Schreibtipp: Mythologie in der Belletristik, aus paganer Sicht

Sandro Botticelli, Die Geburt der Venus (c.1484)


Ich sage es heute mal ganz offen: Ich bin seit einigen Jahren eine pagane Polytheistin, d.h. ich verehre einige Gottheiten, die bereits in der Antike verehrt wurden.

Neulich kam auf Twitter eine Unterhaltung auf dazu, wenn sich Autor*innen an antiken Mythologien bedienen, z.B. an der nordischen, keltischen, altägyptischen, römischen, griechischen oder noch anderen. Ich schreibe dazu nun etwas aus meiner pagan Perspektive, das ich bereits auf Twitter in einem Thread geschrieben habe und hier noch um einige Überlegungen ergänze.

Für viele pagane oder polytheistische Menschen sind antike Mythologien nicht einfach nur alte Geschichten, die man nach Belieben nehmen und nach eigenem Gutdünken verändern kann. Diese alten Mythen haben für viele pagane Menschen eine religiöse Bedeutung.

Wenn sich nun Autor*innen daran machen, diese Mythen neu zu interpretieren, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten:

Methode 1
Die Autor*innen bleiben dicht am Original. Oder an einem der Originale, denn oft ist es so, dass es unterschiedliche Mythen zu ein und derselben Gottheit oder einem Wesen gibt, je nach regionaler (oft zunächst mit mündlicher und erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte später schriftlich festgehaltener) Überlieferung, und ja, manche dieser Mythen widersprechen sich auch.

Die Autor*innen adaptieren dann den vorhandenen Stoff so, dass das Original gewissermaßen noch durchscheint, aber neu interpretiert wird. Damit erweist man den historischen Überlieferungen und der Kultur, in der diese Mythen entstanden sind, einen gewissen Respekt aus meiner Sicht.

Methode 2
Die Autor*innen nehmen sich, was sie wollen aus der mythologischen Vorlage und drehen ihr ganz eigenes Ding draus, ohne Rücksicht auf die Eigenschaften der verwendeten Wesen/Gottheiten oder der historischen Quellen. Zum Beispiel nehmen sie den Namen einer Gottheit und verleihen diesen einem Dämon.

Oder sie versetzen Figuren aus einer bestimmten Region oder einem bestimmten Pantheon ganz ans andere Ende der Welt, ohne das näher zu begründen. Im schlimmsten Fall werden hier historische Mythen gewissermaßen ausgebeutet und das geht in Richtung kulturelle Aneignung.

Diese Gefahr besteht auch, wenn man sich an den Mythen einer Kultur bedient, in der man nicht selbst aufgewachsen ist. Zum Beispiel wenn eine Autorin aus Deutschland sich mit japanischer Mythologie oder Folklore befasst und dann Methode 2 anwendet.

Und man kann es sich schon denken, ich würde immer zur ersten Methode raten.

In der Twitter Unterhaltung kam das Gegenargument zu meiner Position, dass ja auch zahlreiche Motive aus der christlichen Religion auf unterschiedlichste Weise Einzug in die Popkultur gefunden haben und da auch viele Autor*innen einfach machen, was ihnen gefällt (z.B. in der Phantastik Engel, Teufel, Dämonen, im Horror-Genre Exorzismen, oder auch neue Interpretationen biblischer Geschichten in verschiedenen Genres).

Ich möchte allerdings zu Bedenken geben, dass die christliche Religion im Gegensatz zu heutigen paganen Glaubensgemeinschaften seit Jahrhunderten weltweit bestens etabliert ist. Christ*innen werden eher nicht diskriminiert (oder in einigen Fällen nur dort, weltweit gesehen, wo sie eine Minderheit bilden). Von daher haben Christ*innen größtenteils, zumindest was ihren Glauben betrifft, eine privilegierte Position.

Pagane/heidnische Menschen sind dagegen überall eine Minderheit und müssen sich oft mit Vorurteilen oder diskriminierendem Verhalten herumschlagen, wenn sie offen von ihrer Religion sprechen – das zeigt z.B. dieser englischsprachige Bericht über eine Umfrage der Pagan Federation in Schottland:
https://wildhunt.org/2021/03/scottish-pagan-federation-to-release-results-of-discrimination-survey.html

Insofern tut man aus meiner Sicht als Autor*in diesen Menschen einen großen Gefallen, wenn man die alten Mythen, die vielen von ihnen heilig sind, mit Respekt behandelt. Und deshalb würde ich wie gesagt, immer zur ersten Methode raten.

Easter Eggs und Anspielungen in meinen Büchern

Amna Zabini fragte heute danach auf Twitter und das hat mich zu diesem Blogbeitrag angeregt, weil ich Easter Eggs liebe und immer gern welche in meinen Geschichten unterbringe, wenn es denn passt. In manchen Fällen sind es deutlich mehr als nur Anspielungen.

Meine Kurzgeschichte „Mein Regenbogenschirm“ dreht sich direkt um diesen Auftritt von Tom Holland bei Lip Sync Battle, aus Sicht einer genderqueeren Person:

Mein Roman „Love & Crime 101“ wurde stark inspiriert durch ein Interview mit Daisy Ridley, John Boyega und Oscar Isaac. Deshalb habe ich ein kurzes „Making of“-Video gemacht, in dem ich erkläre, wie es dazu kam. Mit einem kurzen Ausschnitt aus dem Buch:

In den Romanen „Die Rolle seines Lebens“ und „An seiner Seite“ spiele ich an auf dieses Video, in dem ein schwarzer Hund als Metapher für Depressionen verwendet wird:

Im Steampunk-Abenteuer-Roman „Der Stern des Seth“ sagt der Wissenschaftler Frederick MacAlistair gern: „Ich bin Wissenschaftler, kein Abenteurer!“ Das ist natürlich eine Anspielung auf diverse Zitate von Dr. McCoy und weiteren Leuten in Star Trek, die gern betonen, „Ich bin Arzt und kein …“

In „Berlingtons Geisterjäger 2 – Mördernächte“ gibt es eine Anspielung auf einen berühmten Doctor aus der Popkultur. Könnt ihr erraten, um wen es geht?

Und noch mehr zu diesem Roman: Darin gibt es True Crime in einem phantastischen Gewand – darin habe ich meine eigene Theorie entwickelt, wer der Mörder Jack the Ripper war. Ich habe dafür sehr viel zu den entsprechenden Morden recherchiert. Davon erzählt auch das Vorwort:

Ich liebe Shakespeare und habe in der historischen Novelle „Sein wahres Selbst“, die in seiner Ära spielt, mehrere Zitate aus seinen Werken, aus „Hamlet“ und „Wie es euch gefällt“. Auch der Titel ist eine Anspielung auf ein Zitat.


In mehreren meiner Romane tauchen reale historische Persönlichkeiten als Nebenfiguren oder per Cameo auf, z.B. der viktorianische Schauspieler und Theaterintendant Herbert Beerbohm-Tree, in „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray: Theatergeist“

Herbert Beerbohm-Tree in der Rolle des Hamlets, zeitgenössische Abbildung

In „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray: Kunstraub in Kensington“ ermittelt Miss Murray im Kunstmilieu und trifft auf einer Feier unter anderem Oscar Wilde, dem ich bei diesem Anlass ein Zitat von ihm selbst in den Mund lege.

Oscar Wilde, zeitgenössische Abbildung von 1882

In „Berlingtons Geisterjäger 3 – Die Türme von London“ haben die Geisterjäger und die magisch Begabten Londons eine Audienz bei Königin Victoria … and she is not amused.

Königin Victoria, Abbildung von Alexander Bassano, 1882

Es gibt noch weitere Anspielungen und Referenzen in meinen Büchern, aber ich belasse es nun hierbei.

Was darf ich denn überhaupt noch schreiben?

Foto: Pixabay

Diese und ähnliche Aussagen machen gerade mal wieder die Runde in den Autor_innenbubbles in Social Media, zum Beispiel auch „Ich traue mich gar nicht mehr zu schreiben…“

Im Grunde ist es ganz einfach: Die Kunst ist frei, dazu zählt auch die Literatur. Hier übrigens das entsprechende Gesetz in Deutschland. Du darfst über (fast) alles schreiben. Es gibt einige Grenzen dabei, z.B. können volksverhetzende Texte strafrechtlich verfolgt werden. Deshalb das „fast“.

Mit der Freiheit, über alles schreiben zu können, geht aber auch eine Verantwortung einher.
Du bist für das, was du schreibst, verantwortlich. Diese Verantwortung kannst du auch nicht an ein Lektorat oder einen Verlag abwälzen. Du musst außerdem immer damit rechnen, dass dein Text, dass deine Geschichte auf Kritik stößt – nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich. Wer damit nicht umgehen kann, sollte sich stark überlegen, ob das Veröffentlichen von Geschichten das Richtige für einen ist.

Wir leben nicht mehr in einer Welt, in der Kritik an Belletristik allein in den Zeitungsspalten, z.B. in einem Feuilleton, in Literaturmagazinen, oder in literarischen TV-Sendungen zu finden ist. Jede Person, die Zugang zum Internet und Social Media hat, kann ihre Meinung zu einem Buch oder einer Kurzgeschichte kundtun. Entsprechend gibt es auch generell mehr Kritik (und sei es lediglich eine reine Sterne-Bewertung bei Amazon).

Marginalisierte Menschen hat es schon immer gegeben, aber erst seit dem Aufkommen der Social Media sind ihre Stimmen weithin hörbar. Aus diesen Stimmen spricht oft eine Menge Wut, Ärger, Traurigkeit, Verzweiflung oder Frustration. Und ja, das kann sich auch auf eine schlechte, unrealistische oder destruktive Repräsentation ihrer marginalisierten Gruppe in fiktiven Werken beziehen. Manche von ihnen outcallen solche Werke, oft laut und verärgert.

Viele Menschen, die privilegierter sind, verstehen das oft nicht und dazu zählen oft auch Autor_innen. Einige von ihnen fangen dann in Diskussionen mit Tone Policing an (1) oder wehren kategorisch alle Kritik ab, fühlen sich persönlich angegriffen und sind nicht zu einem Dialog bereit. Sie fragen sich dann, woher kommt all diese Wut oder andere als negativ gesehene Reaktionen marginalisierter Menschen? Diese Frage kommt meistens dann auf, wenn sie keine entsprechenden Diskriminierungserfahrungen selbst erlebt haben und sich nicht vorstellen können, wie sehr betroffene Menschen unter solchen Erfahrungen leiden. (2)

Was heißt das nun? Wer über sensible Themen, über marginalisierte Menschen oder über gesellschaftskritische Themen (wie Rassismus, Sexismus, Misogynie, Queerfeindlichkeit, Transfeindlichkeit, Antisemitismus, Ableismus, Saneismus, Klassismus oder noch andere Formen von Diskriminierung) schreiben möchte, der tut gut daran, gründlich zu recherchieren und mit Menschen zu sprechen, die davon betroffen sind. Idealerweise sollte man sich entsprechend erfahrene Sensitivity Reader suchen.

Ich wiederhole es noch einmal. Du darfst (fast) alles schreiben. Hier ein persönliches Beispiel.
Ich habe vor kurzem eine Kurzgeschichte geschrieben, in der BDSM eine wichtige Rolle spielt. Aus meiner Sicht ist das ein Diversitätsthema. (3) Ich kenne Menschen, die in der BDSM-Community aktiv sind, bin selbst aber kein Teil dieser Community. In dieser Kurzgeschichte gibt es einen Teil der Handlung, der mit dem Thema BDSM direkt verbunden ist und den ich schwierig fand. Im Sinne von, ist das problematisch? Aber ich konnte nicht genau den Finger darauf legen, ob oder wie das problematisch sein könnte. Vor kurzem habe ich ein sehr ausführliches Feedback von meiner Sensitivity Reader-Person erhalten, die mir in deutlichen Einzelheiten erklärt hat, warum diese Sache in der Kurzgeschichte in der Tat problematisch und ein No-Go ist. Bald werde ich das alles überarbeiten und alle ihre Vorschläge dabei berücksichtigen.

Mit diesem Beispiel möchte ich gern zeigen: Du kannst erst einmal wirklich frei heraus schreiben, was du möchtest. Und es danach am besten von entsprechend erfahrenen Personen auf sensible Themen hin überprüfen lassen, wenn du über solche Themen schreibst.

Eine weitere Möglichkeit ist es natürlich, mit betroffenen Personen schon vorab deine Plotidee durchzusprechen, um herauszufinden, ob es darin etwas Problematisches gibt. In manchen Fällen wird das bereits beim Plot an sich deutlich, z.B. destruktive Tropes wie „Bury your gays“ (4), in anderen Fällen erst im Verlauf der individuellen Ausarbeitung, also erst nach dem Schreiben.

Zensur?

Ich habe mehr als einmal das Vorurteil gehört, Sensivity Reader würden Texte zensieren. Das stimmt nicht. Ich habe nun mehrfach Erfahrungen mit Sensitivity Readern sammeln dürfen und auch selbst schon mehrere Sensitivity Readings durchgeführt. Sensitivity Reader machen Verbesserungsvorschläge. Sie schreiben nicht vor, wie man seinen Text zu gestalten hat. Wie Autor*innen oder Verlage diese Vorschläge umsetzen, bleibt diesen überlassen.

Wenn du keine Lust oder keine Kapazitäten hast, sensible Themen zu recherchieren, mit Betroffenen zu sprechen, dir Sensitivity Reader zu suchen – dann überlege dir am besten, worüber du schreiben kannst und möchtest, in dem all das nicht notwendig ist.

Wenn du gern mit mehr Diversität schreiben möchtest und Tipps für den Anfang suchst, schau gern mal auf diese Linksammlung, da findest du viele Anregungen.

Fußnoten:

(1) Ein Artikel über Tone Policing:
https://feminismus-oder-schlaegerei.de/2019/02/09/tone-policing-lasst-mich-verdammt-noch-mal-wuetend-sein/

(2) Hier dazu ein weiterführender Blogbeitrag von mir:
Die Welt ist gemein zu marginalisierten Menschen

(3) BDSM wird noch heute pathologisiert und oftmals in Medien der Popkultur verfälscht dargestellt.

(4) Einen lesenswerten Beitrag zu diesem Trope hat Elea Brandt geschrieben:
https://eleabrandt.de/2020/12/09/dont-bury-your-gays/

Ein persönlicher Beitrag zum Tag der mentalen Gesundheit



Inhaltswarnungen: psychische Erkrankung, bipolare Störung, suizidale Gedanken, Suizid, Depression, Manie, Psychose

Lesezeit: ca. 12 Minuten

Teile dieses Textes habe ich bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht, anlässlich der Aktion „Seelenoktober“ auf Facebook.

Am 10. Oktober ist jedes Jahr Tag der mentalen Gesundheit (Mental Health Day). Dieses Thema geht mir schon seit rund zwei Jahrzehnten nah, denn ich habe die bipolare Störung. Was das ist und was für Erfahrungen ich damit gemacht habe, davon handelt dieser Beitrag.

Zuerst einmal zum Begriff: Früher wurde dies als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet. Manche Betroffene sprechen heute gern von bipolarer Neurodivergenz oder Neurodiversität (ähnliches gilt auch z.B. für AD(H)S, Asperger Syndrom, Autismus). Mir ist dieser Begriff übrigens auch lieber als „Störung”, weil letzteres zu sehr an das Schimpfwort „gestört” erinnert. Der Begriff „Neurodivergenz” soll das Phänomen zum einen aus einem ausschließlich medizinischen Blickwinkel lösen, zum anderen zeigen, dass das Gehirn der entsprechenden Personen gewissermaßen dauerhaft anders funktioniert als bei neurotypischen Menschen. Von einer Neurodivergenz zu sprechen, macht auch insofern Sinn, da die Erkrankung als unheilbar gilt. Mit Therapien und passenden Medikamenten kann man im günstigsten Fall lernen, damit langfristig zu leben.

Die Erkrankung äußert sich sehr unterschiedlich, es gibt verschiedene Formen, darunter das sogenannte „Rapid Cycling”, bei dem sich depressive und manische Phasen sehr schnell ablösen. Bei anderen Menschen sind eher die manischen Phasen ausgeprägt, bei einigen stehen die depressiven im Vordergrund. Übergänge zu anderen psychischen Erkrankungen sind hier oft fließend, bzw. manche Menschen mit der bipolaren Störung haben auch noch zusätzliche psychiatrische Diagnosen. Einige mit dieser Erkrankung neigen zu Suizidalität, andere eher nicht. Ich gehöre zu letzteren, auch wenn mir suizidale Gedanken ebenfalls nicht fremd sind.

Es gibt übrigens mehrere Kunstschaffende, die diese Erkrankung haben/hatten und offen darüber sprechen/sprachen. Dazu zählen die Musikerinnen und Singer-Songwriterinnen Emilie Autumn, Macy Gray, Mary Lambert (die darüber auch in ihrem Song „Secrets” offen singt), Maria Carey, die Schauspielerinnen Carrie Fisher und Linda Hamilton, der Schauspieler Richard Dreyfuss, Demi Lovato (Schauspieler*in, Sänger*in, Autor*in), die Musiker*innen und Singer-Songwriter*innen Lou Reed und Amy Winehouse, der Comedian, Schauspieler, Radio-Host, Aktivist und Autor Russell Brand, der Künstler und Fotograf David LaChapelle und noch viele andere.

Mary Lambert: „Secrets“

Auch einige bekannte historische Persönlichkeiten litten höchstwahrscheinlich unter dieser Erkrankung, darunter Ernest Hemingway, Vincent van Gogh, Zelda Fitzgerald, Ada Lovelace, Gustav Mahler, Virginia Woolf, möglicherweise auch Sylvia Plath und Edgar Allan Poe.

Ich war jahrelang in Psychotherapie, früher auch mit Klinikaufenthalten, und ich nehme Medikamente. Aber auch das alles ist kein Heilmittel. Wenn es in meinem Leben zu einer größeren Krise kommt, kippe ich höchstwahrscheinlich aus einer stabilen Phase in eine instabile, ich werde dann entweder manisch oder depressiv. Mittlerweile meistens letzteres, aber nicht nur.

Ich habe einmal von einem Künstler gelesen, der schrieb, dass er seine manischen Phasen nicht missen möchte, da sie ihm zu kreativen Schüben verhelfen würden. Diese Erfahrung habe ich selbst ebenfalls gemacht, z.B. über einen längeren Zeitraum sehr wenig Schlaf zu haben und dennoch ein Gefühl, als ob ich Bäume ausreißen könnte. Oder mich stundenlang ohne Pause mit kreativen Tätigkeiten beschäftigen zu können und dabei alles um mich herum zu vergessen.
Von daher würde ich persönlich aufgrund dieser Erfahrungen sagen, diese Neurodivergenz bringt nicht ausschließlich Negatives mit sich, zumindest nicht bei mir. Aber auch das ist ganz individuell unterschiedlich. Die Kehrseiten von Manien können die folgenden sein: ein völlig sorgloser Umgang mit Geld, wortwörtlich ver-rückte Ideen, ständige Gedankensprünge, Verlust der Konzentrationsfähigkeit, zunehmende Gereiztheit, die bei manchen Betroffenen auch zu Aggressionen führen kann und noch andere Probleme.

Die Frage ist, wie bei allen psychischen Erkrankungen und Beschwerden, wie hoch ist der persönliche Leidensdruck? Den manischen Phasen gegenüber stehen die depressiven, und die kommen bei mir mit allem daher, was Depressionen ausmachen: Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Existenz- und Versagensängste, bis hin zu suizidalen Gedanken, krampfhaftes Weinen schon aus dem geringsten Anlass heraus. Auch alltägliche Dinge nicht mehr oder kaum noch bewältigen können: Hausarbeit, Körperpflege, einkaufen gehen, das Haus verlassen.

Bei mir kamen außerdem noch Psychose-Erfahrungen hinzu, die letzte hatte ich vor dreizehn Jahren. Psychosen sind durch einen Realitätsverlust gekennzeichnet, mitunter gibt es auch das Gefühl, mit allem verbunden zu sein, die eigenen Grenzen scheinen sich aufzulösen, außerdem kann es auch Halluzinationen aller Art geben, die als real empfunden werden. Psychosen können sehr verstörend wirken, manchmal sind sie auch mit starker Paranoia verbunden. Und wem das im Zusammenhang mit Schizophrenie bekannt vorkommt: Ja, auch bei dieser Erkrankung sind Psychosen häufig. Aber nicht jeder Mensch mit der bipolaren Neurodivergenz erlebt Psychosen.

Ich habe einen Großteil meines Lebens über all das geschwiegen. Ich habe mich selbst lange Zeit stigmatisiert, mich bei jeder kleinsten Gefühlsregung gefragt: Ist das nun ein „normales” Gefühl, oder ist es depressiv oder manisch?
Irgendwann habe ich damit aufgehört. Ich akzeptiere mich nun mehr so wie ich bin, mit dieser Erkrankung. Mit allem, was dazu gehört. Ich bin nachsichtiger mit mir selbst geworden. Wenn ich mal eine Nacht schlecht schlafe, mache ich mir weniger Sorgen als früher, dass nun wieder eine instabile Phase anbricht. Ich mache mir auch selbst weniger Druck. Einfach ist es dennoch nicht, das zeigt auch mein beruflicher Patchwork-Lebenslauf.

Ich habe mir vorgenommen, weniger über meine Erkrankung zu schweigen. Ich bin auch als Sensitivity Reader aktiv geworden und helfe Autor*innen aus Sicht einer Betroffenen, über diese Erkrankung zu schreiben. Im vergangenen Jahr habe ich eine intersektionale Kurzgeschichte über eine Frau geschrieben, die an der bipolaren Störung leidet. Diese Geschichte, „Kein Allheilmittel“, findet ihr in der Anthologie „Urban Fantasy: going intersectional“.

Ich habe gelernt, mit meiner Erkrankung zu leben. Sie ist ein Teil von mir und wird mich wohl mein gesamtes Leben lang begleiten. Und ich hoffe, etwas gegen Stigmatisierung tun zu können, u.a. indem ich in jener Kurzgeschichte und den unten genannten Romanen aufzeige, dass es möglich ist, trotz einer psychischen Erkrankung und all der Schwierigkeiten, die sie mit sich bringt, ein erfülltes Leben zu führen.

Und wie sieht es mit der Repräsentation aus?

In Medien aller Art, auch in der Literatur, kommen Figuren mit psychischen Erkrankungen meistens nicht gut weg: Sie leiden viel, werden oft einzig und allein auf ihre Erkrankung reduziert, alles dreht sich nur darum. Oft wird die betreffende Erkrankung auch für sehr viel „Drama“ oder Schockeffekte verwendet, z.B. einen dramatisch inszenierten Suizid oder entsprechende Versuche.

In Krimis und Thrillern sind oft Menschen mit psychischen Erkrankungen die Täter*innen und die Darstellung von psychiatrischen Einrichtungen sorgen mitunter für Grusel. Dabei sieht die Realität anders aus, nur ein geringer Anteil an psychisch erkrankten Menschen wird gewalttätig. In vielen Fällen ist eine psychische Erkrankung so belastend für Körper und Geist, dass die Betroffenen eine Gewalttat gar nicht planen und durchführen könnten.***

Immer wieder habe ich außerdem Bücher gelesen, in denen psychisch erkrankte Nebenfiguren den Protagonist*innen das Leben schwer machen oder ihnen im Weg stehen, z.B. Elternteile oder Menschen im Bekanntenkreis. Sie dienen damit im Grunde als Plotdevice ohne eigene Agenda, um die Entwicklung der Protagonist*innen voranzutreiben.

Ich habe bisher kaum Beispiele für eine positive Repräsentation von Menschen mit psychischen Erkrankungen gefunden. Ein gelungenes Beispiel ist aus meiner Sicht die männliche Hauptfigur aus „Wasteland“ von Judith und Christian Vogt. Zeeto hat die bipolare Störung/Neurodivergenz und hat gelernt, damit zu leben. Er hat ganz praktische Bewältigungsstrategien gefunden, um mit dem Auf und Ab von Depressionen und manischen Phasen gut umgehen zu können. Er hat auch Unterstützung in seinem Umfeld. Und trotz seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten unternimmt er allerhand Dinge, die ich nun wegen Spoilergefahr nicht verraten möchte. Und all das sendet eine gute Message: Betroffene sind mehr als ihre Erkrankung. Und man kann lernen, mit einer psychischen Erkrankung zu leben.

Ich wollte ebenfalls eine positive Repräsentation kreieren. Deshalb habe ich die Romane „Die Rolle seines Lebens“ und „An seiner Seite“ geschrieben.

Der Protagonist Esteban hat Depressionen, aber das führt in seiner Geschichte nicht zu einem Riesendrama. Stattdessen lernt er in Oliver jemanden kennen, der ihn unterstützt, der wortwörtlich an seiner Seite ist und zu ihm hält. Für beide ist das ein Lernprozess. Und nein, Liebe oder eine Liebesbeziehung ist kein Heilmittel gegen Depressionen, wie es in manchen Geschichten gern heraufbeschworen wird. Das mag eine schöne Fantasie sein, aber es geht an der Realität vorbei.
Eine stabile Beziehung oder andere unterstützende Beziehungen können einem Menschen mit Depressionen allerdings sehr helfen, mit der Erkrankung besser zurechtzukommen, zumindest habe ich diese Erfahrung in meinem eigenen Leben machen dürfen, denn ich bin seit 2010 in einer stabilen Beziehung. Mein Protagonist Esteban holt sich Hilfe, er macht eine Therapie. Und erkennt am Ende, dass die Depression immer ein Teil seines Lebens sein wird. Und dass man damit leben kann.

Fußnote und mehr

*** Zu diesem Thema kann ich einen Blogbeitrag von Elea Brandt sehr empfehlen, am Beispiel der Schizophrenie:
https://eleabrandt.de/2020/01/30/schizophrenie-in-den-medien/

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) erzählt gemeinsam mit dem Schriftsteller und Zeichner Matthew Johnstone die Geschichte „I had a black dog, his name was depression“.
Hier das kurze Video in deutscher Übersetzung: „Ich hatte einen schwarzen Hund, sein Name war Depression“

Weiterführende Literatur
„Achterbahn der Gefühle – Mit Manie und Depression leben lernen“
von Thomas Bock, 2007

„Meine ruhelose Seele: Die Geschichte einer bipolaren Störung“
von Kay Redfield Jamison, 2014

„Die bipolare Störung: Ein Ratgeber aus Angehörigensicht“
von Rolf Wenzel, 2015

„Ratgeber Bipolare Störungen: Hilfe für den Alltag“
von Daniel Illy, 2021

Empfehlungen für Buchcoverdesign, Lektorat, Sensitivity Reading und einen Impressumsservice

In Social Media lese ich oft Fragen von Selfpublisher*innen nach Buchcoverdesigner*innen und Lektor*innen. Damit ich nicht immer von Neuem Links etc. heraussuchen muss, dachte ich mir schreibe ich stattdessen einfach einen Blogbeitrag. Ich erhalte von allen genannten Leuten übrigens kein Geld oder Vergünstigungen dafür, dass ich sie nenne.
Ob sie gerade Kapazitäten frei haben, kann ich nicht sagen, bitte bei Interesse selbst anfragen.

Foto: Pixabay

Buchcoverdesign und Premades

Covered in Colours – Viktoria Sabo
Viktoria Sabo bietet Premades, Buchcoverdesign, Illustrationen und Werbematerialien an.
https://www.covered-in-colours.de/

Yola Stahl Design
https://yola-stahl.de/design
Arbeitsproben und Premades: https://www.instagram.com/yola.stahl_design

Casandra Krammer
https://casandrakrammer.de/

Juliana Fabula

https://julianafabula.de/grafikdesign/

Christian Günther
(auch Illustration)
https://www.tag-eins.de/portfolio-buecher-und-cds/

Sameena Jehanzeb
https://www.saje-design.de/

Alexander Kopainski
https://kopainski.com/home/

Regina Mars
https://www.reginamars.de/coverpremades/

Marie Grasshoff
https://marie-grasshoff.de/portfolio-item/coverdesign/

Claudia Toman
https://traumstoffdesign.wordpress.com/

Catherine Strefford
https://design.catherine-strefford.de/buchdesign/

Tom Jay
http://www.tomjay.de/

Tala Jacob
tala-jacob.de

DaylinArt
https://daylinart.webnode.page/

Madeleine Puljic
https://www.madeleinepuljic.at/grafikdesign/

Christin Giessel
https://www.giessel-design.de/

Melanie Woicke (Illustration, spezialisiert auf Kinder-/Jugendliteratur)
http://farbklecks.net/portfolio/index.htm

Infos zu meinen eigenen Illustrationen (Fantasylandkarten und Portraits) gibt es hier:
https://amalia-zeichnerin.net/illustrationen/

Abbildung: Pixabay

Lekorat
Einige der genannten Personen bieten auch Korrektorate an, bitte bei Bedarf im Einzelfall schauen.

Lektorat Finsterbunt (Nora Bendzko)
Nora bietet Lektorate und Sensitivity Readings an.
https://norabendzko.com/finsterbunt/

Lektorat Wortliebe (Laura Misellie)
Laura bietet Lektorate, Korrektorate und Buchsatz an:
https://lauramisellie.de/lektorat-wortliebe/

Juri Pavlovic
https://www.textehexe.com/

Victoria Linnea
https://linktr.ee/VictoriaLinnea


Melanie Vogltanz
https://lektoratvogltanz.wordpress.com/

Noah Stoffers
https://www.textpfade-lektorat.de/

Birgit Rentz
http://www.fehlerjaegerin.de/

Sandra Florean
https://sandraflorean-autorin.blogspot.com/p/lektorate.html

Julia Fränkle
https://svealundberg.net/lektorat-korrektorat

Steffi Foitzik (zur Zeit wird die Webseite umgebaut)
https://stefaniefoitzik.jimdofree.com/needful-thinks-lektorat/

Rabea Güttler
https://lektoratpageturner.net/

Tino Falke
https://www.tinofalke.de/lektorat/

Lena Richter
Lena bietet folgendes an: Lektorat, Korrektorat, Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche, Sensitivity Reading.
http://lenarichter.com/lektorat-und-uebersetzung/

Katherina Ushachov
Katharina bietet an: Lektorat, Korrektorat und Sensitivity Reading, für deutsche Originaltexte und für deutschsprachige Übersetzungen aus dem Englischen.
https://phoenixlektorat.com/

Antje Bremer
They bietet Korrektorate und Sensitivity Reading an.
https://www.antjebremer.com/

Stefanie Tscherner
Stefanie bietet Lektorat, Korrektorat und Coachings für Autor*innen an.
https://wonderl.ink/@lyralektorat

Lektorat Dunkelfunkel (Daniela Umlauf)
Daniela bietet Lektorate und Sensitivity Readings an.
https://lektorat-dunkelfunkel.com/

Mein eigenes Angebot:
Wortflow Lektorat und Sensitivity Reading


Sensitivity Reading

Was das ist, könnt ihr hier nachlesen:
https://sensitivity-reading.de/was-machen-sensitivity-reader


Falls ihr eine Person für ein Sensitivity Reading sucht, schaut bitte einmal auf dieser Seite:
https://sensitivity-reading.de/themen

Impressumsservice
Fakriro GbR, von Sabrina Schuh und Mary Cronos, selbst Autor*innen
https://fakriro.de/alias/

Schreibtipp: Fiktive Lokale und Läden in realen Orten?

Foto: Thomas Ulrich, LoboStudio Hamburg, via Pixabay

Wer Contemporary Romane schreibt, muss sich früher oder später die Frage stellen: erfinde ich Bars, Cafés, Restaurants oder andere Lokalitäten, Geschäfte und Einrichtungen, oder beschreibe ich real existierende?

Ich habe selbst teilweise in meinem Contemporary Romanen real existierende Lokale verwendet – allerdings spielen die betreffenden Romane in England und USA und die Wahrscheinlichkeit, dass Einheimische von den betreffenden Lokalen lesen, ist wegen der Sprachbarriere verschwindend gering – die betreffenden Bücher gibt es nur auf Deutsch, nicht in englischer Übersetzung.

Nun plane ich allerdings eine Buchreihe, die in meiner Wahlheimat Hamburg in der Gegenwart angesiedelt ist und ich habe mich dagegen entschieden, real existierende Lokale darin literarisch zu verewigen. Hier einige Gründe, die für fiktive Gaststätten, Läden und andere Einrichtungen sprechen:

  • Manche Betreiber*innen sehen es sicherlich nicht gern, wenn ihr Lokal, ihr Laden oder ihre Einrichtung in einem fiktiven Zusammenhang auftauchen. Das gilt natürlich auch, wenn z.B. ein Geschäft zu einer größeren Kette gehört.
  • Manche Betreiber*innen könnten sich als problematisch entpuppen. Hier ein Beispiel dafür aus Hamburg
  • Manche Lokale oder Läden müssen leider schließen oder ziehen um in andere Örtlichkeiten.
  • Frei erfundene Gäststätten, Läden etc. bieten die maximale künstlerische Freiheit. Das gilt natürlich auch für frei erfundene Dörfer, Orte und ganze Städte.
  • Was auch möglich ist: Man kann Läden, Lokale auf real existierenden basieren lassen, aber Details in der Beschreibung so stark verändern, dass sie nicht mehr erkennbar sind (oder nur für „Eingeweihte“). Ich habe vor einigen Jahren einmal einen Roman gelesen, dessen Titel mir nicht mehr einfällt, darin erwähnte die Autorin in ihrem Nachwort, dass ihre Restaurants und Cafés auf real existierenden basierten. Sie hat dann deren Namen z.T. mit Wortspielen verfremdet.

E-Books vs. Printbücher oder: Was ist ein richtiges Buch?

Abbildung: Pixabay

In einer Facebookgruppe gab es heute eine Diskussion zu dem Thema, ob E-Books richtige Bücher seien. Meine Ansicht: Ja, das sind sie, genauso wie Printbücher. Und ich nehme das heute mal zum Anlass, die Vor- und Nachteile von E-Books und Printbüchern aufzulisten.

E-Books
Pro
Sehr platzsparend, passt in jede (Hand-)Tasche, auch sehr praktisch für Reisende
Man kann die Schriftgröße selbst einstellen.
E-Books werden oft etwas günstiger angeboten, da Druckkosten und Porto für den Versand entfallen.
Man kann digitale Lesezeichen setzen
Der E-Book-Reader merkt sich automatisch die Seite, auf der man aufgehört hat zu lesen
Das E-Book bekommt keine Gebrauchsspuren, höchstens der E-Book-Reader
Manche E-Book-Reader Apps (z.B. Kindle App) bieten die Möglichkeit, E-Books nach einzelnen Worten zu durchsuchen. Das ist u.a. sehr praktisch für Nachschlagewerke. Zitate können direkt mit Copy/Paste am PC kopiert werden und müssen nicht abgetippt werden.
Manche Menschen berichten, dass sie E-Books schneller lesen können als Printbücher. Mir geht das auch so.

Kontra
Stromverbrauch (der ist allerdings nicht hoch)
Weniger Gestaltungsmöglichkeiten
Kann nicht signiert werden
Weniger haptisches Erlebnis
Kann nicht oder nur teilweise an andere ausgeliehen werden
E-Books landen häufig auf Seiten für E-Book Piraterei, auf der die Dateien illegalerweise gratis oder für wenige Cents heruntergeladen werden können

Abbildung: Pixabay

Printbücher
Pro
Viele Menschen mögen das haptische Erlebnis, ein Buch in der Hand zu halten und durchzublättern, oder sie mögen den Geruch des bedruckten Papiers.
Buchige Messen und Cons ohne Printbücher? Undenkbar
Kann signiert werden
Man kann sich Notizen im Buch machen oder Post-Its hineinkleben
Kann leichter gestaltet werden, z.B. mit Illustrationen, die an den Seitenrand stoßen.
spezielle Gestaltungsmöglichkeiten, z.B. eine Prägung auf dem Titel
Keine Buch-Piraterie
Kann an andere Leute verliehen werden

Kontra
Braucht Platz im Bücherregal – dicke Wälzer mit in den Urlaub oder auf die Geschäftsreise nehmen, das ist unpraktisch
In manchen Printbüchern ist die Schrift ziemlich klein, um Seiten zu sparen. Das geht leider zugunsten der Lesbarkeit.
Teurer in der Herstellung, werden entsprechend teurer angeboten.
Hoher Papierverbrauch, oft nicht mit umweltschonenden Papier
Wenn man kein Lesezeichen nutzt, muss man sich die Seite merken, an der man zu lesen aufgehört hat

Typische Konflikte in Liebesromanen/Romance

In diesem Text geht es um Konflikte, die zunächst die Entstehung einer (festen) Beziehung verhindern. Um das Ganze etwas einfacher zu halten, schreibe ich über Paarbeziehungen mit zwei Menschen, also abseits von Polyamorie oder offenen Beziehungen. Die hier genannten Konflikte sind insofern klischeebeladen, weil sie oft in Liebesromanen/Romance verwendet werden.

Enemies to Lovers
Die beiden sind verfeindet und/oder können einander absolut nicht leiden. Wenn da nur nicht diese unerklärliche Anziehungskraft wäre. Nach einer Weile wird die Feindschaft überwunden, durch innere oder äußere Einflüsse.

Eifersucht
Dies kann ein kleiner oder großer Konflikt sein. Vielleicht ist eine der Personen übertrieben eifersüchtig und das steht dem Liebesglück der beiden im Weg, bis diese überzeichnete Eifersucht überwunden wird.

Bindungangst
Ein innerer Konflikt: Eine der beiden Personen hat Bindungsangst, vielleicht aufgrund schlechter Erfahrungen mit einer früheren Beziehung oder aus anderen Gründen (z.B. die Eltern ließen sich früh scheiden und nun denkt die Person bis heute, Beziehungen an sich seien zu schwierig, hielten sowieso nicht auf Dauer, oder ähnliches).

Schlechte Erfahrungen
Das ist ähnlich wie die Bindungsangst: Eine der Personen hat schlechte Beziehungserfahrungen gemacht und nun grundsätzlich die Nase voll von Beziehungen. Dies wird dann im Laufe der Handlung überwunden.

Fernbeziehung
Die beiden oder eine der Personen kann sich eine Fernbeziehung nicht vorstellen. Diese wird allerdings notwendig, weil jemand z.B. wegen eines Jobs oder aus anderen Gründen in eine andere Stadt, ein anderes Bundesland o.ä. zieht. Oft ist es dann so, dass eine Person sich entschließt, doch nicht umzuziehen (oder die andere zieht mit ihr zusammen), so dass es nicht auf eine Fernbeziehung hinausläuft. In anderen Fällen geht es nicht um einen Umzug, sondern eine längere Reise in ein weit entferntes Land, oft auch beruflich bedingt. Geschichten, in denen Fernbeziehungen positiv repräsentiert werden, sind eher selten zu finden, was eigentlich schade ist.

Die Ex-Person
Eine ehemalige Beziehungsperson taucht wieder auf und möchte es noch einmal mit der Hauptfigur versuchen. Diese lässt sich darauf ein und daraus entsteht der Konflikt für die andere Person.

Verwandte
Eine Person verliebt sich unwissentlich oder wissentlich in eine Geschwisterperson (z.B. den bislang unbekannten Halbbruder), was für Liebesleid sorgt. Meistens finden beide dann mit einer anderen, nicht verwandten Person ihr Glück. In manchen Büchern entsteht aus der „verbotenen Liebe“ eine Inzest-Beziehung. In anderen Geschichten sind die beiden zwar zusammen als Geschwister aufgewachsen, aber nicht miteinander verwandt (z.B. durch eine Adoption).

Das Liebesdreieck
Eine Person steht zwischen zwei anderen und muss sich für eine entscheiden. Dieses Handlungsmuster ist allerdings sehr mononormativ. Durch einen polyamoren Ansatz (oder mit offener Beziehung) kann dieses Handlungsmuster auf interessante Weise aufgebrochen werden.

Das Problem (TM)
Eine der Figuren hat ein bestimmtes, anhaltendes Problem. Das kann psychisch sein (innerer Konflikt) oder ein äußerer Konflikt, z.B. mit Eltern oder Geschwistern, mit Nachbarn, auf der Arbeit mit Vorgesetzten oder etwas anderes. In einigen Fällen ist es sogar existenzbedrohend, z.B. die Schließung einer wichtigen Arbeitsstätte. Das Problem wird überwunden und einer glücklichen Beziehung steht nun nichts mehr im Weg.

Die Eroberung
Das ist ein toxisches Handlungsmuster, von dem ich abrate: Eine Person wird von einer anderen umworben, macht aber deutlich, dass sie kein Interesse hat – Nein heißt Nein. Die andere Person akzeptiert dies aber nicht und setzt alles dran, die andere Figur zu »erobern«. Sie scheut dabei auch nicht zurück vor Stalking, Gaslighting (eine Form von mentaler Manipulation), großen, als angeblich romantisch dargestellten, Gesten oder ähnlichem. Dieses Handlungsmuster ist leider oft zu sehen in Rom-Com-Filmen.

Konflikt durch Queerness
Die Personen sind queer, aber (noch) nicht geoutet. Sie outen sich wegen einer Beziehung, was zu Problemen in ihrem Umfeld führt oder auch zu inneren Konflikten, letzteres z.B. bei internalisierter Queerfeindlichkeit. In einigen Fällen begreift eine der Figuren erst durch diese neue Liebe, dass sie queer ist.

Das Romeo & Julia Problem
Zwei Menschen aus verfeindeten Familien oder anderen Gruppen verlieben sich ineinander. Ob das eine Zukunft hat? Hier sind die Konflikte äußerlich, durch die Feindschaft der Familien/Gruppen. Im Idealfall söhnen sich die Familien/Gruppen miteinander aus, ohne dass die Verliebten ernsthaft Schaden nehmen – ist letzteres der Fall, hätten wir keinen Liebesroman, sondern eine Tragödie.

Unterschiedliche Lifestyles
Manchmal führen unterschiedliche Lifestyles zu Konflikten, die sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn grundsätzlich sollte man niemand wegen seines Lifestyles shamen (es sei denn, dieser schadet der Person oder anderen Leuten deutlich). Ein typisches Beispiel aus High School Romanzen: Der Nerd und die super beliebte Schülerin. Häufig ist dieses Handlungsmuster mit einem »Make Over« verbunden, der z.B. aus dem »hässlichen Entlein« einen schönen Schwan macht.
Ein Beispiel aus dem Film »Ten Inch Hero«: Einer der Charaktere verabschiedet sich von seinem punkigen Äußeren, um seinem Love Interest zu gefallen, und das wird dann als große romantische Geste präsentiert.
Oft zu finden ist auch die übergewichtige Protagonistin (meistens, nicht immer, weiblich), die mit einigen Strapazen erfolgreich abnimmt, um ihrem »Mister Right« zu gefallen. Mit Body Positivity hat das leider herzlich wenig zu tun. Looking at you, Bridget Jones.
Ich würde von solchen Handlungsmustern abraten. Subkulturen bzw. deren Anhänger*innen zu shamen, das ist schlecht, zumal sich Leute aus Subkulturen oft mit Vorurteilen und Häme konfrontiert sehen. Gleiches gilt für Menschen, die nicht normschön, also z.B. übergewichtig sind. Und bei einem »Make Over« schwingt im Subtext immer mit: »Du bist nicht gut genug, so wie du bist.« Dabei sollte man Menschen doch eigentlich so akzeptieren, wie sie sind, mit allen Stärken und Schwächen – auch in der Liebe.

Keine Beziehung am Arbeitsplatz
In einigen Bereichen werden Beziehungen am Arbeitsplatz, also mit Kolleg*innen, nicht gern gesehen oder sind sogar verboten (ja, in einigen Ländern ist Letzteres möglich). Manchmal wird dieses Problem gelöst, weil sich eine der Figuren einen anderen Job sucht oder selbständig macht.

Die tödliche Krankheit
Eine der Figuren hat eine tödliche Krankheit. Daraus ergeben sich allerhand innere und äußere Konflikte und in der Regel endet diese Liebesgeschichte traurig, weil eine der Personen allein zurückbleibt.

Die Patchwork-Familie
Eine der Personen hat bereits eine Familie, z.B. Kinder, hat sich aber von der Partnerperson getrennt, oder ähnliche Konstellationen. Eine neue Beziehung kann zu allerhand Konflikten führen, z.B. mit den halbwüchsigen Kindern oder auch der Ex-Partnerperson.

Friends with Benefits/Mingles
Einer der Charaktere möchte »nur« befreundet sein, hätte aber nichts gegen Sex einzuwenden. Oder beide sehen es so. Oder sie sind nur an casual Sex ohne weitere Verpflichtungen interessiert. Der Konflikt entsteht meistens dann, wenn einer der Personen feststellt, dass sie doch gern eine feste Beziehung eingehen möchte, aber der Love Interest dies (noch) nicht möchte.

Eine andere Glaubensgemeinschaft/Kultur
Manchmal ergeben sich Konflikte, wenn eine der Figuren einen anderen Glauben hat oder aus einer anderen Kultur stammt. Die Konflikte gibt es dann oft mit den jeweiligen Eltern, Geschwistern oder anderen Personen aus der Familie, z.B. weil diese eher eine Person mit dem gleichen Glauben akzeptieren würden.

Standesunterschied
Diesen Konflikt findet man eher in historischen Romanzen, manchmal aber auch in Gegenwarts-Geschichten, z.B. wenn es um Adlige geht. Ein bekanntes Beispiel ist auch der Trend um Geschichten, bei denen sich eine Person aus der Unter- oder Mittelschicht in eine sehr reiche Person verliebt („Fifty shades of Grey“ und „Pretty Woman“ lassen grüßen).

Wenn mir weitere Konflikte einfallen, die in diese Auflistung passen, werde ich sie später ergänzen.

Erwartungshaltungen beim Lesen

Was mir immer mal wieder bei Feedback zu meinen Büchern aufgefallen ist: manche Leser*innen hatte eine ganz bestimmte Erwartungshaltung. Und ich meine damit nicht die Erwartung, ein fehlerfreies Buch zu lesen. Das ist eine selbstverständliche Erwartung, darüber müssen wir gar nicht weiter reden. Was ich meine, sind bestimmte Erwartungen an den Plot, an die Figurenentwicklung oder noch andere Dinge.

Ein Beispiel: Bei meinem High Fantasy Roman „Vanfarin – Von Untoten und Totems“ bemängelte ein Rezensent, es fände darin keine Charakterentwicklung statt. Nun war eine Charakterentwicklung der Hauptfiguren von mir aber gar nicht beabsichtigt (bzw. bei zwei Charakteren ansatzweise schon, aber sie steht nicht im Fokus). Ich vergleiche das immer gern mit Figuren wie Indiana Jones und James Bond – sie erleben Abenteuer, bzw. müssen Aufträge erledigen, aber beide verändern sich nicht grundlegend. Gerade in Abenteuergeschichten dreht sich oft alles um das Abenteuer, sowie die damit verbundenen Gefahren und Konflikte. Eine tiefgreifende Charakterentwicklung gibt es in solchen Geschichten nicht immer.
Entsprechend habe ich bei meinen Figuren in jenem Roman keine bzw. nur ansatzweise eine Charakterentwicklung beschrieben – und damit die Erwartungshaltung dieses Rezensenten enttäuscht. (Andere Leute dagegen waren sehr angetan von dem Buch und die fehlende Charakterentwicklung hat sie nicht gestört.)

Wenn ich selbst lese, versuche ich ganz unvoreingenommen an eine Geschichte heranzugehen. Mir gelingt das nicht immer – oft sehe ich Dinge aus Autorinnensicht. Ich denke mir dann zum Beispiel, dieses und jenes hätte ich als Autorin anders gelöst, wäre anders an etwas herangegangen oder würde Figuren anders schreiben. Aber dann sage ich mir, das ist meine Sicht. Und dann lege ich diese Sicht beiseite und betrachte die Geschichten als die Visionen ihrer Autor*innen, und das finde ich spannend. Entsprechend gehe ich ohne eine bestimmte Erwartung daran, ein Buch zu lesen, sondern lasse mich darauf ein, was die Autor*innen mir präsentieren.

Das Hobby Lesen ist kein Wunschkonzert – Bücher sind keine maßgeschneiderten Produkte, die speziell für einen bestimmten Leser angefertigt werden. Es ist ja auch nicht so, dass es allgemein üblich ist, dass sich Lesende an Autor*innen wenden und ihnen sagen: „Schreib bitte das und das und beachte dabei folgende Punkte, weil diese mir wichtig sind … “
Was sie schreiben, und wie sie es schreiben, ist Sache der Autor*innen und gegebenenfalls ihrer Verlage.

Privilegierte Zerbrechlichkeit

Kira Hoffmann, Pixabay

Update im Februar 2025. Lesezeit ca. 3 Minuten
Ich habe mich lange gefragt, warum sich manche Menschen so gegen Diversität in der Literatur (oder anderen Medien) sperren. Warum sie das entweder nicht interessiert oder sie es sogar offen ablehnen. Oder warum sie sofort genervt reagieren, wenn jemand darauf hinweist, Teil einer marginalisierten Gruppe zu sein. Eigentlich sollte es doch mehr als willkommen sein, die ganze bunte Vielfalt des Lebens in Medien abzubilden. Sollte man eigentlich meinen …

Lasst uns in diesem Zusammenhang über Privilegien reden. Und das wird jetzt einigen Leuten möglicherweise wehtun. Und damit wir das Thema nicht zu weit aufmachen, beschränke ich mich auf den deutschsprachigen Raum.

Der rundum privilegierte Mensch im deutschsprachigen Raum ist weiß, cisgender, heterosexuell und männlich, er hat keine Behinderung. Er ist neurotypisch, dyageschlechtlich (das Gegenstück zu intergeschlechtlich) und allosexuell (auf dem Spektrum der Sexualität ganz am anderen Ende von Asexualität). Außerdem ist er nicht arm und hat auch sonst wenig Probleme.

Das gilt für eine Mehrheit an Menschen. Und diese Menschen bestimmen den Diskurs, auch in der Literatur. Sie sitzen in Feuilleton-Redaktionen und in den Jurys von Literaturpreisen. Sie sind im Journalismus tätig und pflegen die deutschsprachige Wikipedia. Viele von ihnen sind sehr gebildet, haben Karriere gemacht. Manche von ihnen sind in Vereinen, die sich um die deutsche Sprache sorgen, aber das ist ein Thema für sich und dieses Fass möchte ich nun nicht aufmachen.

Wenn sie keinen engeren Kontakt mit marginalisierten und/oder intersektionalen Menschen haben, besteht ihre Bubble, ihr Umfeld ebenfalls aus privilegierten Menschen. Und das ist ziemlich bequem. Viele dieser Männer (denn meistens sind es cis Männer, wie schon erwähnt) sind mit einer Literatur aufgewachsen, die mehrheitlich von Menschen geschrieben wurde, die ihnen gleichen: weiß, cis, heterosexuell … siehe die Auflistung oben. Sie sind damit aufgewachsen, selbst wieder und wieder in der Literatur und anderen Medien repräsentiert worden zu sein. Das hat sie geprägt, sie haben dadurch sicherlich auch einiges an Selbstbestätigung gefunden und dieses wunderbare einzigartige Gefühl, wenn man sich in sympathischen, coolen, fiktiven Figuren widergespiegelt findet. Und entsprechend erwarten viele von ihnen auch, immer wieder solche Repräsentationen in der Literatur und anderen Medien zu finden. Weil sie es so gewohnt sind, und weil es bequem ist.

Dieses von mir erwähnte wunderbare Gefühl ist eines, das viele Frauen und nichtbinäre Menschen aus ihrer Kindheit kaum oder gar nicht kennen. Ein einzelnes Beispiel: Ich kann die Euphorie kaum beschreiben, die ich verspürte, als ich zum ersten Mal ever einen Film mit einer Superheldin in der Hauptrolle sah. Das war 2017 und ich war 39.
Damals wusste ich noch nicht, dass ich agender bin, aber ich bin afab (assigned female at birth) und habe mich dementsprechend mit dem „Frausein“ einigermaßen identifiziert.

Kommen wir wieder zurück zu den Menschen mit den Privilegien. Die meisten von ihnen konnten es sich im Laufe ihres Lebens so richtig gemütlich damit einrichten – sie mussten sich nie persönlich mit Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Ableismus und anderen menschenverachtenden -ismen auseinandersetzen. Viele von ihnen umgeben sich auch gern vor allem mit Menschen, die ähnlich sind wie sie selbst, also auch ähnlich privilegierte Erfahrungen gemacht haben.

Und dann kam das Internet und ab ca. 2007 verschiedene Social Media. Man kann über beides viel Negatives sagen, aber zugleich bieten diese virtuellen Räume marginalisierten und intersektionalen Menschen den Platz, öffentlich oder halb öffentlich von ihren Erfahrungen zu erzählen, von ihren Wünschen und Bedürfnissen, und ja, auch von Wut und Enttäuschung angesichts von Diskriminierungserfahrungen.

Und das zu lesen, ist unbequem für all die Privilegierten da draußen. Denn während sie es sich in ihrer privilegierten Bubble gemütlich eingerichtet haben, werden nun andere Stimmen laut, die von ganz anderen Erfahrungen erzählen – wie ich schon erwähnte, Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Ableismus und andere menschenverachtende -ismen. Darüber hinaus auch von einem Mangel an Diversität und Repräsentation in der Literatur und anderen Medien, aber auch in der Berufswelt, in Communities aller Art und noch anderen Umgebungen.

Es dürfte für die meisten privilegierten Menschen ein unangenehmes Gefühl sein, von Perspektiven weniger privilegierter Menschen zu erfahren. Viele Privilegierte gehen dann schnell in eine Art Abwehrhaltung oder leugnen sogar das, was sie von Betroffenen hören oder reden es klein. Sie sagen vielleicht, »Du stellst dich zu sehr an.« Oder »Du willst nur Aufmerksamkeit.« Oder sie sagen von sich, »Natürlich bin ich gegen Rassismus«, oder gar »Ich wurde/werde auch diskriminiert« – bei Letzterem ist es aber keine systemische Diskriminierung, was ihnen nicht bewusst ist. Zugleich hören sie Menschen, die von rassistischen Erfahrungen betroffen sind, gar nicht erst zu, sondern belehren diese stattdessen, was denn Rassismus sei und was nicht.

Man könnte dies zusammenfassend privilegierte Zerbrechlichkeit nennen (in Anlehnung an Begriffe wie White Fragility, also englisch: Privileged Fragility) – dies beschreibt das Phänomen, dass manche privilegierte Menschen sich schnell angegriffen fühlen, wenn man sie auf menschenverachtende, destruktive -ismen hinweist, oder dass sie diese und damit verbundene Probleme leugnen, weil sie sie nicht wahrhaben wollen.

Oft kommt es in entsprechenden Gesprächen und in Social-Media-Kommentarspalten zu Derailing (Vom Thema ablenken) oder zu Whataboutism (»Ja, aber was ist mit …, das ist doch auch ganz schlimm!«). Denn es ist für viele privilegierte Menschen offenbar zu schmerzhaft oder unangenehm, sich einzugestehen, wie privilegiert sie selbst sind, während andere Menschen in einigen oder sogar mehreren Lebensbereichen immer wieder Diskriminierungen erleben.

Ich vermute, entsprechend ist es zumindest manchen dieser privilegierten Menschen auch sehr unangenehm, über marginalisierte Figuren in der Literatur zu lesen oder sie in anderen Medien zu finden. Denn die sind ja erstens so anders als sie selbst, zweitens schlagen sich diese Figuren womöglich mit unangenehmen -ismen herum und drittens finden die privilegierten Leute sich darin nicht repräsentiert. (Welcome to my world.)

Ich möchte diesen Beitrag schließen mit einem Zitat des Historikers Patrice Poutus:
„Leute, die privilegiert sind, empfinden Gleichberechtigung als eine Art Unterdrückung“

Weiterführendes:
„Die meisten Weißen sehen nur expliziten Rassismus“
Warum reagieren Weiße so abwehrend, wenn es um Rassismus geht? Weil sie es nicht gewohnt sind, sich mit ihrem Weißsein zu befassen, sagt die Soziologin Robin DiAngelo.

https://www.zeit.de/campus/2018-08/rassismus-dekonstruktion-weisssein-privileg-robin-diangelo

Podcast-Episode: „Weiße Zerbrechlichkeit und weiße Tränen“
von den Journalisten Marcel Aburakia und Malcolm Ohanwe
https://kanackischewelle.podigee.io/21-weisse-zerbrechlichkeit-weisse-traenen

Blogbeitrag von mir: Die Welt ist gemein zu marginalisierten Menschen

https://uebermedien.de/57222/eigentlich-ist-es-ganz-leicht-nicht-ueber-menschen-sprechen-sondern-mit-ihnen

Tipp zum Anschauen: Youtube-Reihe „Uncomfortable Conversations With A Black Man“ mit Emmanuel Acho