Diversität und Repräsentation in der Literatur

In der deutschsprachigen Phantastikszene verfolge ich seit längerem Diskussionen über Diversität und Repräsentation. Auch in anderen Genres wird das inzwischen diskutiert.

Zunächst einmal: Was ist Diversität?
Sie ist ein Spiegel unserer vielfältigen, multikulturellen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der auch Minderheiten und marginalisierte Gruppen leben: Menschen mit Migrationshintergrund. Menschen mit Behinderungen. Queere Menschen (LGBTQ+). Menschen mit psychischen oder chronischen Erkrankungen. Menschen mit Neurodiversität**. Menschen mit Körperformen, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Menschen, die alternative Beziehungsformen leben, z.B. Polyamorie oder Patchworkfamilien. Diversität bietet die Möglichkeit, auch solchen Menschen eine Stimme zu leihen, sie zu repräsentieren – als Protagonist*innen oder Nebencharaktere. Das ist letztendlich eine Form der Inklusion. Auch in der Phantastikliteratur.

@DieKatzenhai schrieb neulich auf Twitter:
Wer ein rein weißes, dya, allo, cishet Cast schreibt, kann einfach nicht gut schreiben. Diversität *ist* Realismus.

Wer sich angesichts der Abkürzungen fragt, was das bedeutet:
dya = Das Geschlecht eines Menschen ist klar, entweder weiblich oder männlich – das Gegenteil zu intersexuellen Menschen
allo(sexuell) = Das Gegenteil zu asexuell
cis(gender) = Das Gegenteil zu transgender; cisgender Menschen identifizieren sich mit dem Geschlecht, das bei ihrer Geburt vorlag.
het(erosexuell) = das Gegenteil zu queer

Ich würde zwar nicht unbedingt sagen, dass man nicht gut schreiben kann, wenn man nicht auf Diversität achtet. Aber Diversität ist auch aus meiner Sicht Realismus.
In vielen westlichen Ländern bilden weiße, dya/allo/cis/hetero Menschen zwar die Mehrheit der Gesellschaft. Wer aber nur solche Menschen in seinen Texten abbildet, blendet damit viele andere kleinere Gruppen aus, die ebenfalls zu unserer Gesellschaft gehören.

Warum ist Diversität überhaupt wichtig?

Menschen, die keiner Minderheit angehören, sind in gewisser Weise privilegiert, während marginalisierte Menschen in ihrem Leben oft negative Erfahrungen machen, z.B. Diskriminierung, fremdenfeindliches Verhalten, Rassismus, Homophobie, Antisemitismus oder noch andere und zwar verbal oder auch physisch, bis hin zu Gewalttaten. Oftmals hat das noch dazu historische Gründe (z.B. Kolonialismus, Sklaverei, Illegalität von Homosexualität, massivste Menschenrechtsverletzungen im Nationalsozialismus und anderen totalitären Regimen u.a.).

Was hat das nun mit der Literatur zu tun? Belletristik, wie auch Theaterstücke, Comics/Graphic Novels, Filme, Serien und Spiele, also alle Medien, die Geschichten erzählen, bieten Leser*innen die Möglichkeit, sich mit den handelnden Charakteren mehr oder weniger zu identifizieren. Manche Charaktere können Mut machen, als Vorbild dienen, andere eher nicht. Manche können Probleme erleben, die auch marginalisierte Menschen im Alltag haben und damit deren Realität widerspiegeln. Sie können in fiktionaler Form zeigen, wie man solche oder auch andere Probleme überwinden kann oder damit umzugehen lernt. Damit bieten solche Charaktere letztendlich auch die Möglichkeit, Leser*innen Wege zu einer Art Empowerment (Handlungsfähigkeit) zu zeigen.

Wenn in Büchern aber alle Charaktere wie oben beschrieben weiß, dya/cis/allo/hetero, und neurotypisch** sind, finden sich Menschen, die das nicht sind, darin nicht wieder. Natürlich können sie die Geschichte trotzdem lesen, aber sie werden sich weniger mit den Charakteren identifizieren können, weil diese andere Lebensentwürfe, andere Weltanschauungen oder einen anderen Sozialisationshintergrund als sie selbst haben.

Man könnte auch sagen, wer ausschließlich weiße, dya/cis/allo/hetero, neurotypische** Charaktere ohne Behinderungen oder Erkrankungen schreibt, wendet sich damit letztendlich im Grunde nur an Leser*innen, die das auch sind. Und das ist zwar die Mehrheit unserer Gesellschaft im deutschsprachigen Raum, aber halt nicht die gesamte.

Ein weiteres Problem: Es gibt unzählige Bücher, die genau so gestaltet sind, es ist die Mehrheit an Publikationen. Bücher, die Diversität thematisieren – und das auf gelungene Weise – die muss man im deutschsprachigen Raum meistens noch immer suchen.

Aber das ist doch alles Fantasie. Das hat doch sowieso keinen Einfluss auf das reale Leben”
Auf den ersten Blick mag das stimmen. Allerdings gibt es Studien, die zeigen, dass der Konsum von fiktiven Inhalten sich durchaus auf Menschen, ihre Gedanken und ihr Verhalten auswirken kann.

Siehe: The Psychology of Entertainment Media – Blurring the Lines Between Entertainment and Persuasion
https://numerons.files.wordpress.com/2012/04/14psychology-of-entertainment-media.pdf

Entsprechend wird sich auch eine positive Repräsentation sich auf die eine oder andere Weise auf Leser*innen auswirken, die sich durch einen Charakter repräsentiert sehen.

Ein Beispiel: Falls du eine Frau* bist und dir die Superheldinnen-Filme „Captain Marvel“ oder „Wonder Woman“ gut gefallen haben, könnte es zum Teil daran liegen, dass du dich hier als Frau* durch eine Superheldin als Titelheldin repräsentiert gefühlt hast. Bis zu diesen beiden Filmen waren es fast ausschließlich männliche Superhelden, die auf der Leinwand und in Serien als Titelhelden agierten.

Darf man denn gar nicht mehr frei schreiben, was man will?”

Während in anderen Ländern, z.B. UK und USA mittlerweile größtenteils etabliert ist, dass Diversität wichtig und wünschenswert ist, wird hierzulande noch viel diskutiert, ob das so ist. Ich habe mehrfach die Frage gelesen, ob man denn nun nicht mehr frei schreiben dürfe, was man wolle. Natürlich darf man das. Die Kunst ist frei. (Artikel 5 des Grundgesetzes, hier nachlesbar: http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_5.html)

Entsprechend dürfen Autor*innen natürlich auch weiterhin Literatur ganz ohne Diversität schreiben, also mit den oben erwähnten weißen, dya/cis/allo/hetero, neurotypischen Menschen (oder Wesen) als Protagonist*innen und Nebenfiguren.

Man muss allerdings dann damit rechnen, dass manche Leser*innen und Rezensent*innen bei solchen Büchern auf einen Mangel an Diversität hinweisen. Zumal dieses Thema auch in anderen Medien, z.B. Games, Comics/Graphic Novels, Serien und Filmen einen immer größeren Stellenwert gewinnt.

Foto: Sweetlouise, Pixabay

Die Sexualität meiner Charaktere interessiert mich nicht.”

Oft höre ich dieses Argument in Bezug auf queere Charaktere, oder auch: „Es gibt sowieso keinen Sex in der Geschichte”. Allerdings führt das zu folgendem Problem: Wenn man die sexuelle Identität und Orientierung seiner Charaktere nicht einmal ansatzweise andeutet, wird ein Großteil der Leser*innen sie einfach heteronormativ als cisgender/hetero wahrnehmen – weil dass die Mehrheit an Menschen nun einmal ist und weil man es aufgrund diversitätsarmer Literatur gewohnt ist, über solche Charaktere zu lesen. Selbst wenn Sex keine Rolle spielt – Charakter sind auf die eine oder andere Weise aufgewachsen, haben ihre Erfahrungen gemacht, hatten eventuell schon mal Sex (oder auch nicht), hatten eine Beziehung (oder auch nicht). Es ist ein Teil ihrer Sozialisation, möglicherweise sogar ein wichtiger. All das prägt sie, auch das Verhalten gegenüber ihren Mitmenschen und das Zusammenspiel mit dem eigenen oder dem anderen Geschlecht bzw. anderen Geschlechtern. Oft reichen schon wenige Sätze in einem Buch, um zumindest anzudeuten, welche sexuelle Identität und Orientierung ein Charakter hat. Übrigens: Queere Charaktere müssen in einer Geschichte keinen Sex haben, um queer zu sein.
Siehe auch:
https://alpakawolken.de/mein-charakter-hat-keine-sexualitaet/
https://alpakawolken.de/der-fluch-der-heteronormativitaet/
https://alpakawolken.de/repraesentation-geht-auch-ohne-sex/

Aber ich kenne keine marginalisierten Menschen. Wie soll ich dann über sie schreiben?”

Für die meisten Geschichten muss man recherchieren, das gilt auch für den Phantastikbereich. Also warum nicht auch über das Leben von Minderheiten recherchieren? Es gibt Erfahrungsberichte, Biografien, Blogs und vieles mehr, was sich dazu lesen lässt oder auch Dokumentarfilme und Leute bzw. Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen man Fragen stellen kann. Ja, das macht mehr Arbeit und man muss dafür eventuell seine Komfortzone ein Stück weit verlassen – aber es lohnt sich. Außerdem gibt es Sensitivity Reader: Menschen, die selbst zu einer Minderheit gehören und einen Text aus Betroffenensicht beurteilen können. Solche Leser*innen können auf problematische Mikroaggressionen, Klischees und Stereotypen oder andere Probleme hinweisen.Eine hilfreiche Webseite dafür: https://sensitivity-reading.de/

Und damit es keine Missverständnisse gibt: Niemand verlangt, dass Autor*innen in ihren Werken sämtliche marginalisierte Gruppen abbilden, die es gibt. Es müssen auch nicht direkt die Protagonist*innen sein, schließlich können auch Nebenfiguren eine Minderheit repräsentieren.

Und noch etwas: Immer wieder lese ich darüber, dass Klischees, Stereotypen und problematische Tropes im Zusammenhang mit Charakteren verwendet werden, die aus einer marginalisierten Gruppe stammen. Wer sich fragt, was Tropes sind, das sind typische Handlungsmuster, die innerhalb eines Genres, oder auch genreübergreifend häufig in verschiedenen Varianten auftauchen. Hier eine englischsprachige Seite dazu: https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/GenreTropes

Einige Beispiele für problematische Tropes:

  • Der einzige behinderte Charakter in einer Geschichte wird ausschließlich über sein Leid und seine Behinderung definiert.
  • Der einzige schwarze Charakter ist Mitglied einer üblen Gang, ein Drogendealer oder auf andere Weise kriminell.
  • Die einzige Person of Color (nicht-weiß) dient ausschließlich als „Funny sidekick” für den Protagonisten oder die Protagonistin
  • Der einzige queere Charakter stirbt auf dramatische Weise (Trope „Bury your gays”)
  • Der einzige neurodiverse Charakter wird nur über seine „Andersartigkeit” und seine Probleme mit sozialer Interaktion definiert, oder als einsames, verschrobenes „Wunderkind” dargestellt (z.B. Autismus, Asperger-Syndrom, Hochbegabung)
  • Der einzige schwule Charakter ist der beste Freund der Protagonistin. (Trope „Gay best friend”)
  • Ein eigentlich heterosexueller Charakter „wird” für diese eine ganz besondere Person schwul (Trope „Gay for you”) – was eigentlich auch noch zum Problem der Unsichtbarkeit von Bisexualität führt (Trope: „No bisexuals”)

Diversität bedeutet nicht, einen marginalisierten Charakter in seine Geschichte einzubauen und diesen einfach um des Drama willens leiden zu lassen. Wenn solche Charaktere einfach als Plotdevice benutzt werden, um Spannung oder Emotionalität zu erzielen, ist das falsch verstandene Diversität.

Viele marginalisierte Menschen möchten in Büchern auch nicht mit Klischees und Vorurteilen über ihre Gruppe konfrontiert werden, denn das erleben sie ohnehin viel zu häufig in ihrem Alltag, bis hin zu Diskriminierungen, Übergriffigkeit oder Gewalt.
Viele von ihnen wollen dann nicht auch noch Geschichten darüber lesen. Vor allem nicht von Autor*innen, die davon nicht selbst betroffen sind. Deshalb gibt es die „Own Voices”-Bewegung, bei der betroffene Autor*innen über ihre eigene Erfahrungen schreiben oder diese in ihre Bücher mit einfließen lassen.
Siehe z.B. https://alpakawolken.de/ownvoices-sind-wichtig/

Du möchtest diverser schreiben? Hier ein paar Tipps:

  • Schreibe lebensnahe, realistische Charaktere, die nicht einfach als Plotdevice dienen und auch nicht nur als (lustiger) Sidekick.
  • Mach sie authentisch und menschlich, gib ihnen eigene Motivationen (eine eigene Agenda) und mehr Eigenschaften als nur das, was sie als Mitglied einer Minderheit kennzeichnet. Definiere sie nicht allein über ihr „Anders-Sein“, denn das ist Othering.
  • Und keine Sorge, natürlich dürfen sie auch Schwächen und Macken haben, das macht sie menschlich.
  • Vermeide aber Klischees und Stereotypen.
  • Sprich mit Leuten, die zu dieser Minderheit gehören oder suche nach Sensitivity Readern


Diversität und Repräsentation in der Literatur stecken im deutschsprachigen Raum noch in den Kinderschuhen.
Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Verlage kaum damit werben, dass ihre Bücher divers sind und auch aus Klappentexten und Leseproben ist das selten ersichtlich.

Deshalb kann ich nur dazu aufrufen, was auch die Bloggerin Katriona schon schrieb: Wenn ihr Rezensionen schreibt oder wenn ihr selbst divers schreibt, und die Möglichkeit dazu habt, weist darauf hin, z.B. im Klappentext oder zumindest in der Buchbeschreibung. Das geht in den meisten Fällen auch ohne Spoiler.

Wer mehr über Diversität und Repräsentation erfahren möchte ohne darüber zu diskutieren, ob sie sinnvoll sind oder nicht – speziell dafür habe ich auf Facebook diese Gruppe gegründet:
https://www.facebook.com/groups/DiversitaetundRepraesentation/

Hier gibt es außerdem eine Liste mit Phantastikbüchern, in denen Diversität und Repräsentation eine wichtige Rolle spielt – die jeweiligen Diversitätsthemen sind bei den Büchern genannt.
https://docs.google.com/document/d/1VQHMAOkYWz-4d-scnGkCd6jyO1FA3m0eabdDRYb6W7Q/

Weitere Texte zum Thema:
https://www.tor-online.de/feature/und-der-ganze-rest/2017/04/can-we-talk-ein-plaedoyer-fuer-mehr-diversitaet-in-der-fantastik/

https://katlike.de/2018/11/25/diversity-101-wieso-wir-alle-divers-schreiben-sollten/

** neurotypisch ist das Gegenstück zu neurodivers. Menschen mit Neurodiversität können z.B. AD(H)S haben, autistische Züge, das Asperger-Syndrom, Hochsensibilität oder noch etwas anderes haben. Neurotypische Menschen haben keine solchen Varianten und bilden die Mehrheit der Gesellschaft.

Interview mit der Autorin Marie Gräff

Welches war dein erstes veröffentlichtes Buch? Erzähl uns gern ein bisschen darüber.

Mein erstes veröffentlichtes Buch ist tatsächlich das ‚Amulett des Trebeta‘. Ich schreibe zwar schon seit einer Ewigkeit, hatte aber lange Zeit massive Selbstzweifel und habe mich so sabotiert, dass ich nichts bis zur Veröffentlichung gebracht habe. Als ich aber den Trebeta entworfen habe, wusste ich irgendwie, das wird etwas Besonderes. Das gab mir den Mut, endlich eine meiner Geschichten zu veröffentlichen.

Der Trebeta, oder korrekt: ‚Das Amulett des Trebeta – oder wie Gott dem Schicksal ein Schnippchen schlägt‘ ist ein Buch, das in jeder Hinsicht ungewöhnlich ist und schwer einem bestimmten Genre zuzuordnen. Am ehsten gehört es zur Urban Fantasy / Historischen Fantasy oder in den Magischen Realismus. Die Geschichte dreht sich um den freien Willen und eine Wette mit Gott und wird von niemand anderem erzählt als Gott selbst. Elfen. Orks und andere klassische Vertreter der Fantasy gibt es bei mir nicht, dafür aber lebendige lokale Sagengestalten, Geister und einen verrückten Statuengeist, der sich ins Herz der Leser geschlichen hat.

Und woran arbeitest du aktuell?

Aktuell arbeite ich an einem richtigen Großprojekt, das mich schon seit einer Weile auf Trab hält: Ich überarbeite und veröffentliche das Buch, das ich mit ca. 12-14 Jahren geschrieben habe, das aber nie veröffentlicht wurde. Es handelt sich um eine sehr komplexe Trilogie im Bereich klassische Fantasy. Ich bin jetzt fast 20 Jahre lang um dieses Projekt herumgeschlichen, habe es beäugt, wieder verworfen und konnte dann doch nicht die Finger davon lassen. Es scheint irgendwie wichtig zu sein. 😉

Details kann ich zu dem Projekt noch nicht geben, aber auf meiner Facebook-Seite gibt es regelmäßig Einblicke in den Entstehungsprozess und auch Textschnipsel.

Was interessiert oder begeistert dich besonders am Phantastik-Genre?

Phantastik und Fantasy haben mich einfach schon immer begeistert. Ich liebe es, in andere Welten zu reisen oder mir vorzustellen, wie phantastische Elemente in unsere Welt einbrechen und sie zu einem magischen Ort werden lassen. Ich mag es, in jeder Hinsicht über die Grenzen des Möglichen hinauszudenken.

In „Das Amulett des Trebeta” lässt du Gott persönlich erzählen. Wie war es für dich, eine so ungewöhnliche Erzählperspektive zu schreiben?

Ehrlich gesagt hat sich das einfach so ergeben. 🙂 Das Ganze ist so entstanden: Eines Abends saß ich mit meinem Partner da und wir haben einen ziemlich schlechten Film mit Totenbeschwörung/Nekromantie oder so etwas geschaut. Ich erinnere mich nicht mehr daran, welcher Film es war, wohl aber, dass ich erbost darüber war, dass jemand einen so guten Stoff so schlecht umgesetzt hatte. Ich hatte das Gefühl, dringend etwas schreiben zu müssen, das besser ist. Also setzte ich mich hin und plötzlich war da diese Erzählstimme, die aufgeschrieben werden wollte. Dass da eine Art Gott spricht, hab ich erst viel später gemerkt.

Sorgen hat mir die Möglichkeit gemacht, damit in irgendeine religiöse Ecke gesteckt zu werden oder irgendjemandem gewaltig auf die Füße zu treten. Aber der Trebeta ist tatsächlich reine Fiktion und versteht sich nicht als eine tatsächlich von Gott erzählte Geschichte. Jedenfalls nicht mehr als jede andere Geschichte auch. 😉

Gibt es etwas, auf das du beim Schreiben nicht verzichten kannst? Und zu welcher Tageszeit schreibst du am Liebsten oder am Besten?

Ich bin ein überzeugter Morgenmuffel. 😉
Ansonsten habe ich keine festen Schreibzeiten, sondern ich baue das Schreiben in meinen Alltag ein, wo immer es passt. Das Allerwichtigste für mich ist, mich nicht unter Druck zu setzen und dem Kritiker in meinem Kopf keine Stimme zu geben. Ich schreibe, wenn ich mich danach fühle. Mein Schreibrythmus ist sehr unkonventionell. Mal schreibe ich 20 Seiten an einem Tag, dann wiederum passiert wochenlang kaum etwas. Früher hat mich das schrecklich nervös gemacht, mittlerweile habe ich aber einfach verstanden, dass ich eben so ticke und das Buch genau so am schnellsten geschrieben wird.

Wenn du eine berühmte Persönlichkeit (lebend oder tot) treffen könntest, wer wäre es und was würdest du sie/ihn gern fragen?

Verdammt, jetzt sitze ich hier mit dieser Frage und mir fällt niemand ein. 😉
Es gibt sehr viele Menschen, die ich gerne treffen würde. Mit J. K. Rowling würde ich gerne mal übers Schreiben quatschen und sehr gerne würde ich die bereits verstorbene Maya Angelou treffen und an ihrer Lebensweisheit teilhaben.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich schreibe gefühlt schon mein ganzes Leben. Schon als kleines Kind war ich verrückt nach Geschichten und meine Eltern mussten mir ständig vorlesen. Sobald ich lesen konnte, verschlang ich den Inhalt der örtlichen Bibliothek in beängstigendem Tempo und sobald ich schreiben konnte, begann ich auch damit, selbst Geschichten zu entwerfen. Sie wurden selten fertig und waren meist sehr kurz, weil ich schon damals starke Zweifel an meinen Fähigkeiten hatte, aber ich habe nie wirklich aufgegeben. Ich konnte einfach nicht. Denn wenn ich über längere Zeit hinweg nicht schreibe, ist das sehr unangenehm für meine Mitmenschen. 😉

Kann man dich in diesem Jahr auf Veranstaltungen antreffen?

Ich werde auf der Buchregio Trier am 3. und 4. Mai 2019 einen Stand haben und auch mit einer Lesung aus dem Trebeta vertreten sein. Details dazu gibt es auf meiner Facebook-Seite.

Vielen Dank für das Interview!

Maries Webseite und Facebookseite:
https://schwellentroll.de/
https://www.facebook.com/MarieGraeff.Autorin/

Ein Interview bei den Nordlichtphantasten

Bei den Nordlichtphantasten hatte ich heute die Gelegenheit, mich als Autorin vorzustellen.

1.) Welche/s Subgenre/s der Phantastik schreibst du? Und was interessiert oder begeistert dich daran besonders?

Urban Fantasy, Steampunk und High Fantasy. Ich hatte schon als Jugendliche eine Schwäche für alle möglichen phantastischen Genres und für Geschichte. Die viktorianische Ära hat es mir besonders angetan, und so bin ich auch zum Steampunk gekommen.
Bei der Urban Fantasy gefällt mir besonders, dass hier ganz Reales mit frei Erfundenem gemischt werden kann, also z.B. bestimmte Städte als Schauplätze dann mit übernatürlichen Wesen bevölkert werden.
Und bei der High Fantasy kann man ja alles erfinden, auch die Welt, in der die Handlung spielt. Das finde ich stark, weil die Möglichkeit fast unbegrenzt sind. Ich habe für meinen neuen High Fantasy Roman auch eine eigene Landkarte gezeichnet, das hat mir viel Spaß gemacht.

2.) Hast du literarische Vorbilder?

Nein. Es gibt eine ganze Reihe an SchriftstellerInnen, die ich sehr mag oder bewundere, aber ein direktes Vorbild habe ich nicht.

3.) Was machst du gern in deiner Freizeit?

Ich war eine Zeitlang sehr in der Steampunk-Szene aktiv, z.B. habe ich in Hamburg häufiger Treffen organisiert und auch ein jährliches Steampunkpicknick, ebenfalls in Hamburg, das es auch 2019 wieder geben wird. Ich spiele sehr gern Fantasy-LARP (Liverollenspiel) und früher hab ich auch viel Pen & Paper Rollenspiel gespielt. Beides hat auch mein Schreiben teilweise inspiriert. Gelegentlich zeichne und male ich gern.

4.) Gibt es etwas auf das du beim Schreiben nicht verzichten kannst? Und zu welcher Tageszeit schreibst du am Liebsten oder am Besten?

Ich höre sehr gern instrumentale Musik beim Schreiben, am besten solche, die von der Atmosphäre her zu dem passt, was ich schreibe. Sehr oft werde ich z.B. bei Erdenstern fündig, denn sie befassen sich mit ganz verschiedenen Phantastik-Genres.
Ich bin auf keine bestimmte Tageszeit festgelegt beim Schreiben, mal vormittags, mal nachmittags oder auch abends. Nur mitten in der Nacht, das funktioniert für mich eher nicht, weil ich keine „Nachteule“ bin.

5.) Hast du dich mal auf lustige Weise verschrieben? Oder andere kuriose Fehler in einem Manuskript gehabt?

Ich verschreibe mich öfter und dabei kommen manchmal seltsame Dinge heraus. Neulich hatte ich Magier, die etwas reklamieren wollten (statt zu deklamieren). Einer meiner Protagonisten hatte keine Lust, einem Versprecher nachzujagen (eigentlich ging es um einen Verbrecher).
Und zwei Charaktere hatten neulich diese Unterhaltung:
„Beziehungsweise, was hältst du davon, wenn wir eine Runde jobben?”
„Dir fehlt dein tägliches Kaufen, oder?“
(eigentlich ging es um Joggen und Laufen)

6.) Welche Phantastik-Bücher hast du bisher veröffentlicht?

Den Steampunk Abenteuer Roman „Der Stern des Seth“
Die viktorianischen Urban Fantasy Trilogie „Berlingtons Geisterjäger“
Teil 1: „Anderswelt“
Teil 2: „Mördernächte“
Teil 3: „Die Türme von London“
Und vor kurzem den High Fantasy Roman „Vanfarin – von Untoten und Totems“, der in sich abgeschlossen ist, sowie weitere Romane und Novellen aus anderen Genres

7.) Woran arbeitest du aktuell?

Am vierten Band zur Reihe „Berlingtons Geisterjäger“, der in sich abgeschlossen sein wird.

8.) Auf welchen Veranstaltungen kann man dich in diesem Jahr antreffen?

Wenn alles klappt, auf diesen:
Unicon (Kiel)
Nordcon (Hamburg)
Buchmesse BuchBerlin (Berlin)
und eventuell noch auf ein, zwei Lesungen in Hamburg

Ich trage auf Veranstaltungen übrigens immer eine schwarze Baskenmütze mit Buttons (die auch auf dem Foto zu sehen ist), das ist mein Erkennungszeichen als Autorin. 😉

Amalias Facebookseite:
https://www.facebook.com/amaliazeichnerin/

Warum Weltenbau in der Phantastik so wichtig ist

Neulich las ich einen Low Fantasy Roman, der in einer eigenen Welt angesiedelt ist. Die Geschichte war spannend, die Charaktere hatten ihre Ecken und Kanten und es gab überraschende Wendungen. So weit, so gut. Aber wenn es um die Welt an sich ging, geriet ich ins Schwimmen. Oder vielleicht sollte ich sagen, ich tappte quasi im Nebel herum.
Ich bin mir sicher, der Autor hat sich einiges an Gedanken gemacht zu dieser Welt. Allerdings hat er es nicht geschafft, mir diese wirklich nah zu bringen. Orte wurden genannt, ohne sie näher zu beschreiben. Es ging unter anderem um einen Orden, über dessen Hintergrund man jedoch kaum etwas erfuhr. Hier und da wurde ein König erwähnt, aber dabei blieb es dann auch.

Wer sich schon die Mühe macht, eine eigene Welt zu kreiieren, der sollte sie dem Leser so anschaulich wie möglich machen. Zum Beispiel kann man sich folgenden Fragen widmen:

Wie ist das Regierungssystem in dieser Welt?
Ich schätze, in circa 90 % der Low und High Fantasy ist dies ein feudales, mit einem König oder einer Königin an der Spitze. Das hängt häufig damit zusammen, dass hier das europäische Mittelalter als Vorbild genommen wird. Ich habe aber auch schon Fantasyromane gelesen, in denen es andere Regierungssysteme gibt, z.B. mit verschiedenen Parteien und einer Demokratie.

Städte und Dörfer
Gibt es in dem Fantasyland große Städte, oder eher kleinere, oder fast nur Dörfer? Wie sind die Transportwege zwischen unterschiedlichen Orten? Gibt es größere Flüsse, die auch befahren werden.

Die Völker
Gibt es „nur“ Menschen, oder auch Fantasywesen? Und wie kommen diese untereinander und mit anderen Völkern zurecht? Haben die Völker jeweils eigene Führungspersönlichkeiten oder unterstehen sie alle einem König, oder gibt es eine andere Regierungsform? Und wie sehen die Menschen in dieser Welt aus?
In vielen Fantasyromanen, die sich am europäischen Mittelalter orientieren, sind die Menschen weiß. Und zwar alle. Das muss aber nicht sein, zumal man ja auch verschiedene menschliche Völker erfinden könnte, die eventuell aus verschiedenen Gegenden stammen.

Religion
Nicht in jedem Fantasy-Roman spielt Religion überhaupt eine Rolle. Falls sie es tun soll, kann man sich Gedanken über Gottheiten machen, über ihre Priesterschaft, über Tempel oder andere Gebäude, in denen die Gläubigen zusammen kommen. Auch über Gebete, Festtage, Rituale und Jenseitsvorstellungen kann man sich Gedanken machen. Viele Fantasy-Religionen sind mehr oder weniger an reale Religionen angelehnt, aber das muss nicht so sein. Wer Spaß daran hat, hat hier etwas ganz Eigenes kreiieren.

Magie
Falls es in der Welt Magie gibt, zieht das mehrere Fragen nach sich. Wie funktioniert die Magie? Basiert sie auf den Elementen, oder etwas Anderem? Welche Stellung haben Magier in der Welt, werden sie verachtet, gefürchtet oder sind sie im Gegenteil angesehen? Oder werden sie gar gejagt oder auf andere Weise bedroht. Gibt es Magier-Akademien, oder lernen angehende Magier bei einem Meister oder einer Meisterin? Sind magische Fähigkeiten angeboren, oder kann man sie erlernen?
Können Menschen überhaupt Magie wirken, oder ist das Fantasywesen vorbehalten?

Handel und Handwerk
Auch hierzu kann man Gedanken machen. Gibt es Gilden oder Zünfte? Womit wird gehandelt, welche Handwerke sind besonders wichtig? Wie lernen angehende Handwerker*innen? Bei Meister*innen, oder anders? Gibt es reisende Handelstreibende oder große Handelsstraßen? Welche Stellung haben Handwerksleute und Händler*innen in der Gesellschaft?

Die Landschaft(en):
Ist diese eher gleichförmig, oder gibt es verschiedenes, z.B. Gebirge, Sümpfe, Wälder, Brachland, Weiden, Meer, Seen, Dschungel…

Flora und Fauna
Gibt es besondere Tiere und Pflanzen in dieser Welt? Haben einige davon eine wichtige Bedeutung für die Handlung? Was gibt es für Haus- oder Nutztiere?

Wie ist das Klima?
Auch hier orientieren sich viele Romane an Europa, es gibt aber auch andere, die zum Beispiel ein eher subtropisches bis tropisches Klima als Vorbild nehmen. Und in diesen Zusammmenhang sind auch Stürme und andere Unwetter interessant, sofern sie für die Handlung eine Rolle spielen. Oder auch Naturkatastrophen wie zum Beispiel Erdbeben.

Wie sind die gesellschaftlichen Normen?
Auch hier orientieren sich viele am europäischen Mittelalter. Oftmals, aber nicht immer, haben Frauen eine schlechtere Stellung als Männer, und sei es nur, dass sie typische „Frauenarbeit“ verrichten, anstatt zum Beispiel als Kriegerin in die Schlacht zu ziehen. Häufig haben eine oder mehrere Religionen eine starke Bedeutung. In manchen Fantasyromanen wird eine Art fiktiver Rassismus behandelt, oft anhand von Fantasywesen wie Elfen, Zwergen, Orks oder anderen. Auch Sexismus oder Homophobie spielen mitunter eine Rolle oder noch andere gesellschaftliche Probleme.
Aber auch ein utopisches Gegenteil mag auftreten, so habe ich schon Gay Fantasy gelesen, in denen es in der entsprechenden Welt völlig normal und akzeptiert war, dass zwei Männer (oder zwei Frauen) heiraten. Gesellschaftliche Normen lassen sich meistens gut durch die Interaktion verschiedener Charaktere verdeutlichen. Weitere Fragen hier können sein: Wie ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern? Welche Beziehungsformen gibt es – und welche sind gesellschaftlich akzeptiert?

Der Info-Dump
Wenn es um den Weltenbau geht, gibt es allerdings ein Problem, über das manche Autor*innen stolpern – den sogenannten „Info-Dump“. Der Info-Dump vermittelt mitten im Text einen Haufen an Informationen, ohne gleichzeitig die Handlung weiter voran zu bringen. Bei den meisten Lesenden kommt das nicht gut an, außerdem besteht die Gefahr, dass man damit aus dem Fluss der Handlung gerissen wird. Es ist eine hohe Kunst, Wissenswertes zur Welt dosiert einzubringen, so dass sich Lesende nicht von all den Fakten erschlagen fühlen.

Einige andere Möglichkeiten:
Ein kurzer geschichtlicher Abriss zur Welt, der dem eigentlichen Text vorangestellt wird, ähnlich wie ein Prolog.

Zwei Charaktere unterhalten sich und in diesem Gespräch wird einiges über die Welt deutlich. Zum Beispiel könnte sich ein Charakter über Rassismus beschweren, über die hohen Zölle, mit denen Waren belegt werden, über den unfähigen König. Oder jemand schwärmt von den Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt. Und das sind nur einige Beispiele.

Darüber hinaus kann man wohldosierte Beschreibungen auch zwischendurch erklärend im Text einfließen lassen, oder vielleicht denkt ein Charakter über etwas Entsprechendes nach.

Zuviel des Guten
Manchmal übertreiben es Autor*innen mit ihren Beschreibungen zur Welt. Dann wird seitenweise erzählt über die wunderbaren Speisen, die es in der Taverne XY gibt, oder es gibt ellenlange Beschreibungen der Landschaft, die aber nichts zur Handlung beitragen. Oder jemand denkt sich sämtliche Tiere neu aus, die es in der Welt gibt und beschreibt sie in aller Länge und Breite, obwohl sie nur kurz an den Protagonisten vorbeihuschen. Und das sind nur einige Beispiele.
Entsprechende Romane wirken dann in der Regel langatmig, da solche Beschreibungen meistens wie gesagt die Handlung nicht voranbringen.

Und es gibt noch eine andere Gefahr: Man kann sich im Weltenbau unter Umständen verlieren. Ich kenne z.B. eine angehende Autorin, die seit ein Jahren einen Roman schreiben möchte. Als ich sie neulich traf, war sie immer noch in der Phase Weltenbau, hatte sich aber noch kaum Gedanken zum Plot ihrer Geschichte gemacht. Das ist vielleicht ein Extrembeispiel, aber es zeigt, dass Weltenbau aufwändig ist und manche es damit eventuell übertreiben.

Dreifach-Verlosung zur „Berlingtons Geisterjäger“-Trilogie

Bei Lovelybooks mache ich Verlosungen zu allen drei Teilen der viktorianischen Urban Fantasy Trilogie, als E-Books im Wunschformat epub oder mobi:

Verlosung zu Teil 1, „Anderswelt“:
https://www.lovelybooks.de/autor/Amalia-Zeichnerin/Berlingtons-Geisterjäger-1-Anderswelt-1406526763-w/buchverlosung/1644141052/1644268523/

Verlosung zu Teil 2, „Mördernächte“:
https://www.lovelybooks.de/autor/Amalia-Zeichnerin/Berlingtons-Geisterjäger-2-Mördernächte-1502544675-w/buchverlosung/1644141056/

Verlosung zu Teil 3, „Die Türme von London“:
https://www.lovelybooks.de/autor/Amalia-Zeichnerin/Berlingtons-Geisterjäger-3-Die-Türme-von-London-1546622160-w/buchverlosung/1644141059/1644335820/

Die Verlosungsfrist endet am Samstag, den 28.07.2018 um Mitternacht.

Kurzer Bericht vom Nordcon 2018

© Marco Ansing

Wow, was für ein Nordcon! So viele interessante Gespräche, z.B. über Bücher und über Steampunk, Spaß mit AutorenkollegInnen, außerdem habe ich endlich mal Leute „live und in Farbe“ getroffen, die ich bisher nur via Facebook kenne, darunter Christian und Judith Vogt, die mit ihrem Rollenspiel Scherbenland den Deutschen Rollenspiel-Preis auf der Abschlussveranstaltung der Nordcon entgegen nehmen konnten.

Außerdem habe ich mich ein bisschen fortgebildet mit dem Workshop „CSI Viktoriana“ von Ulrike Pelchen über Kriminal-Ermittlungsmethoden im 19. Jh. – was dann wohl auch weiteren viktorianischen Krimis zugute kommen wird.

Dankeschöns vom Crowdfunding für das Rollenspielsystem Seelenfänger hab ich auch abgeholt am Stand der Redaktion Phantastik. Der Soundtrack von Erdenstern dazu, IMMORTALIS, ist sehr hörenswert, finde ich.

Für meine Mutter habe ich bei Autor Tom Daut außerdem ein passendes Geschenk gefunden – die von Anja Bagus herausgegebene Anthologie „Mütter“, die in der Edition Roter Drache erschienen ist und der er ebenfalls eine Geschichte beigesteuert hat.

Last but not least hatte ich am Sonntagabend eine schöne, teilweise interaktive Lesung und durfte ein weiteres Mal nicht nur mein eigenes Buch sondern auch Steffi Foitziks „Galway Hunters: Feuertaufe“ vorstellen.

Auf der Nordcon gab es wie jedes Jahr natürlich noch Dutzende weitere Programmpunkte,
aber da ich fast ausschließlich im „Skriptorium“ bei den anderen AutorInnen war, konnte ich mir nicht mehr ansehen.

Wie häufig war ich mal wieder ohne eigene Kamera unterwegs und kann diesen Bericht deshalb nicht mit Bildern füttern. Dank Marco Ansing hab ich aber ein „Beweisfoto“, das ich da war.

Fazit: Es war mir ein Fest und ich freue mich schon auf die nächste Nordcon.

Protagonisten-Interview mit den Galway Hunters von Stefanie Foitzik

Machen wir eine kleine Zeitreise ins Jahr 2015…
Ich sitze mit Michael O‘Hara, seiner jungen Mitarbeiterin Cathrine „Cat“ Gallagher und seinem Mitarbeiter Duncan McClary im Galwayer Pub Paddy’s. An unserem Tisch sind außerdem der Chief Inspector Brendon Nolan von der Galwayer Polizei (Garda Síochána), sein Kollege Detective Sergeant Alex Donovan, sowie der verdeckte Ermittler und Anderswelt-Cop Connor O‘Sullivan.

Hier im Pub läuft an diesem Abend Musik aus der Jukebox und in einem Fernseher wird das Spiel der Aran-Islands gegen die Four Roads übertragen.

[Passende Musik dazu gibt es z.B. von Erdenstern: „The Pub“ aus dem Album „The Urban Files“, kostenlos hier zum Probehören: https://erdenstern.bandcamp.com/track/the-pub]

Nolan blickt immer mal mit gerunzelter Stirn auf den Fernsehbildschirm, er scheint das Spiel zu verfolgen. O’Hara besorgt eine Runde Pints. Alex Donovan scheint fast unter seiner Schirmmütze zu verschwinden und ist recht schweigsam Miss Gallagher sieht sich von Zeit zu Zeit sichtlich nervös um. McClary und O’Sullivan scheinen sich nicht ganz grün zu sein, aber vielleicht täuscht dieser Eindruck auch …

Vorlage Duncan und Connor 72dpi

Duncan McClary, Connor O’Sullivan © Amalia Zeichnerin[/caption]

Nolan zuckt zusammen, als in der Jukebox der Song „Bye bye Miss American Pie“ ertönt und sieht zum Tresen hinüber. Ich warte, bis O’Hara mit den Getränken zurückkehrt.

Vielen Dank, dass Sie sich alle die Zeit nehmen für dieses Interview. Mister McClary, Sie sind ein Daywalker. Für die Nichteingeweihten, die sich mit den paranormalen Wesen nicht gut auskennen, die auch einfach gern Paras genannt werden – was ist ein Daywalker?

Duncan McClary schlägt die Beine übereinander. „Bei uns Daywalkern handelt es sich um Halbvampire. Ein Elternteil ist dabei stets menschlich. Das macht auch den wahrscheinlich wichtigsten Unterschied zu reinrassigen Vampiren aus: Wir werden als Halbvampire geboren und nicht verwandelt, wir leben.“

Ich gehe davon aus, dass Sie wesentlich älter sind als Sie wirken? Ich meine, wenn man es in menschlichen Jahren rechnet? Ist das eigentlich eine unhöfliche Frage?

„Nein, natürlich ist das nicht unhöflich“. beruhigt Duncan McClary mich.“Ich wurde 1819 geboren, bin nun also 196 Jahre alt“

Ah, dann haben Sie gewiss eine ganze Menge erlebt… Wie ist das Verhältnis zwischen Menschen und Paras in Galway? Oder in Irland im allgemeinen? Das Outing der Paranormalen war ja 2005, also schon einige Jahre her.

„Das Verhältnis ist nicht gerade einfach“, beginnt Duncan zögernd. „Weder in Galway, noch in Irland allgemein. Nicht jeder ist bereit, seinem ’neuen‘ Nachbarn zu vertrauen. Sie waren in den Legenden schon immer eine Gefahr.“

„Woran die Presse eindeutig ihren Teil dazu beiträgt“, ergänzt Michael O’Hara.

„Manche schaffen das aber auch ganz alleine für einen schlechten Eindruck zu sorgen“, wirft Chief Inspector Brendon Nolan mit düsterem Blick ein.

Oh, das klingt nach vielen Vorurteilen … und so einigen Problemen zwischen den Paras und den Menschen. Hoffentlich wird sich dies mit der Zeit noch zum Besseren verändern.

Miss Gallagher, Mister O‘Hara und Mister McClary wie kamen Sie auf die Idee, als Kopfgeldjäger zu arbeiten, haben Sie dafür entsprechend passende Ausbildungen gemacht?

Cat und Duncan im Pub bei der Vorstellung Kapitel 21 72dpi

Duncan McClary, Cathrine „Cat“ Gallagher © Amalia Zeichnerin

Cat senkt für einen kurzen Moment die Lider. „Ehrlich gesagt war Rache der Grund. Ich wollte, dass der Mörder meiner Eltern seine gerechte Strafe erhält. Und als ich Michaels Stellen-Anzeige las, dachte ich, das wäre die beste Gelegenheit, mein Ziel zu erreichen.“

Ich schweige betroffen. Das klingt nach einem harten Schicksal und alles, was mir gerade einfällt, würde dem nicht gerecht werden.

Duncan nimmt einen Schluck von seinem Pint Guinness. „Ich wollte eine Luftveränderung. Nachdem ich jahrzehntelang mit und für Liam Parker gearbeitet habe und die letzten zehn, elf Jahre im Nachtclub als Sicherheitschef tätig war, wollte ich endlich wieder raus auf die Straße und am Leben Teil haben.“

„Nein, eine Ausbildung braucht man als Bounty Hunter nicht“, übernimmt nun Michael O’Hara das Wort. „Man benötigt natürlich eine weiße Weste bei der Garda Síochána, einen Waffenschein und sollte körperlich in sehr guter Verfassung sein. Ist von den Grundvoraussetzungen also nicht anders wie bei der Detektiv-Lizenz.

Ich verstehe… Sie hatten bis vor einiger Zeit ein Detektiv-Büro, nun haben Sie also eine Hunter-Agentur. Wie kam es zu diesem Wechsel, falls Sie darüber sprechen möchten?

Michael scheint bei seiner Antwort einen kurzen Moment zu zögern, doch dann antwortet er: „Auch wenn’s erstmal widersprüchlich klingt, aber als Kopfgeldjäger kann ich gestrauchelten Paras sehr viel besser helfen, als mit meiner Detektiv-Lizenz. Der Detektiv ist letztendlich nichts anderes als ein Spitzel. Als Hunter spüre ich Kautionsflüchtlinge auf und ja, versuche, wenn es in meiner Macht steht, ihnen zu helfen. Nicht jeder, der auf Kaution draußen ist und untertaucht, ist auch wirklich schuldig.“

Brendon hebt bei der Anmerkung seines Freundes die Augenbrauen, offenbar teilt er seine Meinung nicht ganz.

Können Sie uns verraten, an was für einem Fall Sie aktuell arbeiten?

„Wir haben zur Zeit mehrere Fälle, denen wir nachgehen. Drei, um genau zu sein. Da wäre als erstes eine Hexe, die sich wegen ‚Heimtückischer Verführung‘ verantworten muss. Dann ein Leprechaun, der wieder einmal gegen das Spielverbot verstoßen hat und ein Sidhe, der wegen ‚Überfall mit Todesfolge‘ angeklagt wurde.

Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg damit!

Plötzlich erinnere ich mich, dass unter der Schirmmütze auch noch jemand steckt.

Ailig 72 dpi

Alex Donovan © Amalia Zeichnerin


Verzeihung, Detective Sergeant Donovan, ich hätte Sie fast übersehen. Sie wurden zur Polizei nach Galway versetzt und arbeiten jetzt mit Chief Inspector Nolan zusammen an einem Fall, richtig?

„Wir gehen davon aus, dass eine Ärztin aus Limerick, hier in Galway Opfer eines Serienkillers geworden ist. Deshalb unterstützen wir in diesem Fall die Kollegen hier in Galway.“

Ah, sehr gut, dass es eine städteübergreifende Zusammenarbeit für solche Fälle gibt. Ich hoffe sehr, Sie finden die Ärztin noch rechtzeitig. Chief Inspector Nolan, Sie sind mit Michael O‘Hara schon lange befreundet, ist das richtig?

Brendon im Pub - sieht Connor auf der Bühne 72 dpi

Brendon Nolan © Amalia Zeichnerin

„Ja, stimmt, bereits seit unserer Schulzeit“, bestätigt Brendon.

Gibt es da nicht gelegentlich beruflich bedingte Interessenskonflikte – ich meine, Sie arbeiten für die Polizei und Mister O‘Hara als freiberuflicher Kopfgeldjäger…

Brendon schüttelt energisch den Kopf. „Ganz im Gegenteil. Das Aufgreifen von Flüchtigen ist ja kein Wettbewerb, da ist uns jede professionelle Unterstützung recht, die wir bekommen. Schließlich geht es letztendlich ja um die Sicherheit der Bürger, alleine darauf kommt es an.“

Mister O‘Sullivan, verstehe ich es richtig, dass Sie von Limerick aus – was ja von hier ca. 100 km entfernt ist – für eines der drei Reiche der Anderswelt als verdeckter Ermittler arbeiten? Können Sie uns etwas über Ihre Arbeit verraten oder etwas über diese drei Reiche erzählen?

Connor O’Sullivans Augen waren bis eben auf Brendon Nolan gerichtet, jetzt wandert seine Aufmerksamkeit allerdings wieder zurück. „Richtig, ich arbeite für die Andomhainer Blutgerichtsbarkeit und meine Aufgabe ist es, als verdeckter Ermittler die Paras aufzuspüren, die gegen die ‚Neue Ordnung‘ verstoßen. Neben der Unterwelt Andomhain, die vom Sidhe-Fürsten Liam Parker regiert wird, gibt es noch das Seenreich Lochlann und das Totenreich Ildathach. Und auch, wenn meine Leute und ich für Liam Parker arbeiten, greifen wir auch bei Paras der anderen beiden Reiche durch, wenn diese unsere Gesetze verletzen.“

Apropos Totenreich… Mister O‘Hara, ich hörte, dass es in Ihrem Haus spuken soll. Wer ist denn Ihr geisterhafter Untermieter?

„Ja, die Legende vom Renvyle-House darf wohl in keinem Andersweltbuch fehlen.“ Ein Schmunzeln erscheint auf Michaels Gesicht. „Aber Sie wissen ja, wie das mit Legenden so ist.“

In jeder Legende steckt ein wahrer Kern? Aber ich sehen schon, dass Sie lieber nicht darüber sprechen wollen. Was ich gut verstehen kann, immerhin geht es ja um Ihr neu erworbenes Haus.

Mister McClary, Sie haben bis vor kurzem als Sicherheitschef für den Sidhe-Fürsten Liam Parker gearbeitet, im Club Caer Hafgan. Können Sie uns etwas mehr über den Fürsten und diesen Club erzählen?

„Er schafft es wunderbar, sein Reich und den Club gleichzeitig zu führen, der im Übrigen nicht nur bei den Paras sehr angesagt ist.“ Mehr hat Duncan McClary dazu offenbar nicht zu sagen.

Hmm, das macht mich neugierig. Vielleicht sollte ich diesem Club auch einmal einen Besuch abstatten, wenn ich schon mal hier bin… Im Moment bleibt mir nur zu sagen, vielen Dank für das Interview Slainté!

„Wir haben zu danken“ erwidert Michael und prostet mir, wie alle anderen auch, zu. „Slainté!“

Und nun entschuldigen Sie uns bitte. Die Pflicht ruft“, sagte Chief Inspector Nolan. Sein Kollege Donovan und Connor O‘Sullivan erheben sich ebenfalls und auch die drei von der Hunter Agentur stellen die ausgetrunkenen Pintgläser ab und verabschieden sich von mir.

Was aus dem Serienkiller-Fall wird? Wie es im Club Caer Hafgan aussieht? Und ob Duncan, Cat und Michael ihre Hunter-Fälle lösen können? Das und vieles mehr kann man nachlesen in „Galway Hunters: Feuertaufe“ von Stefanie Foitzik.

Eine Leseprobe vom Anfang des Romans gibt es hier:
https://stefaniefoitzik.jimdo.com/leseprobe/

 

Typisch High Fantasy

In der High Fantasy gibt es, wie in allen anderen Phantastik-Genres, gewisse typische Elemente, die weit verbreitet sind. High Fantasy spielt in einer eigenen Fantasy-Welt, oft mit Menschen und anderen Wesen (z.B. Orks, Zwerge, Elfen, Elementarwesen, Feenwesen, Fabeltiere wie Drachen, Einhörner oder noch ganz andere Wesen) und mit Magie, in welcher Form auch immer.

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Abbildung: Kellepics, Pixabay

Hier einige typische Tropes – bitte beachten: Es handelt sich um Klischees und Stereotypen. Ich möchte hiermit keinesfalls sagen, dass jeder High Fantasy-Roman alle diese Elemente enthält.

1. Die Heldenreise
Ein junger unerfahrener Mensch (häufig, aber nicht unbedingt, männlich) wird durch gewisse Umstände gezwungen, seine Eltern/sein Dorf/seine Heimat zu verlassen und sich ins Abenteuer zu stürzen, meisten mit Verbündeten, die er im Laufe der Reise kennenlernt oder schon zu Beginn. Das kann dann mitunter auch eine bunt gemischte Heldengruppe werden.

1a. Der junge unerfahrene Held erfährt Unterricht/Unterweisung durch einen weisen Lehrer der einen oder anderen Art. Er wird geschult, z.B. in magischen Fähigkeiten oder in der Kampfeskunst. Oder beides.

1b. Der junge, nicht mehr ganz so unerfahrene Held hat zwar nur wenige Tage oder Wochen Training hinter sich, ist aber bereits in der Lage, im Anschluss die Welt/die Stadt/sein Dorf vor einer finsteren Bedrohung zu retten (mit mehr oder weniger Verbündeten).

1c. Der Held bekommt im Laufe der Handlung meistens einen Sidekick zur Seite gestellt, der für ein gewisses Maß an Komik sorgt.

2. Es gibt eine Prophezeiung. Häufig, aber nicht immer, berichtet diese Prophezeiung von einem oder mehreren Auserwählten, die die Welt vor einer finsteren Gefahr retten werden.

3. Es gibt einen oder mehreren Auserwählte/n, die zu Beginn der Handlung meistens noch nicht wissen, dass sie auserwählt sind. Diese HeldInnen haben ganz besondere, häufig magische Eigenschaften, die sie von den gewöhnlichen Menschen oder Wesen stark unterscheiden. Oftmals sind auch die Umstände ihrer Geburt oder ihre Herkunft ganz besonders oder ungewöhnlich.

4. Wenn der Autor über Auserwählte schreibt, besteht gelegentlich die Gefahr, dass diese Charaktere zu einer Mary Sue (oder einem Gary Stu) werden.

5. Mehr und mehr Verbreitung findet aber auch das Gegenteil solcher auserwählter Charaktere: Der Antiheld. Der Antiheld hat in der Regel überhaupt kein Interesse daran, die Welt zu retten, sondern kümmert sich um seinen eigenen Kram.
Ein gutes Beispiel dafür sind die friedfertigen Hobbits im Herrn der Ringe. Die haben eigentlich wenig heldenhaftes an sich, sollte man meinen – sie sind klein, schrecken vor Gewalt zurück, sind alles andere als draufgängerisch oder abenteuerlustig und denken übermäßig viel an die nächste Mahlzeit. Also nicht gerade das Zeug, aus dem Helden gemacht sind, könnte man denken. Aber auch in Antihelden steckt letztendlich das Zeug zum Helden, wie sich meistens im Laufe der Handlung herausstellt.
Oder aber es handelt sich um „graue“ Charakter, weder schwarz noch weiß, sondern irgendwo dazwischen, z.B. Charaktere, die immer ihr eigenes Wohl vor das ihrer Mitmenschen stellen, und die sich trotzdem hin und wieder zu heldenhaftem Verhalten hinreißen lassen. Zum Beispiel, weil sie den versteckten Vorteil für sich darin erkennen. Oder es sind ambivalente, innerlich zerissene Charaktere oder solche, die vielleicht Böses wollen, aber stattdessen Gutes bewirken.

6. Zwerge sind grundsätzlich bärtig und häufig griesgrämig in der High Fantasy, lieben Gold, dunkle Mienen/Stollen und sind verbissene Kämpfer. Außerdem sind sie äußerst trinkfest. Weibliche Zwerge tragen häufig ebenfalls Bärte. Gelegentlich sind sie optisch von männlichen Zwergen nicht zu unterscheiden.

7. Orks sind grundsätzlich geistig leicht beschränkt, reden nicht viel und sind – oft schon aufgrund aufgrund ihrer Körperkraft – hervorragende Kämpfer.

8. Es gibt zwei hervorstechende Sorten von Elfen in der High Fantasy, falls sie auftauchen:
Entweder sind es unglaublich attraktive, ätherische, schöngeistige Wesen, die wenn sie kämpfen oder Magie wirken, dies mit tänzerischer Eleganz tun. Diese Form der Elfen basiert u.a. auf den keltischen Mythen der Seelie (lichte Elfen).
Oder aber sie sind ebenfalls attraktiv und gleichzeitig heimtückisch, verschlagen und grausam, in diesem Fall basieren sie unter anderem auf den nordischen Mythen der Alben oder den keltischen Unseelie (dunkle Elfen).

9. Andere Feenwesen rangieren in der High Fantasy von ganz licht bis ganz dunkel, könnte man sagen, je nach ihren Vorbildern in der Mythologie oder kreativen Eigenerfindungen des Autors können sie bisweilen auch ganz schräg, verschroben, skurril oder auf andere Weise ungewöhnlich sein. In den meisten Fällen sollte man ihnen mit Vorsicht begegnen.

10. In den meisten Fantasywelten gibt es König- oder Kaiserreiche. Oftmals auch mehrere, die sich untereinander bekriegen oder um die Vorherrschaft auf dem Kontinent ringen. Sehr beliebt sind auch korrupte Könige oder Thronfolger und oder höfische oder politische Intrigen bis hin zu Mord- und Totschlag. Demokratisch aufgebaute Staatsformen, z.B. mit einem Parlament und Parteien, sind dagegen sehr selten anzutreffen.

11. Die meiste deutschsprachige High Fantasy ist mehr oder weniger vom europäischen Mittelalter oder der Renaissance inspiriert. Andere Kulturkreise oder Epochen als Vorbilder sind seltener, können aber ebenfalls auftauchen.

12. Es gibt immer ein Oberbösewicht, der fast unbezwingbar erscheint. Bei „Der Herr der Ringe“ ist das Sauron. Dieser Oberbösewicht hat immer Schergen, die für ihn die Drecksarbeit zu tun, und die der Heldengruppe meistens fast ebenbürtig sind. Aber nur fast. Um bei dem Beispiel „Herr der Ringe“ zu bleiben, Sauron hat z.B. die Ringgeister unter seiner Kontrolle. Oder der Oberbösewicht hat nicht nur Schergen, sondern auch mächtige Verbündete, die ebenfalls böse Dinge für ihn tun.

13. In der High Fantasy gibt es so gut wie nie Romantik oder Erotik, und wenn doch, dann wird sie nur angedeutet. Ausnahmen bestätigen die Regel, gehören dann aber meistens zu anderen Subgenres der Phantastik (z.B. Romantasy).
14. Magie wird oft als grundsätzlich böse betrachtet – dann gibt es z.B. Hexenjäger, die auf Wesen mit magischen Talenten Jagd machen.Oder ab er die Magie ist so sehr akzeptiert, dass man sie ganz legal auf Akademien, bei einem Meistermagier oder auf anderem Weg lernen kann. Oder Magie wird von manchen akzeptiert, von anderen abgelehnt und wiederum andere glauben, dass es sie gar nicht gibt. Oft führen magische Fähigkeiten eines Charakters zu Neid bei anderen.

15. Verschiedene Wesen können sich oft untereinander nicht leiden, was mitunter zu einem Fantasy-Rassismus führen kann (klassisches Beispiel bei „Der Herr der Ringe“ – Zwerge und Elfen sind sich nicht grün). Eine gemischte Heldengruppe steht damit vor gewissen Herausforderungen, solche Probleme zu überwinden.

16. Larger than life: Der tiefe, dunkle Wald. Die weite Wüste. Das endlose Meer. Der reißende Fluß. Das mächtige Gebirge. Fantasyweltenlandschaften sind praktisch immer ein bisschen größer, weiter, höher…
Gleiches gilt auch für die Magie, denn die wird meistens gewaltig in Szene gesetzt. Da werden schon mal ganze Stürme zusammengebraut, Elementarmagie sorgt für Erdbeben, zerstört ganze Gebäude oder vollbringt andere Dinge. Also ungefähr so, als ob sich mehrere Comic-Superhelden für ein cinéastisches Spektakel der Extraklasse zusammengetan haben mit ganz unglaublichen Spezialeffekten.

17. Hauptrollen in der High Fantasy werden fast ausschließlich an zwei Typen vergeben:
Den Magier oder den Krieger. Figuren mit anderen Berufen oder Berufungen sind häufig nur zur Unterstützung solcher Charaktere da (z.B. Gelehrte, Heiler, Priester, Handwerker…). Entsprechend machen Magie und Kampf den größten Anteil in High Fantasy Szenarien aus und werden nicht selten auch als Kampfmagie kombiniert.

18. Es gibt mächtige, oft uralte Artefakte, die meistens gesucht und gefunden werden müssen, damit die Welt gerettet werden kann.

19. Die Taverne – in vielen High Fantasy Szenarien taucht früher oder später eine Taverne auf, in der die Heldengruppe oder der Held rastet und Wichtiges erfährt/einen Auftrag erhält/sich vor den Schergen des Oberbösewichts versteckt oder andere Dinge tut. Ist der Held ein Antiheld, könnte er auch eine Tavernenschlägerei anzetteln.

20. High-Fantasy-Romanhandlungen sind grundsätzlich auf Trilogien oder Mehrteiler ausgelegt. Einzelromane in diesem Genre zu finden kommt einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich.

Typisch Urban Fantasy

Typisches in der Urban Fantasy … und einige Klischees

Urban Fantasy ist sehr vielseitig. Im Laufe der Jahre habe ich einiges gelesen und gesehen aus diesem Bereich. Hier sind einige Plotmuster und Klischees, die ich beobachtet habe, nicht nur in Büchern, sondern auch in Serien. Das soll übrigens keine Wertung darstellen. Klischees beispielsweise sind keineswegs automatisch schlecht. Mit ihnen kann man als Autor sehr schnell bestimmte Bilder erzeugen und den Leser schnell Charaktere und Handlungen in Zusammenhänge einordnen lassen, welche dieser bereits ähnlich aus anderen Geschichten kennt. Besonders schön sind Klischees m.M.n. dann, wenn damit gespielt wird, oder wenn sie quasi auf den Kopf gestellt werden.

Abbildung: Javier Rodriguez, Pixabay

Abbildung: Javier Rodriguez, Pixabay

1. Sind die Protagonisten im Buch Jugendliche oder junge Erwachsene, so ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einer dieser Jugendlichen etwas ganz Besonderes oder sogar ein „Auserwählter“. Meistens ahnt er davon nichts, bis er plötzlich auf dieses Geheimnis stößt, oder von anderen darauf gebracht wird.

2. Die düstere Bar für besondere Wesen, z.B. Dämonen oder Vampire sieht meistens aus wie ein Gothic- oder ein BDSM-Club und die entsprechenden düsteren Wesen sehen ebenso aus wie Leute, die sich in diesen Subkulturen zuhause fühlen.

3. Alternativ gibt es eher rustikalere Varianten für rustikalere Wesen, z.B verrauchte Kneipen, in denen gern Rockmusik gespielt wird und z.B. Werwölfe ganz viel Whiskey trinken – oder aber ungewöhnliche Fantasy-Getränke.

4. Es gibt eine Schule für besondere Wesen oder besonders begabte Menschen (z.B. Hogwarts bei Harry Potter). Oder allgemein: Magier lernen Magie meistens auf einer speziellen Akademie.

5. Wenn es um Hexen und Magie geht, gibt es in der Regel ein Geschäft, welches sich nach außen hin tarnt als Tee-/Gewürzladen oder ähnliches. Tatsächlich gibt es dort aber alle möglichen abgefahrenen Zutaten für Zaubertränke etc. zu kaufen. Beispiele hierfür findet man unter anderem in den TV-Serien „Grimm“ und „Buffy im Bann der Dämonen“

6. Geheimbünde oder andere Unterweltgruppen mischen die Stadt auf und bringen entweder andere Wesen, Menschen oder auch beide Bevölkerungsgruppen in Gefahr.

Abbildung: Soupysquirrel, Pixabay

7. Die übernatürlichen Wesen sind praktisch immer in Rudeln (z.B. Werwölfe) oder aristokratisch geprägten Höfen mit mehr oder weniger starker Hierarchie (Feenwesen, Vampire) organisiert. Oft gibt es in diesen Gruppierungen interne Konflikte, Rangstreitigkeiten oder Intrigen, die entweder innerhalb der Gruppe bleiben oder aber auch mit anderen Gruppen ausgetragen werden. Einzelgänger gibt es gelegentlich auch, aber die wurden dann vermutlich aus der Gemeinschaft ausgestoßen.

8. Vampire sind, sofern sie in der Handlung auftauchen, fast immer ausgesprochen verführerisch, egal ob Mann oder Frau. Gleiches gilt häufig für Feenwesen.

9. Feenwesen können aber auch drollig, garstig, nervig, hinterlistig oder ganz besonders gefährlich sein, oder auch noch anders.

 

10. Werwölfe oder andere Gestaltwandler, die in der Handlung auftauchen, sind meistens ebenfalls verführerisch, aber auch eine animalisch-männliche Weise. Weibliche Werwölfe tauchen seltener auf.

11. In originelleren Varianten des Genres gibt es statt Werwölfen und Vampiren oder zusätzlich zu diesen noch ganz viele andere ungewöhnliche Wesen oder Gestaltwandler. Oder erstaunliche Artefakte. Oder ganz und gar abgefahrene Mischwesen. Oder Fabeltiere, wie Drachen, Einhörner, Phönixe oder noch andere. Oder noch ganz andere Dinge.

12. Übernatürliche Wesen haben natürlich übernatürliche Fähigkeiten. Mehr oder weniger, je nach Setting…

Jetzt schlägt‘s 13. Hexen, Hexer oder Magier sind entweder weiß (gut) oder schwarz (böse). Etwas dazwischen ist selten. Es kann auch vorkommen, dass z.B. eine weiße Hexe aufgrund von schweren Schicksalschläge böse wird.

14. Übernatürliche Wesen leben meistens isoliert von den Menschen oder getarnt. Sie haben eine lange Geschichte und sehr viel Hintergrund, welches der Autor gern häppchenweise einstreut – zumindest in Andeutungen. Die gewöhnlichen Menschen wissen in der Regel nicht, dass mitten unter ihnen übernatürliche Wesen leben.

15. Oder aber die Wesen leben schon seit längerem enttarnt Seite an Seite mit Menschen, haben aber mit diversen sozialen Problemen zu kämpfen, die teilweise an (realen) Rassismus oder Intoleranz gegenüber Minderheiten angelehnt sind.

16. Vorsicht Klischee: In der Urban Romantasy fühlt sich die meistens menschliche Protagonistin zu mindestens einem übernatürlichen Wesen hingezogen, ohne dafür eine Erklärung zu haben. Seltener ist es ein menschlicher Protagonist, der einer übernatürlichen weiblichen Person verfällt, die dann meistens eine verführerische Femme Fatale ist. Bei Wesen, die Menschen zu ihresgleichen verwandeln, taucht früher oder später das Klischee auf, dass ein spezieller Konflikt zwischen den beiden Liebenden ensteht (z.B. sie möchte zum Vampir werden, doch ihr Vampirfreund möchte ihr ein solches Schicksal ersparen).

17. Noch ein Klischee: Die menschliche Protagonistin oder der Protagonist hat mindestens einen „funny sidekick“, in der Regel einen guten Freund, der aber überhaupt nicht in sie verliebt ist oder war. Zumindest behauptet er/sie das. Dieser Sidekick sorgt für dann meistens für lustige Sprüche.

18. Es gibt eine Bibliothek oder etwas in der Art mit allerlei alten, okkulten Büchern, anhand derer die Charaktere dann allerhand nachlesen und Rätsel lösen können.

19. Wenn in der Handlung Geister auftauchen, sind sie meistens entweder nervtötend, stehen den Charakteren hilfreich zur Seite oder aber bedrohen deren Leben oder das ihrer Freunde auf die eine oder andere Weise.

20. Auch in der Urban Fantasy gilt – meistens ist es kein gutes Zeichen, wenn sich ein Charakter nachts allein in den finsteren Keller (oder auf den alten Dachboden) wagt, weil er dort ein Geräusch gehört hat… Auch verlassene baufällige Häuser sind besser mit Vorsicht zu genießen.

Ich bekenne mich übrigens schuldig, selbst manche dieser Dinge schon mit voller Absicht verwendet zu haben, z.B. arbeiten in meiner Buchreihe Berlingtons Geisterjäger zwei Hexen – Großmutter und Enkelin – in einem Teeladen und meine Charaktere können auch auf verschiedene private Bibliotheken zurückgreifen, in denen es Bücher zu diversen übernatürlichen Themen gibt.

Für mehr Heldinnen in der Phantastik

Abbildung: Pixabay

Ausgehend von diesem Artikel bei Tor Online „Ein Plädoyer für mehr Heldinnen in der Fantasy“ gab es kürzlich bei Facebook die eine oder andere Diskussion. Ich zitiere mal Anja Bagus:

„Ist ja ne nette Forderung, aber … ja ich hab was zu meckern. Mehr weibliche Helden. Gerne. Und dann? Wollen die denn dann auch weibliche Themen oder sollen einfach nette „starke“ knackige Frauen Männerabenteuer meistern? Oder wer gibt der Sache einen wirklich weiblichen Ansatz? Also weibliches Körpergefühl (mit allem drum und dran: wann menstruieren Frauen mal in Fantasy-Romanen?), hormonellen Begehrlichkeiten, und Schwangerschaften? Ich glaub ehrlich, das wollen die meisten Fantasy-Leser nicht.“

Ich kommentierte daraufhin wie folgt: „Doch, ich will so was lesen. Hier mal ein paar Beispiele. Wo sind die Bücher über Heldinnen, die schwanger sind, und sich trotzdem ins Abenteuer stürzen? Das so etwas funktioniert (schwangere Heldin) habe ich eindrucksvoll in der BBC Miniserie „The Night Manager“ gesehen. Ich will Bücher lesen über Heldinnen, die gerade ganz fürchterlichen Liebeskummer haben, und trotzdem mit ihren Verbündeten aufbrechen, um die Welt zu retten.

Oder über die alleinerziehende Mutter, die ihre Kinder vor einer drohenden Gefahr retten will und sich mit Leuten zusammentut, die dann ausziehen, um die Gefahr abzuwenden. Gibt schließlich auch männliche Helden, die etwas tun, um ihre Kinder zu beschützen.

Ich will Fantasy lesen über Frauen, die es sich eigentlich daheim mit ihrem Partner gemütlich machen wollten, weil die Kinder nun außer Haus sind, und dann in ein ganz mysteriöses Abenteuer verwickelt werden.

Das sind mal so ein paar Beispiele für Alternativen mit Protagonistinnen zur xten Heldenreise, wo der junge unerfahrene Mann auszieht, Abenteuer und Gefahren erlebt, ganz viel lernt und am Ende die Welt rettet (mit mehr oder weniger Verbündeten).

Es gibt viele Abenteuergeschichten und viele Ansätze, Abenteuer/Aufgaben/Rätsel zu meistern. In den meisten Fantasy-Romanen wird einfach viel gekämpft, ob nun mit Magie oder anderen Waffen. Meistens gibt es am Ende auch eine große Schlacht.

Ergo sind hier Helden und Heldinnen gefragt, die kämpfen können.

Aber es gibt ja noch andere Ansätze für Geschichten, z.B. Rätsel, tückisch-verworrene Intrigen, die durchschaut, technische Hindernisse, die überwunden werden wollen oder noch ganz andere Dinge.“

Als ich den Artikel auf meiner Facebookseite teilte, gab es ebenfalls Diskussionen. Eine Leserin kommentierte:

„Eine gute Regel, die ich irgendwo mal in einem Schreibforum gelesen habe war:

Wenn du einen weiblichen Prota schreibst und änderst nachträglich den Namen in einen Männernamen – dann sollte der Charakter trotzdem noch für die Grundstory funktionieren.“

Dem kann ich mich überhaupt nicht anschließen. Ich habe kein interesse an Heldinnen, die so angelegt sind, dass man durch Änderung des Namens daraus einfach einen männlichen Charakter machen kann.

Ich bin für Vielfalt. Das bedeutet für mich auch, dass ich in Geschichten auch mal andere, nicht typisch männliche Lösungsansätze lesen möchte. Also vielleicht erst mal verhandeln und dann schießen – um es überspitzt zu formulieren. Nehmen wir mal Doctor Who als Beispiel – der tötet so gut wie nie irgendwelche Gegner. Er schießt auch nicht gleich auf Aliens, sondern versucht erst mal herauszufinden, wer die sind und was die wollen.