Belletristik mit Figuren, die vegan leben

Auf die Idee zu diesem Beitrag kam ich durch einen Austausch mit Simon, danke dafür. Mein persönlicher Bezug zum Thema Veganismus: Ich bin seit ca. 1994 Vegetarierin, kaufe und esse aber mittlerweile, soweit es mir möglich ist, vegan. Das gilt nicht nur fürs Essen, sondern auch für Haushaltsmittel, Kosmetik und Kleidung.

Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen sich Vegetarier*innen und Veganer*innen ständig Witze oder herablassende Kommentare über ihre Lebensweise anhören mussten. Ich frage mich, ob Entsprechendes früher auch in der Belletristik zu finden war, habe aber keine entsprechenden Geschichten gelesen, bzw. kann mich nicht daran erinnern.

Nach und nach gab es dann immer mehr vegane Produkte in Supermärkten, Drogerien und anderen Geschäften. Zum Glück ist das bis heute so. Mittlerweile haben auch die Witze und abwertenden Kommentare nachgelassen, zumindest ist das meine Erfahrung. Bzw. ich bewege mich nun wohl offline und online mehr in „Bubbles“, die veganfriendly sind. Aber es gibt immer noch viele Leute, die sich schon allein durch das Stichwort Veganismus provoziert fühlen, bzw. in ihrer omnivoren Lebensweise angegriffen fühlen. Dazu muss man sich nur mal entsprechende Kommentarspalten im Internet ansehen. (Spoiler: Kann ich nicht empfehlen, es sei denn, ihr habt Lust auf Diskussionen mit beratungsresistenten Menschen.)

Nun möchte ich euch gern einige Bücher mit Figuren vorstellen, die vegan leben. Bitte beachten: Ich habe die meisten dieser Bücher (noch) nicht selbst gelesen, sie wurden mir empfohlen. In drei Fällen kann ich aber Rezensionen von mir verlinken. Ich verlinke auch die Seiten der Autor*innen oder Verlage, wo es möglich ist. Es sind verschiedene Genres dabei, darunter einiges an Romance und verschiedene Subgenres der Phantastik.


„A Kind (of) Demon“ von Simon Rhys Beck
(Urban Fantasy) Der gefallene Engel Daraqael ist im Himmel durch unbequeme Fragen unangenehm aufgefallen und hat sich für Tierschutz eingesetzt, z.B. war er gegen Tieropferungen in der Antike. Das Thema Veganismus und Tierschutz kommt im Roman mehrfach vor. Der Autor beschreibt den Roman auch als „Engel/Dämon Rom Com“
und das finde ich sehr passend, weil das Buch viel Humor bietet.

Meine Rezension: https://www.lovelybooks.de/autor/Simon-Rhys-Beck/A-Kind-of-Demon-12270855919-w/rezension/12485008667/
Die Verlagsseite des Buches: https://www.deadsoft.de/detail/index/sArticle/582

Ergänzung im Mai 2024: In „Liebe auf den zweiten Zufall“ von Anja Slauf
lebt eine der Hauptfiguren vegan und auch das Sortiment der Bäckerei,
in der sie arbeitet ist komplett vegan.
Die Verlagseite des Buches:
https://www.digital-publishers.com/de/romane/liebe-auf-den-zweiten-zufall-liebe-ebook

Die Buchreihe „Umwege“ von Sonja Bethke-Jehle erzählt von mehreren Figuren, die alle vegan leben und das spielt auch für die Handlung eine wichtige Rolle.
https://www.sonja-bethke-jehle.de/ver%C3%B6ffentlichungen/umwege/


„Yadriel und Julian – Cemetery Boys“ von Aiden Thomas
Die Nebenfigur Maritza ist Veganerin und lässt sich auch in Bezug auf ihre spirituelle Praxis als Bruja (eine Art Hexe) nicht davon abbringen. Für Veganer*innen ist der Roman allerdings eventuell schwer zu lesen, denn die übrigen Brujx verwenden häufig Tierblut für ihre magischen Aktivitäten. Aiden Thomas‘ Webseite: https://www.aiden-thomas.com/

„Im Bann der Mondklinge“ von Skalabyrinth hat eine vegane Hauptfigur.
Das Genre beschreibt Skalabyrinth als „Splatter-Erotik-Roman, Dark Funtasy, Morbider Humor“
Link zum Buch: https://www.skalabyrinth.org/books/ImBannDerMondklinge.html

In „Die Schwarze Träumerin“ und „Nicht schon wieder Ragnarök“ von Patricia Eckermann ernähren sich die Hauptfigur Josina und ihre WG-Mitbewohnerin Kamille vegan. Das Genre ist eine Mischung aus Urban Fantasy, Romantasy, High Fantasy verbunden mit nordischer Mythologie, und ich kann diesen Zweiteiler sehr empfehlen.
Meine Rezensionen (auf Lovelybooks):
Die Schwarze Träumerin
Nicht schon wieder Ragnarök
Die Seite der Autorin: https://antagonisten.de/romane-sachbuecher

In „Die Mauern um unsere Herzen“ (Gay Romance) von Celia Jansson
zieht die Hauptfigur in eine vegane WG.
Die Webseite der Autorin: https://celiajansson.blogspot.com/p/texte.html

„Vergiss mein nicht – eine tierisch schöne Liebesgeschichte: Nicht nur für Veganer“ von Katja Hildebrandt. Die Protagonistin Line wird im Laufe der Handlung Veganerin.
Die Webseite der Autorin: https://katjahildebrandt.de/

„Veganes Schnitzel zum Verlieben: Liebesroman“ von Annette Böhler
handelt von der veganen Foodbloggerin Ella.
Link zum Buch: https://www.annetteboehler.com/liebesromane/

Ich habe in der Buchbubble nachgefragt, wer noch passende Bücher kennt.
Folgende wurden mir genannt:

Ich zitiere: „Der Mausbiber Gucky aus „Perry Rhodan“ ist selbstverständlich vegan.“

In dem High Fantasy Roman „Die Melodie der Wünsche“ von Anne Herzel gibt es mehrere vegetarische und vegan lebende Figuren.
Anne Herzels Linktree: https://linktr.ee/wellenbuch

In der Trilogie „Wood Love“ (Band 1 heißt „WOOD High LOVE“) von D.C. Odesza ist die Hauptfigur Lova Veganerin. Das Genre wird beschrieben als düstere, verbotene Liebesgeschichte. Die Webseite der Autorin: https://dcodesza.com/

Die „Anno Initium“-Trilogie von Dinko Skopljak (Band 1 heißt: „Die Gestrandeten“)
Das Genre ist Horror/Postzombieapokalypse. Ich zitiere aus einem Beitrag im Fediverse: „Veganismus ist hier zukunftsweisend und unter den Haupt- und positiven Nebencharakteren absolut normalisiert. Es wird höchstens an einer oder zwei Stellen in einem Konflikt mit omnivor lebenden Menschen thematisiert. Hinterfragenswert ist in dem Fall immer omnivor, nie vegan. (Der Autor schreibt daneben auch entgendert.) In Anbetracht des Genres aber nichts für empfindlichere Menschen.“
Link zum Buch: https://abookalypse.com/de/

„Skye – Götter des Nordens“ von Lea McMoon ist ein Young Adult Fantasy Roman/Romantasy mit einer vegan lebenden Hauptfigur.
Link zum Buch: https://www.elavandemaan.de/young-adult-books-lea-mcmoon/skye-goetter-des-nordens/

Nora Bendzko schrieb mir:
„Ich habe eine wichtigere Figur in „Die Götter müssen sterben“, die auch zentral im Sequel „Die Helden sind tot“ eine Rolle spielt. Der junge Orphiker Kaystros lebt vegan, wie alle in seiner Bruderschaft.“
Die Webseite der Autorin: https://norabendzko.com/mein-schreiben/veroeffentlichungen/die-goetter-muessen-sterben/

Das folgende Buch gibt es nur auf Englisch, ich zitiere Lena Richter:
„The Terraformers“ von Annalee Newitz. „Das spielt in einer weit entfernten Zukunft auf einem Planeten, der über mehrere Generationen terraformt und für Menschen bewohnbar gemacht wird. Da es da ein „Uplifting“ gab, also einen Vorgang, bei dem Tiere ein Bewusstsein entwickelt haben, gilt da selbst das halten von Tieren zum Zweck von Melken usw., unter den dort lebenden Humanoiden als schockierend und falsch, gibt es sogar einen Konflikt zu. (Also weil es unter einigen der sich dort ansiedelnden Menschen einen seltsamen Trend gibt, wieder „traditionell“ leben zu wollen, inklusive Herdentieren. Das wird aber, wie gesagt, als falsch und grausam geschildert, es ist also insgesamt eine Welt, in der veganes Leben (natürlich mit futuristischen (Lebens-)Mitteln) der Normalzustand ist.“
Annalee Newitz‘ Webseite: https://www.techsploitation.com/#/sciencefiction/

Aiki Mira schrieb mir:
„Rain in Titans Kinder lebt vegan, ist aber wie Rains Asexualität kein großes Thema sondern Alltag auf der Erde und auf Titan – vegan zu leben wird aber thematisiert, weil es im Roman um Ethik und Leben geht.“ Das Genre ist Space-Utopie.
Aiki Miras Webseite: https://aikimira.webnode.page/projekte/

„Sanguen Daemonis“ von Anna Zabini
Die Figur Sivan lebt vegan. Das Genre des Buches Dark Fantasy/Urban Fantasy/Queer Fantasy.
Die Verlagsseite: https://www.ohneohren.com/sanguen-daemonis

In dem humorvollen Roman „Alles Tofu, oder was?“ von Ellen Berg geht es um eine vegan lebende Protagonistin, die auch ein veganes Restaurant betreibt.

Die Verlagsseite des Buches: https://www.aufbau-verlage.de/aufbau-taschenbuch/alles-tofu-oder-was/978-3-7466-3128-8

Buchbloggerin Simone nannte mir auf Instagram außerdem die folgenden Bücher:

„Conveniently in Bloom“ von Elise Kennedy (nur auf Englisch erhältlich)
Elise Kennedys Webseite: https://elisekbooks.com/

„All of my Friends are Rich“ von Michael Sarais (nur auf Englisch)
Michael Sarais‘ Webseite: https://www.michaelsarais.com/

„Love on the Brain“ von Ali Hazelwood hat zwei vegane Hauptfiguren.
Ali Hazelwoods Webseite: https://alihazelwood.com/

Im zweiten Band der Queer Romance Reihe „Boyfriend Material“ ( mit dem Titel „Husband Material“) von Alexis Hall ist einer der Hauptcharaktere vegan.
Alexis Hall Webseite: https://quicunquevult.com/

„The Charm Offensive – Wenn die Klappe fällt, beginnt die Liebe“ von Alison Cochrun, das ist ein Debütroman. Alison Cochruns Webseite: https://www.alisoncochrun.com/

Last but not least ein eigenes Buch: Mein Liebesroman „Orangen und Schokolade“: Der Protagonist Thomas ist Fitness-Blogger und Veganer. Das bietet auch der Protagonistin Sarah einige Gedankenanstöße im Laufe der Handlung.

Und ein Ausblick: In meiner Buchreihe „Hexen in Hamburg“ sind alle sechs Hexen veganfriendly, Alannah und ihre Lebensgefährtin Franziska sind außerdem Veganerinnen. Alannah wird in Band 3 der Reihe zur Hauptfigur. Dieser Band erscheint, wenn alles klappt, im nächsten Jahr.

Und hier noch zwei Infos rund um Veganismus:
Im Januar war wie jedes Jahr der Veganuary, auf der entsprechenden Webseite und darüber hinaus finden sich viele Anregungen, Veganismus auszuprobieren, auch eine Fülle an Rezepten.
Am 1. November ist der Welt-Vegan Tag. Mehr zu diesem Aktionstag gibt es z.B. hier: https://vegan-day.org/de/
Aber natürlich gilt, wie bei allen anderen Aktionstagen oder -wochen: Veganer*innen leben das ganze Jahr über vegan. Entsprechend kann mensch natürlich auch die Tipps von der oben genannten Veganuary-Seite das ganze Jahr über ausprobieren. Wenn ihr das macht, wünsche ich euch viel Freude dabei.

Weltschmerz in einer komplexen Welt voller Krisen

Das wird ein Blogbeitrag mit mehreren Zitaten, da ich einige kluge Gedanken anderer Leute gefunden habe. Zunächst eines von dem Autor Thilo Corzilius:

»Uns fehlt der Mut, sich einzugestehen, dass man die Welt nicht umfassend erklären kann. Ihre Verflechtungen sind zu komplex, um sie bei einem Bier in der Küche mit ein paar Freunden zu erklären. Auch nicht bei tausend Bieren und mit tausend Freunden (…) Uns fehlt das Selbstvertrauen, uns einzugestehen, dass uns die Welt fertig macht – und wir deswegen auch fertig sein dürfen. Wir powern einfach durch, als wäre nichts gewesen. Wir kommen aus einer Pandemie, der Klimawandel holt uns ein, die rechten Populisten brennen allerorten den Anstand nieder und immer sitzt irgendwo ein Diktator/Terrorist mit dem Finger am Abzug.« (1)

Thilos Worte haben mich nachdenklich gemacht. Manche Menschen mit psychischen Erkrankungen sagen gern, sie seien nicht verrückt, stattdessen leben sie (und wir alle) in einer verrückten Welt. Oder dass diese verrückte Welt sie verrückt mache. Personen, die schon mal ernsthaft Weltschmerz hatten – ob mit psychischer Erkrankung oder nicht – können diese Gedanken eventuell nachvollziehen.

Wie also mit all dem umgehen? Neulich habe ich folgendes Zitat von Cliff Jerrison gelesen (Übersetzung von mir, aus dem Englischen): »Die psychische Gesundheit zu bewahren, ist schwierig, weil so viele Bewältigungsstrategien auf der Idee basieren, dass Ängste nicht berechtigt sind. Aber zurzeit wäre folgender Ansatz besser: »Deine Ängste sind sehr berechtigt, aber du musst trotzdem die Pflanzen gießen, sonst hast du am Ende Faschismus UND tote Pflanzen.«

Faschismus lässt sich natürlich auch ersetzen mit Terror, Krieg, Klimakrise oder anderen Krisen dieser Welt. Wir müssen irgendwie weitermachen, trotz aller Krisen. Gerade wegen all der Krisen. Aber durchpowern, als sei nichts gewesen, da geht es mir wie Thilo, das ist für mich keine Option. Und ich fange auch gewiss keine Stammtisch-Diskussionen über hochkomplexe Themen an.

Es gibt viele kluge Sachbücher über die Krisen unserer Welt und einige handeln auch davon, wie man damit besser umgehen kann, so dass man an all dem nicht kaputt geht. Einige gehen auch darauf ein, wie Social Justice Themen, z.B. Rassismus, mit verschiedenen Krisen zusammenhängen, die teilweise einen jahrhundertelangen historischen Hintergrund haben.

Ich habe mehrere dieser Bücher auf meiner Wunschliste, einige schon selbst gelesen und weitere auf meinem SuB. Ich habe festgestellt: Wenn ich Analysen zu den oft komplexen Hintergründen von Krisen lese, wie im Buch »Klimarassismus«, wenn ich also ein Problem in seiner Tiefe verstehe, dann geht es mir etwas besser – selbst wenn das Problem noch immer vorhanden ist. Ich habe dann aber einen anderen, einen informierten Zugang dazu und den Kopf nicht mehr voller Fragezeichen.

Hier einige dieser Sachbücher:
»Klimaangst: Wenn die Klimakrise auf die Psyche schlägt – Stärke deine Resilienz« von Amelie und Friederike Schomburg

»Klimarassismus: Der Kampf der Rechten gegen die ökologische Wende« von Matthias Quent, Christoph Richter, Axel Salheiser

Aktuell lese ich: »Was uns durch die Krise trägt: Ein Generationengespräch« von Frido Mann und Marina Weisband

»Im Grunde gut – Eine neue Geschichte der Menschheit« von Rutger Bregman

»Die Entscheidung – Kapitalismus vs. Klima« von Naomi Klein

»How To Change Everything – Wie wir alles ändern können und die Zukunft retten« von Naomi Klein und Rebecca Stefoff

»Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten« von Alice Hasters

»Deutschland Schwarz Weiß: Der alltägliche Rassismus« von Noah Sow

Etwas, das mir in letzter Zeit Hoffnung gemacht hat, war ein kurzer englischsprachiger Essay von T. Thorn Coyle mit dem Titel »Fighting Tyranny and Claiming Joy«

Ein Zitat daraus: »Fighting tyranny is something we can do every single day. It starts by noticing that the world is a beautiful, complex place. It starts by centering around love.
To fight tyranny is to say, “We are here, and we shall not comply with orders or actions that diminish us.” To fight tyranny is, to quote Emma Goldman, to insist upon “freedom, the right to self-expression, everybody’s right to beautiful, radiant things.“ » (2)

In diesem Sinne, gebt die Hoffnung nicht auf und macht weiter.

(1) Quelle: https://www.instagram.com/p/C0g2yNXNbhU/

(2) Quelle: https://www.thorncoyle.com/post/flinging-joy-in-the-face-of-oppression

Wie finde ich Inspiration?

Diese Frage stammt vom vergangenen #Autor_innensonntag.

Wo fange ich da an? Es gibt so vieles, das mich inspiriert. Oft sind es andere Geschichten, die bei mir einen Funken entzünden – z.B. in Filmen, Serien oder Büchern. Mein aktuelles Urban-Fantasy-Projekt ist von der Serie »Good Omens« inspiriert – kurz nachdem ich die 2. Staffel gesehen hatte, stand ein sehr drängeliges Plotbunny bei mir vor der Tür, mit zwei übernatürlichen Protagonisten im Schlepptau.

Meine Buchreihe „Hexen in Hamburg“ ist inspiriert von T. Thorn Coyle Buchreihe „The Witches of Portland“ – ich habe ein ähnliches Konzept wie Thorn, aber natürlich einen anderen Schauplatz, andere Figuren und andere Geschichten. Ich habe Thorn vorher gefragt, ob they etwas dagegen hätte, wenn ich diese Buchreihe mit den Hexen in Hamburg in Angriff nehme. They war einverstanden. Im Gegenzug gibt es in meiner Buchreihe Werbeseiten für Thorns Buchreihe und ich empfehle die „Witches of Portland“ immer gern weiter.

Meine Hobbys Liverollenspiel und Pen & Paper Rollenspiel haben mich ebenfalls schon öfter auf schriftstellerische Ideen gebracht. Anders wären mein Debütroman »Der Stern des Seth« und der vom Fantasy-LARP beeinflusste High Fantasy Roman »Vanfarin – Von Untoten und Totems« wohl gar nicht entstanden. In letzterem habe ich dazu etwas im Nachwort geschrieben.

Die Kurzgeschichte »Mein Regenbogenschirm« ist inspiriert von Tom Hollands Drag-Tanz- und Playback-Performance zu Rihannas »Umbrella« bei Lipsync Battle.

Mein Roman »Love and Crime 101« geht zurück auf etwas, das der Schauspieler Oscar Isaac in einem Interview erzählt hat. Dazu habe ich etwas im Nachwort geschrieben und ihn auch in meiner Danksagung genannt. Ich finde auch noch weitere Schauspieler*innen inspirierend, außerdem Songs/Musik, weitere Kunstschaffende …

Womit ich eher nicht gerechnet habe: auch manche historischen Recherchen haben mich auf weitere Ideen gebracht, die gar nicht für das ursprüngliche Projekt gedacht waren. Teilweise waren es nur kleine Details, die ich dann in einem neuen Projekt unterbringen konnte.

Für mehr Diversität im Bücherregal

Neulich schrieb mir jemand im Fediverse, er fühle sich nicht »divers« genug für Phantastik mit Diversität. Er sei ein monogamer cis hetero Mann. Und da möchte ich gern widersprechen. Heute richte ich mich einmal an alle, die diesen Beitrag lesen und straight (heterosexuell), cis und weiß sind. Oder auch ablebodied anstatt behindert, neurotypisch, allosexuell, nicht von Armut betroffen – mit anderen Worten: ich wende mich mit diesem Beitrag an Leute, die nicht einer oder mehreren marginalisierten Minderheiten angehören.

Das Lesen von Belletristik fördert die Empathie und das Sich-Hineinversetzen-Können in andere Lebenswelten. Dazu gibt es übrigens auch psychologische Studien, von denen einige z.B. Elea Brandt in ihrem lesenswerten Blogbeitrag „Ist Phantastik unpolitisch?“ verlinkt hat.

Wer aber als weißer cis hetero Mensch immer nur Bücher von anderen weißen cis hetero Menschen liest, die wiederum nur von weißen cis hetero Menschen handeln … ihr ahnt es schon, so hat man wenig Chancen, sich literarisch in die Erfahrungswelten von Menschen hineinzuversetzen, die nicht so sind, wie man selbst. Zum Beispiel queer. Oder Schwarz. Oder neurodivergent. Oder behindert. Oder oder oder … es gibt viele Diversitätsthemen.

In den USA gibt es zurzeit rechtskonservative bis hin zu noch rechteren Intiativen, die massiv Bücherzensur betreiben und bestimmte Bücher in Bildungseinrichtungen verbieten (googelt mal »Banned Books«). Davon sind auch Klassiker der Weltliteratur betroffen, sowie überdurchschnittlich viele Bücher über marginalisierte Themen, häufig auch von marginalisierten Autor*innen. Es gibt dort also immer mehr Menschen, die wollen, dass nur noch die Lebenswelten von weißen cis hetero Menschen in Büchern Gehör finden. Und wer sich fragt, zum Glück gibt es auch Gegenintiativen, die gegen diese Bücherzensur ankämpfen.

In Deutschland gibt es zurzeit keine Bücherzensur dieser Art und ich hoffe sehr, dass das auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten so bleibt.

Und was können wir heute tun? Ich bin bei weitem nicht die erste Person, die darüber schreibt, aber ich möchte auch gern daran erinnern, falls ihr noch nichts in der Richtung gehört oder gelesen habt: Liebe nicht marginalisierte Lesefans, bitte diversifiziert eure Bücherregale, wenn ihr dazu die Möglichkeit habt – zusätzlich zu dem, was ihr sonst so lest. Auf die Weise findet ihr vielleicht auch die eine oder andere Bücherperle, die euch sonst entgangen wäre. Viel Freude beim Lesen.

Warum ich der Superheld*innen überdrüssig bin

Ich war rund zehn Jahre lang ein Fan des Marvel Cinematic Universe. Ich habe fast jeden der vielen Filme geschaut und mehrere der Serien. Hinzu kam noch ein bisschen von DC, z.B. Batman und Wonder Woman. Ich habe auch selbst mal mit dem Gedanken gespielt, einen Roman mit Superheld*innen zu schreiben. Aber mittlerweile bin ich dieses Subgenres der Phantastik überdrüssig. Woran liegt das? Schauen wir uns den Superhelden (TM) mal genauer an. Meistens ist der cis männlich, deshalb lasse ich mal das Gendern in diesem Fall.

Ich glaube, die Faszination, die Superhelden ausüben, liegt im Wesentlichen an zwei Dingen:

1. Die Frage, die man sich als Fan stellen kann, rein hypothetisch natürlich: Was wäre, wenn ich Superkräfte hätte? Was könnte ich damit alles erreichen?

2. Das Wunschdenken, dass es einfach nur einen (Super-)Helden braucht, der die Welt rettet. Oder auch ein Superhelden-Team, wie bei den Avengers (Marvel) oder der Justice League (DC). Überspitzt gesagt, hat das auch ein bisschen etwas von dem christlichen Glauben an einen Heiland/Messias, der die Menschheit rettet, indem er sich für sie opfert.

Was mich daran stört? Der Superheld, der im Alleingang die Welt rettet, hat mit menschlichen Erfahrungen eigentlich wenig zu tun. Menschen haben vielleicht besondere Fähigkeiten, aber nun mal keine Superkräfte. Das menschliche Dasein ist – global betrachtet – voll von Leid, Überlebenskampf, Versuch und Irrtum, Krankheiten, Hunger, Chaos und Zerstörung, aber natürlich auch von positiven Dingen wie Freude und Hoffnung. Und wir können allein oft nicht viel erreichen, sondern mehr in Teams, in Communities, in Gemeinschaften. Vielleicht sprechen mich deshalb Superheld*innen-Teams noch eher an als der xte einsame Superheld, der auszieht, um die Welt zu retten … und dann dafür von den Menschen verehrt wird wie ein Gott.

Interessant fand ich auch folgenden Kommentar im Fediverse, der auf eine politische Dimension eingeht:
I also had much of my entertainment sucked out of Marvel superhero stuff after realizing that – with all their power – the heroes only defend the status quo and hardly challenge it. Once that became clear it was impossible to not see how conservative these movies are. (Quelle )

Aktuell sehe ich noch die Marvel-Serie „Loki“ (auf Disney+). Aber das war es dann erst mal für mich mit den Superheld*innen. Wenn es nicht in Zukunft Filme oder Serien mit einem erfrischenden neuen Konzept gibt – z.B. Superheld*innen, die den Status Quo herausfordern, um noch einmal zu diesem Zitat zurückzukommen – werde ich mich lieber anderer Phantastik widmen.

EDIT: Autorin und Bloggerin Nike Leonhard hat sich ebenfalls Gedanken über Superheld*innen gemacht, insbesondere mit Hinblick auf den Einsatz von Gewalt in entsprechenden Geschichten.
Hier ist Nikes lesenswerter Blogbeitrag:
https://nikeleonhard.wordpress.com/2018/08/15/crash-boom-baeng-superhelden-und-gewalt/

Zu dem Thema „Den Status Quo verteidigen“ gibt es ein interessantes englischspr. Video auf YouTube von Pop Culture Detective:
„MCU Defenders of The Status Quo“

Rund um meine Gothic Novelle „Geisterhaft“

Zur Veröffentlichung dieser Novelle habe ich im Oktober 2023 in Social Media einen „Countdown“ erstellt. Hier einige Beiträge daraus zum Nachlesen, denn Beiträge in Social Media verschwinden ja schnell wieder.

Was sind Gothic Novels?
Das ist eine historische Form der Schauerliteratur, die inbesondere Ende des 18. Jahrhundert und im frühen 19. Jahrhundert im englischsprachigen Raum und darüber hinaus beliebt war. Oft, nicht immer, geht es darin um verwunschene alte Häuser, Geistererscheinungen oder zwielichtige Figuren, die düstere Geheimnisse hüten. In der Epoche der Romantik gab es die Unterströmung der »Schwarzen Romantik«. Wikipedia weiß zu berichten: »Typische Motive der Schwarzen Romantik sind unter anderem das Unheimliche, Dämonische, Abgründiges in der menschlichen Psyche bis hin zum Wahnsinn, Erotik und Gewalt sowie der Tod.«

Einige Beispiele sind die folgenden Werke:
»Udolphos Geheimnisse« von Ann Radcliffe (1794)
»Die Elixiere des Teufels« und »Der Sandmann« von E. T. A. Hoffmann (1815 und 1816)
»Frankenstein« von Mary Shelley (1818)
»Der Glöckner von Notre Dame« von Victor Hugo (1831)
»Der Untergang des Hauses Usher« von Edgar Allan Poe (1839)
»Die Blumen des Bösen« von Charles Baudelaire (Lyrik, erschienen 1857 bis 1868)

Auch Jane Austen greift Gothic Novels auf, in ihrem Roman »Die Abtei von Northanger« (von 1817) schwärmt die Protagonistin Catherine für den Roman »Udolphos Geheimnisse« von Ann Radcliffe.

Hier außerdem eine Kurzzusammenfassung typischer Handlungsmuster in Gothic Novels, die Tom Hiddleston in einem Interview erzählt hat (übersetzt von mir):

Zur Einstimmung auf »Geisterhaft« einige Bilder, einen englischsprachigen Essay und eine Videoempfehlung:

Meine Deviant Art Collection »Gothic Horror«
https://www.deviantart.com/amalias-dream/favourites/93127108/gothic-horror

Und für diejenigen von euch, die Englisch lesen können, ein unterhaltsamer und informativer Essay über Gothic Novels: »How to Tell if You are a Heroine in a Gothic Romance« von Dr. Maria DeBlassie

Falls ihr schaurig-schöne Ambience-Videos mögt, für Gothic Horror kann ich dieses empfehlen: »Gothic Horror Writer’s Room Ambience« auf YouTube: https://youtu.be/Kbg2zYkG-FU

Eine Playlist von mir, ebenfalls auf YouTube: Gothic Novels Music and Ambience Playlist

Abbildung: Screenshot aus dem Film »Gaslight« von 1940, mit Anton Walbrook und Diana Wynyard.

Was ist Gaslighting?

In meiner Gothic Novelle spielt dieses Phänomen eine gewisse Rolle und steht entsprechend auch in den Inhaltswarnungen. Wie genau es vorkommt, das verrate ich nicht, wegen Spoilergefahr. Auf Wikipedia ist zu lesen: »Als Gaslighting (…) wird in der Psychologie eine Form von psychischer Gewalt beziehungsweise Missbrauch bezeichnet, mit der Opfer gezielt desorientiert, manipuliert und zutiefst verunsichert werden, und ihr Realitäts- und Selbstbewusstsein allmählich deformiert bzw. zerstört wird (…) Der Begriff stammt vom Titel des Theaterstücks Gas Light von 1938. Der britische Dramatiker Patrick Hamilton zeigte darin erstmals diese Praxis und machte sie zu einem öffentlich wahrgenommenen und diskutierten Thema. Die 1940 in Großbritannien unter dem Titel »Gaslicht« und 1944 in den USA unter dem Titel »Das Haus der Lady Alquist« verfilmte Geschichte machte den Begriff weltbekannt.«

Das Spukhaus
Ich liebe Spukhausgeschichten und wollte schon immer mal selbst eine schreiben. Der dritte Protagonist in meiner Gothic Novelle ist gewissermaßen Landerson Manor, ein hochherrschaftliches altes Haus und der wichtigste Schauplatz in der Handlung. Dafür habe ich einen Grundriss gestaltet, um mich besser in den Räumlichkeiten orientieren zu können. Er basiert auf einem bestehenden Haus, ich habe ihn dann so abgewandelt, dass er für meine Geschichte passte. Ich habe eine Beschriftung ausgeblendet, wegen Spoilergefahr.

Eine Lesung aus der Novelle, mit passenden Bildern und Geräuschen, gibt es auf YouTube.

Seite der Novelle, mit einer ausführlichen Leseprobe:
https://amalia-zeichnerin.net/schauerliteratur/

Anregungen zur Aktion „Buchmesse zu Hause“ für Autor*innen und Buchblogger*innen


Für Autor*innen und Buchblogger*innen, die nicht auf einer der großen Buchmessen sein können oder wollen.

Die Aktion dient dazu, dass sich Autor*innen, Leser*innen und Buchblogger*innen virtuell austauschen und die gemeinsame Liebe zu Büchern feiern können, auf eine angenehme und positive Weise. An diesem Wochenende ist entsprechend aus meiner Sicht weniger ein guter Zeitpunkt, um über alles Mögliche zu ranten/sich aufzuregen, was im Autor*innenleben oder auf dem Buchmarkt u.a. nicht „rund“ läuft. Diese Themen sind natürlich auch wichtig, aber kein Schwerpunkt dieser Aktion.

Für Autor*innen:
Nutzt im Zeitraum der jeweiligen Buchmesse den Hashtag #BuchmesseZuHause in Social Media
Anregungen:
Stellt euch vor
Stellt eure neuen oder alten Bücher vor
Berichtet über eure aktuellen oder zukünftigen Projekte
Stellt Fragen an eure Leserschaft
Was liebt ihr besonders an dem Genre/den Genres, das /die ihr schreibt?
Was ist das Besondere an eurem Buch/euren Büchern? Hat es ein Alleinstellungsmerkmal?
Was war die interessanteste, seltsamste oder lustigste Frage, die ihr mal bekommen habt, zum Beispiel in einem Interview oder auf einem Event?

Für Buchblogger*innen
Nutzt im Zeitraum der jeweiligen Buchmesse den Hashtag #BuchmesseZuHause in Social Media
Anregungen:
Stellt euch und euren Blog vor.
Welches Buch lest ihr gerade?
Welches hat euch zuletzt besonders gut gefallen?
Was ist das nächste Buch, das ihr lesen möchtet?
Habt ihr Lieblingsautorinnen? Und was gefällt euch besonders an ihren Büchern?
Was liebt ihr besonders an dem Genre/den Genres, das /die ihr lest?
Was ist etwas Besonderes an dem Buch, das ihr gerade lest?
Hand aufs Herz, wie hoch ist euer SuB (Stapel ungelesener Bücher), oder habt ihr aufgehört zu zählen?
Was war das interessanteste Erlebnis, das ihr mal im Zusammenhang mit einem Buch oder Autor*innen hattet?

Das sind nur einige Anregungen, die ihr verwenden könnt oder auch nicht. Ich wette, euch fällt noch viel mehr rund um Bücher ein, viel Spaß!

Tipps für Selfpublisher*innen: Was ich so alles mache rund um eine Veröffentlichung


Rund um eine Selfpublishing Veröffentlichung – nach Buchcoverdesign, Testlesungen, Lektorat, Korrektorat und Buchsatz – gibt es viel zu tun. Ich habe entsprechend einmal aufgelistet, was ich so alles gestalte und mache. Ich hoffe, diese Anregungen sind hilfreich für Leute, die ins Selfpublishing einsteigen oder schon länger dabei sind.

Hier die Auflistung:

Inhaltswarnungen ins Buch integrieren

E-Book für Kindle (Amazon) erstellen und hochladen

E-Book bei Tolino Media hochladen

Taschenbuchausgabe bei Epubli veröffentlichen

Leseprobe auf der eigenen Webseite hochladen

Inhaltshinweise und Inhaltswarnungen auf der Webseite schreiben

Werbebanner- und Header erstellen

kurze Buchvideos oder Trailer erstellen, für Social Media und YouTube

Lesungsvideo erstellen (maximal 5 bis 10 Minuten lang ist ideal)

Textschnipsel oder Mini-Leseproben als Bilder oder Fließtexte erstellen und in Social Media teilen. Im Falle von Bildern Bildbeschreibungen ergänzen.

Buchblogger*innen finden, die Rezensionsexemplare haben möchten oder buchige Aktionen machen, die passend sind (z.B. Blogtouren)

Buch im Buchportal »TheStoryGraph« anlegen

eventuell Buchverlosung auf Lovelybooks

Buch im Form buechertreff.de ankündigen

Buchcoverflash in Social Media

Beiträge rund ums Buch in Social Media, z.B. interessante Fakten, Recherchefunde, Lustiges …

Werbung: Kurz vor, während und nach der Veröffentlichung Buchwerbung überall, wo es passend und erlaubt ist, z.B. in Facebook-Büchergruppen, die thematisch passen.

Weiterer Marketingtipp: Saisonale Bücher immer wieder aufs Neue in der passenden Saison oder zum passenden Anlass bewerben (z.B. Ostern, Weihnachten, queere Aktionstage, Urlaubslektüre im Sommer …)


Fiktiv über moderne Hexen schreiben

Foto: Elena Mozhvilo, Unsplash

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Zum ersten Band meiner Reihe »Hexen in Hamburg« gab es bisher einiges an positivem Feedback, aber auch harsche Kritik. Ich nehme das heute als Anlass, einige weitere Einblicke darin zu geben, wie ich an diese Reihe und die Hexenfiguren herangegangen bin. Eine Person schrieb in einer Rezension, selbst pagan und Hexe zu sein und ich würde mich offenbar nicht gut mit Paganismus und Hexenkunst auskennen. Nun, es ist so: Paganismus ist keine von oben herab organisierte Religion wie z.B. das Christentum, also mit fest vorgeschriebenen Regeln, Ritualen, Bräuchen etc., sondern sehr individualistisch und pluralistisch. Es gibt viele verschiedene pagane Strömungen und Traditionen, die je nach Gruppe oder allein praktizierender Person auch recht unterschiedlich gelebt werden.

Anders ausgedrückt: Mein Paganismus ist höchstwahrscheinlich nicht so wie dein Paganismus … und das ist okay.

Man kann es sich schon denken, ich kann nicht für alle paganen Menschen und Hexen sprechen, dafür ist die Angelegenheit viel zu individuell. Entsprechend leben auch die sechs Hexenfiguren in meiner Reihe ihren paganen Glauben recht unterschiedlich, sie sind keine Mitglieder in einer bestimmten Glaubensgruppe, auch nicht in einem Coven (Hexenzirkel) oder einer Hexenschule.

Ich beschäftige mich übrigens mittlerweile seit 2019 Jahren intensiv mit Paganismus und Hexenkunst, davor auch schon sporadisch mehrere Jahre lang. Ich habe mittlerweile rund 50 Nonfiction-Bücher zu diesen Themen gelesen und auf meiner Wunschliste liegen noch weitere Bücher. Klar, ich bin keine Expertin und ich habe nicht 20 Jahre Erfahrung, aber das hält mich nicht davon ab, fiktiv über moderne Hexen zu schreiben. Und natürlich recherchiere ich auch weiterhin dazu. Im Nachwort von Band 1 nenne ich übrigens mehrere dieser oben erwähnten Nonfiction-Bücher und ich werde das auch in den zukünftigen Nachworten so halten.

Mir wurde in jener Rezension auch vorgeworfen, die Rituale meiner Hexenfiguren wirkten wie »generische Wicca-Rituale«. Mit Wicca kenne ich mich nicht näher aus, ich habe auch keine Initiation in eine der Wicca-Traditionen durchlaufen und keine meiner Hexenfiguren ist Wicca. Entsprechend kann ich zu Wicca ehrlich gesagt herzlich wenig sagen. Was das Generische betrifft – das ist volle Absicht. Und dazu muss ich kurz ein wenig ausholen. Es gibt die sogenannte Hexenpyramide nach dem Okkultisten Éliphas Lévi (1810 – 1875) mit vier Grundsätzen für die Magie: To Dare, To Will, To Know, To Be Silent. (Zu wagen, zu wollen, zu wissen, zu schweigen). Den vierten Grundsatz, über die eigene magische Praxis zu schweigen, bzw. nicht alles zu preiszugeben, was man so macht und glaubt, das ist etwas, das ich viel in der englischsprachigen Hexencommunity sehe. Dieses Schweigen schützt die eigene magische Praxis, auch vor Angriffen aller Art von außen (z.B auch, dass Leute sich darüber lustig machen, sie ins Lächerliche ziehen, magische Gegenstände kaputt machen, Bekehrungsversuche und noch so manches mehr). Das gilt auch für Fotos und Videos in Social Media. Deshalb zeige ich hier kein Foto, das meine persönliche Hexenkunst in den eigenen vier Wänden näher beleuchtet, sondern ein Symbolbild, das ich auf Unsplash gefunden habe.

Entsprechend breite ich in meinen »Hexen in Hamburg«-Romanen, die in erster Linie ja der Unterhaltung dienen, auch nicht meine intimsten spirituellen Erfahrungen in Sachen Hexenkunst und Magie aus, sondern gestalte die Rituale, die meine Figuren machen, wie gesagt mit voller Absicht eher generisch. Übrigens gibt es auch bei magischen Ritualen sehr viele verschiedene Strömungen, wie man diese gestalten kann, von der aufwändigen Zeremonialmagie bis hin zur eher einfachen Volksmagie und Küchenhexerei (englisch »folk magic« und »kitchen witchcraft«), die beide meistens Alltagsgegenstände und Kräuter/Pflanzen aus der eigenen Umgebung verwenden, um mal zwei Beispiele zu nennen. Interessant fand ich auch das Nonfiction-Buch »Intuitive Witchcraft« von Astrea Taylor. Es beschreibt ein magisches System, das sehr viel Wert auf die eigene Intuition für Zauber und Rituale legt, also sehr individualistisch geprägt ist.

Hinzu kommt für mich noch ein weiterer Punkt: Meine Buchreihe richtet sich nicht nur an langjährig erfahrene Hexen und Heid*innen, sondern auch an Leute, die sich mit Hexenkunst und Paganismus nicht näher auskennen. Da wäre es sehr ungünstig, beispielsweise komplizierte zeremonialmagische Praktiken zu beschreiben,die für Außenstehende nur schwer verständlich sein dürften.

Ein Ausblick: In den weiteren Bänden der Reihe wird es um andere pagane Gottheiten und Strömungen gehen als in Band 1. In Band 2, der gerade in einer Testleserunde ist, wird Dani zur Hauptfigur, während die anderen Hexen wieder als Nebenfiguren auftauchen. In Band 3 wird dann eine der anderen Figuren zur Hauptfigur und so weiter, bis jede der Hexen (alle Gender sind gemeint) ihren eigenen Roman erhalten hat.

Love is Love. Oder?

Heute ist wieder der internationale Tag gegen Queerfeindlichkeit. Und am 1. Juni beginnt der Pride Month. In diesem Zusammenhang hatte ich schon im vergangenen Jahr einen Instagrambeitrag geschrieben, den ich gern noch hier in meinen Blog übertragen und bei der Gelegenheit auch aktualisieren wollte.

Es geht mir um den beliebten Spruch „Love is love“. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde ihn zwiespältig, denn: Wir sind als Gesellschaft noch lange nicht da, dass Liebe einfach Liebe ist, ganz egal, wer wen liebt. Wäre ja schön, wenn es so wäre, aber noch ist das eine Utopie.

Weil es immer noch an allen Ecken und Enden überall auf der Welt Queerfeindlichkeit gibt. Siehe z.B. diesen aktuellen Artikel von Queer.de.Teilweise flammt sie auch dort wieder auf, wo sie teilweise schon zumindest in politischen Beschlüssen überwunden war – man schaue sich nur mal die transfeindlichen neuen Gesetze in einigen Staaten der USA an. Weil es immer noch teilweise mit der Gleichberechtigung queerer Menschen erheblich hapert. Auch der Entwurf zum Selbstbestimmungsgesetz, der nun öffentlich einsehbar ist, sorgt für Kritik (siehe z.B. diesen Artikel.)
Weil sich viel zu viele Menschen über inklusive Sprache (Gendern) oder über Neopronomen aufregen. Weil „Love is love“ Teile der queeren Community nicht berücksichtigt, z.B. aromantische Menschen, bzw. auch andere Leute auf dem a_sexuellen Spektrum. Der Spruch berücksichtigt übrigens auch nicht, dass Queerness sich nicht nur auf die sexuelle Orientierung beziehen muss, sondern auch trans, genderqueere, nichtbinäre Menschen meint.

Weil „Love is love“ all die Unterschiede zwischen cis/hetero/allosexuellen/dyageschlechtlichen Menschen und queeren Menschen ausblendet. Unterschiede, die es nun mal gibt und die man auch anerkennen sollte, anstatt sie unsichtbar zu machen.

Das ist ein bisschen so, als wenn ich zu einer Person of Color sagen würde, „Ich sehe keine Hautfarben“ oder zu einer behinderten Person: „Ich sehe deine Behinderung nicht“ oder „Du siehst für mich nicht behindert aus“. Menschen sind nun einmal unterschiedlich, in all ihrer Vielfalt.

Last but not least: Ich bin mir ziemlich sicher, dass es queere Menschen gibt, die den Spruch gern mögen, die ihn vielleicht auf angenehme Weise empowernd finden. Das ist eine individuelle Entscheidung. Aber ich würde nicht als gegeben voraussetzen, dass alle queeren Leute diesen Spruch gern lesen oder selbst verwenden, aus oben genannten Gründen.