Rund um meine Gothic Novelle „Geisterhaft“

Zur Veröffentlichung dieser Novelle habe ich im Oktober 2023 in Social Media einen „Countdown“ erstellt. Hier einige Beiträge daraus zum Nachlesen, denn Beiträge in Social Media verschwinden ja schnell wieder.

Was sind Gothic Novels?
Das ist eine historische Form der Schauerliteratur, die inbesondere Ende des 18. Jahrhundert und im frühen 19. Jahrhundert im englischsprachigen Raum und darüber hinaus beliebt war. Oft, nicht immer, geht es darin um verwunschene alte Häuser, Geistererscheinungen oder zwielichtige Figuren, die düstere Geheimnisse hüten. In der Epoche der Romantik gab es die Unterströmung der »Schwarzen Romantik«. Wikipedia weiß zu berichten: »Typische Motive der Schwarzen Romantik sind unter anderem das Unheimliche, Dämonische, Abgründiges in der menschlichen Psyche bis hin zum Wahnsinn, Erotik und Gewalt sowie der Tod.«

Einige Beispiele sind die folgenden Werke:
»Udolphos Geheimnisse« von Ann Radcliffe (1794)
»Die Elixiere des Teufels« und »Der Sandmann« von E. T. A. Hoffmann (1815 und 1816)
»Frankenstein« von Mary Shelley (1818)
»Der Glöckner von Notre Dame« von Victor Hugo (1831)
»Der Untergang des Hauses Usher« von Edgar Allan Poe (1839)
»Die Blumen des Bösen« von Charles Baudelaire (Lyrik, erschienen 1857 bis 1868)

Auch Jane Austen greift Gothic Novels auf, in ihrem Roman »Die Abtei von Northanger« (von 1817) schwärmt die Protagonistin Catherine für den Roman »Udolphos Geheimnisse« von Ann Radcliffe.

Hier außerdem eine Kurzzusammenfassung typischer Handlungsmuster in Gothic Novels, die Tom Hiddleston in einem Interview erzählt hat (übersetzt von mir):

Zur Einstimmung auf »Geisterhaft« einige Bilder, einen englischsprachigen Essay und eine Videoempfehlung:

Meine Deviant Art Collection »Gothic Horror«
https://www.deviantart.com/amalias-dream/favourites/93127108/gothic-horror

Und für diejenigen von euch, die Englisch lesen können, ein unterhaltsamer und informativer Essay über Gothic Novels: »How to Tell if You are a Heroine in a Gothic Romance« von Dr. Maria DeBlassie

Falls ihr schaurig-schöne Ambience-Videos mögt, für Gothic Horror kann ich dieses empfehlen: »Gothic Horror Writer’s Room Ambience« auf YouTube: https://youtu.be/Kbg2zYkG-FU

Eine Playlist von mir, ebenfalls auf YouTube: Gothic Novels Music and Ambience Playlist

Abbildung: Screenshot aus dem Film »Gaslight« von 1940, mit Anton Walbrook und Diana Wynyard.

Was ist Gaslighting?

In meiner Gothic Novelle spielt dieses Phänomen eine gewisse Rolle und steht entsprechend auch in den Inhaltswarnungen. Wie genau es vorkommt, das verrate ich nicht, wegen Spoilergefahr. Auf Wikipedia ist zu lesen: »Als Gaslighting (…) wird in der Psychologie eine Form von psychischer Gewalt beziehungsweise Missbrauch bezeichnet, mit der Opfer gezielt desorientiert, manipuliert und zutiefst verunsichert werden, und ihr Realitäts- und Selbstbewusstsein allmählich deformiert bzw. zerstört wird (…) Der Begriff stammt vom Titel des Theaterstücks Gas Light von 1938. Der britische Dramatiker Patrick Hamilton zeigte darin erstmals diese Praxis und machte sie zu einem öffentlich wahrgenommenen und diskutierten Thema. Die 1940 in Großbritannien unter dem Titel »Gaslicht« und 1944 in den USA unter dem Titel »Das Haus der Lady Alquist« verfilmte Geschichte machte den Begriff weltbekannt.«

Das Spukhaus
Ich liebe Spukhausgeschichten und wollte schon immer mal selbst eine schreiben. Der dritte Protagonist in meiner Gothic Novelle ist gewissermaßen Landerson Manor, ein hochherrschaftliches altes Haus und der wichtigste Schauplatz in der Handlung. Dafür habe ich einen Grundriss gestaltet, um mich besser in den Räumlichkeiten orientieren zu können. Er basiert auf einem bestehenden Haus, ich habe ihn dann so abgewandelt, dass er für meine Geschichte passte. Ich habe eine Beschriftung ausgeblendet, wegen Spoilergefahr.

Eine Lesung aus der Novelle, mit passenden Bildern und Geräuschen, gibt es auf YouTube.

Seite der Novelle, mit einer ausführlichen Leseprobe:
https://amalia-zeichnerin.net/schauerliteratur/

Anregungen zur Aktion „Buchmesse zu Hause“ für Autor*innen und Buchblogger*innen


Für Autor*innen und Buchblogger*innen, die nicht auf einer der großen Buchmessen sein können oder wollen.

Die Aktion dient dazu, dass sich Autor*innen, Leser*innen und Buchblogger*innen virtuell austauschen und die gemeinsame Liebe zu Büchern feiern können, auf eine angenehme und positive Weise. An diesem Wochenende ist entsprechend aus meiner Sicht weniger ein guter Zeitpunkt, um über alles Mögliche zu ranten/sich aufzuregen, was im Autor*innenleben oder auf dem Buchmarkt u.a. nicht „rund“ läuft. Diese Themen sind natürlich auch wichtig, aber kein Schwerpunkt dieser Aktion.

Für Autor*innen:
Nutzt im Zeitraum der jeweiligen Buchmesse den Hashtag #BuchmesseZuHause in Social Media
Anregungen:
Stellt euch vor
Stellt eure neuen oder alten Bücher vor
Berichtet über eure aktuellen oder zukünftigen Projekte
Stellt Fragen an eure Leserschaft
Was liebt ihr besonders an dem Genre/den Genres, das /die ihr schreibt?
Was ist das Besondere an eurem Buch/euren Büchern? Hat es ein Alleinstellungsmerkmal?
Was war die interessanteste, seltsamste oder lustigste Frage, die ihr mal bekommen habt, zum Beispiel in einem Interview oder auf einem Event?

Für Buchblogger*innen
Nutzt im Zeitraum der jeweiligen Buchmesse den Hashtag #BuchmesseZuHause in Social Media
Anregungen:
Stellt euch und euren Blog vor.
Welches Buch lest ihr gerade?
Welches hat euch zuletzt besonders gut gefallen?
Was ist das nächste Buch, das ihr lesen möchtet?
Habt ihr Lieblingsautorinnen? Und was gefällt euch besonders an ihren Büchern?
Was liebt ihr besonders an dem Genre/den Genres, das /die ihr lest?
Was ist etwas Besonderes an dem Buch, das ihr gerade lest?
Hand aufs Herz, wie hoch ist euer SuB (Stapel ungelesener Bücher), oder habt ihr aufgehört zu zählen?
Was war das interessanteste Erlebnis, das ihr mal im Zusammenhang mit einem Buch oder Autor*innen hattet?

Das sind nur einige Anregungen, die ihr verwenden könnt oder auch nicht. Ich wette, euch fällt noch viel mehr rund um Bücher ein, viel Spaß!

Tipps für Selfpublisher*innen: Was ich so alles mache rund um eine Veröffentlichung


Rund um eine Selfpublishing Veröffentlichung – nach Buchcoverdesign, Testlesungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz – gibt es viel zu tun. Ich habe entsprechend einmal aufgelistet, was ich so alles gestalte und mache. Ich hoffe, diese Anregungen sind hilfreich für Leute, die ins Selfpublishing einsteigen oder schon länger dabei sind.

Hier die Auflistung:

Inhaltswarnungen ins Buch integrieren

E-Book für Kindle (Amazon) erstellen und hochladen

E-Book bei Tolino Media hochladen

Taschenbuchausgabe bei Epubli veröffentlichen

Leseprobe auf der eigenen Webseite hochladen

Inhaltshinweise und Inhaltswarnungen auf der Webseite schreiben

Werbebanner- und Header erstellen

kurze Buchvideos oder Trailer erstellen, für Social Media und YouTube

Lesungsvideo erstellen (maximal 5 bis 10 Minuten lang ist ideal)

Textschnipsel oder Mini-Leseproben als Bilder oder Fließtexte erstellen und in Social Media teilen. Im Falle von Bildern Bildbeschreibungen ergänzen.

Buchblogger*innen finden, die Rezensionsexemplare haben möchten oder buchige Aktionen machen, die passend sind (z.B. Blogtouren)

Buch im Buchportal »TheStoryGraph« anlegen

eventuell Buchverlosung auf Lovelybooks

Buch im Form buechertreff.de ankündigen

Buchcoverflash in Social Media

Beiträge rund ums Buch in Social Media, z.B. interessante Fakten, Recherchefunde, Lustiges …

Werbung: Kurz vor, während und nach der Veröffentlichung Buchwerbung überall, wo es passend und erlaubt ist, z.B. in Facebook-Büchergruppen, die thematisch passen.

Weiterer Marketingtipp: Saisonale Bücher immer wieder aufs Neue in der passenden Saison oder zum passenden Anlass bewerben (z.B. Ostern, Weihnachten, queere Aktionstage, Urlaubslektüre im Sommer …)


Fiktiv über moderne Hexen schreiben

Foto: Elena Mozhvilo, Unsplash

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Zum ersten Band meiner Reihe »Hexen in Hamburg« gab es bisher einiges an positivem Feedback, aber auch harsche Kritik. Ich nehme das heute als Anlass, einige weitere Einblicke darin zu geben, wie ich an diese Reihe und die Hexenfiguren herangegangen bin. Eine Person schrieb in einer Rezension, selbst pagan und Hexe zu sein und ich würde mich offenbar nicht gut mit Paganismus und Hexenkunst auskennen. Nun, es ist so: Paganismus ist keine von oben herab organisierte Religion wie z.B. das Christentum, also mit fest vorgeschriebenen Regeln, Ritualen, Bräuchen etc., sondern sehr individualistisch und pluralistisch. Es gibt viele verschiedene pagane Strömungen und Traditionen, die je nach Gruppe oder allein praktizierender Person auch recht unterschiedlich gelebt werden.

Anders ausgedrückt: Mein Paganismus ist höchstwahrscheinlich nicht so wie dein Paganismus … und das ist okay.

Man kann es sich schon denken, ich kann nicht für alle paganen Menschen und Hexen sprechen, dafür ist die Angelegenheit viel zu individuell. Entsprechend leben auch die sechs Hexenfiguren in meiner Reihe ihren paganen Glauben recht unterschiedlich, sie sind keine Mitglieder in einer bestimmten Glaubensgruppe, auch nicht in einem Coven (Hexenzirkel) oder einer Hexenschule.

Ich beschäftige mich übrigens mittlerweile seit 2019 Jahren intensiv mit Paganismus und Hexenkunst, davor auch schon sporadisch mehrere Jahre lang. Ich habe mittlerweile rund 50 Nonfiction-Bücher zu diesen Themen gelesen und auf meiner Wunschliste liegen noch weitere Bücher. Klar, ich bin keine Expertin und ich habe nicht 20 Jahre Erfahrung, aber das hält mich nicht davon ab, fiktiv über moderne Hexen zu schreiben. Und natürlich recherchiere ich auch weiterhin dazu. Im Nachwort von Band 1 nenne ich übrigens mehrere dieser oben erwähnten Nonfiction-Bücher und ich werde das auch in den zukünftigen Nachworten so halten.

Mir wurde in jener Rezension auch vorgeworfen, die Rituale meiner Hexenfiguren wirkten wie »generische Wicca-Rituale«. Mit Wicca kenne ich mich nicht näher aus, ich habe auch keine Initiation in eine der Wicca-Traditionen durchlaufen und keine meiner Hexenfiguren ist Wicca. Entsprechend kann ich zu Wicca ehrlich gesagt herzlich wenig sagen. Was das Generische betrifft – das ist volle Absicht. Und dazu muss ich kurz ein wenig ausholen. Es gibt die sogenannte Hexenpyramide nach dem Okkultisten Éliphas Lévi (1810 – 1875) mit vier Grundsätzen für die Magie: To Dare, To Will, To Know, To Be Silent. (Zu wagen, zu wollen, zu wissen, zu schweigen). Den vierten Grundsatz, über die eigene magische Praxis zu schweigen, bzw. nicht alles zu preiszugeben, was man so macht und glaubt, das ist etwas, das ich viel in der englischsprachigen Hexencommunity sehe. Dieses Schweigen schützt die eigene magische Praxis, auch vor Angriffen aller Art von außen (z.B auch, dass Leute sich darüber lustig machen, sie ins Lächerliche ziehen, magische Gegenstände kaputt machen, Bekehrungsversuche und noch so manches mehr). Das gilt auch für Fotos und Videos in Social Media. Deshalb zeige ich hier kein Foto, das meine persönliche Hexenkunst in den eigenen vier Wänden näher beleuchtet, sondern ein Symbolbild, das ich auf Unsplash gefunden habe.

Entsprechend breite ich in meinen »Hexen in Hamburg«-Romanen, die in erster Linie ja der Unterhaltung dienen, auch nicht meine intimsten spirituellen Erfahrungen in Sachen Hexenkunst und Magie aus, sondern gestalte die Rituale, die meine Figuren machen, wie gesagt mit voller Absicht eher generisch. Übrigens gibt es auch bei magischen Ritualen sehr viele verschiedene Strömungen, wie man diese gestalten kann, von der aufwändigen Zeremonialmagie bis hin zur eher einfachen Volksmagie und Küchenhexerei (englisch »folk magic« und »kitchen witchcraft«), die beide meistens Alltagsgegenstände und Kräuter/Pflanzen aus der eigenen Umgebung verwenden, um mal zwei Beispiele zu nennen. Interessant fand ich auch das Nonfiction-Buch »Intuitive Witchcraft« von Astrea Taylor. Es beschreibt ein magisches System, das sehr viel Wert auf die eigene Intuition für Zauber und Rituale legt, also sehr individualistisch geprägt ist.

Hinzu kommt für mich noch ein weiterer Punkt: Meine Buchreihe richtet sich nicht nur an langjährig erfahrene Hexen und Heid*innen, sondern auch an Leute, die sich mit Hexenkunst und Paganismus nicht näher auskennen. Da wäre es sehr ungünstig, beispielsweise komplizierte zeremonialmagische Praktiken zu beschreiben,die für Außenstehende nur schwer verständlich sein dürften.

Ein Ausblick: In den weiteren Bänden der Reihe wird es um andere pagane Gottheiten und Strömungen gehen als in Band 1. In Band 2, der gerade in einer Testleserunde ist, wird Dani zur Hauptfigur, während die anderen Hexen wieder als Nebenfiguren auftauchen. In Band 3 wird dann eine der anderen Figuren zur Hauptfigur und so weiter, bis jede der Hexen (alle Gender sind gemeint) ihren eigenen Roman erhalten hat.

Love is Love. Oder?

Heute ist wieder der internationale Tag gegen Queerfeindlichkeit. Und am 1. Juni beginnt der Pride Month. In diesem Zusammenhang hatte ich schon im vergangenen Jahr einen Instagrambeitrag geschrieben, den ich gern noch hier in meinen Blog übertragen und bei der Gelegenheit auch aktualisieren wollte.

Es geht mir um den beliebten Spruch „Love is love“. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde ihn zwiespältig, denn: Wir sind als Gesellschaft noch lange nicht da, dass Liebe einfach Liebe ist, ganz egal, wer wen liebt. Wäre ja schön, wenn es so wäre, aber noch ist das eine Utopie.

Weil es immer noch an allen Ecken und Enden überall auf der Welt Queerfeindlichkeit gibt. Siehe z.B. diesen aktuellen Artikel von Queer.de.Teilweise flammt sie auch dort wieder auf, wo sie teilweise schon zumindest in politischen Beschlüssen überwunden war – man schaue sich nur mal die transfeindlichen neuen Gesetze in einigen Staaten der USA an. Weil es immer noch teilweise mit der Gleichberechtigung queerer Menschen erheblich hapert. Auch der Entwurf zum Selbstbestimmungsgesetz, der nun öffentlich einsehbar ist, sorgt für Kritik (siehe z.B. diesen Artikel.)
Weil sich viel zu viele Menschen über inklusive Sprache (Gendern) oder über Neopronomen aufregen. Weil „Love is love“ Teile der queeren Community nicht berücksichtigt, z.B. aromantische Menschen, bzw. auch andere Leute auf dem a_sexuellen Spektrum. Der Spruch berücksichtigt übrigens auch nicht, dass Queerness sich nicht nur auf die sexuelle Orientierung beziehen muss, sondern auch trans, genderqueere, nichtbinäre Menschen meint.

Weil „Love is love“ all die Unterschiede zwischen cis/hetero/allosexuellen/dyageschlechtlichen Menschen und queeren Menschen ausblendet. Unterschiede, die es nun mal gibt und die man auch anerkennen sollte, anstatt sie unsichtbar zu machen.

Das ist ein bisschen so, als wenn ich zu einer Person of Color sagen würde, „Ich sehe keine Hautfarben“ oder zu einer behinderten Person: „Ich sehe deine Behinderung nicht“ oder „Du siehst für mich nicht behindert aus“. Menschen sind nun einmal unterschiedlich, in all ihrer Vielfalt.

Last but not least: Ich bin mir ziemlich sicher, dass es queere Menschen gibt, die den Spruch gern mögen, die ihn vielleicht auf angenehme Weise empowernd finden. Das ist eine individuelle Entscheidung. Aber ich würde nicht als gegeben voraussetzen, dass alle queeren Leute diesen Spruch gern lesen oder selbst verwenden, aus oben genannten Gründen.

Von einem anderen Umgang mit Social Media: Micro-Journalling

Foto: Diana Polekhina, Unsplash

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Ich lese oft in Social Media Beiträge von Leuten, die sich über etwas aufregen, einen Rant (1) schreiben, wütend, traurig oder frustriert sind oder private Probleme oder Alltagsbeobachtungen teilen. Ich meine damit keine aktivistischen Themen, (z.B. Social Justice), sondern eher sehr persönliche Dinge – wobei ich zugeben muss, dass persönliche Probleme natürlich auch mit Social Justice Themen zusammenhängen können, aber darum geht es mir in diesem Beitrag nicht.

Mit anderen Worten: Viele Menschen, und ich nehme mich da nicht aus, benutzen die Social Media wie eine Art öffentliches Tagebuch. Das habe ich vor allem beobachtet auf Twitter (als ich noch dort war), im Fediverse bzw. auf Mastodon und auf Facebook.

Manchmal sind das ellenlange Beiträge, ohne Fragen oder dem Wunsch nach Ratschlägen. Stattdessen wirken sie oft eher so, als ob die betreffende Person einfach Dampf ablassen wollte. Manchmal sind es nur kurze kryptische Sätze, z.B. »Ich bin frustriert!« oder »Der Tag kann dann auch weg!«, meistens ohne weitere Erklärung.

Ich habe auch schon öfter Probleme aus meinem Privatleben in Social Media geschildert. Und war dann oft teilweise doppelt frustriert, zum einen wegen der Probleme, zum anderen weil manchmal niemand auf den betreffenden Beitrag reagierte. Oder aber es kamen völlig unerwünschte oder unpassende Ratschläge, auch wenn die sicherlich gut gemeint waren.

Ich wollte gern etwas ändern, so wie ich auch schon im letzten Jahr daran gearbeitet habe, meinen Umgang mit Social Media zu ändern. (2)

Dann habe ich dieses kurze Video von Cam (aka struthless) gefunden: »I replaced Social Media with Micro-Journalling for 1 Year« https://youtu.be/mFvdHfhVIsQ

Cam beschreibt darin, wie er statt privater, persönlicher Beiträge in Social Media diese Beiträge ein Jahr lang in einer Notiz-App schrieb, also im Grunde wie in einem privaten Tagebuch. Mit der Zeit hat er mehrere positive psychologische Effekte bei sich beobachtet, die daraus entstanden sind. Er möchte diese Methode deshalb weiterhin nutzen.

Das habe ich mir zum Vorbild genommen. Auf meinem Rechner-Desktop liegt nun eine »Micro Journalling«-Datei, in der ich seit rund einem Monat Einträge mache. Seitdem verspüre ich nicht mehr – oder nur selten – den Drang, Rants (1) und Vents (3) oder andere persönliche Dinge in Social Media zu schreiben. Ich werde mal schauen, wie es damit weitergeht.

Fußnoten
(1) Ein Rant ist ein Text über etwas, das einen aufregt oder wütend macht.

(2) siehe diesen Beitrag: https://amalia-zeichnerin.net/digitaler-minimalismus-von-einem-anderen-umgang-mit-social-media/

(3) Ein Vent ist ein Text, mit dem man sich etwas von der Seele schreiben möchte, bzw. mit dem man Dampf ablassen möchte. Manchmal sind Rants und Vents nicht klar voneinander unterscheidbar.

Das Hochstapler-Syndrom – eine Buchempfehlung

© Goldmann Verlag

Immer wieder lese ich in Social Media Beiträge von Autor*innen oder anderen kreativen Leuten, die von argen Selbstzweifeln berichten, die sie mal mehr oder weniger plagen – das Hochstapler Syndrom lässt grüßen (englisch: Imposter Syndrome). Dieses Phänomen ist so weit verbreitet, dass es mir manchmal so scheint, als würden einige Leute es sozusagen als „gottgegeben“ betrachten – in dem Sinne: Haben viele, man kann nichts dagegen machen.

Das ist ein Trugschluss, man kann etwas dagegen unternehmen. Zum Beispiel mit Selbsthilfebüchern wie „Dein Erfolg ist kein Zufall – Vom Gefühl, nie gut genug zu sein. Das Hochstapler-Syndrom erkennen und überwinden“ von Dr. Jessamy Hibberd.

Hier einige Eindrücke aus dem Buch:
Zwei eher schlechte Bewältigungsstrategien, die darin genauer beleuchtet werden, sind Überarbeitung (im Sinne von zu viel arbeiten) und Vermeidung (letzteres auch bekannt als „Aufschieberitis“ bzw. Prokrastination). Das Buch zeigt auf, dass unter anderem Menschen, die zu Perfektionismus neigen, in eine dieser Fallen tappen können, und sich damit selbst sabotieren. Die Autorin gibt Hinweise, was man dagegen unternehmen kann und regt außerdem dazu an, die eigenen Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen. Im Buch ist auch ein englischsprachiger kostenloser online Test zu eigenen Stärken verlinkt (eine Registrierung ist erforderlich).
Die Autorin schreibt im Kapitel 15, »Der beste Schutz vor dem Hochstapler-Syndrom ist es, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben.« Eines der Gegenmittel gegen das Hochstaplersyndrom ist entsprechend eine liebevolle Haltung gegenüber sich selbst und auch Selbst-Mitgefühl. Das klingt einfach, ist es aber nicht, weil viele Mensch ziemlich hart mit sich ins Gericht gehen und dazu neigen, sich selbst – und auch eigene Erfolge – abzuwerten.
Das Buch richtet sich übrigens nicht nur an Menschen mit kreativen Tätigkeiten, sondern ist branchenübergreifend, da sich das Hochstapler-Syndrom in ganz verschiedenen Berufen zeigen kann.
Weitere Tipps aus dem Buch sind Achtsamkeitsübungen und Visualisationen, bei denen man sich vorab eigene Erfolge bildlich vorstellt. Die Autorin rät dazu, sich ein Notizbuch anzuschaffen, um darin so einiges festzuhalten: objektive Erfolge zum Beispiel, und verschiedene Glaubenssätze, die einem das Leben schwer machen. Es gibt noch weitere Ratschläge und Methoden, die ich hier nicht im Detail verraten möchte, weil das diesen Blogbeitrag sprengen würde. Mir hat dieses Buch gut gefallen, denn es hat mir einige Probleme aufgezeigt, mit denen ich von nun an anders umgehen möchte. Ich finde es empfehlenswert.

Hier ein Link zur Verlagsseite des Buches:
https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Dein-Erfolg-ist-kein-Zufall/Jessamy-Hibberd/Goldmann/e583918.rhd

Auch empfehlenswert: Dieses englischsprachige Video der Geschwister Kate und Abbie Emmons, die beide schriftstellerisch tätig sind.
»How to Overcome Self-Doubt as a Writer« (ca. 30 Minuten)
https://www.youtube.com/watch?v=FLyQzAiy60o

Alternative Beziehungsmodelle und unglückliche Liebesdreiecke

eine Polyamorie Pride Flagge

Ich lebe seit einigen Jahren in einem Polycule (polyamores Beziehungsgeflecht). Als Autorin habe ich bisher fast ausschließlich mononormativ geschrieben, aber inzwischen habe ich mit Henny aus „Hexen in Hamburg: Verflucht“ auch eine polyamore Hauptfigur. Mononormativität ist die gesellschaftliche Annahme bzw auch das Vorurteil, dass ausschließlich (romantisch-sexuelle) Beziehungen zu zweit erstrebens- und wünschenswert sind. Oft in Verbindung mit Heteronormativitität: darin werden gegengeschlechtliche/heterosexuelle Beziehungen zu zweit zur »Norm« erklärt.

Bei Polyamorie dagegen gibt es Beziehungen mit mehreren Personen – mit dem ausdrücklichen Konsens aller Beteiligten.

Eine weitere alternative Beziehungsform ist die Beziehungsanarchie. Auf Wikipedia kann man darüber lesen: »Beziehungsanarchie ist die Praxis, zwischenmenschliche Beziehungen auf der Basis individueller Wünsche anstatt feststehender Normen und Regeln zu führen. Sie unterscheidet sich von der Polyamorie dadurch, dass sie annimmt, man brauche keine formelle Unterscheidung zwischen verschiedenen Typen von Beziehungen. Beziehungsanarchisten betrachten jede Beziehung (Liebesbeziehungen und andere) individuell, im Gegensatz zu der üblichen Kategorisierung nach gesellschaftlichen Normen wie „nur Freunde“, „in einer Beziehung“, „in einer offenen Beziehung“.(1)

Und dann gibt es natürlich auch noch die offene Beziehung. Diese gestaltet sich häufig so, dass eine Person sexuelle Kontakte zu mehreren Personen hat, aber »nur« eine romantische (und/oder sexuelle Haupt-)Beziehung. Auch hier besteht ein Konsens der beteiligten Personen.

In der Belletristik ist Mononormativität so verbreitet, dass das Handlungsmuster »Dreiecksbeziehung«/ »Love Triangle« in 99% der Fälle bedeutet, dass die beteiligten drei Personen vorübergehend unglücklich sind – weil sie sich früher oder später zwischen zwei Personen als Partner*in entscheiden müssen. Als polyam Person frustriert mich das mittlerweile so sehr, dass ich einen weiten Bogen um solche Geschichten mache.

Auch ist es standardmäßig in diesen Geschichten so, dass die Figuren noch nie von Polyamorie, offenen Beziehungen oder Beziehungsanarchie gehört haben und noch nicht mal zumindest kurz darüber nachdenken, ob das für sie in Frage käme. Und das finde ich noch frustrierender als solche unglücklichen Liebesdreiecke. Weil das jegliche alternative Beziehungsform ausblendet und so tut, als gäbe es diese gar nicht. Über genau dieses Thema denken übrigens zwei Figuren in einer Novelle von mir nach – in dieser Geschichte geht es um Polyamorie mit vier Personen und wenn alles klappt, veröffentliche ich sie 2024.

Meine Bitte an die Autor*innen hier – wenn ihr über dramatische, unglückliche Liebesdreiecke schreiben wollt – lasst eure Figuren doch mal kurz über alternative Beziehungsmodelle nachdenken. Vielleicht kommen sie dann zu dem Schluss, dass das nichts für sie sei, aber sie haben dann zumindest nebenbei aufgezeigt, dass es noch mehr gibt als mononormative Beziehungen zu zweit.

Weiterführendes
Jährlich am 23. November ist der »Polyamory Day«, mehr dazu gibt es hier: https://polyamoryday.com/

Mehr über Polyamorie kann man auf dieser deutschsprachigen Webseite erfahren: http://www.polyamorie.de/

Mehr über Beziehungsanarchie ist z.B. hier zu lesen:
https://www.polyamorie-ev.de/beziehungsanarchie/

Fußnote
(1) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Beziehungsanarchie

Wie bin ich auf die Idee zu „Hexen in Hamburg“ gekommen?

Ich wollte schon länger einen Urban Fantasy Roman, oder eine Reihe schreiben, die in Hamburg angesiedelt ist. Meine erste Idee war eine Art magisch-übernatürliche Polizei, das DüF („Dezernat für übernatürliche Fälle“). Das habe ich dann umgesetzt in der Kurzgeschichte »Irren ist übernatürlich« aus der Anthologie »Urban Fantasy going queer«. Weitere Geschichten, die in dieser Urban Fantasy Welt angesiedelt sind, gibt es von mir in den Anthologien »Urban Fantasy going intersectional« (wird leider nicht mehr verlegt) und in »Urban Fantasy going fat«, die im kommenden Jahr im ohneohren Verlag erscheint.

Aber solche übernatürlichen Kriminalfälle hätten auch bedeutet, dass ich viel über reale Polizei- und Ermittlungsarbeit hätte recherchieren müssen. Und ich habe festgestellt, dass ich daran nicht so viel Interesse habe. Stattdessen wollte ich gern magisch praktizierende Laien in übernatürlichen Fällen ermitteln lassen, ganz im Sinne von Cosy Krimis, die eher gemütlich als besonders blutig sind.

Dann habe ich die Buchreihe »The Witches of Portland« von T. Thorn Coyle gefunden. Hier geht es ebenfalls um übernatürliche Fälle – und moderne pagane Hexen in einem Coven (Hexengruppe/-zirkel) in Portland, Oregon. Auch die Magie, die sie wirken, wird realistisch geschildert, so wie moderne Hexen sie tatsächlich erleben könnten. Außerdem gibt es in dieser Buchreihe viel Diversität, nicht nur, was die verschiedenen paganen/heidnischen Ausrichtungen angeht, sondern es gibt mehrere queere und BI_Poc Figuren. Eine von ihnen hat außerdem eine chronische Erkrankung. Hinzu kommen außerdem noch mehrere aktivistische Themen, darunter der Kampf gegen Rechtsextremismus und Korruption, Unterstützung für Obdachlose in Portland und noch einiges mehr. Und wer sich nun fragt: T. Thorn Coyle ist selbst aktivistisch tätig und das merkt man auch dieser Buchreihe an. In jedem der Bände ist eine andere Hexenfigur aus dem Coven die Hauptfigur, erweitert um eine zweite Hauptfigur und einer damit verbundenen Liebesgeschichte.

Ich liebe diese Buchreihe sehr und dachte mir, ein ähnliches Konzept würde ich auch gern schreiben, angesiedelt in Hamburg, wenn auch mit einer größeren Betonung auf »Cosy« anstelle von viel Aktivismus und nicht jeweils mit einer Liebesgeschichte. Entsprechend habe ich auch jeweils »nur« eine Hauptfigur anstelle von zweien. Liebe spielt zwar auch eine Rolle in meiner Buchreihe, aber sie steht nicht im Vordergrund, es ist kein Romantasy.

Ich habe T. Thorn Coyle angeschrieben und them mein Konzept vorgestellt. Und gefragt, ob they etwas dagegen hätte, wenn ich das schreiben würde. Ich hätte dieses Projekt nicht begonnen, wenn T. Thorn Coyle dagegen gewesen wäre. Aber they hat sich bedankt für die Frage und mir viel Erfolg für die Buchreihe gewünscht. Dafür bin ich sehr dankbar. Im Gegenzug gibt es deshalb in jedem Band meiner Buchreihe auch Werbung für »The Witches of Portland«.

Hier ein Link zu dieser Buchreihe (nur im amerikanischen Original erhältlich):
https://www.thorncoyle.com/series/the-witches-of-portland

#DiverserDonnerstag: Hexen

In der Aktion #DiverserDonnerstag von Xenia (equalwritesde) geht es diesmal um Hexen.

Ich bin pagane Polytheistin (übrigens keine Wicca) und beschäftige mich auch seit einigen Jahren mit Hexenkunst. Ich mache das auf eine bodenständige Weise, das heißt zum Beispiel, ich vertraue den Naturwissenschaften und evidenzbasierter Medizin, außerdem es gibt einige beliebte Themen in der Hexenszene, mit denen ich persönlich nur wenig oder gar nichts anfangen kann, z.B. Astrologie.

Wie sieht es mit der Repräsentation von echten Hexen in der Literatur aus?

Es gibt ziemlich viel Phantastik mit Hexen, sei es in der Urban Fantasy, Dark Fantasy oder in Märchenadaptionen, bis hin zum Horror oder noch anderen Phantastikgenres – aber Abbildungen realer moderner Hexenfiguren sind eher rar. Oder aber es gibt eine entsprechende Repräsentation, in der Aspekte moderner Hexenkunst, Paganismus/Heidentum und ähnliches abgebildet werden, dann aber häufig gemischt mit ganz viel Phantastik, z.B. Fantasykreaturen wie Werwölfe oder Vampire.

Anders ist es zum Beispiel im Roman »Magic Berlin: Der Weg des Sterns« von Julia Heller, dort werden sind moderne Hexen sowie andere magisch Praktizierende die Hauptfiguren, ohne dass es sehr viele Phantastikelemente gibt. Die Magie dort wird ebenfalls auf eine realistische Weise dargestellt (mit realistisch meine ich hier, ohne spektakuläre Spezialeffekte, sondern eher so, wie tatsächliche Hexen sie erleben würden).

Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch die neunteilige amerikanische Buchreihe »The Witches of Portland« von T. Thorn Coyle. Das Motto dieser nichtbinären Autorenperson lautet »Magic is real and justice is worth fighting for« und das passt auch zur Buchreihe. Sie erzählt von neun Hexen (damit meine ich alle Geschlechtsidentitäten, es gibt z.B. auch eine nichtbinäre Hexe) in einem Hexenzirkel (englisch: coven) und deren Magie wird realistisch abgebildet. Man könnte das genremäßig als eine Mischung aus Urban Fantasy und magischem Realismus bezeichnen. Zugleich ist diese Buchreihe auch empfehlenswert, weil sie sehr viel Diversität beeinhaltet und mehrere aktivistische Themen, u.a. den Kampf gegen Korruption und Queerfeindlichkeit. T. Thorn Coyle kennt sich mit all diesen Themen aus, das merkt man auch der Buchreihe an.
Mehr dazu könnt ihr hier lesen: https://www.thorncoyle.com/series/the-witches-of-portland

Ich habe mich von dieser Buchreihe inspirieren lassen und habe T. Thorn Coyle vor einem Jahr angeschrieben, ob they etwas dagegen hätte, wenn ich nach einem ähnlichen Konzept schreibe – mehrere moderne Hexen, die sich miteinander anfreunden und jede*r von ihnen wird in einem eigenen Buch zur Hauptfigur. T. Thorn Coyle fand das in Ordnung und hat mir viel Erfolg gewünscht.

Meine modernen Hexen leben alle, wie ich, in Hamburg und ich verbinde für diese Buchreihe magischen Realismus mit Cosy Mystery und Urban Fantasy. Band 1 der Reihe erscheint voraussichtlich Anfang 2023, wenn alles klappt.

Ich biete für die Themen Paganismus/Heidentum und Hexenkunst übrigens auch Sensitivity Reading an (nicht für Wicca, damit kenne ich mich nicht näher aus).