Erwartungshaltungen beim Lesen

Was mir immer mal wieder bei Feedback zu meinen Büchern aufgefallen ist: manche Leser*innen hatte eine ganz bestimmte Erwartungshaltung. Und ich meine damit nicht die Erwartung, ein fehlerfreies Buch zu lesen. Das ist eine selbstverständliche Erwartung, darüber müssen wir gar nicht weiter reden. Was ich meine, sind bestimmte Erwartungen an den Plot, an die Figurenentwicklung oder noch andere Dinge.

Ein Beispiel: Bei meinem High Fantasy Roman „Vanfarin – Von Untoten und Totems“ bemängelte ein Rezensent, es fände darin keine Charakterentwicklung statt. Nun war eine Charakterentwicklung der Hauptfiguren von mir aber gar nicht beabsichtigt (bzw. bei zwei Charakteren ansatzweise schon, aber sie steht nicht im Fokus). Ich vergleiche das immer gern mit Figuren wie Indiana Jones und James Bond – sie erleben Abenteuer, bzw. müssen Aufträge erledigen, aber beide verändern sich nicht grundlegend. Gerade in Abenteuergeschichten dreht sich oft alles um das Abenteuer, sowie die damit verbundenen Gefahren und Konflikte. Eine tiefgreifende Charakterentwicklung gibt es in solchen Geschichten nicht immer.
Entsprechend habe ich bei meinen Figuren in jenem Roman keine bzw. nur ansatzweise eine Charakterentwicklung beschrieben – und damit die Erwartungshaltung dieses Rezensenten enttäuscht. (Andere Leute dagegen waren sehr angetan von dem Buch und die fehlende Charakterentwicklung hat sie nicht gestört.)

Wenn ich selbst lese, versuche ich ganz unvoreingenommen an eine Geschichte heranzugehen. Mir gelingt das nicht immer – oft sehe ich Dinge aus Autorinnensicht. Ich denke mir dann zum Beispiel, dieses und jenes hätte ich als Autorin anders gelöst, wäre anders an etwas herangegangen oder würde Figuren anders schreiben. Aber dann sage ich mir, das ist meine Sicht. Und dann lege ich diese Sicht beiseite und betrachte die Geschichten als die Visionen ihrer Autor*innen, und das finde ich spannend. Entsprechend gehe ich ohne eine bestimmte Erwartung daran, ein Buch zu lesen, sondern lasse mich darauf ein, was die Autor*innen mir präsentieren.

Das Hobby Lesen ist kein Wunschkonzert – Bücher sind keine maßgeschneiderten Produkte, die speziell für einen bestimmten Leser angefertigt werden. Es ist ja auch nicht so, dass es allgemein üblich ist, dass sich Lesende an Autor*innen wenden und ihnen sagen: „Schreib bitte das und das und beachte dabei folgende Punkte, weil diese mir wichtig sind … “
Was sie schreiben, und wie sie es schreiben, ist Sache der Autor*innen und gegebenenfalls ihrer Verlage.

Druckkostenzuschussverlage und andere Methoden, Autor*innen zur Kasse zu bitten

Druckkostenzuschussverlage arbeiten grob gesagt nach dem Motto: »Wir bringen dein Buch heraus – aber du musst in Vorkasse gehen.« Je nach Verlag, der dies anbietet, muss man als Autor*in für eine einzige Veröffentlichung mehrere hundert oder tausende Euro bezahlen.

Das ist ein Missstand. Seriöse Verlage verlangen kein Geld von ihren Autor*innen – sie bezahlen Buchcover, Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Marketing/Werbung und die Druckauflage. Das gilt sowohl für Romane als auch Anthologien.

Joshua Hoehne, Unsplash

Mehr über Druckkostenzuschussverlage könnt ihr hier nachlesen und dort gibt es auch eine Liste mit entsprechenden Verlagen, um die man besser einen großen Bogen machen sollte:

https://neinzudruckkostenzuschussverlagen.blogspot.com/

Aber das ist noch nicht alles, worüber ich heute schreiben möchte. Kürzlich las ich eine Ausschreibung für eine Anthologie. Diese, so hieß es, würde von einer Autorin herausgegeben, ein Selfpublishing-Projekt ohne einen Verlag. In der Ausschreibung war zu lesen, jede Autor*in würde ein E-Book als Belegexemplar erhalten. Das Lektorat für die angenommenen Geschichten würde den Autor*innen in Rechnung gestellt werden, nach Seitenanzahl berechnet. Wie sich diese Kosten genau berechnen würden, also der Preis pro Seite, wurde nicht erwähnt. Später erfuhr ich, dass eine Gewinnbeteiligung der Autor*innen geplant sei – davon stand allerdings nichts im Ausschreibungstext.

Liebe angehende Autor*innen, oder auch schon erfahrene, bitte lasst euch nicht auf solche Angebote ein, das wäre in den meisten Fällen ein Verlustgeschäft, bei dem ihr nur draufzahlt. Und wie gesagt: Seriöse Verlage verlangen kein Geld von Autor*innen – und es gibt tolle Verlage da draußen mit interessanten Ausschreibungen für Anthologien. (Hier übrigens eine Liste mit deutschsprachigen Kleinverlagen: https://bit.ly/listedeutschsprachigerkleinverlage) Das ist übrigens keine Einzelmeinung von mir, und auch keine „unpopular opinion“; andere erfahrene Autor*innen sehen das auch so.
Die Autorin Annette Juretzki hat darüber übrigens diesen Blogbeitrag geschrieben:
„Auch Kurzgeschichten verdienen Bezahlung“

Und diese Ausschreibung ist kein Einzelfall: Mir sind in den letzten Monaten immer mal wieder Ausschreibungen begegnet, in denen von keinerlei Gewinnbeteiligung die Rede war. Es handelte sich dabei um Selfpublishing-Projekte von verschiedenen Autor*innen.

Nun ist es ja so: Wer unbezahlt veröffentlichen möchte, der braucht dafür keine Anthologien. Es gibt zig online Plattformen, wo das möglich ist, für Fanfictions und auch Originalfiktion, u.a. Wattpad, fanfiktion.de, archiveofourown.org und noch andere. Vor allem aber muss man dort nicht auch noch draufzahlen, eine Veröffentlichung ist kostenlos. Überlegt euch also bitte gut, ob ihr etwas bezahlen wollt, nur um eine Kurzgeschichte in einer Anthologie veröffentlichen zu können. Ich wiederhole noch einmal meinen Rat: Lasst das lieber sein.

Es geht aber auch anders, was (Selfpublishing-)Anthologien angeht – hier drei Beispiele:

Benefizanthologien
Ich kenne mehrere Anthologien, die ausschließlich für Benefizzwecke veröffentlicht wurden – die beteiligten Autor*innen und auch das Lektorat, Korrektorat und Buchcoverdesigner*innen verzichten hier für den guten Zweck auf ein Honorar. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Ausschreibung der Autor*innengruppe „Münchner Schreiberlinge“:
Das Thema: „Weihnachten und Rauhnächte in München und im Alpenvorland“. Es handelt sich um eine Selfpublishing-Veröffentlichung, die Erlöse werden für einen Charityzweck gespendet. Der Einsendeschluss: 28.02.2021. Weitere Infos dazu gibt es hier: http://muenchner-schreiberlinge.de/ausschreibungen

Gemeinschaftsprojekte mit Kostenteilung
Eine andere Autorin auf Twitter schrieb, sie hätte zusammen mit ihrer Autor*innengruppe ein Gemeinschaftsprojekt gestaltet, eine Anthologie, bei der sich alle die anfallenden Kosten geteilt hätten. Mit den Einnahmen hätten sie später eine weitere Anthologie finanziert. Solche Gemeinschaftsprojekte sind eine feine Sache und vermutlich können die einzelnen Beteiligten sich auch mehr in den kreativen Prozess einbringen als bei einer fragwürdigen Ausschreibung.

Crowdfunding-Kampagne
Das ist etwas, das viele Künstler*innen und auch Selfpublishing-Autor*innen nutzen: Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne, z.B. auf Startnext oder Kickstarter, wird ein bestimmter Betrag an Geld von einer Crowd gesammelt: eine Menge Leute, jede Person gibt eine kleine oder größere Summe. Dies dient dann der Finanzierung eines künstlerischen Projektes, also z.B. ein Buch. So wurde beispielsweise die Anthologie „Aeronautica – Logbuch der Lüfte“ aus dem Art Skript Phantastik Verlag finanziert. Als Dankeschön gibt es für die Crowd verschiedene Produkte, z.B. das fertige Buch als E-Book oder Taschenbuch. Crowdfunding ist also nicht mit Spendenkampagnen vergleichbar, stattdessen wird hier gewissermaßen etwas vorfinanziert, so dass es realisiert werden kann.

Viktorianisch und queer schreiben…

ein viktorianisches Portrait, das mich inspiriert hat

… das ist für mich immer wieder eine Herausforderung, aktuell in „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray“. Für mich geht das nur, wenn einige Charaktere dabei sind, die progressive Ansichten haben, die ihrer Zeit weit voraus sind. Denn ansonsten fürchte ich, wäre wohl arg viel Queerfeindlichkeit darin, einfach weil es damals die gesellschaftliche „Norm“ war.
Miss Murray ist lesbisch und transgender. Ihre Freundin Constance ist cisgender und lesbisch. Nach heutigem Verständnis. Miss Murray begegnet immer mal wieder Leuten, die irritiert auf ihr Äußeres reagieren bis hin zu offener Feindseligkeit. Auf der anderen Seite gibt es in ihrem Umfeld aber auch progressive Menschen wie die bisexuelle Lady Thelma und deren Lebensgefährtin oder ihr Verleger, Mister Bostwick, der sie so akzeptiert wie sie ist und einfach ihre Arbeit als Autorin schätzt.
Mir ist bewusst, dass all das manche Freunde historischer Romane für ganz und gar abwegig oder unrealistisch halten würden. Aber historische Romane sind kein 100 % authentisches Abbild historischer Gegebenheiten. Das können sie gar nicht sein. Sie sind eine historische Imagination, ein „so hätte es sein können“.
Und da ich keine Zeitreisemaschine habe und meine Leser*innen auch keine Viktorianer*innen von damals sind, sondern heutige Menschen, möchte ich sensible Themen wie Queerness auch sensibel und modern behandeln.

Ein Text dazu:
https://geekgefluester.de/historische-korrektheit-fantasy

Mehr zur Buchreihe „Die mysteriösen Fälle der Miss Murray“:
https://amalia-zeichnerin.net/miss-murray/

Ein „Best of“ lustiger Tippfehler

Ich habe einige skurrile Tippfehler und Verschreiber aus diversen Manuskripten gesammelt, just for fun. Hier sind sie, mit Kommentaren (in kursiv):

Vor ihm lag eine mit Marmelade beschmierte Toastschreibe.
Also, liebe Autor*innen, schreibt mehr Toast!

„Lassen Sie uns ein Stück gehen, ja? Ich könnte etwas frische Lust vertragen.”
Ja, nee … wobei das in einem Erotikroman vielleicht passend wäre.

„Ich wollte gern heute Abend noch etwas weiterfroschen.”
Da musste ich an René Mariks Comedyprogramm mit dem „Froschen” denken:

Die Beschreibung einer historischen Inneneinrichtung:
„Allerhand Bric-à-Brac zierte die Wände, zusammen mit Holzschnitten und antiken Schwestern.“
Ob deren Brüder wohl auch an der Wand hängen?

Der Tod hatte vom ihm Begriff ersitzen.

Er biss die Szene zusammen.

Er schaltete die Stereoanklage ein.

Eine Kriegerin ruft einer Elfenmagierin zu: „Hast du mal Feuer?“
Viel zu modern für epische High Fantasy. Außerdem machen die keine Raucherpause.

In einem Gegenwartsroman:
„Beziehungsweise, was hältst du davon, wenn wir eine Runde jobben?”
„Dir fehlt dein tägliches Kaufen, oder?“ (Gemeint waren „joggen” und „Laufen”.)

„Der Morderator”
Das kommt davon, wenn man Krimis schreibt. Der Morderator tauchte allerdings in einem ganz anderen Manuskript auf. Was der wohl verbrochen hat?

„Schnappschnuss“.
Was immer das sein soll… Vielleicht eine beschwipste Nuss?

Der Krimikrieg
Gemeint war der Krimkrieg. Allerdings wird er in einem Krimi erwähnt.

Das, was wir lieben und das, was wir fürchten…

Abbildungen: Pixabay

Neulich habe ich mir mal Gedanken darüber gemacht, warum Menschen eigentlich Geschichten lieben, und oft ganz bestimmte Arten von Geschichten. Nach einiger Überlegung ist mir dann aufgefallen, dass im Grunde fast alle Geschichten, wenn man es stark herunterbricht, in eine von zwei Kategorien fallen – die einen erzählen in erster Linie von all dem, nach dem wir uns sehnen oder was wir lieben, die anderen erzählen vor allem davon, was wir fürchten.
Sehnsucht und Liebe spielt natürlich eine Große Rolle bei Liebesromanen aller Art, aber auch bei Familiengeschichten sowie Kinder- und Jugendbüchern.
Furcht wiederum ist ein zentrales Element im Krimi, Thriller und im Horror-Genre. Außerdem gibt es dann noch jene Geschichten, in denen sich diese beiden so unterschiedlichen Gefühlswelten mischen, z.B. im Dark Romance Genre, im Romantic Thriller, in Genre-Crossovern oder auch im Gothic Horror, der meistens sowohl Gruselelemente als auch romantische Tendenzen enthält. Gerade in letzter Zeit werden Antiheld*innen immer beliebter und solche Geschichten bieten dem Leser oft ein Auf und Ab an ganz unterschiedlichen Emotionen.

Auch die Phantastik lässt sich im Grunde in diese beiden Kategorien einteilen – da gibt es die teilweise romantisch verklärte Fantasy, die oft an eine vergangene Epoche angelehnt ist und auf der anderen Seite zum Beispiel eher düstere Dark Fantasy, die häufig ebenfalls historische Vorbilder hat. Auch Science-Fiction ist oft entweder utopisch-optimistisch, oder aber eher dystopisch. Historische Romane orientieren sich nicht selten nostalgisch, z.B. historische Liebesromane, oder aber sie beschreiben ein eher düsteres Setting.

Natürlich heißt das alles nicht, dass nicht auch andere Gefühle in unterschiedlichen Geschichten angesprochen werden. Und auch der Verstand will ja unterhalten werden. So bieten gerade Krimis und Thriller oft jede Menge Rätsel und Möglichkeiten für den Leser, selbst im Geiste mit zu ermitteln. Aber wie gesagt, wenn man es stark herunterbricht, passen eigentlich alle so gut wie die meisten Geschichten in eine der beiden genannten Kategorien.

Ich selbst schreibe sowohl gern das eine als auch das andere, weil dies mehr Abwechslung bringt, oder ich schreibe Genremischungen, in denen beides vorkommt, z.B. die Buchreihe „Berlingtons Geisterjäger“.

Warum Weltenbau in der Phantastik so wichtig ist

Neulich las ich einen Low Fantasy Roman, der in einer eigenen Welt angesiedelt ist. Die Geschichte war spannend, die Charaktere hatten ihre Ecken und Kanten und es gab überraschende Wendungen. So weit, so gut. Aber wenn es um die Welt an sich ging, geriet ich ins Schwimmen. Oder vielleicht sollte ich sagen, ich tappte quasi im Nebel herum.
Ich bin mir sicher, der Autor hat sich einiges an Gedanken gemacht zu dieser Welt. Allerdings hat er es nicht geschafft, mir diese wirklich nah zu bringen. Orte wurden genannt, ohne sie näher zu beschreiben. Es ging unter anderem um einen Orden, über dessen Hintergrund man jedoch kaum etwas erfuhr. Hier und da wurde ein König erwähnt, aber dabei blieb es dann auch.

Wer sich schon die Mühe macht, eine eigene Welt zu kreiieren, der sollte sie dem Leser so anschaulich wie möglich machen. Zum Beispiel kann man sich folgenden Fragen widmen:

Wie ist das Regierungssystem in dieser Welt?
Ich schätze, in circa 90 % der Low und High Fantasy ist dies ein feudales, mit einem König oder einer Königin an der Spitze. Das hängt häufig damit zusammen, dass hier das europäische Mittelalter als Vorbild genommen wird. Ich habe aber auch schon Fantasyromane gelesen, in denen es andere Regierungssysteme gibt, z.B. mit verschiedenen Parteien und einer Demokratie.

Städte und Dörfer
Gibt es in dem Fantasyland große Städte, oder eher kleinere, oder fast nur Dörfer? Wie sind die Transportwege zwischen unterschiedlichen Orten? Gibt es größere Flüsse, die auch befahren werden.

Die Völker
Gibt es „nur“ Menschen, oder auch Fantasywesen? Und wie kommen diese untereinander und mit anderen Völkern zurecht? Haben die Völker jeweils eigene Führungspersönlichkeiten oder unterstehen sie alle einem König, oder gibt es eine andere Regierungsform? Und wie sehen die Menschen in dieser Welt aus?
In vielen Fantasyromanen, die sich am europäischen Mittelalter orientieren, sind die Menschen weiß. Und zwar alle. Das muss aber nicht sein, zumal man ja auch verschiedene menschliche Völker erfinden könnte, die eventuell aus verschiedenen Gegenden stammen.

Religion
Nicht in jedem Fantasy-Roman spielt Religion überhaupt eine Rolle. Falls sie es tun soll, kann man sich Gedanken über Gottheiten machen, über ihre Priesterschaft, über Tempel oder andere Gebäude, in denen die Gläubigen zusammen kommen. Auch über Gebete, Festtage, Rituale und Jenseitsvorstellungen kann man sich Gedanken machen. Viele Fantasy-Religionen sind mehr oder weniger an reale Religionen angelehnt, aber das muss nicht so sein. Wer Spaß daran hat, hat hier etwas ganz Eigenes kreiieren.

Magie
Falls es in der Welt Magie gibt, zieht das mehrere Fragen nach sich. Wie funktioniert die Magie? Basiert sie auf den Elementen, oder etwas Anderem? Welche Stellung haben Magier in der Welt, werden sie verachtet, gefürchtet oder sind sie im Gegenteil angesehen? Oder werden sie gar gejagt oder auf andere Weise bedroht. Gibt es Magier-Akademien, oder lernen angehende Magier bei einem Meister oder einer Meisterin? Sind magische Fähigkeiten angeboren, oder kann man sie erlernen?
Können Menschen überhaupt Magie wirken, oder ist das Fantasywesen vorbehalten?

Handel und Handwerk
Auch hierzu kann man Gedanken machen. Gibt es Gilden oder Zünfte? Womit wird gehandelt, welche Handwerke sind besonders wichtig? Wie lernen angehende Handwerker*innen? Bei Meister*innen, oder anders? Gibt es reisende Handelstreibende oder große Handelsstraßen? Welche Stellung haben Handwerksleute und Händler*innen in der Gesellschaft?

Die Landschaft(en):
Ist diese eher gleichförmig, oder gibt es verschiedenes, z.B. Gebirge, Sümpfe, Wälder, Brachland, Weiden, Meer, Seen, Dschungel…

Flora und Fauna
Gibt es besondere Tiere und Pflanzen in dieser Welt? Haben einige davon eine wichtige Bedeutung für die Handlung? Was gibt es für Haus- oder Nutztiere?

Wie ist das Klima?
Auch hier orientieren sich viele Romane an Europa, es gibt aber auch andere, die zum Beispiel ein eher subtropisches bis tropisches Klima als Vorbild nehmen. Und in diesen Zusammmenhang sind auch Stürme und andere Unwetter interessant, sofern sie für die Handlung eine Rolle spielen. Oder auch Naturkatastrophen wie zum Beispiel Erdbeben.

Wie sind die gesellschaftlichen Normen?
Auch hier orientieren sich viele am europäischen Mittelalter. Oftmals, aber nicht immer, haben Frauen eine schlechtere Stellung als Männer, und sei es nur, dass sie typische „Frauenarbeit“ verrichten, anstatt zum Beispiel als Kriegerin in die Schlacht zu ziehen. Häufig haben eine oder mehrere Religionen eine starke Bedeutung. In manchen Fantasyromanen wird eine Art fiktiver Rassismus behandelt, oft anhand von Fantasywesen wie Elfen, Zwergen, Orks oder anderen. Auch Sexismus oder Homophobie spielen mitunter eine Rolle oder noch andere gesellschaftliche Probleme.
Aber auch ein utopisches Gegenteil mag auftreten, so habe ich schon Gay Fantasy gelesen, in denen es in der entsprechenden Welt völlig normal und akzeptiert war, dass zwei Männer (oder zwei Frauen) heiraten. Gesellschaftliche Normen lassen sich meistens gut durch die Interaktion verschiedener Charaktere verdeutlichen. Weitere Fragen hier können sein: Wie ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern? Welche Beziehungsformen gibt es – und welche sind gesellschaftlich akzeptiert?

Der Info-Dump
Wenn es um den Weltenbau geht, gibt es allerdings ein Problem, über das manche Autor*innen stolpern – den sogenannten „Info-Dump“. Der Info-Dump vermittelt mitten im Text einen Haufen an Informationen, ohne gleichzeitig die Handlung weiter voran zu bringen. Bei den meisten Lesenden kommt das nicht gut an, außerdem besteht die Gefahr, dass man damit aus dem Fluss der Handlung gerissen wird. Es ist eine hohe Kunst, Wissenswertes zur Welt dosiert einzubringen, so dass sich Lesende nicht von all den Fakten erschlagen fühlen.

Einige andere Möglichkeiten:
Ein kurzer geschichtlicher Abriss zur Welt, der dem eigentlichen Text vorangestellt wird, ähnlich wie ein Prolog.

Zwei Charaktere unterhalten sich und in diesem Gespräch wird einiges über die Welt deutlich. Zum Beispiel könnte sich ein Charakter über Rassismus beschweren, über die hohen Zölle, mit denen Waren belegt werden, über den unfähigen König. Oder jemand schwärmt von den Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt. Und das sind nur einige Beispiele.

Darüber hinaus kann man wohldosierte Beschreibungen auch zwischendurch erklärend im Text einfließen lassen, oder vielleicht denkt ein Charakter über etwas Entsprechendes nach.

Zuviel des Guten
Manchmal übertreiben es Autor*innen mit ihren Beschreibungen zur Welt. Dann wird seitenweise erzählt über die wunderbaren Speisen, die es in der Taverne XY gibt, oder es gibt ellenlange Beschreibungen der Landschaft, die aber nichts zur Handlung beitragen. Oder jemand denkt sich sämtliche Tiere neu aus, die es in der Welt gibt und beschreibt sie in aller Länge und Breite, obwohl sie nur kurz an den Protagonisten vorbeihuschen. Und das sind nur einige Beispiele.
Entsprechende Romane wirken dann in der Regel langatmig, da solche Beschreibungen meistens wie gesagt die Handlung nicht voranbringen.

Und es gibt noch eine andere Gefahr: Man kann sich im Weltenbau unter Umständen verlieren. Ich kenne z.B. eine angehende Autorin, die seit ein Jahren einen Roman schreiben möchte. Als ich sie neulich traf, war sie immer noch in der Phase Weltenbau, hatte sich aber noch kaum Gedanken zum Plot ihrer Geschichte gemacht. Das ist vielleicht ein Extrembeispiel, aber es zeigt, dass Weltenbau aufwändig ist und manche es damit eventuell übertreiben.

5 Dinge über das Autorendasein

Foto: Pixabay

Auf diese Idee hat mich Anja Bagus gebracht, und es haben bereits mehrere AutorInnen
etwas über „5 Dinge“ geschrieben.

  1. Man kann nichts mehr wirklich unvoreingenommen lesen
    Wer sich erstmal intensiv mit der Struktur und den grundlegenden Regelnzum Aufbau eines gutes Romans beschäftigt hat, wird nichts mehr lesen können,
    ohne es ganz beiläufig und nebenbei zu analysieren. Die amerikanische Autorin K.M. Weiland beschreibt in ihrem Blog „Helping writers to become authors“, man kann sich probehalber Filme anschauen oder bei Büchern bestimmte Seiten aufblättern, denn nach allgemeinen dramaturgischen Regeln sollte nach circa 25 %, 50% und 75 % der Geschichte etwas Bestimmtes passieren – zum Beispiel der erste Plotpoint, eine überraschende Wende und der Auftakt zum spannende Finale. Das bedeutet z.B. bei einem 90-Minuten-Film, es lohnt sich, einmal zu schauen was in Minute 22  und 45 passiert (+/- ein paar Minuten).
  2. Als AutorIn brauchst du tolerante Freunde, Lebensgefährten und Verwandte.
    AutorInnen sind ein merkwürdiges Volk – sie sind glücklich damit, stundenlang etwas in ihr Notizbuch zu kritzeln – oder auch auf lose Zettel, die überall in der Wohnung herumfliegen, in Handtaschen oder Schubladen verschwinden. Oder sie starren mit ernster Miene ihren Bildschirm an, während sie in die Tasten hauen. Schüchterne Anfragen des Lebensgefährten, wie man denn voran komme, werden häufig mit einem mürrischen „Stör mich nicht!“ beiseite gewischt. Und nicht selten fällt bei der Wahl zwischen Freunde/Verwandte treffen oder etwas gemeinsam unternehmen und einer ausgedehnten Schreibsession die Wahl auf letztere – weil man den gerade vorhandenen Flow ausnutzen muss oder den Kuss der Muse…
  3. Rezensionen sind wichtig, aber nicht alles.
    Ich freue mich, wenn jemand sich die Mühe macht, mein Buch zu rezensieren. Allerdings ist mir bewusst geworden, dass ich es nicht Allen recht machen kann und nicht jeder mein Buch mögen wird. Jede Rezension stellt letztendlich eine subjektive Meinung dar, zumal sie in der Regel von einem Leser und nicht von einem Literaturkritiker geschrieben wird. Und Geschmäcker sind nun mal verschieden…
  4. Andere AutorInnen können deine Freunde sein. Müssen aber nicht.
    Als angehende Autorin und Debütantin im literarischen Bereich hatte ich lange Zeit erst mal eine Riesenehrfurcht vor anderen AutorInnen, die bereits ein oder mehrere Bücher veröffentlicht haben. Und dann wurde ich eingeladen zu einem Fantasy-Autorenstammtisch und war positiv überrascht von den sympathischen Leuten dort.
    Eine AutorIn erzählte von den gerade zu familiären Freundschaften, die sie mit anderen KollegInnen verbindet. Mit dieser Kollegialität geht einher, dass wir gegenseitig Flyer oder Lesezeichen mitnehmen zu Veranstaltungen oder auch mal Bücher unserer schreibenden Kollegen auf Veranstaltungen mit verkaufen, auf denen sie nicht dabei sein können. Da ist nichts zu spüren von Ellenbogen-Mentalität oder Konkurrenzdenken.
    Auf der anderen Seite habe ich in manchen Social-Media-Gruppen gnadenlose Besserwisserei oder auch absurde, negativ gefärbte Diskussionen unter AutorInnen erlebt, was mich ganz schnell dazu bewogen hat, die entsprechende Gruppe wieder zu verlassen.
  5. Irgendwann wird jeder Autor betriebsblind. Jeder.
    Unausweichlich kommt früher oder später der Punkt, an dem man die Distanz zum eigenen Werk verliert. Ich hatte das nicht so stark erwartet, und war ziemlich überrascht. Anschlussfehler, Logiklücken, inkonsequente Charakterhandlungen oder unpassende Perspektivwechsel und manches mehr sind mir entgangen. Und das ist der Moment, wo man sein Werk erst mal ruhen lassen sollte. Einige Tage oder Wochen. Wenn man das Manuskript anschließend wieder liest, ist man objektiver. Außerdem sind Testleser und Lektoren hier die richtigen Ansprechpartner, denn selbst wenn ich mein Buch zehnmal lese und überarbeite, wird es immer noch Dinge geben, die ich übersehe.

 

6 Dinge, die du einen Autor besser nicht fragst

Abbildung: Pixabay

Wieviele Bücher hast du schon verkauft?

Diese Frage ist ähnlich wie die danach, wieviel Geld man verdient. Das kann man unter engen Freunden, Verwandten etc. besprechen, doch in anderen Fällen ist dies unhöflich. Wenn Autor:innen dich dies wissen lassen möchten, werden sie es dir selbst erzählen.
Übrigens misst sich der Wert eines Buches und die literarische Qualität von Autor:innen nicht allein nach Verkäufen. Selbst gehypte und sehr populäre Bestseller können von eher fragwürdiger Qualität sein (siehe beispielsweise die „Twilight“-Reihe oder „Fifty Shades of Grey“).

Ich habe auch eine Kurzgeschichte/einen Roman geschrieben. Kannst du das bitte lesen?

Autor:innen haben in der Regel wenig Zeit, denn das Schreiben eines Buches, das Recherchieren und Überarbeiten bis hin zum letzten Feinschliff dauert lange. Wenn du selbst ein komplettes Buch geschrieben hast, wirst du das wissen. Viele Autor:innen lesen zwar nebenbei noch regelmäßig selbst, aber die meisten suchen sich ihre Lektüren dann lieber selber aus. Falls du Verbesserungstipps zu deinen Texten möchtest, suche dir lieber Testleser oder eine Schreibgruppe.

Schreib doch mal was über… (hier generisches Thema einsetzen)

Autor:innen suchen sich in der Regel ihre Themen gern selbst aus, das ist ein Teil ihrer künstlerischen Freiheit. Teilweise bekommen sie auch Vorgaben oder Schreibaufträge von Verlagen, oder sie beteiligen sich an Ausschreibungen zu ganz spezifischen Themen. Natürlich kannst du Autor:innen auch Vorschläge machen, vielleicht inspirierst du sie damit ja sogar. Aber bitte erwarte nicht, dass sie deine Idee auch umsetzen.

Ich habe einige schlechte Rezensionen über deine Bücher gelesen. Was sagst du dazu?

Lass mich dazu ein wenig ausholen. Früher waren Rezensionen z.B. den Feuilletons in Zeitschriften vorbehalten oder auch speziellen Literaturkritik-Medien (auch für die verschiedenen Genres). Die entsprechenden Journalist:innen oder Kritiker:innen haben sich in der Regel umfassende Kenntnisse in Sachen Literatur angeeignet oder auch geisteswissenschaftlich studiert. Man konnte also mit sachlich-fundierten Kritiken rechnen.

Heute ist das anders: Rezensionen gibt es nicht nur in speziellen Literaturmagazinen oder Feuilletons, sie können auch von jedem Leser verfasst und online veröffentlicht werden, egal wie sehr sich dieser mit Literatur oder dem jeweiligen Genre auskennt.

Das größte Portal für Rezensionen ist mittlerweile Amazon, bei dem für alle Waren 1 bis 5 Sterne vergeben werden können. Wenn du einmal die Zeit hast, schau dir einmal dort die Rezensionslisten für einige international anerkannte klassische Literaturwerke oder auch moderne Bestseller an.

Du wirst anhand der vergebenen Sterne schnell feststellen, dass selbst bei diesen die Bewertungen stark schwanken.
Das zeigt, dass Meinungen über Bücher oft weit auseinanderliegen, je nachdem welche Erfahrungen der jeweilige Leser bisher mit dem Genre oder Büchern generell gemacht hat, welche Erwartungen er an ein Buch stellt oder welche Lesegewohnheiten er hat. Die Wahrnehmung eines Buches ist immer zumindest teilweise auch subjektiv. Daher kann ich dir nur raten: Wenn dich ein Buch wirklich interessiert, bilde dir am besten selbst eine Meinung darüber.

Dein Buch ist gerade erst erschienen, wie kann es sein, dass es schon Rezensionen hat – das geht doch nicht mit rechten Dingen zu?!

Häufig vergeben Verlage oder auch Autor:innen schon VOR der Veröffentlichung ihrer Bücher Rezensionsexemplare, z.B. an Bücherblogger:innen. Wenn dann kurz nach dem Erscheinen bald schon die ersten Rezensionen erscheinen, kann dies die Aufmerksamkeit für das Buch erhöhen, daher wird das gern gemacht. Das bedeutet übrigens nicht, dass diese Rezensionen „gekauft“ sind. Gute Bücherblogger:innen und andere seriöse Rezensenten werden eine ehrliche Meinung zu jedem Buch abgeben, unabhängig davon, ob sie ein Rezensionsexemplar erhalten haben oder sich das Buch selbst gekauft haben.

Hast du dein Buch selbst veröffentlicht, weil du keinen Verlag gefunden hast?

Diese Frage impliziert dreierlei – dass jede:r Autor:in sich eine Verlagsveröffentlichung wünscht, dies der einzig wahre Weg zur Veröffentlichung sei oder dass das entsprechende Manuskript zu schlecht war, um einen Verlag zu finden.

Seit einigen Jahren hat sich der Buchmarkt jedoch deutlich gewandelt und Selfpublishing etabliert sich immer mehr. Das ist möglich geworden durch das Publishing on demand Verfahren aber auch den wachsenden E-Book-Markt, der die Veröffentlichungs- und Vertriebskosten gering hält. Es gibt inzwischen Bestseller-Autor:innen, die ausschließlich selbst veröffentlichen. Es gibt sogar Hybrid-Autor:innen – die sowohl in Verlagen als auch als Selfpublisher veröffentlichen. Andere gründen ihren eigenen (Klein-)Verlag, in dem sie entweder nur die eigenen Bücher oder auch noch andere verlegen.

Ich selbst bin übrigens Selfpublisherin, da ich die absolute künstlerische Freiheit schätze, die das mit sich bringt. Allerdings schließe ich nicht aus, dass ich irgendwann einmal Hybrid-Autorin werde.

Der Blog Schreibwahnsinn hat vor einiger Zeit einen lesenswerten, humorvollen Artikel erstellt zum Thema:
10 Dinge, die du nie zu einem Autor sagen solltest.

Stationen meines Lese- und Schriftsteller-Lebenslaufs

Das wird nun ein etwas längerer Beitrag, der aber immerhin über 35 Jahre abdeckt. 😉

Mit 4: Ich denke mir eigene Geschichten aus, die ich mir im Stillen vor dem Einschlafen erzähle. Oder wenn mir langweilig ist. Oder für mein eigenes Kasperle-Theater. Meine Freund*innen und Schwestern müssen bei dem Puppentheater gelegentlich als Zuhörer herhalten, aber über meine Witze lache ich meistens allein.

Mit 5: Ich lerne lesen.

Mit ca. 9: Ich lese alle Bücher meiner älteren Schwester. Die hat nämlich viel mehr als ich.

Mit 10: Ich besuche eine britische Schule in Malawi (Südostafrika) und lerne dort Englisch. Ich verliebe mich in diese Sprache, auch später lese ich noch häufig englische Bücher und sehe englischsprachige Filme am liebsten im Original mit Untertitel.

Mit 11: Wir sind zurück in Deutschland und ich lese alles, was in der Kleinstadtbibliothek zu finden ist.

Zu einem meiner ersten Schulaufsätze sagt meine Deutschlehrerin, ich dürfe einen der Charaktere nicht in Versalien sprechen lassen. Jahre später stelle ich fest, dass Terry Pratchett dieses Stilmittel bei einem Charakter seiner Scheibenweltromane regelmäßig eingesetzt hat.

Mit 16: Ich schreibe meinen ersten, nie veröffentlichen Roman, der von Vampiren in Schottland handelt. Ein Freund sagt mir nach der Lektüre, da fehle leider ein Spannungsbogen. Ich sage mir, dass ich noch viel mehr übers Schreiben lernen muss.

Mit 19: Ich ziehe in die Großstadt und stelle fest, dass die Büchereien dort zahlreicher und viel größer sind. Ich begeistere mich für Phantastik und die viktorianische Ära.

Mit 25: Ich fange an, das Internet regelmäßig zu benutzen und werde Mitglied in einem Fantasyforum. Ich schreibe meinen zweiten, ebenfalls nie veröffentlichten Roman – High Fantasy. Leider habe ich zu dieser Zeit noch keine Ahnung, wie man effektiv plottet, aber einfach drauf los schreiben funktioniert in meinem Fall überhaupt nicht. Ich schreibe den Roman ungefähr 10 Mal ziemlich planlos um, bin aber mit dem Ergebnis immer noch nicht zufrieden und lege ihn zwei Jahre später „ad acta“.

Mit 27: Ich besuche zum ersten Mal die Nordcon und lausche dort einigen Lesungen. Ich erstarre in Ehrfurcht angesichts der bekannten Autor*innen dort.

Mit 29: Ich entdecke Bookcrossing und besuche entsprechende Büchertauschtreffen. Ich fühle mich ein bisschen wie Forrest Gump mit seiner Pralinenschachtel, denn bei Bookcrossing weiß man auch nie, welches Buch man bekommt. Inzwischen habe ich hin und wieder ein paar Kurzgeschichten geschrieben und ein, zwei davon in Independant-Literaturmagazinen veröffentlicht.

Mit 33: Ich werde in der Steampunk-Szene aktiv, entdecke deutschsprachige Steampunk-Bücher und organisiere Treffen in Hamburg, ein Jahr später dann auch das erste Hamburger Steampunk-Picknick.

Mit 36: Ich lese zu Weiterbildungszwecken zwei sehr inspirierende und praktische Schreibratgeber der amerikanischen Autorin K.M. Weiland, die mir unter anderem zeigen, wie man effektiv plottet. Danach beginne, meinen ersten Steampunk-Abenteuer-Roman zu schreiben.

Mit 37: Ich werde Mitglied bei Facebook, dem ich mich bis dahin verweigert habe. Erfreut stelle ich fest, dass es dort hunderte von Bücher- und Autorengruppen gibt. Außerdem lerne ich viel über Selfpublishing.

Ich veröffentliche den fertigen Roman als Selfpublisherin, u.a. weil ich keine Lust habe auf eine Verlagssuche. Außerdem beginne ich, regelmäßig einen Hamburger Autorenstammtisch zu besuchen. Dort treffe ich einmal sogar einen der Autoren, vor denen ich auf der Nordcon damals in Ehrfurcht erstarrt bin.

Ich organisiere meine erste Lesungen und schreibe Teil 1 einer Urban Fantasy Buchreihe, die in derselben Welt angesiedelt ist wie mein erster Roman. Nur mit mehr Grusel, Hexen und Geistern. Aber ohne Vampire. Ich schreibe Artikel für das Steampunk-Magazin Clockworker, darunter auch Buchrezensionen.

Mit 38: Ich veröffentliche „Berlingtons Geisterjäger 1 – Anderswelt“. Teil 2 ist ebenfalls fast fertig und parallel dazu schreibe ich an einem High Fantasy Roman, der noch keinen Titel hat.

Mittlerweile habe ich bei Facebook sechs verschiedene Büchergruppen gegründet. Außerdem erstelle ich ebenfalls dort eine Buchblogseite und schreibe regelmäßig Rezensionen. Seitdem wächst mein SuB kontinuierlich und ich mache mir diverse Listen: was ich als nächstes lesen möchte, was ich schon gelesen habe und welche Bücher ich mir wünsche.

Inzwischen lese ich fast nur noch Romane von Autor*innen, die ich irgendwo einmal persönlich kennengelernt habe oder zumindest über Facebook kenne. An Mainstream-Bestsellern habe ich kein Interesse mehr, oder nur in Ausnahmefällen.

2017: Zum ersten Mal seit 2005 bin ich nicht als Besucherin, sondern als Autorin auf der Nordcon und lese dort aus einem meiner Bücher. Und ich erstarre nicht mehr in Ehrfurcht vor den anderen AutorInnen dort. Oder nur ein kleines bisschen. 😉

Update 2022
2020 habe ich meinen Buchblog aufgegeben und hatte eine monatelange Leseflaute, was Romane betraf. Den Admin-Posten in mehreren Facebook-Büchergruppen habe ich an andere abgegeben.
Mittlerweile habe ich 27 Bücher in verschiedenen Genres veröffentlicht – Romane, Novellen, auch einzelne Kurzgeschichten, außerdem einen Essayband über Diversity in der Literatur und zwei Notizbücher speziell für Autor*innen bzw. Buchblogger*innen. Ich liebe die Abwechslung, deshalb schreibe ich Phantastik, viktorianische Krimis (auch im Dryas Verlag) und Queer Romance. Ich war mittlerweile mehrfach als Autorin auf der BuchBerlin Buchmesse, der Nordcon und weiteren Veranstaltungen.