Über Konsumkritik, Neoliberalismus, Millionäre und Milliardäre

Foto: Jason Leung, Unsplash

Die Themen Konsumkritik sowie Millionäre und Milliardäre (bzw. überreiche Leute) haben mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt, hier einige Gedanken dazu.

Fangen wir buchig an: Erinnert ihr euch noch an den lang anhaltenden Trend mit den Millionärs- und Milliardärsromanzen? Es scheint, dass manche Menschen sich stark angezogen fühlen von Reichtum, Luxus, Macht, Statussymbolen. Der Kapitalismus und der Neoliberalismus lassen grüßen. Entsprechend wirken dann auch Millionäre und Milliardäre auf solche Leute attraktiv.

Aber seit dieser Trend stattfand, hat sich viel verändert. In den USA regiert ein faschistisches Regime (nein, das ist nicht einfach eine Meinung von mir, lest dazu bei Bedarf die politische Analyse von Annika Brockschmidt im Volksverpetzer).

Millionen Menschen dort haben staatliche Unterstützung für Bedürftige für Lebens- und Haushaltsmittel verloren (das Programm SNAP – „Supplemental Nutrition Assistance Program“ wurde durch den Shutdown der Regierung ausgesetzt), ebenso wurde die Gesundheitsversorgung Medicaid gekürzt, die Preise für Lebensmittel und andere Dinge sind durch die aktuelle Politik explodiert.

Auf der anderen Seite machen die Reichen Business as usual, sie feiern, als ob kein Morgen gäbe, sie konsumieren, sie werfen mit Statussymbolen um sich. Der Ruf nach „Tax the Rich“ wird immer lauter, prallt aber an der Regierung ab, und das nicht nur in den USA.

Wenn Millionäre und Milliardäre in diesen Zeiten (immer noch) ihren Reichtum zur Schau stellen und damit prahlen, dann ist das wie ein Schlag ins Gesicht all der Menschen, die kaum über die Runden kommen. Da ist auch nicht viel mit Solidarität mit Bedürftigen, mit Menschen, die wenig haben.

Stattdessen will der Neoliberalismus lauter individualistische, egoistische Einzelkämpfer*innen, die nur auf den eigenen Vorteil und Profit bedacht sind. Ein neoliberales Narrativ ist ja: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Also erfolgreich Karriere zu machen und gut Geld zu verdienen. Das blendet aber die strukturellen Probleme aus, von denen viele Menschen betroffen sind. Zum Beispiel Leute, die in Armut aufwachsen und weniger Bildungschancen haben, bzw. im Bildungssystem unter anderem aufgrund von Vorurteilen benachteiligt werden. Marginalisierte Menschen aller Art sind ebenfalls von zahlreichen strukturellen Problemen betroffen.
„Jeder ist seines Glückes Schmied“ passt also im Grunde nur für Personen, die schon von vornherein mit gewissen Privilegien ausgestattet sind, z.B. weil sie in eine wohlhabende weiße Familie hineingeboren wurden. Auch das Gegenteil wird im Neoliberalismus gern verbreitet: Wer es nicht schafft, sein eigenes Glück zu schmieden, hat sich halt sich genug angestrengt und Pech gehabt. Leider glauben immer noch viel zu viele Leute an den Mythos, dass jede Person doch einfach ihr Glück schmieden könne.

In den USA hat zumindest in Teilen Gesellschaft mittlerweile gewissermaßen eine Entzauberung der Superreichen stattgefunden, wie eine Umfrage zeigt. Dieser zufolge glauben außerdem 53% der Amerikaner*innen, dass Milliardäre eine Gefahr für die amerikanische Demokratie darstellen. (1)

Millionäre und Milliardäre stellen in der Tat eine Gefahr für die Demokratie dar, wie in diesem Video (33 Minuten) von der Politikwissenschaftlerin und Ungleichheitsforscherin Martyna Linartas erläutert wird. Die Beschreibung des Videos:
„In der neuen Folge von „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ spricht die Politikwissenschaftlerin und Ungleichheitsforscherin Martyna Linartas über die wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland, die Ursachen von Armut und Reichtum und die Gefährdung unserer Demokratie durch die Vermögensungleichheit. Sie erklärt, wie neoliberale Politik die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert und welche Rolle dabei die Steuerpolitik spielt.“
https://www.youtube.com/watch?v=f-UmRwTv07E

Die Singer-Songwriterin Billie Eilish hat übrigens kürzlich 11,5 Millionen Dollar an mehrere gemeinnützige Organisationen gespendet und sie hat andere Millionäre und Milliardäre dazu aufgerufen, es so wie sie zu machen. (2)

Kommen wir zum Thema Konsumkritik.
Ich bringe das hier mit ein, da bald wieder Black Friday ist. Ich bin seit Jahren konsumkritisch eingestellt. Fast Fashion, Fast Books, Fast Irgendwas, das alles ist mir ein Gräuel, unter anderem, weil es eine Katastrophe in Sachen Nachhaltigkeit ist und weil solch ein Lifestyle schlichtweg sehr teuer ist.

Was Fast Fashion betrifft, schaut euch mal Dokus darüber an, wo ein Großteil der ausrangierten Kleidung landet, in riesigen Müllhalden im globalen Süden. Schaut euch Dokus an über Kinderarbeit und Sweatshops, in denen in menschenunwürdiger Weise Fast Fashion produziert wird, oft in minderwertiger Qualität, was angesichts der katastrophalen Produktionsbedingungen kein Wunder ist.

Und deshalb möchte ich gern auf den konsumkritischen Kauf-Nix-Tag (3) hinweisen: Einfach an diesem Tag überhaupt nichts kaufen. In Deutschland findet er immer am letzten Samstag im November statt, also in diesem Jahr am 29.11.
In den USA findet er am Freitag nach Thanksgiving statt – am Black Friday, der auch hier mit Schnäppchen und allerhand Angeboten lockt.

Ich möchte diesen Beitrag schließen mit einem Austausch, den ich im Fediverse hatte.
Katharina Nocun schrieb kürzlich dort mit Bezug auf deutsche Politik (4)
„Es ist mir rätselhaft, warum manch einer es für angemessener hält, die Versorgung von besonders alten und kranken Menschen mit teuren Medikamenten zur Diskussion zu stellen, anstatt über Reformen bei Erbschaftsteuer & Vermögensteuer zu reden.“

Mein Kommentar:
„Aber das musst du doch verstehen, die Reichen, die Millionäre und Milliardäre, das sind die ungekrönten Könige und Kaiser unserer Zeit, die dürfen und bekommen alles, das Fußvolk aber nicht. (Ja, das ist Sarkasmus.)“

Daraufhin wies ein anderer Nutzer darauf hin, was während der Französischen Revolution mit den Reichen und Adligen geschehen sei.

Ich kommentierte, dass ich mittlerweile recht häufig Anspielungen auf die Französische Revolution in Social Media sähe. Wie kämen die Leute nur darauf, fragte ich dann noch auf sarkastische Weise.

Nachtrag: Schauspielerin und Regisseurin Riley Keough (eine Enkelin von Elvis Presley) hat sich Billie Eilish angeschlossen – sie hat angekündigt 8 Millionen Dollar an gemeinnützige Zwecke zu spenden und darüber hinaus hat sie Milliardäre wie Mark Zuckerberg und Elon Musk outgecallt, siehe z.B.
https://kok.xemgihomnay247.com/trangbtv/ch2-breaking-riley-keough-torches-mark-zuckerberg-and-other-billionaires-at-manhattan-gala-then-backs-it-up-with-bold-action-f0-9f-94-a5/
Sie sagte: “If you can spend billions building rockets and metaverses, you can spend millions feeding children. If you call yourself a visionary, prove it — not with money, but with mercy.“ Und am Ende ihrer Rede: “Greed isn’t strength — compassion is.”

In diesem Sinne: Tax the Rich. Und seid bitte solidarisch mit marginalisierten und armen Menschen.

Fußnoten
(1)
Siehe: https://www.forbes.com/sites/maryroeloffs/2025/11/14/americans-want-billionaires-out-of-politics-and-think-theyre-a-threat-to-democracy-poll-shows/

(2)
Siehe z.B.: https://edition.cnn.com/2025/10/31/entertainment/billie-eilish-billionaires-donation

(3)
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Kauf-nix-Tag

(4)
Quelle: https://chaos.social/@kattascha/115548518567675124

Meine Pläne für 2026

(Lesezeit: 1 Minute)
Ich stehe 2026 für Lektorate und/oder Sensitivity Readings zur Verfügung, aber bitte bei Interesse anfragen, ob ich im gewünschten Zeitraum Kapazitäten habe. So viel kann ich schon einschätzen: Im ersten Quartal des Jahres lege ich teilweise eine Pause ein, damit ich meine eigenen Buchprojekte weiter bearbeiten kann. Aber einzelne Kurzgeschichten kann ich in diesem Zeitraum für ein Lektorat und/oder Sensitivity Reading unterbringen.

Das unkommerzielle Buchprojekt „Stimmen aus der schwarzen Szene: Interviews mit Goths“ ist in Arbeit. Aktuell kann ich aber noch kein Veröffentlichungsdatum nennen. Ich bitte von daher um Geduld.

Ich möchte Band 4 von „Hexen in Hamburg“ bearbeiten und veröffentlichen (anvisiert ist der 20. Juni, also kurz vor der Sommersonnenwende – die Geschichte beginnt mit einer Sommersonnenwendfeier.)

Außerdem möchte ich Band 5 der „Hexen in Hamburg“ schreiben (oder zumindest damit anfangen), die Veröffentlichung habe ich geplant für Oktober 2027, denn in der Geschichte sind Samhain und Halloween wichtig. Das ist der finale Band der Reihe. Er schließt auch gewissermaßen den paganen/Hexen-Jahreskreis, denn in Band 1 spielt die Wintersonnenwende eine Rolle.

2026 möchte ich auch meinen Fantasyroman weiter bearbeiten, der von einer Sekte handelt. Angesiedelt ist er übrigens in meiner Fantasywelt Vanfarin, die Handlung spielt einige Jahre nach „Vanfarin – Von Untoten und Totems“. Es handelt sich jedoch nicht um eine Fortsetzung und es geht auch um ganz andere Figuren.

Das sind übrigens die letzten eigenen Buchprojekte, die ich noch umsetzen möchte. Danach ist Schluss, stattdessen konzentriere ich mich auf Lektorate und Sensitivity Readings für andere Autor*innen. Außerdem werde ich wie bisher hobbymäßig Fanfictions und kostenlose Blogbeiträge schreiben, letzteres auch ein bisschen für aktivistische Themen, wie für den Diversity Dienstag – zumindest ist das mein Plan. Aber: meine bisher veröffentlichten Bücher werden weiterhin erhältlich sein, als E-Books und Prints.

Alternatives to AI-generated Images – Alternativen zu KI generierten Bildern

(English below)

Ich hab mich schon mehrfach gegen KI-generierte Bilder ausgesprochen. Die werden aber gern auf Instagram und anderen Social Media genutzt, um Aufmerksamkeit für Beiträge zu erzielen. Hier einige Alternativen:

Auf Unsplash.com gibt es, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt ausschließlich Fotos, keine KI-generierten Bilder. Die lizenzfreien Fotos (außer die von Unsplash+, gekennzeichnet mit einem Plus im Bild) dürfen kostenlos heruntergeladen und frei verwendet werden, bitte nennt jeweils die Urheber*innen.

Das gleiche gilt für Pexels.com.

Graphics Fairy
Hier gibt es historische Zeichnungen und Grafiken, die kostenlos nutzbar sind.

Solarpunk Artworks der Story Seed Library
Die entsprechenden Artworks haben eine Creative Commons Lizenz, siehe: https://storyseedlibrary.org/art/

https://openverse.org/ bietet sehr viele Fotos, ebenfalls mit einer Creative Commons Lizenz

Das gilt auch für Wikimedia Commons, bzw. einige der Bilder dort sind gemeinfrei (public domain). Um sicher zu gehen, was die Lizenzen betrifft, kann man diesen Lizenzhinweisgenerator verwenden: https://lizenzhinweisgenerator.de/

Fotos aus historischen Foto-Archiven
https://www.flickr.com/commons

esa.int/Newsroom/Photos, https://images.nasa.gov/ (alles rund um Raumfahrt & Astronomie, überwiegend frei nutzbar)

https://esahubble.org/images/ (Fotodatenbank des Weltraumteleskops)

Das niederländische Rijksmuseum bietet viele schöne Bilder kostenlos gegen Quellennennung an: https://www.rijksmuseum.nl/en/research/image-requests

Apropos: Zahlreiche große Museen und Bibliotheken (z.B. die British Library), verfügen über große Bilddatenbanken und die Bilder dürfen teilweise unter bestimmten Bedingungen (z.B. Quellennennung) kostenlos verwendet werden. Bitte stöbert bei Interesse selbst einmal im Internet.

Jordan Acosta hat ebenfalls Empfehlungen, auf Englisch:

https://www.jordanacosta.co/p/free-to-use-picture-resources

https://www.jordanacosta.co/p/more-free-to-use-picture-resources

Klar, das Stöbern in den entsprechenden Portalen ist zeitaufwändiger als mal eben schnell ein KI-Bild zu generieren. Aber auf diese Weise habe ich schon so einige Schätze gefunden.

Einige Fallstricke bei der Verwendung von kostenlosen Bildern werden in diesem Beitrag näher beleuchtet:
https://targetlab.de/blog/kostenlose-bilder-von-pixabay-pexels-unsplash#elementor-toc__heading-anchor-3

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In English: Alternatives to AI images

AI-generated images are often used on Instagram and other social media platforms to attract attention to posts. Here are several alternatives.

At Unsplash.com, there are currently only photos, no AI-generated images. The royalty-free photos (except those from Unsplash+, marked with a + sign in the image) can be downloaded and used free of charge, but please credit the authors.

The same applies to Pexels.com.

Graphics Fairy
Here you will find free historical drawings and graphics.

Solarpunk Artworks from the Story Seed Library
The corresponding artworks have a Creative Commons license, see: https://storyseedlibrary.org/art/

https://openverse.org/ offers a large number of photos, also with a Creative Commons license.

This also applies to Wikimedia Commons, where some of the images are in the public domain. To be on the safe side regarding the licenses, check out this page:
https://lizenzhinweisgenerator.de/?lang=en

photos from historical photo archives:
https://www.flickr.com/commons

esa.int/Newsroom/Photos, https://images.nasa.gov/ (astronomy, mostly for free use)

https://esahubble.org/images/ (photo database of the space telescope)

The Rijksmuseum from the Netherlands has a database with many beautiful images and they can be used for free if you name the source: https://www.rijksmuseum.nl/en/research/image-requests

Speaking of which: Several large museums worldwide and libraries, (e.g. the British Library) have huge databases with images and some of them may be used for free under certain circumstances (for instance naming the source). If this is interesting for you, please do an online search.

Jordan Acosta has more tipps for free picture ressources, in these two blogs:

https://www.jordanacosta.co/p/free-to-use-picture-resources

https://www.jordanacosta.co/p/more-free-to-use-picture-resources

Of course, browsing the respective portals is more time-consuming than generating an AI image. But I have found quite a few treasures while browsing for images.



Dear Straights, Queer your Relationships

Reading time: ca. 8 minutes.
German version of this: https://amalia-zeichnerin.net/liebe-straights-queert-eure-beziehungen/
This article is primarily aimed at cisgender heterosexual, heteroromantic, allosexual people. To simplify, I will use the English term ‘straight’ almost throughout, including as a noun. And don’t worry, I know you’re not queer, you’re straight and will of course remain so. But there are some things you might want to learn from queers and other people. That’s what this post is about.

What can you learn from queers?
Question your role models. This affects so many aspects of life that I could write a long blog post about it alone. I’ll try to keep it relatively short.
The nuclear family: mother, father, child(ren). Who does the care work and how? What about paid work? Traditional role models still see the father as the main breadwinner, with the mother often working part-time to have more time for the household and the children.
The old model of ‘father earns the money, mother does all the care work at home’ has now become obsolete, as the economic situation, high rents and other problems often force both parents to work full-time in order to earn enough money for the family.
Some heterosexual men find it very difficult to cope when their wives earn more than they do and have successful careers. This is because, according to old ideas, men are supposed to be the main breadwinners.
Queer people question such role models and make their own rules, including in their relationships and families. There is a lot of negotiation and discussion. This also applies to intimacy, more on which in the next section. It focuses on the BDSM community, but of course there are also many queer people in this community.

When I announced this blog post on Fediverse, a queer person commented, and I may quote ve:
„I experience pregnancy, birth and parenthood as extremely gendered and overloaded with cisheteronormative expectations. You have to queer against that.
(Ravna Marin Siever says that sier are “feminised and mothered” in this context, which I find very apt).“


Straight mothers and fathers are also subject to many heteronormative expectations in our society, including, for example, when it comes to raising their children. Question this. Men don’t always have to be “strong”. You are allowed to show vulnerability and be caring, you are allowed to show ‘feminine’ feelings, even towards your children. And as a woman, you are also allowed to be angry or annoyed, you are allowed to show your manual skills, even if manual work is considered typically ‘masculine’ – and you don’t have to take on all the care work and mental load alone. Share this with your partner. These are just a few examples, but I hope they give you some food for thought.

But even people who don’t have a family and don’t want to start one can learn a lot from queer people. Because there are many queer people who also don’t want to start a family and who have other priorities in their lives, e.g. their friendships. More on this below.

What can you learn from the BDSM community?

Even if you are completely ‘vanilla’, i.e. have no inclination towards BDSM practices, you can learn a lot from the relevant community.
In straight relationships, there is often the idea that PiV(1) sex is the ultimate goal and must always end with an orgasm, otherwise it is considered to be bad sex. This creates a lot of pressure and often straight couples talk little to each other before, during or after sex.
In the BDSM community, on the other hand, there is a lot of negotiation and consent, with safe words, and experimentation. There are also ‘non-consensual’ practices, but these are also discussed beforehand. And there is ‘aftercare’, which means, among other things, that after sex or BDSM play, you are there for each other, talking about your experiences, perceptions and feelings.
Talk to each other. Before sex. During and after. Negotiate. Say what you like and what you don’t like. Say an enthusiastic yes or a clear no, depending on the situation and your needs and desires. Sounds unromantic? Not sexy? I once saw in a video by Council of Geeks that such statements can actually be very sensual. In the YouTube video, Vera Wylde says something similar in a very sensual way, by way of illustration.

What can you learn from the community that is on the asexual and/or aromantic spectrum?

Friendships are just as important as other relationships. Yes, really. Often, straight people have this idea of a hierarchy where romantic relationships are the ultimate goal and stand above all other relationships, including friendships.
However, this can be fatal, e.g. if a romantic relationship doesn’t last, but you have completely neglected your circle of friends during the relationship or only had mutual friends, some of whom then break away or take sides. Maybe you don’t have ‘the one best’ friend, but nurture your friendships. This may mean investing some time, perhaps even offering support when your friends need help with something. But ideally, friendships are a mutual give and take.

And in this context:

Queer your friendships

Friendships are as diverse as the people who form them. Break away from traditional ideas of what a friendship should look like. Be bold. Make your own rules.

Leanne Yau wrote on Instagram (my translation):
„Polyamory allows me to have deeper relationships with my partners, but unexpectedly, it has also led me to have deeper relationships with my friends. Since I have no restrictions on how I can show affection to non-romantic friends, it gives me the freedom to express platonic love however I want.“

Here are a few examples: Do you want to cuddle on the sofa with your friend, even though you have no romantic or sexual feelings for them? If your friend want to as well, go for it. (And if they don’t, accept that.)
You and your friends want to have a candlelit dinner in a restaurant that is considered very romantic, but just in a platonic way? Why not?
You want to go on holiday together and share a room, a tent or other accommodation? What’s wrong with that?

In the film ‘When Harry Met Sally’, Harry says something along the lines of: ‘Men and women can’t be friends – eventually sex gets in the way.’
However, this is not true, because it would mean that people on the bi spectrum cannot have platonic friends.

And I would like to say that cis heterosexual men and cis heterosexual women can also just be friends. Let go of the idea that such a friendship must necessarily end in a romantic and/or sexual relationship.

What can you learn from the polyamorous community?

One basis of polyamory is the consent of all involved. That means a lot of relationship work from everyone and open, honest conversations. About your own desires and needs. Negotiating compromises. About your own boundaries. About jealousy and how to deal with it constructively. Also, conversations about how to support each other in relationships. And last but not least, organisational matters such as scheduling joint meetings, going out, excursions, care work and more.
I am not alone in my opinion that such intensive relationship work with open, honest conversations can be very enriching for many straight people as well. Perhaps it can even save a relationship.

There are many different types of attraction

This is also something you can learn from the community of people on the asexual and aromantic spectrum. On the one hand, there is the Split Attraction Model (SAM). This states that the romantic orientation and the sexual (or other forms of) orientation of a person can be different.
A personal example: I am panromantic. This means that I can feel romantic attraction to people regardless of their gender. And I am grey-asexual. Roughly speaking, this means that I rarely or never feel sexual attraction. I am also aegosexual, which is explained here, for example:
https://orientation.fandom.com/wiki/Aegosexual

Accordingly, a person who has always identified as hetero may find that they are heteroromantic but have a different form of sexual orientation, or vice versa, that they are heterosexual but have a different form of romantic orientation. But of course, there are also heterosexual-heteroromantic people.

Another example is demisexuality: people who are demisexual must first establish an emotional connection with someone before they feel sexual attraction towards them. You may be familiar with the trope ‘friends to lovers’, which often fits quite well.

If you would like to explore the topics of romantic and sexual (and other) orientations, here are some detailed lists in English:
Romantic Orientation: https://orientation.fandom.com/wiki/Category:Romantic_Orientation

Sexual Orientation: https://orientation.fandom.com/wiki/Category:Sexual_Orientation

I hope you found this post useful and I wish you all the best with exploring queering your relationships, if you decide to try that.

Footnote:
(1) PiV is an abbreviation for ‘penis in vagina’.

Liebe Straights, queert eure Beziehungen

(english version of this blog: https://amalia-zeichnerin.net/dear-straights-queer-your-relationships/)
Lesezeit: ca. 8 Minuten

Dieser Beitrag richtet sich vor allem an cisgender heterosexuelle, heteroromantische, allosexuelle Menschen. Um das sprachlich zu vereinfachen, verwende ich fast durchgehend den englischen Begriff „straight“, auch als Substantiv für entsprechende Leute. Und nein, keine Sorge, ich weiß, ihr seid nicht queer, sondern straight und werdet das natürlich auch bleiben. Aber es gibt einiges, das ihr von Queers und anderen Leuten lernen könnt. Davon handelt dieser Beitrag.

Was könnt ihr von Queers lernen?
Hinterfragt eure Rollenbilder. Das betrifft so viele Aspekte des Lebens, dass ich allein darüber einen langen Blogbeitrag schreiben könnte. Ich versuche, es hier relativ kurz zu halten.
Die Kernfamilie: Mutter, Vater, Kind(er). Wer übernimmt die Care-Arbeit und wie? Wie ist es mit der Lohnarbeit? Traditionelle Rollenbilder sehen immer noch den Vater als Hauptverdiener, die Mutter arbeitet oft in Teilzeit, um mehr Zeit für den Haushalt und die Kinder zu haben.
Mittlerweile hat das alte Modell „Vater verdient allein das Geld, Mutter übernimmt die gesamte Care-Arbeit zu Hause“ ausgedient, denn die wirtschaftliche Situation, hohe Mietpreise und andere Probleme erzwingen es oftmals, dass beide Elternteile in Vollzeit arbeiten müssen, um genug Geld für die Familie zu erwirtschaften.

Manche hetero Männer können nur sehr schwer damit umgehen, wenn ihre Frau mehr verdient als sie und Karriere macht. Weil Männer doch den alten Vorstellungen nach die Hauptverdiener sein sollen.

Queere Menschen hinterfragen solche Rollenbilder und machen ihre eigenen Regeln, auch in ihren Beziehungen und Familien. Da wird gern viel verhandelt und abgesprochen. Auch, was Intimitäten betrifft, dazu im nächsten Abschnitt mehr. Der dreht sich zwar um die BDSM-Community, aber in dieser gibt es natürlich auch viele Queers.

Als ich diesen Blogbeitrag im Fediverse ankündigte, kommentierte eine queere Person, die ich zitieren darf: „Ich erlebe Schwangerschaft, Geburt, Elternsein als krass gegendert und mit cisheteronormativen Erwartungen überfrachtet. Da muss man dagegenqueeren. (Ravna Marin Siever sagt, sier werde in den Kontext „frauisiert und vermuttert“, das finde ich sehr treffend)“
Auch an straighte Mütter und Väter werden in unserer Gesellschaft sehr viele heteronormative Erwartungen gestellt, auch z.B. was die Erziehung ihrer Kinder betrifft. Hinterfragt das. Männer müssen nicht immer „stark“ sein. Ihr dürft euch verletzlich zeigen und fürsorglich sein, ihr dürft angeblich „weibliche“ Gefühle zeigen, auch euren Kindern gegenüber. Und als Frau dürft ihr auch wütend sein oder euch ärgern, ihr dürft euer handwerkliches Geschick zeigen, auch wenn Handwerksarbeit als typisch „männlich“ gilt – und ihr müsst nicht die gesamte Carearbeit und die Mental Load allein übernehmen. Teilt euch das mit eurem Partner. Das sind jetzt nur einige Beispiele, aber ich hoffe, sie bieten ein paar Gedankenanstöße.

Aber auch Menschen, die keine Familie haben und auch keine gründen wollen, können sich von Queers vieles abschauen. Denn es gibt viele Queers, die ebenfalls keine Familie gründen wollen und die andere Prioritäten in ihrem Leben haben, z.B. ihre Freundschaften. Mehr dazu weiter unten.

Was könnt ihr von der BDSM-Community lernen?
Selbst wenn ihr völlig „Vanilla“ seid, also keinerlei Neigung zu BDSM-Praktiken habt, könnt ihr einiges von der entsprechenden Community lernen.

In straight Beziehungen herrscht oft der Gedanke, PiV(1)-Sex ist das Höchste der Gefühle und müsse unbedingt mit einem Orgasmus enden, sonst sei es schlechter Sex. Das erzeugt sehr viel Druck und oftmals reden straight Paare wenig miteinander vor, während oder nach dem Sex.

In der BDSM-Community wird dagegen viel ausgehandelt und mit Konsens gearbeitet, mit Safe Words, es wird sich ausprobiert. Es gibt auch „nonconsensual“ Praktiken, aber auch die werden abgesprochen. Und es gibt „after care“, das bedeutet u.a., dass man nach dem Sex oder BDSM-Play füreinander da ist, miteinander über seine Erlebnisse, Wahrnehmungen, Gefühle spricht.

Redet miteinander. Vor dem Sex. Währenddessen und danach. Verhandelt. Sagt, was euch gefällt und was nicht. Sagt ein enthusiastisches Ja oder ein klares Nein, je nach Situation und euren Bedürfnissen und Wünschen. Klingt unromantisch? Nicht sexy?
Dass solche Äußerungen ausgesprochen sinnlich sein können, habe ich mal in einem Video von Council of Geeks gesehen, in dem YouTuber*in Vera Wylde etwas Entsprechendes auf eine sehr sinnliche Weise sagt, zur Veranschaulichung.

Was könnt ihr von der Community lernen, die auf dem asexuellen und/oder aromantischen Spektrum ist?
Freundschaften sind genau so wichtig wie andere Beziehungen. Ja, wirklich. Oftmals herrscht unter Straights die Idee einer Hierarchie vor, bei der romantische Beziehungen das ultimative Ziel sind und über allen anderen Beziehungen stehen, auch Freundschaften.
Das kann allerdings fatal sein, z.B. wenn eine romantische Beziehung in die Brüche geht, man aber während der Zeit der Beziehung seines Freundeskreis völlig vernachlässigt hat oder nur gemeinsame Freund*innen hatte, die dann teilweise wegbrechen oder eine Seite ergreifen. Vielleicht habt ihr nicht „die eine beste“ Freundschaft, aber pflegt eure Freundschaften. Das mag bedeuten, dass ihr einiges an Zeit investieren müsst, vielleicht auch Unterstützung, wenn eure Freund*innen bei etwas Hilfe brauchen. Aber Freundschaften sind ja idealerweise ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Und in diesem Zusammenhang:

Queert eure Freundschaften

Freundschaften sind so vielfältig, wie die Leute, die sie eingehen. Löst euch von traditionellen Vorstellungen, wie eine Freundschaft auszusehen hat. Seid mutig. Macht eure eigenen Regeln.

Leanne Yau schrieb auf Instagram (Übersetzung von mir):
„Polyamorie erlaubt mir, tiefere Beziehungen mit meinen Partner*innen einzugehen, aber unvorhergesehener Weise hat sie mich auch dazu gebracht, tiefergehende Beziehungen mit meinen Freund*innen einzugehen. Da ich keinerlei Einschränkungen habe, wie ich meine Zuneigung gegenüber nicht-romantischen Freund*innen zeigen darf, gibt mir das die Freiheit, platonische Liebe so auszudrücken, wie ich es will.“

Hier ein paar Beispiele: Ihr wollt mit euren Freund*innen gemütlich auf dem Sofa kuscheln, obwohl ihr ihnen gegenüber weder romantische noch sexuelle Empfindungen hegt? Wenn eure Freund*innen das ebenfalls möchten, go for it. (Und wenn sie das nicht möchten, akzeptiert das.)

Eure Freund*innen und ihr wollt ein Candle Light Dinner in einem Restaurant, das als Inbegriff der Romantik gilt, aber einfach ganz platonisch? Warum eigentlich nicht?
Ihr wollt gemeinsam in den Urlaub fahren und teilt euch ein Zimmer, ein Zelt oder eine andere Übernachtungsstätte? Was spricht dagegen?

Im Film „Harry und Sally“ sagt Harry sinngemäß: „Männer und Frauen können nicht befreundet sein – irgendwann kommt ihnen der Sex dazwischen.“
Das stimmt allerdings nicht, denn es würde bedeuten, dass Menschen auf dem bi Spektrum keine platonischen Freund*innen haben können.

Und ich wage einfach mal die Behauptung, auch cis hetero Männer und cis hetero Frauen können einfach so befreundet sein. Löst euch von der Vorstellung, dass eine solche Freundschaft unbedingt in einer romantischen und/oder sexuellen Beziehung enden muss.

Was könnt ihr von der polyamoren Community lernen?

Eine Basis der Polyamorie ist Einvernehmlichkeit aller Beteiligten. Das bedeutet viel Beziehungsarbeit von allen und entsprechende offene, ehrliche Gespräche. Über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Das Aushandeln von Kompromissen. Über eigene Grenzen. Über Eifersucht und wie man damit einen konstruktiven Umgang finden kann. Auch Gespräche darüber, wie man einander unterstützen kann in den Beziehungen. Und last but not least Organisatorisches, wie Terminfindungen für gemeinsame Treffen, Ausgehen, Ausflüge, Carearbeit und noch mehr.

Ich stehe nicht allein mit der Meinung, dass auch für viele Straights eine solche intensive Beziehungsarbeit mit offenen, ehrlichen Gesprächen sehr bereichernd sein kann. Vielleicht können sie sogar eine Beziehung retten.

Es gibt viele verschiedene Arten von Anziehung

Auch das ist etwas, dass ihr aus der Community der Menschen auf dem asexuellen und aromantischen Spektrum lernen könnt. Zum einen gibt es das Split-Attraction-Model (SAM). Dieses besagt, dass die romantische Orientierung und die sexuelle (oder auch noch andere Formen von Orientierung) bei einer Person unterschiedlich sein können.

Ein persönliches Beispiel: Ich bin panromantisch. Das bedeutet, dass ich romantische Anziehung zu Menschen unabhängig von ihrem Gender empfinden kann. Und ich bin grau-asexuell. Das bedeutet grob gesagt, dass ich eher selten oder gar keine sexuelle Anziehung verspüre. Ich bin darüber hinaus außerdem aegosexuell, das wird z.B. hier erklärt:
https://orientation.fandom.com/wiki/Aegosexual

Entsprechend könnte eine Person, die sich immer als hetero verortet hat, feststellen, dass sie heteroromantisch ist, aber eine andere Form von sexueller Orientierung hat, oder umgekehrt, dass sie heterosexuell ist, aber eine andere Form von romantischer Orientierung hat. Aber natürlich gibt es auch heterosexuelle-heteroromantische Menschen.

Ein weiteres Beispiel ist Demisexualität: Menschen, die demisexuell sind, müssen zuerst eine emotionale Beziehung zu einem Menschen aufbauen, bevor sie eine sexuelle Anziehung zu diesem Menschen verspüren. Vielleicht kennt ihr das Trope „Friends to Lovers“, das passt oft recht gut.

Wenn ihr gern mal stöbern wollt zu den Themen romantische und sexuelle (und weitere) Orientierungen, hier gibt es ausführliche Auflistungen auf Englisch:
Romantic Orientation: https://orientation.fandom.com/wiki/Category:Romantic_Orientation

Sexual Orientation: https://orientation.fandom.com/wiki/Category:Sexual_Orientation

Ich hoffe, ihr konntet etwas aus diesem Beitrag für euch mitnehmen und ich wünsche euch gute Erfahrungen mit dem Queeren eurer Beziehungen, wenn ihr das ausprobieren möchtet.

Fußnote:
(1) PiV ist eine Abkürzung für „Penis in Vagina“

Weiteres zum Thema

„Konsens ist sexy“
https://amalia-zeichnerin.net/konsens-ist-sexy/

Eine Inspiration für diesen Blogbeitrag war die Podcastfolge „Romantasy“ vom Genderswapped Podcast, danke an Lena und Judith.
Link zur Folge: https://genderswapped-podcast.podigee.io/101-folge82

5 Strategies Against Fascism

Reading time: 4 minutes.
This is a summary I have written of part of the (German) podcast episode “What if there is fascism tomorrow?“ by Marina Weisband, Podcast “Wind und Wurzeln“ (“Wind and Roots“). There are several quotes of Marina (in italics). With kind permission from Marina Weisband, I have translated this summary from German into English.

Stay Human.
Always think about the human rights; they apply to all humans.
Keep your love deep inside your heart, for your family, for the world, for the animals, for nature, for whatever ignites love and joy inside of you.“

Check whether what you are being told (including in the news, on social media, etc.) is consistent with your values or whether it violates human dignity. Reflect on yourselves; view the world with a critical eye.

Create Beautiful Things.
Create poems, art, literature, music, or stories. Go pick some flowers. Invite your friends to a meal. Think of the children’s book “Frederick“ by Leo Lionni.
It is the beautiful things that help us through dark times, often small things (…) Dance. Laugh.“

Organize.
If there is one antidote against fascism, it is solidarity.“
Show solidarity to other people, also and especially to marginalized folks.
Solidarity is not only one of the best antidotes against fascism, but also against neoliberal ideologies, which like to have us as individualistic lone fighters. Everywhere where people support each other in solidarity, they show already now that there is a better future for everyone. Every form of solidarity, be it small or big, improves life immediately.“

Community spirit and trust in each other play a big part in this, whereas fascism thrives when everyone mistrusts everyone else.

Form “non-movements“, who act in unsuspicious places, exchanging goods and ideas – in associations, congregations, synagogues, mosques, while playing music together or other activities. Using small codes, other anti-fascists might recognize each other, for instance a rainbow-colored bracelet, a hairstyle, or something else.

You do in private what you can’t do publicly anymore, sharing banned books, music, art, and, essential, also humor.“ For this, you need “places that the fascist regime cannot control or enter. Where it cannot monitor what the people are doing there.“ This is why protest against mass surveillance (like of Palantir) is so important.

Create alternative channels of information.
The internet as we know it today won’t be like that in fascism. It will be censored. Whole platforms will be shut down. Just look at China, if you want to get an idea.“

An obvious method is word-of-mouth information sharing, or stickers and flyers with hidden messages. There are various technical possibilities for alternative channels of information.

That is why Marina Weisband suggests that you contact your local hacker spaces (“Embrace the hackers whom you trust.“) Another method is “decentralized ad-hoc networks where information is transported from one mobile end device to the next and so on.“

Sabotage.
You could call it hacking fascism.“
The hacker collective Anonymous launched a cyberwar against the Kremlin following the invasion of Ukraine. But also in your everyday life, you can do small things without much time and effort and without putting yourself at risk.

You could, for instance take your time looking for your ticket when the conductors on public transportation try to find fare dodgers. You could feign comprehension difficulties or clumsiness at authorities or stay longer at the restroom than necessary. Small things that disturb agencies, bureaucratic processes, police officers, or other representatives of the regime in their work. Also take a look at the appendix, at “The Simple Sabotage Field Manual“.

A conclusion by Marina that gives me hope: “Fascism always destroys itself, it is not a stable political system.“

About Marina Weisband
(translated from her website)
Marina Weisband is a certified psychologist and participatory educator. She runs the [German] “Aula Project“ on student participation and speaks at events and in public media about her work and topics such as political participation, digital society, media, and crises.

Appendix
The podcast episode in German, “Was, wenn morgen Faschismus ist?“
https://wind-und-wurzeln.podigee.io/2-new-episode

Marina Weisband’s Website (also in German): https://marinaweisband.de/

“The Simple Sabotage Field Manual“
https://en.wikipedia.org/wiki/Simple_Sabotage_Field_Manual
A quote from the wikipedia page: „The “Simple Sabotage Field Manual“ is a document written by the Office of Strategic Services in 1944. The manual was declassified by the Central Intelligence Agency in 2008. The manual was distributed to OSS officers in foreign countries in order to help them train “citizen-saboteurs” in German-occupied Europe.“

At the time I am writing this in late October 2025, you can read and download the manual here:
https://www.cia.gov/static/5c875f3ec660e092cf893f60b4a288df/SimpleSabotage.pdf

#DiversityDienstag: Solarpunk

eine von vielen verschiedenen Solarpunkflaggen. Bildbeschreibung: Die Flagge ist grün und gelb, mit einer austrebenden Diagonale. Darin eingebettet ist eine runde, halbierte Form, oben mit einer stilisierten gelben Sonne, unten mit einem stilisierten Zahnrad auf grünem Untergrund

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Solarpunk ist nicht nur ein literarisches und künstlerisches Genre, irgendwo zwischen Science-Fiction und Utopie mit positiven Zukunftsvisionen, sondern auch eine wachsende gesellschaftliche Bewegung weltweit, die nicht zentral organisiert ist. Das hat sie übrigens gemeinsam mit dem Paganismus/Heidentum und der Hexen-Community, aber ich schweife ab. Solarpunk-Beiträge finde ich viele im Fediverse – zumindest für den deutschspr. und englischspr. Raum, andere sind für mich persönlich wegen der Sprachbarrieren nicht accessible.

Was die Fiktion und auch Kunst angeht, aber auch weitere Informationen zu Solarpunk, kann ich die Story Seed Libary empfehlen. Diese wurde in mehrere Sprachen übersetzt, hoffentlich auch später ins Deutsche: https://storyseedlibrary.org/

Dort gibt es Kunst und Ideen für Geschichten. Die Kunst ist von menschlichen Künstler*innen gemacht, frei von KI-generiertem Slop und darf unter bestimmten Bedingungen genutzt werden. Mehr darüber hier: https://storyseedlibrary.org/pages/about/

Ein englischsprachiges Video mit vielen schönen Bildern, das gut erklärt, was Solarpunk ist, stammt von Andrewism (4,5 Minuten):

Lesenswert ist auch dieses „Solarpunk Manifesto“:
https://storyseedlibrary.org/de/essays/solarpunk-manifesto/

Ich zitiere daraus:
„Solarpunk verfolgt eine Vielzahl von Taktiken: Es gibt keinen einzigen richtigen Weg, um Solarpunk zu machen. Stattdessen übernehmen verschiedene Gemeinschaften aus der ganzen Welt den Namen und die Ideen, und bauen kleine Nester der sich selbst vorantragenden Revolution.“

Einige Beispiele für Möglichkeiten, wie sich das umsetzen lässt:

  • Foodsharing
  • Tauschbörsen und -partys, bzw. Tauschgeschäfte allgemein
  • Visible Mending
  • Reparaturcafés
  • Upcycling und DIY (letzteres vor allem mit recycelten Materialien, bzw. nicht alles neu gekauft)
  • Guerilla Gardening
  • Permakulturen
  • eher Second-Hand-Kleidung, nachhaltige oder selbstgenähte Kleidung anstatt von Fast Fashion
  • Antikapitalistische und antifaschistische Aktivitäten
  • Materialien oder Werkzeuge verleihen
  • Vegetarisch oder vegan leben
  • Selbstversorgung: im eigenen Garten oder auf dem Balkon Obst, Gemüse oder Kräuter anbauen und mit seiner Community teilen (wenn die Ernte gut ausfällt und etwas übrig bleibt zum Teilen)
  • Solarpanele und Wärmepumpen, sowie andere Formen erneuerbarer Energie
  • generell Nachhaltigkeit aller Art
  • Alternativen zu großen Konzernen (z.B. Meta, Amazon, Spotify …) nutzen
  • Nachbarschaftstreffen, bei denen man schaut, welche Nachbar*innen Hilfe benötigen oder wie man sich gegenseitig unterstützen kann
  • Umwelt- und Tierschutzaktivitäten
  • Demonstrationen und andere politische Tätigkeiten für Social Justice, Klima- und Umweltschutz

Vielleicht macht ihr selbst auch einiges davon? Wer weiß, vielleicht schlummert auch in euch ein Solarpunk …

Ein weiteres Zitat aus dem Manifest: „Solarpunk culture includes all cultures, religions, abilities, sexes, genders and sexual identities.“

Übersetzung: „Die Solarpunk-Kultur schließt alle Kulturen, Religionen, Fähigkeiten, (Menschen aller) sexuellen Orientierungen, Gender und sexuellen Identitäten mit ein.“

Ihr seht, Solarpunk ist ein Diversitätsthema. Und das alles macht mir Hoffnung. Apropos Hoffnung, es gibt im Solarpunk auch Überschneidungen zum Genre Hopepunk (1)

Zum Thema belletristische Bücher:
Im deutschsprachigen Raum weiß ich bisher von zwei Anthologien, die sich mit Solarpunk befassen:
„Sonnenerwachen – Facetten des Aufbruchs“ hrsg. von Karl-Heinz Zimmer und Saskia Dreßler
und „Sonnenseiten – Streetart trifft Solarpunk“ https://muenchnerschreiberlinge.com/anthologie/sonnenseiten/

Im englischsprachigen Raum hat z.B. Susan Kaye Quinn mehrere Solarpunk-Romane geschrieben, siehe: https://susankayequinn.com/

Susan ist auch im Fediverse sehr aktiv: @susankayequinn@wandering.shop

Fußnote:
(1) Was Hopepunk ist, wird z.B. hier erklärt:
https://www.vox.com/2018/12/27/18137571/what-is-hopepunk-noblebright-grimdark

Ein Zitat über Hopepunk, das aus meiner Sicht auch zu Solarpunk passt:
„Hopepunk is about fighting for a better future and taking action and doing radical kindness.“
(Alexandra Rowland)
Beispiele für Hopepunk-Romane im deutschsprachigen Raum ist „Wasteland“ von Judith und Christian Vogt, sowie die Fortsetzung „LayLayLand“.

Ich stelle meine Tätigkeit als Illustratorin ein

Nach längerer Überlegung beende ich meine selbstständige Tätigkeit als Illustrator*in.
Ich hatte mich in den letzten Jahren auf größtenteils handgezeichnete Fantasylandkarten und Charakterportraits spezialisiert. Meine Arbeitsproben könnt ihr auf Deviantart sehen:

Fantasylandkarten
Portraits aller Art

Aber es hat sich einiges geändert: In der buchigen Community werden leider zunehmend KI-generierte Bilder für Buchcover und Charakterportraits verwendet. Fantasylandkarten können ebenfalls ganz oder teilweise mit KI generiert werden oder mit entsprechenden Softwares hergestellt werden. Dabei wäre gerade bei mittelalterlich oder antik inspirierter High Fantasy eine handgezeichnete Karte besonders passend aus meiner Sicht. Aber gut, ich kann den Buchmarkt nicht als Einzelperson ändern, ich kann nur ändern, wie ich mit all dem umgehe. In diesem Jahr hatte ich keinen einzigen Auftrag für eine Fantasylandkarte oder ein Charakterportrait. Und deshalb höre ich nun auf.

Ich werde weiterhin in meiner Freizeit illustrieren, z.B. Fanart-Portraits, oder vielleicht wage ich mich mal an Solarpunk-Illustrationen ganz ohne Gewinnabsicht, wie es sie in der Story Seed Library gibt (ein starkes Projekt, finde ich):
https://storyseedlibrary.org/

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die bei mir Fantasylandkarten oder Charakterportraits in Auftrag gegeben haben. Das hat mir viel Freude gemacht und es hat mich auch sehr gefreut, eure Buchprojekte auf diese Weise begleiten zu können.

Ich arbeite weiterhin als Autor*in und biete Lektorate und Sensitivity Readings an.
(Aktuell habe ich aber keine freien Kapazitäten.)

Ich wünsche mir mehr Solidarität mit Menschen, die mit Existenzminimum leben.

Am Montag, den 13.10. habe ich auf Instagram geschrieben:

Ein politischer Beitrag
Aktuell gibt es eine Petition von Innit: „Nein zu schärferen Sanktionen beim Bürgergeld: Das Existenzminimum ist nicht verhandelbar“. Diese Petition hat mittlerweile über 56.000 Mitzeichnungen erzielt. Das ist sehr gut.
Leider reicht das nicht. Aus folgendem Grund: Ein Bekannter von mir, der politisch tätig ist, schrieb mir: „allerdings wäre die Petition beim Bundestag nach meiner Kenntnis nicht nur besser, sondern auch der einzige Weg, überhaupt an eine Befassungspflicht zu gelangen. Andere Portale haben keinerlei Bindung gegenüber dem Parlament.

Was wir also brauchen, ist eine entsprechende Petition direkt für den deutschen Bundestag. Ich habe am Montag nachgeschaut, es gibt noch keine solche Petition dort. Ich würde selbst eine schreiben, aber dafür fehlt mir das Knowhow. Deshalb meine Frage in die Runde: Gibt es hier jemanden, der eine solche Petition schreiben kann, wenn der entsprechende Gesetzesentwurf vorliegt?
Mein Bekannter möchte das machen, aber eventuell schafft er es zeitlich nicht. Falls doch, teile ich seine Petition überall, wo es mir möglich ist.

Warum schreibe ich darüber? Ich selbst lebe mit Existenzminimum. Zwar beziehe ich kein Bürgergeld, sondern Grundsicherung (aufstockend zu meiner selbständigen Tätigkeit) und eine Erwerbsminderungsrente. Aber ich habe jahrelang Bürgergeld bekommen (als es noch Hartz IV hieß), weil ich aus gesundheitlichen Gründen nicht Vollzeit arbeiten konnte. Und ich könnte ein Buch darüber schreiben, was ich mit dem Jobcenter erlebt habe. Aber das wäre kein heiteres Buch, ganz im Gegenteil.

Soweit mein Instagram-Beitrag. Und hier weitere Überlegungen.

Nun sollen die Bürgergeldsanktionen so weit gehen, dass einem bei einer vollen Sanktion auch die Miete nicht mehr gezahlt wird. Damit droht mehr Menschen Obdachlosigkeit. Schon jetzt „waren zum Stichtag 31. Januar 2025 (…) in Deutschland nach den Meldungen von Kommunen und Einrichtungen rund 474 700 Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht.“ (1) Das ist fast eine halbe Million und diese Zahl dürfte sich erhöhen, wenn die geplanten Änderungen tatsächlich umgesetzt werden.

Was das System Bürgergeld und die Jobcenter bzw. Agentur für Arbeit für Auswirkungen auf Betroffene hat, zeigt u.a. eine dreijährige Studie des Verein Sanktionsfrei e.V., siehe
https://sanktionsfrei.de/studie25

Diese gibt es auch als Kurzfassung zu lesen auf 3 Seiten.
Ich zitiere hier daraus einige Headlines.
1: Der Regelsatz von monatlich 563 € reicht laut großer Mehrheit der Befragten (72 %) nicht aus, um ein würdevolles Leben zu führen.
2: Der Wunsch vom Bürgergeld unabhängig zu werden ist stark ausgeprägt (74 %). Jedoch
sind nur Wenige zuversichtlich, dass sie auch eine Stelle finden werden, mit der sie den
Bürgergeldbezug beenden können (26 %).
3: Gesellschaftliches Stigma und Scham sind unter den Befragten sehr präsent.
Nur 12 % fühlen sich zur Gesellschaft zugehörig und 42 % geben an, dass sie sich schämen, Bürgergeld zu beziehen.“


Mit sozialer Gerechtigkeit haben die Pläne zu den Bürgergeldsanktionen nicht mehr viel zu tun.

Stattdessen werden hier Menschen zu Sündenböcken gemacht – obwohl es in Deutschland nur ca. 16.000 bis 17.000 Totalverweigerer gibt, die nicht mit den Jobcenter wie gewünscht mitarbeiten. Ich zitiere den Verein Für Soziales Leben e.V.:
„Statistiken der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass die Zahl der „Totalverweigerer“ verschwindend gering ist. Zwischen Januar und November 2023 erhielten rund 5,5 Millionen Menschen Bürgergeld. In diesem Zeitraum wurden in 13.838 Fällen Leistungen gemindert, weil eine Arbeit, Ausbildung oder Weiterbildung verweigert wurde. Hochgerechnet auf das gesamte Jahr ergibt das etwa 16.000 bis 17.000 Fälle – also lediglich 0,4 Prozent aller Bürgergeldbeziehenden.
Die große Mehrheit der Leistungsminderungen (über 80 Prozent) erfolgte nicht wegen Arbeitsverweigerung, sondern wegen Meldeversäumnissen – zum Beispiel, wenn Empfängerinnen oder Empfänger einen Termin beim Jobcenter versäumten.“ (2)

Betroffene werden außerdem auch der Willkür von Sachbearbeiter*innen in den Jobcentern ausgesetzt. Sie werden darüber hinaus teilweise in Arbeitsverhältnisse gezwungen, die langfristig nicht für sie geeignet sind.

Eine Bekannte von mir schrieb, dass sie solche Angst habe, wieder arbeitslos und damit dem Jobcenter ausgeliefert zu sein, dass sie lieber bei ihrer aktuellen Arbeitsstelle bleibe, obwohl dieser Job sie nicht ausfülle.

Und ich könnte hier nun noch mehr Erfahrungen teilen.
Eine eigene: Mitten in einer schwer depressiven Phase vor rund 10 Jahren musste ich zu einem Termin beim Jobcenter. Ich habe aufgrund der Depression während des gesamten Termins geweint und konnte mich kaum beruhigen. Die Sachbearbeiterin sagte mir: „Aber Sie brauchen doch nicht zu weinen.“
Ich habe ihr dann erklärt, dass ich gar nicht anders kann, weil ich eine Depression habe.
Ich mag mich irren, aber ich gehe davon aus, dass Sachbearbeiter*innen in den Jobcenter nicht darin geschult werden, wie sie mit kranken Menschen umgehen sollten.

Ich bin online in einer diversen, bunten, buchigen Bubble unterwegs und kenne dadurch mehrere marginalisierte Menschen. Gerade marginalisierte Menschen sind überdurchschnittlich oft davon betroffen, arbeitslos zu sein, nicht in Vollzeit arbeiten zu können, viele haben Schwierigkeiten, überhaupt eine Arbeit zu finden oder erleben Diskriminierung am Arbeitsplatz oder es gibt noch andere Probleme. Das kann gesundheitliche oder andere Gründe haben, z.B. Sexismus, Rassismus, Ableismus oder anderes.

Aber nicht nur marginalisierte Menschen sind potenziell betroffen, grundsätzlich kann eine Arbeitslosigkeit jede Person vorübergehend oder langfristig treffen, unter anderem weil wir in unsicheren Zeiten leben, um es ganz grob zu sagen. Hinzu kommen oft befristetete Arbeitsverträge, so dass manche Leute immer wieder neu nach Arbeit suchen müssen und zwischendurch ebenfalls auf das Bürgergeld angewiesen sind.

Deshalb hier mein Aufruf: Im Sinne der Social Justice, seid solidarisch mit Menschen, die langfristig oder auch nur vorübergehend mit Existenzminimum leben, seien sie marginalisiert oder nicht.
Und wenn ihr könnt, schreibt euren Abgeordneten, was ihr von den Plänen zu den Bürgergeldsanktionen haltet.

Danke fürs Lesen. Diesen Beitrag gern teilen.


Fußnoten:
(1) siehe: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/07/PD25_246_229.html
(2) siehe: https://www.buerger-geld.org/news/buergergeld/buergergeld-und-der-mythos-ueber-die-totalverweigerer-fakten-statt-vorurteile/

JK Rowling und warum ich nicht die Kunst von der Künstlerin trenne

JK Rowling ist nicht nur offen transfeindlich, was schon seit einigen Jahren bekannt ist, sondern hat auch viel Geld in Initiativen investiert, die anti-trans Aktivismus betreiben, z.B. „For Women Scotland“. Das hat in UK sogar zu einer Gesetzgebung geführt, bei der nun gilt, dass trans Menschen rechtlich betrachtet das Gender haben, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. (1)

Wer weiterhin offizielle Produkte zu Harry Potter und der Wizarding World kauft, also Merch oder Bücher oder Games etc., unterstützt damit nicht nur JK Rowling, sondern auch ihren anti-trans Aktivismus. Aktuell wird z.B. die neue Harry-Potter-Serienverfilmung (von HBO) viel diskutiert.

Ihr wollt weiterhin Fantasybücher über Zauberer, Hexen, Magie und/oder Zauberschulen lesen? Keine Sorge, es gibt viele Alternativen zu Rowlings Werken. Gebt mal in eine Suchmaschine ein: „Alternativen zu Harry Potter“ oder ähnliche Suchanfragen. (2)

Auf diesen Beitrag bin ich durch einen Autor gekommen, der vor kurzem auch auf das Thema aufmerksam gemacht hat. Und zur Frage, warum ich nicht die Kunst von den Kunstschaffenden trenne, habe ich schon vor einiger Zeit diesen Blogbeitrag geschrieben.

Fußnoten:
(1) siehe z.B.
https://www.rollingstone.de/j-k-rowling-warum-sie-ein-gerichtsurteil-ueber-trans-menschen-feiert-2989519/

(2) siehe z.B. diesen Artikel einer Buchhandlung:
https://www.hugendubel.de/de/category/101755/10_buecher_die_so_aehnlich_sind_wie_harry_potter_von_j_k_rowling.html