlassen dieser nicht um die Sicherheit meines Lebens fürchten.
Ich lebe in einem demokratischen Staat: Ich darf wählen gehen, mich politisch engagieren, bzw. auch meine politische Meinung kundtun.
Ich habe ein Dach über dem Kopf, jede Nacht einen sicheren Schlafplatz, ich habe genug Nahrung, Wasser, Haushaltsmittel, Medikamente, Strom, Heizung und das Internet.
Ich habe Zugang zu medizinischer Versorgung, öffentlichen Verkehrsmitteln, zu diverser Kultur, zu Nachrichten und Bildung.
Ich kann mich mit anderen Menschen austauschen, auch um Rat bitten oder Fragen stellen.
Ich habe Familienangehörige und einen Freundeskreis.
Mein innerer Helfer fuhr fort: „Natürlich ist es denkbar, dass sich einige oder sogar viele dieser Punkte in einigen Jahren oder Jahrzehnten negativ verändern oder nicht mehr möglich sind.“ Aber das läge in der Zukunft und ich solle mich darum kümmern, wenn es so weit ist (bzw. wo es möglich ist, präventive Maßnahmen ergreifen). Und ich solle mich zurzeit an diese Punkte erinnern, wenn ich am Verzweifeln sei oder es mir schlecht ginge. Schaut doch einmal, wenn ihr mögt, wie entsprechende Momentaufnahmen bei euch aussehen würden.
Melanie Dommenz hat ihren Debütroman „Saitenumbruch – ein richtig mieses Date“ im Dead Soft Verlag veröffentlicht. Davon handelt er: „Versuch mal, schwul zu sein, wenn du wie ich in einem kleinen Ort in Bayern lebst. Meine Chancen, Gleichgesinnte in der Umgebung zu finden, waren gleich Null. Was bleibt dann noch? Klar, das Internet. Nur leider lief ein Date völlig aus dem Ruder und dann mein Leben. Aber lest selbst … Mein Name ist Niklas und Saiten-Umbruch erzählt dir meine Geschichte.“
Hallo Melanie, danke, dass du dir Zeit nimmst für dieses Interview. Was hat dich zu deinem Debütroman bzw. der entsprechenden Trilogie inspiriert?
Ich möchte dir danken für die Möglichkeit. Es war eine Schlüsselszene, die auf einer Bergtour, in meinem Kopf entstand. Gedanklich habe ich diese weiter gesponnen und zu schreiben begonnen.
Im Roman ist vor allem Niklas die perspektivtragende Figur. Weitere Perspektive haben Tristan und sein Bruder, aber sie stehen nicht im Vordergrund. Kannst du schon verraten, aus welcher Perspektive Band 2 in erster Linie geschildert wird?
Es bleibt natürlich weiterhin Niklas Geschichte, aber auch Tristan und Deniz werden mehr in den Vordergrund treten. Es ist etwas schwer zu erklären, ohne viel zu verraten aber, alle sind sehr schön eingebettet.
Und da wir gerade bei den Figuren sind, welche, abgesehen von Niklas, ist deine Lieblingsfigur und warum?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich denke nach Niklas kommt Deniz. Die Figur hat einfach Charme.
Dann bin ich gespannt, wie es mit Deniz weitergeht. Gab es beim Schreiben oder Veröffentlichungen eine besondere Herausforderung aus deiner Sicht?
Ja, eindeutig das Schreiben eines Exposé. Ich finde mich oder das, was ich mache nicht als besonders oder herausragend, aber in einem Exposé sollte man sein Manuskript ja überzeugend verkaufen. Das ist schwierig mit der Einstellung.
Es gibt einen Song zum Roman. Bitte erzähl einmal, wie ist es dazu gekommen?
Als ich die Geschichte um Niklas geschrieben habe, dachte ich mir es würde authentischer rüber kommen, wenn ich Songtexte in das Buch bringe, damit der Leser*in nachempfinden kann wie er seine Gefühle und Erlebnisse verarbeitet. Drei sind dabei entstanden und in der Story verwoben. Dann hat mich der Hafer gestochen und ich habe nach Musikern gesucht die damit richtige Lieder machen. Zum Glück habe ich die Brüder Stefan und Matthias Althaus gefunden, die beiden sind einfach mega! Und das mit dem Musikvideo war dann das Tüpfelchen auf dem i. Zu jedem Band wird es also einen Song und ein Video geben.
Viel Erfolg für die weiteren Songs und wie schön, dass bei dieser Trilogie Musik so eine wichtige Rolle spielt. Du warst 2024 auf der Frankfurter Buchmesse. Wie hast du das erlebt?
Ich bin von herzen dankbar das ich das überhaupt erleben durfte. Wer weiß schon ob ich noch einmal die Chance haben werde als Autorin dort zu sein. Vielleicht finden meine Projekte nie wieder einen Verlag. Also ich genieße solche Möglichkeiten in vollen Zügen. Ich durfte Kollegen/ Kolleginnen treffen, Bookstagrammer*innen und Leser*innen. So viele schöne Begegnungen und bereichernde Gespräche! Ich werde noch sehr lange davon zehren.
Das klingt wunderbar.Hast du abgesehen von der Saitenumbruch-Trilogie Pläne für weitere Bücher? Falls ja, kannst du schon etwas darüber verraten, oder ist es alles noch geheim?
Ja ein Manuskript ist fertig geschrieben und wartet auf seine Überarbeitung, damit ich es einreichen kann. Und 2025 möchte eine Idee unbedingt auf Papier gebracht werden, die mir schon eine Weile im Kopf herum schwirrt.
Nachwuchsautor*innen wird oft geraten, sich erst mal an Kurzgeschichten oder andere kürzere Texten zu wagen, bevor sie Romane schreiben. Ich habe das nicht gemacht, ich habe meinen ersten Roman mit 17 geschrieben. Wie war das bei dir? Was sind deine Schreibanfänge?
Saiten-Umbruch ist mein Schreibanfang. Ich bin Legastheniker und mir wurde immer eingetrichtert zu dumm für alles zu sein. Ich habe sehr sehr lange daran geglaubt. Verständlich das ich nie im Sinn hatte zu schreiben. Es war aus der Not heraus, weil mich diese Szenen im Kopf nicht mehr losgelassen haben. Ich dachte, wenn ich es aufschreibe, kann ich wieder schlafen.
Ja, das kenne ich so ähnlich, manche Geschichten haben auch mir keine Ruhe gelassen, bis ich sie aufgeschrieben habe. Kann man dich in den nächsten Monaten irgendwo live erleben, vielleicht mit einer Lesung?
Ja, schon am nächsten Wochenende beim art:festival in Berchtesgaden. Ich betreue den Buchstand und werde nicht nur mein Buch vorstellen, sondern auch eines von Jan Michalsky. Auch andere Autoren aus der Bubble sind mit dabei. Sandra Kandler, Mark Fear, Lovis Park, Nadine Schwager, É.R. Aranyos, die übrigens auch meine Songcover zeichnet, und viele mehr.
In meiner schon veröffentlichten kurzen Novelle „Ein Konzert für einen guten Zweck mit den Demonettes“ geht es ebenfalls um zwei Hauptfiguren, die auch auf dem asexuellen Spektrum sind, Gavin und Ainsley. Ainsley ist außerdem agender/genderless und hat das Pronomen they/them.
Im März 2025 erscheint von mir der Urban Fantasy Roman „Hexen in Hamburg: Verbrannt“. Die Hauptfigur Alannah und ihre Lebensgefährtin sind beide auf dem asexuellen Spektrum. Auch hier ist das E-Book schon überall vorbestellbar. Eine Taschenbuchausgabe erscheint ebenfalls im März 2025.
Im Juni 2025 erscheint von mir der Urban Fantasy Roman „Blutige Flügel“ – beide Hauptfiguren, ein Engel und ein Vampir, sind auf dem asexuellen Spektrum. Das Buch ist bereits überall als E-Book vorbestellbar. Eine Taschenbuchausgabe erscheint im Juni 2025.
(ca. 4 Minuten Lesezeit) Der Dead Soft Verlag ist spezialisiert auf Gay Bücher (aka schwule Literatur, m/m, achillean) und feiert in diesem Jahr sein 25jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass wollte ich gern ein Interview mit dem Verleger, Simon Rhys Beck machen.
Wie bist du vor 25 Jahren auf den Namen Dead Soft gekommen und warum die Giraffe?
Vor 25 Jahren war der Name noch ein anderer, Alter Ego, den musste ich leider ändern. Aber „dead soft“ stand dann relativ schnell fest. Ich hatte den Ausdruck, als Steigerung von „soft“ in einem Interview in der Attitude gelesen und habe sofort gedacht, dass dieser Ausdruck perfekt zu den Büchern passt, die ich veröffentlichen möchte.Die Giraffe ist auch „dead soft“, außerdem gibt es unter den Giraffen häufiger mal queere Verpaarungen – und Giraffen sind schon echt cool.
Hat sich aus deiner Sicht viel verändert in der Buchbranche, seit du den Verlag gegründest hast? Und sind Gay Bücher immer noch (oder wieder) eher ein Nischenthema? Wie schätzt du das ein?
Ja, es hat sich unheimlich viel geändert in der Branche; abgesehen von den technischen Möglichkeiten. In der Anfangsphase von dead soft gab es weder Digitaldruck noch Social Media. Erst war „gay“ ein Nischenthema, dann gab es auf einmal eine riesige, positive Welle mit viel Beachtung. Dieses Hoch wurde dann von Amazon wieder „eingedampft“ durch die Einführung von Kindle Unlimited mit einer unüberschaubaren Anzahl von Neuveröffentlichungen. Und nun haben wir eine Verlagskrise, die sowohl große als auch kleine Verlage betrifft. Ein Nischenthema ist Gay Unterhaltungsliteratur allerdings immer noch. Da ist noch Luft nach oben.
In diesem Jahr gebt ihr eine Jubiläums- und Benefizanthologie mit winterlichen und weihnachtlichen Kurzgeschichten heraus. Worauf kann sich eure Leserschaft freuen und an welches Tierschutzprojekt spendet ihr die Einnahmen?
Die Jubiläumsanthologie „Raue Nächte & (be-) sinnliche Zeit“ enthält 13 winterliche oder weihnachtliche Kurzgeschichten mit bereits bekannten und beliebten Protagonist*innen. Es sind Geschichten mit Figuren, von denen die Leser*innen gern mal wieder etwas lesen wollten. Allerdings ist es auch durchaus möglich, die Geschichten zu lesen, ohne die Vorgeschichten zu kennen. Vielleicht wird der ein oder die andere auch neugierig auf die entsprechenden Romane.
Wir haben noch nicht entschieden, an welchen Verein gespendet wird (es stehen 2-3 zur Auswahl). Auf jeden Fall haben alle Autor*innen auf ihre Tantiemen verzichtet zugunsten des Tierschutzes, was mich sehr freut.
Ihr seid genremäßig sehr vielfältig aufgestellt: Contemporary Romance, Erotik / BDSM / Kink, Fantasy (z.B. Urban, Low und High Fantasy), Krimis/Thriller, New Adult, Dystopie … kürzlich ist außerdem das Jugendbuch „Das Geheimnis des siebten Hundes“ von Bianca Nias bei euch erschienen, das ab 12 Jahren empfohlen wird. Gibt es denn bei euch bei all diesen Genres einen Schwerpunkt auf ein bestimmtes, oder verteilt sich das ungefähr gleich? Und wird es eventuell weitere queere Jugendbücher bei euch geben?
Nein, es gibt keinen speziellen Schwerpunkt. Ich versuche, das Programm so weit gefächert wie möglich zu halten. „Das Geheimnis des siebten Hundes“ ist auch nicht das einzige Jugendbuch, das wir im Programm haben. Es gibt auch noch meinen Roman „Ares Geheimnis“. Ich persönlich würde es begrüßen, weitere Titel in diesem Bereich zu veröffentlichen. Außerdem haben wir eine Kategorie für New Adult Romane, also mit jüngeren Protagonisten, da geht es oft auch um Coming of Age und Coming Out. Was mir allerdings wichtig ist bei der Auswahl, dass es sich um Unterhaltungsliteratur mit einem Happy End handelt.
Welche Bücher erscheinen demnächst bei euch, wenn du schon etwas darüber verraten kannst?
Ich plane das Programm immer recht flexibel, im Gegensatz zu anderen Verlagen wahrscheinlich, bei denen das 2025er Programm schon steht. Als Nächstes erscheinen auf jeden Fall der High Fantasy Roman „Anhaga“ von Lisa Henry, Band 6 der Nothing Special Reihe von A.E. Via, Band 3 der Snow & Winter Reihe von C.S. Poe, Band 3 der Starfig Investigations von Megan Maslow und Bitten by Her von Annabella Jacobs.
Gibt es in der nächsten Zeit Lesungen mit Büchern aus eurem Verlag, und falls ja, wo?
Es gibt immer mal wieder Lesungen, aber ich habe da im Moment keine konkreten Termine vorliegen. Am besten informiert ist man, wenn man uns auf Social Media (Instagram und Facebook) folgt.
Wo kann man eure Bücher kaufen, bzw. wie kann eure Leserschaft euch als Kleinverlag am besten unterstützen?
Am besten unterstützt man uns durch den Kauf über unsere Website www.deadsoft.de – ansonsten kann man alle Bücher über den Buchhandel bestellen, oder natürlich im Online-Buchhandel.Eine große Hilfe sind natürlich immer Rezensionen und Erwähnungen auf Social Media.
Gibt es noch etwas, das du gern ansprechen möchtest?
Ich möchte mich gern bei Dir für die Interviewanfrage bedanken und bei allen Leser*innen, die uns schon so lange begleiten und uns immer wieder so wertschätzende Rückmeldungen geben.Bleibt achtsam im Umgang mit anderen, Menschen wie Tieren. Wir leben hier alle miteinander und sollten versuchen, kein Lebewesen auszunutzen.
Der Dead Soft Verlag ist auch auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, in Halle 1.2. am Stand G48 und ihr könnt dort auch mehrere der Autor*innen dort treffen.
Anna und Eleanor, am 11.10. 2024 erscheint euer gemeinsamer Roman „Love Education – Wo gehobelt wird, fallen Spä(h)ne“, unter dem Pseudonym Elana Bardini.
Was hat euch zu diesem Roman inspiriert?
Anna: Horny, sexy, messy Ü30-Menschen … da will ich nicht lügen.
Elli: Und ein Fandom, das wir nicht verraten. Lesende sind aber herzlich eingeladen, ihr Rateglück während des Lesens zu versuchen!
Wie habt ihr euch das Schreiben aufgeteilt? Im Roman wechselt die Perspektive zwischen den Protagonisten Adam und Leo. Hat jede von euch jeweils eine dieser Perspektiven geschrieben, oder habt ihr anders gearbeitet?
Anna: Wir haben die Perspektive nicht aufgeteilt, sondern beide alles und jede*n geschrieben, wie es sich ergeben hat (bzw. haben Elli oder ich manche Szenen für uns reserviert). Damit wir auf verschiedenen Endgeräten sowohl live bei der anderen mitlesen und kommentieren als auch gleichzeitig Text schreiben konnten, haben wir zum Schreiben Google Docs verwendet. Das war eine sehr dynamische Sache, die darauf hinausgelaufen ist, dass wir praktisch 24/7 im Austausch waren – und der Roman nach einem guten Monat in der Erstfassung fertig war. Figuren, Plotpoints und den ungefähren Ablauf haben wir auf Telegram gebrainstormt, im jeweiligen Google Doc – wir hatten wegen der Wortmenge insgesamt drei verschiedene – haben wir am Ende immer die Punkte, die wir noch inkludieren wollen, aufgelistet. Durch Elli und die Love Edu bin ich zum chronologischen Schreiben bekehrt worden; anders hätte das in diesem Fall wahrscheinlich auch nicht funktioniert.
Elli: Es hat gut gepasst, dass meine und Annas Herangehensweisen sowie Stärken und Schwächen gerade unterschiedlich genug sind, dass sie sich in diesem Fall zu einem guten Gesamtpaket ergänzt haben.
Welche Figur im Roman, abgesehen von Adam und Leo, ist eure persönliche Lieblingsfigur und warum?
Anna: Ich liebe leider alle Figuren, aber wenn ich mich entscheiden müsste, sind es Judith und Wolfgang. Judith ist – meiner Meinung nach – eine Frauenfigur, die es eher selten als positive Figur gibt, dabei braucht die Welt mehr grantige, kantige Jüdinnen Mitte Vierzig mit Butch Energy und geringer Bullshit-Toleranz. Wolfgang hingegen könnte mit seiner Extravaganz eine Witzfigur sein, ist es aber nicht, und das ist uns – meiner Meinung nach – gut gelungen. Beide verkörpern in gewisser Weise gelebte „Klischees“ des queeren Spektrums, und das ist auch richtig und wichtig so. (Selbstverständlich stehen die Schülis außer Konkurrenz.)
Elli: Definitiv Judith, die so viele Layer hat, die wir (noch) gar nicht alle zeigen konnten. Und dann noch Kamala, die autistisch ist und auf eine Weise von den Lehrkräften abgeholt wird, die ich mir auch gewünscht hätte – obwohl ich im Gegensatz zu vielen anderen neurodivergenten Kids eine ziemlich gute Schulzeit hatte.
Eine Person auf Instagram bezeichnete den Roman als (Unter-)Haltungsliteratur. Wie seht ihr das, bzw. was können wir uns darunter vorstellen?
Anna: Danke an dieser Stelle erstmal an die begriffsstiftende Person! Ich denke, dass (Unter-)Haltungsliteratur das beschreibt, was auf einen hohen Prozentsatz der sogenannten Unterhaltungsliteratur zutrifft: nicht nur der Anspruch zu unterhalten, sondern das Bewusstsein, dass Unterhaltung eine politische Dimension hat. Die Love Education ist eine alberne kleine RomCom – und die Love Education ist ein Roman mit behinderten Leads und „schwierigen“ Themen.
Elli: Genau deshalb ist die Unterscheidung in U-Literatur und E-Literatur („ernste“ Literatur) einfach nur albern.
Ihr seid Mitglied im Schreibkollektiv Wiener Schrei(b)salon, gemeinsam mit anderen Autor*innen. Warum ist das „b“ darin stumm?
Anna: Weil wir oft mehr (metaphorisch) schreien als schreiben. Gemeinsames Schreien ist halbes Schreien, oder so.
Wenn ihr mögt, erzählt gern mal von euren Erfahrungen mit dem Buchmarkt, oder vielleicht auch, was sich aus eurer Sicht in den letzten Jahren verändert hat.
Anna: Der Buchmarkt ist tot, lang lebe der Buchmarkt!! Nein, im Ernst, auch der Buchmarkt ist selbstverständlich kein Monolith, aber er funktioniert entlang von Verwertungsstrukturen, die zu Ein/Kauftendenzen führen; es hat einen Grund, warum die Love Edu im SP erscheint und nicht in einem Verlag.
Elli: Nicht, dass wir es nicht versucht hätten, da möchte ich ganz offen sein. Meine Agentur war leider nicht interessiert, weil die Protagonisten über 30 marktschwierig sind, und bei diversen Ausschreibungen hat es auch nie geklappt. Weil wir diese Geschichte aber so lieben und überzeugt davon sind, dass sie ihre Fans finden wird, haben wir uns fürs SP entschieden. Im Genderswapped-Podcast in der Folge zu progressiver Phantastik sprechen Judith Vogt und Lena Richter davon, dass der ursprüngliche Aufschwung progressiverer Phantastik-Bearbeitungen vor ein paar Jahren fast komplett abgeflaut ist, und den Eindruck würde ich unterschreiben, auch wenn es in allen Bereichen unheimlich engagierte Menschen gibt, die sich für diese Texte einsetzen. Grundsätzlich ist die Marktlage momentan schwierig, in vielen Genres wartet man auf den nächsten Trendsetter-Roman, ohne aber Risiken zu Neuem einzugehen. Das ist natürlich eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Und eine, die es für gewagtere Texte (sowohl formal als inhaltlich) schwieriger macht. Da bleibt einem fast nur der Rückzug in die sogenannte E-Literatur, aber die wiederum hat öfter mal Antipathie für alles, was Spaß macht.
Ihr habt beide einiges an Phantastik veröffentlicht. Habt ihr weitere Pläne in dieser Hinsicht, bzw. könnt ihr darüber schon etwas verraten?
Anna: Ja. Ich schreibe momentan #AlexTheGreatWarlock (ein Dark Fantasy Reimagining der Figur und Biografie Alexanders des Großen), und im Hintergrund schwirren weitere phantastische Projekte herum, von denen mindestens eines wieder eine Kollaboration ist.
Elli: Jein. Ich möchte Anfang 2025 in konkretere Planungen für ein Projekt gehen, über das der Verlag ohneohren und ich schon seit einer ganzen Weile reden. Ansonsten hoffe ich, vielleicht bald wieder ein Großverlagsprojekt zu haben und bin dafür in der Konzeptphase für zwei Ideen (eins davon die #Sonnendrache Story …). Und in der bald anstehenden Planung für 2025 werde ich festlegen, welche der laufenden Projekte ich da wirklich zu Ende schreiben werde – neben einem eher (familien)historischen, nichtfiktionalen Projekt wird das vermutlich mein arthurianisches Cyberpunk-Projekt #RoterGeist sein. Falls da ein schöner neuer Vertrag dazwischenkommt, kann sich das natürlich ändern.
Habt ihr weitere Ideen, gemeinsam als Elana Bardini zu schreiben?
Anna: SO. VIELE. IDEEN.
Elli: Konkret: Eines der Projekte erwähnen wir schon im Abspann der Love Education, das andere hat den liebevollen Arbeitstitel „Brokeback Weitra“. Wann die jedoch fertig sein werden, ist noch unklar. Wir lassen uns da auch bewusst Zeit: die bardinischen Romane sind in erster Linie Leidenschaftsprojekte, für die wir so wenig wie möglich leiden wollen.
Habt ihr Lesungen für „Love Education“ geplant, vielleicht als Live-Lesung auf Instagram oder live vor Ort?
Anna: Zum Release wird es am 11. Oktober 2024 eine Lesung auf Instagram geben, die Infos folgen!
Elli: Vielleicht machen wir vor Weihnachten auch nochmal was. Und natürlich dürfen sich Leute gerne noch mehr wünschen, wir schauen dann, was möglich ist.
Gibt es noch etwas, was ihr gern ansprechen möchtet?
Anna: Von meiner Seite aus nicht, aber ich möchte mich an dieser Stelle für deine Zeit und die Fragen bedanken!
Elli: Was Anna sagt: Und es missfällt mir, darum zu bitten, aber leider leben wir in wirtschaftlich orientierten kapitalistischen Strukturen, daher: Wenn ihr möchtet, dass Leute weiterhin die Kunst machen, die ihr gut findet – wenn ihr möchtet, dass wir weiterhin diese Kunst machen, überlegt euch doch, ob ihr uns supporten möchtet. Bei mir kann man das über Ko-Fi machen, das fast genauso wie Patreon funktioniert, aber auch einmalige Spenden zulässt. Oder ihr kauft einfach unsere Bücher und empfehlt sie weiter, das ist uns sogar am liebsten und ihr habt am meisten davon. <3
Lesezeit: ca 3 Minuten Ich sehe gern Horrorfilme und -serien, nicht nur in der Gruselsaison, Spuktober oder wie mensch es sonst gern nennen mag. Marginalisierte Menschen haben es schwer in der Welt (1) und mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass entsprechende Probleme auch sehr gern in Horrorfilmen und -serien thematisiert werden, seien es Behinderungen, Queerness, Rassismuserfahrungen, Fluchterfahrungen oder noch andere. In diesem Blogbeitrag geht es mir nicht um Geschichten, die diese Themen dramatisch und klischeebehaftet für Schockeffekte einsetzen, sondern die damit sensibel umgehen.
Hier einige der Filme/Serien, die ich in diesem Zusammenhang sehr sehenswert finde. Ich stelle sie jeweils kurz vor.
His House erzählt die Geschichte eines geflüchteten Paares aus dem Südsudan, das in England versucht sich ein neues Leben aufzubauen. Doch in dem Haus, das ihnen zugeteilt wird, passieren mysteriöse Dinge. Hier geht es zentral um das Thema Krieg, Flucht, Tod und damit verbundene Traumata. https://de.wikipedia.org/wiki/His_House
Still (Originaltitel: Hush) Eine gehörlose Horrorautorin, die Gebärdensprache spricht, muss sich gegen einen Serienkiller zur Wehr setzen. Aus meiner Sicht ein empowernder und feministischer Film von Mike Flanagan, der auch zahlreiche weitere Serien und Filme im Horrorbereich entwickelt hat. https://de.wikipedia.org/wiki/Still_(2016)
Get Out Auf Wikipedia ist zu lesen: „Der satirische Mystery-Horror-Thriller mit Comedy-Elementen basiert auf einem Originaldrehbuch des Regisseurs [Jordan Peele].“ Ein Schwarzer Amerikaner besucht mit seiner weißen Freundin deren ebenfalls weiße Eltern zum ersten Mal, doch der schöne Schein trügt … https://de.wikipedia.org/wiki/Get_Out
The Old Ways Ein Folk-Horror-Film über eine mexikanisch-amerikanische Reporterin, die auf der Suche nach einer Story über Hexerei in ihre Heimatstadt in der Nähe von Veracruz (Mexiko) zurückkehrt. Dort wird sie von einer Gruppe von Einheimischen entführt, darunter eine Bruja (eine Art Hexe), die glaubt, dass die Reporterin von einem Dämon besessen sei. In diesem Film gibt es einen starken Fokus auf Folklore, Hexenglauben und alte Traditionen. https://en.wikipedia.org/wiki/The_Old_Ways
Niemand kommt hier lebend raus (Originaltitel: No One Gets Out Alive) Ambar, eine illegale Einwanderin, zieht nach dem Tod ihrer Mutter von Mexiko nach Cleveland, Ohio. Auf der Suche nach einer Bleibe findet sie eine baufällige Pension, doch nachdem sie dort eingezogen ist, geschehen im Haus und anderswo merkwürdige Dinge mit ihr. Dieser Film thematisiert die Schwierigkeiten von Immigrant*innen. https://de.wikipedia.org/wiki/Niemand_kommt_hier_lebend_raus
In diese Serie habe ich reingeschaut, sie aber nicht zu Ende gesehen, weil ich es nicht ausgehalten habe, wie ich zugeben muss.
THEM: Covenant spielt im Jahr 1953 und handelt von einer Schwarzen Familie, die während der zweiten großen Migration von North Carolina in ein rein weißes Viertel in East Compton zieht. Das idyllische Haus der Familie verwandelt sich langsam in ein Epizentrum böser Mächte von nebenan und aus dem Jenseits, die sie heimzusuchen, zu verwüsten und zu zerstören drohen. Was hier besonders stark thematisiert wird, ist Rassismus durch die weiße Nachbarschaft. https://en.wikipedia.org/wiki/Them_(TV_series)
Den folgenden Film habe ich noch nicht gesehen, er ist aber auf meiner Wunschliste. They/Them Ein Slasher-Horrorfilm: Mehrere queere Menschen, auch eine nichtbinäre Person, kommen in ein Camp, das ihnen ihre Queerness austreiben soll (amerikanisch: Conversion Camp) … und das Ganze wird mörderisch. https://en.wikipedia.org/wiki/They/Them_(film)
2019 habe ich den Liebesroman »Orangen und Schokolade« veröffentlicht. Dieser handelt von einer dicken Protagonistin, die sich unter anderem mit dem Thema Body Positivity beschäftigt. Ganz kurz gesagt ist das folgender Ansatz: Alle Körper sind schön und liebenswert. Die dünnen, die schlanken und auch die dicken, fetten. Klingt nach einem guten, inklusiven Ansatz? Auf den ersten Blick ja.
Allerdings habe ich mal weiter nachgeforscht in letzter Zeit und unter anderem das von den USA ausgehende Fat Acceptance Movement recherchiert. Sowie Statements von einigen Fat Acceptance Aktivist*innen, z.B. in deren Videos. Und da sehe ich mittlerweile einen unguten Trend: Dicken Menschen, die versuchen, abzunehmen, zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen, wird von Aktivist*innen vorgeworfen, sie würden die Bewegung verraten oder das sei dann keine Body Positivity mehr. So ist es auch einigen Prominenten ergangen, zum Beispiel der Sängerin und Songwriterin Adele. (1)
Aber Body Positivity um jeden Preis ist gefährlich, weil das unter Umständen Menschen davon abhalten kann, sich gesund zu ernähren, Fitness oder Sport zu treiben, oder allgemeiner ausgedrückt: ihren Körper zu pflegen und gesund zu erhalten – oder gesünder zu werden. Und ja, das ist dann auch oft mit Abnehmen verbunden und wer das versucht, wird von Body Positivity Verfechter*innen nicht selten verteufelt.
Ich war ca. 14 Jahre lang sehr dick. Body Positivity war für mich lange Zeit ein tröstliches, aber wenig hilfreiches Pflaster auf einer schwärenden Wunde, könnte man sagen. Denn ich habe im Laufe der Zeit mehrere gesundheitliche Probleme bekommen, die mit dem Mehrgewicht in direktem Zusammenhang standen. 2021 habe ich nach langer Suche und vielen gescheiterten Versuchen in Sachen Gewichtsreduzierung endlich eine Ernährungsform gefunden, mit der ich langfristig abnehmen kann. Seitdem habe ich auch weniger gesundheitliche Beschwerden.
Gegenentwurf zur Body Positivity: Body Neutrality (Körper-Neutralität).
Dieser Ansatz geht weg von »Alle Körper sind schön« und hat stattdessen eine neutralere Haltung gegenüber Körpern, die sich nicht auf Aussehen und Schönheit fokussiert. Body Neutrality führt weg vom Selbsthass auf den eigenen Körper (internalisiertes Bodyshaming). Aber ohne den Druck zu erzeugen, den eigenen Körper lieben oder schön finden zu müssen. Stattdessen geht es um Respekt dem Körper gegenüber und man kann sich auch daran erfreuen, wie er funktioniert.
Ein Beispiel aus einem Cartoon: »Ich mag meine Beine (nicht wegen ihres Aussehens), weil ich mich ihnen gut laufen kann.« Man könnte auch sagen, es geht dabei eher um die Gesundheit des eigenen Körpers, als um dessen Schönheit. Darüber hinaus ist es bei der Body Neutrality auch völlig in Ordnung, wenn man sich hin und wieder nicht attraktiv fühlt, sondern eben eher neutrale oder auch mal schlechte Gefühle dem eigenen Körper gegenüber hat. Es wird damit also viel weniger innerer Druck erzeugt.
Ich kann mittlerweile mit Body Neutrality wesentlich mehr anfangen als mit Body Positivity. Das spiegelt sich in jenem oben erwähnten Roman von 2019 nicht wider. Falls ich dieses Thema in späteren Geschichten wieder aufgreife, gehe ich aber mit Sicherheit anders daran als damals.
Megan Anne, eine englischsprachige YouTuberin, die sich häufig auf reflektierte Weise mit Kritik am Fat Acceptance Movement befasst: https://www.youtube.com/@heylookitsmegananne
Der Verlag Ohne Ohren feiert den Disability Pride Month und gibt einen ersten Satz vor. Und ich schreibe nun etwas dazu, circa in der Länge einer Instagram-Caption:
„Wir sehen uns, wenn du genug Löffel hast.“ Da war er. Der Satz, den ich befürchtet hatte. Nachdem ich meinem Freundeskreis, meiner Familie und Bekannten die Löffeltheorie erklärt hatte, sprachen sie mittlerweile öfter von „meinen Löffeln“ und fragten, wie es darum bestellt sei. Und nun hatte ich das Treffen mit zwei Freundinnen absagen müssen. Eigentlich hatten wir uns in einem schicken Büchercafé treffen wollen, das hatte wir schon vor drei Wochen geplant, pünktlich zu dessen Neueröffnung. Aber meine Mental Health wollte da nicht mitmachen. Diese verdammten sozialen Ängste. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich mich kaum traute, das Haus zu verlassen. Der Gang zum Briefkasten war schon das höchste der Gefühle, aber selbst da betete ich im Stillen, dass mir keine Nachbarn über den Weg liefen.
„Es tut mir leid“, textete ich. „Kein Problem“, kam Stefanies Antwort kurz darauf. „Ich treffe mich dann allein mit Caro. Ich schick dir Fotos vom Café. Und von unserem Essen.“ Ein Zwinkersmiley folgte. Und prompt bekam ich FOMO. Fear of Missing Out. Ich war sauer. Enttäuscht. Nicht so sehr von Stefanie und Caro, sondern mir selbst gegenüber. Ich machte eine Therapie, aber auch die konnten die Sozialphobie nur lindern, nicht völlig heilen.
Eine halbe Stunde später begann es draußen zu donnern und starker Regen setzte ein. Das Café hatte auch draußen Plätze, aber daran war bei diesem Wetter nicht zu denken. Blitze erhellten mein Wohnzimmer und die Regentropfen prasselten unermüdlich gegen die Scheiben. Meine FOMO wanderte gelangweilt zur Tür hinaus. Mit einem Mal war ich ganz froh, dass ich zu Hause geblieben war. Klar, wieder eins zu null für die Sozialphobie. Andererseits wäre ich wohl selbst mit Regenjacke oder Schirm ziemlich nass geworden auf dem Weg zum Café. Ich kuschelte mich in die weiche Decke auf dem Sofa und griff nach einem spannenden Roman, den ich endlich zu Ende lesen wollte. Das war wohl ein Fall von „Joy of Missing out“…
Ich habe mehrere Bücher mit solchen Figuren: Oliver aus „Die Rolle seines Lebens“ und „An seiner Seite“ ist bisexuell und kommt mit einem schwulen Mann zusammen.
Leo und Ashley aus „Regency Park“ sind beide bi oder pan, ohne ein spezielles Label für sich zu verwenden.
In meiner kommenden Neuerscheinung „Liebeswirren und Sommerwind“ ist Benjamin bi und kommt mit der heterosexuellen Nina zusammen. In diesem Zusammenhang schaut sich Nina einige typische Vorurteile gegenüber bisexuellen Menschen an.