Interview mit Simon Rhys Beck vom Dead Soft Verlag

(ca. 4 Minuten Lesezeit)
Der Dead Soft Verlag ist spezialisiert auf Gay Bücher (aka schwule Literatur, m/m, achillean) und feiert in diesem Jahr sein 25jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass wollte ich gern ein Interview mit dem Verleger, Simon Rhys Beck machen.

Wie bist du vor 25 Jahren auf den Namen Dead Soft gekommen und warum die Giraffe?

Vor 25 Jahren war der Name noch ein anderer, Alter Ego, den musste ich leider ändern. Aber „dead soft“ stand dann relativ schnell fest. Ich hatte den Ausdruck, als Steigerung von „soft“ in einem Interview in der Attitude gelesen und habe sofort gedacht, dass dieser Ausdruck perfekt zu den Büchern passt, die ich veröffentlichen möchte. Die Giraffe ist auch „dead soft“, außerdem gibt es unter den Giraffen häufiger mal queere Verpaarungen – und Giraffen sind schon echt cool.

Hat sich aus deiner Sicht viel verändert in der Buchbranche, seit du den Verlag gegründest hast? Und sind Gay Bücher immer noch (oder wieder) eher ein Nischenthema? Wie schätzt du das ein?

Ja, es hat sich unheimlich viel geändert in der Branche; abgesehen von den technischen Möglichkeiten. In der Anfangsphase von dead soft gab es weder Digitaldruck noch Social Media. Erst war „gay“ ein Nischenthema, dann gab es auf einmal eine riesige, positive Welle mit viel Beachtung. Dieses Hoch wurde dann von Amazon wieder „eingedampft“ durch die Einführung von Kindle Unlimited mit einer unüberschaubaren Anzahl von Neuveröffentlichungen. Und nun haben wir eine Verlagskrise, die sowohl große als auch kleine Verlage betrifft. Ein Nischenthema ist Gay Unterhaltungsliteratur allerdings immer noch. Da ist noch Luft nach oben.

In diesem Jahr gebt ihr eine Jubiläums- und Benefizanthologie mit winterlichen und weihnachtlichen Kurzgeschichten heraus. Worauf kann sich eure Leserschaft freuen und an welches Tierschutzprojekt spendet ihr die Einnahmen?

Die Jubiläumsanthologie „Raue Nächte & (be-) sinnliche Zeit“ enthält 13 winterliche oder weihnachtliche Kurzgeschichten mit bereits bekannten und beliebten Protagonist*innen. Es sind Geschichten mit Figuren, von denen die Leser*innen gern mal wieder etwas lesen wollten. Allerdings ist es auch durchaus möglich, die Geschichten zu lesen, ohne die Vorgeschichten zu kennen. Vielleicht wird der ein oder die andere auch neugierig auf die entsprechenden Romane.

Wir haben noch nicht entschieden, an welchen Verein gespendet wird (es stehen 2-3 zur Auswahl). Auf jeden Fall haben alle Autor*innen auf ihre Tantiemen verzichtet zugunsten des Tierschutzes, was mich sehr freut.

Ihr seid genremäßig sehr vielfältig aufgestellt: Contemporary Romance, Erotik / BDSM / Kink, Fantasy (z.B. Urban, Low und High Fantasy), Krimis/Thriller, New Adult, Dystopie … kürzlich ist außerdem das Jugendbuch „Das Geheimnis des siebten Hundes“ von Bianca Nias bei euch erschienen, das ab 12 Jahren empfohlen wird. Gibt es denn bei euch bei all diesen Genres einen Schwerpunkt auf ein bestimmtes, oder verteilt sich das ungefähr gleich? Und wird es eventuell weitere queere Jugendbücher bei euch geben?

Nein, es gibt keinen speziellen Schwerpunkt. Ich versuche, das Programm so weit gefächert wie möglich zu halten. „Das Geheimnis des siebten Hundes“ ist auch nicht das einzige Jugendbuch, das wir im Programm haben. Es gibt auch noch meinen Roman „Ares Geheimnis“. Ich persönlich würde es begrüßen, weitere Titel in diesem Bereich zu veröffentlichen. Außerdem haben wir eine Kategorie für New Adult Romane, also mit jüngeren Protagonisten, da geht es oft auch um Coming of Age und Coming Out. Was mir allerdings wichtig ist bei der Auswahl, dass es sich um Unterhaltungsliteratur mit einem Happy End handelt.

Welche Bücher erscheinen demnächst bei euch, wenn du schon etwas darüber verraten kannst?

Ich plane das Programm immer recht flexibel, im Gegensatz zu anderen Verlagen wahrscheinlich, bei denen das 2025er Programm schon steht. Als Nächstes erscheinen auf jeden Fall der High Fantasy Roman „Anhaga“ von Lisa Henry, Band 6 der Nothing Special Reihe von A.E. Via, Band 3 der Snow & Winter Reihe von C.S. Poe, Band 3 der Starfig Investigations von Megan Maslow und Bitten by Her von Annabella Jacobs.

Gibt es in der nächsten Zeit Lesungen mit Büchern aus eurem Verlag, und falls ja, wo?

Es gibt immer mal wieder Lesungen, aber ich habe da im Moment keine konkreten Termine vorliegen. Am besten informiert ist man, wenn man uns auf Social Media (Instagram und Facebook) folgt.

Wo kann man eure Bücher kaufen, bzw. wie kann eure Leserschaft euch als Kleinverlag am besten unterstützen?

Am besten unterstützt man uns durch den Kauf über unsere Website www.deadsoft.de – ansonsten kann man alle Bücher über den Buchhandel bestellen, oder natürlich im Online-Buchhandel. Eine große Hilfe sind natürlich immer Rezensionen und Erwähnungen auf Social Media.

Gibt es noch etwas, das du gern ansprechen möchtest?

Ich möchte mich gern bei Dir für die Interviewanfrage bedanken und bei allen Leser*innen, die uns schon so lange begleiten und uns immer wieder so wertschätzende Rückmeldungen geben. Bleibt achtsam im Umgang mit anderen, Menschen wie Tieren. Wir leben hier alle miteinander und sollten versuchen, kein Lebewesen auszunutzen.

Vielen Dank für das Interview.

Der Verlag auf Instagram und auf Facebook.

Der Dead Soft Verlag ist auch auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, in Halle 1.2. am Stand G48 und ihr könnt dort auch mehrere der Autor*innen dort treffen.

Die zertrampelte Blume oder: Lasst Leuten ihre Freude an Dingen

Lesezeit: ca. 2 Minuten
Stellen wir uns Folgendes vor: Eine Person schreibt in Social Media einen Beitrag über etwas aus der Popkultur, das ihr sehr gut gefallen hat. Ein Game, ein Film, eine Serie, ein Buch, eine Graphic Novel o.ä … vielleicht ist diese Person auch aktiv im entsprechenden Fandom, falls es eines gibt oder kennt bereits mehrere andere Werke der kunstschaffenden Leute, die an dem Werk beteiligt waren.

Ich habe früher auch öfter mal in Social Media von etwas aus der Popkultur geschwärmt. Meine Erfahrung mit solchen Beiträgen: Es dauert oft nur wenige Minuten oder Stunden, bis die erste Person kommentiert: „Ich mochte Film X überhaupt nicht.“
Oder:
„Die Serie Z fand ich total scheiße, weil …“
„Ich habe dieses Buch abgebrochen, was für ein Müll!“
„Dies, das und jenes hat mir gar nicht gefallen.“

Oder ähnliches. Sicherlich habt ihr schon solche Kommentare gelesen, oder vielleicht auch selbst geschrieben. Aus so unterschiedlichen Meinungen können sich theoretisch interessante Gespräche ergeben. Aber oftmals auch nicht, weil die Meinungen bereit feststehen. Oft basieren sie auf unterschiedlichen Geschmäckern, und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, wie das Sprichwort sagt.

Und ich möchte noch etwas zu bedenken geben: Es ist nicht immer auf den ersten Blick klar, wie viel ein Buch, ein Film, eine Serie etc. einer Person bedeuten oder auch nicht. Ein persönliches Beispiel und da muss ich bisschen ausholen: Ich habe gesundheitlich bedingt viele Schwierigkeiten in meinem Leben und lebe dauerhaft mit Existenzminimum. Ich kann vieles nicht machen, was für andere, privilegiertere Menschen überhaupt kein Problem ist, z.B. Urlaubsreisen oder größere Anschaffungen. Ich kann seit der Pandemie noch weniger als früher machen, weil ich zu den vulnerablen Gruppen, den Risikopatient*innen, gehöre. Ich musste zum Beispiel mein Hobby Fantasy-LARP an den Nagel hängen.

Wenn ich Filme oder Serien sehe oder Bücher lese, die mir richtig gut gefallen, sind diese für mich ein kleiner oder auch größerer Lichtblick zwischen all diesen Schwierigkeiten. Entsprechend bedeuten sie mir viel und ich persönlich möchte mir diese Lichtblicke nicht durch Kommentare kaputt machen lassen, die diese Filme, Serien, Bücher etc. miesmachen.

Ich versuche es mal mit einem Vergleich: Stellt euch vor, ihr habt eine seltene und wunderschöne Blume gefunden und mit nach Hause gebracht. Eurem Partner oder eurem Kind oder einer Freundin gefällt diese Blume aber überhaupt nicht. Anstatt sie euch zu lassen, trampeln sie darauf herum, bis die schöne Blume ganz zerknickt ist. Kein schönes Gefühl, oder? So ungefähr fühle ich mich, wenn ungefragt Dinge miesgemacht werden, die mir gefallen.

Und ich denke, wir alle brauchen Lichtblicke in diesen schweren Zeiten, angesichts all der Krisen in unserer Welt. Und das sieht eben für jeden unterschiedlich aus: Person A hat ein erfüllendes Hobby, Person B liest gern dieses oder jenes Genre, Person C geht gern ins Kino, Person D engagiert sich ehrenamtlich und so weiter und so fort. Mit anderen Worten und da wiederhole ich mich: Ihr wisst vielleicht gar nicht, was einer Person Freude macht oder ihr wichtig ist.

Deshalb, wie wäre denn Folgendes: Wenn ihr Beiträge seht, in denen Leute von einer Sache schwärmen und euch hat diese überhaupt nicht gefallen – scrollt einfach weiter. Das ist nicht schwer und ihr spart euch auch die Zeit, einen Kommentar zu verfassen. Oder fragt erst mal im Sinne von Konsens, ob die Person, die von dieser Sache so schwärmt, eine andere Meinung zu diesem Werk hören möchte oder lieber nicht.

Eine weitere gute Möglichkeit, die ich selbst auch nutze: Wenn ihr eure Meinung oder Kritik über diese Sache (Film, Buch, Serie etc.) kundtun wollt, kommentiert nicht ungefragt bei anderen, sondern schreibt einen eigenen Beitrag, in dem ihr dann auch erzählen könnt, was genau euch daran nicht gefallen hat. Ihr könnt auch dazu schreiben, ob ihr für eine Diskussion bzw. einen Meinungsaustausch offen seid oder nicht. Natürlich könnt ihr auch Rezensionen oder Bewertungen in entsprechenden Portalen, im eigenen Blog, o.ä. schreiben.

Den folgenden englischsprachigen Blogbeitrag habe ich schon öfter empfohlen und er passt auch hier wieder:

»On Spoilers, Critisism and Consent« von Xeledons Spiegel

Für mehr Diversität im Bücherregal

Neulich schrieb mir jemand im Fediverse, er fühle sich nicht »divers« genug für Phantastik mit Diversität. Er sei ein monogamer cis hetero Mann. Und da möchte ich gern widersprechen. Heute richte ich mich einmal an alle, die diesen Beitrag lesen und straight (heterosexuell), cis und weiß sind. Oder auch ablebodied anstatt behindert, neurotypisch, allosexuell, nicht von Armut betroffen – mit anderen Worten: ich wende mich mit diesem Beitrag an Leute, die nicht einer oder mehreren marginalisierten Minderheiten angehören.

Das Lesen von Belletristik fördert die Empathie und das Sich-Hineinversetzen-Können in andere Lebenswelten. Dazu gibt es übrigens auch psychologische Studien, von denen einige z.B. Elea Brandt in ihrem lesenswerten Blogbeitrag „Ist Phantastik unpolitisch?“ verlinkt hat.

Wer aber als weißer cis hetero Mensch immer nur Bücher von anderen weißen cis hetero Menschen liest, die wiederum nur von weißen cis hetero Menschen handeln … ihr ahnt es schon, so hat man wenig Chancen, sich literarisch in die Erfahrungswelten von Menschen hineinzuversetzen, die nicht so sind, wie man selbst. Zum Beispiel queer. Oder Schwarz. Oder neurodivergent. Oder behindert. Oder oder oder … es gibt viele Diversitätsthemen.

In den USA gibt es zurzeit rechtskonservative bis hin zu noch rechteren Intiativen, die massiv Bücherzensur betreiben und bestimmte Bücher in Bildungseinrichtungen verbieten (googelt mal »Banned Books«). Davon sind auch Klassiker der Weltliteratur betroffen, sowie überdurchschnittlich viele Bücher über marginalisierte Themen, häufig auch von marginalisierten Autor*innen. Es gibt dort also immer mehr Menschen, die wollen, dass nur noch die Lebenswelten von weißen cis hetero Menschen in Büchern Gehör finden. Und wer sich fragt, zum Glück gibt es auch Gegenintiativen, die gegen diese Bücherzensur ankämpfen.

In Deutschland gibt es zurzeit keine Bücherzensur dieser Art und ich hoffe sehr, dass das auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten so bleibt.

Und was können wir heute tun? Ich bin bei weitem nicht die erste Person, die darüber schreibt, aber ich möchte auch gern daran erinnern, falls ihr noch nichts in der Richtung gehört oder gelesen habt: Liebe nicht marginalisierte Lesefans, bitte diversifiziert eure Bücherregale, wenn ihr dazu die Möglichkeit habt – zusätzlich zu dem, was ihr sonst so lest. Auf die Weise findet ihr vielleicht auch die eine oder andere Bücherperle, die euch sonst entgangen wäre. Viel Freude beim Lesen.

Von Trollen, die Rezensionen oder Sterne vergeben – oder warum ehrliche Rezensionen so wichtig sind

Sicherlich habt ihr schon das eine oder andere Mal Aufrufe von Autor*innen gelesen, doch bitte Rezensionen zu schreiben, wenn ihr ein Buch gelesen habt. Das ist unter anderem möglich auf Amazon und auch bei anderen online Shops, wie z.B. Thalia, in Buchportalen wie Lovelybooks und Goodreads, in Bücherforen und natürlich auch im eigenen (Buch-)Blog. Warum sind Rezensionen so wichtig? Kurz gesagt: Auf Amazon werden Bücher mit vielen Rezensionen und Bewertungen häufiger angezeigt, ihr Ranking steigt, zumindest bei einer guten Durchschnittsbewertung. Und natürlich sind Rezensionen auch in anderen Portalen eine gute Orientierungshilfe für andere Lesende.

Auf Amazon und Goodreads kann man auch einfach nur Sterne-Bewertungen abgeben, ohne eine Rezension zu verfassen. Das ist natürlich sehr leserfreundlich, bietet aber leider auch das Potential für Missbrauch. Zur Vergabe einer Stern-Bewertung muss man das betreffende Buch nämlich gar nicht gelesen haben, außerdem kann man das anonym machen (auf Amazon) und ich fürchte, dass einige Leute dies ausnutzen. Ich habe mittlerweile schon mehrfach von Autor*innen gehört, dass sie häufig 1-Sterne-Bewertungen erhalten, ohne eine entsprechende Rezension. Da liegt der Verdacht nah, dass einige Leute gezielt schlechte Bewertungen verteilen, um bestimmten Autor*innen zu schaden. Besonders stark ist dieser Verdacht, wenn solche Bewertungen schon wenige Stunden oder Tage nach dem Erscheinen eines Buches auftauchen. Gerade habe ich wieder von solch einem Fall gehört.

Dem gegenüber stehen dann aber meistens im Laufe der Zeit deutlich bessere Bewertungen. Und genau das ist wichtig, um solche negativen Bewertungen, die nur aus Sternen bestehen und möglicherweise von Trollen vergeben wurden, auszugleichen: ehrliche Rezensionen, die tatsächlich auf das betreffende Buch eingehen. Das muss kein langer Text sein, einige Zeilen würden schon reichen. Denn ansonsten entsteht unter Umständen ein völlig falscher verzerrter Eindruck von einem Buch, weil es von Trollen bewertet worden ist, die es möglicherweise gar nicht gelesen haben.

Ein ähnliches Phänomen gab es übrigens eine Zeitlang im Film-Bereich. So erhielt der Film „Captain Marvel“ beispielsweise schon vor seiner Premiere haufenweise negative Bewertungen, was natürlich keinen Sinn ergab, da die entsprechenden Leute, den Film noch gar nicht gesehen hatten. (1) Einige Portale, darunter z.B. die IMDB (International Movie Data Base), haben mittlerweile ihre Bewertungssysteme so angepasst, dass man Filme und Serien erst nach dem Erscheinen bewerten kann.

Überlassen wir also den Trollen nicht das Feld, denn deren Beurteilungen würden wie gesagt die Bewertungen verzerren. Dazu ein Zitat aus dem 2019 erschienenen Artikel „Was sind Sterne-Bewertungen bei Büchern heute wert?“ von Stephanie Vonwiller: „Laut dem Institut für Demoskopie Allensbach (AWA) geben nur zehn Prozent der Internetnutzer ihre Meinung ab. Tendenz seit Jahren gleichbleibend. Diese werden von der Branche »Meinungsführer« genannt. Dagegen orientieren sich vor dem Kauf tendenziell immer mehr Menschen an den Bewertungen.“ (2)

Deshalb auch von mir der Aufruf: Wenn ihr Autor*innen unterstützen möchtet, sodass ihre Bücher auf Amazon und Co. mehr Reichweite oder ein besseres Ranking erhalten, schreibt bitte eine ehrliche Rezension. Oder wenn euch das aus Zeitmangel oder anderen Gründen nicht möglich ist, vergebt eine Sterne-Bewertung.

Fußnoten
(1) siehe z.B. diesen Artikel:
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/imdb-metacritic-rotten-tomatoes-wie-filmbewertungsportale-funktionieren-a-1301967.html

(2) https://ruprechtfrieling.de/was-sind-sterne-bewertungen-wert/

Easter Eggs und Anspielungen in meinen Büchern

Amna Zabini fragte heute danach auf Twitter und das hat mich zu diesem Blogbeitrag angeregt, weil ich Easter Eggs liebe und immer gern welche in meinen Geschichten unterbringe, wenn es denn passt. In manchen Fällen sind es deutlich mehr als nur Anspielungen.

Meine Kurzgeschichte „Mein Regenbogenschirm“ dreht sich direkt um diesen Auftritt von Tom Holland bei Lip Sync Battle, aus Sicht einer genderqueeren Person:

Mein Roman „Love & Crime 101“ wurde stark inspiriert durch ein Interview mit Daisy Ridley, John Boyega und Oscar Isaac. Deshalb habe ich ein kurzes „Making of“-Video gemacht, in dem ich erkläre, wie es dazu kam. Mit einem kurzen Ausschnitt aus dem Buch:

In den Romanen „Die Rolle seines Lebens“ und „An seiner Seite“ spiele ich an auf dieses Video, in dem ein schwarzer Hund als Metapher für Depressionen verwendet wird:

Im Steampunk-Abenteuer-Roman „Der Stern des Seth“ sagt der Wissenschaftler Frederick MacAlistair gern: „Ich bin Wissenschaftler, kein Abenteurer!“ Das ist natürlich eine Anspielung auf diverse Zitate von Dr. McCoy und weiteren Leuten in Star Trek, die gern betonen, „Ich bin Arzt und kein …“

In „Berlingtons Geisterjäger 2 – Mördernächte“ gibt es eine Anspielung auf einen berühmten Doctor aus der Popkultur. Könnt ihr erraten, um wen es geht?

Und noch mehr zu diesem Roman: Darin gibt es True Crime in einem phantastischen Gewand – darin habe ich meine eigene Theorie entwickelt, wer der Mörder Jack the Ripper war. Ich habe dafür sehr viel zu den entsprechenden Morden recherchiert. Davon erzählt auch das Vorwort:

Ich liebe Shakespeare und habe in der historischen Novelle „Sein wahres Selbst“, die in seiner Ära spielt, mehrere Zitate aus seinen Werken, aus „Hamlet“ und „Wie es euch gefällt“. Auch der Titel ist eine Anspielung auf ein Zitat.


In mehreren meiner Romane tauchen reale historische Persönlichkeiten als Nebenfiguren oder per Cameo auf, z.B. der viktorianische Schauspieler und Theaterintendant Herbert Beerbohm-Tree, in „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray: Theatergeist“

Herbert Beerbohm-Tree in der Rolle des Hamlets, zeitgenössische Abbildung

In „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray: Kunstraub in Kensington“ ermittelt Miss Murray im Kunstmilieu und trifft auf einer Feier unter anderem Oscar Wilde, dem ich bei diesem Anlass ein Zitat von ihm selbst in den Mund lege.

Oscar Wilde, zeitgenössische Abbildung von 1882

In „Berlingtons Geisterjäger 3 – Die Türme von London“ haben die Geisterjäger und die magisch Begabten Londons eine Audienz bei Königin Victoria … and she is not amused.

Königin Victoria, Abbildung von Alexander Bassano, 1882

Es gibt noch weitere Anspielungen und Referenzen in meinen Büchern, aber ich belasse es nun hierbei.

Erwartungshaltungen beim Lesen

Was mir immer mal wieder bei Feedback zu meinen Büchern aufgefallen ist: manche Leser*innen hatte eine ganz bestimmte Erwartungshaltung. Und ich meine damit nicht die Erwartung, ein fehlerfreies Buch zu lesen. Das ist eine selbstverständliche Erwartung, darüber müssen wir gar nicht weiter reden. Was ich meine, sind bestimmte Erwartungen an den Plot, an die Figurenentwicklung oder noch andere Dinge.

Ein Beispiel: Bei meinem High Fantasy Roman „Vanfarin – Von Untoten und Totems“ bemängelte ein Rezensent, es fände darin keine Charakterentwicklung statt. Nun war eine Charakterentwicklung der Hauptfiguren von mir aber gar nicht beabsichtigt (bzw. bei zwei Charakteren ansatzweise schon, aber sie steht nicht im Fokus). Ich vergleiche das immer gern mit Figuren wie Indiana Jones und James Bond – sie erleben Abenteuer, bzw. müssen Aufträge erledigen, aber beide verändern sich nicht grundlegend. Gerade in Abenteuergeschichten dreht sich oft alles um das Abenteuer, sowie die damit verbundenen Gefahren und Konflikte. Eine tiefgreifende Charakterentwicklung gibt es in solchen Geschichten nicht immer.
Entsprechend habe ich bei meinen Figuren in jenem Roman keine bzw. nur ansatzweise eine Charakterentwicklung beschrieben – und damit die Erwartungshaltung dieses Rezensenten enttäuscht. (Andere Leute dagegen waren sehr angetan von dem Buch und die fehlende Charakterentwicklung hat sie nicht gestört.)

Wenn ich selbst lese, versuche ich ganz unvoreingenommen an eine Geschichte heranzugehen. Mir gelingt das nicht immer – oft sehe ich Dinge aus Autorinnensicht. Ich denke mir dann zum Beispiel, dieses und jenes hätte ich als Autorin anders gelöst, wäre anders an etwas herangegangen oder würde Figuren anders schreiben. Aber dann sage ich mir, das ist meine Sicht. Und dann lege ich diese Sicht beiseite und betrachte die Geschichten als die Visionen ihrer Autor*innen, und das finde ich spannend. Entsprechend gehe ich ohne eine bestimmte Erwartung daran, ein Buch zu lesen, sondern lasse mich darauf ein, was die Autor*innen mir präsentieren.

Das Hobby Lesen ist kein Wunschkonzert – Bücher sind keine maßgeschneiderten Produkte, die speziell für einen bestimmten Leser angefertigt werden. Es ist ja auch nicht so, dass es allgemein üblich ist, dass sich Lesende an Autor*innen wenden und ihnen sagen: „Schreib bitte das und das und beachte dabei folgende Punkte, weil diese mir wichtig sind … “
Was sie schreiben, und wie sie es schreiben, ist Sache der Autor*innen und gegebenenfalls ihrer Verlage.